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Mährisches Tagblatt. Nr. 30, Olmütz, 06.02.1884.

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im Inst.-Regt. Nr. 8. Der angebliche Graf
Wagensterg kontrahirte hierorts mehrere Hotel-
Schulden und pumpte auch mehrere hiesige Adelige
an. Süß der häufig das hiesige Theater besuchte,
war bereits eine bekannte Persönlichkeit. Man
wird sich eines kleinen schwächlichen Männchens
erinnern, das auffallend hinkte, stets ein schwarz-
gelbes Bändchen im Knopfloch trug und mit
einem langen grauen Sommer-Ueberzieher be-
kleidet war. Dieser Fremde war der angebliche Graf
Wagensterg. Derselbe wird noch heute dem Straf-
gerichte eingeliefert werden.

(Benefice-Vorstellung.)

Zum Benefice
des Characterdarstellers, Herrn Lehmann, geht
heute Shakespeares Drama: "Der Kaufmann
von Venedig"
in Scene Die Wahl dieses
Werkes ist eine sehr gute und dürfte der Bene-
ficiant, der unserem Publikum schon manche treff-
liche Leistung bot und sich großer Beliebtheit
erfreut, heute ein volles Haus erzielen. Herr
Lehmann spielt den "Shylok."

(Olmützer Wochenmarkt vom 6. Februar.)

Der heutige Wochenmarkt, so schwach er auch be-
fahren war, bot dennoch ein klares Bild des
jetzigen Geschäftsganges, welcher wie selten in
der Winterszeit, heuer ganz matt und lustlos
ist. So hielten sich heute sowohl Brauer wie
Malzfabrikanten, deren Geschäfte der bisher
ungelösten Eisfrage gegenüberstehen, ganz reservirt
und sind es auch dem Gersteneinkaufe vis a vis,
weßhalb am heutigen Wochenmarkte dieser Ar-
tikel vollständig unbeachtet blieb. Die 2--3
Käufer, die am Platze auftraten, benützten die
totale Flauheit, zu stark gedrückten Preisen ein-
zukaufen. Das Geschäft, das sich ohnehin nur
auf die Deckuug des heimischen Bedarfes be-
schränkte, liegt demnach im Argen, wenn nicht
bald ein günstiger Witterungsumschlag eintritt.
Auch im Weizen ist die Stimmung nicht besser.
Freilich sind die geringeren Mengen, die jetzt
am Markte ausgeboten sind, nicht ausschlag-
gebend. Roggen ist gefragt, doch gleichfalls mäßig
vertreten.

(Ernennungen.)

Die "Wiener Zeitung"
meldet: Der Superintendent-Stellvertreter und
evangelische Pfarrer helvetischer Confession in
Rovecin, Benjamin Fleischer wurde zum Mit-
glied des mährischen Landes-Schulrathes, der Re-
gierungs-Secretär Ed. v. Rosenberg zum Bezirks-
hauptmann und der Bezirks-Commissär Othmar
Herzig zum Regierungs-Secretär in Schlefien
ernannt.

(Schwere Erkrankung.)

Der Landtags-
Abgeordnete Adolph v. Ripka-Rechthofen liegt im
Sterben.

(Arbeiter-Strike.)

Wiener Blätter melden:
Sämmtliche Arbeiter der Seidenzeug-Fabrik
Schmieda und Compagnie in Mährisch-Schön-
berg striken und verlangen Lohnerhöhung. Da
der Fabriksbesitzer bedeutende Lieferungen abge-
schlossen hat, wird mit den Arbeitern unterhandelt,
jedoch bisher vergebens.

(Deutscher Schulverein.)

Die nächste Haupt-
versammlung des "deutschen Schulvereines" findet
zu Pfingsten in Graz statt.

(Speisezettel der Volksküche.)

Morgen
Donnerstag. Erbsensuppe, Selchfleisch, Kraut,
Knödel.




Vom Tage.
(Das Leichenbegängniß der Gallmeyer.)

Sang- und klanglos, wie sie es gewünscht, wurde
gestern in Wien Josephine Gallmeyer zu Grabe
getragen. Eine unabsehbare Menschenmenge um-
stand vor dem Trauerhause den einfachen, zwei-
spännigen Leichenwagen, an dessen Ecken vier
Kerzen, in Lampen mit mattem Glase, ein
düsteres Licht gaben. Vor und hinter dem
Leichenwagen wurden auf je einem Blumen-
wagen die zahlreichen Kränze gelegt, welche von
Nah und Fern Freunde und Verehrer der Ver-
blichenen gesendet hatten. Die Kirche zu St.-
Johann Nepomuk, wo die Einsegnung stattfand
war lange vor zwei Uhr für welche Zeit das
Leichenbegängniß anberaumt war im wahren
Sinne des Wortes überfüllt.

Um 2 Uhr wurde der schmucklose Holzsarg
mit den Ueberresten der todten Pepi gehoben und
die schmale Stiege hinabgetragen. Als der
Leichenzug auf die Straße trat, bot sich ein impo-
santes Bild. Dichtgedrängt standen die Theil-
nehmer an der Trauerfeier in sechsfachen Reihen
vor dem Hause. Auf den Stufen, die zur
[Spaltenumbruch] Johanneskirche führen, war kein Plätzchen frei
und die Fenster und Balcons der benachbarten
Häuser waren gleichfalls stark besetzt.

Mit Mühe und Noth wurde der Leichen-
wagen quer über die Straße, bis vor die Kirche
gebracht, in welcher die Einsegnung stattfinden
sollte. Bis auf das letzte Plätzchen war das
weite, große Gotteshaus gefüllt, und als der
Sarg in die Kirche getragen wurde und die
Freunde der Verstarbenen nachdrängten, ent-
wickelte sich in dem Hause ein geradezu lebens-
gefährliches Gedränge .... Die eigentlichen
Trauergäste standen draußen auf den Steinfliesen,
einigen wenigen war es geglückt, hineinzukommen,
das Gros der Kirchenbesucher bildeten die
Wiener.

Vom Hofstaate des Erzherzogs Wilhelm
war der Kammervorsteher Feldmarschall-Lieutenant
Koblitz v. Willenburg erschienen. Anwesend waren
ferner die Schriftsteller Anzengruber und der
Präsident des Schriftsteller-Vereines "Concordia"
Regierungsrath v. Weilen, der Director des
Burgtheaters Ad. Wilbrandt, Hofopern-Director
Jahn, die Directoren Bukowics Costa und Steiner,
Graf Lamezan, Herrn v. Dumba, die Damen
Schläger, Christen, Bredow, Groß, die Herren
Girardi, Schweighofer, Blasel, Guttmannn, Joseffy,
Bank etc.

Wenige Minuten nach 2 Uhr war die
kirchliche Feier vorüber. Der Zug setzte
sich langsam in Bewegung. An der jetzt
verödeten Stätte ihres Ruhmes an dem
Carltheater vorüber, wurde die todte Pepi ge-
führt. Eine lange wallende Trauerfahne grüßte
vom Balcon des Hauses herab die todte Träge-
rin der glanzvollen Vergangenheit des Carl-
theaters. In dem hellen klaren Sonnenschein
nahm sich das Haus mit dem schmutzig ge-
wordenen Anstrich doppelt einsam aus. Der
stumme Gruß, den der schwarze Flor herüber-
sandte zu dem Sarge der feschen Pepi, er war
auch eine Art stummer Trauerbotschaft für das
einsame Haus selbst. Die genialste Soubrette
die auf seinen Brettern gewirkt, todt, sein großer
Matras wahnsinnig, das glänzende Ensemble
auseinandergestoben. "Verdorben -- gestorben".
Auf allen Wegen, die zum Friedhofe führten,
standen hunderte Menschen, welche den Leichenzug
erwarteten. Den Leichenzug eröffneten zwei be-
rittene Sicherheitswachmänner, dann folgte ein
Wagen mit Kränzen, hierauf der einfache zwei-
spännige Leichenwagen, hinter demselben wieder
ein Wagen mit Kränzen und dann eine unab-
sehbare Reihe von Equipagen und Fiakern mit
den Trauergästeu.

Das Grab der Gallmeyer befindet sich links
von der Capelle des Friedhofes; ein Weg, welcher
längs der Einfriedungsmauer des Friedhofes
läuft, führt dahin. Man geht einige Schritte
längs dieser Mauer, biegt dann rechts nach dem
ersten offenen Platz ein und befindet sich an einem
aufgeworfenen Grabe. Unter demselben ein Grab-
stein aus politirten Granit, umringt von Epheu
und anderen Gewächs. Auf dem Stein liest man
die Worte: Christian Gallmeyer, geb.
19. März 1814 gest. 25. Februar 1867. Das
ist das Grab des Vaters der Gallmeyer -- und
zugleich der Ort, an welchem auch sie zur letzten
Ruhe gebettet wird. Wer seitwärts tritt, der
sieht den Sarg des Christian Gallmeyer. Irgend
ein Unberufener hat am Sockel dieses Grabsteines
eine mit einem Veilchenkranz umgebene Marmor-
tafel niedergelegt, auf welcher in Goldbuchstabeu
die Worte stehen: "Du hast die Blumen
auf dem Grabe verschmäht -- deine Lieblings-
blume aber eilt Dir voraus." Die Freunde der
Verstorbenen ordneten sofort an, daß diese Tafel
entfernt werde, da es dem ausdrücklichen letzten
Wunsche der Gallmeyer widerspricht, ihr Grab
mit Blumen zu schmücken. Um den Hügel, den
die ans dem Grabe gehobene Erde bildet, waren
mehrere Repräsentantinnen der Wiener Bühnen-
welt versammelt.

Eine alte Freundin der Gallmeyer war auch
hiehergeeilt: Anna Grobecker. Da stand sie wei-
nend und gedachte wohl früherer Triumphe und
fröhlicherer Zeiten ...

Die Freunde der Verstorbenen, die letzten,
die ihr auch im Tode nahegestanden, umringen
im Halbkreis das offene Grab, in welches jetzt
unter dem Läuten der Friedhofglocke der braune
Holzsarg gesenkt wurde. Es ist 3/44 Uhr Nach-
mittags; die Sonne sendet ihre goldigsten
Strahlen hinunter auf das Grab Josephine
[Spaltenumbruch] Gallmeyer's, als wollte sie noch einmal ihren
Glanz über sie ausbreiten. -- Dann kollern
die Erdschollen hinab; kein Wort wird laut, nur
das Schluchzen der Damen hört man und das
Wehklagen der treuen Lisi, der Kammerfrau der
Verstorbenen, die sich mühsam an das Grab vor-
drängt und einige Schollen Erde hinabwirft.
Zwei Männer im blauen Arbeitsrocke werfen nun
den Grabhügel auf. Alles steht entblößten Haup-
tes da während dieser Arbeit, die etwa eine halbe
Stunde währt. Kurz vor 4 Uhr ist Alles zu
Ende. Man legt die Kränze auf den Grabhügel
und die Menschen entfernen sich. Nun ruht Jo-
sephine Gallmeyer in kühler Erde.

(Ein billiges Heilmittel.)

Magenleidenden
empfiehlt sich der Gebrauch der echten "Moll's
Seidlitzpulver", die bei geringen Kosten die nach-
haltigsten Heilresultate nach sich ziehen. Schachtel
mit Gebrauchs-Anweisung 1 fl. ö. W. Täglicher
Versandt per Postnachnahme durch A. Moll,
Apotheker, k. k. Hoflieferant, Wien, Tuchlauben 9.
In den Apotheken der Provinz verlange man
ausdrücklich Moll's Präparat mit dessen Schutz-
marke und Unterschrift.

(Ermordung eines Polizei-Agenten.)

Wie die "Dresdener Nachrichten" melden, erin-
nerte sich, durch eine in diesem Blatte enthaltene
genaue Personsbeschreibung aufmerksam geworden,
der Amts-Copist Rößler in Dresden, das er als
Soldat mit einem Manne gedient hatte, der so
wie der Florisdorfer Verbrecher zwei Warzen
an der linken Wange hatte. Rößler verfügte sich
sofort auf die Polizei und ließ sich in der Criminal-
Abtheilung das Porträt des Verbrechers vorlegen,
wobei er sofort die Ueberzeugung gewann, daß
er hier den ehemaligen Corporal Stellmacher vor
sich habe, welcher mit ihm in den Jahren 1865/76
im sächsischen 2. Grenadier-Regiment Nr. 101
gedient hatte. Die weitere Erörterungen ergaben,
daß dieser Stellmacher aus Grottau in Schlesien
gebürtig, das Schuhmacherhandwerk erlernt und
dann bei einem preußisch-schlesischen Regiment in
Militärdienst trat, aus welchem Regimente er
später in das 12. sächsische Armeecorps übertrat
und zum Unterofficier avancirte. Sehr bald darauf
ward er nach der Schweiz fahnenenflüchtig, weß-
halb er steckbrieflich verfolgt wurde. Die Dresdener
Criminal-Abtheilung fahndete nach den Rößler'schen
Mittheilungen nun sofort bei dem genannten
Regiment nach weiteren Kameraden Stellmacher's
aus jenen Dienstjahren und ermittelte deren auch
eine ansehnliche Zahl, welche sämmtlich die Ge-
sichtszüge des Corporals Stellmacher mit den
ominösen zwei Warzen auf dem von der Criminal-
Polizei vorgelegten Porträt erkannten. Selbstver-
ständlich hat die Dresdener Behörde sich sofort
mit der Wiener ins Einvernehmen gesetzt und
werden wahrscheinlich die sämmtichen dortigen
Recognoscirungszeugen nach Wien befördert wer-
den, um dem Verbrecher auch persönlich gegen-
übergestellt zu werden. Bei der Wiener Staats-
anwaltschaft ist hievon allerdings -- wie ver-
lautet -- bisher noch nichts bekannt. Es bleibt
also die Bestätigung dieser Nachricht abzuwarten.

(In der Menagerie.)

In London sind
mehrere Priester aus Siam angekommen, um dem
weißen Elephanten ihre Huldigung darzubringen.
Das Thier schien seine Landsleute zu erkennen,
und äußerte seine Freude über das Wiedersehen,
indem es seinen Rüssel in den Wasserbehältr
tauchte und die ihn Anbetenden mit einer riesigen
Douche überraschte.




Kein Zweifel mehr!

Wer bisher noch Zweifel gehabt, daß die
Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen ein sicheres,
rasches und angenehmes Haus- und Heilmittel
bei Krankheiten des Magens, der Därme und
des Blutes sind, der lese die Urtheile, welche die
ersten Männer der medicinischen Wissenschaft
über diese Pillen abgegeben. Erhältlich a Schachtel
70 Kreuzer in den bekannten Apotheken. In
Olmütz bei Hern Dr. Schrötter Apoth.




Königl. städt. Theater in Olmütz.



Direction Emil Schönerstädt.
28. Vorstell. Abonn. susp. Gerader Tag.
Mittwoch, den 6. Februar 1884.
Zum Benefice des Schauspielers Herrn
Carl Lehmann.
Der Kaufmann von Benedig.

Schauspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare.


[Spaltenumbruch]

im Inſt.-Regt. Nr. 8. Der angebliche Graf
Wagenſterg kontrahirte hierorts mehrere Hotel-
Schulden und pumpte auch mehrere hieſige Adelige
an. Süß der häufig das hieſige Theater beſuchte,
war bereits eine bekannte Perſönlichkeit. Man
wird ſich eines kleinen ſchwächlichen Männchens
erinnern, das auffallend hinkte, ſtets ein ſchwarz-
gelbes Bändchen im Knopfloch trug und mit
einem langen grauen Sommer-Ueberzieher be-
kleidet war. Dieſer Fremde war der angebliche Graf
Wagenſterg. Derſelbe wird noch heute dem Straf-
gerichte eingeliefert werden.

(Benefice-Vorſtellung.)

Zum Benefice
des Characterdarſtellers, Herrn Lehmann, geht
heute Shakeſpeares Drama: „Der Kaufmann
von Venedig“
in Scene Die Wahl dieſes
Werkes iſt eine ſehr gute und dürfte der Bene-
ficiant, der unſerem Publikum ſchon manche treff-
liche Leiſtung bot und ſich großer Beliebtheit
erfreut, heute ein volles Haus erzielen. Herr
Lehmann ſpielt den „Shylok.“

(Olmützer Wochenmarkt vom 6. Februar.)

Der heutige Wochenmarkt, ſo ſchwach er auch be-
fahren war, bot dennoch ein klares Bild des
jetzigen Geſchäftsganges, welcher wie ſelten in
der Winterszeit, heuer ganz matt und luſtlos
iſt. So hielten ſich heute ſowohl Brauer wie
Malzfabrikanten, deren Geſchäfte der bisher
ungelöſten Eisfrage gegenüberſtehen, ganz reſervirt
und ſind es auch dem Gerſteneinkaufe vis a vis,
weßhalb am heutigen Wochenmarkte dieſer Ar-
tikel vollſtändig unbeachtet blieb. Die 2—3
Käufer, die am Platze auftraten, benützten die
totale Flauheit, zu ſtark gedrückten Preiſen ein-
zukaufen. Das Geſchäft, das ſich ohnehin nur
auf die Deckuug des heimiſchen Bedarfes be-
ſchränkte, liegt demnach im Argen, wenn nicht
bald ein günſtiger Witterungsumſchlag eintritt.
Auch im Weizen iſt die Stimmung nicht beſſer.
Freilich ſind die geringeren Mengen, die jetzt
am Markte ausgeboten ſind, nicht ausſchlag-
gebend. Roggen iſt gefragt, doch gleichfalls mäßig
vertreten.

(Ernennungen.)

Die „Wiener Zeitung“
meldet: Der Superintendent-Stellvertreter und
evangeliſche Pfarrer helvetiſcher Confeſſion in
Rovecin, Benjamin Fleiſcher wurde zum Mit-
glied des mähriſchen Landes-Schulrathes, der Re-
gierungs-Secretär Ed. v. Roſenberg zum Bezirks-
hauptmann und der Bezirks-Commiſſär Othmar
Herzig zum Regierungs-Secretär in Schlefien
ernannt.

(Schwere Erkrankung.)

Der Landtags-
Abgeordnete Adolph v. Ripka-Rechthofen liegt im
Sterben.

(Arbeiter-Strike.)

Wiener Blätter melden:
Sämmtliche Arbeiter der Seidenzeug-Fabrik
Schmieda und Compagnie in Mähriſch-Schön-
berg ſtriken und verlangen Lohnerhöhung. Da
der Fabriksbeſitzer bedeutende Lieferungen abge-
ſchloſſen hat, wird mit den Arbeitern unterhandelt,
jedoch bisher vergebens.

(Deutſcher Schulverein.)

Die nächſte Haupt-
verſammlung des „deutſchen Schulvereines“ findet
zu Pfingſten in Graz ſtatt.

(Speiſezettel der Volksküche.)

Morgen
Donnerſtag. Erbſenſuppe, Selchfleiſch, Kraut,
Knödel.




Vom Tage.
(Das Leichenbegängniß der Gallmeyer.)

Sang- und klanglos, wie ſie es gewünſcht, wurde
geſtern in Wien Joſephine Gallmeyer zu Grabe
getragen. Eine unabſehbare Menſchenmenge um-
ſtand vor dem Trauerhauſe den einfachen, zwei-
ſpännigen Leichenwagen, an deſſen Ecken vier
Kerzen, in Lampen mit mattem Glaſe, ein
düſteres Licht gaben. Vor und hinter dem
Leichenwagen wurden auf je einem Blumen-
wagen die zahlreichen Kränze gelegt, welche von
Nah und Fern Freunde und Verehrer der Ver-
blichenen geſendet hatten. Die Kirche zu St.-
Johann Nepomuk, wo die Einſegnung ſtattfand
war lange vor zwei Uhr für welche Zeit das
Leichenbegängniß anberaumt war im wahren
Sinne des Wortes überfüllt.

Um 2 Uhr wurde der ſchmuckloſe Holzſarg
mit den Ueberreſten der todten Pepi gehoben und
die ſchmale Stiege hinabgetragen. Als der
Leichenzug auf die Straße trat, bot ſich ein impo-
ſantes Bild. Dichtgedrängt ſtanden die Theil-
nehmer an der Trauerfeier in ſechsfachen Reihen
vor dem Hauſe. Auf den Stufen, die zur
[Spaltenumbruch] Johanneskirche führen, war kein Plätzchen frei
und die Fenſter und Balcons der benachbarten
Häuſer waren gleichfalls ſtark beſetzt.

Mit Mühe und Noth wurde der Leichen-
wagen quer über die Straße, bis vor die Kirche
gebracht, in welcher die Einſegnung ſtattfinden
ſollte. Bis auf das letzte Plätzchen war das
weite, große Gotteshaus gefüllt, und als der
Sarg in die Kirche getragen wurde und die
Freunde der Verſtarbenen nachdrängten, ent-
wickelte ſich in dem Hauſe ein geradezu lebens-
gefährliches Gedränge .... Die eigentlichen
Trauergäſte ſtanden draußen auf den Steinflieſen,
einigen wenigen war es geglückt, hineinzukommen,
das Gros der Kirchenbeſucher bildeten die
Wiener.

Vom Hofſtaate des Erzherzogs Wilhelm
war der Kammervorſteher Feldmarſchall-Lieutenant
Koblitz v. Willenburg erſchienen. Anweſend waren
ferner die Schriftſteller Anzengruber und der
Präſident des Schriftſteller-Vereines „Concordia“
Regierungsrath v. Weilen, der Director des
Burgtheaters Ad. Wilbrandt, Hofopern-Director
Jahn, die Directoren Bukowics Coſta und Steiner,
Graf Lamezan, Herrn v. Dumba, die Damen
Schläger, Chriſten, Bredow, Groß, die Herren
Girardi, Schweighofer, Blaſel, Guttmannn, Joſeffy,
Bank ꝛc.

Wenige Minuten nach 2 Uhr war die
kirchliche Feier vorüber. Der Zug ſetzte
ſich langſam in Bewegung. An der jetzt
verödeten Stätte ihres Ruhmes an dem
Carltheater vorüber, wurde die todte Pepi ge-
führt. Eine lange wallende Trauerfahne grüßte
vom Balcon des Hauſes herab die todte Träge-
rin der glanzvollen Vergangenheit des Carl-
theaters. In dem hellen klaren Sonnenſchein
nahm ſich das Haus mit dem ſchmutzig ge-
wordenen Anſtrich doppelt einſam aus. Der
ſtumme Gruß, den der ſchwarze Flor herüber-
ſandte zu dem Sarge der feſchen Pepi, er war
auch eine Art ſtummer Trauerbotſchaft für das
einſame Haus ſelbſt. Die genialſte Soubrette
die auf ſeinen Brettern gewirkt, todt, ſein großer
Matras wahnſinnig, das glänzende Enſemble
auseinandergeſtoben. „Verdorben — geſtorben“.
Auf allen Wegen, die zum Friedhofe führten,
ſtanden hunderte Menſchen, welche den Leichenzug
erwarteten. Den Leichenzug eröffneten zwei be-
rittene Sicherheitswachmänner, dann folgte ein
Wagen mit Kränzen, hierauf der einfache zwei-
ſpännige Leichenwagen, hinter demſelben wieder
ein Wagen mit Kränzen und dann eine unab-
ſehbare Reihe von Equipagen und Fiakern mit
den Trauergäſteu.

Das Grab der Gallmeyer befindet ſich links
von der Capelle des Friedhofes; ein Weg, welcher
längs der Einfriedungsmauer des Friedhofes
läuft, führt dahin. Man geht einige Schritte
längs dieſer Mauer, biegt dann rechts nach dem
erſten offenen Platz ein und befindet ſich an einem
aufgeworfenen Grabe. Unter demſelben ein Grab-
ſtein aus politirten Granit, umringt von Epheu
und anderen Gewächs. Auf dem Stein lieſt man
die Worte: Chriſtian Gallmeyer, geb.
19. März 1814 geſt. 25. Februar 1867. Das
iſt das Grab des Vaters der Gallmeyer — und
zugleich der Ort, an welchem auch ſie zur letzten
Ruhe gebettet wird. Wer ſeitwärts tritt, der
ſieht den Sarg des Chriſtian Gallmeyer. Irgend
ein Unberufener hat am Sockel dieſes Grabſteines
eine mit einem Veilchenkranz umgebene Marmor-
tafel niedergelegt, auf welcher in Goldbuchſtabeu
die Worte ſtehen: „Du haſt die Blumen
auf dem Grabe verſchmäht — deine Lieblings-
blume aber eilt Dir voraus.“ Die Freunde der
Verſtorbenen ordneten ſofort an, daß dieſe Tafel
entfernt werde, da es dem ausdrücklichen letzten
Wunſche der Gallmeyer widerſpricht, ihr Grab
mit Blumen zu ſchmücken. Um den Hügel, den
die ans dem Grabe gehobene Erde bildet, waren
mehrere Repräſentantinnen der Wiener Bühnen-
welt verſammelt.

Eine alte Freundin der Gallmeyer war auch
hiehergeeilt: Anna Grobecker. Da ſtand ſie wei-
nend und gedachte wohl früherer Triumphe und
fröhlicherer Zeiten ...

Die Freunde der Verſtorbenen, die letzten,
die ihr auch im Tode nahegeſtanden, umringen
im Halbkreis das offene Grab, in welches jetzt
unter dem Läuten der Friedhofglocke der braune
Holzſarg geſenkt wurde. Es iſt ¾4 Uhr Nach-
mittags; die Sonne ſendet ihre goldigſten
Strahlen hinunter auf das Grab Joſephine
[Spaltenumbruch] Gallmeyer’s, als wollte ſie noch einmal ihren
Glanz über ſie ausbreiten. — Dann kollern
die Erdſchollen hinab; kein Wort wird laut, nur
das Schluchzen der Damen hört man und das
Wehklagen der treuen Liſi, der Kammerfrau der
Verſtorbenen, die ſich mühſam an das Grab vor-
drängt und einige Schollen Erde hinabwirft.
Zwei Männer im blauen Arbeitsrocke werfen nun
den Grabhügel auf. Alles ſteht entblößten Haup-
tes da während dieſer Arbeit, die etwa eine halbe
Stunde währt. Kurz vor 4 Uhr iſt Alles zu
Ende. Man legt die Kränze auf den Grabhügel
und die Menſchen entfernen ſich. Nun ruht Jo-
ſephine Gallmeyer in kühler Erde.

(Ein billiges Heilmittel.)

Magenleidenden
empfiehlt ſich der Gebrauch der echten „Moll’s
Seidlitzpulver“, die bei geringen Koſten die nach-
haltigſten Heilreſultate nach ſich ziehen. Schachtel
mit Gebrauchs-Anweiſung 1 fl. ö. W. Täglicher
Verſandt per Poſtnachnahme durch A. Moll,
Apotheker, k. k. Hoflieferant, Wien, Tuchlauben 9.
In den Apotheken der Provinz verlange man
ausdrücklich Moll’s Präparat mit deſſen Schutz-
marke und Unterſchrift.

(Ermordung eines Polizei-Agenten.)

Wie die „Dresdener Nachrichten“ melden, erin-
nerte ſich, durch eine in dieſem Blatte enthaltene
genaue Perſonsbeſchreibung aufmerkſam geworden,
der Amts-Copiſt Rößler in Dresden, das er als
Soldat mit einem Manne gedient hatte, der ſo
wie der Florisdorfer Verbrecher zwei Warzen
an der linken Wange hatte. Rößler verfügte ſich
ſofort auf die Polizei und ließ ſich in der Criminal-
Abtheilung das Porträt des Verbrechers vorlegen,
wobei er ſofort die Ueberzeugung gewann, daß
er hier den ehemaligen Corporal Stellmacher vor
ſich habe, welcher mit ihm in den Jahren 1865/76
im ſächſiſchen 2. Grenadier-Regiment Nr. 101
gedient hatte. Die weitere Erörterungen ergaben,
daß dieſer Stellmacher aus Grottau in Schleſien
gebürtig, das Schuhmacherhandwerk erlernt und
dann bei einem preußiſch-ſchleſiſchen Regiment in
Militärdienſt trat, aus welchem Regimente er
ſpäter in das 12. ſächſiſche Armeecorps übertrat
und zum Unterofficier avancirte. Sehr bald darauf
ward er nach der Schweiz fahnenenflüchtig, weß-
halb er ſteckbrieflich verfolgt wurde. Die Dresdener
Criminal-Abtheilung fahndete nach den Rößler’ſchen
Mittheilungen nun ſofort bei dem genannten
Regiment nach weiteren Kameraden Stellmacher’s
aus jenen Dienſtjahren und ermittelte deren auch
eine anſehnliche Zahl, welche ſämmtlich die Ge-
ſichtszüge des Corporals Stellmacher mit den
ominöſen zwei Warzen auf dem von der Criminal-
Polizei vorgelegten Porträt erkannten. Selbſtver-
ſtändlich hat die Dresdener Behörde ſich ſofort
mit der Wiener ins Einvernehmen geſetzt und
werden wahrſcheinlich die ſämmtichen dortigen
Recognoscirungszeugen nach Wien befördert wer-
den, um dem Verbrecher auch perſönlich gegen-
übergeſtellt zu werden. Bei der Wiener Staats-
anwaltſchaft iſt hievon allerdings — wie ver-
lautet — bisher noch nichts bekannt. Es bleibt
alſo die Beſtätigung dieſer Nachricht abzuwarten.

(In der Menagerie.)

In London ſind
mehrere Prieſter aus Siam angekommen, um dem
weißen Elephanten ihre Huldigung darzubringen.
Das Thier ſchien ſeine Landsleute zu erkennen,
und äußerte ſeine Freude über das Wiederſehen,
indem es ſeinen Rüſſel in den Waſſerbehältr
tauchte und die ihn Anbetenden mit einer rieſigen
Douche überraſchte.




Kein Zweifel mehr!

Wer bisher noch Zweifel gehabt, daß die
Apotheker R. Brandt’s Schweizerpillen ein ſicheres,
raſches und angenehmes Haus- und Heilmittel
bei Krankheiten des Magens, der Därme und
des Blutes ſind, der leſe die Urtheile, welche die
erſten Männer der mediciniſchen Wiſſenſchaft
über dieſe Pillen abgegeben. Erhältlich á Schachtel
70 Kreuzer in den bekannten Apotheken. In
Olmütz bei Hern Dr. Schrötter Apoth.




Königl. ſtädt. Theater in Olmütz.



Direction Emil Schönerſtädt.
28. Vorſtell. Abonn. susp. Gerader Tag.
Mittwoch, den 6. Februar 1884.
Zum Benefice des Schauſpielers Herrn
Carl Lehmann.
Der Kaufmann von Benedig.

Schauſpiel in 5 Aufzügen von Shakeſpeare.


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[[6]/0006] im Inſt.-Regt. Nr. 8. Der angebliche Graf Wagenſterg kontrahirte hierorts mehrere Hotel- Schulden und pumpte auch mehrere hieſige Adelige an. Süß der häufig das hieſige Theater beſuchte, war bereits eine bekannte Perſönlichkeit. Man wird ſich eines kleinen ſchwächlichen Männchens erinnern, das auffallend hinkte, ſtets ein ſchwarz- gelbes Bändchen im Knopfloch trug und mit einem langen grauen Sommer-Ueberzieher be- kleidet war. Dieſer Fremde war der angebliche Graf Wagenſterg. Derſelbe wird noch heute dem Straf- gerichte eingeliefert werden. (Benefice-Vorſtellung.) Zum Benefice des Characterdarſtellers, Herrn Lehmann, geht heute Shakeſpeares Drama: „Der Kaufmann von Venedig“ in Scene Die Wahl dieſes Werkes iſt eine ſehr gute und dürfte der Bene- ficiant, der unſerem Publikum ſchon manche treff- liche Leiſtung bot und ſich großer Beliebtheit erfreut, heute ein volles Haus erzielen. Herr Lehmann ſpielt den „Shylok.“ (Olmützer Wochenmarkt vom 6. Februar.) Der heutige Wochenmarkt, ſo ſchwach er auch be- fahren war, bot dennoch ein klares Bild des jetzigen Geſchäftsganges, welcher wie ſelten in der Winterszeit, heuer ganz matt und luſtlos iſt. So hielten ſich heute ſowohl Brauer wie Malzfabrikanten, deren Geſchäfte der bisher ungelöſten Eisfrage gegenüberſtehen, ganz reſervirt und ſind es auch dem Gerſteneinkaufe vis a vis, weßhalb am heutigen Wochenmarkte dieſer Ar- tikel vollſtändig unbeachtet blieb. Die 2—3 Käufer, die am Platze auftraten, benützten die totale Flauheit, zu ſtark gedrückten Preiſen ein- zukaufen. Das Geſchäft, das ſich ohnehin nur auf die Deckuug des heimiſchen Bedarfes be- ſchränkte, liegt demnach im Argen, wenn nicht bald ein günſtiger Witterungsumſchlag eintritt. Auch im Weizen iſt die Stimmung nicht beſſer. Freilich ſind die geringeren Mengen, die jetzt am Markte ausgeboten ſind, nicht ausſchlag- gebend. Roggen iſt gefragt, doch gleichfalls mäßig vertreten. (Ernennungen.) Die „Wiener Zeitung“ meldet: Der Superintendent-Stellvertreter und evangeliſche Pfarrer helvetiſcher Confeſſion in Rovecin, Benjamin Fleiſcher wurde zum Mit- glied des mähriſchen Landes-Schulrathes, der Re- gierungs-Secretär Ed. v. Roſenberg zum Bezirks- hauptmann und der Bezirks-Commiſſär Othmar Herzig zum Regierungs-Secretär in Schlefien ernannt. (Schwere Erkrankung.) Der Landtags- Abgeordnete Adolph v. Ripka-Rechthofen liegt im Sterben. (Arbeiter-Strike.) Wiener Blätter melden: Sämmtliche Arbeiter der Seidenzeug-Fabrik Schmieda und Compagnie in Mähriſch-Schön- berg ſtriken und verlangen Lohnerhöhung. Da der Fabriksbeſitzer bedeutende Lieferungen abge- ſchloſſen hat, wird mit den Arbeitern unterhandelt, jedoch bisher vergebens. (Deutſcher Schulverein.) Die nächſte Haupt- verſammlung des „deutſchen Schulvereines“ findet zu Pfingſten in Graz ſtatt. (Speiſezettel der Volksküche.) Morgen Donnerſtag. Erbſenſuppe, Selchfleiſch, Kraut, Knödel. Vom Tage. (Das Leichenbegängniß der Gallmeyer.) Sang- und klanglos, wie ſie es gewünſcht, wurde geſtern in Wien Joſephine Gallmeyer zu Grabe getragen. Eine unabſehbare Menſchenmenge um- ſtand vor dem Trauerhauſe den einfachen, zwei- ſpännigen Leichenwagen, an deſſen Ecken vier Kerzen, in Lampen mit mattem Glaſe, ein düſteres Licht gaben. Vor und hinter dem Leichenwagen wurden auf je einem Blumen- wagen die zahlreichen Kränze gelegt, welche von Nah und Fern Freunde und Verehrer der Ver- blichenen geſendet hatten. Die Kirche zu St.- Johann Nepomuk, wo die Einſegnung ſtattfand war lange vor zwei Uhr für welche Zeit das Leichenbegängniß anberaumt war im wahren Sinne des Wortes überfüllt. Um 2 Uhr wurde der ſchmuckloſe Holzſarg mit den Ueberreſten der todten Pepi gehoben und die ſchmale Stiege hinabgetragen. Als der Leichenzug auf die Straße trat, bot ſich ein impo- ſantes Bild. Dichtgedrängt ſtanden die Theil- nehmer an der Trauerfeier in ſechsfachen Reihen vor dem Hauſe. Auf den Stufen, die zur Johanneskirche führen, war kein Plätzchen frei und die Fenſter und Balcons der benachbarten Häuſer waren gleichfalls ſtark beſetzt. Mit Mühe und Noth wurde der Leichen- wagen quer über die Straße, bis vor die Kirche gebracht, in welcher die Einſegnung ſtattfinden ſollte. Bis auf das letzte Plätzchen war das weite, große Gotteshaus gefüllt, und als der Sarg in die Kirche getragen wurde und die Freunde der Verſtarbenen nachdrängten, ent- wickelte ſich in dem Hauſe ein geradezu lebens- gefährliches Gedränge .... Die eigentlichen Trauergäſte ſtanden draußen auf den Steinflieſen, einigen wenigen war es geglückt, hineinzukommen, das Gros der Kirchenbeſucher bildeten die Wiener. Vom Hofſtaate des Erzherzogs Wilhelm war der Kammervorſteher Feldmarſchall-Lieutenant Koblitz v. Willenburg erſchienen. Anweſend waren ferner die Schriftſteller Anzengruber und der Präſident des Schriftſteller-Vereines „Concordia“ Regierungsrath v. Weilen, der Director des Burgtheaters Ad. Wilbrandt, Hofopern-Director Jahn, die Directoren Bukowics Coſta und Steiner, Graf Lamezan, Herrn v. Dumba, die Damen Schläger, Chriſten, Bredow, Groß, die Herren Girardi, Schweighofer, Blaſel, Guttmannn, Joſeffy, Bank ꝛc. Wenige Minuten nach 2 Uhr war die kirchliche Feier vorüber. Der Zug ſetzte ſich langſam in Bewegung. An der jetzt verödeten Stätte ihres Ruhmes an dem Carltheater vorüber, wurde die todte Pepi ge- führt. Eine lange wallende Trauerfahne grüßte vom Balcon des Hauſes herab die todte Träge- rin der glanzvollen Vergangenheit des Carl- theaters. In dem hellen klaren Sonnenſchein nahm ſich das Haus mit dem ſchmutzig ge- wordenen Anſtrich doppelt einſam aus. Der ſtumme Gruß, den der ſchwarze Flor herüber- ſandte zu dem Sarge der feſchen Pepi, er war auch eine Art ſtummer Trauerbotſchaft für das einſame Haus ſelbſt. Die genialſte Soubrette die auf ſeinen Brettern gewirkt, todt, ſein großer Matras wahnſinnig, das glänzende Enſemble auseinandergeſtoben. „Verdorben — geſtorben“. Auf allen Wegen, die zum Friedhofe führten, ſtanden hunderte Menſchen, welche den Leichenzug erwarteten. Den Leichenzug eröffneten zwei be- rittene Sicherheitswachmänner, dann folgte ein Wagen mit Kränzen, hierauf der einfache zwei- ſpännige Leichenwagen, hinter demſelben wieder ein Wagen mit Kränzen und dann eine unab- ſehbare Reihe von Equipagen und Fiakern mit den Trauergäſteu. Das Grab der Gallmeyer befindet ſich links von der Capelle des Friedhofes; ein Weg, welcher längs der Einfriedungsmauer des Friedhofes läuft, führt dahin. Man geht einige Schritte längs dieſer Mauer, biegt dann rechts nach dem erſten offenen Platz ein und befindet ſich an einem aufgeworfenen Grabe. Unter demſelben ein Grab- ſtein aus politirten Granit, umringt von Epheu und anderen Gewächs. Auf dem Stein lieſt man die Worte: Chriſtian Gallmeyer, geb. 19. März 1814 geſt. 25. Februar 1867. Das iſt das Grab des Vaters der Gallmeyer — und zugleich der Ort, an welchem auch ſie zur letzten Ruhe gebettet wird. Wer ſeitwärts tritt, der ſieht den Sarg des Chriſtian Gallmeyer. Irgend ein Unberufener hat am Sockel dieſes Grabſteines eine mit einem Veilchenkranz umgebene Marmor- tafel niedergelegt, auf welcher in Goldbuchſtabeu die Worte ſtehen: „Du haſt die Blumen auf dem Grabe verſchmäht — deine Lieblings- blume aber eilt Dir voraus.“ Die Freunde der Verſtorbenen ordneten ſofort an, daß dieſe Tafel entfernt werde, da es dem ausdrücklichen letzten Wunſche der Gallmeyer widerſpricht, ihr Grab mit Blumen zu ſchmücken. Um den Hügel, den die ans dem Grabe gehobene Erde bildet, waren mehrere Repräſentantinnen der Wiener Bühnen- welt verſammelt. Eine alte Freundin der Gallmeyer war auch hiehergeeilt: Anna Grobecker. Da ſtand ſie wei- nend und gedachte wohl früherer Triumphe und fröhlicherer Zeiten ... Die Freunde der Verſtorbenen, die letzten, die ihr auch im Tode nahegeſtanden, umringen im Halbkreis das offene Grab, in welches jetzt unter dem Läuten der Friedhofglocke der braune Holzſarg geſenkt wurde. Es iſt ¾4 Uhr Nach- mittags; die Sonne ſendet ihre goldigſten Strahlen hinunter auf das Grab Joſephine Gallmeyer’s, als wollte ſie noch einmal ihren Glanz über ſie ausbreiten. — Dann kollern die Erdſchollen hinab; kein Wort wird laut, nur das Schluchzen der Damen hört man und das Wehklagen der treuen Liſi, der Kammerfrau der Verſtorbenen, die ſich mühſam an das Grab vor- drängt und einige Schollen Erde hinabwirft. Zwei Männer im blauen Arbeitsrocke werfen nun den Grabhügel auf. Alles ſteht entblößten Haup- tes da während dieſer Arbeit, die etwa eine halbe Stunde währt. Kurz vor 4 Uhr iſt Alles zu Ende. Man legt die Kränze auf den Grabhügel und die Menſchen entfernen ſich. Nun ruht Jo- ſephine Gallmeyer in kühler Erde. (Ein billiges Heilmittel.) Magenleidenden empfiehlt ſich der Gebrauch der echten „Moll’s Seidlitzpulver“, die bei geringen Koſten die nach- haltigſten Heilreſultate nach ſich ziehen. Schachtel mit Gebrauchs-Anweiſung 1 fl. ö. W. Täglicher Verſandt per Poſtnachnahme durch A. Moll, Apotheker, k. k. Hoflieferant, Wien, Tuchlauben 9. In den Apotheken der Provinz verlange man ausdrücklich Moll’s Präparat mit deſſen Schutz- marke und Unterſchrift. (Ermordung eines Polizei-Agenten.) Wie die „Dresdener Nachrichten“ melden, erin- nerte ſich, durch eine in dieſem Blatte enthaltene genaue Perſonsbeſchreibung aufmerkſam geworden, der Amts-Copiſt Rößler in Dresden, das er als Soldat mit einem Manne gedient hatte, der ſo wie der Florisdorfer Verbrecher zwei Warzen an der linken Wange hatte. Rößler verfügte ſich ſofort auf die Polizei und ließ ſich in der Criminal- Abtheilung das Porträt des Verbrechers vorlegen, wobei er ſofort die Ueberzeugung gewann, daß er hier den ehemaligen Corporal Stellmacher vor ſich habe, welcher mit ihm in den Jahren 1865/76 im ſächſiſchen 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 gedient hatte. Die weitere Erörterungen ergaben, daß dieſer Stellmacher aus Grottau in Schleſien gebürtig, das Schuhmacherhandwerk erlernt und dann bei einem preußiſch-ſchleſiſchen Regiment in Militärdienſt trat, aus welchem Regimente er ſpäter in das 12. ſächſiſche Armeecorps übertrat und zum Unterofficier avancirte. Sehr bald darauf ward er nach der Schweiz fahnenenflüchtig, weß- halb er ſteckbrieflich verfolgt wurde. Die Dresdener Criminal-Abtheilung fahndete nach den Rößler’ſchen Mittheilungen nun ſofort bei dem genannten Regiment nach weiteren Kameraden Stellmacher’s aus jenen Dienſtjahren und ermittelte deren auch eine anſehnliche Zahl, welche ſämmtlich die Ge- ſichtszüge des Corporals Stellmacher mit den ominöſen zwei Warzen auf dem von der Criminal- Polizei vorgelegten Porträt erkannten. Selbſtver- ſtändlich hat die Dresdener Behörde ſich ſofort mit der Wiener ins Einvernehmen geſetzt und werden wahrſcheinlich die ſämmtichen dortigen Recognoscirungszeugen nach Wien befördert wer- den, um dem Verbrecher auch perſönlich gegen- übergeſtellt zu werden. Bei der Wiener Staats- anwaltſchaft iſt hievon allerdings — wie ver- lautet — bisher noch nichts bekannt. Es bleibt alſo die Beſtätigung dieſer Nachricht abzuwarten. (In der Menagerie.) In London ſind mehrere Prieſter aus Siam angekommen, um dem weißen Elephanten ihre Huldigung darzubringen. Das Thier ſchien ſeine Landsleute zu erkennen, und äußerte ſeine Freude über das Wiederſehen, indem es ſeinen Rüſſel in den Waſſerbehältr tauchte und die ihn Anbetenden mit einer rieſigen Douche überraſchte. Kein Zweifel mehr! Wer bisher noch Zweifel gehabt, daß die Apotheker R. Brandt’s Schweizerpillen ein ſicheres, raſches und angenehmes Haus- und Heilmittel bei Krankheiten des Magens, der Därme und des Blutes ſind, der leſe die Urtheile, welche die erſten Männer der mediciniſchen Wiſſenſchaft über dieſe Pillen abgegeben. Erhältlich á Schachtel 70 Kreuzer in den bekannten Apotheken. In Olmütz bei Hern Dr. Schrötter Apoth. Königl. ſtädt. Theater in Olmütz. Direction Emil Schönerſtädt. 28. Vorſtell. Abonn. susp. Gerader Tag. Mittwoch, den 6. Februar 1884. Zum Benefice des Schauſpielers Herrn Carl Lehmann. Der Kaufmann von Benedig. Schauſpiel in 5 Aufzügen von Shakeſpeare.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 30, Olmütz, 06.02.1884, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches30_1884/6>, abgerufen am 19.04.2024.