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Die Bayerische Presse. Nr. 238. Würzburg, 4. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] ten der Militärdietatur, namentlich Verhaftungen
und Maßregeln gegen die Presse.

Kassel, 2. Okt. Ueber die Bildung der Kriegs-
gerichte ist die nachstehende Verordnung erschienen:
Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm I.,
Kurfürst ec., verordnen hierdurch: da der besondere
Grund, welcher nach den Vorschriften der Mili-
tärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829 die
Einsetzung eines Kriegsgerichts für jeden einzelnen
Fall erforderlich macht, -- daß nämlich der mili-
tärische Grad der abzuurtheilenden Militärperson
für die Art der Zusammensetzung des Kriegsge-
richts entscheidend ist, -- hinsichtlich der nicht
zum Militär gehörigen Personen, die bei erklär-
tem Kriegszustand der kriegsrechtlichen Gerichts-
barkeit verfallen, völlig unanwendbar ist, -- nach
Anhörung Unseres Gesammtstaatsministeriums, zur
Vollziehung des § 7 der Verordnung vom 7. u.
des § 3 der Verordnung vom 28. l. M., was
folgt:

Das von dem Oberbefehlshaber zur Aburthei-
lung der in den eben erwähnten Bestimmungen
aufgeführten Fälle einzusetzende Kriegsgericht
soll nach der Vorschrift im § 47, Lit. g der
Militärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829
gebildet werden und als ein ständiges bestehen
bleiben.

Urkundlich Unserer Allerhöchsteigenhändigen Unter-
schrift und des beigedrückten Staatssiegels.

Kassel, 2. Okt. Nach Mittheilung der "N.
Hess. Ztg." hat der Oberbefehlshaber an den
Commandeur der Bürgergarde Herrn Seidler die
Aufforderung erlassen, sich heute Morgen präcis
9 Uhr, persönlich bei ihm einzufinden. Herr
Seidler hat keine Folge geleistet und ein Adju-
tant des Herrn Oberbefehlshabers, Hauptmann
Zinke, die mündliche Erklärung erhalten, daß
keine gesetzliche Vorschrift vorliege, welche den
Herrn Oberbefehlshaber berechtige, den Comman-
deur der Bürgergarde in dienstlichen Angelegen-
heiten zu sich zu entbieten.

Kassel, im October. Man spricht hier von
einem Plane, der in Bezug auf die Finanzverwal-
tung durch eine Verordnung ausgeführt werden solle,
und unter Allen, die es redlich mit Fürst und
Volk meinen, freudigen Anklang findet. Nicht
Operationen, welche auf Flüssigmachung verstopfter
Geldquellen herechnet sind, sondern eine Reorgani-
sation der oberen Finanzbehörden soll ins Werk
gesetzt werden, wodurch bedeutende Ersparnisse
Statt finden und zugleich der Satz: "Jeder Ar-
beiter ist seines verdienten Lohnes werth" Gel-
tung erhält. Als Grundlage, wenn auch nicht
unbedingt, soll die im vorigen Jahre erschienene
Broschüre: "Die kurh. Finanzverwaltung" dienen.
Jst dieses wirklich der Fall, woran man bei den
bekannten, auf durchaus der dienstlichen Wirk-
samkeit entsprechende dienstliche Stellung der
Staatsbeamten ec. berechneten Bestrebungen des
jetzigen Ministeriums und der Energie, die das-
selbe in allen Maßnahmen zeigt, nicht zweifeln
kann: so möge der Wunsch nicht unbeachtet und
unerfüllt bleiben, zum Zwecke der Ausführung
jenes Planes vorzugsweise praktische Geschäfts-
männer aus dem Dienste der Revisorate und
Probaturen, welche die Verwaltung nach allen
Richtungen hin kennen, in das Ministerium zu
berufen. Dann läßt sich noch mehr mit Be-
stimmtheit erwarten, daß Einrichtungen geschaffen
werden, die dem Lande zum wahren Wohle ge-
reichen.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Rendsburg, 30. Sept. Die neuesten hier
eingetroffenen Nachrichten reichen bis gestern 3
Uhr Nachmittags; was dieselben melden, ist we-
sentlich das Folgende: Das Gefecht ward durch
unsere Kanonenböte, die durch das Dampfschiff
"Rendsburg" auf der Eider nach Friedrichsstadt
hingeschleppt waren, eröffnet. Um7 3 / 4 Uhr, wie
[Spaltenumbruch] ich Jhnen bereits gestern schrieb, fiel der erste
Schuß. Die Kanonenböte No. 3, Lieut. Rieper,
No. 6, Lieut. Fischer, und No. 12, Lieut. Meyer,
führten bis10 1 / 2 Uhr das Gefecht allein; das
Kanonenboot No. 10, Lieut. Burow, kam auf der
schleswigschen Seite auf den Grund, so daß es
nicht wirken konnte. Lieut. Andresen vom nicht
armirten Dampfschiff "Rendsburg" machte im
heftigsten Kugelregen den Versuch, das Boot wie-
der abzubringen; seine Maschine ward indeß durch
das feindliche Feuer so stark beschädigt, daß er
unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. Das
Kanonenboot No. 2 war bei der Ebbe auf den
Strand gerathen, lag jedoch unterm Deiche ge-
sichert gegen das feindliche Feuer und es wird
ohne Zweifel mit eingetretener Fluth wieder flott
geworden sein. Um10 1 / 2 Uhr kam die Batterie
Christiansen, auf dem diesseitigen Eiderufer placirt,
zum Feuern. Unsere Geschütze brachten die auf
dem Eiderdeiche in einer sehr festen Schanze po-
stirten feindlichen Geschütze zum Schweigen. Eine
zweite Schanze auf der Chaussee wurde von den
Unsrigen genommen, nachdem unter dem Feuer
der dritten zwölfpfündigen Batterie, Hauptmann
Held, der von den Dänen gemachte Durchschnitt
auf der Chaussee zugeworfen worden war. Die
Batterie hatte keinen weiteren Verlust als 4
Pferde. Die äußern Schanzenwerke waren damit
mit in unserer Hand; unsere Jäger standen am
Deich in sehr geringer Entfernung den Dänen,
die jenseits des Eider=und Tonnen=Kanals an den
Häusern standen, gegenüber. Nachdem die erste
Schanze auf der Chaussee genommen war, stürmte
das 6. Bataillon ( 1. und 2. Comp. ) auf die 2.
Schanze; dicht vor dem Blockhause bekam es in-
deß ein so heftiges Stückkugel= und Kartätschen-
feuer, daß es sein Ziel nicht erlangte. Etwa 40
Mann, darunter der Lieutenant Apel, sollen bei
dieser Affaire gefallen sein. Die unter dem Hauptm.
Schöning stehende Abtheilung des 1. Jägercorps
war unterdeß weiter westlich bei Wattersum mit
Böten über die Eider gegangen. Die beiden
Compagnien nahmen Tönningen und Garding und
machten die dort befindlichen Dänen zu Gefang-
enen. Heute Morgen zwischen 7 und 8 Uhr
wurden die letzteren hier eingebracht, zuerst 44,
dann 59 Mann mit 2 Offizieren, die Lieutenants
Baron Wedel=Wedelsborg und Womsen. Der
dänische Hauptmann Buhl, der sich zur Wehre
setzen wollte, soll gefallen sein; die Mannschaft
scheint sich schnell ergeben zu haben. Unter den
Gefangenen sind 12 Verwundete; von unsern Jä-
gern sind 3 M. geblieben und etwa 8--10 ver-
wundet. Friedrichsstadt war von unsern Truppen
so gut wie eingeschlossen. Wir stehen mit einer
Anzahl Geschütze nordwestlich von der Stadt in
einer Stellung, die die Chaussee nach und von
Husum vollkommen beherrscht, so daß der Feind eben
so schwer entwischen als von Winnerther neue Trup-
pen heranziehen kann. Jn der Stadt brannten 5 Häu-
ser, die bei der Beschießung eines hinter ihnen liegen-
den Blockhauses Feuer fingen. Sie sehen, die Lage
der Dinge ist für uns bis jetzt eine sehr günstige;
deshalb freilich darf man immer noch nicht san-
guinischer Hoffnungen unbedingt sich hingeben.
Die Dänen werden wissen, wie wichtig der Be-
sitz von Friedrichsstadt ist, namentlich auch mit
Rücksicht auf die dort befindlichen Schleusen, durch
welche die Treene aufgestauet ist, und sie werden
das Mögliche thun, um sich zu behaupten. Ob
sie nicht jetzt auch auf geraden Wege hierher hin-
ter ihren Verschanzungen bei Schleswig hervor-
kommen? Bis jetzt ist in dieser Richtung nichts
von Bedeutung vorgefallen. Mehrere unserer
Schwadronen mit 2 Geschützen der reitenden Bat-
terie trafen jenseits Cropp gestern mit dänischer
Cavallerie zusammen und wechselten einige Schüsse.
Heute Morgen ist auch von dorther ein dänischer
Husar wieder eingefangen hier eingebracht.

* Aus Baden, 2. Okt. ( Zustände. ) Oester-
reich hat seinen Willen durchgesetzt: die badischen
Truppen marschiren nicht weiter nach Preußen.
Diese Nachricht geht wie ein Lauffeuer durch das
[Spaltenumbruch] Land und bestätigt sich, wie wir aus sicherer Quelle
zu melden im Stande sind. Die Freude hierüber
ist allgemein sehr groß, denn nur mit tiefem
Schmerz sah der Badenser seine Landeskinder in
die Fremde, nach dem Norden ziehen um dort
nach Grundsätzen gebildet zu werden, denen er
ganz abhold ist. Die Mittheilung, daß der fer-
nere Ausmarsch der badischen Truppen nach Preu-
ßen unterbleibt ist auch bereits unserer Stände-
versammlung in geheimer Sitzung gemacht wor-
den. Wenn einige schwarzweiße Blätter noch im-
mer die Wahrheit dieser Thatsache bestreiten, so
ist das nichts anderes als die gewöhnliche perfide
Weise, Sachen die nicht in ihrem Kram tauchen,
geradezu in Abrede zu stellen. Auch die Vermin-
derung der preußischen Truppen in Baden bestä-
tigt sich vollkommen. Jhre Zahl wird um 8000
Mann verringert. -- Die Freisprechung des kur-
hessischen Ministers Hassenpflug beim Oberappel-
lationsgericht hat auch bei uns einen guten Ein-
druck gemacht. -- Seit einiger Zeit tauchen wie-
der verschiedene Gerüchte über bevorstehende Mi-
nisterwechsel in unserm Lande auf. Wenn wir
auch gerne zugeben, daß dieselben bis jetzt grund-
los sind, so zeugen sie dennoch von dem steten
Wunsche des Landes, das Ministerium eine andere
Politik verfolgen zu sehen. Uebrigens verlautet
aus untrüglicher Quelle, daß Baden nächstens
eine andere politische Richtung einschlagen und sich
dem Einflusse Preußens nach und nach immer
mehr zu entziehen suchen wird.

Aus Nassau, 26. Sept. Um die Redempto-
risten zu Bornhofen gehässig zu machen, schreibt
man denselben die Verbreitung abergläubischer Ge-
bete zur Länge Christi zu. Der Zweck heiligt das
Mittel, denken die Urheber dieser ganz grundlosen
Beschuldigung. Hoffentlich werden dieselben ent-
deckt werden und dann die verdiente Strafe fin-
den. Die bischöfliche Behörde hat bereits die Ein-
leitung getroffen, indem sie Folgendes an den
Kirchenrath Schröder erließ: "Das Ordinariat
des Bisthums Limburg an Herrn Dekan Kirchen-
rath Schröder zu Camp. Wir haben vernehmen
müssen, daß in Bornhofen und der Umgegend ein
superstitiöses Flugblatt, Gebete in Bezug auf die
Länge des Leibes unseres Herrn enthaltend, mas-
senweise verbreitet werde. Dasselbe muß einem
Uns zu Gesichte gekommenen Exemplare nach zu
urtheilen, erst kürzlich gedruckt worden sein und
soll von Koblenz aus bezogen werden. Wie un-
zweifelhaft es auch von vornherein jedem Ver-
nünftigen ist, daß kein katholischer Priester sich
an der Verbreitung solcher, durch die kirchliche
Lehre und Gesetzgebung verdammter Machwerle
betheilige, und wie Manches vielmehr für die
laut gewordene Ansicht spricht, daß die auffallend
rasche und massenweise Verbreitung des fraglichen
Flugblattes das Werk eines Kirchenfeindes sei,
so hat man doch mit wahrem Bedauern die ganz
grundlose Beschuldigung hören müssen, daß die
Herren PP. Redemptoristen dasselbe unter das
Volk gebracht hätten, eine Beschuldigung, welche
offenbar diese Priester gehässig machen muß. Wir
beauftragen Sie nun, schleunigst das Jhnen über
den Sachverhalt Bekannte einzuberichten, damit
nach Umständen etwa vorhandener Spuren einer
geflissentlichen Verbreitung des Flugblattes behufs
der Herabwürdigung der Kirche dem herzoglichen
Justizamte zur weiteren Verfolgung angezeigt wer-
den könne, sodann nach Befund der Sache wo
möglich die Confiskation der vorfindlichen Exem-
plare des abergläubischen Druckblattes durch die
weltliche Behörde zu bewirken und endlich den
Herren PP. Redemptoristen dieses Reskript zur
Kenntniß zu bringen, damit dieselben von dem
Vorgange Nachricht erhalten, wonächst sie nicht
verfehlen werden, das Volk entsprechend zu be-
lehren. Wie geschehen, werden Sie uns anzeigen.
Limburg 26. Sept. 1850."

Frankreich.

C Paris, 30. Sept. Man hat irrthümlich
der französischen Regierung die Rolle einer Ver-
mittlerin bei den Differenzen zwischen dem röm.
und piemont. Hofe zugeschrieben. Ludwig Napo-

[Spaltenumbruch] ten der Militärdietatur, namentlich Verhaftungen
und Maßregeln gegen die Presse.

Kassel, 2. Okt. Ueber die Bildung der Kriegs-
gerichte ist die nachstehende Verordnung erschienen:
Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm I.,
Kurfürst ec., verordnen hierdurch: da der besondere
Grund, welcher nach den Vorschriften der Mili-
tärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829 die
Einsetzung eines Kriegsgerichts für jeden einzelnen
Fall erforderlich macht, -- daß nämlich der mili-
tärische Grad der abzuurtheilenden Militärperson
für die Art der Zusammensetzung des Kriegsge-
richts entscheidend ist, -- hinsichtlich der nicht
zum Militär gehörigen Personen, die bei erklär-
tem Kriegszustand der kriegsrechtlichen Gerichts-
barkeit verfallen, völlig unanwendbar ist, -- nach
Anhörung Unseres Gesammtstaatsministeriums, zur
Vollziehung des § 7 der Verordnung vom 7. u.
des § 3 der Verordnung vom 28. l. M., was
folgt:

Das von dem Oberbefehlshaber zur Aburthei-
lung der in den eben erwähnten Bestimmungen
aufgeführten Fälle einzusetzende Kriegsgericht
soll nach der Vorschrift im § 47, Lit. g der
Militärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829
gebildet werden und als ein ständiges bestehen
bleiben.

Urkundlich Unserer Allerhöchsteigenhändigen Unter-
schrift und des beigedrückten Staatssiegels.

Kassel, 2. Okt. Nach Mittheilung der „N.
Hess. Ztg.“ hat der Oberbefehlshaber an den
Commandeur der Bürgergarde Herrn Seidler die
Aufforderung erlassen, sich heute Morgen präcis
9 Uhr, persönlich bei ihm einzufinden. Herr
Seidler hat keine Folge geleistet und ein Adju-
tant des Herrn Oberbefehlshabers, Hauptmann
Zinke, die mündliche Erklärung erhalten, daß
keine gesetzliche Vorschrift vorliege, welche den
Herrn Oberbefehlshaber berechtige, den Comman-
deur der Bürgergarde in dienstlichen Angelegen-
heiten zu sich zu entbieten.

Kassel, im October. Man spricht hier von
einem Plane, der in Bezug auf die Finanzverwal-
tung durch eine Verordnung ausgeführt werden solle,
und unter Allen, die es redlich mit Fürst und
Volk meinen, freudigen Anklang findet. Nicht
Operationen, welche auf Flüssigmachung verstopfter
Geldquellen herechnet sind, sondern eine Reorgani-
sation der oberen Finanzbehörden soll ins Werk
gesetzt werden, wodurch bedeutende Ersparnisse
Statt finden und zugleich der Satz: „Jeder Ar-
beiter ist seines verdienten Lohnes werth“ Gel-
tung erhält. Als Grundlage, wenn auch nicht
unbedingt, soll die im vorigen Jahre erschienene
Broschüre: „Die kurh. Finanzverwaltung“ dienen.
Jst dieses wirklich der Fall, woran man bei den
bekannten, auf durchaus der dienstlichen Wirk-
samkeit entsprechende dienstliche Stellung der
Staatsbeamten ec. berechneten Bestrebungen des
jetzigen Ministeriums und der Energie, die das-
selbe in allen Maßnahmen zeigt, nicht zweifeln
kann: so möge der Wunsch nicht unbeachtet und
unerfüllt bleiben, zum Zwecke der Ausführung
jenes Planes vorzugsweise praktische Geschäfts-
männer aus dem Dienste der Revisorate und
Probaturen, welche die Verwaltung nach allen
Richtungen hin kennen, in das Ministerium zu
berufen. Dann läßt sich noch mehr mit Be-
stimmtheit erwarten, daß Einrichtungen geschaffen
werden, die dem Lande zum wahren Wohle ge-
reichen.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Rendsburg, 30. Sept. Die neuesten hier
eingetroffenen Nachrichten reichen bis gestern 3
Uhr Nachmittags; was dieselben melden, ist we-
sentlich das Folgende: Das Gefecht ward durch
unsere Kanonenböte, die durch das Dampfschiff
„Rendsburg“ auf der Eider nach Friedrichsstadt
hingeschleppt waren, eröffnet. Um7 3 / 4 Uhr, wie
[Spaltenumbruch] ich Jhnen bereits gestern schrieb, fiel der erste
Schuß. Die Kanonenböte No. 3, Lieut. Rieper,
No. 6, Lieut. Fischer, und No. 12, Lieut. Meyer,
führten bis10 1 / 2 Uhr das Gefecht allein; das
Kanonenboot No. 10, Lieut. Burow, kam auf der
schleswigschen Seite auf den Grund, so daß es
nicht wirken konnte. Lieut. Andresen vom nicht
armirten Dampfschiff „Rendsburg“ machte im
heftigsten Kugelregen den Versuch, das Boot wie-
der abzubringen; seine Maschine ward indeß durch
das feindliche Feuer so stark beschädigt, daß er
unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. Das
Kanonenboot No. 2 war bei der Ebbe auf den
Strand gerathen, lag jedoch unterm Deiche ge-
sichert gegen das feindliche Feuer und es wird
ohne Zweifel mit eingetretener Fluth wieder flott
geworden sein. Um10 1 / 2 Uhr kam die Batterie
Christiansen, auf dem diesseitigen Eiderufer placirt,
zum Feuern. Unsere Geschütze brachten die auf
dem Eiderdeiche in einer sehr festen Schanze po-
stirten feindlichen Geschütze zum Schweigen. Eine
zweite Schanze auf der Chaussee wurde von den
Unsrigen genommen, nachdem unter dem Feuer
der dritten zwölfpfündigen Batterie, Hauptmann
Held, der von den Dänen gemachte Durchschnitt
auf der Chaussee zugeworfen worden war. Die
Batterie hatte keinen weiteren Verlust als 4
Pferde. Die äußern Schanzenwerke waren damit
mit in unserer Hand; unsere Jäger standen am
Deich in sehr geringer Entfernung den Dänen,
die jenseits des Eider=und Tonnen=Kanals an den
Häusern standen, gegenüber. Nachdem die erste
Schanze auf der Chaussee genommen war, stürmte
das 6. Bataillon ( 1. und 2. Comp. ) auf die 2.
Schanze; dicht vor dem Blockhause bekam es in-
deß ein so heftiges Stückkugel= und Kartätschen-
feuer, daß es sein Ziel nicht erlangte. Etwa 40
Mann, darunter der Lieutenant Apel, sollen bei
dieser Affaire gefallen sein. Die unter dem Hauptm.
Schöning stehende Abtheilung des 1. Jägercorps
war unterdeß weiter westlich bei Wattersum mit
Böten über die Eider gegangen. Die beiden
Compagnien nahmen Tönningen und Garding und
machten die dort befindlichen Dänen zu Gefang-
enen. Heute Morgen zwischen 7 und 8 Uhr
wurden die letzteren hier eingebracht, zuerst 44,
dann 59 Mann mit 2 Offizieren, die Lieutenants
Baron Wedel=Wedelsborg und Womsen. Der
dänische Hauptmann Buhl, der sich zur Wehre
setzen wollte, soll gefallen sein; die Mannschaft
scheint sich schnell ergeben zu haben. Unter den
Gefangenen sind 12 Verwundete; von unsern Jä-
gern sind 3 M. geblieben und etwa 8--10 ver-
wundet. Friedrichsstadt war von unsern Truppen
so gut wie eingeschlossen. Wir stehen mit einer
Anzahl Geschütze nordwestlich von der Stadt in
einer Stellung, die die Chaussee nach und von
Husum vollkommen beherrscht, so daß der Feind eben
so schwer entwischen als von Winnerther neue Trup-
pen heranziehen kann. Jn der Stadt brannten 5 Häu-
ser, die bei der Beschießung eines hinter ihnen liegen-
den Blockhauses Feuer fingen. Sie sehen, die Lage
der Dinge ist für uns bis jetzt eine sehr günstige;
deshalb freilich darf man immer noch nicht san-
guinischer Hoffnungen unbedingt sich hingeben.
Die Dänen werden wissen, wie wichtig der Be-
sitz von Friedrichsstadt ist, namentlich auch mit
Rücksicht auf die dort befindlichen Schleusen, durch
welche die Treene aufgestauet ist, und sie werden
das Mögliche thun, um sich zu behaupten. Ob
sie nicht jetzt auch auf geraden Wege hierher hin-
ter ihren Verschanzungen bei Schleswig hervor-
kommen? Bis jetzt ist in dieser Richtung nichts
von Bedeutung vorgefallen. Mehrere unserer
Schwadronen mit 2 Geschützen der reitenden Bat-
terie trafen jenseits Cropp gestern mit dänischer
Cavallerie zusammen und wechselten einige Schüsse.
Heute Morgen ist auch von dorther ein dänischer
Husar wieder eingefangen hier eingebracht.

* Aus Baden, 2. Okt. ( Zustände. ) Oester-
reich hat seinen Willen durchgesetzt: die badischen
Truppen marschiren nicht weiter nach Preußen.
Diese Nachricht geht wie ein Lauffeuer durch das
[Spaltenumbruch] Land und bestätigt sich, wie wir aus sicherer Quelle
zu melden im Stande sind. Die Freude hierüber
ist allgemein sehr groß, denn nur mit tiefem
Schmerz sah der Badenser seine Landeskinder in
die Fremde, nach dem Norden ziehen um dort
nach Grundsätzen gebildet zu werden, denen er
ganz abhold ist. Die Mittheilung, daß der fer-
nere Ausmarsch der badischen Truppen nach Preu-
ßen unterbleibt ist auch bereits unserer Stände-
versammlung in geheimer Sitzung gemacht wor-
den. Wenn einige schwarzweiße Blätter noch im-
mer die Wahrheit dieser Thatsache bestreiten, so
ist das nichts anderes als die gewöhnliche perfide
Weise, Sachen die nicht in ihrem Kram tauchen,
geradezu in Abrede zu stellen. Auch die Vermin-
derung der preußischen Truppen in Baden bestä-
tigt sich vollkommen. Jhre Zahl wird um 8000
Mann verringert. -- Die Freisprechung des kur-
hessischen Ministers Hassenpflug beim Oberappel-
lationsgericht hat auch bei uns einen guten Ein-
druck gemacht. -- Seit einiger Zeit tauchen wie-
der verschiedene Gerüchte über bevorstehende Mi-
nisterwechsel in unserm Lande auf. Wenn wir
auch gerne zugeben, daß dieselben bis jetzt grund-
los sind, so zeugen sie dennoch von dem steten
Wunsche des Landes, das Ministerium eine andere
Politik verfolgen zu sehen. Uebrigens verlautet
aus untrüglicher Quelle, daß Baden nächstens
eine andere politische Richtung einschlagen und sich
dem Einflusse Preußens nach und nach immer
mehr zu entziehen suchen wird.

Aus Nassau, 26. Sept. Um die Redempto-
risten zu Bornhofen gehässig zu machen, schreibt
man denselben die Verbreitung abergläubischer Ge-
bete zur Länge Christi zu. Der Zweck heiligt das
Mittel, denken die Urheber dieser ganz grundlosen
Beschuldigung. Hoffentlich werden dieselben ent-
deckt werden und dann die verdiente Strafe fin-
den. Die bischöfliche Behörde hat bereits die Ein-
leitung getroffen, indem sie Folgendes an den
Kirchenrath Schröder erließ: „Das Ordinariat
des Bisthums Limburg an Herrn Dekan Kirchen-
rath Schröder zu Camp. Wir haben vernehmen
müssen, daß in Bornhofen und der Umgegend ein
superstitiöses Flugblatt, Gebete in Bezug auf die
Länge des Leibes unseres Herrn enthaltend, mas-
senweise verbreitet werde. Dasselbe muß einem
Uns zu Gesichte gekommenen Exemplare nach zu
urtheilen, erst kürzlich gedruckt worden sein und
soll von Koblenz aus bezogen werden. Wie un-
zweifelhaft es auch von vornherein jedem Ver-
nünftigen ist, daß kein katholischer Priester sich
an der Verbreitung solcher, durch die kirchliche
Lehre und Gesetzgebung verdammter Machwerle
betheilige, und wie Manches vielmehr für die
laut gewordene Ansicht spricht, daß die auffallend
rasche und massenweise Verbreitung des fraglichen
Flugblattes das Werk eines Kirchenfeindes sei,
so hat man doch mit wahrem Bedauern die ganz
grundlose Beschuldigung hören müssen, daß die
Herren PP. Redemptoristen dasselbe unter das
Volk gebracht hätten, eine Beschuldigung, welche
offenbar diese Priester gehässig machen muß. Wir
beauftragen Sie nun, schleunigst das Jhnen über
den Sachverhalt Bekannte einzuberichten, damit
nach Umständen etwa vorhandener Spuren einer
geflissentlichen Verbreitung des Flugblattes behufs
der Herabwürdigung der Kirche dem herzoglichen
Justizamte zur weiteren Verfolgung angezeigt wer-
den könne, sodann nach Befund der Sache wo
möglich die Confiskation der vorfindlichen Exem-
plare des abergläubischen Druckblattes durch die
weltliche Behörde zu bewirken und endlich den
Herren PP. Redemptoristen dieses Reskript zur
Kenntniß zu bringen, damit dieselben von dem
Vorgange Nachricht erhalten, wonächst sie nicht
verfehlen werden, das Volk entsprechend zu be-
lehren. Wie geschehen, werden Sie uns anzeigen.
Limburg 26. Sept. 1850.“

Frankreich.

C Paris, 30. Sept. Man hat irrthümlich
der französischen Regierung die Rolle einer Ver-
mittlerin bei den Differenzen zwischen dem röm.
und piemont. Hofe zugeschrieben. Ludwig Napo-

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[0002] ten der Militärdietatur, namentlich Verhaftungen und Maßregeln gegen die Presse. Kassel, 2. Okt. Ueber die Bildung der Kriegs- gerichte ist die nachstehende Verordnung erschienen: Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm I., Kurfürst ec., verordnen hierdurch: da der besondere Grund, welcher nach den Vorschriften der Mili- tärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829 die Einsetzung eines Kriegsgerichts für jeden einzelnen Fall erforderlich macht, -- daß nämlich der mili- tärische Grad der abzuurtheilenden Militärperson für die Art der Zusammensetzung des Kriegsge- richts entscheidend ist, -- hinsichtlich der nicht zum Militär gehörigen Personen, die bei erklär- tem Kriegszustand der kriegsrechtlichen Gerichts- barkeit verfallen, völlig unanwendbar ist, -- nach Anhörung Unseres Gesammtstaatsministeriums, zur Vollziehung des § 7 der Verordnung vom 7. u. des § 3 der Verordnung vom 28. l. M., was folgt: Das von dem Oberbefehlshaber zur Aburthei- lung der in den eben erwähnten Bestimmungen aufgeführten Fälle einzusetzende Kriegsgericht soll nach der Vorschrift im § 47, Lit. g der Militärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829 gebildet werden und als ein ständiges bestehen bleiben. Urkundlich Unserer Allerhöchsteigenhändigen Unter- schrift und des beigedrückten Staatssiegels. Wil- helmsbad, am 30. Sept. 1850. Friedrich Wil- helm. ( St. S. ) vt. Hassenpflug. vt. Haynau. vt. Baumbach. Kassel, 2. Okt. Nach Mittheilung der „N. Hess. Ztg.“ hat der Oberbefehlshaber an den Commandeur der Bürgergarde Herrn Seidler die Aufforderung erlassen, sich heute Morgen präcis 9 Uhr, persönlich bei ihm einzufinden. Herr Seidler hat keine Folge geleistet und ein Adju- tant des Herrn Oberbefehlshabers, Hauptmann Zinke, die mündliche Erklärung erhalten, daß keine gesetzliche Vorschrift vorliege, welche den Herrn Oberbefehlshaber berechtige, den Comman- deur der Bürgergarde in dienstlichen Angelegen- heiten zu sich zu entbieten. Kassel, im October. Man spricht hier von einem Plane, der in Bezug auf die Finanzverwal- tung durch eine Verordnung ausgeführt werden solle, und unter Allen, die es redlich mit Fürst und Volk meinen, freudigen Anklang findet. Nicht Operationen, welche auf Flüssigmachung verstopfter Geldquellen herechnet sind, sondern eine Reorgani- sation der oberen Finanzbehörden soll ins Werk gesetzt werden, wodurch bedeutende Ersparnisse Statt finden und zugleich der Satz: „Jeder Ar- beiter ist seines verdienten Lohnes werth“ Gel- tung erhält. Als Grundlage, wenn auch nicht unbedingt, soll die im vorigen Jahre erschienene Broschüre: „Die kurh. Finanzverwaltung“ dienen. Jst dieses wirklich der Fall, woran man bei den bekannten, auf durchaus der dienstlichen Wirk- samkeit entsprechende dienstliche Stellung der Staatsbeamten ec. berechneten Bestrebungen des jetzigen Ministeriums und der Energie, die das- selbe in allen Maßnahmen zeigt, nicht zweifeln kann: so möge der Wunsch nicht unbeachtet und unerfüllt bleiben, zum Zwecke der Ausführung jenes Planes vorzugsweise praktische Geschäfts- männer aus dem Dienste der Revisorate und Probaturen, welche die Verwaltung nach allen Richtungen hin kennen, in das Ministerium zu berufen. Dann läßt sich noch mehr mit Be- stimmtheit erwarten, daß Einrichtungen geschaffen werden, die dem Lande zum wahren Wohle ge- reichen. ( K. Z. ) Schleswig=holsteinische Ange- legenheiten . Rendsburg, 30. Sept. Die neuesten hier eingetroffenen Nachrichten reichen bis gestern 3 Uhr Nachmittags; was dieselben melden, ist we- sentlich das Folgende: Das Gefecht ward durch unsere Kanonenböte, die durch das Dampfschiff „Rendsburg“ auf der Eider nach Friedrichsstadt hingeschleppt waren, eröffnet. Um7 3 / 4 Uhr, wie ich Jhnen bereits gestern schrieb, fiel der erste Schuß. Die Kanonenböte No. 3, Lieut. Rieper, No. 6, Lieut. Fischer, und No. 12, Lieut. Meyer, führten bis10 1 / 2 Uhr das Gefecht allein; das Kanonenboot No. 10, Lieut. Burow, kam auf der schleswigschen Seite auf den Grund, so daß es nicht wirken konnte. Lieut. Andresen vom nicht armirten Dampfschiff „Rendsburg“ machte im heftigsten Kugelregen den Versuch, das Boot wie- der abzubringen; seine Maschine ward indeß durch das feindliche Feuer so stark beschädigt, daß er unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. Das Kanonenboot No. 2 war bei der Ebbe auf den Strand gerathen, lag jedoch unterm Deiche ge- sichert gegen das feindliche Feuer und es wird ohne Zweifel mit eingetretener Fluth wieder flott geworden sein. Um10 1 / 2 Uhr kam die Batterie Christiansen, auf dem diesseitigen Eiderufer placirt, zum Feuern. Unsere Geschütze brachten die auf dem Eiderdeiche in einer sehr festen Schanze po- stirten feindlichen Geschütze zum Schweigen. Eine zweite Schanze auf der Chaussee wurde von den Unsrigen genommen, nachdem unter dem Feuer der dritten zwölfpfündigen Batterie, Hauptmann Held, der von den Dänen gemachte Durchschnitt auf der Chaussee zugeworfen worden war. Die Batterie hatte keinen weiteren Verlust als 4 Pferde. Die äußern Schanzenwerke waren damit mit in unserer Hand; unsere Jäger standen am Deich in sehr geringer Entfernung den Dänen, die jenseits des Eider=und Tonnen=Kanals an den Häusern standen, gegenüber. Nachdem die erste Schanze auf der Chaussee genommen war, stürmte das 6. Bataillon ( 1. und 2. Comp. ) auf die 2. Schanze; dicht vor dem Blockhause bekam es in- deß ein so heftiges Stückkugel= und Kartätschen- feuer, daß es sein Ziel nicht erlangte. Etwa 40 Mann, darunter der Lieutenant Apel, sollen bei dieser Affaire gefallen sein. Die unter dem Hauptm. Schöning stehende Abtheilung des 1. Jägercorps war unterdeß weiter westlich bei Wattersum mit Böten über die Eider gegangen. Die beiden Compagnien nahmen Tönningen und Garding und machten die dort befindlichen Dänen zu Gefang- enen. Heute Morgen zwischen 7 und 8 Uhr wurden die letzteren hier eingebracht, zuerst 44, dann 59 Mann mit 2 Offizieren, die Lieutenants Baron Wedel=Wedelsborg und Womsen. Der dänische Hauptmann Buhl, der sich zur Wehre setzen wollte, soll gefallen sein; die Mannschaft scheint sich schnell ergeben zu haben. Unter den Gefangenen sind 12 Verwundete; von unsern Jä- gern sind 3 M. geblieben und etwa 8--10 ver- wundet. Friedrichsstadt war von unsern Truppen so gut wie eingeschlossen. Wir stehen mit einer Anzahl Geschütze nordwestlich von der Stadt in einer Stellung, die die Chaussee nach und von Husum vollkommen beherrscht, so daß der Feind eben so schwer entwischen als von Winnerther neue Trup- pen heranziehen kann. Jn der Stadt brannten 5 Häu- ser, die bei der Beschießung eines hinter ihnen liegen- den Blockhauses Feuer fingen. Sie sehen, die Lage der Dinge ist für uns bis jetzt eine sehr günstige; deshalb freilich darf man immer noch nicht san- guinischer Hoffnungen unbedingt sich hingeben. Die Dänen werden wissen, wie wichtig der Be- sitz von Friedrichsstadt ist, namentlich auch mit Rücksicht auf die dort befindlichen Schleusen, durch welche die Treene aufgestauet ist, und sie werden das Mögliche thun, um sich zu behaupten. Ob sie nicht jetzt auch auf geraden Wege hierher hin- ter ihren Verschanzungen bei Schleswig hervor- kommen? Bis jetzt ist in dieser Richtung nichts von Bedeutung vorgefallen. Mehrere unserer Schwadronen mit 2 Geschützen der reitenden Bat- terie trafen jenseits Cropp gestern mit dänischer Cavallerie zusammen und wechselten einige Schüsse. Heute Morgen ist auch von dorther ein dänischer Husar wieder eingefangen hier eingebracht. * Aus Baden, 2. Okt. ( Zustände. ) Oester- reich hat seinen Willen durchgesetzt: die badischen Truppen marschiren nicht weiter nach Preußen. Diese Nachricht geht wie ein Lauffeuer durch das Land und bestätigt sich, wie wir aus sicherer Quelle zu melden im Stande sind. Die Freude hierüber ist allgemein sehr groß, denn nur mit tiefem Schmerz sah der Badenser seine Landeskinder in die Fremde, nach dem Norden ziehen um dort nach Grundsätzen gebildet zu werden, denen er ganz abhold ist. Die Mittheilung, daß der fer- nere Ausmarsch der badischen Truppen nach Preu- ßen unterbleibt ist auch bereits unserer Stände- versammlung in geheimer Sitzung gemacht wor- den. Wenn einige schwarzweiße Blätter noch im- mer die Wahrheit dieser Thatsache bestreiten, so ist das nichts anderes als die gewöhnliche perfide Weise, Sachen die nicht in ihrem Kram tauchen, geradezu in Abrede zu stellen. Auch die Vermin- derung der preußischen Truppen in Baden bestä- tigt sich vollkommen. Jhre Zahl wird um 8000 Mann verringert. -- Die Freisprechung des kur- hessischen Ministers Hassenpflug beim Oberappel- lationsgericht hat auch bei uns einen guten Ein- druck gemacht. -- Seit einiger Zeit tauchen wie- der verschiedene Gerüchte über bevorstehende Mi- nisterwechsel in unserm Lande auf. Wenn wir auch gerne zugeben, daß dieselben bis jetzt grund- los sind, so zeugen sie dennoch von dem steten Wunsche des Landes, das Ministerium eine andere Politik verfolgen zu sehen. Uebrigens verlautet aus untrüglicher Quelle, daß Baden nächstens eine andere politische Richtung einschlagen und sich dem Einflusse Preußens nach und nach immer mehr zu entziehen suchen wird. Aus Nassau, 26. Sept. Um die Redempto- risten zu Bornhofen gehässig zu machen, schreibt man denselben die Verbreitung abergläubischer Ge- bete zur Länge Christi zu. Der Zweck heiligt das Mittel, denken die Urheber dieser ganz grundlosen Beschuldigung. Hoffentlich werden dieselben ent- deckt werden und dann die verdiente Strafe fin- den. Die bischöfliche Behörde hat bereits die Ein- leitung getroffen, indem sie Folgendes an den Kirchenrath Schröder erließ: „Das Ordinariat des Bisthums Limburg an Herrn Dekan Kirchen- rath Schröder zu Camp. Wir haben vernehmen müssen, daß in Bornhofen und der Umgegend ein superstitiöses Flugblatt, Gebete in Bezug auf die Länge des Leibes unseres Herrn enthaltend, mas- senweise verbreitet werde. Dasselbe muß einem Uns zu Gesichte gekommenen Exemplare nach zu urtheilen, erst kürzlich gedruckt worden sein und soll von Koblenz aus bezogen werden. Wie un- zweifelhaft es auch von vornherein jedem Ver- nünftigen ist, daß kein katholischer Priester sich an der Verbreitung solcher, durch die kirchliche Lehre und Gesetzgebung verdammter Machwerle betheilige, und wie Manches vielmehr für die laut gewordene Ansicht spricht, daß die auffallend rasche und massenweise Verbreitung des fraglichen Flugblattes das Werk eines Kirchenfeindes sei, so hat man doch mit wahrem Bedauern die ganz grundlose Beschuldigung hören müssen, daß die Herren PP. Redemptoristen dasselbe unter das Volk gebracht hätten, eine Beschuldigung, welche offenbar diese Priester gehässig machen muß. Wir beauftragen Sie nun, schleunigst das Jhnen über den Sachverhalt Bekannte einzuberichten, damit nach Umständen etwa vorhandener Spuren einer geflissentlichen Verbreitung des Flugblattes behufs der Herabwürdigung der Kirche dem herzoglichen Justizamte zur weiteren Verfolgung angezeigt wer- den könne, sodann nach Befund der Sache wo möglich die Confiskation der vorfindlichen Exem- plare des abergläubischen Druckblattes durch die weltliche Behörde zu bewirken und endlich den Herren PP. Redemptoristen dieses Reskript zur Kenntniß zu bringen, damit dieselben von dem Vorgange Nachricht erhalten, wonächst sie nicht verfehlen werden, das Volk entsprechend zu be- lehren. Wie geschehen, werden Sie uns anzeigen. Limburg 26. Sept. 1850.“ Frankreich. C Paris, 30. Sept. Man hat irrthümlich der französischen Regierung die Rolle einer Ver- mittlerin bei den Differenzen zwischen dem röm. und piemont. Hofe zugeschrieben. Ludwig Napo-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 238. Würzburg, 4. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische238_1850/2>, abgerufen am 28.03.2024.