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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 118, Czernowitz, 20.05.1904.

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20. Mai 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] ein Uebereinkommen getroffen, laut welcher die Direktion
das elektrische Licht ins Dorf einführte. Und nun ergießen
die Blitzlampen allabendlich ihren Schein über die kleinen,
bescheidenen Bauernhütten.

Zwei Ausstellungen.

Aus London, 16. Mai wird
uns geschrieben: Zwei Ausstellungen sind soeben hier er-
öffnet worden. Die eine, eine italienische, in Ears Court,
in der die Städte Rom, Neapel und Venedig aufgebaut
sind und die mit ihren Gondeln, Tarantellatänzerinnen
u. s. w. zwar recht hübsch ist, jedoch vorläufig keine große
Anziehungskraft ausübt, während die andere im Krystal
Palave das höchste Interesse erregt. Da diese letztere lediglich
dem Sport gewidmet ist, ließe sich diese Vorliebe in einem
Lande wie Großbritannien wohl verstehen, doch das Publikum
wird weniger durch die Leidenschaft für den Sport angelockt,
als durch die Ausstellung höchst seltsamer Dinge, für die
andere wie Engländer kaum irgend welches Interesse hegen
würden. Es findet sich nämlich dort der Ball, mit dem
König Eduard als Prinz von Wales einen Matsch im
Prives-Club gewonnen hat, ein Zwei-Schillingstück, das zum
Auswaten des Platzes für Warner bei seiner letzten Tournee
in Australien diente, das Kugelspiel, mit dem sich Drake ge-
rade beschäftigte, als man ihm in Plymouth das Heran-
nahen der spanischen Flotte meldete und endlich das Gewehr
Robinsohn Crusoes. Es fehlt nur noch die berühmte Sprosse
von der Leiter, auf der Erzvater Jacob im Traume in den
Himmel gestiegen ist.

Der kommende Sommer

soll nach einigen Un-
glückspropheten sehr schlechtes Wetter bringen, und zwar,
da Kälte anscheinend lange genug geherrscht hat, zur Ab-
wechslung eine ungewöhnlich große Hitze. In einer großen
Berliner Zeitung stand dieser Tage zu lesen, daß nach den
Angaben eines Fachmannes der bevorstehende Sommer für
die nördliche Halbkugel im allgemeinen ein warmer werde,
"es werden sich mehrfach abnorme Hitzperioden, und, was
noch unangenehmer sein dürfte, heftige plötzliche Niederschläge
mit nachfolgender Ueberschwemmungsgefahr einstellen. Wenn
hiervon auch manche Gebiete verschont bleiben werden, so
wird dies doch der allgemeine Charakter des kommenden
Sommers sein." Fragt man, worauf der Mann diese un-
heimliche Prophezeiung stützt, so ist die Antwort, daß es die
"außerordentliche Eruptionstätigkeit der Sonne" sei, die den
schlimmen Sommer verursachen werde, "der allen andern
Sommern in sonnenfleckreichen Jahren gleichen muß". Wer
nichts von der Sache versteht, kann sich leicht durch solche
dreiste Behauptungen verblüffen lassen; in Wirklichkeit ist
aber kein Wort davon wahr, daß die Sommer in den
Jahren mit vielen Sonnenflecken sich so gestaltet haben, wie
der Unglücksprophet den bevorstehenden Sommer ausmalt.
Der Einfluß der Sonnenflecke auf unsere irdische Witterung
ist vielmehr so gering, daß die Forscher, die ihn feststellen
wollten, zu ganz entgegengesetzten Ergebnissen gekommen sind.
Wie der erste unter den lebenden Meteorologen, Professor
Hann in Wien, nachdrücklich betont, "gestatten die Ergeb-
nisse (der bisherigen Untersuchungen) keine Schlüsse auf das
Eintreten trockener und nasser Jahrgänge auf Grund der
Sonnenfleckperiode". Was die Temperatur anbelangt, so ist
dieselbe in den Tropen in den Jahren nahe dem Sonnen-
fleckminimum durchschnittlich 0·4° höher, zur Zeit der größten
Fleckentätigkeit etwa 0·3° tiefer als sonst. Diese geringe
Schwankung verteilt sich dazu auf volle 11 Jahre, daneben
aber gibt es noch lange Perioden, in denen der Einfluß der
Sonnenfleckenhäufigkeit überhaupt gar nicht hervortritt. In
Köln ist die Durchschnittstemperatur jedes Jahres von der
des vorhergehenden wie des nachfolgenden im allgemeinen
um mehr als 0·7° verschieden, und zwar in regellosen
Sprüngen, so daß von einem Einfluß der Sonnenflecken-
häufigkeit auf die Temperatur hier gar keine Rede sein
kann. Die jüngsten Untersuchungen, die Professor Schreiber
in Chemnitz über die periodischen Schwankungen der Sonnen-
flecken und der Niederschläge veröffentlicht hat, ergaben,
"daß noch viele Jahre (der Beobachtungen) nötig sein werden,
um die wirkliche Existenz von Perioden sicher nachweisen zu
können". Der tatsächliche Einfluß der Sonnenflecke ist also
so unbedeutend, daß er kaum im Laufe vieler Jahre
rechnungsmäßig erkannt werden kann, geschweige denn so
unmittelbar zutage tritt, wie der anonyme Fachmann in der
Berliner Zeitung behauptet. Wie sich das Wetter des
kommenden Sommers gestalten wird, weiß gegenwärtig
niemand im voraus, ebenso wenig wie jemand wissen kann,
welches Wetter in acht Tagen, in fünf Tagen selbst in drei
Tagen herrschen wird. Dies mag manchem als ein Armuts-
zeugnis der wissenschaftlichen Meteorologie mit ihren Milli-
onen von Einzelbeobachtungen erscheinen; aber es ist nun
leider einmal so und niemand kann etwas daran ändern.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Personalnachricht.

Erzbischof Dr. von Repta hat
vorgestern und gestern das gr. or. Dnjesterdekanat visitiert
und ist gestern abends hier wieder eingetroffen.

Bahnbetriebsleitung und Bahnhofbau.

Die
Versetzung der Beamten, deren Namen wir in der letzten
Dienstagnummer publizierten, von der Stanislauer Direktion
zur erweiterten Czernowitzer Betriebsleitung ist noch am
Samstag im telegraphischen Wege erfolgt. Die meisten
derselben haben sich bereits am 1. Juli in Czernowitz zum
Dienstantritte zu melden, die übrigen zwischen 20. und
25. Juli. -- He[u]te sind die Inspektoren Solecki und
Luft von der Stanislauer Betriebsdirektion hier eingetroffen.
In Bezug auf den Bahnhofbau haben sich neuerlich große
Schwierigkeiten ergeben, da die Ablösungssumme in Anbetracht
der hohen Forderungen, welche die Anrainer stellen, unzu-
reichend ist. Die genannten Herren sowie Betriebsleiter
[Spaltenumbruch] Dr. Hnidey sprachen heute im Magistratspräsidium vor,
um in dieser Angelegenheit zu konferieren. Man hofft die
Schwierigkeiten beheben zu können.

Ernennung.

Der Landespräsident im Herzogtume
Bukowina hat den absolvierten Mittelschüler Eugen Wojna-
rowski
zum Rechnungspraktikanten bei der Landesregierung
ernannt.

Industrie- und Landwirtschaftsrat.

Für die
zweite, bis Ende 1908 dauernde Funktionsperiode sind aus
der Bukowina nachstehende Mitglieder, beziehungsweise
Ersatzmänner berufen, an den Arbeiten der Sektion teilzu-
nehmen: I. Vom Landesausschusse des Herzogtums Bukowina:
Nikolaus Freiherr von Mustatza, Gutsbesitzer, Mitglied
des Landesausschusses (Mitglied); Dr. Johann R. v. Wol-
czynski,
Gutsbesitzer, Professor (Ersatzmann). II. Vom
Landeskulturrate im Herzogtume Bukowina: Theodor
Ritter von Flondor, Gutsbesitzer, Präsident des Landes-
kulturrates (Mitglied); Anton Lukasiewicz, Gutsbesitzer,
Vizepräsident des Landeskulturrates (Ersatzmann).

Ständige Stellungskommission in Czernowitz
und Suczawa.

Behufs Durchführung der Nachstellung,
welcher die von der Hauptstellung mit oder ohne Bewilligung
ausgebliebenen Stellungspflichtigen zu unterziehen sind, wird
eine ständige Stellungskommission im Standorte des k. u. k. Er-
gänzungsbezirks-Kommandos zu Czernowitz, ferner für
die im Bereiche der k. k. Bezirkshauptmannschaften Suczawa,
Radautz, Gurahumora und Kimpolung zuständigen Wehr-
pflichtigen eine zweite ständige Stellungskommission in
Suczawa aufgestellt. Die in Czernowitz aktivierte Kommission
wird am 6, dann am 13, 20. und 27. Juni und in den
folgenden Monaten bis inklusive Februar 1905 am 5. und
20. jeden Monats, mit Ausnahme der Monate August und
September, in welchen die Kommission nur einmal, und
zwar am 5. August und 20. September zu amtieren hat,
zusammentreten. Wenn diese Tage auf einen Sonn- oder
gebotenen Feiertag des römisch- oder griechisch-katholischen,
beziehungsweise griechisch-orientalischen Glaubens fallen
sollten, so wird die Kommission an dem nächstfolgenden
Wochentage amtieren. Das Amtslokale dieser Kommission
befindet sich zu Czernowitz, Rathausstraße Nr. 28 und wird
dieselbe an den bestimmten Tagen jedesmal um 9 Uhr
vormittags zusammentreten. Die in Suczawa aufgestellte
ständige Stellungskommission wird am 18. Juni, 16. Juli,
16. August und 17. September 1904 im Amtslokale der
dortigen Bezirkshauptmannschaft jedesmal um 9 Uhr vor-
mittags zusammentreten.

Bürgerlich-uniformiertes Schützenkorps.

Bei
dem Königsschießen des bürgerlichen uniformierten Schützen-
korps, welches den 22. d. M. um 3 Uhr nachmittags
beginnt, am 23. und 29. d. M. fortgesetzt und 2. Juni
(Frohnleichnamsfest) beendet wird, gelangen folgende Beste
zur Verteilung: I. Auf der Königsscheibe: 1. Das Königsbest
5 Dukaken in Dekoration, gespendet vom Schützeenkorps-
Kommandanten und Schützenkönig. 2. Das Marschallbest
von 2 Dukaten in Dekoration, gespendet vom Schützenkorps.
II. Kreisbeste für die meisten Kreise in einer Lage von je
10 Schüssen: 1. Zwei Zehnkronenstücke in Dekoration,
gespendet vom Schützenmarschall Johann Penther. 2. Ein
Dukaten in Dekoration, gespendet vom II. Kommandanten-
Stellvertreter Johann Luther, 3. Fünfzehn Kronen, 4. Zehn-
kronenstück, 5. Neun Kronen, 6. Acht Kronen, 7. Sieben
Kronen, 8. Sechs Kronen, 9. Fünf Kronen, 10. Vier Kronen,
11. Drei Kronen, 12. Zwei Kronen in Dekoration (gespendet
vom Schützenkorps). Ueberdies entfällt auf jeden Nagelschuß
eine Fünfkronenmünze in Dekoration. König und Marschall
können nur Schützenkorpsmitglieder werden. -- Im Uebrigen
gilt die in der Schützenhalle aufgelegte Schießstandsordnung.

Die schriftlichen Reifeprüfungen an der Lehrer-
und Lehrerinnenbildungsanstalt

finden in der Zeit
vom 24. bis 27. d. M. statt.

Ausflug des Eisenbahnbeamten-Vereines.

Die Ortsgruppe Czernowitz des österreichischen Eisenbahn-
beamtenvereines veranstaltet am 23. d. M. (Pfingstmontag)
einen Ausflug nach dem Cecinawalde. Die Abfahrt erfolgt
auf Roscher Wagen um halb 3 Uhr nachmittags von der
Splenygasse (nächst der k. k. Landesregierung). Zur Unter-
haltung der Teilnehmer an diesem Ausfluge dürften die
"Original-Wiener-Schrammeln" durch Gesang und Tanz-
musik recht viel beitragen. Außer den Eisenbahnbeamtrn und
Familienangehörigen werden auch Mitglieder des hiesigen
akademisch-technischen Vereines an dem Ausfluge teilnehmen,
und sind auch sonstige eingeführte Gäste herzlichst willkommen.
Im Falle schlechter Witterung wird der Ausflug auf Sonn-
tag, den 29. Mai verschoben.

Familiennachricht.

Sonntag, den 22. d. M. findet
in Wien die Trauung des Fräulein Hermine Dawidowicz,
Tochter des Hof- und Gerichts-Advokaten Dr. Dawidowicz,
mit Herrn Karl Grenzer, Herausgeber der "Volkswirt-
schaftlichen Korrespondenz", statt.

Ein neues Reisebureaux in Czernowitz.

Das
k. k. Ministerium des Innern hat in Erledigung des Ein-
schreitens de praes. 31. Dezember 1901 mit Erlaß vom
3. Februar 1904, Zl. 5922 ex 1902 die Errichtung einer
Agentur für die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktien-
Gesellschaft (Hamburg-Amerika-Linie) in Czernowitz genehmigt
und wurde seitens der Bukowiner Landesregierung mit
Erlaß vom 21. April 1904, Nr. 11.465, Herr Hermann
Mittelmann in Czernowitz als Leiter obiger Agentur bestätigt.

"Zuckerl"-Marder.

In letzter Zeit schlichen sich des
Abends die Maurerlehrlinge Johann K. und Peter N. an
den Laden der Zuckerwarenhändlerin Berta König am
Ringplatze heran, suchten in einem unbewachten Momente
eine Quantität "Zuckerl" zu erhaschen und liefen dann nach
gelungenem Griffe eiligst davon, ohne daß sie von der Be-
schädigten eingeholt werden konnten. Als die Burschen
gestern abends ihren Angriff auf den Zuckerltisch wieder-
[Spaltenumbruch] holten, wurden sie von einem in der Nähe stehenden Lehr-
amtszögling, der die Zuckerlmarder beobachtet hatte, mit
Hilfe des Nachtwächters verfolgt, und einer derselben, der
eingangs erwähnte Johann K. eingeholt und der Polizei-
inspektion überstellt, während dessen Komplizze sich flüchten
konnte. Die Burschen werden ihre Naschsucht strafgerichtlich
zu büßen haben.

g. Von der Platzmusik.

Dacht' ich's doch, daß
die in so nahe Aussicht gerückte Staatspolizei unsere gute
städtische Polizei ganz verschüchtern werde. Nicht einmal zur
Platzmusik, die sie am vorigen Mittwoch so festlich über-
wachte, traute sie sich diesmal schon. Und die Berichte, die
ich mir von dem Polizeimann versprochen hatte, werden nun
natürlich ausbleiben. Wir werden uns eine Zeitlang, wie in
so Vielem, auch hier ohne die Polizei helfen müssen. Es
scheint übrigens auch gar nicht notwendig zu sein, daß
Polizei interveniere, denn nicht ein einziges Liebespärchen
hat der wiedererwachte Lenz auf die Promenade geführt.
Darum sind bei uns die Poeten auch so rar geworden, die
einst soviel von Lenz und Liebe sangen und die zahlreichen
"Raten"-Doktoren sind an ihre Stelle getreten, die blasiert
am Arme ihrer süßen Bräute durch den Garten wandeln.
Die Militärmusik spielt heute so furchtbar alte Sachen,
"Fledermaus" u. s. w., ich fühle mich so gelangweilt, ich
weiß nicht, ob weil das Wetter so nach Regen aussieht, oder
weil die Leute hier heute so furchtbar fade auf- und ab-
trotten. Immer dieselben Gesichter, fünfzig-hundertmal ziehen
sie an mir vorüber, immer mit den gleichen Bewegungen,
immer in dasselbe Gespräch vertieft. Und den Sitz, auf dem
ich trotz Militärmusik und Korso und Lachen und fröhlichem
Plaudern um mich entsetzlich gähne, kostet gar vier Heller
obendrein, ich mußte ihn bei der "Ersten Czernowitzer Sessel-
Leihanstalt" bezahlen, wie einen Betsitz im Tempel. Ja, die
Stadt hat eben zu wenig Geld, um selbst genügend Ruheplätze
für das Publikum zu beschaffen. Aber nach der Platzmusik,
da erst wurde es lebendig. Langsam, erst in kleinen ein-
zelnen Tropfen, dann immer mächtiger und zuletzt in
Strömen kam der Regen, der alte Spaßverderber und brachte
manches stutzerhaft gebügelte männliche Beinkleid in die
größte Gefahr, auf der engen Veranda des Kursalons von
einer umfangreichen älteren Dame, die eine Stütze brauchte,
zerknüllt zu werden. Glückspilze, die an fesche junge Mädchen
und Frauen herangedrängt wurden, genierte ihr neues Bein-
kleid wohl weniger, als daß sie bei dem lieblichen Tete-
a-tete
gar zu viele Zeugen hatten und es höchstens zu einer
flüchtigen "Regenbekanntschaft" kam. Doch das Interessan-
teste war das Nachhausegehen, als der Regen bei Anbruch
des Abends noch immer anhielt und die Damen mit ihren
weißen Röckchen und Schühchen und all dem duftigen ver-
gänglichen Tand pitschnaß zur Elektrischen eilten und man
allerliebste kleine Füßchen sah -- die großen verschweigt
man aus Galanterie -- die vergebens auf das Trittbrett
des immer dichtbesetzten Wagens huschten und zurückpatschen
mußten in das abscheuliche Kotmeer. Eine originelle Zu-
fluchtstätte bot manchen der Damen ein Obst- und Zuckerl-
stand am Eingange in den Volksgarten. Wie allerliebst sie
alle ihre Köpfchen unter das als Dach aufgespannte Segel-
tuch steckten und mit beiden Händen ihre Röcke hielten, wie-
viel schöne Schmeichelworte die unerbittlichen Kondukteure
hören konnten und wie die Mütter daheim schalten, als sie
die nassen Fähnchen sahen, das Alles ist ebensowenig zu
sagen, als, wann ein Gartenfest oder eine Platzmusik in
Czernowitz ohne Regen stattsinden wird. -- Morgen Freitag,
den 20. d. M. wird bei günstiger Witterung die Militär-
musik auf der Habsburgshöhe konzertieren. Beginn
wie gewöhnlich um 5 Uhr.

Polizeiliches.

Verhaftet wurde ein Individuum wegen
Diebstahls und 1 wegen Trunkenheit. Der Schreck über die
Staatspolizei scheint den Strolchen schon in die Glieder ge-
fahren zu sein. Bloß zwei Verhaftungen in einer langen Nacht,
das ist ein gutes Vorzeichen.

Welche Art von Leidenden wendet sich mit größter Aus-
sicht auf Erfolg an die Naturheilkraft des Franz Josef-Vitter-
wassers?
Es ist dies die ungeheure Masse der arbeitenden
Menschheit, einerlei ob Kopf- oder Handarbeiter, die durch
ihre verkehrte, ihnen aufgezwungene Lebensweise über Störungen,
sei es in der Verdauung, sei es in den wichtigsten Organen über-
haupt zu klagen haben. Aber auch die armen Glücklichen, welche
zu viel an der Lebenstafel genossen und deshalb von Verfettungen
bedroht werden, flüchten endlich zu dem immer sicheren, Darm-
entleerungen vermehrenden Franz Josef-Bitterwasser
zurück.




Korrespondenzen.


Sadagora.

(Zur Bürgermeisterwahl) wird uns
noch geschrieben: Nachdem alle gegen die Loyalität der im
Vorjahre vorgenommenen Neuwahl der hierortigen Gemeinde-
vertretung eingebrachten Einwendungen endgiltig zurückgewiesen
wurden, fand heute unter dem Vorsitz des an Jahren ältesten
Ausschußmitgliedes Herrn Damian Rubinowicz die Wahl
des Gemeindevorstandes statt, und wurde der hier allseits be-
liebte und geachtete Herr Dr. Isidor Runes, Distrikts- und
Gerichtsarzt, zum Bürgermeister einstimmig, ferner die Herren
Damian Rubinowicz, Apotheker, und Seide Rosen-
blatt,
Bankdirektor, zu dessen Stellvertretern, endlich die
Herren Stanislaus Kuzniarski, k. k. Notar, und Feibisch
Nagler, Bankdirektor als Beigeordnete gewählt. -- Nach
der erfolgten Wahl brachte die Bürgerschaft dem wiederge-
wählten Bürgermeister Herrn Dr. Runes, sowie dessen Stell-
vertretern den Herren Rubinowicz und Rosenblatt große
Ovationen dar, und indem Herr Dr. Runes für die
Ehrung dankte, versicherte er in einer Ansprache, auch ferner-
hin für das Wohl und Gedeihen der Stadt sein Möglichstes
zu tun. Der für abends seitens der Bürgerschaft sowie mehrerer
Vereine, dessen Obmann Herr Dr. Runes ist, vorbereitet ge-
wesene Fackelzug mußte infolge des eingetretenen Regenwetters
aufgeschoben werden.


20. Mai 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] ein Uebereinkommen getroffen, laut welcher die Direktion
das elektriſche Licht ins Dorf einführte. Und nun ergießen
die Blitzlampen allabendlich ihren Schein über die kleinen,
beſcheidenen Bauernhütten.

Zwei Ausſtellungen.

Aus London, 16. Mai wird
uns geſchrieben: Zwei Ausſtellungen ſind ſoeben hier er-
öffnet worden. Die eine, eine italieniſche, in Ears Court,
in der die Städte Rom, Neapel und Venedig aufgebaut
ſind und die mit ihren Gondeln, Tarantellatänzerinnen
u. ſ. w. zwar recht hübſch iſt, jedoch vorläufig keine große
Anziehungskraft ausübt, während die andere im Kryſtal
Palave das höchſte Intereſſe erregt. Da dieſe letztere lediglich
dem Sport gewidmet iſt, ließe ſich dieſe Vorliebe in einem
Lande wie Großbritannien wohl verſtehen, doch das Publikum
wird weniger durch die Leidenſchaft für den Sport angelockt,
als durch die Ausſtellung höchſt ſeltſamer Dinge, für die
andere wie Engländer kaum irgend welches Intereſſe hegen
würden. Es findet ſich nämlich dort der Ball, mit dem
König Eduard als Prinz von Wales einen Matſch im
Prives-Club gewonnen hat, ein Zwei-Schillingſtück, das zum
Auswaten des Platzes für Warner bei ſeiner letzten Tournee
in Auſtralien diente, das Kugelſpiel, mit dem ſich Drake ge-
rade beſchäftigte, als man ihm in Plymouth das Heran-
nahen der ſpaniſchen Flotte meldete und endlich das Gewehr
Robinſohn Cruſoes. Es fehlt nur noch die berühmte Sproſſe
von der Leiter, auf der Erzvater Jacob im Traume in den
Himmel geſtiegen iſt.

Der kommende Sommer

ſoll nach einigen Un-
glückspropheten ſehr ſchlechtes Wetter bringen, und zwar,
da Kälte anſcheinend lange genug geherrſcht hat, zur Ab-
wechslung eine ungewöhnlich große Hitze. In einer großen
Berliner Zeitung ſtand dieſer Tage zu leſen, daß nach den
Angaben eines Fachmannes der bevorſtehende Sommer für
die nördliche Halbkugel im allgemeinen ein warmer werde,
„es werden ſich mehrfach abnorme Hitzperioden, und, was
noch unangenehmer ſein dürfte, heftige plötzliche Niederſchläge
mit nachfolgender Ueberſchwemmungsgefahr einſtellen. Wenn
hiervon auch manche Gebiete verſchont bleiben werden, ſo
wird dies doch der allgemeine Charakter des kommenden
Sommers ſein.“ Fragt man, worauf der Mann dieſe un-
heimliche Prophezeiung ſtützt, ſo iſt die Antwort, daß es die
„außerordentliche Eruptionstätigkeit der Sonne“ ſei, die den
ſchlimmen Sommer verurſachen werde, „der allen andern
Sommern in ſonnenfleckreichen Jahren gleichen muß“. Wer
nichts von der Sache verſteht, kann ſich leicht durch ſolche
dreiſte Behauptungen verblüffen laſſen; in Wirklichkeit iſt
aber kein Wort davon wahr, daß die Sommer in den
Jahren mit vielen Sonnenflecken ſich ſo geſtaltet haben, wie
der Unglücksprophet den bevorſtehenden Sommer ausmalt.
Der Einfluß der Sonnenflecke auf unſere irdiſche Witterung
iſt vielmehr ſo gering, daß die Forſcher, die ihn feſtſtellen
wollten, zu ganz entgegengeſetzten Ergebniſſen gekommen ſind.
Wie der erſte unter den lebenden Meteorologen, Profeſſor
Hann in Wien, nachdrücklich betont, „geſtatten die Ergeb-
niſſe (der bisherigen Unterſuchungen) keine Schlüſſe auf das
Eintreten trockener und naſſer Jahrgänge auf Grund der
Sonnenfleckperiode“. Was die Temperatur anbelangt, ſo iſt
dieſelbe in den Tropen in den Jahren nahe dem Sonnen-
fleckminimum durchſchnittlich 0·4° höher, zur Zeit der größten
Fleckentätigkeit etwa 0·3° tiefer als ſonſt. Dieſe geringe
Schwankung verteilt ſich dazu auf volle 11 Jahre, daneben
aber gibt es noch lange Perioden, in denen der Einfluß der
Sonnenfleckenhäufigkeit überhaupt gar nicht hervortritt. In
Köln iſt die Durchſchnittstemperatur jedes Jahres von der
des vorhergehenden wie des nachfolgenden im allgemeinen
um mehr als 0·7° verſchieden, und zwar in regelloſen
Sprüngen, ſo daß von einem Einfluß der Sonnenflecken-
häufigkeit auf die Temperatur hier gar keine Rede ſein
kann. Die jüngſten Unterſuchungen, die Profeſſor Schreiber
in Chemnitz über die periodiſchen Schwankungen der Sonnen-
flecken und der Niederſchläge veröffentlicht hat, ergaben,
„daß noch viele Jahre (der Beobachtungen) nötig ſein werden,
um die wirkliche Exiſtenz von Perioden ſicher nachweiſen zu
können“. Der tatſächliche Einfluß der Sonnenflecke iſt alſo
ſo unbedeutend, daß er kaum im Laufe vieler Jahre
rechnungsmäßig erkannt werden kann, geſchweige denn ſo
unmittelbar zutage tritt, wie der anonyme Fachmann in der
Berliner Zeitung behauptet. Wie ſich das Wetter des
kommenden Sommers geſtalten wird, weiß gegenwärtig
niemand im voraus, ebenſo wenig wie jemand wiſſen kann,
welches Wetter in acht Tagen, in fünf Tagen ſelbſt in drei
Tagen herrſchen wird. Dies mag manchem als ein Armuts-
zeugnis der wiſſenſchaftlichen Meteorologie mit ihren Milli-
onen von Einzelbeobachtungen erſcheinen; aber es iſt nun
leider einmal ſo und niemand kann etwas daran ändern.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Perſonalnachricht.

Erzbiſchof Dr. von Repta hat
vorgeſtern und geſtern das gr. or. Dnjeſterdekanat viſitiert
und iſt geſtern abends hier wieder eingetroffen.

Bahnbetriebsleitung und Bahnhofbau.

Die
Verſetzung der Beamten, deren Namen wir in der letzten
Dienſtagnummer publizierten, von der Stanislauer Direktion
zur erweiterten Czernowitzer Betriebsleitung iſt noch am
Samſtag im telegraphiſchen Wege erfolgt. Die meiſten
derſelben haben ſich bereits am 1. Juli in Czernowitz zum
Dienſtantritte zu melden, die übrigen zwiſchen 20. und
25. Juli. — He[u]te ſind die Inſpektoren Solecki und
Luft von der Stanislauer Betriebsdirektion hier eingetroffen.
In Bezug auf den Bahnhofbau haben ſich neuerlich große
Schwierigkeiten ergeben, da die Ablöſungsſumme in Anbetracht
der hohen Forderungen, welche die Anrainer ſtellen, unzu-
reichend iſt. Die genannten Herren ſowie Betriebsleiter
[Spaltenumbruch] Dr. Hnidey ſprachen heute im Magiſtratspräſidium vor,
um in dieſer Angelegenheit zu konferieren. Man hofft die
Schwierigkeiten beheben zu können.

Ernennung.

Der Landespräſident im Herzogtume
Bukowina hat den abſolvierten Mittelſchüler Eugen Wojna-
rowski
zum Rechnungspraktikanten bei der Landesregierung
ernannt.

Induſtrie- und Landwirtſchaftsrat.

Für die
zweite, bis Ende 1908 dauernde Funktionsperiode ſind aus
der Bukowina nachſtehende Mitglieder, beziehungsweiſe
Erſatzmänner berufen, an den Arbeiten der Sektion teilzu-
nehmen: I. Vom Landesausſchuſſe des Herzogtums Bukowina:
Nikolaus Freiherr von Muſtatza, Gutsbeſitzer, Mitglied
des Landesausſchuſſes (Mitglied); Dr. Johann R. v. Wol-
czynski,
Gutsbeſitzer, Profeſſor (Erſatzmann). II. Vom
Landeskulturrate im Herzogtume Bukowina: Theodor
Ritter von Flondor, Gutsbeſitzer, Präſident des Landes-
kulturrates (Mitglied); Anton Lukaſiewicz, Gutsbeſitzer,
Vizepräſident des Landeskulturrates (Erſatzmann).

Ständige Stellungskommiſſion in Czernowitz
und Suczawa.

Behufs Durchführung der Nachſtellung,
welcher die von der Hauptſtellung mit oder ohne Bewilligung
ausgebliebenen Stellungspflichtigen zu unterziehen ſind, wird
eine ſtändige Stellungskommiſſion im Standorte des k. u. k. Er-
gänzungsbezirks-Kommandos zu Czernowitz, ferner für
die im Bereiche der k. k. Bezirkshauptmannſchaften Suczawa,
Radautz, Gurahumora und Kimpolung zuſtändigen Wehr-
pflichtigen eine zweite ſtändige Stellungskommiſſion in
Suczawa aufgeſtellt. Die in Czernowitz aktivierte Kommiſſion
wird am 6, dann am 13, 20. und 27. Juni und in den
folgenden Monaten bis inkluſive Februar 1905 am 5. und
20. jeden Monats, mit Ausnahme der Monate Auguſt und
September, in welchen die Kommiſſion nur einmal, und
zwar am 5. Auguſt und 20. September zu amtieren hat,
zuſammentreten. Wenn dieſe Tage auf einen Sonn- oder
gebotenen Feiertag des römiſch- oder griechiſch-katholiſchen,
beziehungsweiſe griechiſch-orientaliſchen Glaubens fallen
ſollten, ſo wird die Kommiſſion an dem nächſtfolgenden
Wochentage amtieren. Das Amtslokale dieſer Kommiſſion
befindet ſich zu Czernowitz, Rathausſtraße Nr. 28 und wird
dieſelbe an den beſtimmten Tagen jedesmal um 9 Uhr
vormittags zuſammentreten. Die in Suczawa aufgeſtellte
ſtändige Stellungskommiſſion wird am 18. Juni, 16. Juli,
16. Auguſt und 17. September 1904 im Amtslokale der
dortigen Bezirkshauptmannſchaft jedesmal um 9 Uhr vor-
mittags zuſammentreten.

Bürgerlich-uniformiertes Schützenkorps.

Bei
dem Königsſchießen des bürgerlichen uniformierten Schützen-
korps, welches den 22. d. M. um 3 Uhr nachmittags
beginnt, am 23. und 29. d. M. fortgeſetzt und 2. Juni
(Frohnleichnamsfeſt) beendet wird, gelangen folgende Beſte
zur Verteilung: I. Auf der Königsſcheibe: 1. Das Königsbeſt
5 Dukaken in Dekoration, geſpendet vom Schützeenkorps-
Kommandanten und Schützenkönig. 2. Das Marſchallbeſt
von 2 Dukaten in Dekoration, geſpendet vom Schützenkorps.
II. Kreisbeſte für die meiſten Kreiſe in einer Lage von je
10 Schüſſen: 1. Zwei Zehnkronenſtücke in Dekoration,
geſpendet vom Schützenmarſchall Johann Penther. 2. Ein
Dukaten in Dekoration, geſpendet vom II. Kommandanten-
Stellvertreter Johann Luther, 3. Fünfzehn Kronen, 4. Zehn-
kronenſtück, 5. Neun Kronen, 6. Acht Kronen, 7. Sieben
Kronen, 8. Sechs Kronen, 9. Fünf Kronen, 10. Vier Kronen,
11. Drei Kronen, 12. Zwei Kronen in Dekoration (geſpendet
vom Schützenkorps). Ueberdies entfällt auf jeden Nagelſchuß
eine Fünfkronenmünze in Dekoration. König und Marſchall
können nur Schützenkorpsmitglieder werden. — Im Uebrigen
gilt die in der Schützenhalle aufgelegte Schießſtandsordnung.

Die ſchriftlichen Reifeprüfungen an der Lehrer-
und Lehrerinnenbildungsanſtalt

finden in der Zeit
vom 24. bis 27. d. M. ſtatt.

Ausflug des Eiſenbahnbeamten-Vereines.

Die Ortsgruppe Czernowitz des öſterreichiſchen Eiſenbahn-
beamtenvereines veranſtaltet am 23. d. M. (Pfingſtmontag)
einen Ausflug nach dem Cecinawalde. Die Abfahrt erfolgt
auf Roſcher Wagen um halb 3 Uhr nachmittags von der
Splenygaſſe (nächſt der k. k. Landesregierung). Zur Unter-
haltung der Teilnehmer an dieſem Ausfluge dürften die
„Original-Wiener-Schrammeln“ durch Geſang und Tanz-
muſik recht viel beitragen. Außer den Eiſenbahnbeamtrn und
Familienangehörigen werden auch Mitglieder des hieſigen
akademiſch-techniſchen Vereines an dem Ausfluge teilnehmen,
und ſind auch ſonſtige eingeführte Gäſte herzlichſt willkommen.
Im Falle ſchlechter Witterung wird der Ausflug auf Sonn-
tag, den 29. Mai verſchoben.

Familiennachricht.

Sonntag, den 22. d. M. findet
in Wien die Trauung des Fräulein Hermine Dawidowicz,
Tochter des Hof- und Gerichts-Advokaten Dr. Dawidowicz,
mit Herrn Karl Grenzer, Herausgeber der „Volkswirt-
ſchaftlichen Korreſpondenz“, ſtatt.

Ein neues Reiſebureaux in Czernowitz.

Das
k. k. Miniſterium des Innern hat in Erledigung des Ein-
ſchreitens de praes. 31. Dezember 1901 mit Erlaß vom
3. Februar 1904, Zl. 5922 ex 1902 die Errichtung einer
Agentur für die Hamburg-Amerikaniſche Packetfahrt-Aktien-
Geſellſchaft (Hamburg-Amerika-Linie) in Czernowitz genehmigt
und wurde ſeitens der Bukowiner Landesregierung mit
Erlaß vom 21. April 1904, Nr. 11.465, Herr Hermann
Mittelmann in Czernowitz als Leiter obiger Agentur beſtätigt.

„Zuckerl“-Marder.

In letzter Zeit ſchlichen ſich des
Abends die Maurerlehrlinge Johann K. und Peter N. an
den Laden der Zuckerwarenhändlerin Berta König am
Ringplatze heran, ſuchten in einem unbewachten Momente
eine Quantität „Zuckerl“ zu erhaſchen und liefen dann nach
gelungenem Griffe eiligſt davon, ohne daß ſie von der Be-
ſchädigten eingeholt werden konnten. Als die Burſchen
geſtern abends ihren Angriff auf den Zuckerltiſch wieder-
[Spaltenumbruch] holten, wurden ſie von einem in der Nähe ſtehenden Lehr-
amtszögling, der die Zuckerlmarder beobachtet hatte, mit
Hilfe des Nachtwächters verfolgt, und einer derſelben, der
eingangs erwähnte Johann K. eingeholt und der Polizei-
inſpektion überſtellt, während deſſen Komplizze ſich flüchten
konnte. Die Burſchen werden ihre Naſchſucht ſtrafgerichtlich
zu büßen haben.

g. Von der Platzmuſik.

Dacht’ ich’s doch, daß
die in ſo nahe Ausſicht gerückte Staatspolizei unſere gute
ſtädtiſche Polizei ganz verſchüchtern werde. Nicht einmal zur
Platzmuſik, die ſie am vorigen Mittwoch ſo feſtlich über-
wachte, traute ſie ſich diesmal ſchon. Und die Berichte, die
ich mir von dem Polizeimann verſprochen hatte, werden nun
natürlich ausbleiben. Wir werden uns eine Zeitlang, wie in
ſo Vielem, auch hier ohne die Polizei helfen müſſen. Es
ſcheint übrigens auch gar nicht notwendig zu ſein, daß
Polizei interveniere, denn nicht ein einziges Liebespärchen
hat der wiedererwachte Lenz auf die Promenade geführt.
Darum ſind bei uns die Poeten auch ſo rar geworden, die
einſt ſoviel von Lenz und Liebe ſangen und die zahlreichen
„Raten“-Doktoren ſind an ihre Stelle getreten, die blaſiert
am Arme ihrer ſüßen Bräute durch den Garten wandeln.
Die Militärmuſik ſpielt heute ſo furchtbar alte Sachen,
„Fledermaus“ u. ſ. w., ich fühle mich ſo gelangweilt, ich
weiß nicht, ob weil das Wetter ſo nach Regen ausſieht, oder
weil die Leute hier heute ſo furchtbar fade auf- und ab-
trotten. Immer dieſelben Geſichter, fünfzig-hundertmal ziehen
ſie an mir vorüber, immer mit den gleichen Bewegungen,
immer in dasſelbe Geſpräch vertieft. Und den Sitz, auf dem
ich trotz Militärmuſik und Korſo und Lachen und fröhlichem
Plaudern um mich entſetzlich gähne, koſtet gar vier Heller
obendrein, ich mußte ihn bei der „Erſten Czernowitzer Seſſel-
Leihanſtalt“ bezahlen, wie einen Betſitz im Tempel. Ja, die
Stadt hat eben zu wenig Geld, um ſelbſt genügend Ruheplätze
für das Publikum zu beſchaffen. Aber nach der Platzmuſik,
da erſt wurde es lebendig. Langſam, erſt in kleinen ein-
zelnen Tropfen, dann immer mächtiger und zuletzt in
Strömen kam der Regen, der alte Spaßverderber und brachte
manches ſtutzerhaft gebügelte männliche Beinkleid in die
größte Gefahr, auf der engen Veranda des Kurſalons von
einer umfangreichen älteren Dame, die eine Stütze brauchte,
zerknüllt zu werden. Glückspilze, die an feſche junge Mädchen
und Frauen herangedrängt wurden, genierte ihr neues Bein-
kleid wohl weniger, als daß ſie bei dem lieblichen Tête-
a-tête
gar zu viele Zeugen hatten und es höchſtens zu einer
flüchtigen „Regenbekanntſchaft“ kam. Doch das Intereſſan-
teſte war das Nachhauſegehen, als der Regen bei Anbruch
des Abends noch immer anhielt und die Damen mit ihren
weißen Röckchen und Schühchen und all dem duftigen ver-
gänglichen Tand pitſchnaß zur Elektriſchen eilten und man
allerliebſte kleine Füßchen ſah — die großen verſchweigt
man aus Galanterie — die vergebens auf das Trittbrett
des immer dichtbeſetzten Wagens huſchten und zurückpatſchen
mußten in das abſcheuliche Kotmeer. Eine originelle Zu-
fluchtſtätte bot manchen der Damen ein Obſt- und Zuckerl-
ſtand am Eingange in den Volksgarten. Wie allerliebſt ſie
alle ihre Köpfchen unter das als Dach aufgeſpannte Segel-
tuch ſteckten und mit beiden Händen ihre Röcke hielten, wie-
viel ſchöne Schmeichelworte die unerbittlichen Kondukteure
hören konnten und wie die Mütter daheim ſchalten, als ſie
die naſſen Fähnchen ſahen, das Alles iſt ebenſowenig zu
ſagen, als, wann ein Gartenfeſt oder eine Platzmuſik in
Czernowitz ohne Regen ſtattſinden wird. — Morgen Freitag,
den 20. d. M. wird bei günſtiger Witterung die Militär-
muſik auf der Habsburgshöhe konzertieren. Beginn
wie gewöhnlich um 5 Uhr.

Polizeiliches.

Verhaftet wurde ein Individuum wegen
Diebſtahls und 1 wegen Trunkenheit. Der Schreck über die
Staatspolizei ſcheint den Strolchen ſchon in die Glieder ge-
fahren zu ſein. Bloß zwei Verhaftungen in einer langen Nacht,
das iſt ein gutes Vorzeichen.

Welche Art von Leidenden wendet ſich mit größter Aus-
ſicht auf Erfolg an die Naturheilkraft des Franz Joſef-Vitter-
waſſers?
Es iſt dies die ungeheure Maſſe der arbeitenden
Menſchheit, einerlei ob Kopf- oder Handarbeiter, die durch
ihre verkehrte, ihnen aufgezwungene Lebensweiſe über Störungen,
ſei es in der Verdauung, ſei es in den wichtigſten Organen über-
haupt zu klagen haben. Aber auch die armen Glücklichen, welche
zu viel an der Lebenstafel genoſſen und deshalb von Verfettungen
bedroht werden, flüchten endlich zu dem immer ſicheren, Darm-
entleerungen vermehrenden Franz Joſef-Bitterwaſſer
zurück.




Korreſpondenzen.


Sadagora.

(Zur Bürgermeiſterwahl) wird uns
noch geſchrieben: Nachdem alle gegen die Loyalität der im
Vorjahre vorgenommenen Neuwahl der hierortigen Gemeinde-
vertretung eingebrachten Einwendungen endgiltig zurückgewieſen
wurden, fand heute unter dem Vorſitz des an Jahren älteſten
Ausſchußmitgliedes Herrn Damian Rubinowicz die Wahl
des Gemeindevorſtandes ſtatt, und wurde der hier allſeits be-
liebte und geachtete Herr Dr. Iſidor Runes, Diſtrikts- und
Gerichtsarzt, zum Bürgermeiſter einſtimmig, ferner die Herren
Damian Rubinowicz, Apotheker, und Seide Roſen-
blatt,
Bankdirektor, zu deſſen Stellvertretern, endlich die
Herren Stanislaus Kuzniarski, k. k. Notar, und Feibiſch
Nagler, Bankdirektor als Beigeordnete gewählt. — Nach
der erfolgten Wahl brachte die Bürgerſchaft dem wiederge-
wählten Bürgermeiſter Herrn Dr. Runes, ſowie deſſen Stell-
vertretern den Herren Rubinowicz und Roſenblatt große
Ovationen dar, und indem Herr Dr. Runes für die
Ehrung dankte, verſicherte er in einer Anſprache, auch ferner-
hin für das Wohl und Gedeihen der Stadt ſein Möglichſtes
zu tun. Der für abends ſeitens der Bürgerſchaft ſowie mehrerer
Vereine, deſſen Obmann Herr Dr. Runes iſt, vorbereitet ge-
weſene Fackelzug mußte infolge des eingetretenen Regenwetters
aufgeſchoben werden.


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[3/0003] 20. Mai 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. ein Uebereinkommen getroffen, laut welcher die Direktion das elektriſche Licht ins Dorf einführte. Und nun ergießen die Blitzlampen allabendlich ihren Schein über die kleinen, beſcheidenen Bauernhütten. Zwei Ausſtellungen. Aus London, 16. Mai wird uns geſchrieben: Zwei Ausſtellungen ſind ſoeben hier er- öffnet worden. Die eine, eine italieniſche, in Ears Court, in der die Städte Rom, Neapel und Venedig aufgebaut ſind und die mit ihren Gondeln, Tarantellatänzerinnen u. ſ. w. zwar recht hübſch iſt, jedoch vorläufig keine große Anziehungskraft ausübt, während die andere im Kryſtal Palave das höchſte Intereſſe erregt. Da dieſe letztere lediglich dem Sport gewidmet iſt, ließe ſich dieſe Vorliebe in einem Lande wie Großbritannien wohl verſtehen, doch das Publikum wird weniger durch die Leidenſchaft für den Sport angelockt, als durch die Ausſtellung höchſt ſeltſamer Dinge, für die andere wie Engländer kaum irgend welches Intereſſe hegen würden. Es findet ſich nämlich dort der Ball, mit dem König Eduard als Prinz von Wales einen Matſch im Prives-Club gewonnen hat, ein Zwei-Schillingſtück, das zum Auswaten des Platzes für Warner bei ſeiner letzten Tournee in Auſtralien diente, das Kugelſpiel, mit dem ſich Drake ge- rade beſchäftigte, als man ihm in Plymouth das Heran- nahen der ſpaniſchen Flotte meldete und endlich das Gewehr Robinſohn Cruſoes. Es fehlt nur noch die berühmte Sproſſe von der Leiter, auf der Erzvater Jacob im Traume in den Himmel geſtiegen iſt. Der kommende Sommer ſoll nach einigen Un- glückspropheten ſehr ſchlechtes Wetter bringen, und zwar, da Kälte anſcheinend lange genug geherrſcht hat, zur Ab- wechslung eine ungewöhnlich große Hitze. In einer großen Berliner Zeitung ſtand dieſer Tage zu leſen, daß nach den Angaben eines Fachmannes der bevorſtehende Sommer für die nördliche Halbkugel im allgemeinen ein warmer werde, „es werden ſich mehrfach abnorme Hitzperioden, und, was noch unangenehmer ſein dürfte, heftige plötzliche Niederſchläge mit nachfolgender Ueberſchwemmungsgefahr einſtellen. Wenn hiervon auch manche Gebiete verſchont bleiben werden, ſo wird dies doch der allgemeine Charakter des kommenden Sommers ſein.“ Fragt man, worauf der Mann dieſe un- heimliche Prophezeiung ſtützt, ſo iſt die Antwort, daß es die „außerordentliche Eruptionstätigkeit der Sonne“ ſei, die den ſchlimmen Sommer verurſachen werde, „der allen andern Sommern in ſonnenfleckreichen Jahren gleichen muß“. Wer nichts von der Sache verſteht, kann ſich leicht durch ſolche dreiſte Behauptungen verblüffen laſſen; in Wirklichkeit iſt aber kein Wort davon wahr, daß die Sommer in den Jahren mit vielen Sonnenflecken ſich ſo geſtaltet haben, wie der Unglücksprophet den bevorſtehenden Sommer ausmalt. Der Einfluß der Sonnenflecke auf unſere irdiſche Witterung iſt vielmehr ſo gering, daß die Forſcher, die ihn feſtſtellen wollten, zu ganz entgegengeſetzten Ergebniſſen gekommen ſind. Wie der erſte unter den lebenden Meteorologen, Profeſſor Hann in Wien, nachdrücklich betont, „geſtatten die Ergeb- niſſe (der bisherigen Unterſuchungen) keine Schlüſſe auf das Eintreten trockener und naſſer Jahrgänge auf Grund der Sonnenfleckperiode“. Was die Temperatur anbelangt, ſo iſt dieſelbe in den Tropen in den Jahren nahe dem Sonnen- fleckminimum durchſchnittlich 0·4° höher, zur Zeit der größten Fleckentätigkeit etwa 0·3° tiefer als ſonſt. Dieſe geringe Schwankung verteilt ſich dazu auf volle 11 Jahre, daneben aber gibt es noch lange Perioden, in denen der Einfluß der Sonnenfleckenhäufigkeit überhaupt gar nicht hervortritt. In Köln iſt die Durchſchnittstemperatur jedes Jahres von der des vorhergehenden wie des nachfolgenden im allgemeinen um mehr als 0·7° verſchieden, und zwar in regelloſen Sprüngen, ſo daß von einem Einfluß der Sonnenflecken- häufigkeit auf die Temperatur hier gar keine Rede ſein kann. Die jüngſten Unterſuchungen, die Profeſſor Schreiber in Chemnitz über die periodiſchen Schwankungen der Sonnen- flecken und der Niederſchläge veröffentlicht hat, ergaben, „daß noch viele Jahre (der Beobachtungen) nötig ſein werden, um die wirkliche Exiſtenz von Perioden ſicher nachweiſen zu können“. Der tatſächliche Einfluß der Sonnenflecke iſt alſo ſo unbedeutend, daß er kaum im Laufe vieler Jahre rechnungsmäßig erkannt werden kann, geſchweige denn ſo unmittelbar zutage tritt, wie der anonyme Fachmann in der Berliner Zeitung behauptet. Wie ſich das Wetter des kommenden Sommers geſtalten wird, weiß gegenwärtig niemand im voraus, ebenſo wenig wie jemand wiſſen kann, welches Wetter in acht Tagen, in fünf Tagen ſelbſt in drei Tagen herrſchen wird. Dies mag manchem als ein Armuts- zeugnis der wiſſenſchaftlichen Meteorologie mit ihren Milli- onen von Einzelbeobachtungen erſcheinen; aber es iſt nun leider einmal ſo und niemand kann etwas daran ändern. Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 19. Mai 1904. Perſonalnachricht. Erzbiſchof Dr. von Repta hat vorgeſtern und geſtern das gr. or. Dnjeſterdekanat viſitiert und iſt geſtern abends hier wieder eingetroffen. Bahnbetriebsleitung und Bahnhofbau. Die Verſetzung der Beamten, deren Namen wir in der letzten Dienſtagnummer publizierten, von der Stanislauer Direktion zur erweiterten Czernowitzer Betriebsleitung iſt noch am Samſtag im telegraphiſchen Wege erfolgt. Die meiſten derſelben haben ſich bereits am 1. Juli in Czernowitz zum Dienſtantritte zu melden, die übrigen zwiſchen 20. und 25. Juli. — Heute ſind die Inſpektoren Solecki und Luft von der Stanislauer Betriebsdirektion hier eingetroffen. In Bezug auf den Bahnhofbau haben ſich neuerlich große Schwierigkeiten ergeben, da die Ablöſungsſumme in Anbetracht der hohen Forderungen, welche die Anrainer ſtellen, unzu- reichend iſt. Die genannten Herren ſowie Betriebsleiter Dr. Hnidey ſprachen heute im Magiſtratspräſidium vor, um in dieſer Angelegenheit zu konferieren. Man hofft die Schwierigkeiten beheben zu können. Ernennung. Der Landespräſident im Herzogtume Bukowina hat den abſolvierten Mittelſchüler Eugen Wojna- rowski zum Rechnungspraktikanten bei der Landesregierung ernannt. Induſtrie- und Landwirtſchaftsrat. Für die zweite, bis Ende 1908 dauernde Funktionsperiode ſind aus der Bukowina nachſtehende Mitglieder, beziehungsweiſe Erſatzmänner berufen, an den Arbeiten der Sektion teilzu- nehmen: I. Vom Landesausſchuſſe des Herzogtums Bukowina: Nikolaus Freiherr von Muſtatza, Gutsbeſitzer, Mitglied des Landesausſchuſſes (Mitglied); Dr. Johann R. v. Wol- czynski, Gutsbeſitzer, Profeſſor (Erſatzmann). II. Vom Landeskulturrate im Herzogtume Bukowina: Theodor Ritter von Flondor, Gutsbeſitzer, Präſident des Landes- kulturrates (Mitglied); Anton Lukaſiewicz, Gutsbeſitzer, Vizepräſident des Landeskulturrates (Erſatzmann). Ständige Stellungskommiſſion in Czernowitz und Suczawa. Behufs Durchführung der Nachſtellung, welcher die von der Hauptſtellung mit oder ohne Bewilligung ausgebliebenen Stellungspflichtigen zu unterziehen ſind, wird eine ſtändige Stellungskommiſſion im Standorte des k. u. k. Er- gänzungsbezirks-Kommandos zu Czernowitz, ferner für die im Bereiche der k. k. Bezirkshauptmannſchaften Suczawa, Radautz, Gurahumora und Kimpolung zuſtändigen Wehr- pflichtigen eine zweite ſtändige Stellungskommiſſion in Suczawa aufgeſtellt. Die in Czernowitz aktivierte Kommiſſion wird am 6, dann am 13, 20. und 27. Juni und in den folgenden Monaten bis inkluſive Februar 1905 am 5. und 20. jeden Monats, mit Ausnahme der Monate Auguſt und September, in welchen die Kommiſſion nur einmal, und zwar am 5. Auguſt und 20. September zu amtieren hat, zuſammentreten. Wenn dieſe Tage auf einen Sonn- oder gebotenen Feiertag des römiſch- oder griechiſch-katholiſchen, beziehungsweiſe griechiſch-orientaliſchen Glaubens fallen ſollten, ſo wird die Kommiſſion an dem nächſtfolgenden Wochentage amtieren. Das Amtslokale dieſer Kommiſſion befindet ſich zu Czernowitz, Rathausſtraße Nr. 28 und wird dieſelbe an den beſtimmten Tagen jedesmal um 9 Uhr vormittags zuſammentreten. Die in Suczawa aufgeſtellte ſtändige Stellungskommiſſion wird am 18. Juni, 16. Juli, 16. Auguſt und 17. September 1904 im Amtslokale der dortigen Bezirkshauptmannſchaft jedesmal um 9 Uhr vor- mittags zuſammentreten. Bürgerlich-uniformiertes Schützenkorps. Bei dem Königsſchießen des bürgerlichen uniformierten Schützen- korps, welches den 22. d. M. um 3 Uhr nachmittags beginnt, am 23. und 29. d. M. fortgeſetzt und 2. Juni (Frohnleichnamsfeſt) beendet wird, gelangen folgende Beſte zur Verteilung: I. Auf der Königsſcheibe: 1. Das Königsbeſt 5 Dukaken in Dekoration, geſpendet vom Schützeenkorps- Kommandanten und Schützenkönig. 2. Das Marſchallbeſt von 2 Dukaten in Dekoration, geſpendet vom Schützenkorps. II. Kreisbeſte für die meiſten Kreiſe in einer Lage von je 10 Schüſſen: 1. Zwei Zehnkronenſtücke in Dekoration, geſpendet vom Schützenmarſchall Johann Penther. 2. Ein Dukaten in Dekoration, geſpendet vom II. Kommandanten- Stellvertreter Johann Luther, 3. Fünfzehn Kronen, 4. Zehn- kronenſtück, 5. Neun Kronen, 6. Acht Kronen, 7. Sieben Kronen, 8. Sechs Kronen, 9. Fünf Kronen, 10. Vier Kronen, 11. Drei Kronen, 12. Zwei Kronen in Dekoration (geſpendet vom Schützenkorps). Ueberdies entfällt auf jeden Nagelſchuß eine Fünfkronenmünze in Dekoration. König und Marſchall können nur Schützenkorpsmitglieder werden. — Im Uebrigen gilt die in der Schützenhalle aufgelegte Schießſtandsordnung. Die ſchriftlichen Reifeprüfungen an der Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanſtalt finden in der Zeit vom 24. bis 27. d. M. ſtatt. Ausflug des Eiſenbahnbeamten-Vereines. Die Ortsgruppe Czernowitz des öſterreichiſchen Eiſenbahn- beamtenvereines veranſtaltet am 23. d. M. (Pfingſtmontag) einen Ausflug nach dem Cecinawalde. Die Abfahrt erfolgt auf Roſcher Wagen um halb 3 Uhr nachmittags von der Splenygaſſe (nächſt der k. k. Landesregierung). Zur Unter- haltung der Teilnehmer an dieſem Ausfluge dürften die „Original-Wiener-Schrammeln“ durch Geſang und Tanz- muſik recht viel beitragen. Außer den Eiſenbahnbeamtrn und Familienangehörigen werden auch Mitglieder des hieſigen akademiſch-techniſchen Vereines an dem Ausfluge teilnehmen, und ſind auch ſonſtige eingeführte Gäſte herzlichſt willkommen. Im Falle ſchlechter Witterung wird der Ausflug auf Sonn- tag, den 29. Mai verſchoben. Familiennachricht. Sonntag, den 22. d. M. findet in Wien die Trauung des Fräulein Hermine Dawidowicz, Tochter des Hof- und Gerichts-Advokaten Dr. Dawidowicz, mit Herrn Karl Grenzer, Herausgeber der „Volkswirt- ſchaftlichen Korreſpondenz“, ſtatt. Ein neues Reiſebureaux in Czernowitz. Das k. k. Miniſterium des Innern hat in Erledigung des Ein- ſchreitens de praes. 31. Dezember 1901 mit Erlaß vom 3. Februar 1904, Zl. 5922 ex 1902 die Errichtung einer Agentur für die Hamburg-Amerikaniſche Packetfahrt-Aktien- Geſellſchaft (Hamburg-Amerika-Linie) in Czernowitz genehmigt und wurde ſeitens der Bukowiner Landesregierung mit Erlaß vom 21. April 1904, Nr. 11.465, Herr Hermann Mittelmann in Czernowitz als Leiter obiger Agentur beſtätigt. „Zuckerl“-Marder. In letzter Zeit ſchlichen ſich des Abends die Maurerlehrlinge Johann K. und Peter N. an den Laden der Zuckerwarenhändlerin Berta König am Ringplatze heran, ſuchten in einem unbewachten Momente eine Quantität „Zuckerl“ zu erhaſchen und liefen dann nach gelungenem Griffe eiligſt davon, ohne daß ſie von der Be- ſchädigten eingeholt werden konnten. Als die Burſchen geſtern abends ihren Angriff auf den Zuckerltiſch wieder- holten, wurden ſie von einem in der Nähe ſtehenden Lehr- amtszögling, der die Zuckerlmarder beobachtet hatte, mit Hilfe des Nachtwächters verfolgt, und einer derſelben, der eingangs erwähnte Johann K. eingeholt und der Polizei- inſpektion überſtellt, während deſſen Komplizze ſich flüchten konnte. Die Burſchen werden ihre Naſchſucht ſtrafgerichtlich zu büßen haben. g. Von der Platzmuſik. Dacht’ ich’s doch, daß die in ſo nahe Ausſicht gerückte Staatspolizei unſere gute ſtädtiſche Polizei ganz verſchüchtern werde. Nicht einmal zur Platzmuſik, die ſie am vorigen Mittwoch ſo feſtlich über- wachte, traute ſie ſich diesmal ſchon. Und die Berichte, die ich mir von dem Polizeimann verſprochen hatte, werden nun natürlich ausbleiben. Wir werden uns eine Zeitlang, wie in ſo Vielem, auch hier ohne die Polizei helfen müſſen. Es ſcheint übrigens auch gar nicht notwendig zu ſein, daß Polizei interveniere, denn nicht ein einziges Liebespärchen hat der wiedererwachte Lenz auf die Promenade geführt. Darum ſind bei uns die Poeten auch ſo rar geworden, die einſt ſoviel von Lenz und Liebe ſangen und die zahlreichen „Raten“-Doktoren ſind an ihre Stelle getreten, die blaſiert am Arme ihrer ſüßen Bräute durch den Garten wandeln. Die Militärmuſik ſpielt heute ſo furchtbar alte Sachen, „Fledermaus“ u. ſ. w., ich fühle mich ſo gelangweilt, ich weiß nicht, ob weil das Wetter ſo nach Regen ausſieht, oder weil die Leute hier heute ſo furchtbar fade auf- und ab- trotten. Immer dieſelben Geſichter, fünfzig-hundertmal ziehen ſie an mir vorüber, immer mit den gleichen Bewegungen, immer in dasſelbe Geſpräch vertieft. Und den Sitz, auf dem ich trotz Militärmuſik und Korſo und Lachen und fröhlichem Plaudern um mich entſetzlich gähne, koſtet gar vier Heller obendrein, ich mußte ihn bei der „Erſten Czernowitzer Seſſel- Leihanſtalt“ bezahlen, wie einen Betſitz im Tempel. Ja, die Stadt hat eben zu wenig Geld, um ſelbſt genügend Ruheplätze für das Publikum zu beſchaffen. Aber nach der Platzmuſik, da erſt wurde es lebendig. Langſam, erſt in kleinen ein- zelnen Tropfen, dann immer mächtiger und zuletzt in Strömen kam der Regen, der alte Spaßverderber und brachte manches ſtutzerhaft gebügelte männliche Beinkleid in die größte Gefahr, auf der engen Veranda des Kurſalons von einer umfangreichen älteren Dame, die eine Stütze brauchte, zerknüllt zu werden. Glückspilze, die an feſche junge Mädchen und Frauen herangedrängt wurden, genierte ihr neues Bein- kleid wohl weniger, als daß ſie bei dem lieblichen Tête- a-tête gar zu viele Zeugen hatten und es höchſtens zu einer flüchtigen „Regenbekanntſchaft“ kam. Doch das Intereſſan- teſte war das Nachhauſegehen, als der Regen bei Anbruch des Abends noch immer anhielt und die Damen mit ihren weißen Röckchen und Schühchen und all dem duftigen ver- gänglichen Tand pitſchnaß zur Elektriſchen eilten und man allerliebſte kleine Füßchen ſah — die großen verſchweigt man aus Galanterie — die vergebens auf das Trittbrett des immer dichtbeſetzten Wagens huſchten und zurückpatſchen mußten in das abſcheuliche Kotmeer. Eine originelle Zu- fluchtſtätte bot manchen der Damen ein Obſt- und Zuckerl- ſtand am Eingange in den Volksgarten. Wie allerliebſt ſie alle ihre Köpfchen unter das als Dach aufgeſpannte Segel- tuch ſteckten und mit beiden Händen ihre Röcke hielten, wie- viel ſchöne Schmeichelworte die unerbittlichen Kondukteure hören konnten und wie die Mütter daheim ſchalten, als ſie die naſſen Fähnchen ſahen, das Alles iſt ebenſowenig zu ſagen, als, wann ein Gartenfeſt oder eine Platzmuſik in Czernowitz ohne Regen ſtattſinden wird. — Morgen Freitag, den 20. d. M. wird bei günſtiger Witterung die Militär- muſik auf der Habsburgshöhe konzertieren. Beginn wie gewöhnlich um 5 Uhr. Polizeiliches. Verhaftet wurde ein Individuum wegen Diebſtahls und 1 wegen Trunkenheit. Der Schreck über die Staatspolizei ſcheint den Strolchen ſchon in die Glieder ge- fahren zu ſein. Bloß zwei Verhaftungen in einer langen Nacht, das iſt ein gutes Vorzeichen. Welche Art von Leidenden wendet ſich mit größter Aus- ſicht auf Erfolg an die Naturheilkraft des Franz Joſef-Vitter- waſſers? Es iſt dies die ungeheure Maſſe der arbeitenden Menſchheit, einerlei ob Kopf- oder Handarbeiter, die durch ihre verkehrte, ihnen aufgezwungene Lebensweiſe über Störungen, ſei es in der Verdauung, ſei es in den wichtigſten Organen über- haupt zu klagen haben. Aber auch die armen Glücklichen, welche zu viel an der Lebenstafel genoſſen und deshalb von Verfettungen bedroht werden, flüchten endlich zu dem immer ſicheren, Darm- entleerungen vermehrenden Franz Joſef-Bitterwaſſer zurück. Korreſpondenzen. Czernowitz, 19. Mai. Sadagora. (Zur Bürgermeiſterwahl) wird uns noch geſchrieben: Nachdem alle gegen die Loyalität der im Vorjahre vorgenommenen Neuwahl der hierortigen Gemeinde- vertretung eingebrachten Einwendungen endgiltig zurückgewieſen wurden, fand heute unter dem Vorſitz des an Jahren älteſten Ausſchußmitgliedes Herrn Damian Rubinowicz die Wahl des Gemeindevorſtandes ſtatt, und wurde der hier allſeits be- liebte und geachtete Herr Dr. Iſidor Runes, Diſtrikts- und Gerichtsarzt, zum Bürgermeiſter einſtimmig, ferner die Herren Damian Rubinowicz, Apotheker, und Seide Roſen- blatt, Bankdirektor, zu deſſen Stellvertretern, endlich die Herren Stanislaus Kuzniarski, k. k. Notar, und Feibiſch Nagler, Bankdirektor als Beigeordnete gewählt. — Nach der erfolgten Wahl brachte die Bürgerſchaft dem wiederge- wählten Bürgermeiſter Herrn Dr. Runes, ſowie deſſen Stell- vertretern den Herren Rubinowicz und Roſenblatt große Ovationen dar, und indem Herr Dr. Runes für die Ehrung dankte, verſicherte er in einer Anſprache, auch ferner- hin für das Wohl und Gedeihen der Stadt ſein Möglichſtes zu tun. Der für abends ſeitens der Bürgerſchaft ſowie mehrerer Vereine, deſſen Obmann Herr Dr. Runes iſt, vorbereitet ge- weſene Fackelzug mußte infolge des eingetretenen Regenwetters aufgeſchoben werden. P.

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 118, Czernowitz, 20.05.1904, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer118_1904/3>, abgerufen am 25.04.2024.