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Die Bayerische Presse. Nr. 204. Würzburg, 26. August 1850.

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[Spaltenumbruch] droht glaubend -- sich heftig losmachte und sei-
nen Degen zog; einige Offiziere ahmten sein Bei-
spiel nach; man sah sogleich Säbel und Bajon-
nete blitzen; das Geschrei verdoppelte sich; die
Unordnung war auf das Höchste gestiegen; Alles
war untereinander gemengt: Generale, Soldaten,
Volk, Gendarmen. Endlich nach langen Anstren-
gungen vermochte der Zug eine Bresche zu ma-
chen in diesen lebenden Mauern; er erreichte ei-
nen der Ausgänge und verließ die Hallen in al-
ler Eile.

Schweiz.

Bern, 23. August. Die übergroße Mehrheit
des Freiburger Volkes, wohl die 7 / 8 der gesamm-
ten Bevölkerung, erscheint in der nächsten Bun-
desversammlung mit einer Petition, und verlangt
mit Entschiedenheit die ihr geraubten Rechte zurück.
Jn der Adresse wird nachgewiesen, das alle Glie-
der des Schweizervolkes sich des Schutzes des
neuen Bundes erfreuen, nur das Volk des Kan-
tons Freiburg sei dieses Schirmes beraubt und
stehe verlassen da, despotisirt von einer Regierung,
die nicht vom Volkswillen ausgegangen sei und
nicht von ihm getragen werde, beherrscht von ei-
ner Verfassung, die nicht der Ausdruck der Mehr-
heit sei, die man dem Volke durch eidgenössische
Bajonnette aufgezwungen habe. Die Petition ver-
langt, daß dem Volke die Verfassung zur Ab-
stimmung vorgelegt, oder neue und freie Wahlen
vorgenommen, oder endlich eine neue Verfassung
durch einen von der Bundesversammlung zu be-
stimmenden Modus gegeben werde. Bleibe diese
mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition
ohne Erfolg, so werde eine Volksversammlung
berufen, deren Resultat der Eidgenossenschaft zei-
gen soll, daß die Regierung allein stehe.

   
Neuestes.

Ansbach, 24. Aug. So eben ist der frühere
Redakteur des "Freien Staatsbürgers," Joseph
Heidenreich von Mutterstadt, angeklagt des Ver-
gehens der Amtsehrenbeleidigung, verübt durch
Mißbrauch der Presse, von den Geschworenen
freigesprochen worden.

Dresden, 21. August. Die erste Kammer
hat heute den Gesetzentwurf über das Vereins-
und Versammlungsrecht einstimmig angenommen.

Ostende, 23. Aug. Gestern Nachmittag um
1 Uhr traf die Königin Victoria von England,
deren Gemahl und 4 ihrer Kinder an Bord der
Yacht "Victoria und Albert" hier ein und wurde
vom König der Belgier und den Behörden feier-
lich empfangen. Die Königin wird diesen Abend
mit den Jhrigen im Palaste speisen und an Bord
übernachten.

Paris, 20. August. Der Berg hat sich jetzt
definitiv in zwei Parteien geschieden: die parla-
mentarische, deren Programm die bloße Aufrecht-
haltung der Verfassung ist, und die revolutionäre,
welche mit den Londoner Flüchtlingen in Verbin-
dung steht. Erstere hat bereits einen Vorstand
oder Ueberwachungs=Ausschuß gewählt.

Verhandlungen des Friedens-
Congresses
.

Frankfurt, 22. August. ( Fortsetzung. )
Der Redner fährt fort: "Lange gewohnt beim
Guten mitzuwirken, nehme ich die angebotene Aus-
zeichnung an. Jch rechne auf die Unterstützung
der mir Beigegebenen. Jm Namen meines Va-
terlandes begrüße ich den Friedenscongreß. Mein
Vaterland, das ich so sehr liebe, wird nicht zu-
rückbleiben." Der Redner wirft einen Rückblick
auf die Wirksamkeit des Friedensvereins. Es ist
ein Vorurtheil, sagt er, daß der Krieg nothwen-
dig sei. Als der Gedanke des allgemeinen Frie-
dens zur Anerkennung kam, bildeten sich in den
Jahren 1815 und 1816 in Amerika Friedensge-
sellschaften, welche in der Presse, in Volksver-
sammlungen, auf Verbreitung des leitenden Ge-
[Spaltenumbruch] danken hinwirkten. Jn der Schweiz bildeten sich
1830 Friedensgesellschaften, in Frankreich 1840
und 1847. Heute erblickt Frankfurt, die alte
Reichsstadt, die vierte Versammlung. Scheint auch
der Zweck, den wir verfolgen, unerreichbar, so
zweifeln wir doch nicht ihn zu erreichen, immer
auf dem Wege der Gesetze vorwärts schreitend,
und Gott mit uns. Das Ergebniß der Geschichte
lehrt uns, daß mit der fortdauernden Aus-
bildung des Menschengeschlechts, der Krieg immer
mehr in den Hintergrund tritt. Die Anträge in
den gesetzgebenden Versammlungen zu Massachus-
sets und in London im Jahr 1840 haben gezeigt,
daß der Krieg vermieden werden kann. Man hielt
die Todesstrafe für nothwendig, nun kommt man
von diesem Gedanken zurück. War Sclaverei
nicht ebenso nöthig erachtet, als der Krieg? Seit
dem Antrag des edlen Wilberforce gewinnt die
Jdee immer mehr Naum, daß die Sclaverei ab-
zuschaffen sei. Unsere Zeit schreitet rasch vorwärts.
Uns stehen allerdings keine Mittel zu Gebot, die
Friedensideen auszuführen; die Regierungen ha-
ben die Macht. Aber die Zeit steht uns nahe
bevor, wo keine Regierung Krieg führen kann ohne
Zuziehung des Volks. Wir dürfen aber nicht im
Sturmschritt vorwärtsgehen, um so eher werden
die Regierungen zur Ueberzeugung kommen, daß
es Vorurtheil sei, den Krieg als nothwendig zu
betrachten. Die öffentliche Meinung ist stark;
keine Gewalt gleicht ihr; sie wird endlich siegen."
-- Herr Pfarrer Bonnet von hier gab hierauf
eine Resume dieser Rede in französischer, Herr
Karl Richard wiederholte dasselbe in englischer
Sprache. Sodann verliest der Vorsitzende eine
vom Ausschuß entworfene Geschäftsordnung, welche
durch Aufheben der Hände angenommen wird.
Hr. Victor Hugo, der verhindert ist, die Ver-
sammlung zu besuchen, richtete an dieselbe ein be-
sonderes Schreiben, welches mit Beifallsbezeugung
aufgenommen wird. Der Congreß schlägt der
Versammlung vor, folgende Beschlüsse zu fassen;
1 ) Der Congreß der Friedensfreunde erkennt an,
daß die Lösung der völkerrechtlichen Fragen durch
Waffengewalt den Lehren der Religion, der Phi-
losophie, der Sittlichkeit und den Staatszwecken
zuwider laufe, und daß es vielmehr eine heilige
Pflicht Aller ist, auf Abschaffung der Völkerkriege
hinzuwirken Der Congreß empfiehlt deshalb al-
len seinen Mitgliedern, in ihren verschiedenen Län-
dern und Kreisen, durch sorgfältige Erziehung der
Jugend, durch Belehrung von der Kanzel wie von
der Rednerbühne, durch die öffentliche Presse und
durch jedes sonstige geeignete Mittel dahin zu
arbeiten, daß jener erbliche Völkerhaß und alle
die politischen und commerziellen Vorurtheile aus-
gerottet werden, die so häufig zu den traurigsten
Kriegen hingeführt haben. 2 ) Der Congreß ist
der Ansicht, daß durch nichts die Erhaltung des
allgemeinen Friedens besser gesichert werden könnte,
als wenn die Regierung solche Streitigkeiten, die
zwischen ihnen auftauchen und die nicht durch fried-
liche Unterhandlungen unter ihnen selbst ausge-
glichen werden können, einer schiedsrichterlichen
Entscheidung unterwerfen wollten. 3 ) Der Con-
greß fühlt, daß die Unterhaltung der stehenden
Heere, mit denen die Regierungen Europas sich
gegenseitig bedrohen, den Völkern fast unerträg-
liche Lasten auferlegt und unzählige sonstige Uebel
im Gefolge hat. Der Congreß kann deshalb
nicht ernstlich genug die Regierungen auf die
Nothwendigkeit eines allgemeinen und gleichzeitigen
Entwaffnungsgesetz aufmerksam machen, soweit sol-
ches mit Rücksicht auf die innere Ruhe und Si-
cherheit jedes Staates sich durchführen läßt. 4 )
Der Congreß spricht wiederholt die Verwerflich-
keit aller öffentlichen Anlehen aus, die außer Lan-
des gemacht werden, um fremden Völkern die
Mittel zu gegenseitiger Bekriegung zu geben. 5 )
Der Congreß erklärt sich entschieden für den
Grundsatz der Nichteinmischung und erkennt es als
das ausschließliche Recht eines jeden Staates,
seine eigenen Angelegenheiten zu ordnen. 6 ) Der
Congreß empfiehlt allen Freunden des Friedens,
in ihren verschiedenen Ländern die öffentliche Mei-
nung auf die Zweckmäßigkeit eines Congresses von
[Spaltenumbruch] Abgeordneten der verschiedenen Staaten hinzulen-
ken, die die Anfgabe hätten, ein völkerrechtliches
Statut für die internationalen Beziehungen zu
entwerfen. Hierauf erhebt sich der Geistliche Jo-
hann Burnit, und sagt: "Nicht ein Congreß des
Krieges, sondern ein solcher des Friedens sind
wir. Schlachtfelder sind bestimmt für Gefechte,
aber nicht Parlamentshäuser. Die ganze Mensch-
heit bestehe aus einer großen Familie; nicht zum
Blutkampf hat Gott die Menschen geschaffen.
Das Thier hat Waffen zum Zerreißen und zum
Tödten, wo sind die unserigen? ( Beifall ) Nie-
mand wird sagen, tödten oder morden sei gut,
und doch sagt man, der Krieg sei nothwendig."
Der Redner wiederlegt gründlich diese Behaup-
tung und schließt mit einer Danksagung für die
Länder, welche den Congreß bisher wohlwollend
aufgenommen. -- Pfarrer Bonnet führt Schriftstel-
len an, welche beweisen, daß die Menschheit für den Frie-
den bestimmt sei. Das Geschick hat Ludwig Phi-
lipp aus seinem Palast verjagt. Die Männer in
der Paulskirche sind zerstreut, ein allgemeiner
Friede wird sie wieder vereinigen. -- Cormenin:
Man behauptet, daß der Krieg ein nothwendiges
Mittel sei, ein Gleiches gilt auch vom Tode.
Man gibt sich Mühe dem Tode zu entgehen,
sollte man nicht auch sich Mühe geben, den Krieg
zu vermeiden? Kein Volk gedieh auf die Dauer
durch den Krieg, alle kriegerischen Völker gingen
vielmehr zu Grunde. -- Der amerikanische Prie-
ster Garnet, ein Neger aus Neu=York, sagte:
"Fünftausend Meilen bin ich von der Heimath
entfernt; ich komme hierher ein nationales Opfer
zu bringen, alle Völker werden einst im Frieden
vereinigt werden. Dr. Creuznach, von Frankfurt,
gibt ein deutsches Resume von dieser Rede. --
Emil v. Girardin: Jch spreche in der Stadt des
deutschen Bundestags; ersetzen Sie nun das Wort
germanique durch pacifique! Einigkeit der
Jdeen, Einigkeit der Jnteressen, Einigkeit beherrscht
die Welt, sie müssen wir befördern. Die Friedens-
idee ist keine Utopie, nicht mehr soll man Cä-
sar, Alexander, Napoleon hinstellen als die, welche
die Einigkeit der Völker befördern, man nenne
vielmehr Plato und Gutenberg. Der Redner
deutet auf die allgemeine Vervollkommnung hin,
räumt der Wissenschaft den ersten Rang ein,
und schließt mit den Worten: "So dürfen wir
wir hoffen, daß der Tag bald kommen wird, wo
die Völker sich friedlich vereinigen werden." Herr
Chamevoozor gab das Resume dieses Vortrags in
englischen Sprache. -- Die nun folgende Abstim-
mung ergibt, daß der Ausschußantrag Nr. 1 ein-
stimmig angenommen wird. ( Pause. ) Vischers aus
Brüssel spricht über §. 2 des Ausschußantrags.
Der leitende Grundsatz seiner Rede ist: Hätten
die Regierungen mehr die Humanität als den
Eigennutz im Auge, so würden sie nicht in die
Lage kommen, zwischen Krieg und Schiedsgericht
wählen zu müssen. Der Redner schließt mit den
Worten Schillers:

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne der Thoren,
Jm Herzen kündet es laut an sich,
Zu was Besserem sind wir geboren,
Und was eine innere Stimme spricht,
Es täuscht die hoffende Seele nicht.

Regierungsrath Becker aus Darmstadt liest lange
Stellen aus einer von ihm verfaßten Schrift vor:
über die Stellung Jsraels zum Auslande ec., und
spricht sodann über die Zusammensetzung des Schieds-
gerichts. Es soll dieses zur Hälfte von den Re-
gierungen, zur Hälfte von den Kammern gewählt
werden. Der Redner glaubt nicht, daß ein sol-
ches Schiedsgericht bald zusammentreten werde,
nichtsdestoweniger müsse man die Hoffnung hegen,
daß es dennoch zu Stande komme, und zwar be-
vor noch ein Menschenalter vergehe. -- G.
Mäurer aus Frankfurt: So groß die Aufgabe ist,
die Geheimnisse der Politik, die nur in Pulver
und Blei bestehen, umzustoßen, ebenso schwierig
ist sie auch. Das Verhältniß von Volk zu Volk
ist nicht das einzige, was die Störung des Frie-
dens bedingt, es ist auch das Verhältniß der Ein-
zelnen, die sich im Ganzen nicht im Vollgenuß

[Spaltenumbruch] droht glaubend -- sich heftig losmachte und sei-
nen Degen zog; einige Offiziere ahmten sein Bei-
spiel nach; man sah sogleich Säbel und Bajon-
nete blitzen; das Geschrei verdoppelte sich; die
Unordnung war auf das Höchste gestiegen; Alles
war untereinander gemengt: Generale, Soldaten,
Volk, Gendarmen. Endlich nach langen Anstren-
gungen vermochte der Zug eine Bresche zu ma-
chen in diesen lebenden Mauern; er erreichte ei-
nen der Ausgänge und verließ die Hallen in al-
ler Eile.

Schweiz.

Bern, 23. August. Die übergroße Mehrheit
des Freiburger Volkes, wohl die 7 / 8 der gesamm-
ten Bevölkerung, erscheint in der nächsten Bun-
desversammlung mit einer Petition, und verlangt
mit Entschiedenheit die ihr geraubten Rechte zurück.
Jn der Adresse wird nachgewiesen, das alle Glie-
der des Schweizervolkes sich des Schutzes des
neuen Bundes erfreuen, nur das Volk des Kan-
tons Freiburg sei dieses Schirmes beraubt und
stehe verlassen da, despotisirt von einer Regierung,
die nicht vom Volkswillen ausgegangen sei und
nicht von ihm getragen werde, beherrscht von ei-
ner Verfassung, die nicht der Ausdruck der Mehr-
heit sei, die man dem Volke durch eidgenössische
Bajonnette aufgezwungen habe. Die Petition ver-
langt, daß dem Volke die Verfassung zur Ab-
stimmung vorgelegt, oder neue und freie Wahlen
vorgenommen, oder endlich eine neue Verfassung
durch einen von der Bundesversammlung zu be-
stimmenden Modus gegeben werde. Bleibe diese
mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition
ohne Erfolg, so werde eine Volksversammlung
berufen, deren Resultat der Eidgenossenschaft zei-
gen soll, daß die Regierung allein stehe.

   
Neuestes.

Ansbach, 24. Aug. So eben ist der frühere
Redakteur des „Freien Staatsbürgers,“ Joseph
Heidenreich von Mutterstadt, angeklagt des Ver-
gehens der Amtsehrenbeleidigung, verübt durch
Mißbrauch der Presse, von den Geschworenen
freigesprochen worden.

Dresden, 21. August. Die erste Kammer
hat heute den Gesetzentwurf über das Vereins-
und Versammlungsrecht einstimmig angenommen.

Ostende, 23. Aug. Gestern Nachmittag um
1 Uhr traf die Königin Victoria von England,
deren Gemahl und 4 ihrer Kinder an Bord der
Yacht „Victoria und Albert“ hier ein und wurde
vom König der Belgier und den Behörden feier-
lich empfangen. Die Königin wird diesen Abend
mit den Jhrigen im Palaste speisen und an Bord
übernachten.

Paris, 20. August. Der Berg hat sich jetzt
definitiv in zwei Parteien geschieden: die parla-
mentarische, deren Programm die bloße Aufrecht-
haltung der Verfassung ist, und die revolutionäre,
welche mit den Londoner Flüchtlingen in Verbin-
dung steht. Erstere hat bereits einen Vorstand
oder Ueberwachungs=Ausschuß gewählt.

Verhandlungen des Friedens-
Congresses
.

Frankfurt, 22. August. ( Fortsetzung. )
Der Redner fährt fort: „Lange gewohnt beim
Guten mitzuwirken, nehme ich die angebotene Aus-
zeichnung an. Jch rechne auf die Unterstützung
der mir Beigegebenen. Jm Namen meines Va-
terlandes begrüße ich den Friedenscongreß. Mein
Vaterland, das ich so sehr liebe, wird nicht zu-
rückbleiben.“ Der Redner wirft einen Rückblick
auf die Wirksamkeit des Friedensvereins. Es ist
ein Vorurtheil, sagt er, daß der Krieg nothwen-
dig sei. Als der Gedanke des allgemeinen Frie-
dens zur Anerkennung kam, bildeten sich in den
Jahren 1815 und 1816 in Amerika Friedensge-
sellschaften, welche in der Presse, in Volksver-
sammlungen, auf Verbreitung des leitenden Ge-
[Spaltenumbruch] danken hinwirkten. Jn der Schweiz bildeten sich
1830 Friedensgesellschaften, in Frankreich 1840
und 1847. Heute erblickt Frankfurt, die alte
Reichsstadt, die vierte Versammlung. Scheint auch
der Zweck, den wir verfolgen, unerreichbar, so
zweifeln wir doch nicht ihn zu erreichen, immer
auf dem Wege der Gesetze vorwärts schreitend,
und Gott mit uns. Das Ergebniß der Geschichte
lehrt uns, daß mit der fortdauernden Aus-
bildung des Menschengeschlechts, der Krieg immer
mehr in den Hintergrund tritt. Die Anträge in
den gesetzgebenden Versammlungen zu Massachus-
sets und in London im Jahr 1840 haben gezeigt,
daß der Krieg vermieden werden kann. Man hielt
die Todesstrafe für nothwendig, nun kommt man
von diesem Gedanken zurück. War Sclaverei
nicht ebenso nöthig erachtet, als der Krieg? Seit
dem Antrag des edlen Wilberforce gewinnt die
Jdee immer mehr Naum, daß die Sclaverei ab-
zuschaffen sei. Unsere Zeit schreitet rasch vorwärts.
Uns stehen allerdings keine Mittel zu Gebot, die
Friedensideen auszuführen; die Regierungen ha-
ben die Macht. Aber die Zeit steht uns nahe
bevor, wo keine Regierung Krieg führen kann ohne
Zuziehung des Volks. Wir dürfen aber nicht im
Sturmschritt vorwärtsgehen, um so eher werden
die Regierungen zur Ueberzeugung kommen, daß
es Vorurtheil sei, den Krieg als nothwendig zu
betrachten. Die öffentliche Meinung ist stark;
keine Gewalt gleicht ihr; sie wird endlich siegen.“
-- Herr Pfarrer Bonnet von hier gab hierauf
eine Resume dieser Rede in französischer, Herr
Karl Richard wiederholte dasselbe in englischer
Sprache. Sodann verliest der Vorsitzende eine
vom Ausschuß entworfene Geschäftsordnung, welche
durch Aufheben der Hände angenommen wird.
Hr. Victor Hugo, der verhindert ist, die Ver-
sammlung zu besuchen, richtete an dieselbe ein be-
sonderes Schreiben, welches mit Beifallsbezeugung
aufgenommen wird. Der Congreß schlägt der
Versammlung vor, folgende Beschlüsse zu fassen;
1 ) Der Congreß der Friedensfreunde erkennt an,
daß die Lösung der völkerrechtlichen Fragen durch
Waffengewalt den Lehren der Religion, der Phi-
losophie, der Sittlichkeit und den Staatszwecken
zuwider laufe, und daß es vielmehr eine heilige
Pflicht Aller ist, auf Abschaffung der Völkerkriege
hinzuwirken Der Congreß empfiehlt deshalb al-
len seinen Mitgliedern, in ihren verschiedenen Län-
dern und Kreisen, durch sorgfältige Erziehung der
Jugend, durch Belehrung von der Kanzel wie von
der Rednerbühne, durch die öffentliche Presse und
durch jedes sonstige geeignete Mittel dahin zu
arbeiten, daß jener erbliche Völkerhaß und alle
die politischen und commerziellen Vorurtheile aus-
gerottet werden, die so häufig zu den traurigsten
Kriegen hingeführt haben. 2 ) Der Congreß ist
der Ansicht, daß durch nichts die Erhaltung des
allgemeinen Friedens besser gesichert werden könnte,
als wenn die Regierung solche Streitigkeiten, die
zwischen ihnen auftauchen und die nicht durch fried-
liche Unterhandlungen unter ihnen selbst ausge-
glichen werden können, einer schiedsrichterlichen
Entscheidung unterwerfen wollten. 3 ) Der Con-
greß fühlt, daß die Unterhaltung der stehenden
Heere, mit denen die Regierungen Europas sich
gegenseitig bedrohen, den Völkern fast unerträg-
liche Lasten auferlegt und unzählige sonstige Uebel
im Gefolge hat. Der Congreß kann deshalb
nicht ernstlich genug die Regierungen auf die
Nothwendigkeit eines allgemeinen und gleichzeitigen
Entwaffnungsgesetz aufmerksam machen, soweit sol-
ches mit Rücksicht auf die innere Ruhe und Si-
cherheit jedes Staates sich durchführen läßt. 4 )
Der Congreß spricht wiederholt die Verwerflich-
keit aller öffentlichen Anlehen aus, die außer Lan-
des gemacht werden, um fremden Völkern die
Mittel zu gegenseitiger Bekriegung zu geben. 5 )
Der Congreß erklärt sich entschieden für den
Grundsatz der Nichteinmischung und erkennt es als
das ausschließliche Recht eines jeden Staates,
seine eigenen Angelegenheiten zu ordnen. 6 ) Der
Congreß empfiehlt allen Freunden des Friedens,
in ihren verschiedenen Ländern die öffentliche Mei-
nung auf die Zweckmäßigkeit eines Congresses von
[Spaltenumbruch] Abgeordneten der verschiedenen Staaten hinzulen-
ken, die die Anfgabe hätten, ein völkerrechtliches
Statut für die internationalen Beziehungen zu
entwerfen. Hierauf erhebt sich der Geistliche Jo-
hann Burnit, und sagt: „Nicht ein Congreß des
Krieges, sondern ein solcher des Friedens sind
wir. Schlachtfelder sind bestimmt für Gefechte,
aber nicht Parlamentshäuser. Die ganze Mensch-
heit bestehe aus einer großen Familie; nicht zum
Blutkampf hat Gott die Menschen geschaffen.
Das Thier hat Waffen zum Zerreißen und zum
Tödten, wo sind die unserigen? ( Beifall ) Nie-
mand wird sagen, tödten oder morden sei gut,
und doch sagt man, der Krieg sei nothwendig.“
Der Redner wiederlegt gründlich diese Behaup-
tung und schließt mit einer Danksagung für die
Länder, welche den Congreß bisher wohlwollend
aufgenommen. -- Pfarrer Bonnet führt Schriftstel-
len an, welche beweisen, daß die Menschheit für den Frie-
den bestimmt sei. Das Geschick hat Ludwig Phi-
lipp aus seinem Palast verjagt. Die Männer in
der Paulskirche sind zerstreut, ein allgemeiner
Friede wird sie wieder vereinigen. -- Cormenin:
Man behauptet, daß der Krieg ein nothwendiges
Mittel sei, ein Gleiches gilt auch vom Tode.
Man gibt sich Mühe dem Tode zu entgehen,
sollte man nicht auch sich Mühe geben, den Krieg
zu vermeiden? Kein Volk gedieh auf die Dauer
durch den Krieg, alle kriegerischen Völker gingen
vielmehr zu Grunde. -- Der amerikanische Prie-
ster Garnet, ein Neger aus Neu=York, sagte:
„Fünftausend Meilen bin ich von der Heimath
entfernt; ich komme hierher ein nationales Opfer
zu bringen, alle Völker werden einst im Frieden
vereinigt werden. Dr. Creuznach, von Frankfurt,
gibt ein deutsches Resume von dieser Rede. --
Emil v. Girardin: Jch spreche in der Stadt des
deutschen Bundestags; ersetzen Sie nun das Wort
germanique durch pacifique! Einigkeit der
Jdeen, Einigkeit der Jnteressen, Einigkeit beherrscht
die Welt, sie müssen wir befördern. Die Friedens-
idee ist keine Utopie, nicht mehr soll man Cä-
sar, Alexander, Napoleon hinstellen als die, welche
die Einigkeit der Völker befördern, man nenne
vielmehr Plato und Gutenberg. Der Redner
deutet auf die allgemeine Vervollkommnung hin,
räumt der Wissenschaft den ersten Rang ein,
und schließt mit den Worten: „So dürfen wir
wir hoffen, daß der Tag bald kommen wird, wo
die Völker sich friedlich vereinigen werden.“ Herr
Chamevoozor gab das Resume dieses Vortrags in
englischen Sprache. -- Die nun folgende Abstim-
mung ergibt, daß der Ausschußantrag Nr. 1 ein-
stimmig angenommen wird. ( Pause. ) Vischers aus
Brüssel spricht über §. 2 des Ausschußantrags.
Der leitende Grundsatz seiner Rede ist: Hätten
die Regierungen mehr die Humanität als den
Eigennutz im Auge, so würden sie nicht in die
Lage kommen, zwischen Krieg und Schiedsgericht
wählen zu müssen. Der Redner schließt mit den
Worten Schillers:

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne der Thoren,
Jm Herzen kündet es laut an sich,
Zu was Besserem sind wir geboren,
Und was eine innere Stimme spricht,
Es täuscht die hoffende Seele nicht.

Regierungsrath Becker aus Darmstadt liest lange
Stellen aus einer von ihm verfaßten Schrift vor:
über die Stellung Jsraels zum Auslande ec., und
spricht sodann über die Zusammensetzung des Schieds-
gerichts. Es soll dieses zur Hälfte von den Re-
gierungen, zur Hälfte von den Kammern gewählt
werden. Der Redner glaubt nicht, daß ein sol-
ches Schiedsgericht bald zusammentreten werde,
nichtsdestoweniger müsse man die Hoffnung hegen,
daß es dennoch zu Stande komme, und zwar be-
vor noch ein Menschenalter vergehe. -- G.
Mäurer aus Frankfurt: So groß die Aufgabe ist,
die Geheimnisse der Politik, die nur in Pulver
und Blei bestehen, umzustoßen, ebenso schwierig
ist sie auch. Das Verhältniß von Volk zu Volk
ist nicht das einzige, was die Störung des Frie-
dens bedingt, es ist auch das Verhältniß der Ein-
zelnen, die sich im Ganzen nicht im Vollgenuß

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[0003] droht glaubend -- sich heftig losmachte und sei- nen Degen zog; einige Offiziere ahmten sein Bei- spiel nach; man sah sogleich Säbel und Bajon- nete blitzen; das Geschrei verdoppelte sich; die Unordnung war auf das Höchste gestiegen; Alles war untereinander gemengt: Generale, Soldaten, Volk, Gendarmen. Endlich nach langen Anstren- gungen vermochte der Zug eine Bresche zu ma- chen in diesen lebenden Mauern; er erreichte ei- nen der Ausgänge und verließ die Hallen in al- ler Eile. Schweiz. Bern, 23. August. Die übergroße Mehrheit des Freiburger Volkes, wohl die 7 / 8 der gesamm- ten Bevölkerung, erscheint in der nächsten Bun- desversammlung mit einer Petition, und verlangt mit Entschiedenheit die ihr geraubten Rechte zurück. Jn der Adresse wird nachgewiesen, das alle Glie- der des Schweizervolkes sich des Schutzes des neuen Bundes erfreuen, nur das Volk des Kan- tons Freiburg sei dieses Schirmes beraubt und stehe verlassen da, despotisirt von einer Regierung, die nicht vom Volkswillen ausgegangen sei und nicht von ihm getragen werde, beherrscht von ei- ner Verfassung, die nicht der Ausdruck der Mehr- heit sei, die man dem Volke durch eidgenössische Bajonnette aufgezwungen habe. Die Petition ver- langt, daß dem Volke die Verfassung zur Ab- stimmung vorgelegt, oder neue und freie Wahlen vorgenommen, oder endlich eine neue Verfassung durch einen von der Bundesversammlung zu be- stimmenden Modus gegeben werde. Bleibe diese mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition ohne Erfolg, so werde eine Volksversammlung berufen, deren Resultat der Eidgenossenschaft zei- gen soll, daß die Regierung allein stehe. ( Frkf. O.P.A.=Z. ) Neuestes. Ansbach, 24. Aug. So eben ist der frühere Redakteur des „Freien Staatsbürgers,“ Joseph Heidenreich von Mutterstadt, angeklagt des Ver- gehens der Amtsehrenbeleidigung, verübt durch Mißbrauch der Presse, von den Geschworenen freigesprochen worden. Dresden, 21. August. Die erste Kammer hat heute den Gesetzentwurf über das Vereins- und Versammlungsrecht einstimmig angenommen. Ostende, 23. Aug. Gestern Nachmittag um 1 Uhr traf die Königin Victoria von England, deren Gemahl und 4 ihrer Kinder an Bord der Yacht „Victoria und Albert“ hier ein und wurde vom König der Belgier und den Behörden feier- lich empfangen. Die Königin wird diesen Abend mit den Jhrigen im Palaste speisen und an Bord übernachten. Paris, 20. August. Der Berg hat sich jetzt definitiv in zwei Parteien geschieden: die parla- mentarische, deren Programm die bloße Aufrecht- haltung der Verfassung ist, und die revolutionäre, welche mit den Londoner Flüchtlingen in Verbin- dung steht. Erstere hat bereits einen Vorstand oder Ueberwachungs=Ausschuß gewählt. Verhandlungen des Friedens- Congresses . Frankfurt, 22. August. ( Fortsetzung. ) Der Redner fährt fort: „Lange gewohnt beim Guten mitzuwirken, nehme ich die angebotene Aus- zeichnung an. Jch rechne auf die Unterstützung der mir Beigegebenen. Jm Namen meines Va- terlandes begrüße ich den Friedenscongreß. Mein Vaterland, das ich so sehr liebe, wird nicht zu- rückbleiben.“ Der Redner wirft einen Rückblick auf die Wirksamkeit des Friedensvereins. Es ist ein Vorurtheil, sagt er, daß der Krieg nothwen- dig sei. Als der Gedanke des allgemeinen Frie- dens zur Anerkennung kam, bildeten sich in den Jahren 1815 und 1816 in Amerika Friedensge- sellschaften, welche in der Presse, in Volksver- sammlungen, auf Verbreitung des leitenden Ge- danken hinwirkten. Jn der Schweiz bildeten sich 1830 Friedensgesellschaften, in Frankreich 1840 und 1847. Heute erblickt Frankfurt, die alte Reichsstadt, die vierte Versammlung. Scheint auch der Zweck, den wir verfolgen, unerreichbar, so zweifeln wir doch nicht ihn zu erreichen, immer auf dem Wege der Gesetze vorwärts schreitend, und Gott mit uns. Das Ergebniß der Geschichte lehrt uns, daß mit der fortdauernden Aus- bildung des Menschengeschlechts, der Krieg immer mehr in den Hintergrund tritt. Die Anträge in den gesetzgebenden Versammlungen zu Massachus- sets und in London im Jahr 1840 haben gezeigt, daß der Krieg vermieden werden kann. Man hielt die Todesstrafe für nothwendig, nun kommt man von diesem Gedanken zurück. War Sclaverei nicht ebenso nöthig erachtet, als der Krieg? Seit dem Antrag des edlen Wilberforce gewinnt die Jdee immer mehr Naum, daß die Sclaverei ab- zuschaffen sei. Unsere Zeit schreitet rasch vorwärts. Uns stehen allerdings keine Mittel zu Gebot, die Friedensideen auszuführen; die Regierungen ha- ben die Macht. Aber die Zeit steht uns nahe bevor, wo keine Regierung Krieg führen kann ohne Zuziehung des Volks. Wir dürfen aber nicht im Sturmschritt vorwärtsgehen, um so eher werden die Regierungen zur Ueberzeugung kommen, daß es Vorurtheil sei, den Krieg als nothwendig zu betrachten. Die öffentliche Meinung ist stark; keine Gewalt gleicht ihr; sie wird endlich siegen.“ -- Herr Pfarrer Bonnet von hier gab hierauf eine Resume dieser Rede in französischer, Herr Karl Richard wiederholte dasselbe in englischer Sprache. Sodann verliest der Vorsitzende eine vom Ausschuß entworfene Geschäftsordnung, welche durch Aufheben der Hände angenommen wird. Hr. Victor Hugo, der verhindert ist, die Ver- sammlung zu besuchen, richtete an dieselbe ein be- sonderes Schreiben, welches mit Beifallsbezeugung aufgenommen wird. Der Congreß schlägt der Versammlung vor, folgende Beschlüsse zu fassen; 1 ) Der Congreß der Friedensfreunde erkennt an, daß die Lösung der völkerrechtlichen Fragen durch Waffengewalt den Lehren der Religion, der Phi- losophie, der Sittlichkeit und den Staatszwecken zuwider laufe, und daß es vielmehr eine heilige Pflicht Aller ist, auf Abschaffung der Völkerkriege hinzuwirken Der Congreß empfiehlt deshalb al- len seinen Mitgliedern, in ihren verschiedenen Län- dern und Kreisen, durch sorgfältige Erziehung der Jugend, durch Belehrung von der Kanzel wie von der Rednerbühne, durch die öffentliche Presse und durch jedes sonstige geeignete Mittel dahin zu arbeiten, daß jener erbliche Völkerhaß und alle die politischen und commerziellen Vorurtheile aus- gerottet werden, die so häufig zu den traurigsten Kriegen hingeführt haben. 2 ) Der Congreß ist der Ansicht, daß durch nichts die Erhaltung des allgemeinen Friedens besser gesichert werden könnte, als wenn die Regierung solche Streitigkeiten, die zwischen ihnen auftauchen und die nicht durch fried- liche Unterhandlungen unter ihnen selbst ausge- glichen werden können, einer schiedsrichterlichen Entscheidung unterwerfen wollten. 3 ) Der Con- greß fühlt, daß die Unterhaltung der stehenden Heere, mit denen die Regierungen Europas sich gegenseitig bedrohen, den Völkern fast unerträg- liche Lasten auferlegt und unzählige sonstige Uebel im Gefolge hat. Der Congreß kann deshalb nicht ernstlich genug die Regierungen auf die Nothwendigkeit eines allgemeinen und gleichzeitigen Entwaffnungsgesetz aufmerksam machen, soweit sol- ches mit Rücksicht auf die innere Ruhe und Si- cherheit jedes Staates sich durchführen läßt. 4 ) Der Congreß spricht wiederholt die Verwerflich- keit aller öffentlichen Anlehen aus, die außer Lan- des gemacht werden, um fremden Völkern die Mittel zu gegenseitiger Bekriegung zu geben. 5 ) Der Congreß erklärt sich entschieden für den Grundsatz der Nichteinmischung und erkennt es als das ausschließliche Recht eines jeden Staates, seine eigenen Angelegenheiten zu ordnen. 6 ) Der Congreß empfiehlt allen Freunden des Friedens, in ihren verschiedenen Ländern die öffentliche Mei- nung auf die Zweckmäßigkeit eines Congresses von Abgeordneten der verschiedenen Staaten hinzulen- ken, die die Anfgabe hätten, ein völkerrechtliches Statut für die internationalen Beziehungen zu entwerfen. Hierauf erhebt sich der Geistliche Jo- hann Burnit, und sagt: „Nicht ein Congreß des Krieges, sondern ein solcher des Friedens sind wir. Schlachtfelder sind bestimmt für Gefechte, aber nicht Parlamentshäuser. Die ganze Mensch- heit bestehe aus einer großen Familie; nicht zum Blutkampf hat Gott die Menschen geschaffen. Das Thier hat Waffen zum Zerreißen und zum Tödten, wo sind die unserigen? ( Beifall ) Nie- mand wird sagen, tödten oder morden sei gut, und doch sagt man, der Krieg sei nothwendig.“ Der Redner wiederlegt gründlich diese Behaup- tung und schließt mit einer Danksagung für die Länder, welche den Congreß bisher wohlwollend aufgenommen. -- Pfarrer Bonnet führt Schriftstel- len an, welche beweisen, daß die Menschheit für den Frie- den bestimmt sei. Das Geschick hat Ludwig Phi- lipp aus seinem Palast verjagt. Die Männer in der Paulskirche sind zerstreut, ein allgemeiner Friede wird sie wieder vereinigen. -- Cormenin: Man behauptet, daß der Krieg ein nothwendiges Mittel sei, ein Gleiches gilt auch vom Tode. Man gibt sich Mühe dem Tode zu entgehen, sollte man nicht auch sich Mühe geben, den Krieg zu vermeiden? Kein Volk gedieh auf die Dauer durch den Krieg, alle kriegerischen Völker gingen vielmehr zu Grunde. -- Der amerikanische Prie- ster Garnet, ein Neger aus Neu=York, sagte: „Fünftausend Meilen bin ich von der Heimath entfernt; ich komme hierher ein nationales Opfer zu bringen, alle Völker werden einst im Frieden vereinigt werden. Dr. Creuznach, von Frankfurt, gibt ein deutsches Resume von dieser Rede. -- Emil v. Girardin: Jch spreche in der Stadt des deutschen Bundestags; ersetzen Sie nun das Wort germanique durch pacifique! Einigkeit der Jdeen, Einigkeit der Jnteressen, Einigkeit beherrscht die Welt, sie müssen wir befördern. Die Friedens- idee ist keine Utopie, nicht mehr soll man Cä- sar, Alexander, Napoleon hinstellen als die, welche die Einigkeit der Völker befördern, man nenne vielmehr Plato und Gutenberg. Der Redner deutet auf die allgemeine Vervollkommnung hin, räumt der Wissenschaft den ersten Rang ein, und schließt mit den Worten: „So dürfen wir wir hoffen, daß der Tag bald kommen wird, wo die Völker sich friedlich vereinigen werden.“ Herr Chamevoozor gab das Resume dieses Vortrags in englischen Sprache. -- Die nun folgende Abstim- mung ergibt, daß der Ausschußantrag Nr. 1 ein- stimmig angenommen wird. ( Pause. ) Vischers aus Brüssel spricht über §. 2 des Ausschußantrags. Der leitende Grundsatz seiner Rede ist: Hätten die Regierungen mehr die Humanität als den Eigennutz im Auge, so würden sie nicht in die Lage kommen, zwischen Krieg und Schiedsgericht wählen zu müssen. Der Redner schließt mit den Worten Schillers: Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn, Erzeugt im Gehirne der Thoren, Jm Herzen kündet es laut an sich, Zu was Besserem sind wir geboren, Und was eine innere Stimme spricht, Es täuscht die hoffende Seele nicht. Regierungsrath Becker aus Darmstadt liest lange Stellen aus einer von ihm verfaßten Schrift vor: über die Stellung Jsraels zum Auslande ec., und spricht sodann über die Zusammensetzung des Schieds- gerichts. Es soll dieses zur Hälfte von den Re- gierungen, zur Hälfte von den Kammern gewählt werden. Der Redner glaubt nicht, daß ein sol- ches Schiedsgericht bald zusammentreten werde, nichtsdestoweniger müsse man die Hoffnung hegen, daß es dennoch zu Stande komme, und zwar be- vor noch ein Menschenalter vergehe. -- G. Mäurer aus Frankfurt: So groß die Aufgabe ist, die Geheimnisse der Politik, die nur in Pulver und Blei bestehen, umzustoßen, ebenso schwierig ist sie auch. Das Verhältniß von Volk zu Volk ist nicht das einzige, was die Störung des Frie- dens bedingt, es ist auch das Verhältniß der Ein- zelnen, die sich im Ganzen nicht im Vollgenuß

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 204. Würzburg, 26. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische204_1850/3>, abgerufen am 29.03.2024.