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Die Bayerische Presse. Nr. 156. Würzburg, 1. Juli 1850.

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[Spaltenumbruch] schen Zeitung zu wünschen, damit man nicht sage,
sie sei als Närrin aus der Welt gegangen.

Stuttgart, 28. Juni. Gestern Abend noch
verbreitete sich hier das Gerücht, das Ministerium
habe in Folge des gestrigen Kammerbeschlusses
seine Entlassung eingereicht, doch hörte man schon
heute früh, daß dieselbe nicht angenommen wor-
den sei, was sich auch, nachdem eben erst die
Bildung eines Ministeriums gescheitert war, vor-
aussehen ließ. Jnzwischen sind der Versicherung
der "Deutschen Chronik" zufolge von 2 Mitglie-
dern der äußersten Rechten, Kapff und Walfer,
Versuche gemacht worden, die Auflösung der bei
Hofe sehr ungern gesehenen Landesversammlung
dadurch in möglichster Bälde herbeizuführen, daß
man die Mitglieder der Linken zum Austritt ver-
anlaßte; es sind jedoch diese Versuche gescheitert.
So wird denn die Versammlung noch beisammen
bleiben, bis sie durch ein Votum gelegentlich der
Budgetberathung ihre Auflösung herbeiführt, und
es der Regierung unmöglich macht, länger mit
ihr zu arbeiten. Vielleicht hat das heutige Votum
in Betreff der Steuerverlängerung ( s. d. Kam-
merbericht ) eine Veranlassung gegeben. -- Vor
dem Kaffationshofe wurde heute die Nichtigkeits-
klage des Redakteurs des "Eulenspiegel" L. Weisser
verhandelt gegen das Erkenntniß des Schwurge-
richtshofs zu Eßlingen, was ihn wegen Maje-
stätsbeleidigung zu 8 Monaten Festungsstrafe ver-
urtheilte. Sein Gesuch ist verworfen, und er
muß heute noch die Strafe antreten.

Dresden, 26. Juni. Mit Sachsen=Weimar
ist ein Staatsvertrag über die Förderung der
Rechtspflege abgeschlossen. Die Gerichte leisten
sich in Civil= und Strafsachen gegenseitige Rechts-
hilfe wie die Gerichte des eigenen Staats. Ur-
theile in Civilsachen werden in dem andern Staate
vollstreckt und flüchtige Verbrecher ausgeliefert.
Während die Regierung das Turnen in den Lehr-
plan der Schulen aufnimmt, tritt sie gegen die
Turnvereine sehr entschieden auf: die beiden Turn-
vereine in Hohenstein und der Lausitzer Turner-
bund in Löbau sind aufgelöst, die andern werden
folgen.

   

Wien, 23. Juni. Die "Oesterr. Reichsztg."
veröffentlicht heute die vom Ministerpräsidenten
Fürsten Schwarzenberg an den diesseitigen Ge-
sandten in London in Betreff der englischen For-
derung an Toscana gerichteten Note. Es heißt
in derselben gegen den Schluß: "Die erste Be-
rechtigung jedes unabhängigen Staats bleibt im-
merhin jene, seine eigene Erhaltung durch alle ihm
zu Gebot stehenden Mittel zu wahren. Sobald
ein Sonverän -- bei Ausübung dieses Rechts --
sich gezwungen sieht, die Waffengewalt zu Hilfe
zu nehmen, um einen offenbaren Aufruhr zu däm-
pfen, und wenn in dem daraus entstehenden Bür-
gerkrieg das Eigenthum der im Lande ansäßigen
Fremden beschädigt wird, so ist dies meines Er-
achtens ein offentliches Unglück, woran die Frem-
den ebenso gut, als die Einheimischen ihren Theil
tragen müssen, und welche ihnen ebenso wenig ein
Recht auf ausnahmsweise Entschädigung gewähren
kann, als ein solches aus andern, von dem mensch-
lichen Willen unabhängigen Unglücksfällen herge-
leitet werden könnte. So verhält sich, auf seinen
einfachsten Gehalt zurückgeführt, der streitige Punkt
in der Toscana gegenüber erhobenen Reclama-
tion." Die Note ist zur abschriftlichen Mitthei-
lung an Lord Palmerston bestimmt und vom
14. April datirt. -- Frhr. v. Jellachich wurde
am Tage vor seiner Abreise zur kaiserl. Fami-
lientafel geladen, bei welcher sämmtliche Glieder
der kais. Familie und Prinz Albert von Sachsen
anwesend waren. Nach derselben überreichte S. M.
der Kaiser dem Banus unter den schmeichelhafte-
sten Ausdrücken das Armeeverdienstkreuz. Am 21.
wurde demselben das Diplom eines Ehrenbürgers
von Wien durch eine Deputation des Gemeinde-
raths überreicht.

Berlin, 27. Juni. Heute ist die Ankunft des
diesseitigen Gesaudten am österreichischen Hofe,
Grafen Bernstorff, erfolgt, der sofort mit dem
[Spaltenumbruch] Minister des Auswärtigen, Hrn. v. Schleinitz, in
Berathung trat. Auch General v. Radowitz soll
von Erfurt hier eintreffen. Die Staatsregierung
wünscht, wie die Reform meldet, die Ansichten
beider Staatsmänner über die obschwebenden
Schwierigkeiten in der deutschen Frage zu hören.
Hr. v. Radowitz übernimmt jetzt den Vorsitz im
Fürstencollegium der Union. -- Ein hiesiger
Künstler, welcher vor geraumer Zeit nach Nord-
amerika ausgewandert war, weil die hiesigen Ver-
hältnisse seiner demokratischen Gesinnung unerträg-
lich waren, ist von dort mit der conservativsten
patriotischsten Gesinnung hierher zurückgekehrt.
Auf Fürsprache bei Sr. Majestät dem König ist
demselben hier künstlerische Beschäftigung zu Theil
geworden. Hier angekommene Briefe aus Nord-
amerika deuten auf mehrere solcher Radikalku-
ren hin.

Jtalien.

Das "Univers" vom 24. Juni enthält einen
Bericht des Hochw. Ant. Forci Missionairs zu
Rimini an den General der Congregation des
kostbaren Blutes zu Rom über das wunderbare
Ereigniß zu Rimini. Da die Einzelheiten genau
mit dem übereinstimmen, was wir seither schon
mitgetheilt haben, so beschränken wir uns auf fol-
gende Stelle dieses Schreibens: "Die eigentliche
Bewegung besteht darin: Man sieht, daß das
Bild häufig die Augen zum Himmel erhebe als
ob es flehte, bisweilen bewegt es sie nach ver-
schiedenen Seiten hin, oft leuchtet die Pupille wie
ein Diamant. Mehrere Personen versichern selbst
eine Bewegung der Lippen und eine gänzliche
Veränderung der Gesichtszüge gesehen zu haben."
-- Aus diesem Briefe aus Neapel vom 18. d.
erfahren wir, daß am 17. Juni ein Theil des
großen Gebäudes Grenaglio, wo angenblicklich
eine Anzahl von Truppen casernirte, zusammenge-
stürzt ist, u. 4--500 Menschen unter den Trüm-
mern begraben worden sind.

Neuestes.

München, 28. Juni. Jhre Maj. die Köni-
gin Marie, welche gestern der Königin Therese
das Geleit bis Augsburg gab, ist Nachmittags
4 Uhr wieder in Nymphenburg eingetroffen. --
Se. Maj. der König Ludwig hat seinen Bade-
reiseplan dahin abgeändert, daß er sich nicht nach
Brückenau, sondern am 4. k. Mts. nach Salzburg
begeben wird; bereits ist das Quartier daselbst
bestellt worden. -- Jn Betreff der für den näch-
sten Monat anberaumten Prüfungen bezüglich der
höheren Beförderung von Unteroffizieren und Sol-
daten, ist gestern ein kgl. Kriegsministerialreskript
an alle Abtheilungen der Armee ergangen. Die
Adspiranten haben eine Selbstbiographie vom 6.
Lebensjahre angefangen einzureichen und hängt
dann die Zulassung zur Hauptprüfung von einer
vorherigen mündlichen Prüfung vor sämmtlichen
Stabs= und Oberoffizieren ab. -- Die hiesige
Artillerie wird vom 1. k. Mts. angefangen auf
einen Präsentstand von 75 Mann per Kompagnie
durch Beurlaubung reduzirt. -- Jhre kais. Hoheit
der Herzog von Leuchtenberg wird, wie ich höre,
mehrere Wochen hier verweilen und abwechslungs-
weise auch sein Schloß Eichstädt besuchen.

   

§ Rothenfels, 28. Juni. Abends 8 Uhr ent-
lud sich auf den Gemarkungen Steinfeld, Rohr-
bach und Stetten ein Gewitter, welches durch
Hagelschlag auf der Steinfelder Markung allein
1200 Tagwerk Ackerland mit den darauf befind-
lichen Früchten verwüßtete, und einen Schaden
von mehr als 10,000 fl. verursachte. Der den
Gemeinden Rohrbach und Stetten zugegangene
Schaden wird auch auf 5000 fl. taxirt.

Frankfurt, 29. Juni. Gestern gab Se. kön.
Hoheit der Kurfürst von Hessen in dem Schlosse
Philippsruhe ein großes Diner, zu welchem die
Mitglieder der Bundescentral=Commission und des
hier anwesenden diplomatischen Corps ec. eingela-
den waren.

[Spaltenumbruch]

Frankfurt, 30. Juni. Ueber die Entdeckung
einer Falschmünzergesellschaft erfahren wir aus gu-
ter Quelle folgendes Nähere: Auf das Gasthaus
"zum Donnersberg", bekannt als Clublokal der
äußersten Linken, hatte schon seit längerer Zeit
unsere Polizei ihre besondere Aufmerksamkeit ge-
richtet. Als nun vorgestern das Polizei=Amt von
dem Bestehen jener Gesellschaft genaue Kunde er-
hielt, dasselbe aber nach den Grundrechten für
sich ohne richterlichen Spruch keine Hausuntersu-
chung vornehmen darf, so wurde noch spät Abends
besagtes Amt durch einen Beschluß des Appella-
tionsgerichtes hierzu ermächtigt. Um 10 Uhr ge-
stern Früh umzingelten plötzlich zwölf Gendar-
men den Gasthof, und es gelang, die aus
mehrern Personen bestehende Gesellschaft im
Keller des Hauses auf frischer That zu
ertappen. Es fand sich eine vollständige Einrich-
tung zum Geldprägen vor; eine sehr starke ei-
serne Stempelpresse, gewalztes Compositionsmetall,
um Zwei=Guldenstücke zu prägen u. s. w., sowie
auch eine große Anzahl gemünzter Guldenstücke,
zu welchen das Frankfurter Gepräge angewendet
war. Zu der Gesellschaft gehört namentlich die
Eigenthümerin des Hauses, eine Wittwe, in deren
Taschen man eine Anzahl falscher Goldstücke vor-
fand und ihr Bräutigam, ein Herr Schönecker,
der, wie man hört, schon in Bayern wegen Falsch-
münzerei in Untersuchung stand, nebst einem Li-
thographen, welcher die Stempel geliefert haben
soll. Alle wurden zur Haft gebracht. Die Un-
tersuchung und das Verhör im Hause durch das
Kriminalamt dauerte den ganzen Tag über. Das
Haus wird noch fortwährend von Gendarmen be-
bewacht.

   

Kassel, 27. Juni. Heute ist ein Ausschrei-
ben des Gesammtministeriums, die indirecten Ab-
gaben und Weggelder betr., erschienen, wonach im
Einverstand mit dem ständischen Ausschusse die
Forterhebung dieser Abgaben auch nach Ablauf
der Finanzperiode verfügt wird. Diese Gelder
sollen aber nicht verwendet, sondern bei der Haupt-
staatskasse aufbewahrt werden.

Leipzig, 27. Juni. Eine zu gestern Nach-
mittag berufene Studentenversammlung zum Be-
huf der Annahme einer Beifallsadresse an den
akademischen Senat hat das entgegensetzte Resultat
gehabt. Es wurde beschlossen, keine Beifallsadresse
zu überreichen. --

Prag, 25. Juni. Nicht nur in unserer böh-
mischen Hauptstadt, auch in 83 andern benachbar-
ten Orten wüthet jetzt die Cholera.

C Paris, 28. Juni. Baron August v. Wäch-
ter hat dem Präsidenten der Republik sein Be-
glaubigungsschreiben als württemb. Ministerresident
überreicht.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Mittelpreise hiesiger Schranne vom 28. Juni.

Weizen 12 fl. 28 kr. Korn 7 fl. 21 kr.
Gerste -- fl. -- kr. Haber 4 fl. 37 kr.

Bekanntmachung.

Bei der unterfertigten Kasse ist nunmehr eine
Sendung von Obligationen au porteur des neuen
5procentigen Staatsanlehens eingetroffen, was den
sich bereits hieran Betheiligten Behufs der bald-
gefälligen Empfangnahme der treffenden derartigen
Obligationen gegen Rückgabe der Haftscheine hier-
mit bekannt gegeben wird.

Zugleich verbindet man anmit die fernere An-
zeige, daß fortwährend noch Einzahlungen auf das
vorbemerkte Anlehen bewirkt werden können.

Würzburg, 29. Juni 1850.

Königliche Kreiskasse von Unterfranken und
Aschaffenburg.

[Beginn Spaltensatz]

Bocke,
k. Kreiskassier.

[Spaltenumbruch]

Berger,
k. Kreiskassacontroleur.

[Ende Spaltensatz]
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

[Spaltenumbruch] schen Zeitung zu wünschen, damit man nicht sage,
sie sei als Närrin aus der Welt gegangen.

Stuttgart, 28. Juni. Gestern Abend noch
verbreitete sich hier das Gerücht, das Ministerium
habe in Folge des gestrigen Kammerbeschlusses
seine Entlassung eingereicht, doch hörte man schon
heute früh, daß dieselbe nicht angenommen wor-
den sei, was sich auch, nachdem eben erst die
Bildung eines Ministeriums gescheitert war, vor-
aussehen ließ. Jnzwischen sind der Versicherung
der „Deutschen Chronik“ zufolge von 2 Mitglie-
dern der äußersten Rechten, Kapff und Walfer,
Versuche gemacht worden, die Auflösung der bei
Hofe sehr ungern gesehenen Landesversammlung
dadurch in möglichster Bälde herbeizuführen, daß
man die Mitglieder der Linken zum Austritt ver-
anlaßte; es sind jedoch diese Versuche gescheitert.
So wird denn die Versammlung noch beisammen
bleiben, bis sie durch ein Votum gelegentlich der
Budgetberathung ihre Auflösung herbeiführt, und
es der Regierung unmöglich macht, länger mit
ihr zu arbeiten. Vielleicht hat das heutige Votum
in Betreff der Steuerverlängerung ( s. d. Kam-
merbericht ) eine Veranlassung gegeben. -- Vor
dem Kaffationshofe wurde heute die Nichtigkeits-
klage des Redakteurs des „Eulenspiegel“ L. Weisser
verhandelt gegen das Erkenntniß des Schwurge-
richtshofs zu Eßlingen, was ihn wegen Maje-
stätsbeleidigung zu 8 Monaten Festungsstrafe ver-
urtheilte. Sein Gesuch ist verworfen, und er
muß heute noch die Strafe antreten.

Dresden, 26. Juni. Mit Sachsen=Weimar
ist ein Staatsvertrag über die Förderung der
Rechtspflege abgeschlossen. Die Gerichte leisten
sich in Civil= und Strafsachen gegenseitige Rechts-
hilfe wie die Gerichte des eigenen Staats. Ur-
theile in Civilsachen werden in dem andern Staate
vollstreckt und flüchtige Verbrecher ausgeliefert.
Während die Regierung das Turnen in den Lehr-
plan der Schulen aufnimmt, tritt sie gegen die
Turnvereine sehr entschieden auf: die beiden Turn-
vereine in Hohenstein und der Lausitzer Turner-
bund in Löbau sind aufgelöst, die andern werden
folgen.

   

Wien, 23. Juni. Die „Oesterr. Reichsztg.“
veröffentlicht heute die vom Ministerpräsidenten
Fürsten Schwarzenberg an den diesseitigen Ge-
sandten in London in Betreff der englischen For-
derung an Toscana gerichteten Note. Es heißt
in derselben gegen den Schluß: „Die erste Be-
rechtigung jedes unabhängigen Staats bleibt im-
merhin jene, seine eigene Erhaltung durch alle ihm
zu Gebot stehenden Mittel zu wahren. Sobald
ein Sonverän -- bei Ausübung dieses Rechts --
sich gezwungen sieht, die Waffengewalt zu Hilfe
zu nehmen, um einen offenbaren Aufruhr zu däm-
pfen, und wenn in dem daraus entstehenden Bür-
gerkrieg das Eigenthum der im Lande ansäßigen
Fremden beschädigt wird, so ist dies meines Er-
achtens ein offentliches Unglück, woran die Frem-
den ebenso gut, als die Einheimischen ihren Theil
tragen müssen, und welche ihnen ebenso wenig ein
Recht auf ausnahmsweise Entschädigung gewähren
kann, als ein solches aus andern, von dem mensch-
lichen Willen unabhängigen Unglücksfällen herge-
leitet werden könnte. So verhält sich, auf seinen
einfachsten Gehalt zurückgeführt, der streitige Punkt
in der Toscana gegenüber erhobenen Reclama-
tion.“ Die Note ist zur abschriftlichen Mitthei-
lung an Lord Palmerston bestimmt und vom
14. April datirt. -- Frhr. v. Jellachich wurde
am Tage vor seiner Abreise zur kaiserl. Fami-
lientafel geladen, bei welcher sämmtliche Glieder
der kais. Familie und Prinz Albert von Sachsen
anwesend waren. Nach derselben überreichte S. M.
der Kaiser dem Banus unter den schmeichelhafte-
sten Ausdrücken das Armeeverdienstkreuz. Am 21.
wurde demselben das Diplom eines Ehrenbürgers
von Wien durch eine Deputation des Gemeinde-
raths überreicht.

Berlin, 27. Juni. Heute ist die Ankunft des
diesseitigen Gesaudten am österreichischen Hofe,
Grafen Bernstorff, erfolgt, der sofort mit dem
[Spaltenumbruch] Minister des Auswärtigen, Hrn. v. Schleinitz, in
Berathung trat. Auch General v. Radowitz soll
von Erfurt hier eintreffen. Die Staatsregierung
wünscht, wie die Reform meldet, die Ansichten
beider Staatsmänner über die obschwebenden
Schwierigkeiten in der deutschen Frage zu hören.
Hr. v. Radowitz übernimmt jetzt den Vorsitz im
Fürstencollegium der Union. -- Ein hiesiger
Künstler, welcher vor geraumer Zeit nach Nord-
amerika ausgewandert war, weil die hiesigen Ver-
hältnisse seiner demokratischen Gesinnung unerträg-
lich waren, ist von dort mit der conservativsten
patriotischsten Gesinnung hierher zurückgekehrt.
Auf Fürsprache bei Sr. Majestät dem König ist
demselben hier künstlerische Beschäftigung zu Theil
geworden. Hier angekommene Briefe aus Nord-
amerika deuten auf mehrere solcher Radikalku-
ren hin.

Jtalien.

Das „Univers“ vom 24. Juni enthält einen
Bericht des Hochw. Ant. Forci Missionairs zu
Rimini an den General der Congregation des
kostbaren Blutes zu Rom über das wunderbare
Ereigniß zu Rimini. Da die Einzelheiten genau
mit dem übereinstimmen, was wir seither schon
mitgetheilt haben, so beschränken wir uns auf fol-
gende Stelle dieses Schreibens: „Die eigentliche
Bewegung besteht darin: Man sieht, daß das
Bild häufig die Augen zum Himmel erhebe als
ob es flehte, bisweilen bewegt es sie nach ver-
schiedenen Seiten hin, oft leuchtet die Pupille wie
ein Diamant. Mehrere Personen versichern selbst
eine Bewegung der Lippen und eine gänzliche
Veränderung der Gesichtszüge gesehen zu haben.“
-- Aus diesem Briefe aus Neapel vom 18. d.
erfahren wir, daß am 17. Juni ein Theil des
großen Gebäudes Grenaglio, wo angenblicklich
eine Anzahl von Truppen casernirte, zusammenge-
stürzt ist, u. 4--500 Menschen unter den Trüm-
mern begraben worden sind.

Neuestes.

München, 28. Juni. Jhre Maj. die Köni-
gin Marie, welche gestern der Königin Therese
das Geleit bis Augsburg gab, ist Nachmittags
4 Uhr wieder in Nymphenburg eingetroffen. --
Se. Maj. der König Ludwig hat seinen Bade-
reiseplan dahin abgeändert, daß er sich nicht nach
Brückenau, sondern am 4. k. Mts. nach Salzburg
begeben wird; bereits ist das Quartier daselbst
bestellt worden. -- Jn Betreff der für den näch-
sten Monat anberaumten Prüfungen bezüglich der
höheren Beförderung von Unteroffizieren und Sol-
daten, ist gestern ein kgl. Kriegsministerialreskript
an alle Abtheilungen der Armee ergangen. Die
Adspiranten haben eine Selbstbiographie vom 6.
Lebensjahre angefangen einzureichen und hängt
dann die Zulassung zur Hauptprüfung von einer
vorherigen mündlichen Prüfung vor sämmtlichen
Stabs= und Oberoffizieren ab. -- Die hiesige
Artillerie wird vom 1. k. Mts. angefangen auf
einen Präsentstand von 75 Mann per Kompagnie
durch Beurlaubung reduzirt. -- Jhre kais. Hoheit
der Herzog von Leuchtenberg wird, wie ich höre,
mehrere Wochen hier verweilen und abwechslungs-
weise auch sein Schloß Eichstädt besuchen.

   

§ Rothenfels, 28. Juni. Abends 8 Uhr ent-
lud sich auf den Gemarkungen Steinfeld, Rohr-
bach und Stetten ein Gewitter, welches durch
Hagelschlag auf der Steinfelder Markung allein
1200 Tagwerk Ackerland mit den darauf befind-
lichen Früchten verwüßtete, und einen Schaden
von mehr als 10,000 fl. verursachte. Der den
Gemeinden Rohrbach und Stetten zugegangene
Schaden wird auch auf 5000 fl. taxirt.

Frankfurt, 29. Juni. Gestern gab Se. kön.
Hoheit der Kurfürst von Hessen in dem Schlosse
Philippsruhe ein großes Diner, zu welchem die
Mitglieder der Bundescentral=Commission und des
hier anwesenden diplomatischen Corps ec. eingela-
den waren.

[Spaltenumbruch]

Frankfurt, 30. Juni. Ueber die Entdeckung
einer Falschmünzergesellschaft erfahren wir aus gu-
ter Quelle folgendes Nähere: Auf das Gasthaus
„zum Donnersberg“, bekannt als Clublokal der
äußersten Linken, hatte schon seit längerer Zeit
unsere Polizei ihre besondere Aufmerksamkeit ge-
richtet. Als nun vorgestern das Polizei=Amt von
dem Bestehen jener Gesellschaft genaue Kunde er-
hielt, dasselbe aber nach den Grundrechten für
sich ohne richterlichen Spruch keine Hausuntersu-
chung vornehmen darf, so wurde noch spät Abends
besagtes Amt durch einen Beschluß des Appella-
tionsgerichtes hierzu ermächtigt. Um 10 Uhr ge-
stern Früh umzingelten plötzlich zwölf Gendar-
men den Gasthof, und es gelang, die aus
mehrern Personen bestehende Gesellschaft im
Keller des Hauses auf frischer That zu
ertappen. Es fand sich eine vollständige Einrich-
tung zum Geldprägen vor; eine sehr starke ei-
serne Stempelpresse, gewalztes Compositionsmetall,
um Zwei=Guldenstücke zu prägen u. s. w., sowie
auch eine große Anzahl gemünzter Guldenstücke,
zu welchen das Frankfurter Gepräge angewendet
war. Zu der Gesellschaft gehört namentlich die
Eigenthümerin des Hauses, eine Wittwe, in deren
Taschen man eine Anzahl falscher Goldstücke vor-
fand und ihr Bräutigam, ein Herr Schönecker,
der, wie man hört, schon in Bayern wegen Falsch-
münzerei in Untersuchung stand, nebst einem Li-
thographen, welcher die Stempel geliefert haben
soll. Alle wurden zur Haft gebracht. Die Un-
tersuchung und das Verhör im Hause durch das
Kriminalamt dauerte den ganzen Tag über. Das
Haus wird noch fortwährend von Gendarmen be-
bewacht.

   

Kassel, 27. Juni. Heute ist ein Ausschrei-
ben des Gesammtministeriums, die indirecten Ab-
gaben und Weggelder betr., erschienen, wonach im
Einverstand mit dem ständischen Ausschusse die
Forterhebung dieser Abgaben auch nach Ablauf
der Finanzperiode verfügt wird. Diese Gelder
sollen aber nicht verwendet, sondern bei der Haupt-
staatskasse aufbewahrt werden.

Leipzig, 27. Juni. Eine zu gestern Nach-
mittag berufene Studentenversammlung zum Be-
huf der Annahme einer Beifallsadresse an den
akademischen Senat hat das entgegensetzte Resultat
gehabt. Es wurde beschlossen, keine Beifallsadresse
zu überreichen. --

Prag, 25. Juni. Nicht nur in unserer böh-
mischen Hauptstadt, auch in 83 andern benachbar-
ten Orten wüthet jetzt die Cholera.

C Paris, 28. Juni. Baron August v. Wäch-
ter hat dem Präsidenten der Republik sein Be-
glaubigungsschreiben als württemb. Ministerresident
überreicht.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Mittelpreise hiesiger Schranne vom 28. Juni.

Weizen 12 fl. 28 kr. Korn 7 fl. 21 kr.
Gerste -- fl. -- kr. Haber 4 fl. 37 kr.

Bekanntmachung.

Bei der unterfertigten Kasse ist nunmehr eine
Sendung von Obligationen au porteur des neuen
5procentigen Staatsanlehens eingetroffen, was den
sich bereits hieran Betheiligten Behufs der bald-
gefälligen Empfangnahme der treffenden derartigen
Obligationen gegen Rückgabe der Haftscheine hier-
mit bekannt gegeben wird.

Zugleich verbindet man anmit die fernere An-
zeige, daß fortwährend noch Einzahlungen auf das
vorbemerkte Anlehen bewirkt werden können.

Würzburg, 29. Juni 1850.

Königliche Kreiskasse von Unterfranken und
Aschaffenburg.

[Beginn Spaltensatz]

Bocke,
k. Kreiskassier.

[Spaltenumbruch]

Berger,
k. Kreiskassacontroleur.

[Ende Spaltensatz]
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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[0004] schen Zeitung zu wünschen, damit man nicht sage, sie sei als Närrin aus der Welt gegangen. ( Ll. ) Stuttgart, 28. Juni. Gestern Abend noch verbreitete sich hier das Gerücht, das Ministerium habe in Folge des gestrigen Kammerbeschlusses seine Entlassung eingereicht, doch hörte man schon heute früh, daß dieselbe nicht angenommen wor- den sei, was sich auch, nachdem eben erst die Bildung eines Ministeriums gescheitert war, vor- aussehen ließ. Jnzwischen sind der Versicherung der „Deutschen Chronik“ zufolge von 2 Mitglie- dern der äußersten Rechten, Kapff und Walfer, Versuche gemacht worden, die Auflösung der bei Hofe sehr ungern gesehenen Landesversammlung dadurch in möglichster Bälde herbeizuführen, daß man die Mitglieder der Linken zum Austritt ver- anlaßte; es sind jedoch diese Versuche gescheitert. So wird denn die Versammlung noch beisammen bleiben, bis sie durch ein Votum gelegentlich der Budgetberathung ihre Auflösung herbeiführt, und es der Regierung unmöglich macht, länger mit ihr zu arbeiten. Vielleicht hat das heutige Votum in Betreff der Steuerverlängerung ( s. d. Kam- merbericht ) eine Veranlassung gegeben. -- Vor dem Kaffationshofe wurde heute die Nichtigkeits- klage des Redakteurs des „Eulenspiegel“ L. Weisser verhandelt gegen das Erkenntniß des Schwurge- richtshofs zu Eßlingen, was ihn wegen Maje- stätsbeleidigung zu 8 Monaten Festungsstrafe ver- urtheilte. Sein Gesuch ist verworfen, und er muß heute noch die Strafe antreten. Dresden, 26. Juni. Mit Sachsen=Weimar ist ein Staatsvertrag über die Förderung der Rechtspflege abgeschlossen. Die Gerichte leisten sich in Civil= und Strafsachen gegenseitige Rechts- hilfe wie die Gerichte des eigenen Staats. Ur- theile in Civilsachen werden in dem andern Staate vollstreckt und flüchtige Verbrecher ausgeliefert. Während die Regierung das Turnen in den Lehr- plan der Schulen aufnimmt, tritt sie gegen die Turnvereine sehr entschieden auf: die beiden Turn- vereine in Hohenstein und der Lausitzer Turner- bund in Löbau sind aufgelöst, die andern werden folgen. ( D. Z. ) Wien, 23. Juni. Die „Oesterr. Reichsztg.“ veröffentlicht heute die vom Ministerpräsidenten Fürsten Schwarzenberg an den diesseitigen Ge- sandten in London in Betreff der englischen For- derung an Toscana gerichteten Note. Es heißt in derselben gegen den Schluß: „Die erste Be- rechtigung jedes unabhängigen Staats bleibt im- merhin jene, seine eigene Erhaltung durch alle ihm zu Gebot stehenden Mittel zu wahren. Sobald ein Sonverän -- bei Ausübung dieses Rechts -- sich gezwungen sieht, die Waffengewalt zu Hilfe zu nehmen, um einen offenbaren Aufruhr zu däm- pfen, und wenn in dem daraus entstehenden Bür- gerkrieg das Eigenthum der im Lande ansäßigen Fremden beschädigt wird, so ist dies meines Er- achtens ein offentliches Unglück, woran die Frem- den ebenso gut, als die Einheimischen ihren Theil tragen müssen, und welche ihnen ebenso wenig ein Recht auf ausnahmsweise Entschädigung gewähren kann, als ein solches aus andern, von dem mensch- lichen Willen unabhängigen Unglücksfällen herge- leitet werden könnte. So verhält sich, auf seinen einfachsten Gehalt zurückgeführt, der streitige Punkt in der Toscana gegenüber erhobenen Reclama- tion.“ Die Note ist zur abschriftlichen Mitthei- lung an Lord Palmerston bestimmt und vom 14. April datirt. -- Frhr. v. Jellachich wurde am Tage vor seiner Abreise zur kaiserl. Fami- lientafel geladen, bei welcher sämmtliche Glieder der kais. Familie und Prinz Albert von Sachsen anwesend waren. Nach derselben überreichte S. M. der Kaiser dem Banus unter den schmeichelhafte- sten Ausdrücken das Armeeverdienstkreuz. Am 21. wurde demselben das Diplom eines Ehrenbürgers von Wien durch eine Deputation des Gemeinde- raths überreicht. Berlin, 27. Juni. Heute ist die Ankunft des diesseitigen Gesaudten am österreichischen Hofe, Grafen Bernstorff, erfolgt, der sofort mit dem Minister des Auswärtigen, Hrn. v. Schleinitz, in Berathung trat. Auch General v. Radowitz soll von Erfurt hier eintreffen. Die Staatsregierung wünscht, wie die Reform meldet, die Ansichten beider Staatsmänner über die obschwebenden Schwierigkeiten in der deutschen Frage zu hören. Hr. v. Radowitz übernimmt jetzt den Vorsitz im Fürstencollegium der Union. -- Ein hiesiger Künstler, welcher vor geraumer Zeit nach Nord- amerika ausgewandert war, weil die hiesigen Ver- hältnisse seiner demokratischen Gesinnung unerträg- lich waren, ist von dort mit der conservativsten patriotischsten Gesinnung hierher zurückgekehrt. Auf Fürsprache bei Sr. Majestät dem König ist demselben hier künstlerische Beschäftigung zu Theil geworden. Hier angekommene Briefe aus Nord- amerika deuten auf mehrere solcher Radikalku- ren hin. Jtalien. Das „Univers“ vom 24. Juni enthält einen Bericht des Hochw. Ant. Forci Missionairs zu Rimini an den General der Congregation des kostbaren Blutes zu Rom über das wunderbare Ereigniß zu Rimini. Da die Einzelheiten genau mit dem übereinstimmen, was wir seither schon mitgetheilt haben, so beschränken wir uns auf fol- gende Stelle dieses Schreibens: „Die eigentliche Bewegung besteht darin: Man sieht, daß das Bild häufig die Augen zum Himmel erhebe als ob es flehte, bisweilen bewegt es sie nach ver- schiedenen Seiten hin, oft leuchtet die Pupille wie ein Diamant. Mehrere Personen versichern selbst eine Bewegung der Lippen und eine gänzliche Veränderung der Gesichtszüge gesehen zu haben.“ -- Aus diesem Briefe aus Neapel vom 18. d. erfahren wir, daß am 17. Juni ein Theil des großen Gebäudes Grenaglio, wo angenblicklich eine Anzahl von Truppen casernirte, zusammenge- stürzt ist, u. 4--500 Menschen unter den Trüm- mern begraben worden sind. Neuestes. München, 28. Juni. Jhre Maj. die Köni- gin Marie, welche gestern der Königin Therese das Geleit bis Augsburg gab, ist Nachmittags 4 Uhr wieder in Nymphenburg eingetroffen. -- Se. Maj. der König Ludwig hat seinen Bade- reiseplan dahin abgeändert, daß er sich nicht nach Brückenau, sondern am 4. k. Mts. nach Salzburg begeben wird; bereits ist das Quartier daselbst bestellt worden. -- Jn Betreff der für den näch- sten Monat anberaumten Prüfungen bezüglich der höheren Beförderung von Unteroffizieren und Sol- daten, ist gestern ein kgl. Kriegsministerialreskript an alle Abtheilungen der Armee ergangen. Die Adspiranten haben eine Selbstbiographie vom 6. Lebensjahre angefangen einzureichen und hängt dann die Zulassung zur Hauptprüfung von einer vorherigen mündlichen Prüfung vor sämmtlichen Stabs= und Oberoffizieren ab. -- Die hiesige Artillerie wird vom 1. k. Mts. angefangen auf einen Präsentstand von 75 Mann per Kompagnie durch Beurlaubung reduzirt. -- Jhre kais. Hoheit der Herzog von Leuchtenberg wird, wie ich höre, mehrere Wochen hier verweilen und abwechslungs- weise auch sein Schloß Eichstädt besuchen. ( A. Ab. ) § Rothenfels, 28. Juni. Abends 8 Uhr ent- lud sich auf den Gemarkungen Steinfeld, Rohr- bach und Stetten ein Gewitter, welches durch Hagelschlag auf der Steinfelder Markung allein 1200 Tagwerk Ackerland mit den darauf befind- lichen Früchten verwüßtete, und einen Schaden von mehr als 10,000 fl. verursachte. Der den Gemeinden Rohrbach und Stetten zugegangene Schaden wird auch auf 5000 fl. taxirt. Frankfurt, 29. Juni. Gestern gab Se. kön. Hoheit der Kurfürst von Hessen in dem Schlosse Philippsruhe ein großes Diner, zu welchem die Mitglieder der Bundescentral=Commission und des hier anwesenden diplomatischen Corps ec. eingela- den waren. Frankfurt, 30. Juni. Ueber die Entdeckung einer Falschmünzergesellschaft erfahren wir aus gu- ter Quelle folgendes Nähere: Auf das Gasthaus „zum Donnersberg“, bekannt als Clublokal der äußersten Linken, hatte schon seit längerer Zeit unsere Polizei ihre besondere Aufmerksamkeit ge- richtet. Als nun vorgestern das Polizei=Amt von dem Bestehen jener Gesellschaft genaue Kunde er- hielt, dasselbe aber nach den Grundrechten für sich ohne richterlichen Spruch keine Hausuntersu- chung vornehmen darf, so wurde noch spät Abends besagtes Amt durch einen Beschluß des Appella- tionsgerichtes hierzu ermächtigt. Um 10 Uhr ge- stern Früh umzingelten plötzlich zwölf Gendar- men den Gasthof, und es gelang, die aus mehrern Personen bestehende Gesellschaft im Keller des Hauses auf frischer That zu ertappen. Es fand sich eine vollständige Einrich- tung zum Geldprägen vor; eine sehr starke ei- serne Stempelpresse, gewalztes Compositionsmetall, um Zwei=Guldenstücke zu prägen u. s. w., sowie auch eine große Anzahl gemünzter Guldenstücke, zu welchen das Frankfurter Gepräge angewendet war. Zu der Gesellschaft gehört namentlich die Eigenthümerin des Hauses, eine Wittwe, in deren Taschen man eine Anzahl falscher Goldstücke vor- fand und ihr Bräutigam, ein Herr Schönecker, der, wie man hört, schon in Bayern wegen Falsch- münzerei in Untersuchung stand, nebst einem Li- thographen, welcher die Stempel geliefert haben soll. Alle wurden zur Haft gebracht. Die Un- tersuchung und das Verhör im Hause durch das Kriminalamt dauerte den ganzen Tag über. Das Haus wird noch fortwährend von Gendarmen be- bewacht. ( Fr. J. ) Kassel, 27. Juni. Heute ist ein Ausschrei- ben des Gesammtministeriums, die indirecten Ab- gaben und Weggelder betr., erschienen, wonach im Einverstand mit dem ständischen Ausschusse die Forterhebung dieser Abgaben auch nach Ablauf der Finanzperiode verfügt wird. Diese Gelder sollen aber nicht verwendet, sondern bei der Haupt- staatskasse aufbewahrt werden. Leipzig, 27. Juni. Eine zu gestern Nach- mittag berufene Studentenversammlung zum Be- huf der Annahme einer Beifallsadresse an den akademischen Senat hat das entgegensetzte Resultat gehabt. Es wurde beschlossen, keine Beifallsadresse zu überreichen. -- Prag, 25. Juni. Nicht nur in unserer böh- mischen Hauptstadt, auch in 83 andern benachbar- ten Orten wüthet jetzt die Cholera. C Paris, 28. Juni. Baron August v. Wäch- ter hat dem Präsidenten der Republik sein Be- glaubigungsschreiben als württemb. Ministerresident überreicht. Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Mittelpreise hiesiger Schranne vom 28. Juni. Weizen 12 fl. 28 kr. Korn 7 fl. 21 kr. Gerste -- fl. -- kr. Haber 4 fl. 37 kr. Bekanntmachung. Bei der unterfertigten Kasse ist nunmehr eine Sendung von Obligationen au porteur des neuen 5procentigen Staatsanlehens eingetroffen, was den sich bereits hieran Betheiligten Behufs der bald- gefälligen Empfangnahme der treffenden derartigen Obligationen gegen Rückgabe der Haftscheine hier- mit bekannt gegeben wird. Zugleich verbindet man anmit die fernere An- zeige, daß fortwährend noch Einzahlungen auf das vorbemerkte Anlehen bewirkt werden können. Würzburg, 29. Juni 1850. Königliche Kreiskasse von Unterfranken und Aschaffenburg. Bocke, k. Kreiskassier. Berger, k. Kreiskassacontroleur. Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 156. Würzburg, 1. Juli 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische156_1850/4>, abgerufen am 28.03.2024.