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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1437, Czernowitz, 27.10.1908.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 1908

[Spaltenumbruch] System, das damals in ganz Oesterreich, einschließlich
Ungarns, blühte. Nicht bloß er, jeder Lehrer und Supplent
hatte das jus gladii gegenüber den Schülern, d. h. das
Schopfbeuteln und Einsperren stand ihnen frei, der
Klassenarrest insbesondere war ein gewohnheitsmäßiges
Strafmittel, und mancher Gymnasiast pflegte zu Mittag nur
ausnahmsweise nach Hause zu kommen. Der Carcer und das
spanische Röhrel dagegen waren dem Direktor und einem
fachmännischen Beirate desselben vorbehalten. Diese beiden
Strafmittel kenne ich gottlob nur vom Hörensagen; eine
Prügelexekution kam übrigens während meiner Studienzeit
nur einmal zum Vollzuge und rief nicht geringe Aufregung
unter den Gymnosiasten hervor. Dagegen war der Carcer,
ein kleines Stübchen mit vergittertem Fenster, gleich einem
Fremdenzimmer im Hotel, ziemlich häufig besetzt. Er war
nicht etwa ein finsteres Loch, sondern licht und luftig. Bis
zu 16 Stunden konnte man zum Sitzen oder Brummen
daselbst verhalten werden, niemals jedoch während der Nacht,
daher saß man eine längere Freiheitsstrafe in zwei --
natürlich nur schulfreien -- Tagen ab.

Bleiben wir noch eine Weile bei Direktor Kahlert.
Man muß ihm das Zeugnis ausstellen, daß er das Hand-
werk eines Schulleiters vortrefflich verstand. Auch ein
tüchtiges Wissen brachte er aus seiner Heimat Preußen mit,
und seine wissenschaftliche Lehrmethode im Lateinischen und
Griechischen zeitigte keine schlechten Erfolge. Meine Vorliebe
für die klassischen Sprachen dürfte er in mir wachgerufen
haben. Seit seinem Abgange von Czernowitz sah ich ihn nie
mehr in meinem Leben. Erst eine Begegnung in den kärntner
Alpen brachte mir ihn in lebhafte Erinnerung.

Damit verhielt es sich so: Im Jahre 1874, nachdem
ich die Advokatenprüfung glücklich bestanden hatte, fühlte ich
das Bedürfnis nach Erholung oder eigentlich nach Heilung
von einem inneren Leiden. Zugleich wollte ich aber die schöne
Alpenwelt auskosten, und ein Wiener Arzt, mit dem mich
Kouleurbruderschaft verband, dirigierte mich nach dem
Säuerlingbade Preblau. Ich war daselbst ziemlich heimisch
geworden, da kam ein Wiener Pfarrer ebenfalls dahin. Als
wir uns gegenseitig vorstellten, interessierte es ihn, daß ich
aus Czernowitz sei, denn der gewesene Direktor Kahlert zähle
zu seinen besten Freunden. Wir schlossen in der Folge eben-
falls einen Freundschaftsbund, dessen Bindeglied sozusagen
Kahlert war. Wir verließen gemeinsam zu Fuß Preblau
und wanderten über die Back nach Köflach, wo wir erst die
Eisenbahn bestiegen, um in Graz Abschied von einander zu
nehmen. Ich blieb nämlich in Graz zurück, das ich diesmal
wiedersehen wollte, zumal dort mein alter Gymnasiallehrer
Reichel residierte, den zu begrüßen ich das Verlangen
hatte.

Wer oder eigentlich was Professor Josef Reichel war,
der Schlesier, wie er sich mit Stolz nannte, das wissen nicht
nur die Zeitgenossen desselben, sondern auch viele unter uns,
die ihn gar nicht gekannt haben. Er war ein Sonderling,
ein Wüterich, ein Exerziermeister und doch ein guter Kerl
und kein schlechter Lehrer. Die meisten seiner Schüler hatten
ihn lieb oder hatten eine heilige Scheu vor ihm. Wie oft
wallfahrteten sie in die Nähe seiner Wohnung -- das
gegenwärtig Diamant'sche Haus in der Schlangengasse
(Bürgermeister Dr. Reiß-Gasse) -- um seine häuslichen
Gewohnheiten zu beobachten. Letztere waren drollig genug,
und ich müßte sämtliche Spalten dieses Blattes mit Embargo
belegen, wollte ich nur ein Bruchteil hiervon veröffentlichen.
So z. B. pflegte er manchmal einen Bettler auf die Probe
zu stellen, ob er lange Finger habe oder nicht. Erblickte er
ihn im Hofe seinem ebenerdigen Gelasse zuhinken, so legte
er rasch einen silbernen Zwanziger auf den Tisch und verbarg
sich hinter dem Bettvorhang. Wehe, wenn der Almosensuchende,
sich unbeachtet glaubend, nach der Münze griff. Reichel
stürzte sich sofort mit einem Knittel in der Hand auf den
Täter und gerbte ihm weidlich das F[e]ll. Wußte aber der
Bettler zwischen Mein und Dein gewissenhaft zu unter-
scheiden, so schenkte ihm Reichel den Zwanziger und versah
ihn wohl auch noch mit leiblicher Zehrung.

Mit offenen Armen und mit den Worten: "Als meinen
Schüler habe ich Dich geduzt und geschopfbeutelt, von heute
an duzen wir uns als Freunde" empfing mich mein alter,
aber auch gedämpfter gewordener Professor. Man sah ihm
die Unbehaglichkeit seines neuen Wirkungskreises in Graz an,
wohin er sich nur über Andringen seiner Ehegesponsin hatte
versetzen lassen. Er verhehlte mir auch nicht, wie sehr er sich
nach Czernowitz wieder zurücksehne, das er seine zweite uner-
setzbare Heimat nannte. Lange hat er in der Murstadt sein
Lehramt nicht ausgeübt, in der Bukowina unter dem Hutweiden-
volke, wie er uns in seiner Sprechweise beeilte, hätte er
länger gelebt. Da ich meine Heimreise nicht über Wien,
sondern über Budapest antrat, so schrieb ich meinem geist-
lichen Freunde über die Begegnung mit Professor Reichel.
Karl Blechschmidt -- so hieß der Pfarrer -- war über
meine Mitteilungen sehr erbaut und trug mir in seinem
Antwortschreiben ebenfalls das traute Du an. So hatte ich
denn im Jahre 1874 zwei Duzfreunde auf einmal gewonnen,
leider sie aber durch den Tod nach wenigen Jahren
verloren.

Reichel'sche Ausspruche und Kraftworte haben sich noch
bis heute in der Schulüberlieferung erhalten. Mein Gymnasial-
kollege Leon Maximovici, welcher erst vor drei Jahren
als Pfarrer von Jaslowetz gestorben ist, hat sie auf der
Schulbank selbst zu Papier gebracht, und als wir im Jahre
1902 unser 40jähriges Maturantenjubiläum begingen, ver-
setzte uns die Lektüre des altehrwürdigen Manuskripts in
nicht geringe Heiterkeit. Ich verfaßte zur dauernden Erinnerung
an die Reechel'sche Lehrzeit eine eigene Kneipzeitung mit Be-
nützung dieser kostbaren Aufzeichnungen, und jeder von uns
Abiturienten, mit Einschluß des gegenwärtigen Gymnasial-
direktors Klauser und des gewesenen Gymnasialprofessors
Vyslouzil, besitzt wohl noch ein autographiertes Exemplar
hievon.




[Spaltenumbruch]
Bukowiner Landtag.
Streik im Finanzausschuß.

Der Finanzausschuß hat heute im vollen
Ernste zu streiken begonnen,
und nicht einmal zu
dem so beliebten Mittel der passiven Resistenz wollten
die unzufriedenen Mitglieder des Finanzausschusses greifen,
sie entschieden sich für eine drastischere Maßnahme, nämlich
die Verweigerung der Weiterberatung. Ueber
die Debatte, die sich bei dieser Gelegenheit entspann, gibt das
unten stehende Kommuniquee Aufschluß.

Wie wir hören, trifft heute Landeshauptmann Baron
Georg Freiherr v. Wassilko aus Berhometh hier ein. In
einer morgen stattfindenden Konferenz soll die Tagesordnung
für die nächste Sitzung endgültig festgestellt werden. Bekanntlich
dreht sich der Streit um die Lehrergehaltsregu-
lierung,
welche die Onciulgruppe zu allererst sichergestellt
wissen möchte. Die Anhänger einer flotteren Durchberatung
des Budgets stehen jedoch auf dem Standpunkte, daß dieses
vorher festgestellt sein müsse, bevor man sich überhaupt für
die Lehrergehaltsregulierung entscheiden könne. Morgen wird,
wie erwähnt, über diese Frage definitiv Beschluß gefaßt
werden. Heute bleibt nicht anderes übrig, als den Ausschuß-
streik
zu verzeichnen.

Nachstehend das uns zugekommene Kommuniquee:

"Nach Eröffnung der h[e]utigen Sitzung des Finanz-
ausschusses
bringt Abg. Dr. Onciul nachstehenden
Vorfall zur Kenntnis des Ausschusses:

"Am Samstag wandte ich mich durch den Kommissär
Scalat telephonisch nach Berhometh an den Herrn
Landeshauptmann mit der im Namen des Rumänenklubs
vorgebrachten Bitte, auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung
in erster Linie die Wahlreform, das Rentengüter-
gesetz, das Straßengesetz, das Lehrergehalts-
gesetz sowie das Lehrerpensionsgesetz
und erst
sodann die weiteren Vorlagen zu setzen. Herr Kommissär
Scalat überbrachte mir im Auftrage des Landeshauptmannes
die Antwort, daß die Feststellung der Tagesordnung aus-
schließlich
Sache des Landeshauptmannes sei, in welche
sich Niemand anderer zu mischen habe und daß der Landes-
hauptmann eine Sitzung überhaupt insolange nicht einzuberufen
gedenke, als nicht die Voranschläge und die Darlehensvorlage
im Ausschusse erledigt seien. Ich finde, daß es Jedermann's
Recht sei, eine Bitte vorzubringen und daß insbesondere den
Klubobmännern und den Klub's ein legitimer Einfluß
auf die Zusammensetzung der Tagesordnung zukomme, zumal
[d]ie Geschäftsordnung über Beschluß des Hauses sowohl die
sofortige Verhandlung eines nicht auf die Tagesordnung ge-
setzten Gegenstandes, als auch die Umstellung der
Tagesordnung
gegen den Willen des Landeshauptmannes
vorsieht. Was den zweiten Teil der Antwort betrifft, kann
ich nicht glauben, daß sie authentisch sei, denn sonst würde sie
eine Verletzung der Würde der Abgeordneten und eine dem
Landeshauptmanne nicht zustehende Einflußnahme bedeuten.
Um in dieser Beziehung den wahren Sachverhalt zu konstatieren,
hat der Rumänenklub beschlossen, eine Deputation an den
Landeshauptmann zu entsenden, um authentische Aufklärung
zu erbitten. Solange diese Aufklärung fehle, sei eine Weiter-
verhandlung der Ausschüsse zwecklos.

Ich beantrage daher die Schließung der heutigen
Sitzung und Vertagung derselben
bis nach Ein-
langen der Antwort des Landeshauptmannes".

Abg. Dr. Stocki opponiert gegen die Vertagung. Er
meint, daß dem Finanzausschusse gewisse Arbeiten zugewiesen
seien und sei es seine Pflicht, die zugewiesenen Agenden recht-
zeitig zu erledigen und dem Hause Bericht zu erstatten.
Sache der Parteien sei es, im Hause dann eine Umstellung
der Tagesordnung zu beantragen. Der vom Abgeordneten
Dr. v. Onciul gestellte Antrag falle nicht in die Kom-
petenz des Finanzausschusses.

Abg. Dr. v. Onciul erwidert, daß er den Antrag gestellt,
gerade die Sitzung des Finanzausschusses zu vertagen und
dabei lediglich seinen Antrag motiviert habe.

Abg. Langenhan steht gleichfalls auf dem Stand-
punkte, daß der Finanzausschuß pflichtgemäß, ohne Rücksicht
auf das Ergebnis seiner Beratungen dem Hause rechtzeitig
die Vorlagen vorzulegen habe.

Bei der hierauf erfolgten Abstimmung wird der Antrag
des Abg. Dr. Onciul mit 4 gegen 3 Stimmen angenommen
und sohin die Sitzung vertagt."




Die für heute angesagte S[i]tzung des Verwaltungs-
ausschusses
konnte wegen Beschlußunfähigkeit nicht abge-
halten werden. Morgen, Dienstag, findet eine Sitzung des
Schul- und Mittwoch ei[n]e Sitzung des Finanzausschusses statt.




Der Streit zwischen der Onciulgruppe, respektive dem
Rumänenklub und dem Landtagspräsidium hat heute eine
Verschärfung durch folgenden Vorfall erfahren:

Landeshauptmann Br. Wassilko hatte dem Bureau
den Auftrag, erteilt, den Schulbericht insolange nicht zu ver-
vielfältigen, als er nicht hiezu besonderen Auftrag erteilt
haben wird. Offenbar wollte der Landeshauptmann mit diesem
Auftrage die rasche Erledigung des Budgets zuwege bringen.
Dem Herrn Dr. Onciul geht es aber hauptsächlich darum,
die Lehrergehaltsregulierung unter Dach und Fach zu bringen,
um [ü]berdies die Bewilligung des Landtages zur Aufnahme des
Millionendarlehens zu vereiteln, verlangt Onciul die Anbe-
raumung einer Landtagssitzung für die nächsten Tage mit der Tages-
ordnung "Schulbericht". Das diesbezügliche Referat war bereits
vom Berichterstatter Wiedmann ausgearbeitet und dem Kommissär
[Spaltenumbruch] Scalat zur Drucklegung übergeben worden. Herr Dr. v.
Onciul erschien nun heute nach der Vertagung des Finanz-
ausschusses im Präsidialbureau und verlangte die Herausgabe
des Schulberichtes, um ihn gemäß eines im Rumänenklub ge-
faßten Beschlußes auf eigene Kosten in Druck zu legen. Kom-
missär Scalat berief sich auf den ihm von seinem Vor-
gesetzten erteilten Auftrag und weigerte sich, das Ansuchen
Onciuls zu erfüllen. Es kam deshalb zu einer erregten Szene
im Bureau des Präsidiums. Onciul drohte, er werde den
Schutz des Landespräsidenten anrufen, Polizeiassistenz herbei-
schaffen, den Schreibtisch aufbrechen lassen etc. Schließlich mochte
er eingesehen haben, daß ein Beamter nur seine Pflicht erfülle,
wenn er seinem Vorgesetzten gehorche, und entfernte sich. Nun
verlautet, Onciul habe beim Landespräsidenten vorgesprochen
und um Intervention gegen die Anordnungen des Landes-
hauptmannes gebeten. Ferner hat demselben Gerüchte zufolge
der Rumänenklub Protesttelegramme an den Ministerpräsi-
denten und die Kabinettskanzlei des Kaisers gegen das
Vorgehen des Barons Wassilko gerichtet.




Militärisches.

Transferiert wurden Oberstleutnant
Josef Wonka vom 100. Infanterieregimente und Major Peter
Schönhöfer vom 36. Infanterieregiment beide zum 41. Ju-
santerieregiment und Major Artur Hann von Hannenheim
vom 41. Infanterieregiment zum 40. Infanterieregiment.

Ernennung.

Der Ackerbauminister hat im Stande der
juridisch-administrativen Beamten der Direktion der Güter des
bukowiner gr.-or. Religionsfondes in Czernowitz den Admini-
strationskonzipisten Dr. Jozefowicz zum Administrations-
adjunkten ad personam ernannt.

Personalnachricht.

Abgeordneter Anton Lukasze-
wicz
begibt sich morgen zu längerem Anfenthalte nach Wien.

Promotion.

Heute wurde in der Aula unserer Uni-
versität Herr Ottokar Hrimaly, ein Sohn des unlängst ver-
storbenen Musikdirektors Adalbert Hrimaly, zum Doktor der
Philosophie promoviert. Als Promotor fungierte Professor Doktor
Jüthner.

Todesfall.

Gestern ist hier der gr.-kath. Pfarrer
Michael Strepko im 40. Lebensjahre gestorben.

Kirchliches.

Am Sonntag, den 1. November l. J.
findet die Einweihung der Kaiser Franz Josef I. Jubiläums-
Kirche in Babin statt.

Von den Staatsbahnen.

Versetzt wurden die
Bahnadjunkten Berthold Aron vom Bahnbetriebsamte in
Itzkany und der Stationsvorstand in Alt-Kimpolung Wolf
Korber, beide zum Bah betriebsamte in Czernowitz, Ignatz
Mogilnicki von der Bahnbetriebsleitung in Czernowitz als
Stationsvorstand nach Alt-Kimpolung und der Beamtenaspirant
Rudolf Leibschütz von Zuczka zur Bahnbetriebsleitung in
Czernowitz, Abteilung I und II.

Die Säkularfeier des k. k. I. Staatsgym-
nasiums in Czernowitz.

Samstag, den 24. d. M. hat
im Professorenzimmer des I. Staatsgymnasiums die letzte
Sitzung des Festordnungskomitees stattgefunden, in welcher
alle Maßnahmen getroffen wurden, welche ein glänzendes
Gelingen der Festlichkeiten verbürgen. Die Nachfrage nach
den Eintrittskarten zur Festsitzung und zum Festbankett ist
eine so rege, daß der Verkauf derselben nur unter verstärkter
Heranziehung der Komiteemitglieder vor sich gehen kann. Aus
allen Teilen unseres Kronlandes, ja auch aus dem fernsten
Westen und Osten, tr[e]ff[e]n ununterbrochen Schüler der Jubi-
läumsanstalt ein, um an dem seltenen und erhabenen Feste
teilzunehmen. Kein Schüler des altherwürdigen Gymnasiums
möge an diesem Ehrentage desselben fehlen! Die Plaquetten,
welche zur Teilnahme an allen Festlichkeiten berechtigen, sind
spätestens am Dienstag von 4--6 Uhr nachmittags im
"Schwarzen Adler" erhältlich. Der Festausschuß macht darauf
aufmerksam, daß beim Eintritt in den Synodalsaal der erz-
bischöflichen R[e]sidenz keinerlei Billets abzugeben sind; es ist
blos die Plaquette dem Dienstpersonal vorzuweisen. Das
Billet, welches beim F[e]stbankett dem bedienenden Kellner zu
übergeben ist, erhalten die Festteilnehmer zugleich mit der
Plaquette gegen Erlag von 12 Kronen. Alle Herren Komitee-
mitglieder werden dringend ersucht, beim Begrüßungsabend
am Dienstag um 8 Uhr abends im Restaurant des "Schwarzen
Adler" zu erscheinen, und dort die Komiteeabzeichen persönlich
in Empfang zu nehmen. Nach den umfassenden Vorbereitungen,
welche von allen Ausschüssen getroffen wurden, verspricht das
Fest in allen seinen Programmpunkten einen glänzenden und
erhebenden Verlauf zu nehmen und sich zu einer imposanten
Huldigung für die älteste Bildungsstätte des Landes zu ge-
stalten. -- Für die Schülerfeier am 27. d. M. wurde fol-
gendes Programm festgestellt: 1. Eröffnung und Begrüßung
durch den Direktor Regierungsrat Klauser; 2. Schülerchor
(Musik von Eusebius Mandyczewski, Worte von Dr.
Anton Norst), dirigiert Hans Horner; 3. Festrede ge-
halten von Professor Karl Wolf; 4. Volkshymne, gesungen
vom Schülerchor; 5. Ansprache des Schülers der VII. Gymnasial-
klasse Rudolf Hargesheimer; 6. Hymne an Austria von
Anastasius Grün, vorgetragen vom Schüler der V. Klasse
Eduard Lederle; 7. Enthüllung der Gedenktafel.

Frequenz der Mittelschulen in der Bukowina
zu Beginn des Schuljahres 1908/09.

Zu Beginn
des Schuljahres 1908/09 wurden aufgenommen: am I. Staats-
gymnasium in Czernowitz 881, am II. Staatsgymnasium in
Czernowitz 770, am III. Staatsgymnasium in Czernowitz
1. bis 7. Klasse 692, am Staatsgymnasium in Kimpolung
(1. und 2. Klasse) 168, am Staatsgymnasium in Kotzman
(1. bis 5. Klasse) 254, am Staatsgymnasium in Radautz 398,
am Staatsgymnasium in Sereth 340, am griech.-orientalischen
Gymnasium in Suczawa 920, somit an allen Gymnasien
der Bukowina 4423 öffentliche Schüler. Ferner wurden

Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 1908

[Spaltenumbruch] Syſtem, das damals in ganz Oeſterreich, einſchließlich
Ungarns, blühte. Nicht bloß er, jeder Lehrer und Supplent
hatte das jus gladii gegenüber den Schülern, d. h. das
Schopfbeuteln und Einſperren ſtand ihnen frei, der
Klaſſenarreſt insbeſondere war ein gewohnheitsmäßiges
Strafmittel, und mancher Gymnaſiaſt pflegte zu Mittag nur
ausnahmsweiſe nach Hauſe zu kommen. Der Carcer und das
ſpaniſche Röhrel dagegen waren dem Direktor und einem
fachmänniſchen Beirate desſelben vorbehalten. Dieſe beiden
Strafmittel kenne ich gottlob nur vom Hörenſagen; eine
Prügelexekution kam übrigens während meiner Studienzeit
nur einmal zum Vollzuge und rief nicht geringe Aufregung
unter den Gymnoſiaſten hervor. Dagegen war der Carcer,
ein kleines Stübchen mit vergittertem Fenſter, gleich einem
Fremdenzimmer im Hotel, ziemlich häufig beſetzt. Er war
nicht etwa ein finſteres Loch, ſondern licht und luftig. Bis
zu 16 Stunden konnte man zum Sitzen oder Brummen
daſelbſt verhalten werden, niemals jedoch während der Nacht,
daher ſaß man eine längere Freiheitsſtrafe in zwei —
natürlich nur ſchulfreien — Tagen ab.

Bleiben wir noch eine Weile bei Direktor Kahlert.
Man muß ihm das Zeugnis ausſtellen, daß er das Hand-
werk eines Schulleiters vortrefflich verſtand. Auch ein
tüchtiges Wiſſen brachte er aus ſeiner Heimat Preußen mit,
und ſeine wiſſenſchaftliche Lehrmethode im Lateiniſchen und
Griechiſchen zeitigte keine ſchlechten Erfolge. Meine Vorliebe
für die klaſſiſchen Sprachen dürfte er in mir wachgerufen
haben. Seit ſeinem Abgange von Czernowitz ſah ich ihn nie
mehr in meinem Leben. Erſt eine Begegnung in den kärntner
Alpen brachte mir ihn in lebhafte Erinnerung.

Damit verhielt es ſich ſo: Im Jahre 1874, nachdem
ich die Advokatenprüfung glücklich beſtanden hatte, fühlte ich
das Bedürfnis nach Erholung oder eigentlich nach Heilung
von einem inneren Leiden. Zugleich wollte ich aber die ſchöne
Alpenwelt auskoſten, und ein Wiener Arzt, mit dem mich
Kouleurbruderſchaft verband, dirigierte mich nach dem
Säuerlingbade Preblau. Ich war daſelbſt ziemlich heimiſch
geworden, da kam ein Wiener Pfarrer ebenfalls dahin. Als
wir uns gegenſeitig vorſtellten, intereſſierte es ihn, daß ich
aus Czernowitz ſei, denn der geweſene Direktor Kahlert zähle
zu ſeinen beſten Freunden. Wir ſchloſſen in der Folge eben-
falls einen Freundſchaftsbund, deſſen Bindeglied ſozuſagen
Kahlert war. Wir verließen gemeinſam zu Fuß Preblau
und wanderten über die Back nach Köflach, wo wir erſt die
Eiſenbahn beſtiegen, um in Graz Abſchied von einander zu
nehmen. Ich blieb nämlich in Graz zurück, das ich diesmal
wiederſehen wollte, zumal dort mein alter Gymnaſiallehrer
Reichel reſidierte, den zu begrüßen ich das Verlangen
hatte.

Wer oder eigentlich was Profeſſor Joſef Reichel war,
der Schleſier, wie er ſich mit Stolz nannte, das wiſſen nicht
nur die Zeitgenoſſen desſelben, ſondern auch viele unter uns,
die ihn gar nicht gekannt haben. Er war ein Sonderling,
ein Wüterich, ein Exerziermeiſter und doch ein guter Kerl
und kein ſchlechter Lehrer. Die meiſten ſeiner Schüler hatten
ihn lieb oder hatten eine heilige Scheu vor ihm. Wie oft
wallfahrteten ſie in die Nähe ſeiner Wohnung — das
gegenwärtig Diamant’ſche Haus in der Schlangengaſſe
(Bürgermeiſter Dr. Reiß-Gaſſe) — um ſeine häuslichen
Gewohnheiten zu beobachten. Letztere waren drollig genug,
und ich müßte ſämtliche Spalten dieſes Blattes mit Embargo
belegen, wollte ich nur ein Bruchteil hiervon veröffentlichen.
So z. B. pflegte er manchmal einen Bettler auf die Probe
zu ſtellen, ob er lange Finger habe oder nicht. Erblickte er
ihn im Hofe ſeinem ebenerdigen Gelaſſe zuhinken, ſo legte
er raſch einen ſilbernen Zwanziger auf den Tiſch und verbarg
ſich hinter dem Bettvorhang. Wehe, wenn der Almoſenſuchende,
ſich unbeachtet glaubend, nach der Münze griff. Reichel
ſtürzte ſich ſofort mit einem Knittel in der Hand auf den
Täter und gerbte ihm weidlich das F[e]ll. Wußte aber der
Bettler zwiſchen Mein und Dein gewiſſenhaft zu unter-
ſcheiden, ſo ſchenkte ihm Reichel den Zwanziger und verſah
ihn wohl auch noch mit leiblicher Zehrung.

Mit offenen Armen und mit den Worten: „Als meinen
Schüler habe ich Dich geduzt und geſchopfbeutelt, von heute
an duzen wir uns als Freunde“ empfing mich mein alter,
aber auch gedämpfter gewordener Profeſſor. Man ſah ihm
die Unbehaglichkeit ſeines neuen Wirkungskreiſes in Graz an,
wohin er ſich nur über Andringen ſeiner Ehegeſponſin hatte
verſetzen laſſen. Er verhehlte mir auch nicht, wie ſehr er ſich
nach Czernowitz wieder zurückſehne, das er ſeine zweite uner-
ſetzbare Heimat nannte. Lange hat er in der Murſtadt ſein
Lehramt nicht ausgeübt, in der Bukowina unter dem Hutweiden-
volke, wie er uns in ſeiner Sprechweiſe beeilte, hätte er
länger gelebt. Da ich meine Heimreiſe nicht über Wien,
ſondern über Budapeſt antrat, ſo ſchrieb ich meinem geiſt-
lichen Freunde über die Begegnung mit Profeſſor Reichel.
Karl Blechſchmidt — ſo hieß der Pfarrer — war über
meine Mitteilungen ſehr erbaut und trug mir in ſeinem
Antwortſchreiben ebenfalls das traute Du an. So hatte ich
denn im Jahre 1874 zwei Duzfreunde auf einmal gewonnen,
leider ſie aber durch den Tod nach wenigen Jahren
verloren.

Reichel’ſche Ausſpruche und Kraftworte haben ſich noch
bis heute in der Schulüberlieferung erhalten. Mein Gymnaſial-
kollege Leon Maximovici, welcher erſt vor drei Jahren
als Pfarrer von Jaslowetz geſtorben iſt, hat ſie auf der
Schulbank ſelbſt zu Papier gebracht, und als wir im Jahre
1902 unſer 40jähriges Maturantenjubiläum begingen, ver-
ſetzte uns die Lektüre des altehrwürdigen Manuſkripts in
nicht geringe Heiterkeit. Ich verfaßte zur dauernden Erinnerung
an die Reechel’ſche Lehrzeit eine eigene Kneipzeitung mit Be-
nützung dieſer koſtbaren Aufzeichnungen, und jeder von uns
Abiturienten, mit Einſchluß des gegenwärtigen Gymnaſial-
direktors Klauſer und des geweſenen Gymnaſialprofeſſors
Vyslouzil, beſitzt wohl noch ein autographiertes Exemplar
hievon.




[Spaltenumbruch]
Bukowiner Landtag.
Streik im Finanzausſchuß.

Der Finanzausſchuß hat heute im vollen
Ernſte zu ſtreiken begonnen,
und nicht einmal zu
dem ſo beliebten Mittel der paſſiven Reſiſtenz wollten
die unzufriedenen Mitglieder des Finanzausſchuſſes greifen,
ſie entſchieden ſich für eine draſtiſchere Maßnahme, nämlich
die Verweigerung der Weiterberatung. Ueber
die Debatte, die ſich bei dieſer Gelegenheit entſpann, gibt das
unten ſtehende Kommuniquee Aufſchluß.

Wie wir hören, trifft heute Landeshauptmann Baron
Georg Freiherr v. Waſſilko aus Berhometh hier ein. In
einer morgen ſtattfindenden Konferenz ſoll die Tagesordnung
für die nächſte Sitzung endgültig feſtgeſtellt werden. Bekanntlich
dreht ſich der Streit um die Lehrergehaltsregu-
lierung,
welche die Onciulgruppe zu allererſt ſichergeſtellt
wiſſen möchte. Die Anhänger einer flotteren Durchberatung
des Budgets ſtehen jedoch auf dem Standpunkte, daß dieſes
vorher feſtgeſtellt ſein müſſe, bevor man ſich überhaupt für
die Lehrergehaltsregulierung entſcheiden könne. Morgen wird,
wie erwähnt, über dieſe Frage definitiv Beſchluß gefaßt
werden. Heute bleibt nicht anderes übrig, als den Ausſchuß-
ſtreik
zu verzeichnen.

Nachſtehend das uns zugekommene Kommuniquee:

„Nach Eröffnung der h[e]utigen Sitzung des Finanz-
ausſchuſſes
bringt Abg. Dr. Onciul nachſtehenden
Vorfall zur Kenntnis des Ausſchuſſes:

„Am Samſtag wandte ich mich durch den Kommiſſär
Scalat telephoniſch nach Berhometh an den Herrn
Landeshauptmann mit der im Namen des Rumänenklubs
vorgebrachten Bitte, auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung
in erſter Linie die Wahlreform, das Rentengüter-
geſetz, das Straßengeſetz, das Lehrergehalts-
geſetz ſowie das Lehrerpenſionsgeſetz
und erſt
ſodann die weiteren Vorlagen zu ſetzen. Herr Kommiſſär
Scalat überbrachte mir im Auftrage des Landeshauptmannes
die Antwort, daß die Feſtſtellung der Tagesordnung aus-
ſchließlich
Sache des Landeshauptmannes ſei, in welche
ſich Niemand anderer zu miſchen habe und daß der Landes-
hauptmann eine Sitzung überhaupt inſolange nicht einzuberufen
gedenke, als nicht die Voranſchläge und die Darlehensvorlage
im Ausſchuſſe erledigt ſeien. Ich finde, daß es Jedermann’s
Recht ſei, eine Bitte vorzubringen und daß insbeſondere den
Klubobmännern und den Klub’s ein legitimer Einfluß
auf die Zuſammenſetzung der Tagesordnung zukomme, zumal
[d]ie Geſchäftsordnung über Beſchluß des Hauſes ſowohl die
ſofortige Verhandlung eines nicht auf die Tagesordnung ge-
ſetzten Gegenſtandes, als auch die Umſtellung der
Tagesordnung
gegen den Willen des Landeshauptmannes
vorſieht. Was den zweiten Teil der Antwort betrifft, kann
ich nicht glauben, daß ſie authentiſch ſei, denn ſonſt würde ſie
eine Verletzung der Würde der Abgeordneten und eine dem
Landeshauptmanne nicht zuſtehende Einflußnahme bedeuten.
Um in dieſer Beziehung den wahren Sachverhalt zu konſtatieren,
hat der Rumänenklub beſchloſſen, eine Deputation an den
Landeshauptmann zu entſenden, um authentiſche Aufklärung
zu erbitten. Solange dieſe Aufklärung fehle, ſei eine Weiter-
verhandlung der Ausſchüſſe zwecklos.

Ich beantrage daher die Schließung der heutigen
Sitzung und Vertagung derſelben
bis nach Ein-
langen der Antwort des Landeshauptmannes“.

Abg. Dr. Stocki opponiert gegen die Vertagung. Er
meint, daß dem Finanzausſchuſſe gewiſſe Arbeiten zugewieſen
ſeien und ſei es ſeine Pflicht, die zugewieſenen Agenden recht-
zeitig zu erledigen und dem Hauſe Bericht zu erſtatten.
Sache der Parteien ſei es, im Hauſe dann eine Umſtellung
der Tagesordnung zu beantragen. Der vom Abgeordneten
Dr. v. Onciul geſtellte Antrag falle nicht in die Kom-
petenz des Finanzausſchuſſes.

Abg. Dr. v. Onciul erwidert, daß er den Antrag geſtellt,
gerade die Sitzung des Finanzausſchuſſes zu vertagen und
dabei lediglich ſeinen Antrag motiviert habe.

Abg. Langenhan ſteht gleichfalls auf dem Stand-
punkte, daß der Finanzausſchuß pflichtgemäß, ohne Rückſicht
auf das Ergebnis ſeiner Beratungen dem Hauſe rechtzeitig
die Vorlagen vorzulegen habe.

Bei der hierauf erfolgten Abſtimmung wird der Antrag
des Abg. Dr. Onciul mit 4 gegen 3 Stimmen angenommen
und ſohin die Sitzung vertagt.




Die für heute angeſagte S[i]tzung des Verwaltungs-
ausſchuſſes
konnte wegen Beſchlußunfähigkeit nicht abge-
halten werden. Morgen, Dienſtag, findet eine Sitzung des
Schul- und Mittwoch ei[n]e Sitzung des Finanzausſchuſſes ſtatt.




Der Streit zwiſchen der Onciulgruppe, reſpektive dem
Rumänenklub und dem Landtagspräſidium hat heute eine
Verſchärfung durch folgenden Vorfall erfahren:

Landeshauptmann Br. Waſſilko hatte dem Bureau
den Auftrag, erteilt, den Schulbericht inſolange nicht zu ver-
vielfältigen, als er nicht hiezu beſonderen Auftrag erteilt
haben wird. Offenbar wollte der Landeshauptmann mit dieſem
Auftrage die raſche Erledigung des Budgets zuwege bringen.
Dem Herrn Dr. Onciul geht es aber hauptſächlich darum,
die Lehrergehaltsregulierung unter Dach und Fach zu bringen,
um [ü]berdies die Bewilligung des Landtages zur Aufnahme des
Millionendarlehens zu vereiteln, verlangt Onciul die Anbe-
raumung einer Landtagsſitzung für die nächſten Tage mit der Tages-
ordnung „Schulbericht“. Das diesbezügliche Referat war bereits
vom Berichterſtatter Wiedmann ausgearbeitet und dem Kommiſſär
[Spaltenumbruch] Scalat zur Drucklegung übergeben worden. Herr Dr. v.
Onciul erſchien nun heute nach der Vertagung des Finanz-
ausſchuſſes im Präſidialbureau und verlangte die Herausgabe
des Schulberichtes, um ihn gemäß eines im Rumänenklub ge-
faßten Beſchlußes auf eigene Koſten in Druck zu legen. Kom-
miſſär Scalat berief ſich auf den ihm von ſeinem Vor-
geſetzten erteilten Auftrag und weigerte ſich, das Anſuchen
Onciuls zu erfüllen. Es kam deshalb zu einer erregten Szene
im Bureau des Präſidiums. Onciul drohte, er werde den
Schutz des Landespräſidenten anrufen, Polizeiaſſiſtenz herbei-
ſchaffen, den Schreibtiſch aufbrechen laſſen ꝛc. Schließlich mochte
er eingeſehen haben, daß ein Beamter nur ſeine Pflicht erfülle,
wenn er ſeinem Vorgeſetzten gehorche, und entfernte ſich. Nun
verlautet, Onciul habe beim Landespräſidenten vorgeſprochen
und um Intervention gegen die Anordnungen des Landes-
hauptmannes gebeten. Ferner hat demſelben Gerüchte zufolge
der Rumänenklub Proteſttelegramme an den Miniſterpräſi-
denten und die Kabinettskanzlei des Kaiſers gegen das
Vorgehen des Barons Waſſilko gerichtet.




Militäriſches.

Transferiert wurden Oberſtleutnant
Joſef Wonka vom 100. Infanterieregimente und Major Peter
Schönhöfer vom 36. Infanterieregiment beide zum 41. Ju-
ſanterieregiment und Major Artur Hann von Hannenheim
vom 41. Infanterieregiment zum 40. Infanterieregiment.

Ernennung.

Der Ackerbauminiſter hat im Stande der
juridiſch-adminiſtrativen Beamten der Direktion der Güter des
bukowiner gr.-or. Religionsfondes in Czernowitz den Admini-
ſtrationskonzipiſten Dr. Jozefowicz zum Adminiſtrations-
adjunkten ad personam ernannt.

Perſonalnachricht.

Abgeordneter Anton Lukasze-
wicz
begibt ſich morgen zu längerem Anfenthalte nach Wien.

Promotion.

Heute wurde in der Aula unſerer Uni-
verſität Herr Ottokar Hrimaly, ein Sohn des unlängſt ver-
ſtorbenen Muſikdirektors Adalbert Hrimaly, zum Doktor der
Philoſophie promoviert. Als Promotor fungierte Profeſſor Doktor
Jüthner.

Todesfall.

Geſtern iſt hier der gr.-kath. Pfarrer
Michael Strepko im 40. Lebensjahre geſtorben.

Kirchliches.

Am Sonntag, den 1. November l. J.
findet die Einweihung der Kaiſer Franz Joſef I. Jubiläums-
Kirche in Babin ſtatt.

Von den Staatsbahnen.

Verſetzt wurden die
Bahnadjunkten Berthold Aron vom Bahnbetriebsamte in
Itzkany und der Stationsvorſtand in Alt-Kimpolung Wolf
Korber, beide zum Bah betriebsamte in Czernowitz, Ignatz
Mogilnicki von der Bahnbetriebsleitung in Czernowitz als
Stationsvorſtand nach Alt-Kimpolung und der Beamtenaſpirant
Rudolf Leibſchütz von Zuczka zur Bahnbetriebsleitung in
Czernowitz, Abteilung I und II.

Die Säkularfeier des k. k. I. Staatsgym-
naſiums in Czernowitz.

Samstag, den 24. d. M. hat
im Profeſſorenzimmer des I. Staatsgymnaſiums die letzte
Sitzung des Feſtordnungskomitees ſtattgefunden, in welcher
alle Maßnahmen getroffen wurden, welche ein glänzendes
Gelingen der Feſtlichkeiten verbürgen. Die Nachfrage nach
den Eintrittskarten zur Feſtſitzung und zum Feſtbankett iſt
eine ſo rege, daß der Verkauf derſelben nur unter verſtärkter
Heranziehung der Komiteemitglieder vor ſich gehen kann. Aus
allen Teilen unſeres Kronlandes, ja auch aus dem fernſten
Weſten und Oſten, tr[e]ff[e]n ununterbrochen Schüler der Jubi-
läumsanſtalt ein, um an dem ſeltenen und erhabenen Feſte
teilzunehmen. Kein Schüler des altherwürdigen Gymnaſiums
möge an dieſem Ehrentage desſelben fehlen! Die Plaquetten,
welche zur Teilnahme an allen Feſtlichkeiten berechtigen, ſind
ſpäteſtens am Dienstag von 4—6 Uhr nachmittags im
„Schwarzen Adler“ erhältlich. Der Feſtausſchuß macht darauf
aufmerkſam, daß beim Eintritt in den Synodalſaal der erz-
biſchöflichen R[e]ſidenz keinerlei Billets abzugeben ſind; es iſt
blos die Plaquette dem Dienſtperſonal vorzuweiſen. Das
Billet, welches beim F[e]ſtbankett dem bedienenden Kellner zu
übergeben iſt, erhalten die Feſtteilnehmer zugleich mit der
Plaquette gegen Erlag von 12 Kronen. Alle Herren Komitee-
mitglieder werden dringend erſucht, beim Begrüßungsabend
am Dienstag um 8 Uhr abends im Reſtaurant des „Schwarzen
Adler“ zu erſcheinen, und dort die Komiteeabzeichen perſönlich
in Empfang zu nehmen. Nach den umfaſſenden Vorbereitungen,
welche von allen Ausſchüſſen getroffen wurden, verſpricht das
Feſt in allen ſeinen Programmpunkten einen glänzenden und
erhebenden Verlauf zu nehmen und ſich zu einer impoſanten
Huldigung für die älteſte Bildungsſtätte des Landes zu ge-
ſtalten. — Für die Schülerfeier am 27. d. M. wurde fol-
gendes Programm feſtgeſtellt: 1. Eröffnung und Begrüßung
durch den Direktor Regierungsrat Klauſer; 2. Schülerchor
(Muſik von Euſebius Mandyczewski, Worte von Dr.
Anton Norſt), dirigiert Hans Horner; 3. Feſtrede ge-
halten von Profeſſor Karl Wolf; 4. Volkshymne, geſungen
vom Schülerchor; 5. Anſprache des Schülers der VII. Gymnaſial-
klaſſe Rudolf Hargesheimer; 6. Hymne an Auſtria von
Anaſtaſius Grün, vorgetragen vom Schüler der V. Klaſſe
Eduard Lederle; 7. Enthüllung der Gedenktafel.

Frequenz der Mittelſchulen in der Bukowina
zu Beginn des Schuljahres 1908/09.

Zu Beginn
des Schuljahres 1908/09 wurden aufgenommen: am I. Staats-
gymnaſium in Czernowitz 881, am II. Staatsgymnaſium in
Czernowitz 770, am III. Staatsgymnaſium in Czernowitz
1. bis 7. Klaſſe 692, am Staatsgymnaſium in Kimpolung
(1. und 2. Klaſſe) 168, am Staatsgymnaſium in Kotzman
(1. bis 5. Klaſſe) 254, am Staatsgymnaſium in Radautz 398,
am Staatsgymnaſium in Sereth 340, am griech.-orientaliſchen
Gymnaſium in Suczawa 920, ſomit an allen Gymnaſien
der Bukowina 4423 öffentliche Schüler. Ferner wurden

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[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 1908 Syſtem, das damals in ganz Oeſterreich, einſchließlich Ungarns, blühte. Nicht bloß er, jeder Lehrer und Supplent hatte das jus gladii gegenüber den Schülern, d. h. das Schopfbeuteln und Einſperren ſtand ihnen frei, der Klaſſenarreſt insbeſondere war ein gewohnheitsmäßiges Strafmittel, und mancher Gymnaſiaſt pflegte zu Mittag nur ausnahmsweiſe nach Hauſe zu kommen. Der Carcer und das ſpaniſche Röhrel dagegen waren dem Direktor und einem fachmänniſchen Beirate desſelben vorbehalten. Dieſe beiden Strafmittel kenne ich gottlob nur vom Hörenſagen; eine Prügelexekution kam übrigens während meiner Studienzeit nur einmal zum Vollzuge und rief nicht geringe Aufregung unter den Gymnoſiaſten hervor. Dagegen war der Carcer, ein kleines Stübchen mit vergittertem Fenſter, gleich einem Fremdenzimmer im Hotel, ziemlich häufig beſetzt. Er war nicht etwa ein finſteres Loch, ſondern licht und luftig. Bis zu 16 Stunden konnte man zum Sitzen oder Brummen daſelbſt verhalten werden, niemals jedoch während der Nacht, daher ſaß man eine längere Freiheitsſtrafe in zwei — natürlich nur ſchulfreien — Tagen ab. Bleiben wir noch eine Weile bei Direktor Kahlert. Man muß ihm das Zeugnis ausſtellen, daß er das Hand- werk eines Schulleiters vortrefflich verſtand. Auch ein tüchtiges Wiſſen brachte er aus ſeiner Heimat Preußen mit, und ſeine wiſſenſchaftliche Lehrmethode im Lateiniſchen und Griechiſchen zeitigte keine ſchlechten Erfolge. Meine Vorliebe für die klaſſiſchen Sprachen dürfte er in mir wachgerufen haben. Seit ſeinem Abgange von Czernowitz ſah ich ihn nie mehr in meinem Leben. Erſt eine Begegnung in den kärntner Alpen brachte mir ihn in lebhafte Erinnerung. Damit verhielt es ſich ſo: Im Jahre 1874, nachdem ich die Advokatenprüfung glücklich beſtanden hatte, fühlte ich das Bedürfnis nach Erholung oder eigentlich nach Heilung von einem inneren Leiden. Zugleich wollte ich aber die ſchöne Alpenwelt auskoſten, und ein Wiener Arzt, mit dem mich Kouleurbruderſchaft verband, dirigierte mich nach dem Säuerlingbade Preblau. Ich war daſelbſt ziemlich heimiſch geworden, da kam ein Wiener Pfarrer ebenfalls dahin. Als wir uns gegenſeitig vorſtellten, intereſſierte es ihn, daß ich aus Czernowitz ſei, denn der geweſene Direktor Kahlert zähle zu ſeinen beſten Freunden. Wir ſchloſſen in der Folge eben- falls einen Freundſchaftsbund, deſſen Bindeglied ſozuſagen Kahlert war. Wir verließen gemeinſam zu Fuß Preblau und wanderten über die Back nach Köflach, wo wir erſt die Eiſenbahn beſtiegen, um in Graz Abſchied von einander zu nehmen. Ich blieb nämlich in Graz zurück, das ich diesmal wiederſehen wollte, zumal dort mein alter Gymnaſiallehrer Reichel reſidierte, den zu begrüßen ich das Verlangen hatte. Wer oder eigentlich was Profeſſor Joſef Reichel war, der Schleſier, wie er ſich mit Stolz nannte, das wiſſen nicht nur die Zeitgenoſſen desſelben, ſondern auch viele unter uns, die ihn gar nicht gekannt haben. Er war ein Sonderling, ein Wüterich, ein Exerziermeiſter und doch ein guter Kerl und kein ſchlechter Lehrer. Die meiſten ſeiner Schüler hatten ihn lieb oder hatten eine heilige Scheu vor ihm. Wie oft wallfahrteten ſie in die Nähe ſeiner Wohnung — das gegenwärtig Diamant’ſche Haus in der Schlangengaſſe (Bürgermeiſter Dr. Reiß-Gaſſe) — um ſeine häuslichen Gewohnheiten zu beobachten. Letztere waren drollig genug, und ich müßte ſämtliche Spalten dieſes Blattes mit Embargo belegen, wollte ich nur ein Bruchteil hiervon veröffentlichen. So z. B. pflegte er manchmal einen Bettler auf die Probe zu ſtellen, ob er lange Finger habe oder nicht. Erblickte er ihn im Hofe ſeinem ebenerdigen Gelaſſe zuhinken, ſo legte er raſch einen ſilbernen Zwanziger auf den Tiſch und verbarg ſich hinter dem Bettvorhang. Wehe, wenn der Almoſenſuchende, ſich unbeachtet glaubend, nach der Münze griff. Reichel ſtürzte ſich ſofort mit einem Knittel in der Hand auf den Täter und gerbte ihm weidlich das Fell. Wußte aber der Bettler zwiſchen Mein und Dein gewiſſenhaft zu unter- ſcheiden, ſo ſchenkte ihm Reichel den Zwanziger und verſah ihn wohl auch noch mit leiblicher Zehrung. Mit offenen Armen und mit den Worten: „Als meinen Schüler habe ich Dich geduzt und geſchopfbeutelt, von heute an duzen wir uns als Freunde“ empfing mich mein alter, aber auch gedämpfter gewordener Profeſſor. Man ſah ihm die Unbehaglichkeit ſeines neuen Wirkungskreiſes in Graz an, wohin er ſich nur über Andringen ſeiner Ehegeſponſin hatte verſetzen laſſen. Er verhehlte mir auch nicht, wie ſehr er ſich nach Czernowitz wieder zurückſehne, das er ſeine zweite uner- ſetzbare Heimat nannte. Lange hat er in der Murſtadt ſein Lehramt nicht ausgeübt, in der Bukowina unter dem Hutweiden- volke, wie er uns in ſeiner Sprechweiſe beeilte, hätte er länger gelebt. Da ich meine Heimreiſe nicht über Wien, ſondern über Budapeſt antrat, ſo ſchrieb ich meinem geiſt- lichen Freunde über die Begegnung mit Profeſſor Reichel. Karl Blechſchmidt — ſo hieß der Pfarrer — war über meine Mitteilungen ſehr erbaut und trug mir in ſeinem Antwortſchreiben ebenfalls das traute Du an. So hatte ich denn im Jahre 1874 zwei Duzfreunde auf einmal gewonnen, leider ſie aber durch den Tod nach wenigen Jahren verloren. Reichel’ſche Ausſpruche und Kraftworte haben ſich noch bis heute in der Schulüberlieferung erhalten. Mein Gymnaſial- kollege Leon Maximovici, welcher erſt vor drei Jahren als Pfarrer von Jaslowetz geſtorben iſt, hat ſie auf der Schulbank ſelbſt zu Papier gebracht, und als wir im Jahre 1902 unſer 40jähriges Maturantenjubiläum begingen, ver- ſetzte uns die Lektüre des altehrwürdigen Manuſkripts in nicht geringe Heiterkeit. Ich verfaßte zur dauernden Erinnerung an die Reechel’ſche Lehrzeit eine eigene Kneipzeitung mit Be- nützung dieſer koſtbaren Aufzeichnungen, und jeder von uns Abiturienten, mit Einſchluß des gegenwärtigen Gymnaſial- direktors Klauſer und des geweſenen Gymnaſialprofeſſors Vyslouzil, beſitzt wohl noch ein autographiertes Exemplar hievon. Bukowiner Landtag. Streik im Finanzausſchuß. Der Finanzausſchuß hat heute im vollen Ernſte zu ſtreiken begonnen, und nicht einmal zu dem ſo beliebten Mittel der paſſiven Reſiſtenz wollten die unzufriedenen Mitglieder des Finanzausſchuſſes greifen, ſie entſchieden ſich für eine draſtiſchere Maßnahme, nämlich die Verweigerung der Weiterberatung. Ueber die Debatte, die ſich bei dieſer Gelegenheit entſpann, gibt das unten ſtehende Kommuniquee Aufſchluß. Wie wir hören, trifft heute Landeshauptmann Baron Georg Freiherr v. Waſſilko aus Berhometh hier ein. In einer morgen ſtattfindenden Konferenz ſoll die Tagesordnung für die nächſte Sitzung endgültig feſtgeſtellt werden. Bekanntlich dreht ſich der Streit um die Lehrergehaltsregu- lierung, welche die Onciulgruppe zu allererſt ſichergeſtellt wiſſen möchte. Die Anhänger einer flotteren Durchberatung des Budgets ſtehen jedoch auf dem Standpunkte, daß dieſes vorher feſtgeſtellt ſein müſſe, bevor man ſich überhaupt für die Lehrergehaltsregulierung entſcheiden könne. Morgen wird, wie erwähnt, über dieſe Frage definitiv Beſchluß gefaßt werden. Heute bleibt nicht anderes übrig, als den Ausſchuß- ſtreik zu verzeichnen. Nachſtehend das uns zugekommene Kommuniquee: „Nach Eröffnung der heutigen Sitzung des Finanz- ausſchuſſes bringt Abg. Dr. Onciul nachſtehenden Vorfall zur Kenntnis des Ausſchuſſes: „Am Samſtag wandte ich mich durch den Kommiſſär Scalat telephoniſch nach Berhometh an den Herrn Landeshauptmann mit der im Namen des Rumänenklubs vorgebrachten Bitte, auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung in erſter Linie die Wahlreform, das Rentengüter- geſetz, das Straßengeſetz, das Lehrergehalts- geſetz ſowie das Lehrerpenſionsgeſetz und erſt ſodann die weiteren Vorlagen zu ſetzen. Herr Kommiſſär Scalat überbrachte mir im Auftrage des Landeshauptmannes die Antwort, daß die Feſtſtellung der Tagesordnung aus- ſchließlich Sache des Landeshauptmannes ſei, in welche ſich Niemand anderer zu miſchen habe und daß der Landes- hauptmann eine Sitzung überhaupt inſolange nicht einzuberufen gedenke, als nicht die Voranſchläge und die Darlehensvorlage im Ausſchuſſe erledigt ſeien. Ich finde, daß es Jedermann’s Recht ſei, eine Bitte vorzubringen und daß insbeſondere den Klubobmännern und den Klub’s ein legitimer Einfluß auf die Zuſammenſetzung der Tagesordnung zukomme, zumal die Geſchäftsordnung über Beſchluß des Hauſes ſowohl die ſofortige Verhandlung eines nicht auf die Tagesordnung ge- ſetzten Gegenſtandes, als auch die Umſtellung der Tagesordnung gegen den Willen des Landeshauptmannes vorſieht. Was den zweiten Teil der Antwort betrifft, kann ich nicht glauben, daß ſie authentiſch ſei, denn ſonſt würde ſie eine Verletzung der Würde der Abgeordneten und eine dem Landeshauptmanne nicht zuſtehende Einflußnahme bedeuten. Um in dieſer Beziehung den wahren Sachverhalt zu konſtatieren, hat der Rumänenklub beſchloſſen, eine Deputation an den Landeshauptmann zu entſenden, um authentiſche Aufklärung zu erbitten. Solange dieſe Aufklärung fehle, ſei eine Weiter- verhandlung der Ausſchüſſe zwecklos. Ich beantrage daher die Schließung der heutigen Sitzung und Vertagung derſelben bis nach Ein- langen der Antwort des Landeshauptmannes“. Abg. Dr. Stocki opponiert gegen die Vertagung. Er meint, daß dem Finanzausſchuſſe gewiſſe Arbeiten zugewieſen ſeien und ſei es ſeine Pflicht, die zugewieſenen Agenden recht- zeitig zu erledigen und dem Hauſe Bericht zu erſtatten. Sache der Parteien ſei es, im Hauſe dann eine Umſtellung der Tagesordnung zu beantragen. Der vom Abgeordneten Dr. v. Onciul geſtellte Antrag falle nicht in die Kom- petenz des Finanzausſchuſſes. Abg. Dr. v. Onciul erwidert, daß er den Antrag geſtellt, gerade die Sitzung des Finanzausſchuſſes zu vertagen und dabei lediglich ſeinen Antrag motiviert habe. Abg. Langenhan ſteht gleichfalls auf dem Stand- punkte, daß der Finanzausſchuß pflichtgemäß, ohne Rückſicht auf das Ergebnis ſeiner Beratungen dem Hauſe rechtzeitig die Vorlagen vorzulegen habe. Bei der hierauf erfolgten Abſtimmung wird der Antrag des Abg. Dr. Onciul mit 4 gegen 3 Stimmen angenommen und ſohin die Sitzung vertagt.“ Die für heute angeſagte Sitzung des Verwaltungs- ausſchuſſes konnte wegen Beſchlußunfähigkeit nicht abge- halten werden. Morgen, Dienſtag, findet eine Sitzung des Schul- und Mittwoch eine Sitzung des Finanzausſchuſſes ſtatt. Der Streit zwiſchen der Onciulgruppe, reſpektive dem Rumänenklub und dem Landtagspräſidium hat heute eine Verſchärfung durch folgenden Vorfall erfahren: Landeshauptmann Br. Waſſilko hatte dem Bureau den Auftrag, erteilt, den Schulbericht inſolange nicht zu ver- vielfältigen, als er nicht hiezu beſonderen Auftrag erteilt haben wird. Offenbar wollte der Landeshauptmann mit dieſem Auftrage die raſche Erledigung des Budgets zuwege bringen. Dem Herrn Dr. Onciul geht es aber hauptſächlich darum, die Lehrergehaltsregulierung unter Dach und Fach zu bringen, um überdies die Bewilligung des Landtages zur Aufnahme des Millionendarlehens zu vereiteln, verlangt Onciul die Anbe- raumung einer Landtagsſitzung für die nächſten Tage mit der Tages- ordnung „Schulbericht“. Das diesbezügliche Referat war bereits vom Berichterſtatter Wiedmann ausgearbeitet und dem Kommiſſär Scalat zur Drucklegung übergeben worden. Herr Dr. v. Onciul erſchien nun heute nach der Vertagung des Finanz- ausſchuſſes im Präſidialbureau und verlangte die Herausgabe des Schulberichtes, um ihn gemäß eines im Rumänenklub ge- faßten Beſchlußes auf eigene Koſten in Druck zu legen. Kom- miſſär Scalat berief ſich auf den ihm von ſeinem Vor- geſetzten erteilten Auftrag und weigerte ſich, das Anſuchen Onciuls zu erfüllen. Es kam deshalb zu einer erregten Szene im Bureau des Präſidiums. Onciul drohte, er werde den Schutz des Landespräſidenten anrufen, Polizeiaſſiſtenz herbei- ſchaffen, den Schreibtiſch aufbrechen laſſen ꝛc. Schließlich mochte er eingeſehen haben, daß ein Beamter nur ſeine Pflicht erfülle, wenn er ſeinem Vorgeſetzten gehorche, und entfernte ſich. Nun verlautet, Onciul habe beim Landespräſidenten vorgeſprochen und um Intervention gegen die Anordnungen des Landes- hauptmannes gebeten. Ferner hat demſelben Gerüchte zufolge der Rumänenklub Proteſttelegramme an den Miniſterpräſi- denten und die Kabinettskanzlei des Kaiſers gegen das Vorgehen des Barons Waſſilko gerichtet. Militäriſches. Transferiert wurden Oberſtleutnant Joſef Wonka vom 100. Infanterieregimente und Major Peter Schönhöfer vom 36. Infanterieregiment beide zum 41. Ju- ſanterieregiment und Major Artur Hann von Hannenheim vom 41. Infanterieregiment zum 40. Infanterieregiment. Ernennung. Der Ackerbauminiſter hat im Stande der juridiſch-adminiſtrativen Beamten der Direktion der Güter des bukowiner gr.-or. Religionsfondes in Czernowitz den Admini- ſtrationskonzipiſten Dr. Jozefowicz zum Adminiſtrations- adjunkten ad personam ernannt. Perſonalnachricht. Abgeordneter Anton Lukasze- wicz begibt ſich morgen zu längerem Anfenthalte nach Wien. Promotion. Heute wurde in der Aula unſerer Uni- verſität Herr Ottokar Hrimaly, ein Sohn des unlängſt ver- ſtorbenen Muſikdirektors Adalbert Hrimaly, zum Doktor der Philoſophie promoviert. Als Promotor fungierte Profeſſor Doktor Jüthner. Todesfall. Geſtern iſt hier der gr.-kath. Pfarrer Michael Strepko im 40. Lebensjahre geſtorben. Kirchliches. Am Sonntag, den 1. November l. J. findet die Einweihung der Kaiſer Franz Joſef I. Jubiläums- Kirche in Babin ſtatt. Von den Staatsbahnen. Verſetzt wurden die Bahnadjunkten Berthold Aron vom Bahnbetriebsamte in Itzkany und der Stationsvorſtand in Alt-Kimpolung Wolf Korber, beide zum Bah betriebsamte in Czernowitz, Ignatz Mogilnicki von der Bahnbetriebsleitung in Czernowitz als Stationsvorſtand nach Alt-Kimpolung und der Beamtenaſpirant Rudolf Leibſchütz von Zuczka zur Bahnbetriebsleitung in Czernowitz, Abteilung I und II. Die Säkularfeier des k. k. I. Staatsgym- naſiums in Czernowitz. Samstag, den 24. d. M. hat im Profeſſorenzimmer des I. Staatsgymnaſiums die letzte Sitzung des Feſtordnungskomitees ſtattgefunden, in welcher alle Maßnahmen getroffen wurden, welche ein glänzendes Gelingen der Feſtlichkeiten verbürgen. Die Nachfrage nach den Eintrittskarten zur Feſtſitzung und zum Feſtbankett iſt eine ſo rege, daß der Verkauf derſelben nur unter verſtärkter Heranziehung der Komiteemitglieder vor ſich gehen kann. Aus allen Teilen unſeres Kronlandes, ja auch aus dem fernſten Weſten und Oſten, treffen ununterbrochen Schüler der Jubi- läumsanſtalt ein, um an dem ſeltenen und erhabenen Feſte teilzunehmen. Kein Schüler des altherwürdigen Gymnaſiums möge an dieſem Ehrentage desſelben fehlen! Die Plaquetten, welche zur Teilnahme an allen Feſtlichkeiten berechtigen, ſind ſpäteſtens am Dienstag von 4—6 Uhr nachmittags im „Schwarzen Adler“ erhältlich. Der Feſtausſchuß macht darauf aufmerkſam, daß beim Eintritt in den Synodalſaal der erz- biſchöflichen Reſidenz keinerlei Billets abzugeben ſind; es iſt blos die Plaquette dem Dienſtperſonal vorzuweiſen. Das Billet, welches beim Feſtbankett dem bedienenden Kellner zu übergeben iſt, erhalten die Feſtteilnehmer zugleich mit der Plaquette gegen Erlag von 12 Kronen. Alle Herren Komitee- mitglieder werden dringend erſucht, beim Begrüßungsabend am Dienstag um 8 Uhr abends im Reſtaurant des „Schwarzen Adler“ zu erſcheinen, und dort die Komiteeabzeichen perſönlich in Empfang zu nehmen. Nach den umfaſſenden Vorbereitungen, welche von allen Ausſchüſſen getroffen wurden, verſpricht das Feſt in allen ſeinen Programmpunkten einen glänzenden und erhebenden Verlauf zu nehmen und ſich zu einer impoſanten Huldigung für die älteſte Bildungsſtätte des Landes zu ge- ſtalten. — Für die Schülerfeier am 27. d. M. wurde fol- gendes Programm feſtgeſtellt: 1. Eröffnung und Begrüßung durch den Direktor Regierungsrat Klauſer; 2. Schülerchor (Muſik von Euſebius Mandyczewski, Worte von Dr. Anton Norſt), dirigiert Hans Horner; 3. Feſtrede ge- halten von Profeſſor Karl Wolf; 4. Volkshymne, geſungen vom Schülerchor; 5. Anſprache des Schülers der VII. Gymnaſial- klaſſe Rudolf Hargesheimer; 6. Hymne an Auſtria von Anaſtaſius Grün, vorgetragen vom Schüler der V. Klaſſe Eduard Lederle; 7. Enthüllung der Gedenktafel. Frequenz der Mittelſchulen in der Bukowina zu Beginn des Schuljahres 1908/09. Zu Beginn des Schuljahres 1908/09 wurden aufgenommen: am I. Staats- gymnaſium in Czernowitz 881, am II. Staatsgymnaſium in Czernowitz 770, am III. Staatsgymnaſium in Czernowitz 1. bis 7. Klaſſe 692, am Staatsgymnaſium in Kimpolung (1. und 2. Klaſſe) 168, am Staatsgymnaſium in Kotzman (1. bis 5. Klaſſe) 254, am Staatsgymnaſium in Radautz 398, am Staatsgymnaſium in Sereth 340, am griech.-orientaliſchen Gymnaſium in Suczawa 920, ſomit an allen Gymnaſien der Bukowina 4423 öffentliche Schüler. Ferner wurden

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1437, Czernowitz, 27.10.1908, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1437_1908/4>, abgerufen am 19.04.2024.