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Die Bayerische Presse. Nr. 179. Würzburg, 27. Juli 1850.

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[Spaltenumbruch] machen, nachdem sie in der Unions=Angelegenheit
eine so schmähliche Niederlage erlitten. Dabei ist
sie so naiv, alle Diejenigen, welche Geld für
Schleswig=Holstein spenden, zu ihrer Partei zu
zählen, indem sie die Unterstützer der Schleswig-
Holsteiner kurzweg die "deutsche Partei" nennt.
Dieser naive Jrrthum wird den Gothaern jetzt
jeden Tag vor die Seele geführt.

Karlsruhe, 24. Juli. Eine dieser Tage er-
gangene Verfügung des Polizeiamts der Residenz
bestimmt, daß in Zukunft die Ballen der hiesigen
Buchhändler nur in Beisein eines Polizeicommis-
särs geöffnet werden dürfen, zu welchem Zwecke
jedesmal nach Ankunft eines Bücherballens die
entsprechende Anzeige bei gedachter Stelle zu ma-
chen ist.

Stuttgart, 24. Juli. Der engere Ausschuß
der Landesversammlung hält heute eine Sitzung
wegen zweier ihm gestern vom k. Gesammtmini-
sterium zugegangenen k. Rescripte in Betreff des
Zusammentritts des vollen Ausschusses und Vol-
lendung der Berathung eines neuen Verfassungs-
Entwurfs, so wie in Beziehung auf seine Erklä-
rung über den Friedensvertrag zwischen Preußen
und Dänemark. Jm ersteren dieser k. Reseripte
wird die von dem Ausschusse behauptete Befugniß
zur Berufung des weiteren Ausschusses ohne vor-
gängige Anzeige an die Regierung, und noch mehr
die Befugniß zu einer Verfassungsberathung be-
stritten und dies rechtlich ausgeführt. Das zweite
Rescript lautet wörtlich, wie folgt: " Wilhelm,
von Gottes Gnaden König von Württemberg ec.
Liebe Getreue! Die Mittheilung eures Präsidiums
vom 11. d. M. an Unser Gesammtministerium,
wonach ihr aus Anlaß einer in der "A. allg. Z."
vom 10. d. M. enthaltenen, übrigens ungenauen
Veröffentlichung über den von der k. preuß. Re-
gierung in ihrem Namen und im Namen des deut-
schen Bundes abgeschlossenen Friedensvertrag mit
Dänemark "die zuversichtliche Erwartung" aus-
sprecht, daß Wir diesem Friedensvertrag Unsere
Zustimmung nicht ertheilen, und die Sache Schles-
wig=Holsteins fortwährend als allgemeine deutsche
Sache bei den übrigen Regierungen geltend ma-
chen werden, ist Uns von Unserem Gesammtmini-
sterium vorgelegt worden. Wir können euch Un-
ser gerechtes Befremden über die Art, wie ihr in
dieser Eingabe gegenüber Unserer Regierung auf-
tretet, nicht bergen. -- Während die wichtige
vaterländische Angelegenheit, von welcher es in
diesem Falle sich handelt, die reiflichste, auf sichere
und vollständige Kenntniß des Thatbestandes ge-
gründete Erwägung erfordert, und Wir das Ver-
trauen ansprechen dürfen, daß Wir bei der Uns
in derselben zukommenden Entschließung das wohl-
verstandene Jnteresse des großeren und engern
Vaterlandes auf das Gewissenhafteste erwagen
werden, so muß eure Kundgebung in dieser Sache,
in welcher Unsere Regierung noch in keiner Weise
gehandelt hat, ja gar nicht einmal zu handeln in
der Lage gewesen ist, hiernach und im Zusammen-
halt mit den Vorschriften der §§. 187 und 188
der Verfassungsurkunde, welche die Grenzen eures
Wirkungskreises bezeichnen, zum wenigsten als
eine sehr voreilige erscheinen. Dazu kommt aber,
daß ihr in euerer so bezeichneten Erklärung nicht
sowohl eine Bitte ausgebracht, als vielmehr durch
die von euch gewählte Form geradezu eine Richt-
schnur für das in dieser Angelegenheit einzuhal-
tende Verfahren vorzuzeichnen versucht, und da-
durch damit eine Befugniß euch angemaßt habt,
welche Wir im Hinblick auf die klare Bestimm-
ung des 85 der Verfassungsurkunde als einen
Eingriff in Unsere verfassungsmäßigen Rechte mit
Entschiedenheit zurückzuweisen Uns veranlaßt sehen.
Jndem Wir euch dieses eröffnen, verbleiben Wir
euch im Uebrigen mit Unserer königl. Huld stets
wohl beigethan.

Stuttgart, 25. Juli. Der Staatsanzeiger
enthält ein K. Reskript für den Ausschuß der Lan-
desversammlung in Bezug auf dessen vollen Zu-
[Spaltenumbruch] sammentritt zur Vollendung der Berathung eines
neuen Verfassungsentwurfs. Jn dieser Hinsicht
werden dem Ausschuß Verweise über seine Be-
fugnißüberschreitung ertheilt, und er auf seine
gesetz= und verfassungsmäßige Wirksamkeit hinge-
wiesen.

Mainz, 25. Juli. Heute fand die feierliche
Consecration Unseres hochwürdigsten Bischofs, Frei-
herrn Wilhelm v. Ketteler, im hohen Dome
Statt und zwar vollzogen durch den Metropoliten
der oberrheinischen Kirchenprovinz -- den hochw.
Erzbischof von Freiburg --, während die Bischöfe
von Fulda und Limburg assistirten. Außerdem war
noch der Hr. Bischof von Rottenburg zugegen, so
daß unser Dom das seltene Schauspiel genoß, alle
Bischöfe unserer Kirchenprovinz an Einem Altare
vereinigt zu sehen. Die Feierlichkeit begann um
9 Uhr und gegen 11 Uhr durchschritt Bischof
Wilhelm, bekleidet mit allen Zeichen seiner
hohen Würde und geleitet von den Bischöfen von
Limburg und Fulda, die gedrängten Reihen des
versammelten Volks, unmittelbar darauf vom
Stiftsaltare aus zum Erstenmal den bischöflichen
Segen ertheilend. Nachdem hierauf das Tedeum
gesungen und alle die Hunderte der anwesenden
Priester dem neuen Oberhirten ihre Huldigung dar-
gebracht, bestieg der hochw. Bischof von Limburg
gegen11 1 / 2 Uhr die Domkanzel, um in einer
ausgezeichneten Predigt die Mainzer Diocesanen
der Bedeutung des hohen Festes gemäs noch be-
sonders zu erbauen und zu ermuntern, woran sich
unmittelbar eine gleichfalls von der Kanzel herab
gerichtete Ansprache unseres hochw. Bischofs reihte,
von der wir hier nur andeuten wollen, daß die-
selbe ebenso wie die Predigt des Hrn. Bischofs
von Limburg den gewaltigsten, ergreifendsten Ein-
druck auf die Versammelten aller Stände hervor-
brachte. Um 1 Uhr war die Feierlichkeit beendet
und es verließen die hochw. Bischöfe, geleitet vom
Clerus, die Kathedrale. Die Haltung des über-
aus zahlreich versammelten Volks war eine höchst
ehrerbietige, theilnehmende und audachtsvolle. Heute
Nachmittag findet im bischöflichen Seminarium ein
Festessen und um 9 Uhr Abends ein solenner Fa-
ckelzug Statt.

   

Wien, 21. Juli. Berichte von der Elbe mel-
den: Nach einer neuesten Verfügung des Kriegs-
ministeriums wird in der Gegend von Leitmeritz
am linken Elbenufer ein verschanztes Lager für
80,000 Mann errichtet werden, zu dessen voll-
kommener Ausrüstung 8 Mill. Gulden verwendet
werden sollen. Das Lager wird durch Brücken
mit den nahen Festungen verbunden. Jngenieur-
Offiziere befinden sich bereits am Standort, um
die Ausmessungen vorzunehmen.

Wien, 21. Juli. Aus Frankfurt wird dem
O. Korrespondenten vom 17. d. geschrieben: Froh-
locken strahlt auf den Gesichtern unserer Wider-
sacher, ihr Ziel ist erreicht, und die That gesche-
hen, welche das Bundesrecht entzweireißt. Die
badischen Truppen sind abgeführt nach Preußen,
den Rhein hinab, an Mainz vorbei, einer Bun-
desfestung und unter den Augen einer österreichi-
schen Besatzung. Wir aber, die wir es mit Deutsch-
land, dem ungetheilten, wohl meinten, und Hoff-
nung hegten, daß das Bundesrecht wieder zu
Kraft und Geltung kommen würde, wir sind be-
stürzt und verhehlen es nicht, daß uns ein schwe-
rer Schlag betroffen. Nicht der wenigen Ba-
taillone wegen, um welche Preußen jetzt stärker
wird, sind wir voll Besorgniß, nein, des gewal-
tigen Eindrucks halber, den dieser kühne Griff
auf die Gemüther des deutschen Volkes und auf
dessen Rechtsbewußtsein üben wird. Die Bundes-
kriegsverfassung verbietet mit den klärsten Worten
die Vereinigung badischer Truppen mit preußischen,
es gestattet nicht einmal einen Schein von Su-
prematie eines Bundesstaates über den andern;
Oesterreich protestirte gegen den Ausmarsch, weil
bundeswidrig; die anliegenden Staaten, so wie
Hannover thun ein Gleiches, und trotz alle dem
beharrt Preußen, oder wie man vorzuschutzen sucht,
das badische Ministerium auf seinem unheilvollen
Entschlusse, und führt ihn unter der höhnenden
Ausrede durch, in Baden sei kein Platz mehr für
[Spaltenumbruch] die Kinder des Landes! Wenn in solcher Weise
das Bundesrecht verletzt werden darf, dann, wahr-
lich, ist auch noch mehr erlaubt, und es ist schwer
abzusehen, wozu es nützen soll, daß die andern
deutschen Staaten unlängst in Frankfurt zusam-
mengetreten sind, um die Bundesverfassung wie-
der aufzurichten! Während hier berathen wird, ob
und in welcher Weise das Plenum in den enge-
ren Rath umzugestalten sei, geht Preußen unbe-
hindert auf dem Wege der Thatsachen weiter und
fügt dem Unionswerke den Anfang der Verwirk-
lichung seiner von allen Seiten angefochtenen Mi-
litärkonventionen bei. Jst der Ausmarsch der Ba-
dener erst vollendet, und dieß wird in wenigen
Tagen der Fall sein, dann kommen Braunschweig
und Mecklenburg an die Reihe; bereits sammelt
sich zu diesem Behufe in Mecklenburg das aus
Holstein rückkehrende Heer zu einem Observati-
onskorps. Mit den thüringischen Herzogthümern,
deren Bataillone großentheils jetzt schon von preuß.
Offizieren kommandirt werden, braucht man dann
um so weniger Komplimente zu machen, als durch
die unbehinderte Abführung der Badener in den
Augen der Menge, im Volke wie bei den Regie-
rungen, der thatsächliche Beweis geliefert ist oder
wenigstens geliefert zu sein scheint, daß die groß-
deutschen Staaten entweder die Macht oder den
Willen nicht haben, ihren Einsprüchen Nachdruck
und Folge zu geben. Hier ist der Punkt, um
den es sich vor Allem handelt, und, nehmen Sie
es einem treuen Anhänger des alten Kaiserhauses
nicht übel, Oesterreichs Einfluß in Deutschland
ist durch diese Abführung schwer kompromittirt,
und ein rasches und entschiedenes Auftreten thut
Noth, wenn weiteren noch schlimmeren Folgen
vorgebeugt werden soll. Die Umwandlung der
hiesigen Plenarversammlung in den engeren Bun-
desrath, wie er letzten Montag nach längeren
Verhandlungen beantragt, und wenn auch noch
nicht formell beschlossen, doch einstimmig gut ge-
heißen wurde, möchte schwerlich hinreichen, dem
thatsächlichen Vorgehen Preußens ein reelles Hin-
derniß in den Weg zu legen. Thaten verlangen
Thaten, wenn die Sache wieder in das Gleichge-
wicht gebracht, und der verlorne Boden zurückge-
wonnen werden soll; so viel sich Preußen erlaubt,
so viel steht auch den andern Staaten zu, und
da sie auf dem Boden des Rechtes stehen, noch
weit mehr; es braucht darum noch keineswegs in
die Posaune des Kriegs gestoßen zu werden, wenn
gleich die Aussichten leider düster genug sind.

Wien, 22. Juli. Aus Berlin wird dem O.
Korrespondenten vom 20. d. geschrieben: "Die
Gerüchte von bald bevorstehenden Aenderungen im
Ministerium wiederholen sich seit einigen Tagen
mit wachsender Bestimmtheit. Zuverlässig ist, daß
der Finanzminister, dessen Ausscheiden schon längst
angekündigt ward, jetzt, wie es heißt aus Ge-
sundheitsrücksichten, um seine Entlassung nachge-
sucht hat. Bis jetzt ist auf das Gesuch noch
keine Entscheidung getroffen worden; es unterliegt
aber keinem Zweifel, daß Hrn. v. Rabe der Ab-
schied bewilligt werden wird, indem man Aende-
rungen in der Verwaltung der Bank und der
Seehandlung beabsichtigt, denen der Minister seit-
her hemmend entgegentraten. Auch der Abgang
des Handelsministers soll nicht unwahrscheinlich
sein, wenngleich Hr. v. d. Heydt bis jetzt wenig
Neigung gezeigt hat, sein Portefeuille niederzule-
gen. Der entschiedene Widerstand, der im Lande
gegen die handelspolitischen Grundsätze dieses Mi-
nisters hervortritt, hat an höchster Stelle Bedenk-
lichkeiten erregt. Allem Anschein nach steht eine
baldige Rückkehr zu den gegenwärtig in Schatten
gestellten Prinzipien der altpreußischen Handelspo-
litik in Aussicht. Der Minister des Jnnern soll
seit einiger Zeit mißmuthig darüber sein, daß der
Gang der Dinge eine so konträre Wendung nimmt.
Er empfindet es schwer, daß immer neue Schwie-
rigkeiten auftauchen, sobald ein Hemmniß aus dem
Wege geräumt zu sein scheint. Uns kann das
nicht weiter Wunder nehmen bei einer grundsätz-
lich falschen Politik, die noch dazu nicht den Muth
der Konsequenz, oder nicht das Geschick erfolg-
reicher Durchführung besitzt. So ist es nach Au-

[Spaltenumbruch] machen, nachdem sie in der Unions=Angelegenheit
eine so schmähliche Niederlage erlitten. Dabei ist
sie so naiv, alle Diejenigen, welche Geld für
Schleswig=Holstein spenden, zu ihrer Partei zu
zählen, indem sie die Unterstützer der Schleswig-
Holsteiner kurzweg die „deutsche Partei“ nennt.
Dieser naive Jrrthum wird den Gothaern jetzt
jeden Tag vor die Seele geführt.

Karlsruhe, 24. Juli. Eine dieser Tage er-
gangene Verfügung des Polizeiamts der Residenz
bestimmt, daß in Zukunft die Ballen der hiesigen
Buchhändler nur in Beisein eines Polizeicommis-
särs geöffnet werden dürfen, zu welchem Zwecke
jedesmal nach Ankunft eines Bücherballens die
entsprechende Anzeige bei gedachter Stelle zu ma-
chen ist.

Stuttgart, 24. Juli. Der engere Ausschuß
der Landesversammlung hält heute eine Sitzung
wegen zweier ihm gestern vom k. Gesammtmini-
sterium zugegangenen k. Rescripte in Betreff des
Zusammentritts des vollen Ausschusses und Vol-
lendung der Berathung eines neuen Verfassungs-
Entwurfs, so wie in Beziehung auf seine Erklä-
rung über den Friedensvertrag zwischen Preußen
und Dänemark. Jm ersteren dieser k. Reseripte
wird die von dem Ausschusse behauptete Befugniß
zur Berufung des weiteren Ausschusses ohne vor-
gängige Anzeige an die Regierung, und noch mehr
die Befugniß zu einer Verfassungsberathung be-
stritten und dies rechtlich ausgeführt. Das zweite
Rescript lautet wörtlich, wie folgt: „ Wilhelm,
von Gottes Gnaden König von Württemberg ec.
Liebe Getreue! Die Mittheilung eures Präsidiums
vom 11. d. M. an Unser Gesammtministerium,
wonach ihr aus Anlaß einer in der „A. allg. Z.“
vom 10. d. M. enthaltenen, übrigens ungenauen
Veröffentlichung über den von der k. preuß. Re-
gierung in ihrem Namen und im Namen des deut-
schen Bundes abgeschlossenen Friedensvertrag mit
Dänemark „die zuversichtliche Erwartung“ aus-
sprecht, daß Wir diesem Friedensvertrag Unsere
Zustimmung nicht ertheilen, und die Sache Schles-
wig=Holsteins fortwährend als allgemeine deutsche
Sache bei den übrigen Regierungen geltend ma-
chen werden, ist Uns von Unserem Gesammtmini-
sterium vorgelegt worden. Wir können euch Un-
ser gerechtes Befremden über die Art, wie ihr in
dieser Eingabe gegenüber Unserer Regierung auf-
tretet, nicht bergen. -- Während die wichtige
vaterländische Angelegenheit, von welcher es in
diesem Falle sich handelt, die reiflichste, auf sichere
und vollständige Kenntniß des Thatbestandes ge-
gründete Erwägung erfordert, und Wir das Ver-
trauen ansprechen dürfen, daß Wir bei der Uns
in derselben zukommenden Entschließung das wohl-
verstandene Jnteresse des großeren und engern
Vaterlandes auf das Gewissenhafteste erwagen
werden, so muß eure Kundgebung in dieser Sache,
in welcher Unsere Regierung noch in keiner Weise
gehandelt hat, ja gar nicht einmal zu handeln in
der Lage gewesen ist, hiernach und im Zusammen-
halt mit den Vorschriften der §§. 187 und 188
der Verfassungsurkunde, welche die Grenzen eures
Wirkungskreises bezeichnen, zum wenigsten als
eine sehr voreilige erscheinen. Dazu kommt aber,
daß ihr in euerer so bezeichneten Erklärung nicht
sowohl eine Bitte ausgebracht, als vielmehr durch
die von euch gewählte Form geradezu eine Richt-
schnur für das in dieser Angelegenheit einzuhal-
tende Verfahren vorzuzeichnen versucht, und da-
durch damit eine Befugniß euch angemaßt habt,
welche Wir im Hinblick auf die klare Bestimm-
ung des 85 der Verfassungsurkunde als einen
Eingriff in Unsere verfassungsmäßigen Rechte mit
Entschiedenheit zurückzuweisen Uns veranlaßt sehen.
Jndem Wir euch dieses eröffnen, verbleiben Wir
euch im Uebrigen mit Unserer königl. Huld stets
wohl beigethan.

Stuttgart, 25. Juli. Der Staatsanzeiger
enthält ein K. Reskript für den Ausschuß der Lan-
desversammlung in Bezug auf dessen vollen Zu-
[Spaltenumbruch] sammentritt zur Vollendung der Berathung eines
neuen Verfassungsentwurfs. Jn dieser Hinsicht
werden dem Ausschuß Verweise über seine Be-
fugnißüberschreitung ertheilt, und er auf seine
gesetz= und verfassungsmäßige Wirksamkeit hinge-
wiesen.

Mainz, 25. Juli. Heute fand die feierliche
Consecration Unseres hochwürdigsten Bischofs, Frei-
herrn Wilhelm v. Ketteler, im hohen Dome
Statt und zwar vollzogen durch den Metropoliten
der oberrheinischen Kirchenprovinz -- den hochw.
Erzbischof von Freiburg --, während die Bischöfe
von Fulda und Limburg assistirten. Außerdem war
noch der Hr. Bischof von Rottenburg zugegen, so
daß unser Dom das seltene Schauspiel genoß, alle
Bischöfe unserer Kirchenprovinz an Einem Altare
vereinigt zu sehen. Die Feierlichkeit begann um
9 Uhr und gegen 11 Uhr durchschritt Bischof
Wilhelm, bekleidet mit allen Zeichen seiner
hohen Würde und geleitet von den Bischöfen von
Limburg und Fulda, die gedrängten Reihen des
versammelten Volks, unmittelbar darauf vom
Stiftsaltare aus zum Erstenmal den bischöflichen
Segen ertheilend. Nachdem hierauf das Tedeum
gesungen und alle die Hunderte der anwesenden
Priester dem neuen Oberhirten ihre Huldigung dar-
gebracht, bestieg der hochw. Bischof von Limburg
gegen11 1 / 2 Uhr die Domkanzel, um in einer
ausgezeichneten Predigt die Mainzer Diocesanen
der Bedeutung des hohen Festes gemäs noch be-
sonders zu erbauen und zu ermuntern, woran sich
unmittelbar eine gleichfalls von der Kanzel herab
gerichtete Ansprache unseres hochw. Bischofs reihte,
von der wir hier nur andeuten wollen, daß die-
selbe ebenso wie die Predigt des Hrn. Bischofs
von Limburg den gewaltigsten, ergreifendsten Ein-
druck auf die Versammelten aller Stände hervor-
brachte. Um 1 Uhr war die Feierlichkeit beendet
und es verließen die hochw. Bischöfe, geleitet vom
Clerus, die Kathedrale. Die Haltung des über-
aus zahlreich versammelten Volks war eine höchst
ehrerbietige, theilnehmende und audachtsvolle. Heute
Nachmittag findet im bischöflichen Seminarium ein
Festessen und um 9 Uhr Abends ein solenner Fa-
ckelzug Statt.

   

Wien, 21. Juli. Berichte von der Elbe mel-
den: Nach einer neuesten Verfügung des Kriegs-
ministeriums wird in der Gegend von Leitmeritz
am linken Elbenufer ein verschanztes Lager für
80,000 Mann errichtet werden, zu dessen voll-
kommener Ausrüstung 8 Mill. Gulden verwendet
werden sollen. Das Lager wird durch Brücken
mit den nahen Festungen verbunden. Jngenieur-
Offiziere befinden sich bereits am Standort, um
die Ausmessungen vorzunehmen.

Wien, 21. Juli. Aus Frankfurt wird dem
O. Korrespondenten vom 17. d. geschrieben: Froh-
locken strahlt auf den Gesichtern unserer Wider-
sacher, ihr Ziel ist erreicht, und die That gesche-
hen, welche das Bundesrecht entzweireißt. Die
badischen Truppen sind abgeführt nach Preußen,
den Rhein hinab, an Mainz vorbei, einer Bun-
desfestung und unter den Augen einer österreichi-
schen Besatzung. Wir aber, die wir es mit Deutsch-
land, dem ungetheilten, wohl meinten, und Hoff-
nung hegten, daß das Bundesrecht wieder zu
Kraft und Geltung kommen würde, wir sind be-
stürzt und verhehlen es nicht, daß uns ein schwe-
rer Schlag betroffen. Nicht der wenigen Ba-
taillone wegen, um welche Preußen jetzt stärker
wird, sind wir voll Besorgniß, nein, des gewal-
tigen Eindrucks halber, den dieser kühne Griff
auf die Gemüther des deutschen Volkes und auf
dessen Rechtsbewußtsein üben wird. Die Bundes-
kriegsverfassung verbietet mit den klärsten Worten
die Vereinigung badischer Truppen mit preußischen,
es gestattet nicht einmal einen Schein von Su-
prematie eines Bundesstaates über den andern;
Oesterreich protestirte gegen den Ausmarsch, weil
bundeswidrig; die anliegenden Staaten, so wie
Hannover thun ein Gleiches, und trotz alle dem
beharrt Preußen, oder wie man vorzuschutzen sucht,
das badische Ministerium auf seinem unheilvollen
Entschlusse, und führt ihn unter der höhnenden
Ausrede durch, in Baden sei kein Platz mehr für
[Spaltenumbruch] die Kinder des Landes! Wenn in solcher Weise
das Bundesrecht verletzt werden darf, dann, wahr-
lich, ist auch noch mehr erlaubt, und es ist schwer
abzusehen, wozu es nützen soll, daß die andern
deutschen Staaten unlängst in Frankfurt zusam-
mengetreten sind, um die Bundesverfassung wie-
der aufzurichten! Während hier berathen wird, ob
und in welcher Weise das Plenum in den enge-
ren Rath umzugestalten sei, geht Preußen unbe-
hindert auf dem Wege der Thatsachen weiter und
fügt dem Unionswerke den Anfang der Verwirk-
lichung seiner von allen Seiten angefochtenen Mi-
litärkonventionen bei. Jst der Ausmarsch der Ba-
dener erst vollendet, und dieß wird in wenigen
Tagen der Fall sein, dann kommen Braunschweig
und Mecklenburg an die Reihe; bereits sammelt
sich zu diesem Behufe in Mecklenburg das aus
Holstein rückkehrende Heer zu einem Observati-
onskorps. Mit den thüringischen Herzogthümern,
deren Bataillone großentheils jetzt schon von preuß.
Offizieren kommandirt werden, braucht man dann
um so weniger Komplimente zu machen, als durch
die unbehinderte Abführung der Badener in den
Augen der Menge, im Volke wie bei den Regie-
rungen, der thatsächliche Beweis geliefert ist oder
wenigstens geliefert zu sein scheint, daß die groß-
deutschen Staaten entweder die Macht oder den
Willen nicht haben, ihren Einsprüchen Nachdruck
und Folge zu geben. Hier ist der Punkt, um
den es sich vor Allem handelt, und, nehmen Sie
es einem treuen Anhänger des alten Kaiserhauses
nicht übel, Oesterreichs Einfluß in Deutschland
ist durch diese Abführung schwer kompromittirt,
und ein rasches und entschiedenes Auftreten thut
Noth, wenn weiteren noch schlimmeren Folgen
vorgebeugt werden soll. Die Umwandlung der
hiesigen Plenarversammlung in den engeren Bun-
desrath, wie er letzten Montag nach längeren
Verhandlungen beantragt, und wenn auch noch
nicht formell beschlossen, doch einstimmig gut ge-
heißen wurde, möchte schwerlich hinreichen, dem
thatsächlichen Vorgehen Preußens ein reelles Hin-
derniß in den Weg zu legen. Thaten verlangen
Thaten, wenn die Sache wieder in das Gleichge-
wicht gebracht, und der verlorne Boden zurückge-
wonnen werden soll; so viel sich Preußen erlaubt,
so viel steht auch den andern Staaten zu, und
da sie auf dem Boden des Rechtes stehen, noch
weit mehr; es braucht darum noch keineswegs in
die Posaune des Kriegs gestoßen zu werden, wenn
gleich die Aussichten leider düster genug sind.

Wien, 22. Juli. Aus Berlin wird dem O.
Korrespondenten vom 20. d. geschrieben: „Die
Gerüchte von bald bevorstehenden Aenderungen im
Ministerium wiederholen sich seit einigen Tagen
mit wachsender Bestimmtheit. Zuverlässig ist, daß
der Finanzminister, dessen Ausscheiden schon längst
angekündigt ward, jetzt, wie es heißt aus Ge-
sundheitsrücksichten, um seine Entlassung nachge-
sucht hat. Bis jetzt ist auf das Gesuch noch
keine Entscheidung getroffen worden; es unterliegt
aber keinem Zweifel, daß Hrn. v. Rabe der Ab-
schied bewilligt werden wird, indem man Aende-
rungen in der Verwaltung der Bank und der
Seehandlung beabsichtigt, denen der Minister seit-
her hemmend entgegentraten. Auch der Abgang
des Handelsministers soll nicht unwahrscheinlich
sein, wenngleich Hr. v. d. Heydt bis jetzt wenig
Neigung gezeigt hat, sein Portefeuille niederzule-
gen. Der entschiedene Widerstand, der im Lande
gegen die handelspolitischen Grundsätze dieses Mi-
nisters hervortritt, hat an höchster Stelle Bedenk-
lichkeiten erregt. Allem Anschein nach steht eine
baldige Rückkehr zu den gegenwärtig in Schatten
gestellten Prinzipien der altpreußischen Handelspo-
litik in Aussicht. Der Minister des Jnnern soll
seit einiger Zeit mißmuthig darüber sein, daß der
Gang der Dinge eine so konträre Wendung nimmt.
Er empfindet es schwer, daß immer neue Schwie-
rigkeiten auftauchen, sobald ein Hemmniß aus dem
Wege geräumt zu sein scheint. Uns kann das
nicht weiter Wunder nehmen bei einer grundsätz-
lich falschen Politik, die noch dazu nicht den Muth
der Konsequenz, oder nicht das Geschick erfolg-
reicher Durchführung besitzt. So ist es nach Au-

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[0002] machen, nachdem sie in der Unions=Angelegenheit eine so schmähliche Niederlage erlitten. Dabei ist sie so naiv, alle Diejenigen, welche Geld für Schleswig=Holstein spenden, zu ihrer Partei zu zählen, indem sie die Unterstützer der Schleswig- Holsteiner kurzweg die „deutsche Partei“ nennt. Dieser naive Jrrthum wird den Gothaern jetzt jeden Tag vor die Seele geführt. Karlsruhe, 24. Juli. Eine dieser Tage er- gangene Verfügung des Polizeiamts der Residenz bestimmt, daß in Zukunft die Ballen der hiesigen Buchhändler nur in Beisein eines Polizeicommis- särs geöffnet werden dürfen, zu welchem Zwecke jedesmal nach Ankunft eines Bücherballens die entsprechende Anzeige bei gedachter Stelle zu ma- chen ist. Stuttgart, 24. Juli. Der engere Ausschuß der Landesversammlung hält heute eine Sitzung wegen zweier ihm gestern vom k. Gesammtmini- sterium zugegangenen k. Rescripte in Betreff des Zusammentritts des vollen Ausschusses und Vol- lendung der Berathung eines neuen Verfassungs- Entwurfs, so wie in Beziehung auf seine Erklä- rung über den Friedensvertrag zwischen Preußen und Dänemark. Jm ersteren dieser k. Reseripte wird die von dem Ausschusse behauptete Befugniß zur Berufung des weiteren Ausschusses ohne vor- gängige Anzeige an die Regierung, und noch mehr die Befugniß zu einer Verfassungsberathung be- stritten und dies rechtlich ausgeführt. Das zweite Rescript lautet wörtlich, wie folgt: „ Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Württemberg ec. Liebe Getreue! Die Mittheilung eures Präsidiums vom 11. d. M. an Unser Gesammtministerium, wonach ihr aus Anlaß einer in der „A. allg. Z.“ vom 10. d. M. enthaltenen, übrigens ungenauen Veröffentlichung über den von der k. preuß. Re- gierung in ihrem Namen und im Namen des deut- schen Bundes abgeschlossenen Friedensvertrag mit Dänemark „die zuversichtliche Erwartung“ aus- sprecht, daß Wir diesem Friedensvertrag Unsere Zustimmung nicht ertheilen, und die Sache Schles- wig=Holsteins fortwährend als allgemeine deutsche Sache bei den übrigen Regierungen geltend ma- chen werden, ist Uns von Unserem Gesammtmini- sterium vorgelegt worden. Wir können euch Un- ser gerechtes Befremden über die Art, wie ihr in dieser Eingabe gegenüber Unserer Regierung auf- tretet, nicht bergen. -- Während die wichtige vaterländische Angelegenheit, von welcher es in diesem Falle sich handelt, die reiflichste, auf sichere und vollständige Kenntniß des Thatbestandes ge- gründete Erwägung erfordert, und Wir das Ver- trauen ansprechen dürfen, daß Wir bei der Uns in derselben zukommenden Entschließung das wohl- verstandene Jnteresse des großeren und engern Vaterlandes auf das Gewissenhafteste erwagen werden, so muß eure Kundgebung in dieser Sache, in welcher Unsere Regierung noch in keiner Weise gehandelt hat, ja gar nicht einmal zu handeln in der Lage gewesen ist, hiernach und im Zusammen- halt mit den Vorschriften der §§. 187 und 188 der Verfassungsurkunde, welche die Grenzen eures Wirkungskreises bezeichnen, zum wenigsten als eine sehr voreilige erscheinen. Dazu kommt aber, daß ihr in euerer so bezeichneten Erklärung nicht sowohl eine Bitte ausgebracht, als vielmehr durch die von euch gewählte Form geradezu eine Richt- schnur für das in dieser Angelegenheit einzuhal- tende Verfahren vorzuzeichnen versucht, und da- durch damit eine Befugniß euch angemaßt habt, welche Wir im Hinblick auf die klare Bestimm- ung des 85 der Verfassungsurkunde als einen Eingriff in Unsere verfassungsmäßigen Rechte mit Entschiedenheit zurückzuweisen Uns veranlaßt sehen. Jndem Wir euch dieses eröffnen, verbleiben Wir euch im Uebrigen mit Unserer königl. Huld stets wohl beigethan. Stuttgart, im königl. Gesammt- ministerium, den 23. Juli 1850. Auf Sr. königl. Majestät besondern Befehl: Miller. Linden. Knapp. Plessen. Stuttgart, 25. Juli. Der Staatsanzeiger enthält ein K. Reskript für den Ausschuß der Lan- desversammlung in Bezug auf dessen vollen Zu- sammentritt zur Vollendung der Berathung eines neuen Verfassungsentwurfs. Jn dieser Hinsicht werden dem Ausschuß Verweise über seine Be- fugnißüberschreitung ertheilt, und er auf seine gesetz= und verfassungsmäßige Wirksamkeit hinge- wiesen. Mainz, 25. Juli. Heute fand die feierliche Consecration Unseres hochwürdigsten Bischofs, Frei- herrn Wilhelm v. Ketteler, im hohen Dome Statt und zwar vollzogen durch den Metropoliten der oberrheinischen Kirchenprovinz -- den hochw. Erzbischof von Freiburg --, während die Bischöfe von Fulda und Limburg assistirten. Außerdem war noch der Hr. Bischof von Rottenburg zugegen, so daß unser Dom das seltene Schauspiel genoß, alle Bischöfe unserer Kirchenprovinz an Einem Altare vereinigt zu sehen. Die Feierlichkeit begann um 9 Uhr und gegen 11 Uhr durchschritt Bischof Wilhelm, bekleidet mit allen Zeichen seiner hohen Würde und geleitet von den Bischöfen von Limburg und Fulda, die gedrängten Reihen des versammelten Volks, unmittelbar darauf vom Stiftsaltare aus zum Erstenmal den bischöflichen Segen ertheilend. Nachdem hierauf das Tedeum gesungen und alle die Hunderte der anwesenden Priester dem neuen Oberhirten ihre Huldigung dar- gebracht, bestieg der hochw. Bischof von Limburg gegen11 1 / 2 Uhr die Domkanzel, um in einer ausgezeichneten Predigt die Mainzer Diocesanen der Bedeutung des hohen Festes gemäs noch be- sonders zu erbauen und zu ermuntern, woran sich unmittelbar eine gleichfalls von der Kanzel herab gerichtete Ansprache unseres hochw. Bischofs reihte, von der wir hier nur andeuten wollen, daß die- selbe ebenso wie die Predigt des Hrn. Bischofs von Limburg den gewaltigsten, ergreifendsten Ein- druck auf die Versammelten aller Stände hervor- brachte. Um 1 Uhr war die Feierlichkeit beendet und es verließen die hochw. Bischöfe, geleitet vom Clerus, die Kathedrale. Die Haltung des über- aus zahlreich versammelten Volks war eine höchst ehrerbietige, theilnehmende und audachtsvolle. Heute Nachmittag findet im bischöflichen Seminarium ein Festessen und um 9 Uhr Abends ein solenner Fa- ckelzug Statt. ( Mainz. J. ) Wien, 21. Juli. Berichte von der Elbe mel- den: Nach einer neuesten Verfügung des Kriegs- ministeriums wird in der Gegend von Leitmeritz am linken Elbenufer ein verschanztes Lager für 80,000 Mann errichtet werden, zu dessen voll- kommener Ausrüstung 8 Mill. Gulden verwendet werden sollen. Das Lager wird durch Brücken mit den nahen Festungen verbunden. Jngenieur- Offiziere befinden sich bereits am Standort, um die Ausmessungen vorzunehmen. ( N. B. ) Wien, 21. Juli. Aus Frankfurt wird dem O. Korrespondenten vom 17. d. geschrieben: Froh- locken strahlt auf den Gesichtern unserer Wider- sacher, ihr Ziel ist erreicht, und die That gesche- hen, welche das Bundesrecht entzweireißt. Die badischen Truppen sind abgeführt nach Preußen, den Rhein hinab, an Mainz vorbei, einer Bun- desfestung und unter den Augen einer österreichi- schen Besatzung. Wir aber, die wir es mit Deutsch- land, dem ungetheilten, wohl meinten, und Hoff- nung hegten, daß das Bundesrecht wieder zu Kraft und Geltung kommen würde, wir sind be- stürzt und verhehlen es nicht, daß uns ein schwe- rer Schlag betroffen. Nicht der wenigen Ba- taillone wegen, um welche Preußen jetzt stärker wird, sind wir voll Besorgniß, nein, des gewal- tigen Eindrucks halber, den dieser kühne Griff auf die Gemüther des deutschen Volkes und auf dessen Rechtsbewußtsein üben wird. 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Während hier berathen wird, ob und in welcher Weise das Plenum in den enge- ren Rath umzugestalten sei, geht Preußen unbe- hindert auf dem Wege der Thatsachen weiter und fügt dem Unionswerke den Anfang der Verwirk- lichung seiner von allen Seiten angefochtenen Mi- litärkonventionen bei. Jst der Ausmarsch der Ba- dener erst vollendet, und dieß wird in wenigen Tagen der Fall sein, dann kommen Braunschweig und Mecklenburg an die Reihe; bereits sammelt sich zu diesem Behufe in Mecklenburg das aus Holstein rückkehrende Heer zu einem Observati- onskorps. Mit den thüringischen Herzogthümern, deren Bataillone großentheils jetzt schon von preuß. Offizieren kommandirt werden, braucht man dann um so weniger Komplimente zu machen, als durch die unbehinderte Abführung der Badener in den Augen der Menge, im Volke wie bei den Regie- rungen, der thatsächliche Beweis geliefert ist oder wenigstens geliefert zu sein scheint, daß die groß- deutschen Staaten entweder die Macht oder den Willen nicht haben, ihren Einsprüchen Nachdruck und Folge zu geben. Hier ist der Punkt, um den es sich vor Allem handelt, und, nehmen Sie es einem treuen Anhänger des alten Kaiserhauses nicht übel, Oesterreichs Einfluß in Deutschland ist durch diese Abführung schwer kompromittirt, und ein rasches und entschiedenes Auftreten thut Noth, wenn weiteren noch schlimmeren Folgen vorgebeugt werden soll. Die Umwandlung der hiesigen Plenarversammlung in den engeren Bun- desrath, wie er letzten Montag nach längeren Verhandlungen beantragt, und wenn auch noch nicht formell beschlossen, doch einstimmig gut ge- heißen wurde, möchte schwerlich hinreichen, dem thatsächlichen Vorgehen Preußens ein reelles Hin- derniß in den Weg zu legen. Thaten verlangen Thaten, wenn die Sache wieder in das Gleichge- wicht gebracht, und der verlorne Boden zurückge- wonnen werden soll; so viel sich Preußen erlaubt, so viel steht auch den andern Staaten zu, und da sie auf dem Boden des Rechtes stehen, noch weit mehr; es braucht darum noch keineswegs in die Posaune des Kriegs gestoßen zu werden, wenn gleich die Aussichten leider düster genug sind. Wien, 22. Juli. Aus Berlin wird dem O. Korrespondenten vom 20. d. geschrieben: „Die Gerüchte von bald bevorstehenden Aenderungen im Ministerium wiederholen sich seit einigen Tagen mit wachsender Bestimmtheit. Zuverlässig ist, daß der Finanzminister, dessen Ausscheiden schon längst angekündigt ward, jetzt, wie es heißt aus Ge- sundheitsrücksichten, um seine Entlassung nachge- sucht hat. Bis jetzt ist auf das Gesuch noch keine Entscheidung getroffen worden; es unterliegt aber keinem Zweifel, daß Hrn. v. Rabe der Ab- schied bewilligt werden wird, indem man Aende- rungen in der Verwaltung der Bank und der Seehandlung beabsichtigt, denen der Minister seit- her hemmend entgegentraten. Auch der Abgang des Handelsministers soll nicht unwahrscheinlich sein, wenngleich Hr. v. d. Heydt bis jetzt wenig Neigung gezeigt hat, sein Portefeuille niederzule- gen. Der entschiedene Widerstand, der im Lande gegen die handelspolitischen Grundsätze dieses Mi- nisters hervortritt, hat an höchster Stelle Bedenk- lichkeiten erregt. Allem Anschein nach steht eine baldige Rückkehr zu den gegenwärtig in Schatten gestellten Prinzipien der altpreußischen Handelspo- litik in Aussicht. Der Minister des Jnnern soll seit einiger Zeit mißmuthig darüber sein, daß der Gang der Dinge eine so konträre Wendung nimmt. Er empfindet es schwer, daß immer neue Schwie- rigkeiten auftauchen, sobald ein Hemmniß aus dem Wege geräumt zu sein scheint. Uns kann das nicht weiter Wunder nehmen bei einer grundsätz- lich falschen Politik, die noch dazu nicht den Muth der Konsequenz, oder nicht das Geschick erfolg- reicher Durchführung besitzt. So ist es nach Au-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 179. Würzburg, 27. Juli 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische179_1850/2>, abgerufen am 29.03.2024.