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Die Bayerische Presse. Nr. 255. Würzburg, 24. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] der Einwohner vorüber, doch fanden sonst keine
Gewaltthaten statt. Am folgenden Tage früh
Morgens kam eine bedeutende Masse Volkes in
die Stadt geströmt, es herrschte der größte Ter-
rorismus; einige, die bei verübten Gewaltthaten
am Eigenthum Widerstand fanden, mordeten, an-
dere zündeten Häuser an; bei Abgang des Be-
richtes herrschte Schrecken und Angst. Was flie-
hen konnte, floh; es sind Stafetten nach San
Jose und nach San Francisco abgesandt, um schnelle
Hülfe zu verlangen, und wirklich befinden sich be-
reits Compagnien der Bürgergarde und Feuer-
lösch=Mannschaften unterwegs; der Major von
hier ist aufgebrochen mit zwei Compagnien, und
hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen,
ihm zu folgen.

Vermischte Nachrichten.

Hr. Tirel hat in einer Flugschrift: "Die Re-
publik in den Kutschen des Königs" nachgewiesen,
wie die provisorischen Regenten nach der Februar-
Revolution nichts Eiligeres zu thun hatten, als
sich der Pferde und Wagen "des Tyrannen" zu
eigenem Gebrauche zu bemächtigen. Republikaner
Ledru=Rollin war auch darin antik=tugendhaft: er
nahm für sich und seine Familie vorlieb mit fünf
Wagen und 22 Pferden, nebst zehn Kutschern und
einem Vorreiter. Leider dauerte diese politische
Kunstreiter = Herrlichkeit nicht lange, und Bürger
Ledru=Rollin sah sich bald wieder von dem hohen
Pferde herunter auf den Esel gesetzt. Auch die
Bürger Caussidiere, Armand Marrast, Garnier
Pages, Floccon, Trelat, Clement Thonas, sowie
Cremieux und Arago, legten sich sogleich Pferde
und Wagen aus dem königl. Marstall zu. So
schreibt Hr. Tirel: "Der Bürger Jsaak Cremieux
bediente sich der Britschke Cerberus, bespannt mit
den Pferden Judas und Grison." Wobei zu be-
merken, daß Grison auf Deutsch nicht allein Grau-
bart, sondern auch Esel heißt. Unter den von Le-
dru=Rollin getendenzten Pferden befand sich auch
ein Trompeur ( Betrüger ) , ein Rodeur ( Land-
streicher ) , ein Envieux ( Neidhammel ) . ein Filou
( Gauner ) u. s. w.

Neuestes.

* Würzburg, 24. Okt. Heute früh um halb
8 Uhr verließ das 1. Bataillon des 9. Regiments
unsere Stadt, um seinen Marsch nach Bamberg
anzutreten.

München, 22. Okt. Der Abmarsch der bei-
den Bataillons des Jnfanterie=Regiments König
ist vorläufig eingestellt worden.

Aschaffenbug, 23. Okt. Schon länger
ging das Gerucht um, in der unmittelbaren Nähe
des "Beobachtungscorps am Main" befänden sich
preußische "Beobachter". Diesem Gerüchte gibt
nachstehender Vorfall eine ziemliche Bestätigung.
Es saßen nemlich im "Adler" mehrere bayerische
Offiziere und andere Gäste zusammen, die Con-
versation drehte sich um die hessischen Zustände
und jeder der Anwesenden gab sein Votua ab,
nur einer schwieg. Dies war ein harmloser Kauf-
mann, der in Tuch machte und sich nicht um
Politik kümmerte. Diesem gegenüber saß ein
bayerischer Offizier, welcher den schweigsamen Gast
fixirte, denn dessen Züge verriethen einen andern
Geist, als den kaufmännischer Spekulation, und
überdies hatte unser Bayer sein vis-a-vis schon
gesehen; durch längeres Beobachten ward die Ver-
muthung zur Gewißheit, daß der Kaufmann ein
preußischer Offizier sei, mit welchem der Bayer
in Schleswig=Holstein den Dänen gegenüber ge-
standen. Letzterer wandte sich daher plötzlich mit
der Frage an den Fremden: "Herr Kamerad, Sie
schämen sich wohl Jhrer Uniform?" Der Preuße
ist darob ganz verblüfft, entferat sich eilig und
verliert auf dem Rückzuge seine Visittenkarte,
welche seinen Namen und Stand als k. preuß.
Offizier enthält. ( Ein schöner Beleg für die
sogenannte "preußische Ehre" )

Frankfurt, 21. Okt. Das einzig interessante
[Spaltenumbruch] Neue was ich mittheilen kann, ist daß in der
preußischen Armee das lange gefürchtete Inter-
dictum quarum barbarum
erlassen worden ist,
und daß in Folge desselben die Knebelbärte sammt
und sonders weichen müssen, während den Schnurr-
und Backenbärten noch einige Frist octroyirt ist.
Jm Großherzogthum Hessen ist man, wie die
jüngsten Tage durch die That gelehrt haben, da-
mit beschäftigt eine Epuration des Beam-
tenstandes
vorzunehmen.

Frankfurt, 23. Okt. Gestern Nachmittag
ist der Oberbefehlshaber des 2. bayerischen Ar-
meekorps, General Fürst v. Thurn und Taxis,
hier angekommen und im römischen Kaiser abge-
stiegen. Seine Durchlaucht fuhren gleich nach ih-
rer Ankunft zu dem Grafen Thun und hatten
mit demselben, so wie mit mehreren andern Ge-
sandten, eine lange Unterredung. Darauf besich-
tigte der Fürst die bayerische Kaserne, erhielt
Abends von der Musik des bayerischen Jägerba-
taillons eine Serenade, empfing das bayerische
und österreichische Offizierkorps und begab sich
sodann noch am späten Abend zu dem von Wil-
helmsbad herübergekommenen Kurfürsten von Hes-
sen. Das hier garnisonirende 14. österr. Jäger-
bataillon erhielt von dem Fürsten noch in der
Nacht Marschbefehl und hat sich vor der Hand
nach Aschaffenburg zu begeben. Schon morgen
in der Frühe wird es Frankfurt verlassen und an
seine Stelle das erste bayerische Bataillon ein-
rücken, das aus Rheinbayern kommt.

Heidelberg, 21. Okt. Es steht unserer Uni-
versität, wie wir vernehmen, ein neuer Verlust
bevor. Hofrath Zoepfl soll einen sehr vortheil-
haften Ruf von München aus erhalten haben,
wonach er keinen Anstand nehmen könnte, in sein
Vaterland Bayern zurückzukehren. ( F. O.=Z. )

Stuttgart, 20. Okt. So eben verbreitet sich
hier die Nachricht, daß eine unserer Brigaden den
Befehl erhalten hat sich mobil zu machen.

Wiesbaden, 22. Okt. Jn der heutigen 18.
Sitzung des Landtags hat das Staatsministerium
offiziell die Verlobung Sr. Hoh. des Herzogs
mit Jhrer Durchl. der Prinzessin Adelheid Marie
von Anhalt=Dessau angezeigt.

Jnteressant ist es uns, aus dem "Lloyd" zu
erfahren, daß der Toast des Königs von Würt-
temberg bei dem Königsmahl zu Bregenz noch
weit entschiedener gelautet hat, als er in dem
Berichte der "Allg. Ztg." wiedergegeben wurde.
Der ritterliche Greis rief nämlich am Schlusse
seiner Rede mit jugendlichem Feuer: " Wenn S.
Majestät der Kaiser befiehlt, so werde
ich marschiren!
"

Von der böhmischen Grenze, 17. Okt. Wie
ich vernehme, wird für den Fall, daß es wirk-
lich Ernst werden sollte, Feldzeugmeister Baron
Heß neben dem Erzherzog Albrecht das Oberkom-
mando über das böhmische Truppenkorps erhal-
ten. Die Dispositionen sind bereits in der Art
getroffen, daß das ganze Korps binnen wenig
Tagen nach allen Seiten hin verwendbar ist.

Berlin, 20. Okt. Die Rückantworten der
bisher verbündeten Staaten auf die preußischen
Vorschläge über die fernere Gestaltung der Union
werden das Bündniß vom 26. Mai vielleicht noch wei-
ter alteriren. Von Baden, Nassau und Schwerin
ist es bekannt, daß sie der Union nicht besonders
zugethan sind; aber auch Braunschweig und Ol-
denburg sollen, wie glaubwürdig mitgetheilt wird,
nicht mehr mit der gegenwärtigen Unionspolitik
einverstanden, und geneigt sein, sich ihr ferner anzu-
schließen. Träte dieser Fall ein, so würde Preu-
ßen im nordwestlichen Deutschland, wie im Süd-
westen, an politischem Einfluß bedeutend verlieren.

   

Berlin, 21. Okt. Wir haben vor einiger
Zeit berichtet, daß die Majorität im Minister-
rathe den Beschluß gefaßt hat, der Kammer so-
fort bei ihrer Eröffnung das Budget für 1851
vorzulegen, daß die Minorität dagegen geltend
zu machen gesucht hat, das Budget erst später
und vorerst die deutsche Frage als Gegenstand
[Spaltenumbruch] eines Vertrauensvotums vorzulegen. Dem Be-
schlusse gemäß wird nun das Budget sofort vor-
gelegt werden, die Opposition aber wird höherem
Vernehmen nach die Ansicht der Minorität des
Ministerrathes adoptiren und versuchen, durch
Kammerbeschluß die Berathungen über das Bud-
get hinauszuschieben, um vorerst die politischen
Fragen zur Entscheidung zu bringen.

Erfurt, 19. Okt. Als Curiosum theile ich
Jhnen noch mit, daß in einigen Räumen des
einstigen sogenannten Unionsparlaments jetzt eine
Nähschule für arme Mädchen etablirt ist.

Vreslau, 19. Okt. Es kann aus verbürgter
Quelle versichert werden, daß der Pseudo=Altieri
an der russischen Grenze verhaftet worden und
seinen Einzug in Warschau nicht als päpstlicher
Legat, wie aus Danzig früher berichtet worden,
sondern als russischer Gefangener gehalten hat.

   

** Von der Schweizergrenze, 20. Okt. Ei-
nem uns zufällig zu Gesicht gekommenen amtli-
chen Berichte entnehmen wir, daß innerhalb einem
Monat 200 Ungarn aus der Lombardei nach Lu-
gano desertirt sind.

Bern, 20. Okt. Der aus Sardinien ver-
bannte Erzbischof von Turin, Franzoni, befindet
sich gegenwärtig in Genf in der Nähe des aus
Freiburg verbannten Bischofs Marilley.

Genua, 15. Okt. Der hier erscheinende
Cattolico bestätigt die Angabe, daß Pinelli Rom
nicht freiwillig verlassen, sondern seinen Paß zu-
rückgeschickt erhalten habe.

T. D. 1 ) Wien, 22. Okt. Zwei Armeekorps,
ein innerösterreichisches und ein mährisches, sollen
mobil gemacht werden.

2 ) Berlin, 23. Okt. Se. Maj. der Kaiser
von Oesterreich wird morgen ( 24. d. M. ) Wien
verlassen, um sich nach Warschau zu begeben. Al-
lerhöchstderselbe wird durch den kgl. Flügeladju-
tanten, Generallieutenant v. Lindheim, im Namen
unseres Königs in Oderberg begrüßt werden.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 22. Oktober 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 1154 1159
   "   5% Metallique....78 1 / 478 1 / 2
   "   4%   "   ....61 1 / 262
   "   3%   "   ....45 3 / 446 1 / 4
   "   2 1 / 2 %   "   .... 4141 3 / 4
   "   4 1 / 2 % Bethmann... --73
   "   4%   "   ...--64
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.96 1 / 297
   "   "   500   "   "   1834.154 1 / 4155 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.81 7 / 8 82 3 / 8
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.112--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 8484 1 / 2
   "   4%   "   ....88 3 / 4 89
   "   5%   "   ....100 1 / 8100 3 / 8
Württemberg3 1 / 4 % "   ....82 3 / 4 83 1 / 4
   "   4 1 / 2    "   ....98 1 / 898 5 / 8
Baden   3 1 / 2 %   "   ....81 1 / 282
   "   fl. 35 Loose   ......32 1 / 432 1 / 2
   "   "   50   "   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 "   ......2626 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...76 3 / 8 76 7 / 8
   "   "   "   25   "   ...28 5 / 8 28 7 / 8
Polen fl. 300   "   ...135 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36   "   ...33 3 / 8 33 7 / 8
Theater=Anzeige

Freitag, den 25. Okt.1850.

Gastspiel der Fräulein Meller von Stadttheater
zu Danzig.
Marie,
oder:
Die Regimentstochter.
Komische Oper in 2 Akten von Donizetti.
vorher:
Der Lügner und sein Sohn.
Lustspiel in 1 Akt, nach Collin D'harleville
bearbeitet.

( Berichtigung. ) Jn dem gestrigen ersten Leit-
artikel Zeile 16 von Oben ließ "Königseiche"
statt Königreiche.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

[Spaltenumbruch] der Einwohner vorüber, doch fanden sonst keine
Gewaltthaten statt. Am folgenden Tage früh
Morgens kam eine bedeutende Masse Volkes in
die Stadt geströmt, es herrschte der größte Ter-
rorismus; einige, die bei verübten Gewaltthaten
am Eigenthum Widerstand fanden, mordeten, an-
dere zündeten Häuser an; bei Abgang des Be-
richtes herrschte Schrecken und Angst. Was flie-
hen konnte, floh; es sind Stafetten nach San
Jose und nach San Francisco abgesandt, um schnelle
Hülfe zu verlangen, und wirklich befinden sich be-
reits Compagnien der Bürgergarde und Feuer-
lösch=Mannschaften unterwegs; der Major von
hier ist aufgebrochen mit zwei Compagnien, und
hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen,
ihm zu folgen.

Vermischte Nachrichten.

Hr. Tirel hat in einer Flugschrift: „Die Re-
publik in den Kutschen des Königs“ nachgewiesen,
wie die provisorischen Regenten nach der Februar-
Revolution nichts Eiligeres zu thun hatten, als
sich der Pferde und Wagen „des Tyrannen“ zu
eigenem Gebrauche zu bemächtigen. Republikaner
Ledru=Rollin war auch darin antik=tugendhaft: er
nahm für sich und seine Familie vorlieb mit fünf
Wagen und 22 Pferden, nebst zehn Kutschern und
einem Vorreiter. Leider dauerte diese politische
Kunstreiter = Herrlichkeit nicht lange, und Bürger
Ledru=Rollin sah sich bald wieder von dem hohen
Pferde herunter auf den Esel gesetzt. Auch die
Bürger Caussidière, Armand Marrast, Garnier
Pagès, Floccon, Trélat, Clement Thonas, sowie
Crémieux und Arago, legten sich sogleich Pferde
und Wagen aus dem königl. Marstall zu. So
schreibt Hr. Tirel: „Der Bürger Jsaak Crémieux
bediente sich der Britschke Cerberus, bespannt mit
den Pferden Judas und Grison.“ Wobei zu be-
merken, daß Grison auf Deutsch nicht allein Grau-
bart, sondern auch Esel heißt. Unter den von Le-
dru=Rollin getendenzten Pferden befand sich auch
ein Trompeur ( Betrüger ) , ein Rôdeur ( Land-
streicher ) , ein Envieux ( Neidhammel ) . ein Filou
( Gauner ) u. s. w.

Neuestes.

* Würzburg, 24. Okt. Heute früh um halb
8 Uhr verließ das 1. Bataillon des 9. Regiments
unsere Stadt, um seinen Marsch nach Bamberg
anzutreten.

München, 22. Okt. Der Abmarsch der bei-
den Bataillons des Jnfanterie=Regiments König
ist vorläufig eingestellt worden.

⁑ Aschaffenbug, 23. Okt. Schon länger
ging das Gerucht um, in der unmittelbaren Nähe
des „Beobachtungscorps am Main“ befänden sich
preußische „Beobachter“. Diesem Gerüchte gibt
nachstehender Vorfall eine ziemliche Bestätigung.
Es saßen nemlich im „Adler“ mehrere bayerische
Offiziere und andere Gäste zusammen, die Con-
versation drehte sich um die hessischen Zustände
und jeder der Anwesenden gab sein Votua ab,
nur einer schwieg. Dies war ein harmloser Kauf-
mann, der in Tuch machte und sich nicht um
Politik kümmerte. Diesem gegenüber saß ein
bayerischer Offizier, welcher den schweigsamen Gast
fixirte, denn dessen Züge verriethen einen andern
Geist, als den kaufmännischer Spekulation, und
überdies hatte unser Bayer sein vis-à-vis schon
gesehen; durch längeres Beobachten ward die Ver-
muthung zur Gewißheit, daß der Kaufmann ein
preußischer Offizier sei, mit welchem der Bayer
in Schleswig=Holstein den Dänen gegenüber ge-
standen. Letzterer wandte sich daher plötzlich mit
der Frage an den Fremden: „Herr Kamerad, Sie
schämen sich wohl Jhrer Uniform?“ Der Preuße
ist darob ganz verblüfft, entferat sich eilig und
verliert auf dem Rückzuge seine Visittenkarte,
welche seinen Namen und Stand als k. preuß.
Offizier enthält. ( Ein schöner Beleg für die
sogenannte „preußische Ehre“ )

Frankfurt, 21. Okt. Das einzig interessante
[Spaltenumbruch] Neue was ich mittheilen kann, ist daß in der
preußischen Armee das lange gefürchtete Inter-
dictum quarum barbarum
erlassen worden ist,
und daß in Folge desselben die Knebelbärte sammt
und sonders weichen müssen, während den Schnurr-
und Backenbärten noch einige Frist octroyirt ist.
Jm Großherzogthum Hessen ist man, wie die
jüngsten Tage durch die That gelehrt haben, da-
mit beschäftigt eine Epuration des Beam-
tenstandes
vorzunehmen.

Frankfurt, 23. Okt. Gestern Nachmittag
ist der Oberbefehlshaber des 2. bayerischen Ar-
meekorps, General Fürst v. Thurn und Taxis,
hier angekommen und im römischen Kaiser abge-
stiegen. Seine Durchlaucht fuhren gleich nach ih-
rer Ankunft zu dem Grafen Thun und hatten
mit demselben, so wie mit mehreren andern Ge-
sandten, eine lange Unterredung. Darauf besich-
tigte der Fürst die bayerische Kaserne, erhielt
Abends von der Musik des bayerischen Jägerba-
taillons eine Serenade, empfing das bayerische
und österreichische Offizierkorps und begab sich
sodann noch am späten Abend zu dem von Wil-
helmsbad herübergekommenen Kurfürsten von Hes-
sen. Das hier garnisonirende 14. österr. Jäger-
bataillon erhielt von dem Fürsten noch in der
Nacht Marschbefehl und hat sich vor der Hand
nach Aschaffenburg zu begeben. Schon morgen
in der Frühe wird es Frankfurt verlassen und an
seine Stelle das erste bayerische Bataillon ein-
rücken, das aus Rheinbayern kommt.

Heidelberg, 21. Okt. Es steht unserer Uni-
versität, wie wir vernehmen, ein neuer Verlust
bevor. Hofrath Zoepfl soll einen sehr vortheil-
haften Ruf von München aus erhalten haben,
wonach er keinen Anstand nehmen könnte, in sein
Vaterland Bayern zurückzukehren. ( F. O.=Z. )

Stuttgart, 20. Okt. So eben verbreitet sich
hier die Nachricht, daß eine unserer Brigaden den
Befehl erhalten hat sich mobil zu machen.

Wiesbaden, 22. Okt. Jn der heutigen 18.
Sitzung des Landtags hat das Staatsministerium
offiziell die Verlobung Sr. Hoh. des Herzogs
mit Jhrer Durchl. der Prinzessin Adelheid Marie
von Anhalt=Dessau angezeigt.

Jnteressant ist es uns, aus dem „Lloyd“ zu
erfahren, daß der Toast des Königs von Würt-
temberg bei dem Königsmahl zu Bregenz noch
weit entschiedener gelautet hat, als er in dem
Berichte der „Allg. Ztg.“ wiedergegeben wurde.
Der ritterliche Greis rief nämlich am Schlusse
seiner Rede mit jugendlichem Feuer: „ Wenn S.
Majestät der Kaiser befiehlt, so werde
ich marschiren!

Von der böhmischen Grenze, 17. Okt. Wie
ich vernehme, wird für den Fall, daß es wirk-
lich Ernst werden sollte, Feldzeugmeister Baron
Heß neben dem Erzherzog Albrecht das Oberkom-
mando über das böhmische Truppenkorps erhal-
ten. Die Dispositionen sind bereits in der Art
getroffen, daß das ganze Korps binnen wenig
Tagen nach allen Seiten hin verwendbar ist.

Berlin, 20. Okt. Die Rückantworten der
bisher verbündeten Staaten auf die preußischen
Vorschläge über die fernere Gestaltung der Union
werden das Bündniß vom 26. Mai vielleicht noch wei-
ter alteriren. Von Baden, Nassau und Schwerin
ist es bekannt, daß sie der Union nicht besonders
zugethan sind; aber auch Braunschweig und Ol-
denburg sollen, wie glaubwürdig mitgetheilt wird,
nicht mehr mit der gegenwärtigen Unionspolitik
einverstanden, und geneigt sein, sich ihr ferner anzu-
schließen. Träte dieser Fall ein, so würde Preu-
ßen im nordwestlichen Deutschland, wie im Süd-
westen, an politischem Einfluß bedeutend verlieren.

   

Berlin, 21. Okt. Wir haben vor einiger
Zeit berichtet, daß die Majorität im Minister-
rathe den Beschluß gefaßt hat, der Kammer so-
fort bei ihrer Eröffnung das Budget für 1851
vorzulegen, daß die Minorität dagegen geltend
zu machen gesucht hat, das Budget erst später
und vorerst die deutsche Frage als Gegenstand
[Spaltenumbruch] eines Vertrauensvotums vorzulegen. Dem Be-
schlusse gemäß wird nun das Budget sofort vor-
gelegt werden, die Opposition aber wird höherem
Vernehmen nach die Ansicht der Minorität des
Ministerrathes adoptiren und versuchen, durch
Kammerbeschluß die Berathungen über das Bud-
get hinauszuschieben, um vorerst die politischen
Fragen zur Entscheidung zu bringen.

Erfurt, 19. Okt. Als Curiosum theile ich
Jhnen noch mit, daß in einigen Räumen des
einstigen sogenannten Unionsparlaments jetzt eine
Nähschule für arme Mädchen etablirt ist.

Vreslau, 19. Okt. Es kann aus verbürgter
Quelle versichert werden, daß der Pseudo=Altieri
an der russischen Grenze verhaftet worden und
seinen Einzug in Warschau nicht als päpstlicher
Legat, wie aus Danzig früher berichtet worden,
sondern als russischer Gefangener gehalten hat.

   

** Von der Schweizergrenze, 20. Okt. Ei-
nem uns zufällig zu Gesicht gekommenen amtli-
chen Berichte entnehmen wir, daß innerhalb einem
Monat 200 Ungarn aus der Lombardei nach Lu-
gano desertirt sind.

Bern, 20. Okt. Der aus Sardinien ver-
bannte Erzbischof von Turin, Franzoni, befindet
sich gegenwärtig in Genf in der Nähe des aus
Freiburg verbannten Bischofs Marilley.

Genua, 15. Okt. Der hier erscheinende
Cattolico bestätigt die Angabe, daß Pinelli Rom
nicht freiwillig verlassen, sondern seinen Paß zu-
rückgeschickt erhalten habe.

T. D. 1 ) Wien, 22. Okt. Zwei Armeekorps,
ein innerösterreichisches und ein mährisches, sollen
mobil gemacht werden.

2 ) Berlin, 23. Okt. Se. Maj. der Kaiser
von Oesterreich wird morgen ( 24. d. M. ) Wien
verlassen, um sich nach Warschau zu begeben. Al-
lerhöchstderselbe wird durch den kgl. Flügeladju-
tanten, Generallieutenant v. Lindheim, im Namen
unseres Königs in Oderberg begrüßt werden.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 22. Oktober 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 1154 1159
   „   5% Metallique....78 1 / 478 1 / 2
   „   4%   „   ....61 1 / 262
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Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.81 7 / 8 82 3 / 8
   „   Tthl. 50 Prämien Scheine.112--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 8484 1 / 2
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Württemberg3 1 / 4 % „   ....82 3 / 4 83 1 / 4
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Baden   3 1 / 2 %   „   ....81 1 / 282
   „   fl. 35 Loose   ......32 1 / 432 1 / 2
   „   „   50   „   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 „   ......2626 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...76 3 / 8 76 7 / 8
   „   „   „   25   „   ...28 5 / 8 28 7 / 8
Polen fl. 300   „   ...135 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36   „   ...33 3 / 8 33 7 / 8
Theater=Anzeige

Freitag, den 25. Okt.1850.

Gastspiel der Fräulein Meller von Stadttheater
zu Danzig.
Marie,
oder:
Die Regimentstochter.
Komische Oper in 2 Akten von Donizetti.
vorher:
Der Lügner und sein Sohn.
Lustspiel in 1 Akt, nach Collin D'harleville
bearbeitet.

( Berichtigung. ) Jn dem gestrigen ersten Leit-
artikel Zeile 16 von Oben ließ „Königseiche“
statt Königreiche.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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</TEI>
[0004] der Einwohner vorüber, doch fanden sonst keine Gewaltthaten statt. Am folgenden Tage früh Morgens kam eine bedeutende Masse Volkes in die Stadt geströmt, es herrschte der größte Ter- rorismus; einige, die bei verübten Gewaltthaten am Eigenthum Widerstand fanden, mordeten, an- dere zündeten Häuser an; bei Abgang des Be- richtes herrschte Schrecken und Angst. Was flie- hen konnte, floh; es sind Stafetten nach San Jose und nach San Francisco abgesandt, um schnelle Hülfe zu verlangen, und wirklich befinden sich be- reits Compagnien der Bürgergarde und Feuer- lösch=Mannschaften unterwegs; der Major von hier ist aufgebrochen mit zwei Compagnien, und hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen, ihm zu folgen. Vermischte Nachrichten. Hr. Tirel hat in einer Flugschrift: „Die Re- publik in den Kutschen des Königs“ nachgewiesen, wie die provisorischen Regenten nach der Februar- Revolution nichts Eiligeres zu thun hatten, als sich der Pferde und Wagen „des Tyrannen“ zu eigenem Gebrauche zu bemächtigen. Republikaner Ledru=Rollin war auch darin antik=tugendhaft: er nahm für sich und seine Familie vorlieb mit fünf Wagen und 22 Pferden, nebst zehn Kutschern und einem Vorreiter. Leider dauerte diese politische Kunstreiter = Herrlichkeit nicht lange, und Bürger Ledru=Rollin sah sich bald wieder von dem hohen Pferde herunter auf den Esel gesetzt. Auch die Bürger Caussidière, Armand Marrast, Garnier Pagès, Floccon, Trélat, Clement Thonas, sowie Crémieux und Arago, legten sich sogleich Pferde und Wagen aus dem königl. Marstall zu. So schreibt Hr. Tirel: „Der Bürger Jsaak Crémieux bediente sich der Britschke Cerberus, bespannt mit den Pferden Judas und Grison.“ Wobei zu be- merken, daß Grison auf Deutsch nicht allein Grau- bart, sondern auch Esel heißt. Unter den von Le- dru=Rollin getendenzten Pferden befand sich auch ein Trompeur ( Betrüger ) , ein Rôdeur ( Land- streicher ) , ein Envieux ( Neidhammel ) . ein Filou ( Gauner ) u. s. w. Neuestes. * Würzburg, 24. Okt. Heute früh um halb 8 Uhr verließ das 1. Bataillon des 9. Regiments unsere Stadt, um seinen Marsch nach Bamberg anzutreten. München, 22. Okt. Der Abmarsch der bei- den Bataillons des Jnfanterie=Regiments König ist vorläufig eingestellt worden. ⁑ Aschaffenbug, 23. Okt. Schon länger ging das Gerucht um, in der unmittelbaren Nähe des „Beobachtungscorps am Main“ befänden sich preußische „Beobachter“. Diesem Gerüchte gibt nachstehender Vorfall eine ziemliche Bestätigung. Es saßen nemlich im „Adler“ mehrere bayerische Offiziere und andere Gäste zusammen, die Con- versation drehte sich um die hessischen Zustände und jeder der Anwesenden gab sein Votua ab, nur einer schwieg. Dies war ein harmloser Kauf- mann, der in Tuch machte und sich nicht um Politik kümmerte. Diesem gegenüber saß ein bayerischer Offizier, welcher den schweigsamen Gast fixirte, denn dessen Züge verriethen einen andern Geist, als den kaufmännischer Spekulation, und überdies hatte unser Bayer sein vis-à-vis schon gesehen; durch längeres Beobachten ward die Ver- muthung zur Gewißheit, daß der Kaufmann ein preußischer Offizier sei, mit welchem der Bayer in Schleswig=Holstein den Dänen gegenüber ge- standen. Letzterer wandte sich daher plötzlich mit der Frage an den Fremden: „Herr Kamerad, Sie schämen sich wohl Jhrer Uniform?“ Der Preuße ist darob ganz verblüfft, entferat sich eilig und verliert auf dem Rückzuge seine Visittenkarte, welche seinen Namen und Stand als k. preuß. Offizier enthält. ( Ein schöner Beleg für die sogenannte „preußische Ehre“ ) Frankfurt, 21. Okt. Das einzig interessante Neue was ich mittheilen kann, ist daß in der preußischen Armee das lange gefürchtete Inter- dictum quarum barbarum erlassen worden ist, und daß in Folge desselben die Knebelbärte sammt und sonders weichen müssen, während den Schnurr- und Backenbärten noch einige Frist octroyirt ist. Jm Großherzogthum Hessen ist man, wie die jüngsten Tage durch die That gelehrt haben, da- mit beschäftigt eine Epuration des Beam- tenstandes vorzunehmen. Frankfurt, 23. Okt. Gestern Nachmittag ist der Oberbefehlshaber des 2. bayerischen Ar- meekorps, General Fürst v. Thurn und Taxis, hier angekommen und im römischen Kaiser abge- stiegen. Seine Durchlaucht fuhren gleich nach ih- rer Ankunft zu dem Grafen Thun und hatten mit demselben, so wie mit mehreren andern Ge- sandten, eine lange Unterredung. Darauf besich- tigte der Fürst die bayerische Kaserne, erhielt Abends von der Musik des bayerischen Jägerba- taillons eine Serenade, empfing das bayerische und österreichische Offizierkorps und begab sich sodann noch am späten Abend zu dem von Wil- helmsbad herübergekommenen Kurfürsten von Hes- sen. Das hier garnisonirende 14. österr. Jäger- bataillon erhielt von dem Fürsten noch in der Nacht Marschbefehl und hat sich vor der Hand nach Aschaffenburg zu begeben. Schon morgen in der Frühe wird es Frankfurt verlassen und an seine Stelle das erste bayerische Bataillon ein- rücken, das aus Rheinbayern kommt. ( K. Z. ) Heidelberg, 21. Okt. Es steht unserer Uni- versität, wie wir vernehmen, ein neuer Verlust bevor. Hofrath Zoepfl soll einen sehr vortheil- haften Ruf von München aus erhalten haben, wonach er keinen Anstand nehmen könnte, in sein Vaterland Bayern zurückzukehren. ( F. O.=Z. ) Stuttgart, 20. Okt. So eben verbreitet sich hier die Nachricht, daß eine unserer Brigaden den Befehl erhalten hat sich mobil zu machen. Wiesbaden, 22. Okt. Jn der heutigen 18. Sitzung des Landtags hat das Staatsministerium offiziell die Verlobung Sr. Hoh. des Herzogs mit Jhrer Durchl. der Prinzessin Adelheid Marie von Anhalt=Dessau angezeigt. Jnteressant ist es uns, aus dem „Lloyd“ zu erfahren, daß der Toast des Königs von Würt- temberg bei dem Königsmahl zu Bregenz noch weit entschiedener gelautet hat, als er in dem Berichte der „Allg. Ztg.“ wiedergegeben wurde. Der ritterliche Greis rief nämlich am Schlusse seiner Rede mit jugendlichem Feuer: „ Wenn S. Majestät der Kaiser befiehlt, so werde ich marschiren! “ Von der böhmischen Grenze, 17. Okt. Wie ich vernehme, wird für den Fall, daß es wirk- lich Ernst werden sollte, Feldzeugmeister Baron Heß neben dem Erzherzog Albrecht das Oberkom- mando über das böhmische Truppenkorps erhal- ten. Die Dispositionen sind bereits in der Art getroffen, daß das ganze Korps binnen wenig Tagen nach allen Seiten hin verwendbar ist. Berlin, 20. Okt. Die Rückantworten der bisher verbündeten Staaten auf die preußischen Vorschläge über die fernere Gestaltung der Union werden das Bündniß vom 26. Mai vielleicht noch wei- ter alteriren. Von Baden, Nassau und Schwerin ist es bekannt, daß sie der Union nicht besonders zugethan sind; aber auch Braunschweig und Ol- denburg sollen, wie glaubwürdig mitgetheilt wird, nicht mehr mit der gegenwärtigen Unionspolitik einverstanden, und geneigt sein, sich ihr ferner anzu- schließen. Träte dieser Fall ein, so würde Preu- ßen im nordwestlichen Deutschland, wie im Süd- westen, an politischem Einfluß bedeutend verlieren. ( M. Z. ) Berlin, 21. Okt. Wir haben vor einiger Zeit berichtet, daß die Majorität im Minister- rathe den Beschluß gefaßt hat, der Kammer so- fort bei ihrer Eröffnung das Budget für 1851 vorzulegen, daß die Minorität dagegen geltend zu machen gesucht hat, das Budget erst später und vorerst die deutsche Frage als Gegenstand eines Vertrauensvotums vorzulegen. Dem Be- schlusse gemäß wird nun das Budget sofort vor- gelegt werden, die Opposition aber wird höherem Vernehmen nach die Ansicht der Minorität des Ministerrathes adoptiren und versuchen, durch Kammerbeschluß die Berathungen über das Bud- get hinauszuschieben, um vorerst die politischen Fragen zur Entscheidung zu bringen. ( N. P. Z. ) Erfurt, 19. Okt. Als Curiosum theile ich Jhnen noch mit, daß in einigen Räumen des einstigen sogenannten Unionsparlaments jetzt eine Nähschule für arme Mädchen etablirt ist. Vreslau, 19. Okt. Es kann aus verbürgter Quelle versichert werden, daß der Pseudo=Altieri an der russischen Grenze verhaftet worden und seinen Einzug in Warschau nicht als päpstlicher Legat, wie aus Danzig früher berichtet worden, sondern als russischer Gefangener gehalten hat. ( Schles. Z. ) ** Von der Schweizergrenze, 20. Okt. Ei- nem uns zufällig zu Gesicht gekommenen amtli- chen Berichte entnehmen wir, daß innerhalb einem Monat 200 Ungarn aus der Lombardei nach Lu- gano desertirt sind. Bern, 20. Okt. Der aus Sardinien ver- bannte Erzbischof von Turin, Franzoni, befindet sich gegenwärtig in Genf in der Nähe des aus Freiburg verbannten Bischofs Marilley. Genua, 15. Okt. Der hier erscheinende Cattolico bestätigt die Angabe, daß Pinelli Rom nicht freiwillig verlassen, sondern seinen Paß zu- rückgeschickt erhalten habe. T. D. 1 ) Wien, 22. Okt. Zwei Armeekorps, ein innerösterreichisches und ein mährisches, sollen mobil gemacht werden. 2 ) Berlin, 23. Okt. Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich wird morgen ( 24. d. M. ) Wien verlassen, um sich nach Warschau zu begeben. Al- lerhöchstderselbe wird durch den kgl. Flügeladju- tanten, Generallieutenant v. Lindheim, im Namen unseres Königs in Oderberg begrüßt werden. ( F. O.=Z. ) Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 22. Oktober 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1154 1159 „ 5% Metallique.... 78 1 / 4 78 1 / 2 „ 4% „ .... 61 1 / 2 62 „ 3% „ .... 45 3 / 4 46 1 / 4 „ 2 1 / 2 % „ .... 41 41 3 / 4 „ 4 1 / 2 % Bethmann... -- 73 „ 4% „ ... -- 64 „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 96 1 / 2 97 „ „ 500 „ „ 1834. 154 1 / 4 155 1 / 2 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 81 7 / 8 82 3 / 8 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. 112 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 84 84 1 / 2 „ 4% „ .... 88 3 / 4 89 „ 5% „ .... 100 1 / 8 100 3 / 8 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 82 3 / 4 83 1 / 4 „ 4 1 / 2 „ .... 98 1 / 8 98 5 / 8 Baden 3 1 / 2 % „ .... 81 1 / 2 82 „ fl. 35 Loose ...... 32 1 / 4 32 1 / 2 „ „ 50 „ ...... 52 5 / 8 53 1 / 8 Nassau fl. 25 „ ...... 26 26 1 / 4 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 76 3 / 8 76 7 / 8 „ „ „ 25 „ ... 28 5 / 8 28 7 / 8 Polen fl. 300 „ ... 135 1 / 2 -- Sardinien Fcs. 36 „ ... 33 3 / 8 33 7 / 8 Theater=Anzeige Freitag, den 25. Okt.1850. Gastspiel der Fräulein Meller von Stadttheater zu Danzig. Marie, oder: Die Regimentstochter. Komische Oper in 2 Akten von Donizetti. vorher: Der Lügner und sein Sohn. Lustspiel in 1 Akt, nach Collin D'harleville bearbeitet. ( Berichtigung. ) Jn dem gestrigen ersten Leit- artikel Zeile 16 von Oben ließ „Königseiche“ statt Königreiche. Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 255. Würzburg, 24. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische255_1850/4>, abgerufen am 29.03.2024.