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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 118, Czernowitz, 20.05.1904.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Mai 1904.

[Spaltenumbruch]
Theater, Kunst und Literatur.


Verein zur Förderung der Tonkunst in der
Bukowina.

Samstag, den 21. d. M. findet die vierte und
letzte Kammermusiksoiree unter freundlicher Mitwirkung des
Herrn Alfred Adler statt. Das Programm lautet.
1. W. A. Mozart: Streichquartett in C-dur, Nr. 6.
a) Adagio Allegro, b) Andante cantabile, c) Menuetto,
d) Allegro mollo.
2. Fr. Schubert: Trio in B-dur für
Klavier, Violine und Violoncello. Klavier: Herr Alfred
Adler. 3. Ludwig von Beethoven: Streichquartett in Es-dur,
op.
74, Nr. 6. a) Poco Adagio-Allegro, b) Adagio,
e) Scherzo, d) Allegro con Variazoni.
-- Anfang präzise
8 Uhr abends.

Ghetto.

Wie ein Privattelegramm aus München meldet,
hat Heijermans Tragödie "Ghetto" bei seiner Urauf-
führung im dortigen Schauspielhaus nur geteilte Aufnahme
gefunden. Das Stück, das in einzelnen Teilen in vorzüglich
dem Leben abgelauschter Detailmalerei jüdisches Leben schildert,
ist als Ganzes jedoch Stückwerk. Es erzielte deshalb auf der
Bühne keine starke Wirkung.




Rechtspflege.


Die Gründer einer Automobilfabrik.

Aus
Wien wird uns telegraphisch gemeldet: Die beiden
"Fabriksbegründer" Dauber und Nachmias wurden von
den Geschworenen schuldiggesprochen. Der Gerichtshof
verurteilte ersteren zu 2, letzteren zu 21/2 Jahren schweren
Kerkers.

Das Schwurgerichtsrepertoir

für die ersten Ver-
handlungen der am 6. Juni beginnenden Schwurgerichts-
periode ist bereits festgesetzt. Die meisten Delikte, die zur
Verhandlung gelangen, sind Totschlag. Auch kommen zwei
Preßprozesse zur Verhandlung, einer gegen Nikolai Germann,
den "verantwortlichen" Redakteur der "Freien Lehrerzeitung",
der andere gegen den stud. jur. Siretian, der schon in
der vorigen Schwurgerichtsperiode vor den Geschworenen
stand. Den Vorsitz werden Vizepräsident Artymowicz
und die LGR. Popescul, Mandyczewski, Olinschi
und Lukasiewicz führen.




Oekonomisches.


Das Spirituskontingent und die Errichtung
neuer landwirtschaftlicher Brennereien.

Am 17. d.
fand im Finanzministerium in Wien eine neuerliche Be-
sprechung über die obige Frage statt. Aus der Bukowina
war Herr Josef Fischer, Gutspächter in Toporoutz, anwesend.
Man beriet hauptsächlich über die Frage, in welcher Weise
die Errichtung neuer landwirtschaftlicher Brennereien einzu-
schränken
wäre. Als geeignetes Mittel einer solchen Ein-
schränkung, welche allseitig als notwendig erklärt wurde, be-
zeichneten die Experten die Maßnahme, daß die nach dem
1. Januar 1904, beziehungsweise noch weiterhin entstehenden
landwirtschaftlichen Brennereien nur dann mit verfügbarem
Kontingent zu beteilen wären, wenn gewisse Voraussetzungen
vorhanden sind, durch welche die landwirtschaftliche
Existenznotwendigkeit
dieser Brennereien konstatiert
wird. Diesbezüglich sei zu normieren, daß nur solche
Brennereien berücksichtigt werden, welche in ärmeren, vorzugs-
weise auf Kartoffelbau angewiesenen Gegenden errichtet werden
[Spaltenumbruch] und welche weder Rüben noch Rübenköpfe verarbeiten.
Das Zutreffen dieser Voraussetzungen sei durch Gut-
achten
der landwirtschaftlichen Hauptkorporationen des
betreffenden Landes nachzuweisen. Außerdem solle nur eine
gewisse Quote der jeweilig verfügbar werdenden Alkohol-
kontingentmengen, und zwar nur bis zu einer ziffermäßig fest-
zusetzenden Maximalhöhe, den einzelnen neuentstandenen
Brennereien zugewiesen werden, während der Rest besonders
berücksichtigungswürdigen alten Brennereien mit kleinen Kon-
tingenten zuzukommen hätte. -- Montag, den 23. d. findet im
Landhaussaale zu Czernowitz eine Besprechung der heimi-
schen Interessenten statt. Herr Fischer wird über die Ergeb-
nisse der Wiener Besprechung Bericht erstatten, worauf zu
dieser Frage in geeigneten Resolutionen Stellung genommen
werden wird. Es ist selbstverständlich, daß unsere Produzenten
den Standpunkt der landwirtschaftlichen Brennereien ver-
treten werden, die von den Industriebrennereien hart bedrängt
werden.

Konkursnachricht.

Ueber das Vermögen des Herrn
Samuel Albrecht, registrierten Kaufmannes in Suczawa,
wurde der Konkurs eröffnet und Landesgerichtsrat Elias Dan
zum Konkurskommissär und Advokat Dr. S. Robinsohn
in Suczawa zum einstweiligen Masseverwalter bestellt.

Der neue rumänische Zolltarif.

Aus Budapest
wird telegraphiert: Der Handelsminister hat nach einer Mit-
teilung in einem Reskript sämtliche Handelskammern aufge-
fordert, bis 1. August d. J. erschöpfende Gutachten über den
rumänischen Zolltarif zu erstatten. Die in dem Reskripte ent-
haltenen Fragen gehen auf alle Einzelheiten des rumänischen
Zolltarifs ein und bieten eine Gewähr dafür, daß die Re-
gierung Vorkehrungen trifft, um die Volkswirtschaft gegen die
übertriebenen Forderungen des neuen rumänischen Tarifs zu
schützen.

Steigerung der Getreidepreise in Budapest.

Die Preissteigerung des Weizens in Budapest dauert, wie die
"N. F. P." meldet, fort. Oktober-Weizen, welcher gestern
8.42 notierte, schloß heute 8.77; aber auch die Preise der
anderen Getreidegattungen bewegten sich in aufsteigender
Richtung. So stellt sich seit dem gestrigen Tage der Preis
des Oktober-Korns um 13 Heller, jener des Oktober-Hafers
um 6 Heller höher. Die Steigerung der prompten Ware hat
fast mit jener der späteren Sichten gleichen Schritt gehalten,
und gute Weizen wurden um 20 bis 25 Heller per 50 Kilo
höher gezaht als gestern. Die Ursache dieser starken Be-
wegung liegt hauptsächlich in unbefriedigenden Nachrichten
über den ungarischen Saatenstand. So wurde aus der Bacska
und dem Banat gemeldet, daß infolge des Regenmangels und
zu warmer Temperatur die Weizensaaten dort sehr in der
Entwicklung zurückgeblieben sind. Während sie sonst um diese
Zeit schon in die Halme schießen, sind die Weizensaaten noch
sehr niedrig und haben wenig Nebentriebe. Wenn auch kräftiger
Landregen den Saaten hier noch völlige Erholung bringen
kann, so macht die Hitze die dortigen Grundbesitzer augenblicklich sehr
besorgt, und dieselben sind als Käufer mit ihren Aufträgen auf
den Budapester Markt erschienen. In den übrigen Teilen
Ungarns sind wohl genügende Niederschläge für die Weizen-
saaten erfolgt, so daß sich diese gut entwickelt haben. Aller-
dings kommen dafür aus dem Alsöld, einigen Teilen der
Slowakei und dem Weißenburger Komitat Klagen über Rost.
Selbstverständlich läßt sich jetzt noch nicht entscheiden, inwie-
fern der Rost tatsächlich Schaden anrichtet; diese Nachrichten
haben aber in Verbindung mit den erwähnten Klagen aus
der Bacska und dem Banat den Markt sehr irritiert. Dazu
kommt noch, daß der Weltmarkt zufolge ungünstiger ameri-
kanischer und minder befriedigender russischer Berichte ohnedies
zur Festigkeit neigt. Auch über die Roggensaaten wurde
namenllich dort, wo sandige Böden sind, welche viel Feuchtig-
keit brauchen -- also auf dem Pester Boden -- über schüt-
teren Stand geklagt, desgleichen wird gemeldet, daß der Stand
des Hafers viel zu wünschen übrig läßt. Hingegen wird der
Stand der Gerste durchwegs gelobt. So groß übrigens auch
[Spaltenumbruch] die Bewegung auf dem Budapester Markte ist, welche in we-
nigen Tagen zu einer Preissteigerung um fast eine Krone ge-
führt hat, so ist man doch in den Kreisen der Landwirte der
Meinung, daß der rasche Eintritt kräftiger Regengüsse das
gegenwärtig unfreundliche Bild verändern und alle Besorg-
nisse zum Schwinden bringen könnte. Ungarn könnte sich dann
noch immer einer sehr guten Mittelernte erfreuen.




Letzte Telegramme.
(Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
[s]iehe die Rubriken "Vom Tage," "Bunte Chronik" und
"Rechtspflege.")
Oesterreichische Delegation.
(Korr.-B.)

Der Budget-
ausschuß der österreichischen Delegation

genehmigte den Bericht Bacquehems über das Budget
des Ministeriums des Aeußern. Der Bericht betont, daß
der Ausschuß die feste, zielbewußte, erfolgreiche
Leitung der äußeren Politik
nach wie vor mit
vollstem Vertrauen begleite und die unausgesetzten,
verständnisvollen Bemühungen des
Ministers um Förderung der wirtschaft-
lichen Interessen im Auslande
bereitwilligst
anerkenne.

Der Ausschuß begann die Beratung des Marinebudgets.
Marinekommandant Freiherr v. Spaun begründete ein-
gehend den außerordentlichen Marinekredit
und betonte, die vom Kriegsminister bezüglich der Kriegs-
bereitschaft des Heeres erörterten Motive gelten auch für
die Kriegsmarine. Für die neuen Forderungen seien nicht
politische Verhältnisse maßgebend. Die Ausführungen des
Marinekommandanten werden größtenteils für
vertraulich
erklärt.

(Marinekommandant Spaun.) (Korr.-B.)

Der Budget-
ausschuß
der österreichischen Delegation begann die
Beratung des Marinebudgets.

Marinekommandant v. Spaun ergreift das Wort und
legt dar, wie die Kriegsmarine infolge der kleinen
Jahresraten,
die für den Bau der Schiffe und deren
Armierung ausgesetzt waren, den Neuerungen der
Technik nicht folgen konnte, daß ferner die vom
Kriegsminister erörterten Motive bezüglich der Kriegs-
bereitschaft
des Heres in vollem Maße auch für
die Marine gelten.
Nachdem die Erhöhung der Schlag-
fertigkeit des Heeres mittels Kreditoperationen
effektuiert werden soll, sei es natürlich, daß hier nicht
die politischen Verhältnisse maßgebend
er-
scheinen können, da doch jeder Staat verpflichtet sei, die
Wehrmacht so zu gestalten, daß, wenn ihm plötzlich eine
kriegerische Aktion aufgedrängt werden sollte, er derselben
vollends gerecht werden könne. Eine den gegenwärtigen Ver-
hältnissen angepaßte Marine, sei, wenn sie auch klein ist,
eines der dringendsten Bedürfnisse des Staates.

Marinekommandant v. Spaun bespricht sodann ver-
traulich
die konkreten Verhältnisse.




[Spaltenumbruch]
"Die Compagnons."

(Nachdruck verboten.)

(29. Fortsetzung.)

7. Kapitel.

"Herr des Himmels, in seinem Namen solltest du ja
gestern den Revolver kaufen".

"Was auch geschehen ist", fuhr Franz mit beißendem
Spott fort. "Es ist eine sonderbare Verkettung der Um-
stände, daß gerade dieser Ankauf als Beweis gegen ihn dienen
muß, während er doch von dem Kauf keine Kenntnis hatte.
Na, mir ist das gleichgiltig, er wird, hoffe ich, schon ein
Mittel finden, seine Unschuld zu beweisen".

"Aber du bist verpflichtet, als Zeuge für ihn aufzutreten",
unterbrach Laura ihn, fieberhaft erregt, "du mußt den Mörder
nennen --"

"Daß ich ein Narr wäre!"

"Willst du ruhig zusehen, daß ein Unschuldiger hinge-
richtet wird, während es in deiner Macht liegt, ihm Leben
und Ehre zu retten".

"So weit sind wir noch nicht".

"Bedenke den Jammer der Angehörigen, die entsetzlichen
Qualen im Kerker. --"

"Sei vernünftig", fiel Franz der erregten Schwester
rauh ins Wort, "so weit wirds nicht kommen. Und für die
Qualen im Kerker, wie du dich auszudrücken beliebst, wird
der Unschuldige nach seiner Befreiung reich belohnt werden.
Ich aber will mich um den erledigten Posten bemühen und
einstweilen den Dingen ihren Lauf lassen".

"Das darfst du nicht, Franz".

"Unsinn! Wer will mich zwingen zu sprechen? Mich
amüsiert die Weisheit des Untersuchungsrichters, der bereits
triumphiert, in der Ueberzeugung, den Mörder entdeckt zu
haben. Gib acht, der Anklageakt wird so klar, so überzeugend
[Spaltenumbruch] abgefaßt sein, daß die Herren Geschwornen den Angeklagten
verurteilen müssen".

"So weit willst du es kommen lassen?"

"Vielleicht".

"Aber weshalb das?"

"Herz, ich sage dir schon, wir wollen zuvor unser
Schäfchen scheeren. Nenne mir deine Wünsche. Möchtest du
Madame Hartwig sein?"

"Nimmermehr!"

"Na, weshalb nicht? Der Mann ist sehr reich. --"

"Seine Gattin lebt ja noch".

"Er wird sich von ihr scheiden lassen".

Laura blickte betroffen den Bruder an. Die über-
zeugende Sicherheit, mit der er das sagte, überraschte und
befremdete sie.

"Ich mag ihn nicht", erwiderte sie entschlossen, "ich
habe diesen Mann nie geliebt; wenn ich einmal zur Ehe
schreite, so reiche ich nur dem die Hand, den ich achte und
liebe".

"Bon", sagte Franz gleichmütig. "Sehen wir also
hievon ab. Willst du Pferde und Equipage, eine glänzende
Wohnung und die gewählteste Toilette haben?"

"Kannst du sie mir verschaffen?"

"Gewiß".

Das Mädchen schüttelte zweifelnd den Kopf. "Du machst
mir Anerbieten, die du schwerlich --"

"Das kümmere dich weiter nicht. Wünsche nur und
überlaß' es mir, deine Wünsche zu erfüllen".

Forschend und mißtrauisch zugleich ruhte der Blick
Lauras auf dem Bruder, der seiner Sache so sehr gewiß
zu sein schien.

"Wenn ich einen Wunsch nennen soll, so ist es der,
ein Kapital zu besitzen, dessen Zinsen hinreichen, unsere Be-
dürfnisse zu bestreiten", sagte sie. "Wir würden dann diese
Stadt verlassen und in einer Residenz --"


[Spaltenumbruch]

"Die Zinsen samt dem Kapital verjubeln!" fiel der
junge Mann spottend ein. "Aber es sei, lustig gelebt und
lustig gestorben, das ist auch mein Grundsatz. Rechnen wir.
Wie groß müßte das Kapital sein? Können wir mit
12.000 Mark jährlich unsere Bedürfnisse bestreiten?"

"Gewiß".

"Gut, zu 4 Perzent gerechnet, repräsentierte diese Ein-
nahme ein Kapital von 300.000 Mark".

"300.000 Mark!" wiederholte Laura. "Woher willst
du sie nehmen?"

"Das sei meine Sorge. Ich verschaffe sie dir".

Eine furchtbare Ahnung schien plötzlich in der Seele
des Mädchens zu erwachen.

Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und blickte
ihm ernst, fast drohend ins Auge.

"Franz, wer ist der Mörder?" fragte sie mit dumpfer
Stimme. "Nenne mir den Namen".

"Jetzt nicht".

"Du mußt!"

"Kannst du mich zwingen, wenn ich nicht will?"

"Du kannst plötzlich sterben, dann wäre das Geheimnis
vielleicht --"

"Ba, so jung stirbt man so bald nicht?"

"Der Mörder kann auch dich beseitigen".

"Ich werde vor ihm auf der Hut sein".

"Du mußt mir den Namen nennen, Franz!" rief das
Mädchen, unfähig die gewaltige Aufregung länger zurückzu-
drängen, "wer es auch sein mag, ich will und muß wissen,
wer der Mörder ist!"

Ein Lächeln des Hohns glitt über die Lippen des jungen
Mannes.

"Es gibt Geheimnisse, die man besser nicht kennt", er-
widerte er, und der Ton seiner Stimme stand mit jenem
Lächeln in Einklang, "ich würde dir keinen Gefallen erzeigen,
wenn ich den Namen nenne".

(Fortsetzung folgt.)


Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Mai 1904.

[Spaltenumbruch]
Theater, Kunst und Literatur.


Verein zur Förderung der Tonkunſt in der
Bukowina.

Samſtag, den 21. d. M. findet die vierte und
letzte Kammermuſikſoiree unter freundlicher Mitwirkung des
Herrn Alfred Adler ſtatt. Das Programm lautet.
1. W. A. Mozart: Streichquartett in C-dur, Nr. 6.
a) Adagio Allegro, b) Andante cantabile, c) Menuetto,
d) Allegro mollo.
2. Fr. Schubert: Trio in B-dur für
Klavier, Violine und Violoncello. Klavier: Herr Alfred
Adler. 3. Ludwig von Beethoven: Streichquartett in Es-dur,
op.
74, Nr. 6. a) Poco Adagio-Allegro, b) Adagio,
e) Scherzo, d) Allegro con Variazoni.
— Anfang präziſe
8 Uhr abends.

Ghetto.

Wie ein Privattelegramm aus München meldet,
hat Heijermans Tragödie „Ghetto“ bei ſeiner Urauf-
führung im dortigen Schauſpielhaus nur geteilte Aufnahme
gefunden. Das Stück, das in einzelnen Teilen in vorzüglich
dem Leben abgelauſchter Detailmalerei jüdiſches Leben ſchildert,
iſt als Ganzes jedoch Stückwerk. Es erzielte deshalb auf der
Bühne keine ſtarke Wirkung.




Rechtspflege.


Die Gründer einer Automobilfabrik.

Aus
Wien wird uns telegraphiſch gemeldet: Die beiden
„Fabriksbegründer“ Dauber und Nachmias wurden von
den Geſchworenen ſchuldiggeſprochen. Der Gerichtshof
verurteilte erſteren zu 2, letzteren zu 2½ Jahren ſchweren
Kerkers.

Das Schwurgerichtsrepertoir

für die erſten Ver-
handlungen der am 6. Juni beginnenden Schwurgerichts-
periode iſt bereits feſtgeſetzt. Die meiſten Delikte, die zur
Verhandlung gelangen, ſind Totſchlag. Auch kommen zwei
Preßprozeſſe zur Verhandlung, einer gegen Nikolai Germann,
den „verantwortlichen“ Redakteur der „Freien Lehrerzeitung“,
der andere gegen den ſtud. jur. Siretian, der ſchon in
der vorigen Schwurgerichtsperiode vor den Geſchworenen
ſtand. Den Vorſitz werden Vizepräſident Artymowicz
und die LGR. Popescul, Mandyczewski, Olinſchi
und Lukaſiewicz führen.




Oekonomiſches.


Das Spirituskontingent und die Errichtung
neuer landwirtſchaftlicher Brennereien.

Am 17. d.
fand im Finanzminiſterium in Wien eine neuerliche Be-
ſprechung über die obige Frage ſtatt. Aus der Bukowina
war Herr Joſef Fiſcher, Gutspächter in Toporoutz, anweſend.
Man beriet hauptſächlich über die Frage, in welcher Weiſe
die Errichtung neuer landwirtſchaftlicher Brennereien einzu-
ſchränken
wäre. Als geeignetes Mittel einer ſolchen Ein-
ſchränkung, welche allſeitig als notwendig erklärt wurde, be-
zeichneten die Experten die Maßnahme, daß die nach dem
1. Januar 1904, beziehungsweiſe noch weiterhin entſtehenden
landwirtſchaftlichen Brennereien nur dann mit verfügbarem
Kontingent zu beteilen wären, wenn gewiſſe Vorausſetzungen
vorhanden ſind, durch welche die landwirtſchaftliche
Exiſtenznotwendigkeit
dieſer Brennereien konſtatiert
wird. Diesbezüglich ſei zu normieren, daß nur ſolche
Brennereien berückſichtigt werden, welche in ärmeren, vorzugs-
weiſe auf Kartoffelbau angewieſenen Gegenden errichtet werden
[Spaltenumbruch] und welche weder Rüben noch Rübenköpfe verarbeiten.
Das Zutreffen dieſer Vorausſetzungen ſei durch Gut-
achten
der landwirtſchaftlichen Hauptkorporationen des
betreffenden Landes nachzuweiſen. Außerdem ſolle nur eine
gewiſſe Quote der jeweilig verfügbar werdenden Alkohol-
kontingentmengen, und zwar nur bis zu einer ziffermäßig feſt-
zuſetzenden Maximalhöhe, den einzelnen neuentſtandenen
Brennereien zugewieſen werden, während der Reſt beſonders
berückſichtigungswürdigen alten Brennereien mit kleinen Kon-
tingenten zuzukommen hätte. — Montag, den 23. d. findet im
Landhausſaale zu Czernowitz eine Beſprechung der heimi-
ſchen Intereſſenten ſtatt. Herr Fiſcher wird über die Ergeb-
niſſe der Wiener Beſprechung Bericht erſtatten, worauf zu
dieſer Frage in geeigneten Reſolutionen Stellung genommen
werden wird. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß unſere Produzenten
den Standpunkt der landwirtſchaftlichen Brennereien ver-
treten werden, die von den Induſtriebrennereien hart bedrängt
werden.

Konkursnachricht.

Ueber das Vermögen des Herrn
Samuel Albrecht, regiſtrierten Kaufmannes in Suczawa,
wurde der Konkurs eröffnet und Landesgerichtsrat Elias Dan
zum Konkurskommiſſär und Advokat Dr. S. Robinſohn
in Suczawa zum einſtweiligen Maſſeverwalter beſtellt.

Der neue rumäniſche Zolltarif.

Aus Budapeſt
wird telegraphiert: Der Handelsminiſter hat nach einer Mit-
teilung in einem Reſkript ſämtliche Handelskammern aufge-
fordert, bis 1. Auguſt d. J. erſchöpfende Gutachten über den
rumäniſchen Zolltarif zu erſtatten. Die in dem Reſkripte ent-
haltenen Fragen gehen auf alle Einzelheiten des rumäniſchen
Zolltarifs ein und bieten eine Gewähr dafür, daß die Re-
gierung Vorkehrungen trifft, um die Volkswirtſchaft gegen die
übertriebenen Forderungen des neuen rumäniſchen Tarifs zu
ſchützen.

Steigerung der Getreidepreiſe in Budapeſt.

Die Preisſteigerung des Weizens in Budapeſt dauert, wie die
„N. F. P.“ meldet, fort. Oktober-Weizen, welcher geſtern
8.42 notierte, ſchloß heute 8.77; aber auch die Preiſe der
anderen Getreidegattungen bewegten ſich in aufſteigender
Richtung. So ſtellt ſich ſeit dem geſtrigen Tage der Preis
des Oktober-Korns um 13 Heller, jener des Oktober-Hafers
um 6 Heller höher. Die Steigerung der prompten Ware hat
faſt mit jener der ſpäteren Sichten gleichen Schritt gehalten,
und gute Weizen wurden um 20 bis 25 Heller per 50 Kilo
höher gezaht als geſtern. Die Urſache dieſer ſtarken Be-
wegung liegt hauptſächlich in unbefriedigenden Nachrichten
über den ungariſchen Saatenſtand. So wurde aus der Bacska
und dem Banat gemeldet, daß infolge des Regenmangels und
zu warmer Temperatur die Weizenſaaten dort ſehr in der
Entwicklung zurückgeblieben ſind. Während ſie ſonſt um dieſe
Zeit ſchon in die Halme ſchießen, ſind die Weizenſaaten noch
ſehr niedrig und haben wenig Nebentriebe. Wenn auch kräftiger
Landregen den Saaten hier noch völlige Erholung bringen
kann, ſo macht die Hitze die dortigen Grundbeſitzer augenblicklich ſehr
beſorgt, und dieſelben ſind als Käufer mit ihren Aufträgen auf
den Budapeſter Markt erſchienen. In den übrigen Teilen
Ungarns ſind wohl genügende Niederſchläge für die Weizen-
ſaaten erfolgt, ſo daß ſich dieſe gut entwickelt haben. Aller-
dings kommen dafür aus dem Alſöld, einigen Teilen der
Slowakei und dem Weißenburger Komitat Klagen über Roſt.
Selbſtverſtändlich läßt ſich jetzt noch nicht entſcheiden, inwie-
fern der Roſt tatſächlich Schaden anrichtet; dieſe Nachrichten
haben aber in Verbindung mit den erwähnten Klagen aus
der Bacska und dem Banat den Markt ſehr irritiert. Dazu
kommt noch, daß der Weltmarkt zufolge ungünſtiger ameri-
kaniſcher und minder befriedigender ruſſiſcher Berichte ohnedies
zur Feſtigkeit neigt. Auch über die Roggenſaaten wurde
namenllich dort, wo ſandige Böden ſind, welche viel Feuchtig-
keit brauchen — alſo auf dem Peſter Boden — über ſchüt-
teren Stand geklagt, desgleichen wird gemeldet, daß der Stand
des Hafers viel zu wünſchen übrig läßt. Hingegen wird der
Stand der Gerſte durchwegs gelobt. So groß übrigens auch
[Spaltenumbruch] die Bewegung auf dem Budapeſter Markte iſt, welche in we-
nigen Tagen zu einer Preisſteigerung um faſt eine Krone ge-
führt hat, ſo iſt man doch in den Kreiſen der Landwirte der
Meinung, daß der raſche Eintritt kräftiger Regengüſſe das
gegenwärtig unfreundliche Bild verändern und alle Beſorg-
niſſe zum Schwinden bringen könnte. Ungarn könnte ſich dann
noch immer einer ſehr guten Mittelernte erfreuen.




Letzte Telegramme.
(Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
[ſ]iehe die Rubriken „Vom Tage,“ „Bunte Chronik“ und
„Rechtspflege.“)
Oeſterreichiſche Delegation.
(Korr.-B.)

Der Budget-
ausſchuß der öſterreichiſchen Delegation

genehmigte den Bericht Bacquehems über das Budget
des Miniſteriums des Aeußern. Der Bericht betont, daß
der Ausſchuß die feſte, zielbewußte, erfolgreiche
Leitung der äußeren Politik
nach wie vor mit
vollſtem Vertrauen begleite und die unausgeſetzten,
verſtändnisvollen Bemühungen des
Miniſters um Förderung der wirtſchaft-
lichen Intereſſen im Auslande
bereitwilligſt
anerkenne.

Der Ausſchuß begann die Beratung des Marinebudgets.
Marinekommandant Freiherr v. Spaun begründete ein-
gehend den außerordentlichen Marinekredit
und betonte, die vom Kriegsminiſter bezüglich der Kriegs-
bereitſchaft des Heeres erörterten Motive gelten auch für
die Kriegsmarine. Für die neuen Forderungen ſeien nicht
politiſche Verhältniſſe maßgebend. Die Ausführungen des
Marinekommandanten werden größtenteils für
vertraulich
erklärt.

(Marinekommandant Spaun.) (Korr.-B.)

Der Budget-
ausſchuß
der öſterreichiſchen Delegation begann die
Beratung des Marinebudgets.

Marinekommandant v. Spaun ergreift das Wort und
legt dar, wie die Kriegsmarine infolge der kleinen
Jahresraten,
die für den Bau der Schiffe und deren
Armierung ausgeſetzt waren, den Neuerungen der
Technik nicht folgen konnte, daß ferner die vom
Kriegsminiſter erörterten Motive bezüglich der Kriegs-
bereitſchaft
des Heres in vollem Maße auch für
die Marine gelten.
Nachdem die Erhöhung der Schlag-
fertigkeit des Heeres mittels Kreditoperationen
effektuiert werden ſoll, ſei es natürlich, daß hier nicht
die politiſchen Verhältniſſe maßgebend
er-
ſcheinen können, da doch jeder Staat verpflichtet ſei, die
Wehrmacht ſo zu geſtalten, daß, wenn ihm plötzlich eine
kriegeriſche Aktion aufgedrängt werden ſollte, er derſelben
vollends gerecht werden könne. Eine den gegenwärtigen Ver-
hältniſſen angepaßte Marine, ſei, wenn ſie auch klein iſt,
eines der dringendſten Bedürfniſſe des Staates.

Marinekommandant v. Spaun beſpricht ſodann ver-
traulich
die konkreten Verhältniſſe.




[Spaltenumbruch]
„Die Compagnons.“

(Nachdruck verboten.)

(29. Fortſetzung.)

7. Kapitel.

„Herr des Himmels, in ſeinem Namen ſollteſt du ja
geſtern den Revolver kaufen“.

„Was auch geſchehen iſt“, fuhr Franz mit beißendem
Spott fort. „Es iſt eine ſonderbare Verkettung der Um-
ſtände, daß gerade dieſer Ankauf als Beweis gegen ihn dienen
muß, während er doch von dem Kauf keine Kenntnis hatte.
Na, mir iſt das gleichgiltig, er wird, hoffe ich, ſchon ein
Mittel finden, ſeine Unſchuld zu beweiſen“.

„Aber du biſt verpflichtet, als Zeuge für ihn aufzutreten“,
unterbrach Laura ihn, fieberhaft erregt, „du mußt den Mörder
nennen —“

„Daß ich ein Narr wäre!“

„Willſt du ruhig zuſehen, daß ein Unſchuldiger hinge-
richtet wird, während es in deiner Macht liegt, ihm Leben
und Ehre zu retten“.

„So weit ſind wir noch nicht“.

„Bedenke den Jammer der Angehörigen, die entſetzlichen
Qualen im Kerker. —“

„Sei vernünftig“, fiel Franz der erregten Schweſter
rauh ins Wort, „ſo weit wirds nicht kommen. Und für die
Qualen im Kerker, wie du dich auszudrücken beliebſt, wird
der Unſchuldige nach ſeiner Befreiung reich belohnt werden.
Ich aber will mich um den erledigten Poſten bemühen und
einſtweilen den Dingen ihren Lauf laſſen“.

„Das darfſt du nicht, Franz“.

„Unſinn! Wer will mich zwingen zu ſprechen? Mich
amüſiert die Weisheit des Unterſuchungsrichters, der bereits
triumphiert, in der Ueberzeugung, den Mörder entdeckt zu
haben. Gib acht, der Anklageakt wird ſo klar, ſo überzeugend
[Spaltenumbruch] abgefaßt ſein, daß die Herren Geſchwornen den Angeklagten
verurteilen müſſen“.

„So weit willſt du es kommen laſſen?“

„Vielleicht“.

„Aber weshalb das?“

„Herz, ich ſage dir ſchon, wir wollen zuvor unſer
Schäfchen ſcheeren. Nenne mir deine Wünſche. Möchteſt du
Madame Hartwig ſein?“

„Nimmermehr!“

„Na, weshalb nicht? Der Mann iſt ſehr reich. —“

„Seine Gattin lebt ja noch“.

„Er wird ſich von ihr ſcheiden laſſen“.

Laura blickte betroffen den Bruder an. Die über-
zeugende Sicherheit, mit der er das ſagte, überraſchte und
befremdete ſie.

„Ich mag ihn nicht“, erwiderte ſie entſchloſſen, „ich
habe dieſen Mann nie geliebt; wenn ich einmal zur Ehe
ſchreite, ſo reiche ich nur dem die Hand, den ich achte und
liebe“.

„Bon“, ſagte Franz gleichmütig. „Sehen wir alſo
hievon ab. Willſt du Pferde und Equipage, eine glänzende
Wohnung und die gewählteſte Toilette haben?“

„Kannſt du ſie mir verſchaffen?“

„Gewiß“.

Das Mädchen ſchüttelte zweifelnd den Kopf. „Du machſt
mir Anerbieten, die du ſchwerlich —“

„Das kümmere dich weiter nicht. Wünſche nur und
überlaß’ es mir, deine Wünſche zu erfüllen“.

Forſchend und mißtrauiſch zugleich ruhte der Blick
Lauras auf dem Bruder, der ſeiner Sache ſo ſehr gewiß
zu ſein ſchien.

„Wenn ich einen Wunſch nennen ſoll, ſo iſt es der,
ein Kapital zu beſitzen, deſſen Zinſen hinreichen, unſere Be-
dürfniſſe zu beſtreiten“, ſagte ſie. „Wir würden dann dieſe
Stadt verlaſſen und in einer Reſidenz —“


[Spaltenumbruch]

„Die Zinſen ſamt dem Kapital verjubeln!“ fiel der
junge Mann ſpottend ein. „Aber es ſei, luſtig gelebt und
luſtig geſtorben, das iſt auch mein Grundſatz. Rechnen wir.
Wie groß müßte das Kapital ſein? Können wir mit
12.000 Mark jährlich unſere Bedürfniſſe beſtreiten?“

„Gewiß“.

„Gut, zu 4 Perzent gerechnet, repräſentierte dieſe Ein-
nahme ein Kapital von 300.000 Mark“.

„300.000 Mark!“ wiederholte Laura. „Woher willſt
du ſie nehmen?“

„Das ſei meine Sorge. Ich verſchaffe ſie dir“.

Eine furchtbare Ahnung ſchien plötzlich in der Seele
des Mädchens zu erwachen.

Sie legte ihre Hände auf ſeine Schultern und blickte
ihm ernſt, faſt drohend ins Auge.

„Franz, wer iſt der Mörder?“ fragte ſie mit dumpfer
Stimme. „Nenne mir den Namen“.

„Jetzt nicht“.

„Du mußt!“

„Kannſt du mich zwingen, wenn ich nicht will?“

„Du kannſt plötzlich ſterben, dann wäre das Geheimnis
vielleicht —“

„Ba, ſo jung ſtirbt man ſo bald nicht?“

„Der Mörder kann auch dich beſeitigen“.

„Ich werde vor ihm auf der Hut ſein“.

„Du mußt mir den Namen nennen, Franz!“ rief das
Mädchen, unfähig die gewaltige Aufregung länger zurückzu-
drängen, „wer es auch ſein mag, ich will und muß wiſſen,
wer der Mörder iſt!“

Ein Lächeln des Hohns glitt über die Lippen des jungen
Mannes.

„Es gibt Geheimniſſe, die man beſſer nicht kennt“, er-
widerte er, und der Ton ſeiner Stimme ſtand mit jenem
Lächeln in Einklang, „ich würde dir keinen Gefallen erzeigen,
wenn ich den Namen nenne“.

(Fortſetzung folgt.)


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[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Mai 1904. Theater, Kunst und Literatur. Czernowitz, 19. Mai 1904. Verein zur Förderung der Tonkunſt in der Bukowina. Samſtag, den 21. d. M. findet die vierte und letzte Kammermuſikſoiree unter freundlicher Mitwirkung des Herrn Alfred Adler ſtatt. Das Programm lautet. 1. W. A. Mozart: Streichquartett in C-dur, Nr. 6. a) Adagio Allegro, b) Andante cantabile, c) Menuetto, d) Allegro mollo. 2. Fr. Schubert: Trio in B-dur für Klavier, Violine und Violoncello. Klavier: Herr Alfred Adler. 3. Ludwig von Beethoven: Streichquartett in Es-dur, op. 74, Nr. 6. a) Poco Adagio-Allegro, b) Adagio, e) Scherzo, d) Allegro con Variazoni. — Anfang präziſe 8 Uhr abends. Ghetto. Wie ein Privattelegramm aus München meldet, hat Heijermans Tragödie „Ghetto“ bei ſeiner Urauf- führung im dortigen Schauſpielhaus nur geteilte Aufnahme gefunden. Das Stück, das in einzelnen Teilen in vorzüglich dem Leben abgelauſchter Detailmalerei jüdiſches Leben ſchildert, iſt als Ganzes jedoch Stückwerk. Es erzielte deshalb auf der Bühne keine ſtarke Wirkung. Rechtspflege. Czernowitz, 19. Mai 1904. Die Gründer einer Automobilfabrik. Aus Wien wird uns telegraphiſch gemeldet: Die beiden „Fabriksbegründer“ Dauber und Nachmias wurden von den Geſchworenen ſchuldiggeſprochen. Der Gerichtshof verurteilte erſteren zu 2, letzteren zu 2½ Jahren ſchweren Kerkers. Das Schwurgerichtsrepertoir für die erſten Ver- handlungen der am 6. Juni beginnenden Schwurgerichts- periode iſt bereits feſtgeſetzt. Die meiſten Delikte, die zur Verhandlung gelangen, ſind Totſchlag. Auch kommen zwei Preßprozeſſe zur Verhandlung, einer gegen Nikolai Germann, den „verantwortlichen“ Redakteur der „Freien Lehrerzeitung“, der andere gegen den ſtud. jur. Siretian, der ſchon in der vorigen Schwurgerichtsperiode vor den Geſchworenen ſtand. Den Vorſitz werden Vizepräſident Artymowicz und die LGR. Popescul, Mandyczewski, Olinſchi und Lukaſiewicz führen. Oekonomiſches. Czernowitz, 19. Mai 1904. Das Spirituskontingent und die Errichtung neuer landwirtſchaftlicher Brennereien. Am 17. d. fand im Finanzminiſterium in Wien eine neuerliche Be- ſprechung über die obige Frage ſtatt. Aus der Bukowina war Herr Joſef Fiſcher, Gutspächter in Toporoutz, anweſend. Man beriet hauptſächlich über die Frage, in welcher Weiſe die Errichtung neuer landwirtſchaftlicher Brennereien einzu- ſchränken wäre. Als geeignetes Mittel einer ſolchen Ein- ſchränkung, welche allſeitig als notwendig erklärt wurde, be- zeichneten die Experten die Maßnahme, daß die nach dem 1. Januar 1904, beziehungsweiſe noch weiterhin entſtehenden landwirtſchaftlichen Brennereien nur dann mit verfügbarem Kontingent zu beteilen wären, wenn gewiſſe Vorausſetzungen vorhanden ſind, durch welche die landwirtſchaftliche Exiſtenznotwendigkeit dieſer Brennereien konſtatiert wird. Diesbezüglich ſei zu normieren, daß nur ſolche Brennereien berückſichtigt werden, welche in ärmeren, vorzugs- weiſe auf Kartoffelbau angewieſenen Gegenden errichtet werden und welche weder Rüben noch Rübenköpfe verarbeiten. Das Zutreffen dieſer Vorausſetzungen ſei durch Gut- achten der landwirtſchaftlichen Hauptkorporationen des betreffenden Landes nachzuweiſen. Außerdem ſolle nur eine gewiſſe Quote der jeweilig verfügbar werdenden Alkohol- kontingentmengen, und zwar nur bis zu einer ziffermäßig feſt- zuſetzenden Maximalhöhe, den einzelnen neuentſtandenen Brennereien zugewieſen werden, während der Reſt beſonders berückſichtigungswürdigen alten Brennereien mit kleinen Kon- tingenten zuzukommen hätte. — Montag, den 23. d. findet im Landhausſaale zu Czernowitz eine Beſprechung der heimi- ſchen Intereſſenten ſtatt. Herr Fiſcher wird über die Ergeb- niſſe der Wiener Beſprechung Bericht erſtatten, worauf zu dieſer Frage in geeigneten Reſolutionen Stellung genommen werden wird. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß unſere Produzenten den Standpunkt der landwirtſchaftlichen Brennereien ver- treten werden, die von den Induſtriebrennereien hart bedrängt werden. Konkursnachricht. Ueber das Vermögen des Herrn Samuel Albrecht, regiſtrierten Kaufmannes in Suczawa, wurde der Konkurs eröffnet und Landesgerichtsrat Elias Dan zum Konkurskommiſſär und Advokat Dr. S. Robinſohn in Suczawa zum einſtweiligen Maſſeverwalter beſtellt. Der neue rumäniſche Zolltarif. Aus Budapeſt wird telegraphiert: Der Handelsminiſter hat nach einer Mit- teilung in einem Reſkript ſämtliche Handelskammern aufge- fordert, bis 1. Auguſt d. J. erſchöpfende Gutachten über den rumäniſchen Zolltarif zu erſtatten. Die in dem Reſkripte ent- haltenen Fragen gehen auf alle Einzelheiten des rumäniſchen Zolltarifs ein und bieten eine Gewähr dafür, daß die Re- gierung Vorkehrungen trifft, um die Volkswirtſchaft gegen die übertriebenen Forderungen des neuen rumäniſchen Tarifs zu ſchützen. Steigerung der Getreidepreiſe in Budapeſt. Die Preisſteigerung des Weizens in Budapeſt dauert, wie die „N. F. P.“ meldet, fort. Oktober-Weizen, welcher geſtern 8.42 notierte, ſchloß heute 8.77; aber auch die Preiſe der anderen Getreidegattungen bewegten ſich in aufſteigender Richtung. So ſtellt ſich ſeit dem geſtrigen Tage der Preis des Oktober-Korns um 13 Heller, jener des Oktober-Hafers um 6 Heller höher. Die Steigerung der prompten Ware hat faſt mit jener der ſpäteren Sichten gleichen Schritt gehalten, und gute Weizen wurden um 20 bis 25 Heller per 50 Kilo höher gezaht als geſtern. Die Urſache dieſer ſtarken Be- wegung liegt hauptſächlich in unbefriedigenden Nachrichten über den ungariſchen Saatenſtand. So wurde aus der Bacska und dem Banat gemeldet, daß infolge des Regenmangels und zu warmer Temperatur die Weizenſaaten dort ſehr in der Entwicklung zurückgeblieben ſind. Während ſie ſonſt um dieſe Zeit ſchon in die Halme ſchießen, ſind die Weizenſaaten noch ſehr niedrig und haben wenig Nebentriebe. Wenn auch kräftiger Landregen den Saaten hier noch völlige Erholung bringen kann, ſo macht die Hitze die dortigen Grundbeſitzer augenblicklich ſehr beſorgt, und dieſelben ſind als Käufer mit ihren Aufträgen auf den Budapeſter Markt erſchienen. In den übrigen Teilen Ungarns ſind wohl genügende Niederſchläge für die Weizen- ſaaten erfolgt, ſo daß ſich dieſe gut entwickelt haben. Aller- dings kommen dafür aus dem Alſöld, einigen Teilen der Slowakei und dem Weißenburger Komitat Klagen über Roſt. Selbſtverſtändlich läßt ſich jetzt noch nicht entſcheiden, inwie- fern der Roſt tatſächlich Schaden anrichtet; dieſe Nachrichten haben aber in Verbindung mit den erwähnten Klagen aus der Bacska und dem Banat den Markt ſehr irritiert. Dazu kommt noch, daß der Weltmarkt zufolge ungünſtiger ameri- kaniſcher und minder befriedigender ruſſiſcher Berichte ohnedies zur Feſtigkeit neigt. Auch über die Roggenſaaten wurde namenllich dort, wo ſandige Böden ſind, welche viel Feuchtig- keit brauchen — alſo auf dem Peſter Boden — über ſchüt- teren Stand geklagt, desgleichen wird gemeldet, daß der Stand des Hafers viel zu wünſchen übrig läßt. Hingegen wird der Stand der Gerſte durchwegs gelobt. So groß übrigens auch die Bewegung auf dem Budapeſter Markte iſt, welche in we- nigen Tagen zu einer Preisſteigerung um faſt eine Krone ge- führt hat, ſo iſt man doch in den Kreiſen der Landwirte der Meinung, daß der raſche Eintritt kräftiger Regengüſſe das gegenwärtig unfreundliche Bild verändern und alle Beſorg- niſſe zum Schwinden bringen könnte. Ungarn könnte ſich dann noch immer einer ſehr guten Mittelernte erfreuen. Letzte Telegramme. (Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſiehe die Rubriken „Vom Tage,“ „Bunte Chronik“ und „Rechtspflege.“) Oeſterreichiſche Delegation. Budapeſt, 19. Mai. (Korr.-B.) Der Budget- ausſchuß der öſterreichiſchen Delegation genehmigte den Bericht Bacquehems über das Budget des Miniſteriums des Aeußern. Der Bericht betont, daß der Ausſchuß die feſte, zielbewußte, erfolgreiche Leitung der äußeren Politik nach wie vor mit vollſtem Vertrauen begleite und die unausgeſetzten, verſtändnisvollen Bemühungen des Miniſters um Förderung der wirtſchaft- lichen Intereſſen im Auslande bereitwilligſt anerkenne. Der Ausſchuß begann die Beratung des Marinebudgets. Marinekommandant Freiherr v. Spaun begründete ein- gehend den außerordentlichen Marinekredit und betonte, die vom Kriegsminiſter bezüglich der Kriegs- bereitſchaft des Heeres erörterten Motive gelten auch für die Kriegsmarine. Für die neuen Forderungen ſeien nicht politiſche Verhältniſſe maßgebend. Die Ausführungen des Marinekommandanten werden größtenteils für vertraulich erklärt. (Marinekommandant Spaun.) Budapeſt, 19. Mai. (Korr.-B.) Der Budget- ausſchuß der öſterreichiſchen Delegation begann die Beratung des Marinebudgets. Marinekommandant v. Spaun ergreift das Wort und legt dar, wie die Kriegsmarine infolge der kleinen Jahresraten, die für den Bau der Schiffe und deren Armierung ausgeſetzt waren, den Neuerungen der Technik nicht folgen konnte, daß ferner die vom Kriegsminiſter erörterten Motive bezüglich der Kriegs- bereitſchaft des Heres in vollem Maße auch für die Marine gelten. Nachdem die Erhöhung der Schlag- fertigkeit des Heeres mittels Kreditoperationen effektuiert werden ſoll, ſei es natürlich, daß hier nicht die politiſchen Verhältniſſe maßgebend er- ſcheinen können, da doch jeder Staat verpflichtet ſei, die Wehrmacht ſo zu geſtalten, daß, wenn ihm plötzlich eine kriegeriſche Aktion aufgedrängt werden ſollte, er derſelben vollends gerecht werden könne. Eine den gegenwärtigen Ver- hältniſſen angepaßte Marine, ſei, wenn ſie auch klein iſt, eines der dringendſten Bedürfniſſe des Staates. Marinekommandant v. Spaun beſpricht ſodann ver- traulich die konkreten Verhältniſſe. „Die Compagnons.“ Roman von Ewald Auguſt König. (Nachdruck verboten.) (29. Fortſetzung.) 7. Kapitel. „Herr des Himmels, in ſeinem Namen ſollteſt du ja geſtern den Revolver kaufen“. „Was auch geſchehen iſt“, fuhr Franz mit beißendem Spott fort. „Es iſt eine ſonderbare Verkettung der Um- ſtände, daß gerade dieſer Ankauf als Beweis gegen ihn dienen muß, während er doch von dem Kauf keine Kenntnis hatte. Na, mir iſt das gleichgiltig, er wird, hoffe ich, ſchon ein Mittel finden, ſeine Unſchuld zu beweiſen“. „Aber du biſt verpflichtet, als Zeuge für ihn aufzutreten“, unterbrach Laura ihn, fieberhaft erregt, „du mußt den Mörder nennen —“ „Daß ich ein Narr wäre!“ „Willſt du ruhig zuſehen, daß ein Unſchuldiger hinge- richtet wird, während es in deiner Macht liegt, ihm Leben und Ehre zu retten“. „So weit ſind wir noch nicht“. „Bedenke den Jammer der Angehörigen, die entſetzlichen Qualen im Kerker. —“ „Sei vernünftig“, fiel Franz der erregten Schweſter rauh ins Wort, „ſo weit wirds nicht kommen. Und für die Qualen im Kerker, wie du dich auszudrücken beliebſt, wird der Unſchuldige nach ſeiner Befreiung reich belohnt werden. Ich aber will mich um den erledigten Poſten bemühen und einſtweilen den Dingen ihren Lauf laſſen“. „Das darfſt du nicht, Franz“. „Unſinn! Wer will mich zwingen zu ſprechen? Mich amüſiert die Weisheit des Unterſuchungsrichters, der bereits triumphiert, in der Ueberzeugung, den Mörder entdeckt zu haben. Gib acht, der Anklageakt wird ſo klar, ſo überzeugend abgefaßt ſein, daß die Herren Geſchwornen den Angeklagten verurteilen müſſen“. „So weit willſt du es kommen laſſen?“ „Vielleicht“. „Aber weshalb das?“ „Herz, ich ſage dir ſchon, wir wollen zuvor unſer Schäfchen ſcheeren. Nenne mir deine Wünſche. Möchteſt du Madame Hartwig ſein?“ „Nimmermehr!“ „Na, weshalb nicht? Der Mann iſt ſehr reich. —“ „Seine Gattin lebt ja noch“. „Er wird ſich von ihr ſcheiden laſſen“. Laura blickte betroffen den Bruder an. Die über- zeugende Sicherheit, mit der er das ſagte, überraſchte und befremdete ſie. „Ich mag ihn nicht“, erwiderte ſie entſchloſſen, „ich habe dieſen Mann nie geliebt; wenn ich einmal zur Ehe ſchreite, ſo reiche ich nur dem die Hand, den ich achte und liebe“. „Bon“, ſagte Franz gleichmütig. „Sehen wir alſo hievon ab. Willſt du Pferde und Equipage, eine glänzende Wohnung und die gewählteſte Toilette haben?“ „Kannſt du ſie mir verſchaffen?“ „Gewiß“. Das Mädchen ſchüttelte zweifelnd den Kopf. „Du machſt mir Anerbieten, die du ſchwerlich —“ „Das kümmere dich weiter nicht. Wünſche nur und überlaß’ es mir, deine Wünſche zu erfüllen“. Forſchend und mißtrauiſch zugleich ruhte der Blick Lauras auf dem Bruder, der ſeiner Sache ſo ſehr gewiß zu ſein ſchien. „Wenn ich einen Wunſch nennen ſoll, ſo iſt es der, ein Kapital zu beſitzen, deſſen Zinſen hinreichen, unſere Be- dürfniſſe zu beſtreiten“, ſagte ſie. „Wir würden dann dieſe Stadt verlaſſen und in einer Reſidenz —“ „Die Zinſen ſamt dem Kapital verjubeln!“ fiel der junge Mann ſpottend ein. „Aber es ſei, luſtig gelebt und luſtig geſtorben, das iſt auch mein Grundſatz. Rechnen wir. Wie groß müßte das Kapital ſein? Können wir mit 12.000 Mark jährlich unſere Bedürfniſſe beſtreiten?“ „Gewiß“. „Gut, zu 4 Perzent gerechnet, repräſentierte dieſe Ein- nahme ein Kapital von 300.000 Mark“. „300.000 Mark!“ wiederholte Laura. „Woher willſt du ſie nehmen?“ „Das ſei meine Sorge. Ich verſchaffe ſie dir“. Eine furchtbare Ahnung ſchien plötzlich in der Seele des Mädchens zu erwachen. Sie legte ihre Hände auf ſeine Schultern und blickte ihm ernſt, faſt drohend ins Auge. „Franz, wer iſt der Mörder?“ fragte ſie mit dumpfer Stimme. „Nenne mir den Namen“. „Jetzt nicht“. „Du mußt!“ „Kannſt du mich zwingen, wenn ich nicht will?“ „Du kannſt plötzlich ſterben, dann wäre das Geheimnis vielleicht —“ „Ba, ſo jung ſtirbt man ſo bald nicht?“ „Der Mörder kann auch dich beſeitigen“. „Ich werde vor ihm auf der Hut ſein“. „Du mußt mir den Namen nennen, Franz!“ rief das Mädchen, unfähig die gewaltige Aufregung länger zurückzu- drängen, „wer es auch ſein mag, ich will und muß wiſſen, wer der Mörder iſt!“ Ein Lächeln des Hohns glitt über die Lippen des jungen Mannes. „Es gibt Geheimniſſe, die man beſſer nicht kennt“, er- widerte er, und der Ton ſeiner Stimme ſtand mit jenem Lächeln in Einklang, „ich würde dir keinen Gefallen erzeigen, wenn ich den Namen nenne“. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 118, Czernowitz, 20.05.1904, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer118_1904/4>, abgerufen am 25.04.2024.