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Die Bayerische Presse. Nr. 174. Würzburg, 22. Juli 1850.

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[Spaltenumbruch] für die Herzogthümer und für Europa. Verwei-
gert es seine Zustimmung jeder andern, als einer
gerechten Beilegung jenes Streites, so wird er
nicht auf eine ungerechte Weise beendet werden.
Daß dies Letztere der Fall sein wird, daran he-
gen wir auch nicht den leisesten Zweifel.

Berlin, 14. Juli. Jn einem gestern aus
Paris eingelaufenen Schreiben von einem dies-
seitigen Diplomaten heißt es: "Es wird hohe
Zeit, daß sich die deutschen Regierungen unter
einander vertragen und einigen, ehe der Zwiespalt
von mächtigen Nachbarn nicht auf eine Weise
ausgebeutet wird, die zu sehr ernsten Händeln Ver-
anlassungen geben können, und die durch den au-
genblicklichen Zwiespalt verzögerte Vereinigung
Deutschlands in ungewisse und ungemessene Fernen
hinausschieben könnten."

   

Berlin, 16. Juli. Hinsichtlich der Verkäufe
von Staats= und Kirchengut im Fürstenthum Neuen-
burg haben des Königs Majestät unter dem 13.
d. M. das nachstehende Patent erlassen: "Wir
Friederich Wilhelm IV., von Gottes Gnaden Kö-
nig von Preußen, souveräner Fürst von Neuen-
burg und Valendis ec. ec. "Nachdem Wir davon
unterrichtet worden, daß, ungeachtet der von Un-
serem Minister der auswärtigen Angelegenheiten
am 30. Mai d. J. erlassenen Bekanntmachung,
im Fürstenthum Neuenburg zu unbefugter Ver-
äußerung von fürstl. Domanial= und Kirchengut
geschritten wird, bringen Wir durch dieses Patent
Unseren neuenburgischen Unterthanen diejenigen Ver-
wahrungen in Erinnerung, die seit dem 1. März
1848 verschiedentlich gegen die revolutionären Vor-
gänge in Neuenburg eingelegt worden sind, und
erklären hiermit jede ohne Unsere Zustimmung
vorgenommene oder ferner vorzunehmende Ver-
äußerung für null und nichtig, welche Gegenstände
betrifft, die entweder zu Unserem fürstl. Staats-
gute gehören oder -- wie das Kirchengut -- nicht
ohne Dazwischenkunft der rechtmäßigen Obrigkeit
veräußert werden dürfen. --


Dänemark.

Schloß Frederiksborg, 14. Juli. Heute er-
schien ein königl. Manifest. Jn demselben wird
die Unterwerfung Schleswigs gefordert, und dann
eine allgemeine Amnestie versprochen. Die Be-
stätigung der Beamten soll erfolgen, nur diejeni-
gen sollen ausgenommen sein, welche der Wieder-
eintritt der rechtmäßigen Landesherrschaft nothwen-
dig erfordert. Die deutsche Nationalität Schles-
wigs wird der dänischen gleichgestellt. Eine Jn-
corporation Schleswigs soll nicht stattfinden. Wenn
keine von Holstein aus unternommene Feindselig-
keit hindernd entgegentritt, soll unverweilt eine
Zusammenberufung achtbarer Männer stattfinden.
Dieselben sollen aus, Holstein Dänemark und
Schleswig berufen werden, und zwar derartig,
daß die Zahl der Schleswiger, die der Dänen
und Holsteiner übersteigt, während Dänemark und
Holstein durch gleiche Zahl vertreten wird. Lauen-
burger sollen besonders berufen werden. Dem
Gutachten dieser Männer soll Rechnung getragen
werden, soweit dies mit dem Wohl der Monarchie
vereinbar ist.

   
England.

London, 16. Juli. Heute Morgen um 6
Uhr wurde die Leiche des verstorbenen Herzogs
von Cambridge von Cambridgehouse in London
abgeholt, um in der Kirche zu Kew beigesetzt zu
werden. Der Zug wurde zum größten Theil von
Mitgliedern des Haushalts des Verstorbenen ge-
bildet; außer dem nunmehrigen Herzog von Cam-
bridge befanden sich nur zwei fürstliche Personen
bei demselben, nämlich Prinz Albert und der Erb-
großherzog von Mecklenburg=Strelitz.

Frankreich.

C Paris, 18. Juli. Die heutige Sitzung
der gesetzgebenden Versammlung war zur Be-
[Spaltenumbruch] handlung der Anklage des "Pouvoix" bestimmt.
Sie wird um12 1 / 2 Uhr eröffnet und der ange-
klagte Geschäftsführer des obengenannten Blattes,
Hr. Lamartiniere, mit 275 gegen 119 Stimmen
zu einer Geldstrafe von 5000 Fr. vorurtheilt.

Jtalien.

Rom, 2. Juli. Se. E. Kardinal Orioli, Prä-
fekt der Congregation der Bischöfe und der Or-
densgeistlichen hat auf Befehl des hl. Vaters un-
ter dem Heutigen an alle Bischöfe der Welt Rund-
schreiben erlassen, durch welches Letztere autorisirt
werden, im Laufe dieses Jahres ein Jubiläum
mit vollkommenen Ablaß auszuschreiben. "Da die
göttliche Vorsehung", so beginnt das Circular,
"den heiligen Vater auf seinen Sitz zurückgeführt
und die fürchterlichen Strafen, die die Schuldigen
bedrohten, abgewendet hat, so ist das Herz Sr.
Heiligkeit um so mehr von Gefühlen der frömm-
sten Erkenntlichkeit gegen den Herrn erfüllt, der
in den Zeiten der Trübsal mit seiner allmächtigen
Hülfe herbeizueilen sich gewürdigt hat. Se. Hei-
ligkeit hört darum nicht auf, dem Geber alles
Guten demüthig zu danken, und ihm inbrün-
stige Gebete darzubringen, damit er doch
den Sturm beschwichtigen und seiner Kirche
den Frieden wiedergeben, damit er den Eifer
des Clerus vermehren, den Glauben des christ-
lichen Volkes neu beleben, damit er die Gu-
ten stärken, die Verirrten auf den rechten Weg
zurückführen und in den Herzen Aller die Flamme
der ewigen Liebe entzünden wolle. -- Der heil.
Vater wünscht deßhalb, daß die geheiligten Hir-
ten von einem heiligen Eifer für das Seelenheil
entflammt, die Gläubigen nicht bloß in den Kir-
chen versammeln, um öffentliche Gebete zu ver-
richten, sondern ganz besonders ihnen heilsame
Lehren geben, im Geiste u. in der Wahrheit zu beten,
und durch das Sakrament der Buße ihre Seelen
von den Sünden zu reinigen: denn unsere Sün-
den sind die wahre Ursache des wahren göttlichen
Zornes über uns." -- Jn einer Kapelle der Ka-
puzinerkirche in Rom ist eine Tochter des prote-
stantischen Geistlichen Friedrich Pauli in den
Schooß der katholischen Kirche aufgenommen
worden.

   

Turin, 10. Juli. Die Parlamentssession hat
in einer Weise geendet, welche die Opposition, die
doch dem Ministerium so oft ihr unterstützendes
Votum gab, verdrießlich oder wohl gar zornig
machte. Die Linke bereut jetzt ihre Freigebigkeit
gegen die Staatsgewalt, gegen das Kabinet Azeg-
lio=Siccardi, welches ihr jetzt für ihre Unterstü-
tzung, für ihre 119 Voten mit einer Perfidie
dankt. Die Opposition hat dem Ministerium in
einem Jahre 275 Mill. Lire votirt Die Zin-
senlast der öffentlichen Schuld wurde für das Jahr
1847 mit dem Betrag von 8,683,000 angege-
ben. Jetzt muß man für dieselbe öffentliche Schuld
31,333,000 Jnteressen zahlen. Auf diese Weise
hat die so unverständige und verschwenderische Un-
terstützung der Linken und der ganzen Opposition
die öffentlichen Lasten um 23 Mill. Jnteressen er-
schwert. Und was hat sie dafür erhalten? Die
Abschaffung der Kirchenfreiheiten und des alten
Zehentensystems auf der Jnsel Sardinien. Die
Opposition hat aber mehr erwartet: ein Admini-
strativsystem, das sich so viel als möglich dem
französischen nähere; die Reform der Zölle, deren
Bedürfniß sich im Handel wie in der Agricultur
so fühlbar macht; die Organisation der Kriegs-
marine, welche in ihrer Unthätigkeit zu Genua zu
Grunde geht, und ein spezielles Ministerium in
diesem Hafen erheischt; und endlich die Beendi-
gung der wichtigen Eisenbahn von Genua nach
Turin, deren Arbeiten beinahe gänzlich unterbro-
chen wurden, da nur ungefähr 15 Arbeiter in der
Vorstadt San Pier d'Arena zu Genua dabei be-
schäftigt sind. Aber nicht diese getäuschten Hoff-
nungen haben die Opposition in Entrüstung ge-
bracht, sondern ein allzu macchiavellistischer Schritt
des Ministeriums. Die Demokratie, welche im
Parlament sitzt, wollte die Oeffentlichkeit der Mu-
nicipalsitzungen in den Provinzen, sie wollte die
Nationalgarde von Genua reorganisiren und die
[Spaltenumbruch] Artillerie=Compagnien ausrüsten. Durch diese Con-
cessionen wäre man sicher und unwiderstehlich zur
Demagogie hingezogen worden. Dennoch hat das
Ministerium Alles versprochen, da es sich darum
handelte, die 105 Millionen votirt zu erhalten.
Hierauf -- in einem Moment, wo man sich des-
sen am Wenigsten gewärtig war -- lud das Mi-
nisterium seine Freunde durch Billets zu einer
Abendsitzung in der Devutirtenkammer ein, und
ließ durch Jacquemont den Vorschlag zur Proro-
gation der Kammer machen, welche von allen an-
wesenden Ministeriellen votirt wurde. Den an-
dern Tag erfuhr die Opposition, daß sie zur Ernte
heimkehren könne, ohne aber den Municipalbera-
thungen ihrer Dörfer beiwohnen zu dürfen; oder
daß sie nach Genua gehen können, um dort die
Seebäder zu nehmen, ohne aber die Kanonen der
Nationalgarde defiliren zu sehen.

Neuestes.

* Würzburg, 21. Juli. Heute Vormittag
10 Uhr war, wie wir bereits meldeten, eine
Volksversammlung im Platz'schen Garten. Der
Vorsitzende des zur Unterstützung Schleswig=Hol-
steins gebildeten Comites, Dr. Eisenmann, hielt
eine hierauf bezügliche Rede; forderte dann die
Versammlung auf, sich zu erklären, ob man das
Comite belassen oder ein neues bilden wolle. Da
kein Einwand dagegen erhoben wurde, blieb das
bisherige Comite und wurde der Zutritt hiezu
Jedem offen gelassen. Am Schlusse sprach ein
Hr. Neuberger aus Heidingsfeld und nochmals
Dr. Eisenmann, welcher auch der Begeisterung im
bay. Heere für Schleswig=Holstein hiebei rühmend ge-
dachte, da mehrere Offiziere ihre bedeutende Ge-
halte aufopferten und nach Schleswig gingen.
Dies wurde von der Versammlung mit lauter
Bravo begrüßt. Die Versammlung belief sich
auf ungefähr 1500 Personen. Eine Collecte
wurde sogleich vorgenommen und sollen über 90
Gulden gefallen sein. Nicht die geringste Störung
fand statt.

München, 20. Juli. Die mitgetheilte Nach-
richt, als habe Sachsen bereits den dänischen Frie-
den ratificirt, können wir aus guter Quelle als
eine Unwahrheit erklären.

   

T. D. Berlin, 18. Juli. Oesterreichs Erklärung
über den dänischen Frieden spricht sich anerkennend
und billigend über den materiellen Jnhalt aus.
Die formelle Ratification soll nur im Plenum
geschehen können. Hannovers Erklärung ist weder
für noch gegen die Ratification. Preußen soll
gar kein Mandat mehr zur Friedensverhandlung
gehabt haben seit dem Erlöschen der Central-
Commission. Nur der Bund, das Bundesplenum
könne verhandeln.

   

Stettin, 17. Juli. Gestern hier aus Peters-
burg mit dem "Wladimir" eingetroffene Reisende
berichten, daß eine zweite Abtheilung der russi-
schen Ostseeflotte mit circa 10,000 Mann Lan-
dungstruppen an Bord, im Absegeln begriffen war.

   

Marienwerder, im Juli. Das Centralcomit e
zu einer Nationalsubscription für die Hinterblie-
benen Auerswald's hat dieser Tage öffentlich Re-
chenschaft abgelegt über das Ergebniß der Samm-
lung. Die eingegangenen Beiträge belaufen sich
auf die Summe von 21,340 Rthlr. 10 Sgr. 9 Pf.

Triest, 16. Juli. Mit dem gestern Abend
aus der Levante eingetroffenen Dampfschiff ist
auch der General Jochmus sammt Sohn hier an-
gelangt.

Rom, 9. Juli. Vorgestern Abend ist der
Pater Tomaso Gracento Cipolletti, Commissar
des h. Offiziums und Generalvikar des Prediger-
Ordens, plötzlich gestorben.

   

Neapel, 11. Juli. Gestern morgen ist die
Vermählung des Grafen Montemolin mit der
Schwester des Königs von Neapel in aller Stille
vollzogen worden. Noch an demselben Tage ging,
seiner Jnstruktion gemäß, der spanische Botschaf-
ter auf einem bereit gehaltenen Dampfschiff nach
Spanien ab.

[Spaltenumbruch] für die Herzogthümer und für Europa. Verwei-
gert es seine Zustimmung jeder andern, als einer
gerechten Beilegung jenes Streites, so wird er
nicht auf eine ungerechte Weise beendet werden.
Daß dies Letztere der Fall sein wird, daran he-
gen wir auch nicht den leisesten Zweifel.

Berlin, 14. Juli. Jn einem gestern aus
Paris eingelaufenen Schreiben von einem dies-
seitigen Diplomaten heißt es: „Es wird hohe
Zeit, daß sich die deutschen Regierungen unter
einander vertragen und einigen, ehe der Zwiespalt
von mächtigen Nachbarn nicht auf eine Weise
ausgebeutet wird, die zu sehr ernsten Händeln Ver-
anlassungen geben können, und die durch den au-
genblicklichen Zwiespalt verzögerte Vereinigung
Deutschlands in ungewisse und ungemessene Fernen
hinausschieben könnten.“

   

Berlin, 16. Juli. Hinsichtlich der Verkäufe
von Staats= und Kirchengut im Fürstenthum Neuen-
burg haben des Königs Majestät unter dem 13.
d. M. das nachstehende Patent erlassen: „Wir
Friederich Wilhelm IV., von Gottes Gnaden Kö-
nig von Preußen, souveräner Fürst von Neuen-
burg und Valendis ec. ec. „Nachdem Wir davon
unterrichtet worden, daß, ungeachtet der von Un-
serem Minister der auswärtigen Angelegenheiten
am 30. Mai d. J. erlassenen Bekanntmachung,
im Fürstenthum Neuenburg zu unbefugter Ver-
äußerung von fürstl. Domanial= und Kirchengut
geschritten wird, bringen Wir durch dieses Patent
Unseren neuenburgischen Unterthanen diejenigen Ver-
wahrungen in Erinnerung, die seit dem 1. März
1848 verschiedentlich gegen die revolutionären Vor-
gänge in Neuenburg eingelegt worden sind, und
erklären hiermit jede ohne Unsere Zustimmung
vorgenommene oder ferner vorzunehmende Ver-
äußerung für null und nichtig, welche Gegenstände
betrifft, die entweder zu Unserem fürstl. Staats-
gute gehören oder -- wie das Kirchengut -- nicht
ohne Dazwischenkunft der rechtmäßigen Obrigkeit
veräußert werden dürfen. --


Dänemark.

Schloß Frederiksborg, 14. Juli. Heute er-
schien ein königl. Manifest. Jn demselben wird
die Unterwerfung Schleswigs gefordert, und dann
eine allgemeine Amnestie versprochen. Die Be-
stätigung der Beamten soll erfolgen, nur diejeni-
gen sollen ausgenommen sein, welche der Wieder-
eintritt der rechtmäßigen Landesherrschaft nothwen-
dig erfordert. Die deutsche Nationalität Schles-
wigs wird der dänischen gleichgestellt. Eine Jn-
corporation Schleswigs soll nicht stattfinden. Wenn
keine von Holstein aus unternommene Feindselig-
keit hindernd entgegentritt, soll unverweilt eine
Zusammenberufung achtbarer Männer stattfinden.
Dieselben sollen aus, Holstein Dänemark und
Schleswig berufen werden, und zwar derartig,
daß die Zahl der Schleswiger, die der Dänen
und Holsteiner übersteigt, während Dänemark und
Holstein durch gleiche Zahl vertreten wird. Lauen-
burger sollen besonders berufen werden. Dem
Gutachten dieser Männer soll Rechnung getragen
werden, soweit dies mit dem Wohl der Monarchie
vereinbar ist.

   
England.

London, 16. Juli. Heute Morgen um 6
Uhr wurde die Leiche des verstorbenen Herzogs
von Cambridge von Cambridgehouse in London
abgeholt, um in der Kirche zu Kew beigesetzt zu
werden. Der Zug wurde zum größten Theil von
Mitgliedern des Haushalts des Verstorbenen ge-
bildet; außer dem nunmehrigen Herzog von Cam-
bridge befanden sich nur zwei fürstliche Personen
bei demselben, nämlich Prinz Albert und der Erb-
großherzog von Mecklenburg=Strelitz.

Frankreich.

C Paris, 18. Juli. Die heutige Sitzung
der gesetzgebenden Versammlung war zur Be-
[Spaltenumbruch] handlung der Anklage des „Pouvoix“ bestimmt.
Sie wird um12 1 / 2 Uhr eröffnet und der ange-
klagte Geschäftsführer des obengenannten Blattes,
Hr. Lamartiniere, mit 275 gegen 119 Stimmen
zu einer Geldstrafe von 5000 Fr. vorurtheilt.

Jtalien.

Rom, 2. Juli. Se. E. Kardinal Orioli, Prä-
fekt der Congregation der Bischöfe und der Or-
densgeistlichen hat auf Befehl des hl. Vaters un-
ter dem Heutigen an alle Bischöfe der Welt Rund-
schreiben erlassen, durch welches Letztere autorisirt
werden, im Laufe dieses Jahres ein Jubiläum
mit vollkommenen Ablaß auszuschreiben. „Da die
göttliche Vorsehung“, so beginnt das Circular,
„den heiligen Vater auf seinen Sitz zurückgeführt
und die fürchterlichen Strafen, die die Schuldigen
bedrohten, abgewendet hat, so ist das Herz Sr.
Heiligkeit um so mehr von Gefühlen der frömm-
sten Erkenntlichkeit gegen den Herrn erfüllt, der
in den Zeiten der Trübsal mit seiner allmächtigen
Hülfe herbeizueilen sich gewürdigt hat. Se. Hei-
ligkeit hört darum nicht auf, dem Geber alles
Guten demüthig zu danken, und ihm inbrün-
stige Gebete darzubringen, damit er doch
den Sturm beschwichtigen und seiner Kirche
den Frieden wiedergeben, damit er den Eifer
des Clerus vermehren, den Glauben des christ-
lichen Volkes neu beleben, damit er die Gu-
ten stärken, die Verirrten auf den rechten Weg
zurückführen und in den Herzen Aller die Flamme
der ewigen Liebe entzünden wolle. -- Der heil.
Vater wünscht deßhalb, daß die geheiligten Hir-
ten von einem heiligen Eifer für das Seelenheil
entflammt, die Gläubigen nicht bloß in den Kir-
chen versammeln, um öffentliche Gebete zu ver-
richten, sondern ganz besonders ihnen heilsame
Lehren geben, im Geiste u. in der Wahrheit zu beten,
und durch das Sakrament der Buße ihre Seelen
von den Sünden zu reinigen: denn unsere Sün-
den sind die wahre Ursache des wahren göttlichen
Zornes über uns.“ -- Jn einer Kapelle der Ka-
puzinerkirche in Rom ist eine Tochter des prote-
stantischen Geistlichen Friedrich Pauli in den
Schooß der katholischen Kirche aufgenommen
worden.

   

Turin, 10. Juli. Die Parlamentssession hat
in einer Weise geendet, welche die Opposition, die
doch dem Ministerium so oft ihr unterstützendes
Votum gab, verdrießlich oder wohl gar zornig
machte. Die Linke bereut jetzt ihre Freigebigkeit
gegen die Staatsgewalt, gegen das Kabinet Azeg-
lio=Siccardi, welches ihr jetzt für ihre Unterstü-
tzung, für ihre 119 Voten mit einer Perfidie
dankt. Die Opposition hat dem Ministerium in
einem Jahre 275 Mill. Lire votirt Die Zin-
senlast der öffentlichen Schuld wurde für das Jahr
1847 mit dem Betrag von 8,683,000 angege-
ben. Jetzt muß man für dieselbe öffentliche Schuld
31,333,000 Jnteressen zahlen. Auf diese Weise
hat die so unverständige und verschwenderische Un-
terstützung der Linken und der ganzen Opposition
die öffentlichen Lasten um 23 Mill. Jnteressen er-
schwert. Und was hat sie dafür erhalten? Die
Abschaffung der Kirchenfreiheiten und des alten
Zehentensystems auf der Jnsel Sardinien. Die
Opposition hat aber mehr erwartet: ein Admini-
strativsystem, das sich so viel als möglich dem
französischen nähere; die Reform der Zölle, deren
Bedürfniß sich im Handel wie in der Agricultur
so fühlbar macht; die Organisation der Kriegs-
marine, welche in ihrer Unthätigkeit zu Genua zu
Grunde geht, und ein spezielles Ministerium in
diesem Hafen erheischt; und endlich die Beendi-
gung der wichtigen Eisenbahn von Genua nach
Turin, deren Arbeiten beinahe gänzlich unterbro-
chen wurden, da nur ungefähr 15 Arbeiter in der
Vorstadt San Pier d'Arena zu Genua dabei be-
schäftigt sind. Aber nicht diese getäuschten Hoff-
nungen haben die Opposition in Entrüstung ge-
bracht, sondern ein allzu macchiavellistischer Schritt
des Ministeriums. Die Demokratie, welche im
Parlament sitzt, wollte die Oeffentlichkeit der Mu-
nicipalsitzungen in den Provinzen, sie wollte die
Nationalgarde von Genua reorganisiren und die
[Spaltenumbruch] Artillerie=Compagnien ausrüsten. Durch diese Con-
cessionen wäre man sicher und unwiderstehlich zur
Demagogie hingezogen worden. Dennoch hat das
Ministerium Alles versprochen, da es sich darum
handelte, die 105 Millionen votirt zu erhalten.
Hierauf -- in einem Moment, wo man sich des-
sen am Wenigsten gewärtig war -- lud das Mi-
nisterium seine Freunde durch Billets zu einer
Abendsitzung in der Devutirtenkammer ein, und
ließ durch Jacquemont den Vorschlag zur Proro-
gation der Kammer machen, welche von allen an-
wesenden Ministeriellen votirt wurde. Den an-
dern Tag erfuhr die Opposition, daß sie zur Ernte
heimkehren könne, ohne aber den Municipalbera-
thungen ihrer Dörfer beiwohnen zu dürfen; oder
daß sie nach Genua gehen können, um dort die
Seebäder zu nehmen, ohne aber die Kanonen der
Nationalgarde defiliren zu sehen.

Neuestes.

* Würzburg, 21. Juli. Heute Vormittag
10 Uhr war, wie wir bereits meldeten, eine
Volksversammlung im Platz'schen Garten. Der
Vorsitzende des zur Unterstützung Schleswig=Hol-
steins gebildeten Comites, Dr. Eisenmann, hielt
eine hierauf bezügliche Rede; forderte dann die
Versammlung auf, sich zu erklären, ob man das
Comite belassen oder ein neues bilden wolle. Da
kein Einwand dagegen erhoben wurde, blieb das
bisherige Comite und wurde der Zutritt hiezu
Jedem offen gelassen. Am Schlusse sprach ein
Hr. Neuberger aus Heidingsfeld und nochmals
Dr. Eisenmann, welcher auch der Begeisterung im
bay. Heere für Schleswig=Holstein hiebei rühmend ge-
dachte, da mehrere Offiziere ihre bedeutende Ge-
halte aufopferten und nach Schleswig gingen.
Dies wurde von der Versammlung mit lauter
Bravo begrüßt. Die Versammlung belief sich
auf ungefähr 1500 Personen. Eine Collecte
wurde sogleich vorgenommen und sollen über 90
Gulden gefallen sein. Nicht die geringste Störung
fand statt.

München, 20. Juli. Die mitgetheilte Nach-
richt, als habe Sachsen bereits den dänischen Frie-
den ratificirt, können wir aus guter Quelle als
eine Unwahrheit erklären.

   

T. D. Berlin, 18. Juli. Oesterreichs Erklärung
über den dänischen Frieden spricht sich anerkennend
und billigend über den materiellen Jnhalt aus.
Die formelle Ratification soll nur im Plenum
geschehen können. Hannovers Erklärung ist weder
für noch gegen die Ratification. Preußen soll
gar kein Mandat mehr zur Friedensverhandlung
gehabt haben seit dem Erlöschen der Central-
Commission. Nur der Bund, das Bundesplenum
könne verhandeln.

   

Stettin, 17. Juli. Gestern hier aus Peters-
burg mit dem „Wladimir“ eingetroffene Reisende
berichten, daß eine zweite Abtheilung der russi-
schen Ostseeflotte mit circa 10,000 Mann Lan-
dungstruppen an Bord, im Absegeln begriffen war.

   

Marienwerder, im Juli. Das Centralcomit é
zu einer Nationalsubscription für die Hinterblie-
benen Auerswald's hat dieser Tage öffentlich Re-
chenschaft abgelegt über das Ergebniß der Samm-
lung. Die eingegangenen Beiträge belaufen sich
auf die Summe von 21,340 Rthlr. 10 Sgr. 9 Pf.

Triest, 16. Juli. Mit dem gestern Abend
aus der Levante eingetroffenen Dampfschiff ist
auch der General Jochmus sammt Sohn hier an-
gelangt.

Rom, 9. Juli. Vorgestern Abend ist der
Pater Tomaso Gracento Cipolletti, Commissar
des h. Offiziums und Generalvikar des Prediger-
Ordens, plötzlich gestorben.

   

Neapel, 11. Juli. Gestern morgen ist die
Vermählung des Grafen Montemolin mit der
Schwester des Königs von Neapel in aller Stille
vollzogen worden. Noch an demselben Tage ging,
seiner Jnstruktion gemäß, der spanische Botschaf-
ter auf einem bereit gehaltenen Dampfschiff nach
Spanien ab.

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[0003] für die Herzogthümer und für Europa. Verwei- gert es seine Zustimmung jeder andern, als einer gerechten Beilegung jenes Streites, so wird er nicht auf eine ungerechte Weise beendet werden. Daß dies Letztere der Fall sein wird, daran he- gen wir auch nicht den leisesten Zweifel. ( Lloyd. ) Berlin, 14. Juli. Jn einem gestern aus Paris eingelaufenen Schreiben von einem dies- seitigen Diplomaten heißt es: „Es wird hohe Zeit, daß sich die deutschen Regierungen unter einander vertragen und einigen, ehe der Zwiespalt von mächtigen Nachbarn nicht auf eine Weise ausgebeutet wird, die zu sehr ernsten Händeln Ver- anlassungen geben können, und die durch den au- genblicklichen Zwiespalt verzögerte Vereinigung Deutschlands in ungewisse und ungemessene Fernen hinausschieben könnten.“ ( Ll. ) Berlin, 16. Juli. Hinsichtlich der Verkäufe von Staats= und Kirchengut im Fürstenthum Neuen- burg haben des Königs Majestät unter dem 13. d. M. das nachstehende Patent erlassen: „Wir Friederich Wilhelm IV., von Gottes Gnaden Kö- nig von Preußen, souveräner Fürst von Neuen- burg und Valendis ec. ec. „Nachdem Wir davon unterrichtet worden, daß, ungeachtet der von Un- serem Minister der auswärtigen Angelegenheiten am 30. Mai d. J. erlassenen Bekanntmachung, im Fürstenthum Neuenburg zu unbefugter Ver- äußerung von fürstl. Domanial= und Kirchengut geschritten wird, bringen Wir durch dieses Patent Unseren neuenburgischen Unterthanen diejenigen Ver- wahrungen in Erinnerung, die seit dem 1. März 1848 verschiedentlich gegen die revolutionären Vor- gänge in Neuenburg eingelegt worden sind, und erklären hiermit jede ohne Unsere Zustimmung vorgenommene oder ferner vorzunehmende Ver- äußerung für null und nichtig, welche Gegenstände betrifft, die entweder zu Unserem fürstl. Staats- gute gehören oder -- wie das Kirchengut -- nicht ohne Dazwischenkunft der rechtmäßigen Obrigkeit veräußert werden dürfen. -- Gegeben in Unse- rem Schlosse Sanssonci, am 13. Juli 1850. ( gez. ) Friederich Wilhelm. Auf Befehl Sr. Maj. des Königs. ( L. S. ) Der Kanzler des Fürstenthums Neuenburg und Valendis. ( gez. ) Favarger. “ Dänemark. Schloß Frederiksborg, 14. Juli. Heute er- schien ein königl. Manifest. Jn demselben wird die Unterwerfung Schleswigs gefordert, und dann eine allgemeine Amnestie versprochen. Die Be- stätigung der Beamten soll erfolgen, nur diejeni- gen sollen ausgenommen sein, welche der Wieder- eintritt der rechtmäßigen Landesherrschaft nothwen- dig erfordert. Die deutsche Nationalität Schles- wigs wird der dänischen gleichgestellt. Eine Jn- corporation Schleswigs soll nicht stattfinden. Wenn keine von Holstein aus unternommene Feindselig- keit hindernd entgegentritt, soll unverweilt eine Zusammenberufung achtbarer Männer stattfinden. Dieselben sollen aus, Holstein Dänemark und Schleswig berufen werden, und zwar derartig, daß die Zahl der Schleswiger, die der Dänen und Holsteiner übersteigt, während Dänemark und Holstein durch gleiche Zahl vertreten wird. Lauen- burger sollen besonders berufen werden. Dem Gutachten dieser Männer soll Rechnung getragen werden, soweit dies mit dem Wohl der Monarchie vereinbar ist. ( D. R. ) England. London, 16. Juli. Heute Morgen um 6 Uhr wurde die Leiche des verstorbenen Herzogs von Cambridge von Cambridgehouse in London abgeholt, um in der Kirche zu Kew beigesetzt zu werden. Der Zug wurde zum größten Theil von Mitgliedern des Haushalts des Verstorbenen ge- bildet; außer dem nunmehrigen Herzog von Cam- bridge befanden sich nur zwei fürstliche Personen bei demselben, nämlich Prinz Albert und der Erb- großherzog von Mecklenburg=Strelitz. Frankreich. C Paris, 18. Juli. Die heutige Sitzung der gesetzgebenden Versammlung war zur Be- handlung der Anklage des „Pouvoix“ bestimmt. Sie wird um12 1 / 2 Uhr eröffnet und der ange- klagte Geschäftsführer des obengenannten Blattes, Hr. Lamartiniere, mit 275 gegen 119 Stimmen zu einer Geldstrafe von 5000 Fr. vorurtheilt. Jtalien. Rom, 2. Juli. Se. E. Kardinal Orioli, Prä- fekt der Congregation der Bischöfe und der Or- densgeistlichen hat auf Befehl des hl. Vaters un- ter dem Heutigen an alle Bischöfe der Welt Rund- schreiben erlassen, durch welches Letztere autorisirt werden, im Laufe dieses Jahres ein Jubiläum mit vollkommenen Ablaß auszuschreiben. „Da die göttliche Vorsehung“, so beginnt das Circular, „den heiligen Vater auf seinen Sitz zurückgeführt und die fürchterlichen Strafen, die die Schuldigen bedrohten, abgewendet hat, so ist das Herz Sr. Heiligkeit um so mehr von Gefühlen der frömm- sten Erkenntlichkeit gegen den Herrn erfüllt, der in den Zeiten der Trübsal mit seiner allmächtigen Hülfe herbeizueilen sich gewürdigt hat. Se. Hei- ligkeit hört darum nicht auf, dem Geber alles Guten demüthig zu danken, und ihm inbrün- stige Gebete darzubringen, damit er doch den Sturm beschwichtigen und seiner Kirche den Frieden wiedergeben, damit er den Eifer des Clerus vermehren, den Glauben des christ- lichen Volkes neu beleben, damit er die Gu- ten stärken, die Verirrten auf den rechten Weg zurückführen und in den Herzen Aller die Flamme der ewigen Liebe entzünden wolle. -- Der heil. Vater wünscht deßhalb, daß die geheiligten Hir- ten von einem heiligen Eifer für das Seelenheil entflammt, die Gläubigen nicht bloß in den Kir- chen versammeln, um öffentliche Gebete zu ver- richten, sondern ganz besonders ihnen heilsame Lehren geben, im Geiste u. in der Wahrheit zu beten, und durch das Sakrament der Buße ihre Seelen von den Sünden zu reinigen: denn unsere Sün- den sind die wahre Ursache des wahren göttlichen Zornes über uns.“ -- Jn einer Kapelle der Ka- puzinerkirche in Rom ist eine Tochter des prote- stantischen Geistlichen Friedrich Pauli in den Schooß der katholischen Kirche aufgenommen worden. ( D. Volksh. ) Turin, 10. Juli. Die Parlamentssession hat in einer Weise geendet, welche die Opposition, die doch dem Ministerium so oft ihr unterstützendes Votum gab, verdrießlich oder wohl gar zornig machte. Die Linke bereut jetzt ihre Freigebigkeit gegen die Staatsgewalt, gegen das Kabinet Azeg- lio=Siccardi, welches ihr jetzt für ihre Unterstü- tzung, für ihre 119 Voten mit einer Perfidie dankt. Die Opposition hat dem Ministerium in einem Jahre 275 Mill. Lire votirt Die Zin- senlast der öffentlichen Schuld wurde für das Jahr 1847 mit dem Betrag von 8,683,000 angege- ben. Jetzt muß man für dieselbe öffentliche Schuld 31,333,000 Jnteressen zahlen. Auf diese Weise hat die so unverständige und verschwenderische Un- terstützung der Linken und der ganzen Opposition die öffentlichen Lasten um 23 Mill. Jnteressen er- schwert. Und was hat sie dafür erhalten? Die Abschaffung der Kirchenfreiheiten und des alten Zehentensystems auf der Jnsel Sardinien. Die Opposition hat aber mehr erwartet: ein Admini- strativsystem, das sich so viel als möglich dem französischen nähere; die Reform der Zölle, deren Bedürfniß sich im Handel wie in der Agricultur so fühlbar macht; die Organisation der Kriegs- marine, welche in ihrer Unthätigkeit zu Genua zu Grunde geht, und ein spezielles Ministerium in diesem Hafen erheischt; und endlich die Beendi- gung der wichtigen Eisenbahn von Genua nach Turin, deren Arbeiten beinahe gänzlich unterbro- chen wurden, da nur ungefähr 15 Arbeiter in der Vorstadt San Pier d'Arena zu Genua dabei be- schäftigt sind. Aber nicht diese getäuschten Hoff- nungen haben die Opposition in Entrüstung ge- bracht, sondern ein allzu macchiavellistischer Schritt des Ministeriums. Die Demokratie, welche im Parlament sitzt, wollte die Oeffentlichkeit der Mu- nicipalsitzungen in den Provinzen, sie wollte die Nationalgarde von Genua reorganisiren und die Artillerie=Compagnien ausrüsten. Durch diese Con- cessionen wäre man sicher und unwiderstehlich zur Demagogie hingezogen worden. Dennoch hat das Ministerium Alles versprochen, da es sich darum handelte, die 105 Millionen votirt zu erhalten. Hierauf -- in einem Moment, wo man sich des- sen am Wenigsten gewärtig war -- lud das Mi- nisterium seine Freunde durch Billets zu einer Abendsitzung in der Devutirtenkammer ein, und ließ durch Jacquemont den Vorschlag zur Proro- gation der Kammer machen, welche von allen an- wesenden Ministeriellen votirt wurde. Den an- dern Tag erfuhr die Opposition, daß sie zur Ernte heimkehren könne, ohne aber den Municipalbera- thungen ihrer Dörfer beiwohnen zu dürfen; oder daß sie nach Genua gehen können, um dort die Seebäder zu nehmen, ohne aber die Kanonen der Nationalgarde defiliren zu sehen. ( Lloyd. ) Neuestes. * Würzburg, 21. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr war, wie wir bereits meldeten, eine Volksversammlung im Platz'schen Garten. Der Vorsitzende des zur Unterstützung Schleswig=Hol- steins gebildeten Comites, Dr. Eisenmann, hielt eine hierauf bezügliche Rede; forderte dann die Versammlung auf, sich zu erklären, ob man das Comite belassen oder ein neues bilden wolle. Da kein Einwand dagegen erhoben wurde, blieb das bisherige Comite und wurde der Zutritt hiezu Jedem offen gelassen. Am Schlusse sprach ein Hr. Neuberger aus Heidingsfeld und nochmals Dr. Eisenmann, welcher auch der Begeisterung im bay. Heere für Schleswig=Holstein hiebei rühmend ge- dachte, da mehrere Offiziere ihre bedeutende Ge- halte aufopferten und nach Schleswig gingen. Dies wurde von der Versammlung mit lauter Bravo begrüßt. Die Versammlung belief sich auf ungefähr 1500 Personen. Eine Collecte wurde sogleich vorgenommen und sollen über 90 Gulden gefallen sein. Nicht die geringste Störung fand statt. München, 20. Juli. Die mitgetheilte Nach- richt, als habe Sachsen bereits den dänischen Frie- den ratificirt, können wir aus guter Quelle als eine Unwahrheit erklären. ( N. M. Z. ) T. D. Berlin, 18. Juli. Oesterreichs Erklärung über den dänischen Frieden spricht sich anerkennend und billigend über den materiellen Jnhalt aus. Die formelle Ratification soll nur im Plenum geschehen können. Hannovers Erklärung ist weder für noch gegen die Ratification. Preußen soll gar kein Mandat mehr zur Friedensverhandlung gehabt haben seit dem Erlöschen der Central- Commission. Nur der Bund, das Bundesplenum könne verhandeln. ( A. Z. ) Stettin, 17. Juli. Gestern hier aus Peters- burg mit dem „Wladimir“ eingetroffene Reisende berichten, daß eine zweite Abtheilung der russi- schen Ostseeflotte mit circa 10,000 Mann Lan- dungstruppen an Bord, im Absegeln begriffen war. ( Osts.=Z. ) Marienwerder, im Juli. Das Centralcomit é zu einer Nationalsubscription für die Hinterblie- benen Auerswald's hat dieser Tage öffentlich Re- chenschaft abgelegt über das Ergebniß der Samm- lung. Die eingegangenen Beiträge belaufen sich auf die Summe von 21,340 Rthlr. 10 Sgr. 9 Pf. Triest, 16. Juli. Mit dem gestern Abend aus der Levante eingetroffenen Dampfschiff ist auch der General Jochmus sammt Sohn hier an- gelangt. Rom, 9. Juli. Vorgestern Abend ist der Pater Tomaso Gracento Cipolletti, Commissar des h. Offiziums und Generalvikar des Prediger- Ordens, plötzlich gestorben. ( Oest. Kur. ) Neapel, 11. Juli. Gestern morgen ist die Vermählung des Grafen Montemolin mit der Schwester des Königs von Neapel in aller Stille vollzogen worden. Noch an demselben Tage ging, seiner Jnstruktion gemäß, der spanische Botschaf- ter auf einem bereit gehaltenen Dampfschiff nach Spanien ab.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 174. Würzburg, 22. Juli 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische174_1850/3>, abgerufen am 18.04.2024.