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Die Bayerische Presse. Nr. 190. Würzburg, 9. August 1850.

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[Spaltenumbruch] gen Leitung des Obersten v. Wissel sich mit größ-
ter Auszeichnung geschlagen. Unter den Batterie-
chefs haben sich der Hauptmann Gleim und der
getödtete Hauptmann Kruse besonders ausgezeich-
net. Die Cavallerie hat, wo sie Gelegenheit hatte
zu handeln, wie die Escadron, welche die letzte
Attaque auf der Höhe von Jdstedt machte, gezeigt,
daß sie, wo sie Terrain findet, das Beste leisten
wird. Die Offiziere meines Stabes haben sich
sämmtlich durch großen Eifer, unermüdliche Thä-
tigkeit und Kaltblütigkeit ausgezeichnet. Der Chef
des Stabes, Oberst v. d. Tann, zeigte sich, wie be-
kannt ist, eben so umsichtig als entschlossen; er ist zu-
gleich der tapferste Soldat. Major Wynecken,
der Souschef des Stabes, ist ein eben so wissen-
schaftlich gebildeter, wie tüchtiger und tapferer Of-
fizier, und jeder Aufgabe gewachsen. Jch werde
in einem Armeebefehl eine ganze Reihe der Tap-
fern aus allen Graden nennen, welche sich beson-
ders hervorgethan. Die öffentliche Anerkennung
mit dem lohnenden eigenen Bewußtsein ist das
Einzige, was wir bieten können, der edlen Gesin-
nung aber, welche Alle beseelt, der schönste Lohn.
Von weiteren Begebenheiten habe ich seit dem 27.
Juli nichts von Bedeutung zu berichten. Zwei
Escadronen unter dem Rittmeister v. Puttkammer
machten am 29. eine Recognoscirung über die
Sorge bis vor die Thore von Schleswig und
griffen zwei feindliche Escadronen, welche ihnen
entgegen kamen, rasch und entschlossen an, gingen
aber später zurück, wie es in der Aufagbe lag,
ohne vom Feinde verfolgt zu werden. Die Ar-
mee hat sich erholt und ausgeruht, sie steht auf
schleswig'schem Boden und erwartet mit Ungeduld
die Erneuerung des Kampfes. Jn direkter und
unmittelbarer Verbindung mit Rendsburg ist die
Armee stärker, als sie bei Jdstedt war. Es könnte
uns also nur eine zweite und eine dritte Schlacht
vom schleswig'schen Boden vertreiben, und sie
würden blutiger sein als die erste.

Rendsburg, 4. August. Heinrich v. Gagern
ist mit dem Range als Major in die schleswig-
holsteinische Armee eingetreten und vorläufig dem
Generalstab aggregirt worden.

   

Berlin, 4. August. Gestern sind 600 aus-
gediente preuß. Militärs, welche sich nach Schles-
wig=Holstein begeben, durch Berlin passirt.

Berlin, 6. August. Als die dänische Caval-
lerie im Carriere die grade Straße von Ober-
Stolk durchschnitt, um sie zu säubern, warfen sich
die jungen holsteinischen Jäger auf die Erde,
standen wieder auf, empfingen die im Trabe rück-
kehrende Cavallerie mit einem mörderischen Feuer
und stachen die Pferde todt. Bei dieser Gele-
genheit kam auch der dänische Generalstab in
das Dorf und in's Büchsenfeuer, und hier wurde
der General von Schleppegrell tödtlich
verwundet. Es ist also eine offenbare feindliche
Erdichtung, daß Bauern ihn ermordet haben, aber
diese Erdichtung wird benutzt, um reiche Bauern
gefangen fortzuführen! Man kennt sogar im hol-
steinischen Heer den Namen des Jägers, der den
tödtlichen Schuß auf den General v. Schleppe-
grell führte.

   

Hamburg, 7. August. General v. Willisen
erklärt, daß die in seiner Gewalt befindlichen 500
dänischen Gefangenen verantwortlich seien für das,
was den schleswigischen Angehörigen durch die
Dänen geschehe. -- Auf der "Gefion" weht die
die preußische Flagge; der Befehlshaber derselben
hat die dänische Aufforderung zur Uebergabe ener-
gisch beantwortet.

Aus dem Kirchengebet, welches auf Anordnung
der Statthalterschaft seit dem Ausbruch der Feind-
seligkeiten von den Kanzeln verlesen wird, theilen
wir folgende Stelle mit: Dafür, Heiliger in der
Höhe! dafür wagen wir, Dich zum Zeugen zu
rufen, daß es nicht Aufruhr und Empörung ist,
worin unser Land zum Schwerte gegriffen hat
und jetzt greift, sondern daß wir damit ganz al-
lein, weil kein Richter auf Erden den Streit zwi-
schen unserem Volk und dem, was uns anwohnt,
hat schlichten können oder wollen, und weil kein
[Spaltenumbruch] Ende des Zwistes auf anderem Wege zu finden
gewesen ist, die Entscheidung in Deine Hand, Kö-
nig aller Könige und Herr aller Herren, zu legen
begehren. Jn Deinem Worte steht geschrieben:
Und stirbt kaum Jemand um des Rechtes willen
( Rom. 5, 7 ) . Siehe, Herr! unsere Söhne, wir
Alle, wenn Du es forderst, sind bereit, darum zu
sterben, denn -- das sind wir getrosten Muthes,
vor Himmel und Erde zu bezeugen -- blos da-
mit das Recht nicht gebeugt, oder gar, wie wir
es erlebten, das Land und Deine christliche Kirche
mit Füßen getreten, damit die Bande der Zucht
nicht gar gelöst, Deine heiligsten Ordnungen nicht
vollends in Unordnung verkehrt bleiben, ist unser
Heer jetzt in den Streit gezogen. O Du! der
Du in heil. Schrift das Wort hast verzeichnen
lassen: Recht muß doch Recht bleiben ( Ps. 94,
15 ) , zeuch nun du, als der Heerschaaren Herr,
allmächtig diesem Heere voran! erfülle, was zu
jenem Worte als Deine Verheißung der Glaube
umklammert hat: dem Recht werden alle frommen
Herzen zufallen, zuerst an dem Herrscher, der, un-
serer Gegner König, aber auch unser Fürst ist,
für den wir deßhalb nicht ablassen, dem Apostel-
gebot gehorsam, besondere Fürbitte zu thun, er-
fülle, erfülle an ihm solche Zusage dahin, daß sein
Herz das erste unserem Recht zufallende werde,
und wenn dies, dann Allmächtiger! zeuch ihn mit
Macht an, daß er kann, was er dann wollen
wird; erfülle sie gleicherweise an allen Machtha-
bern auf allen ihren Thronen; an unsern Feinden
und Abgewandten, welchen wir vergeben, was sie
wider uns lästern und zu thun gedenken, und wis-
sen nicht, was sie thun, daß sie erleuchtete Augen
empfangen, zu sehen, was wir begehren; an un-
sern Freunden und Zugewandten, daß sie nicht
müde werden, uns zur Seite zu treten mit der
Kraft ihrer Gebete, mit Rath u. That; erfülle sie ganz
besonders an unseren Kindern, daß sie, für deren
Muth wir Dir danken, im Aufsehen auf Dich,
todesmuthig auch dann bleiben, wenn es wirklich
gilt, dem Tod ins Angesicht sehen. Himmlischer
Vater! wir haben sie lieb alle unsere Kinder, und
hätten sie gerne unversehrt wieder in Frieden un-
ter unserm Dache und in unsern Kreisen. Dir,
der Du sie noch lieber hast, sind ja alle Dinge
möglich, Abba ist es möglich! Abba, ist es mög-
lich! so wehre den tödtlichen Geschossen der Feinde
und laß vor den Geschossen der Unsern, wo sie
als Deine Streiter im heiligen Ernst sich damit
blicken lassen, Deine Schrecken hergehen. Wenn
Du auch über ihrer Etliche beschlossen hättest, daß
sie sterben sollen, -- Dein Wille geschehe! nur
daß Du dann dieser Sterbenden letzten Seufzer
zu Gnaden annehmest, und sie, die dafür fallen,
daß das Erdreich, was ihr irdisches Vaterland ist,
nicht des Schmuckes beraubt werde, in Recht und
Gerechtigkeit ein Abbild Deines Reiches zu sei,
aus Gnaden das ewige Vaterland erben lassen,
wo, um Jesu Willen, sie und wir für immer bei
Dir zu sein hoffen. Den Führern an ihrer Spitze
gib das volle Gefühl davon, das des Landes
Kleinod in ihre Hände gegeben, und salbe sie mit
Deiner Weisheit und Muth und Kraft, -- auf
die Untergebenen sende herab den Geist des Ge-
horsams und der Zucht, -- dem ganzen Lande
bewahre Ausdauer und Treue im Festhalten an
dem in Deinem Namen Begonnenen, daß, wenn
das Heer nicht sein Blut, das Land nicht sein
Gut achtet, um Alles wohl auszurichten und das
Feld zu behaupten.

Deutschland.

Stuttgart, 3. August. Auf die Adresse der
bürgerlichen Collegien in Eßlingen an Se. Maj.
den König wegen des dänisch=preußischen Friedens
ist denselben folgendes Schreiben des Departe-
mentschefs des Jnnern zugegangen: Die bürger-
lichen Collegien der Stadt Eßlingen haben in ei-
ner an Se. Maj. den König gerichteten unterthä-
nigsten Eingabe Höchstdenselben die Bitte vorge-
tragen, auf die Nichtgenehmigung des zwischen
der Krone Preußen im Namen des übrigen Deutsch-
lands mit dem Königreich Dänemark hinsichtlich
[Spaltenumbruch] der Herzogthümer Schleswig=Holstein vorläufig
geschlossenen Friedens, und auf die schleunigste
Gewährung thätiger Hilfe in dem von Schleswig-
Holstein für Deutschland geführten Kampfe hin-
zuwirken. Hierauf haben Se. kgl. Majestät den
Unterzeichneten beauftragt, den bürgerlichen Colle-
gien von Eßlingen zu eröffnen, daß dieselben aus
der Art und Weise, wie Se. Majestät sich gegen
den Ausschuß der Landesversammlung ausgespro-
chen haben, entnommen haben werden, wie Höchst-
dieselben diese wichtige vaterländische Angelegenheit
in reifliche Erwägung ziehen, und das wohlver-
standene Jnteresse des größeren und engeren Va-
terlandes auf das Gewissenhafteste prüfen werden;
daß aber Höchstdieselben ebendeßhalb sich beglau-
bigen, die bürgerlichen Collegien von Eßlingen
hätten durchaus keine Veranlassung zu obiger ganz
außerhalb ihrer Amts= und Berufsthätigkeit lie-
genden Bitte gehabt. Jndem der Unterzeichnete
diesen höchsten Auftrag vollzieht, hat er die Ehre
zu verharren. Stuttgart, den 2. August 1850.
Der Departementschef des Jnnern: Linden. --
Erhaltener Nachricht zufolge werden fernere ähn-
liche Adressen in gleicher Weise beantwortet wer-
den.

   

Stuttgart, 6. August. Abends. Der No-
tenkrieg zwischen Regierung und Ausschuß der
Landesversammlung hat heute durch nachfolgende
zwei k. Reskripte wieder einen neuen Zuwachs er-
halten, nach deren Jnhalt zu erwarten scheint,
daß die Regierung, über die seither verhandelten
Gegenstände wenigstens eine weitere Antwort zu
geben nicht geneigt ist: I. Wilhelm von Gottes
Gnaden, König von Württemberg. Liebe Ge-
treue! Nachdem ihr die in der Note eures Prä-
sidenten vom 24. v. M. gestellte Frage an Unser
Gesammtministerium mittelst weiterer Note eueres
Präsidenten vom 31. v. M. in einer näher moti-
virten Weise wiederholt habt, so finden Wir uns
bewogen, Uns nochmals in Folgendem gegen euch
auszusprechen. Es handelt sich keineswegs, wie
ihr sagt, von der Gefährdung aller seit zwei Jah-
ren erworbenen Rechte des Landes; dafür bürgt
wohl der stets bewiesene gesetzliche Sinn Unserer
Regierung und die von derselben zu erwartende
richtige Würdigung der wahren Bedürfnisse Unse-
res Volkes; vielmehr handelt es sich davon, für
das Gesammtvaterland endlich die Mittel zu fin-
den, seine Rechte und Pflichten üben zu können,
und dieß in einem Augenblicke, welcher schon um
der schweren Verwicklungen willen, die aus dem
preußisch=dänischen Frieden für Deutschland im
Ganzen oder für einzelne Theile desselben hervor-
gehen können, ein völkerrechtlich anerkanntes Or-
gan für Ausübung seiner Rechte und Pflichten
dringender als je erheischt; wie denn überhaupt
Niemand entgehen wird, daß eine längere Aus-
dauer des bisherigen unentschiedenen Zustandes un-
möglich ist, wenn nicht die wichtigsten Jnteressen
Deutschlands preisgegeben werden sollen. Jn die-
sem Bestreben, welches unter der nothwendigen
Bemessung der gegebenen Verhältnisse zu verfol-
gen ist, sollten Wir Uns der Unterstützung aller
Derjenigen versichert halten dürfen, welchen es
wahrhaft um das Wohl des größeren und enge-
ren Vaterlandes zu thun ist, um Unser Volk
nicht den Gefahren ausgesetzt zu sehen, von wel-
chen Unser Reskript vom 29. v. M. zu sprechen
nicht umhin konnte. -- Ueber den Weg, wie je-
nes Ziel zu erreichen sei, haben Wir Uns bis
jetzt noch nicht zu äußern; Wir halten dieß sogar
dann noch nicht zu thun, wenn euere Voraussetz-
ung zuträfe, daß der von euch gleichfalls für ge-
fährdet erachtete §. 85 der Verfassungsurkunde
hier zur Sprache komme; denn selbst in diesem
Falle hatten Wir nach § 86 der Verfassungsur-
kunde die Landesvertretung von Unseren Schritten
erst in Kenntniß zu setzen, sobald die Umstände
es erlauben, was bis jetzt noch nicht der Fall
war. Nach Unserer festen Ueberzeugung ist aber
nicht der § 85, sondern der § 3 der Verfassungs-
Urkunde für unser Verfahren in gegenwärtiger
Frage maßgebend, da Wir nicht mit " auswärti-
gen Staaten", sondern mit den im deutschen Bunde
begriffenen Staaten verhandeln. Wie Wir schon

[Spaltenumbruch] gen Leitung des Obersten v. Wissel sich mit größ-
ter Auszeichnung geschlagen. Unter den Batterie-
chefs haben sich der Hauptmann Gleim und der
getödtete Hauptmann Kruse besonders ausgezeich-
net. Die Cavallerie hat, wo sie Gelegenheit hatte
zu handeln, wie die Escadron, welche die letzte
Attaque auf der Höhe von Jdstedt machte, gezeigt,
daß sie, wo sie Terrain findet, das Beste leisten
wird. Die Offiziere meines Stabes haben sich
sämmtlich durch großen Eifer, unermüdliche Thä-
tigkeit und Kaltblütigkeit ausgezeichnet. Der Chef
des Stabes, Oberst v. d. Tann, zeigte sich, wie be-
kannt ist, eben so umsichtig als entschlossen; er ist zu-
gleich der tapferste Soldat. Major Wynecken,
der Souschef des Stabes, ist ein eben so wissen-
schaftlich gebildeter, wie tüchtiger und tapferer Of-
fizier, und jeder Aufgabe gewachsen. Jch werde
in einem Armeebefehl eine ganze Reihe der Tap-
fern aus allen Graden nennen, welche sich beson-
ders hervorgethan. Die öffentliche Anerkennung
mit dem lohnenden eigenen Bewußtsein ist das
Einzige, was wir bieten können, der edlen Gesin-
nung aber, welche Alle beseelt, der schönste Lohn.
Von weiteren Begebenheiten habe ich seit dem 27.
Juli nichts von Bedeutung zu berichten. Zwei
Escadronen unter dem Rittmeister v. Puttkammer
machten am 29. eine Recognoscirung über die
Sorge bis vor die Thore von Schleswig und
griffen zwei feindliche Escadronen, welche ihnen
entgegen kamen, rasch und entschlossen an, gingen
aber später zurück, wie es in der Aufagbe lag,
ohne vom Feinde verfolgt zu werden. Die Ar-
mee hat sich erholt und ausgeruht, sie steht auf
schleswig'schem Boden und erwartet mit Ungeduld
die Erneuerung des Kampfes. Jn direkter und
unmittelbarer Verbindung mit Rendsburg ist die
Armee stärker, als sie bei Jdstedt war. Es könnte
uns also nur eine zweite und eine dritte Schlacht
vom schleswig'schen Boden vertreiben, und sie
würden blutiger sein als die erste.

Rendsburg, 4. August. Heinrich v. Gagern
ist mit dem Range als Major in die schleswig-
holsteinische Armee eingetreten und vorläufig dem
Generalstab aggregirt worden.

   

Berlin, 4. August. Gestern sind 600 aus-
gediente preuß. Militärs, welche sich nach Schles-
wig=Holstein begeben, durch Berlin passirt.

Berlin, 6. August. Als die dänische Caval-
lerie im Carriere die grade Straße von Ober-
Stolk durchschnitt, um sie zu säubern, warfen sich
die jungen holsteinischen Jäger auf die Erde,
standen wieder auf, empfingen die im Trabe rück-
kehrende Cavallerie mit einem mörderischen Feuer
und stachen die Pferde todt. Bei dieser Gele-
genheit kam auch der dänische Generalstab in
das Dorf und in's Büchsenfeuer, und hier wurde
der General von Schleppegrell tödtlich
verwundet. Es ist also eine offenbare feindliche
Erdichtung, daß Bauern ihn ermordet haben, aber
diese Erdichtung wird benutzt, um reiche Bauern
gefangen fortzuführen! Man kennt sogar im hol-
steinischen Heer den Namen des Jägers, der den
tödtlichen Schuß auf den General v. Schleppe-
grell führte.

   

Hamburg, 7. August. General v. Willisen
erklärt, daß die in seiner Gewalt befindlichen 500
dänischen Gefangenen verantwortlich seien für das,
was den schleswigischen Angehörigen durch die
Dänen geschehe. -- Auf der „Gefion“ weht die
die preußische Flagge; der Befehlshaber derselben
hat die dänische Aufforderung zur Uebergabe ener-
gisch beantwortet.

Aus dem Kirchengebet, welches auf Anordnung
der Statthalterschaft seit dem Ausbruch der Feind-
seligkeiten von den Kanzeln verlesen wird, theilen
wir folgende Stelle mit: Dafür, Heiliger in der
Höhe! dafür wagen wir, Dich zum Zeugen zu
rufen, daß es nicht Aufruhr und Empörung ist,
worin unser Land zum Schwerte gegriffen hat
und jetzt greift, sondern daß wir damit ganz al-
lein, weil kein Richter auf Erden den Streit zwi-
schen unserem Volk und dem, was uns anwohnt,
hat schlichten können oder wollen, und weil kein
[Spaltenumbruch] Ende des Zwistes auf anderem Wege zu finden
gewesen ist, die Entscheidung in Deine Hand, Kö-
nig aller Könige und Herr aller Herren, zu legen
begehren. Jn Deinem Worte steht geschrieben:
Und stirbt kaum Jemand um des Rechtes willen
( Rom. 5, 7 ) . Siehe, Herr! unsere Söhne, wir
Alle, wenn Du es forderst, sind bereit, darum zu
sterben, denn -- das sind wir getrosten Muthes,
vor Himmel und Erde zu bezeugen -- blos da-
mit das Recht nicht gebeugt, oder gar, wie wir
es erlebten, das Land und Deine christliche Kirche
mit Füßen getreten, damit die Bande der Zucht
nicht gar gelöst, Deine heiligsten Ordnungen nicht
vollends in Unordnung verkehrt bleiben, ist unser
Heer jetzt in den Streit gezogen. O Du! der
Du in heil. Schrift das Wort hast verzeichnen
lassen: Recht muß doch Recht bleiben ( Ps. 94,
15 ) , zeuch nun du, als der Heerschaaren Herr,
allmächtig diesem Heere voran! erfülle, was zu
jenem Worte als Deine Verheißung der Glaube
umklammert hat: dem Recht werden alle frommen
Herzen zufallen, zuerst an dem Herrscher, der, un-
serer Gegner König, aber auch unser Fürst ist,
für den wir deßhalb nicht ablassen, dem Apostel-
gebot gehorsam, besondere Fürbitte zu thun, er-
fülle, erfülle an ihm solche Zusage dahin, daß sein
Herz das erste unserem Recht zufallende werde,
und wenn dies, dann Allmächtiger! zeuch ihn mit
Macht an, daß er kann, was er dann wollen
wird; erfülle sie gleicherweise an allen Machtha-
bern auf allen ihren Thronen; an unsern Feinden
und Abgewandten, welchen wir vergeben, was sie
wider uns lästern und zu thun gedenken, und wis-
sen nicht, was sie thun, daß sie erleuchtete Augen
empfangen, zu sehen, was wir begehren; an un-
sern Freunden und Zugewandten, daß sie nicht
müde werden, uns zur Seite zu treten mit der
Kraft ihrer Gebete, mit Rath u. That; erfülle sie ganz
besonders an unseren Kindern, daß sie, für deren
Muth wir Dir danken, im Aufsehen auf Dich,
todesmuthig auch dann bleiben, wenn es wirklich
gilt, dem Tod ins Angesicht sehen. Himmlischer
Vater! wir haben sie lieb alle unsere Kinder, und
hätten sie gerne unversehrt wieder in Frieden un-
ter unserm Dache und in unsern Kreisen. Dir,
der Du sie noch lieber hast, sind ja alle Dinge
möglich, Abba ist es möglich! Abba, ist es mög-
lich! so wehre den tödtlichen Geschossen der Feinde
und laß vor den Geschossen der Unsern, wo sie
als Deine Streiter im heiligen Ernst sich damit
blicken lassen, Deine Schrecken hergehen. Wenn
Du auch über ihrer Etliche beschlossen hättest, daß
sie sterben sollen, -- Dein Wille geschehe! nur
daß Du dann dieser Sterbenden letzten Seufzer
zu Gnaden annehmest, und sie, die dafür fallen,
daß das Erdreich, was ihr irdisches Vaterland ist,
nicht des Schmuckes beraubt werde, in Recht und
Gerechtigkeit ein Abbild Deines Reiches zu sei,
aus Gnaden das ewige Vaterland erben lassen,
wo, um Jesu Willen, sie und wir für immer bei
Dir zu sein hoffen. Den Führern an ihrer Spitze
gib das volle Gefühl davon, das des Landes
Kleinod in ihre Hände gegeben, und salbe sie mit
Deiner Weisheit und Muth und Kraft, -- auf
die Untergebenen sende herab den Geist des Ge-
horsams und der Zucht, -- dem ganzen Lande
bewahre Ausdauer und Treue im Festhalten an
dem in Deinem Namen Begonnenen, daß, wenn
das Heer nicht sein Blut, das Land nicht sein
Gut achtet, um Alles wohl auszurichten und das
Feld zu behaupten.

Deutschland.

Stuttgart, 3. August. Auf die Adresse der
bürgerlichen Collegien in Eßlingen an Se. Maj.
den König wegen des dänisch=preußischen Friedens
ist denselben folgendes Schreiben des Departe-
mentschefs des Jnnern zugegangen: Die bürger-
lichen Collegien der Stadt Eßlingen haben in ei-
ner an Se. Maj. den König gerichteten unterthä-
nigsten Eingabe Höchstdenselben die Bitte vorge-
tragen, auf die Nichtgenehmigung des zwischen
der Krone Preußen im Namen des übrigen Deutsch-
lands mit dem Königreich Dänemark hinsichtlich
[Spaltenumbruch] der Herzogthümer Schleswig=Holstein vorläufig
geschlossenen Friedens, und auf die schleunigste
Gewährung thätiger Hilfe in dem von Schleswig-
Holstein für Deutschland geführten Kampfe hin-
zuwirken. Hierauf haben Se. kgl. Majestät den
Unterzeichneten beauftragt, den bürgerlichen Colle-
gien von Eßlingen zu eröffnen, daß dieselben aus
der Art und Weise, wie Se. Majestät sich gegen
den Ausschuß der Landesversammlung ausgespro-
chen haben, entnommen haben werden, wie Höchst-
dieselben diese wichtige vaterländische Angelegenheit
in reifliche Erwägung ziehen, und das wohlver-
standene Jnteresse des größeren und engeren Va-
terlandes auf das Gewissenhafteste prüfen werden;
daß aber Höchstdieselben ebendeßhalb sich beglau-
bigen, die bürgerlichen Collegien von Eßlingen
hätten durchaus keine Veranlassung zu obiger ganz
außerhalb ihrer Amts= und Berufsthätigkeit lie-
genden Bitte gehabt. Jndem der Unterzeichnete
diesen höchsten Auftrag vollzieht, hat er die Ehre
zu verharren. Stuttgart, den 2. August 1850.
Der Departementschef des Jnnern: Linden. --
Erhaltener Nachricht zufolge werden fernere ähn-
liche Adressen in gleicher Weise beantwortet wer-
den.

   

Stuttgart, 6. August. Abends. Der No-
tenkrieg zwischen Regierung und Ausschuß der
Landesversammlung hat heute durch nachfolgende
zwei k. Reskripte wieder einen neuen Zuwachs er-
halten, nach deren Jnhalt zu erwarten scheint,
daß die Regierung, über die seither verhandelten
Gegenstände wenigstens eine weitere Antwort zu
geben nicht geneigt ist: I. Wilhelm von Gottes
Gnaden, König von Württemberg. Liebe Ge-
treue! Nachdem ihr die in der Note eures Prä-
sidenten vom 24. v. M. gestellte Frage an Unser
Gesammtministerium mittelst weiterer Note eueres
Präsidenten vom 31. v. M. in einer näher moti-
virten Weise wiederholt habt, so finden Wir uns
bewogen, Uns nochmals in Folgendem gegen euch
auszusprechen. Es handelt sich keineswegs, wie
ihr sagt, von der Gefährdung aller seit zwei Jah-
ren erworbenen Rechte des Landes; dafür bürgt
wohl der stets bewiesene gesetzliche Sinn Unserer
Regierung und die von derselben zu erwartende
richtige Würdigung der wahren Bedürfnisse Unse-
res Volkes; vielmehr handelt es sich davon, für
das Gesammtvaterland endlich die Mittel zu fin-
den, seine Rechte und Pflichten üben zu können,
und dieß in einem Augenblicke, welcher schon um
der schweren Verwicklungen willen, die aus dem
preußisch=dänischen Frieden für Deutschland im
Ganzen oder für einzelne Theile desselben hervor-
gehen können, ein völkerrechtlich anerkanntes Or-
gan für Ausübung seiner Rechte und Pflichten
dringender als je erheischt; wie denn überhaupt
Niemand entgehen wird, daß eine längere Aus-
dauer des bisherigen unentschiedenen Zustandes un-
möglich ist, wenn nicht die wichtigsten Jnteressen
Deutschlands preisgegeben werden sollen. Jn die-
sem Bestreben, welches unter der nothwendigen
Bemessung der gegebenen Verhältnisse zu verfol-
gen ist, sollten Wir Uns der Unterstützung aller
Derjenigen versichert halten dürfen, welchen es
wahrhaft um das Wohl des größeren und enge-
ren Vaterlandes zu thun ist, um Unser Volk
nicht den Gefahren ausgesetzt zu sehen, von wel-
chen Unser Reskript vom 29. v. M. zu sprechen
nicht umhin konnte. -- Ueber den Weg, wie je-
nes Ziel zu erreichen sei, haben Wir Uns bis
jetzt noch nicht zu äußern; Wir halten dieß sogar
dann noch nicht zu thun, wenn euere Voraussetz-
ung zuträfe, daß der von euch gleichfalls für ge-
fährdet erachtete §. 85 der Verfassungsurkunde
hier zur Sprache komme; denn selbst in diesem
Falle hatten Wir nach § 86 der Verfassungsur-
kunde die Landesvertretung von Unseren Schritten
erst in Kenntniß zu setzen, sobald die Umstände
es erlauben, was bis jetzt noch nicht der Fall
war. Nach Unserer festen Ueberzeugung ist aber
nicht der § 85, sondern der § 3 der Verfassungs-
Urkunde für unser Verfahren in gegenwärtiger
Frage maßgebend, da Wir nicht mit „ auswärti-
gen Staaten“, sondern mit den im deutschen Bunde
begriffenen Staaten verhandeln. Wie Wir schon

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[0002] gen Leitung des Obersten v. Wissel sich mit größ- ter Auszeichnung geschlagen. Unter den Batterie- chefs haben sich der Hauptmann Gleim und der getödtete Hauptmann Kruse besonders ausgezeich- net. Die Cavallerie hat, wo sie Gelegenheit hatte zu handeln, wie die Escadron, welche die letzte Attaque auf der Höhe von Jdstedt machte, gezeigt, daß sie, wo sie Terrain findet, das Beste leisten wird. Die Offiziere meines Stabes haben sich sämmtlich durch großen Eifer, unermüdliche Thä- tigkeit und Kaltblütigkeit ausgezeichnet. Der Chef des Stabes, Oberst v. d. Tann, zeigte sich, wie be- kannt ist, eben so umsichtig als entschlossen; er ist zu- gleich der tapferste Soldat. Major Wynecken, der Souschef des Stabes, ist ein eben so wissen- schaftlich gebildeter, wie tüchtiger und tapferer Of- fizier, und jeder Aufgabe gewachsen. Jch werde in einem Armeebefehl eine ganze Reihe der Tap- fern aus allen Graden nennen, welche sich beson- ders hervorgethan. Die öffentliche Anerkennung mit dem lohnenden eigenen Bewußtsein ist das Einzige, was wir bieten können, der edlen Gesin- nung aber, welche Alle beseelt, der schönste Lohn. Von weiteren Begebenheiten habe ich seit dem 27. Juli nichts von Bedeutung zu berichten. Zwei Escadronen unter dem Rittmeister v. Puttkammer machten am 29. eine Recognoscirung über die Sorge bis vor die Thore von Schleswig und griffen zwei feindliche Escadronen, welche ihnen entgegen kamen, rasch und entschlossen an, gingen aber später zurück, wie es in der Aufagbe lag, ohne vom Feinde verfolgt zu werden. Die Ar- mee hat sich erholt und ausgeruht, sie steht auf schleswig'schem Boden und erwartet mit Ungeduld die Erneuerung des Kampfes. Jn direkter und unmittelbarer Verbindung mit Rendsburg ist die Armee stärker, als sie bei Jdstedt war. Es könnte uns also nur eine zweite und eine dritte Schlacht vom schleswig'schen Boden vertreiben, und sie würden blutiger sein als die erste. Hauptquartier Rendsburg, den 4. August 1850. Der comman- dirende General. ( gez. ) v. Willisen. Rendsburg, 4. August. Heinrich v. Gagern ist mit dem Range als Major in die schleswig- holsteinische Armee eingetreten und vorläufig dem Generalstab aggregirt worden. ( H. N. ) Berlin, 4. August. Gestern sind 600 aus- gediente preuß. Militärs, welche sich nach Schles- wig=Holstein begeben, durch Berlin passirt. ( H. N. ) Berlin, 6. August. Als die dänische Caval- lerie im Carriere die grade Straße von Ober- Stolk durchschnitt, um sie zu säubern, warfen sich die jungen holsteinischen Jäger auf die Erde, standen wieder auf, empfingen die im Trabe rück- kehrende Cavallerie mit einem mörderischen Feuer und stachen die Pferde todt. Bei dieser Gele- genheit kam auch der dänische Generalstab in das Dorf und in's Büchsenfeuer, und hier wurde der General von Schleppegrell tödtlich verwundet. Es ist also eine offenbare feindliche Erdichtung, daß Bauern ihn ermordet haben, aber diese Erdichtung wird benutzt, um reiche Bauern gefangen fortzuführen! Man kennt sogar im hol- steinischen Heer den Namen des Jägers, der den tödtlichen Schuß auf den General v. Schleppe- grell führte. ( Berl. N. ) Hamburg, 7. August. General v. Willisen erklärt, daß die in seiner Gewalt befindlichen 500 dänischen Gefangenen verantwortlich seien für das, was den schleswigischen Angehörigen durch die Dänen geschehe. -- Auf der „Gefion“ weht die die preußische Flagge; der Befehlshaber derselben hat die dänische Aufforderung zur Uebergabe ener- gisch beantwortet. Aus dem Kirchengebet, welches auf Anordnung der Statthalterschaft seit dem Ausbruch der Feind- seligkeiten von den Kanzeln verlesen wird, theilen wir folgende Stelle mit: Dafür, Heiliger in der Höhe! dafür wagen wir, Dich zum Zeugen zu rufen, daß es nicht Aufruhr und Empörung ist, worin unser Land zum Schwerte gegriffen hat und jetzt greift, sondern daß wir damit ganz al- lein, weil kein Richter auf Erden den Streit zwi- schen unserem Volk und dem, was uns anwohnt, hat schlichten können oder wollen, und weil kein Ende des Zwistes auf anderem Wege zu finden gewesen ist, die Entscheidung in Deine Hand, Kö- nig aller Könige und Herr aller Herren, zu legen begehren. Jn Deinem Worte steht geschrieben: Und stirbt kaum Jemand um des Rechtes willen ( Rom. 5, 7 ) . Siehe, Herr! unsere Söhne, wir Alle, wenn Du es forderst, sind bereit, darum zu sterben, denn -- das sind wir getrosten Muthes, vor Himmel und Erde zu bezeugen -- blos da- mit das Recht nicht gebeugt, oder gar, wie wir es erlebten, das Land und Deine christliche Kirche mit Füßen getreten, damit die Bande der Zucht nicht gar gelöst, Deine heiligsten Ordnungen nicht vollends in Unordnung verkehrt bleiben, ist unser Heer jetzt in den Streit gezogen. O Du! der Du in heil. Schrift das Wort hast verzeichnen lassen: Recht muß doch Recht bleiben ( Ps. 94, 15 ) , zeuch nun du, als der Heerschaaren Herr, allmächtig diesem Heere voran! erfülle, was zu jenem Worte als Deine Verheißung der Glaube umklammert hat: dem Recht werden alle frommen Herzen zufallen, zuerst an dem Herrscher, der, un- serer Gegner König, aber auch unser Fürst ist, für den wir deßhalb nicht ablassen, dem Apostel- gebot gehorsam, besondere Fürbitte zu thun, er- fülle, erfülle an ihm solche Zusage dahin, daß sein Herz das erste unserem Recht zufallende werde, und wenn dies, dann Allmächtiger! zeuch ihn mit Macht an, daß er kann, was er dann wollen wird; erfülle sie gleicherweise an allen Machtha- bern auf allen ihren Thronen; an unsern Feinden und Abgewandten, welchen wir vergeben, was sie wider uns lästern und zu thun gedenken, und wis- sen nicht, was sie thun, daß sie erleuchtete Augen empfangen, zu sehen, was wir begehren; an un- sern Freunden und Zugewandten, daß sie nicht müde werden, uns zur Seite zu treten mit der Kraft ihrer Gebete, mit Rath u. 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Wenn Du auch über ihrer Etliche beschlossen hättest, daß sie sterben sollen, -- Dein Wille geschehe! nur daß Du dann dieser Sterbenden letzten Seufzer zu Gnaden annehmest, und sie, die dafür fallen, daß das Erdreich, was ihr irdisches Vaterland ist, nicht des Schmuckes beraubt werde, in Recht und Gerechtigkeit ein Abbild Deines Reiches zu sei, aus Gnaden das ewige Vaterland erben lassen, wo, um Jesu Willen, sie und wir für immer bei Dir zu sein hoffen. Den Führern an ihrer Spitze gib das volle Gefühl davon, das des Landes Kleinod in ihre Hände gegeben, und salbe sie mit Deiner Weisheit und Muth und Kraft, -- auf die Untergebenen sende herab den Geist des Ge- horsams und der Zucht, -- dem ganzen Lande bewahre Ausdauer und Treue im Festhalten an dem in Deinem Namen Begonnenen, daß, wenn das Heer nicht sein Blut, das Land nicht sein Gut achtet, um Alles wohl auszurichten und das Feld zu behaupten. Deutschland. Stuttgart, 3. August. 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Es handelt sich keineswegs, wie ihr sagt, von der Gefährdung aller seit zwei Jah- ren erworbenen Rechte des Landes; dafür bürgt wohl der stets bewiesene gesetzliche Sinn Unserer Regierung und die von derselben zu erwartende richtige Würdigung der wahren Bedürfnisse Unse- res Volkes; vielmehr handelt es sich davon, für das Gesammtvaterland endlich die Mittel zu fin- den, seine Rechte und Pflichten üben zu können, und dieß in einem Augenblicke, welcher schon um der schweren Verwicklungen willen, die aus dem preußisch=dänischen Frieden für Deutschland im Ganzen oder für einzelne Theile desselben hervor- gehen können, ein völkerrechtlich anerkanntes Or- gan für Ausübung seiner Rechte und Pflichten dringender als je erheischt; wie denn überhaupt Niemand entgehen wird, daß eine längere Aus- dauer des bisherigen unentschiedenen Zustandes un- möglich ist, wenn nicht die wichtigsten Jnteressen Deutschlands preisgegeben werden sollen. Jn die- sem Bestreben, welches unter der nothwendigen Bemessung der gegebenen Verhältnisse zu verfol- gen ist, sollten Wir Uns der Unterstützung aller Derjenigen versichert halten dürfen, welchen es wahrhaft um das Wohl des größeren und enge- ren Vaterlandes zu thun ist, um Unser Volk nicht den Gefahren ausgesetzt zu sehen, von wel- chen Unser Reskript vom 29. v. M. zu sprechen nicht umhin konnte. -- Ueber den Weg, wie je- nes Ziel zu erreichen sei, haben Wir Uns bis jetzt noch nicht zu äußern; Wir halten dieß sogar dann noch nicht zu thun, wenn euere Voraussetz- ung zuträfe, daß der von euch gleichfalls für ge- fährdet erachtete §. 85 der Verfassungsurkunde hier zur Sprache komme; denn selbst in diesem Falle hatten Wir nach § 86 der Verfassungsur- kunde die Landesvertretung von Unseren Schritten erst in Kenntniß zu setzen, sobald die Umstände es erlauben, was bis jetzt noch nicht der Fall war. Nach Unserer festen Ueberzeugung ist aber nicht der § 85, sondern der § 3 der Verfassungs- Urkunde für unser Verfahren in gegenwärtiger Frage maßgebend, da Wir nicht mit „ auswärti- gen Staaten“, sondern mit den im deutschen Bunde begriffenen Staaten verhandeln. Wie Wir schon

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 190. Würzburg, 9. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische190_1850/2>, abgerufen am 25.04.2024.