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Die Bayerische Presse. Nr. 137. Würzburg, 8. Juni 1850.

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[Spaltenumbruch] erhalten. Uebrigens werden die 3 Millionen schon
darum bewilligt, weil man dadurch einen Staats-
strich abzuwenden hofft.

Paris, 5. Juni. Jn den untersten Schichten
von Paris existirt eine großartige Association von
Verbrechern, die von den geheimen Gesellschaften
dirigirt werden. Seit einem Monate haben diese
Elenden fortwährend auf dem Punkte gestanden,
in die Straßen herabzukommen, ( wie sie sich aus-
drücken ) d. h. ihre Brand=, Plünderungs= und
Mordgedanken im Großen anzuwenden. Die
Regierung kennt die Namen, die Schlupfwinkel,
die Pläne dieser Menschen; sie kennt die Projecte,
die sie entworfen haben, um die Soldaten zu schlach-
ten, den General Changarnier kalt zu machen und
das Hotel de ville mit Sturm zu nehmen. Corre-
spondenzen, Tagesbefehle, Briefe an die Gefan-
genen von Doullens, um ihnen ihre Befreiung
anzukündigen, Pulver, Kugeln, Gewehre, Dolche,
Alles hat die Polizei in Händen. Mit dieser
Pariser Zentralverschwörung hatten sich die Füh-
rer verschiedener Conspirationen in den Provinzen
in Verbindung gesetzt. Die Haupt = Sozialisten
der Departements waren nach Paris beschieden
worden und hatten dort ebenfalls ihre Jnstructio-
nen empfangen. Auch in den Departements wa-
ren Plünderung, Brand und Mord in einem groß-
artigen Mäßstabe organisirt worden. Der durch
die kalte Entschlossenheit der Regierung eingeflößte
Schrecken, die Weigerung der Montagnards, sich
an die Spitze der Jnsurgenten zu stellen, und die
Theilnahmlosigkeit der wahren Arbeiter von Paris
gegen die Anfrührer, haben die Vertagung des
Aufstandes bewirkt. Die Regierung kann Ver-
brechen, wovon sie vollkommene Kenntniß besitzt, nicht
dulden; sie kann den Plan, Paris anzuzünden,
und mit Blut zu überschwemmen, nicht ohne
Strafe lassen; sie kann nicht gestatten, daß in
dieser Stadt sich einige Tausende von wilden
Thieren aufhalten, die sie erschrecken und entehren.
Denen, die da alle Tage versichern: das Volk
ist ruhig! muß die Regierung die Proben dieser Ruhe
und Sanftmuth ihres Volkes entgegen halten: die
4 Dekrete, die auf den Barrikaden proklamirt
werden, worunter eines über Abschaffung sämmt-
licher Steuern und eins über Auflösung der Armee;
die Bomben zur Vernichtung eines ganzen Ba-
taillons mit einem Schlage; die Scharfschützen,
die den Auftrag hatten, den General Changarnier
zu ermorden; den Plan der Kampfweise, worin
man anräth, Schwefelsäure und Salpetersäure
auf die Truppen zu pumpen u. s. w. Die Re-
gierung muß die Gesammtheit dieses scheußlichen
Planes dem Lande vor Augen legen, damit die
Gesellschaft richte." -- Auch andere Blätter spre-
chen sich energisch für die Säuberung der Stadt
Paris von allen verdachtigen Elementen oder an-
dernfalls für die Verlegung des Regierungssitzes
außerhalb Paris aus.

Jtalien.

Jm "Cattolico" vom 23. Mai lesen wir
folgendes: "Das den ehrwürdigen Franziskanern
zugehörige Kloster zu Genua, genannt Annuziata,
ist mit Waffengewalt geräumt worden. Die wür-
digen Väter hatten erklärt, daß sie freiwillig und
ohne Genehmigung des heiligen Stuhles nicht
weichen dürften. Die Regierung hat ihnen eine
kurze Zeit bewilligt, um ihre Sachen fortzuschaffen
und sie dann mit Gewalt aus ihren Zellen ge-
trieben." Der "Echo di Mont=Blanc" wird zu
folgenden Bemerkungen veranlaßt: "Mit bewaff-
neter Hand bemächtigt man sich also eines Eigen-
thums, ungeachtet des Widerstaudes seiner recht-
mäßigen Besitzer. Allerdings hat man nur ein-
fache Mönche vor sich: aber wir verweifen selbst auf
frühere Erklärungen des Ministers, um zu bewei-
sen, daß ihre Titel ebenso achtbar sind, als die
der andern Staätsbürger; wir fragen die Ge-
wissen aller Christen, ob diese Titel nicht noch
heiliger sind; wir sagen mit den Ministern --
der Minister beantwortete bekanntlich jüngst eine
Jnterpellation des Abg. Brofferio in der Kammer
[Spaltenumbruch] dahin, daß die Beraubung von Mönchen ein wah-
rer Raub, ein Act des Socialismus sei, -- daß
die Beraubung von Klostergeistlichen ein Act des
Socialismus ist, wir sagen mit der Kirche, daß
diese Beraubung ein Sacrilegium ist." Ueber
den gefangenen Bischof von Sassari haben wir
noch immer keine weitern Nachrichten.

Vermischte Nachrichten.

Das Hauptorgan der Demokratie in den
westlichen Provinzen Preußens die "Westdeutsche
Zeitung" bringt in ihrem Sonntagsblatt ein Ge-
dicht, dessen letzte Strophe lautet:

"Ja uns zum Trotz und Gott zum Hohn,
Die Gottesgnäd'gen der Erde: --
Wir werfen sie nieder sammt ihrem Thron,
Und nimmer Verzeihung mehr werde!
Voran, zum Sieg, zur Riesenschlacht,
Bis mit den Despoten ein Ende gemacht!"

Heißt dieß etwa nicht den offenbaren Königs-
mord predigen?

Neuestes.

Nürnberg, 7. Juni. Die gestrige Nummer
des "Fränkischen Kouriers" ist mit Beschlag be-
legt worden. -- Zufolge Beschlusses des hiesigen
Stadtmagistrats ist der Centralschullehrerverein
aufgelöst worden.

Freiburg, 4. Juni. Der erzbischöfliche Dom-
dekan und Generalvikar Dr. Martin ist gestorben.

Stuttgart, 4. Juni. Gestern ist einer der
letzten Reste der dtsch. Nat.=Vers., Dr. Hedderich
aus Oesterreich, nachdem ihm die Rückkehr in seine
Heimath verweigert worden war, von hier abgereist.

Dessau, 3. Juni. Heute ist der Landtag
wieder eröffnet.

Wien, 3. Juni. Der heutige "Lloyd" ent-
hält folgende berichtigende Anzeige: Die Nachricht
von der Abreise St. Maj. des Kaisers beruht,
wie wir uns überzeugten, auf einem Mißver-
ständnisse.

T. D. Berlin, 5. Juni. Durch k. Kabinets-
Ordre vom 1. Juni ist General v. Radowitz zum
Mitgliede des Fürsten=Collegiums für Preußen u.
Herr v. Sydow zu dessen Stellvertreter ernannt.

Paris, 4. Juni. Jn einem Kaffeehause zu
Montpellier hat die Polizei eine Statue der Frei-
heitsgöttin nebst mehreren anderen Statuten, die
Marat, Saint Just und andere Terroristen dar-
stellten, mit Beschlag belegt. Die Freiheitsgöttin
trug rothe Halbstiefelchen, ein rothes Kleid und
hielt eine rothe Fahne in der Hand. Die ande-
ren Statuen trugen rothe phrygische Mützen, rothe
Halstücher und rothe Gürtel -- Alles roth! --
Der Pabst hat dem Präsidenten der Republik ein
prachtvolles Gebetbuch mit mittelalterlichen Male-
reien zum Geschenk gemacht. Jm Deckel befindet
sich eingelegt ein 3 Zoll hohes goldenes Kreuz,
das Karl dem Großen gehört hat. Auf der er-
sten Seite hat der Pabst eigenhändig die Worte
eingeschrieben: " Dilectissimo filio Ludovico
Bonaparte
."

Paris, 5. Juni. Jedes der 18 gesonderten
Forts, welche Paris umgeben und deren Kanonen
alle zur Hauptstadt führenden Straßen bestreichen
können, ist mit Lebensmitteln auf 6 Monate für
1000 Mann, mit Holz und Munitionsvorräthen
und durchschnittlich mit 50 Kanonen versehen, die
jeden Augenblick auf die Wälle gebracht werden
können. -- Der Abendmoniteur bestätigt die Ein-
stellung der außerordeutl. Aushebung von Seeleu-
ten und fügt bei, daß die Maßregel sich auf alle
Häfen erstrecke und man fortan nur die sich aus-
drücklich dazu meldenden Leute für den Dienst an-
nehmen werde. -- Die auf Boul e 's Pressen ge-
legten Siegel sind gestern abgenommen worden.
Der Buchdrucker Lambert hat das bedeutende Ma-
terial der Boul e 'schen Buchdruckerei angekauft.

Rom, 30. Mai. Jn der gestrigen Nacht hat
man dem hiesigen Buchhändler, Hrn. Spitthöver,
[Spaltenumbruch] an dessen Schaufenstern seit einiger Zeit die Por-
träts der österreichischen Generale zu sehen waren,
eine kleine Höllenmaschine in Form eines vierecki-
gen Kastens ins Haus gesetzt. Glücklicherweise
kam es nicht zur Explosion. Einige Stunden
darauf fand jedoch Hr. Spithöver einen anony-
men Brief in seinem Laden, der ihn überzeugte,
daß wenn er die genannten Porträts nicht schleunigst
aus seinem Schaufenster entfernte, sein Leben in
Gefahr sei. An demselben Abend platzte unter
den Fenstern des im Palazzo Simonetti be-
findlichen deutschen Casino's eine Glasbombe mit-
ten auf der Straße, doch ohne Jemand zu verle-
tzen. Es scheint, daß die Hand die obigen Droh-
briefe geschrieben, auch die Lunte dieser Granate
angezündet hat. Die österr. Portraits fander sich
übrigens auch in einigen italienischen Kunstläden.
-- Die heutige Frohnleichnamsfeier ist in gewöhn-
licher Weise vollzogen worden. Charakteristisch ist
es, daß das vorgestern veröffentlichte Festprogramm
mit ungewöhnlicher Strenge abgefaßt ist, alle
Gläubigen zur Feier einladet, und das Volk er-
mahnt sich würdig zu verhalten, die Männer, ent-
blösten Hauptes zu bleiben; die Frauen, sich be-
scheiden zu kleiden ec. Eine Vorsicht, die bisher
bei hiesigen Kirchenfesten nicht gewöhnlich war.

   

# Turin, 3. Juni. Erzbischof Fransoni
wurde gestern nach erstandener Strafe wieder in
Freiheit gesetzt.

Warschau, 3. Juni. Vorgestern ist der Kai-
ser in Gesellschaft des Großfürsten Thronfolgers
nach Petersburg zurückgekehrt.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Fraukfurter Cours.
Den 7. Juni 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 10851090
   "   5% Metallique....7979 1 / 4
   "   4%   "   ....61 3 / 861 7 / 8
   "   3%   "   ....4646 1 / 8
   "   2 1 / 2 %   "   ....4242 1 / 4
   "   4 1 / 2 % Bethmann...75 1 / 2 76
   "   4%   "   ...--67 1 / 2
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.93 7 / 894 3 / 8
   "   " 500   "   "   1834.148148 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 3 / 487 1 / 4
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.103--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...8383 1 / 2
   "   4%   "   ....88 3 / 8 88 7 / 8
   "   5%   "   ....100 3 / 4 101 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % "   .... 8282 1 / 2
   "   4 1 / 2    "   ....96 1 / 496 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   "   ....80 1 / 2 81
   "   fl. 35 Loose   ...... 3232 1 / 4
   "   "   50   "   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 "   ......24 3 / 824 5 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 5 / 8 75 1 / 8
   "   "   "   25   "   ...26 3 / 427
Polen fl. 300   "   ...127--
Sardinien Fcs. 36   "...3333 1 / 2

Den 6. Juni 1850.

Kronprinz: Dr. Schulz v. Deidesh. Arnold, Oberl.
v. Coblenz. Frau Direkt. Müller v. Unna. Alioll, Stub. v.
Amberg. Kflte.: Frank u. Gabel v. Frkft.

Russ. Hof: Frank, Gastw. u. Kraus, Priv. v. Hei-
delberg. Widmann, Priv. v. Mannheim.

Schwan: Priv.: Zeltner v. Ansb., Bengebauer v. Ett-
ling, Bernaus v. Paris. Kflte.: Seufferling v. Fürth, Stein-
brenner v. Frkft., Röhrig v. Prag.

Wittelsbacherhof: Baron v. Scheller m. Frau u.
Bed. v. Berlin. Holzmann, Fabrik. v. Nürnb. Klining, Ad-
vokat v. Fürth. Kflte.: Derrer v. Kulmbach, Seelig v. Ha-
nau.

Württembergerhof: Graf Passanowsky m Gefolge
v. Moskau. Dr. Witterelli m. Frau und Bed. v. Botzen.
Loos, Postsekretär m. Fam. v. Aschffbg. Müller, Priv. v.
Tübing= Lindemann, Commissär v. Künzelsau. Frl. Roth v.
Reutlingen. Frau Buchner m. Frl. Tocht. v. Fürth. Kflte.:
Mattner v. Cöln, Koll v. Aachen, Pieler v. Dessau.

Gestorben:

Den 7. Juni.
Friedrich, Eva, Pfründnerin, 58 J. alt.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 45.

[Spaltenumbruch] erhalten. Uebrigens werden die 3 Millionen schon
darum bewilligt, weil man dadurch einen Staats-
strich abzuwenden hofft.

Paris, 5. Juni. Jn den untersten Schichten
von Paris existirt eine großartige Association von
Verbrechern, die von den geheimen Gesellschaften
dirigirt werden. Seit einem Monate haben diese
Elenden fortwährend auf dem Punkte gestanden,
in die Straßen herabzukommen, ( wie sie sich aus-
drücken ) d. h. ihre Brand=, Plünderungs= und
Mordgedanken im Großen anzuwenden. Die
Regierung kennt die Namen, die Schlupfwinkel,
die Pläne dieser Menschen; sie kennt die Projecte,
die sie entworfen haben, um die Soldaten zu schlach-
ten, den General Changarnier kalt zu machen und
das Hotel de ville mit Sturm zu nehmen. Corre-
spondenzen, Tagesbefehle, Briefe an die Gefan-
genen von Doullens, um ihnen ihre Befreiung
anzukündigen, Pulver, Kugeln, Gewehre, Dolche,
Alles hat die Polizei in Händen. Mit dieser
Pariser Zentralverschwörung hatten sich die Füh-
rer verschiedener Conspirationen in den Provinzen
in Verbindung gesetzt. Die Haupt = Sozialisten
der Departements waren nach Paris beschieden
worden und hatten dort ebenfalls ihre Jnstructio-
nen empfangen. Auch in den Departements wa-
ren Plünderung, Brand und Mord in einem groß-
artigen Mäßstabe organisirt worden. Der durch
die kalte Entschlossenheit der Regierung eingeflößte
Schrecken, die Weigerung der Montagnards, sich
an die Spitze der Jnsurgenten zu stellen, und die
Theilnahmlosigkeit der wahren Arbeiter von Paris
gegen die Anfrührer, haben die Vertagung des
Aufstandes bewirkt. Die Regierung kann Ver-
brechen, wovon sie vollkommene Kenntniß besitzt, nicht
dulden; sie kann den Plan, Paris anzuzünden,
und mit Blut zu überschwemmen, nicht ohne
Strafe lassen; sie kann nicht gestatten, daß in
dieser Stadt sich einige Tausende von wilden
Thieren aufhalten, die sie erschrecken und entehren.
Denen, die da alle Tage versichern: das Volk
ist ruhig! muß die Regierung die Proben dieser Ruhe
und Sanftmuth ihres Volkes entgegen halten: die
4 Dekrete, die auf den Barrikaden proklamirt
werden, worunter eines über Abschaffung sämmt-
licher Steuern und eins über Auflösung der Armee;
die Bomben zur Vernichtung eines ganzen Ba-
taillons mit einem Schlage; die Scharfschützen,
die den Auftrag hatten, den General Changarnier
zu ermorden; den Plan der Kampfweise, worin
man anräth, Schwefelsäure und Salpetersäure
auf die Truppen zu pumpen u. s. w. Die Re-
gierung muß die Gesammtheit dieses scheußlichen
Planes dem Lande vor Augen legen, damit die
Gesellschaft richte.“ -- Auch andere Blätter spre-
chen sich energisch für die Säuberung der Stadt
Paris von allen verdachtigen Elementen oder an-
dernfalls für die Verlegung des Regierungssitzes
außerhalb Paris aus.

Jtalien.

Jm „Cattolico“ vom 23. Mai lesen wir
folgendes: „Das den ehrwürdigen Franziskanern
zugehörige Kloster zu Genua, genannt Annuziata,
ist mit Waffengewalt geräumt worden. Die wür-
digen Väter hatten erklärt, daß sie freiwillig und
ohne Genehmigung des heiligen Stuhles nicht
weichen dürften. Die Regierung hat ihnen eine
kurze Zeit bewilligt, um ihre Sachen fortzuschaffen
und sie dann mit Gewalt aus ihren Zellen ge-
trieben.“ Der „Echo di Mont=Blanc“ wird zu
folgenden Bemerkungen veranlaßt: „Mit bewaff-
neter Hand bemächtigt man sich also eines Eigen-
thums, ungeachtet des Widerstaudes seiner recht-
mäßigen Besitzer. Allerdings hat man nur ein-
fache Mönche vor sich: aber wir verweifen selbst auf
frühere Erklärungen des Ministers, um zu bewei-
sen, daß ihre Titel ebenso achtbar sind, als die
der andern Staätsbürger; wir fragen die Ge-
wissen aller Christen, ob diese Titel nicht noch
heiliger sind; wir sagen mit den Ministern --
der Minister beantwortete bekanntlich jüngst eine
Jnterpellation des Abg. Brofferio in der Kammer
[Spaltenumbruch] dahin, daß die Beraubung von Mönchen ein wah-
rer Raub, ein Act des Socialismus sei, -- daß
die Beraubung von Klostergeistlichen ein Act des
Socialismus ist, wir sagen mit der Kirche, daß
diese Beraubung ein Sacrilegium ist.“ Ueber
den gefangenen Bischof von Sassari haben wir
noch immer keine weitern Nachrichten.

Vermischte Nachrichten.

Das Hauptorgan der Demokratie in den
westlichen Provinzen Preußens die „Westdeutsche
Zeitung“ bringt in ihrem Sonntagsblatt ein Ge-
dicht, dessen letzte Strophe lautet:

„Ja uns zum Trotz und Gott zum Hohn,
Die Gottesgnäd'gen der Erde: --
Wir werfen sie nieder sammt ihrem Thron,
Und nimmer Verzeihung mehr werde!
Voran, zum Sieg, zur Riesenschlacht,
Bis mit den Despoten ein Ende gemacht!“

Heißt dieß etwa nicht den offenbaren Königs-
mord predigen?

Neuestes.

Nürnberg, 7. Juni. Die gestrige Nummer
des „Fränkischen Kouriers“ ist mit Beschlag be-
legt worden. -- Zufolge Beschlusses des hiesigen
Stadtmagistrats ist der Centralschullehrerverein
aufgelöst worden.

Freiburg, 4. Juni. Der erzbischöfliche Dom-
dekan und Generalvikar Dr. Martin ist gestorben.

Stuttgart, 4. Juni. Gestern ist einer der
letzten Reste der dtsch. Nat.=Vers., Dr. Hedderich
aus Oesterreich, nachdem ihm die Rückkehr in seine
Heimath verweigert worden war, von hier abgereist.

Dessau, 3. Juni. Heute ist der Landtag
wieder eröffnet.

Wien, 3. Juni. Der heutige „Lloyd“ ent-
hält folgende berichtigende Anzeige: Die Nachricht
von der Abreise St. Maj. des Kaisers beruht,
wie wir uns überzeugten, auf einem Mißver-
ständnisse.

T. D. Berlin, 5. Juni. Durch k. Kabinets-
Ordre vom 1. Juni ist General v. Radowitz zum
Mitgliede des Fürsten=Collegiums für Preußen u.
Herr v. Sydow zu dessen Stellvertreter ernannt.

Paris, 4. Juni. Jn einem Kaffeehause zu
Montpellier hat die Polizei eine Statue der Frei-
heitsgöttin nebst mehreren anderen Statuten, die
Marat, Saint Just und andere Terroristen dar-
stellten, mit Beschlag belegt. Die Freiheitsgöttin
trug rothe Halbstiefelchen, ein rothes Kleid und
hielt eine rothe Fahne in der Hand. Die ande-
ren Statuen trugen rothe phrygische Mützen, rothe
Halstücher und rothe Gürtel -- Alles roth! --
Der Pabst hat dem Präsidenten der Republik ein
prachtvolles Gebetbuch mit mittelalterlichen Male-
reien zum Geschenk gemacht. Jm Deckel befindet
sich eingelegt ein 3 Zoll hohes goldenes Kreuz,
das Karl dem Großen gehört hat. Auf der er-
sten Seite hat der Pabst eigenhändig die Worte
eingeschrieben: „ Dilectissimo filio Ludovico
Bonaparte
.“

Paris, 5. Juni. Jedes der 18 gesonderten
Forts, welche Paris umgeben und deren Kanonen
alle zur Hauptstadt führenden Straßen bestreichen
können, ist mit Lebensmitteln auf 6 Monate für
1000 Mann, mit Holz und Munitionsvorräthen
und durchschnittlich mit 50 Kanonen versehen, die
jeden Augenblick auf die Wälle gebracht werden
können. -- Der Abendmoniteur bestätigt die Ein-
stellung der außerordeutl. Aushebung von Seeleu-
ten und fügt bei, daß die Maßregel sich auf alle
Häfen erstrecke und man fortan nur die sich aus-
drücklich dazu meldenden Leute für den Dienst an-
nehmen werde. -- Die auf Boul é 's Pressen ge-
legten Siegel sind gestern abgenommen worden.
Der Buchdrucker Lambert hat das bedeutende Ma-
terial der Boul é 'schen Buchdruckerei angekauft.

Rom, 30. Mai. Jn der gestrigen Nacht hat
man dem hiesigen Buchhändler, Hrn. Spitthöver,
[Spaltenumbruch] an dessen Schaufenstern seit einiger Zeit die Por-
träts der österreichischen Generale zu sehen waren,
eine kleine Höllenmaschine in Form eines vierecki-
gen Kastens ins Haus gesetzt. Glücklicherweise
kam es nicht zur Explosion. Einige Stunden
darauf fand jedoch Hr. Spithöver einen anony-
men Brief in seinem Laden, der ihn überzeugte,
daß wenn er die genannten Porträts nicht schleunigst
aus seinem Schaufenster entfernte, sein Leben in
Gefahr sei. An demselben Abend platzte unter
den Fenstern des im Palazzo Simonetti be-
findlichen deutschen Casino's eine Glasbombe mit-
ten auf der Straße, doch ohne Jemand zu verle-
tzen. Es scheint, daß die Hand die obigen Droh-
briefe geschrieben, auch die Lunte dieser Granate
angezündet hat. Die österr. Portraits fander sich
übrigens auch in einigen italienischen Kunstläden.
-- Die heutige Frohnleichnamsfeier ist in gewöhn-
licher Weise vollzogen worden. Charakteristisch ist
es, daß das vorgestern veröffentlichte Festprogramm
mit ungewöhnlicher Strenge abgefaßt ist, alle
Gläubigen zur Feier einladet, und das Volk er-
mahnt sich würdig zu verhalten, die Männer, ent-
blösten Hauptes zu bleiben; die Frauen, sich be-
scheiden zu kleiden ec. Eine Vorsicht, die bisher
bei hiesigen Kirchenfesten nicht gewöhnlich war.

   

□ Turin, 3. Juni. Erzbischof Fransoni
wurde gestern nach erstandener Strafe wieder in
Freiheit gesetzt.

Warschau, 3. Juni. Vorgestern ist der Kai-
ser in Gesellschaft des Großfürsten Thronfolgers
nach Petersburg zurückgekehrt.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Fraukfurter Cours.
Den 7. Juni 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 10851090
   „   5% Metallique....7979 1 / 4
   „   4%   „   ....61 3 / 861 7 / 8
   „   3%   „   ....4646 1 / 8
   „   2 1 / 2 %   „   ....4242 1 / 4
   „   4 1 / 2 % Bethmann...75 1 / 2 76
   „   4%   „   ...--67 1 / 2
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.93 7 / 894 3 / 8
   „   „ 500   „   „   1834.148148 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 3 / 487 1 / 4
   „   Tthl. 50 Prämien Scheine.103--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...8383 1 / 2
   „   4%   „   ....88 3 / 8 88 7 / 8
   „   5%   „   ....100 3 / 4 101 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % „   .... 8282 1 / 2
   „   4 1 / 2    „   ....96 1 / 496 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   „   ....80 1 / 2 81
   „   fl. 35 Loose   ...... 3232 1 / 4
   „   „   50   „   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 „   ......24 3 / 824 5 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 5 / 8 75 1 / 8
   „   „   „   25   „   ...26 3 / 427
Polen fl. 300   „   ...127--
Sardinien Fcs. 36   „...3333 1 / 2

Den 6. Juni 1850.

Kronprinz: Dr. Schulz v. Deidesh. Arnold, Oberl.
v. Coblenz. Frau Direkt. Müller v. Unna. Alioll, Stub. v.
Amberg. Kflte.: Frank u. Gabel v. Frkft.

Russ. Hof: Frank, Gastw. u. Kraus, Priv. v. Hei-
delberg. Widmann, Priv. v. Mannheim.

Schwan: Priv.: Zeltner v. Ansb., Bengebauer v. Ett-
ling, Bernaus v. Paris. Kflte.: Seufferling v. Fürth, Stein-
brenner v. Frkft., Röhrig v. Prag.

Wittelsbacherhof: Baron v. Scheller m. Frau u.
Bed. v. Berlin. Holzmann, Fabrik. v. Nürnb. Klining, Ad-
vokat v. Fürth. Kflte.: Derrer v. Kulmbach, Seelig v. Ha-
nau.

Württembergerhof: Graf Passanowsky m Gefolge
v. Moskau. Dr. Witterelli m. Frau und Bed. v. Botzen.
Loos, Postsekretär m. Fam. v. Aschffbg. Müller, Priv. v.
Tübing= Lindemann, Commissär v. Künzelsau. Frl. Roth v.
Reutlingen. Frau Buchner m. Frl. Tocht. v. Fürth. Kflte.:
Mattner v. Cöln, Koll v. Aachen, Pieler v. Dessau.

Gestorben:

Den 7. Juni.
Friedrich, Eva, Pfründnerin, 58 J. alt.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 45.
<TEI>
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[0004] erhalten. Uebrigens werden die 3 Millionen schon darum bewilligt, weil man dadurch einen Staats- strich abzuwenden hofft. Paris, 5. Juni. Jn den untersten Schichten von Paris existirt eine großartige Association von Verbrechern, die von den geheimen Gesellschaften dirigirt werden. Seit einem Monate haben diese Elenden fortwährend auf dem Punkte gestanden, in die Straßen herabzukommen, ( wie sie sich aus- drücken ) d. h. ihre Brand=, Plünderungs= und Mordgedanken im Großen anzuwenden. Die Regierung kennt die Namen, die Schlupfwinkel, die Pläne dieser Menschen; sie kennt die Projecte, die sie entworfen haben, um die Soldaten zu schlach- ten, den General Changarnier kalt zu machen und das Hotel de ville mit Sturm zu nehmen. Corre- spondenzen, Tagesbefehle, Briefe an die Gefan- genen von Doullens, um ihnen ihre Befreiung anzukündigen, Pulver, Kugeln, Gewehre, Dolche, Alles hat die Polizei in Händen. Mit dieser Pariser Zentralverschwörung hatten sich die Füh- rer verschiedener Conspirationen in den Provinzen in Verbindung gesetzt. Die Haupt = Sozialisten der Departements waren nach Paris beschieden worden und hatten dort ebenfalls ihre Jnstructio- nen empfangen. Auch in den Departements wa- ren Plünderung, Brand und Mord in einem groß- artigen Mäßstabe organisirt worden. Der durch die kalte Entschlossenheit der Regierung eingeflößte Schrecken, die Weigerung der Montagnards, sich an die Spitze der Jnsurgenten zu stellen, und die Theilnahmlosigkeit der wahren Arbeiter von Paris gegen die Anfrührer, haben die Vertagung des Aufstandes bewirkt. Die Regierung kann Ver- brechen, wovon sie vollkommene Kenntniß besitzt, nicht dulden; sie kann den Plan, Paris anzuzünden, und mit Blut zu überschwemmen, nicht ohne Strafe lassen; sie kann nicht gestatten, daß in dieser Stadt sich einige Tausende von wilden Thieren aufhalten, die sie erschrecken und entehren. Denen, die da alle Tage versichern: das Volk ist ruhig! muß die Regierung die Proben dieser Ruhe und Sanftmuth ihres Volkes entgegen halten: die 4 Dekrete, die auf den Barrikaden proklamirt werden, worunter eines über Abschaffung sämmt- licher Steuern und eins über Auflösung der Armee; die Bomben zur Vernichtung eines ganzen Ba- taillons mit einem Schlage; die Scharfschützen, die den Auftrag hatten, den General Changarnier zu ermorden; den Plan der Kampfweise, worin man anräth, Schwefelsäure und Salpetersäure auf die Truppen zu pumpen u. s. w. Die Re- gierung muß die Gesammtheit dieses scheußlichen Planes dem Lande vor Augen legen, damit die Gesellschaft richte.“ -- Auch andere Blätter spre- chen sich energisch für die Säuberung der Stadt Paris von allen verdachtigen Elementen oder an- dernfalls für die Verlegung des Regierungssitzes außerhalb Paris aus. Jtalien. Jm „Cattolico“ vom 23. Mai lesen wir folgendes: „Das den ehrwürdigen Franziskanern zugehörige Kloster zu Genua, genannt Annuziata, ist mit Waffengewalt geräumt worden. Die wür- digen Väter hatten erklärt, daß sie freiwillig und ohne Genehmigung des heiligen Stuhles nicht weichen dürften. Die Regierung hat ihnen eine kurze Zeit bewilligt, um ihre Sachen fortzuschaffen und sie dann mit Gewalt aus ihren Zellen ge- trieben.“ Der „Echo di Mont=Blanc“ wird zu folgenden Bemerkungen veranlaßt: „Mit bewaff- neter Hand bemächtigt man sich also eines Eigen- thums, ungeachtet des Widerstaudes seiner recht- mäßigen Besitzer. Allerdings hat man nur ein- fache Mönche vor sich: aber wir verweifen selbst auf frühere Erklärungen des Ministers, um zu bewei- sen, daß ihre Titel ebenso achtbar sind, als die der andern Staätsbürger; wir fragen die Ge- wissen aller Christen, ob diese Titel nicht noch heiliger sind; wir sagen mit den Ministern -- der Minister beantwortete bekanntlich jüngst eine Jnterpellation des Abg. Brofferio in der Kammer dahin, daß die Beraubung von Mönchen ein wah- rer Raub, ein Act des Socialismus sei, -- daß die Beraubung von Klostergeistlichen ein Act des Socialismus ist, wir sagen mit der Kirche, daß diese Beraubung ein Sacrilegium ist.“ Ueber den gefangenen Bischof von Sassari haben wir noch immer keine weitern Nachrichten. Vermischte Nachrichten. Das Hauptorgan der Demokratie in den westlichen Provinzen Preußens die „Westdeutsche Zeitung“ bringt in ihrem Sonntagsblatt ein Ge- dicht, dessen letzte Strophe lautet: „Ja uns zum Trotz und Gott zum Hohn, Die Gottesgnäd'gen der Erde: -- Wir werfen sie nieder sammt ihrem Thron, Und nimmer Verzeihung mehr werde! Voran, zum Sieg, zur Riesenschlacht, Bis mit den Despoten ein Ende gemacht!“ Heißt dieß etwa nicht den offenbaren Königs- mord predigen? Neuestes. Nürnberg, 7. Juni. Die gestrige Nummer des „Fränkischen Kouriers“ ist mit Beschlag be- legt worden. -- Zufolge Beschlusses des hiesigen Stadtmagistrats ist der Centralschullehrerverein aufgelöst worden. ( N. Korr. ) Freiburg, 4. Juni. Der erzbischöfliche Dom- dekan und Generalvikar Dr. Martin ist gestorben. Stuttgart, 4. Juni. Gestern ist einer der letzten Reste der dtsch. Nat.=Vers., Dr. Hedderich aus Oesterreich, nachdem ihm die Rückkehr in seine Heimath verweigert worden war, von hier abgereist. Dessau, 3. Juni. Heute ist der Landtag wieder eröffnet. Wien, 3. Juni. Der heutige „Lloyd“ ent- hält folgende berichtigende Anzeige: Die Nachricht von der Abreise St. Maj. des Kaisers beruht, wie wir uns überzeugten, auf einem Mißver- ständnisse. T. D. Berlin, 5. Juni. Durch k. Kabinets- Ordre vom 1. Juni ist General v. Radowitz zum Mitgliede des Fürsten=Collegiums für Preußen u. Herr v. Sydow zu dessen Stellvertreter ernannt. Paris, 4. Juni. Jn einem Kaffeehause zu Montpellier hat die Polizei eine Statue der Frei- heitsgöttin nebst mehreren anderen Statuten, die Marat, Saint Just und andere Terroristen dar- stellten, mit Beschlag belegt. Die Freiheitsgöttin trug rothe Halbstiefelchen, ein rothes Kleid und hielt eine rothe Fahne in der Hand. Die ande- ren Statuen trugen rothe phrygische Mützen, rothe Halstücher und rothe Gürtel -- Alles roth! -- Der Pabst hat dem Präsidenten der Republik ein prachtvolles Gebetbuch mit mittelalterlichen Male- reien zum Geschenk gemacht. Jm Deckel befindet sich eingelegt ein 3 Zoll hohes goldenes Kreuz, das Karl dem Großen gehört hat. Auf der er- sten Seite hat der Pabst eigenhändig die Worte eingeschrieben: „ Dilectissimo filio Ludovico Bonaparte.“ Paris, 5. Juni. Jedes der 18 gesonderten Forts, welche Paris umgeben und deren Kanonen alle zur Hauptstadt führenden Straßen bestreichen können, ist mit Lebensmitteln auf 6 Monate für 1000 Mann, mit Holz und Munitionsvorräthen und durchschnittlich mit 50 Kanonen versehen, die jeden Augenblick auf die Wälle gebracht werden können. -- Der Abendmoniteur bestätigt die Ein- stellung der außerordeutl. Aushebung von Seeleu- ten und fügt bei, daß die Maßregel sich auf alle Häfen erstrecke und man fortan nur die sich aus- drücklich dazu meldenden Leute für den Dienst an- nehmen werde. -- Die auf Boul é 's Pressen ge- legten Siegel sind gestern abgenommen worden. Der Buchdrucker Lambert hat das bedeutende Ma- terial der Boul é 'schen Buchdruckerei angekauft. Rom, 30. Mai. Jn der gestrigen Nacht hat man dem hiesigen Buchhändler, Hrn. Spitthöver, an dessen Schaufenstern seit einiger Zeit die Por- träts der österreichischen Generale zu sehen waren, eine kleine Höllenmaschine in Form eines vierecki- gen Kastens ins Haus gesetzt. Glücklicherweise kam es nicht zur Explosion. Einige Stunden darauf fand jedoch Hr. Spithöver einen anony- men Brief in seinem Laden, der ihn überzeugte, daß wenn er die genannten Porträts nicht schleunigst aus seinem Schaufenster entfernte, sein Leben in Gefahr sei. An demselben Abend platzte unter den Fenstern des im Palazzo Simonetti be- findlichen deutschen Casino's eine Glasbombe mit- ten auf der Straße, doch ohne Jemand zu verle- tzen. Es scheint, daß die Hand die obigen Droh- briefe geschrieben, auch die Lunte dieser Granate angezündet hat. Die österr. Portraits fander sich übrigens auch in einigen italienischen Kunstläden. -- Die heutige Frohnleichnamsfeier ist in gewöhn- licher Weise vollzogen worden. Charakteristisch ist es, daß das vorgestern veröffentlichte Festprogramm mit ungewöhnlicher Strenge abgefaßt ist, alle Gläubigen zur Feier einladet, und das Volk er- mahnt sich würdig zu verhalten, die Männer, ent- blösten Hauptes zu bleiben; die Frauen, sich be- scheiden zu kleiden ec. Eine Vorsicht, die bisher bei hiesigen Kirchenfesten nicht gewöhnlich war. ( Allg. Ztg. ) □ Turin, 3. Juni. Erzbischof Fransoni wurde gestern nach erstandener Strafe wieder in Freiheit gesetzt. Warschau, 3. Juni. Vorgestern ist der Kai- ser in Gesellschaft des Großfürsten Thronfolgers nach Petersburg zurückgekehrt. Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Fraukfurter Cours. Den 7. Juni 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1085 1090 „ 5% Metallique.... 79 79 1 / 4 „ 4% „ .... 61 3 / 8 61 7 / 8 „ 3% „ .... 46 46 1 / 8 „ 2 1 / 2 % „ .... 42 42 1 / 4 „ 4 1 / 2 % Bethmann... 75 1 / 2 76 „ 4% „ ... -- 67 1 / 2 „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 93 7 / 8 94 3 / 8 „ „ 500 „ „ 1834. 148 148 1 / 2 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 3 / 4 87 1 / 4 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. 103 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 83 83 1 / 2 „ 4% „ .... 88 3 / 8 88 7 / 8 „ 5% „ .... 100 3 / 4 101 1 / 4 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 82 82 1 / 2 „ 4 1 / 2 „ .... 96 1 / 4 96 3 / 4 Baden 3 1 / 2 % „ .... 80 1 / 2 81 „ fl. 35 Loose ...... 32 32 1 / 4 „ „ 50 „ ...... 52 5 / 8 53 1 / 8 Nassau fl. 25 „ ...... 24 3 / 8 24 5 / 8 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 74 5 / 8 75 1 / 8 „ „ „ 25 „ ... 26 3 / 4 27 Polen fl. 300 „ ... 127 -- Sardinien Fcs. 36 „... 33 33 1 / 2 Fremden=Anzeige. Den 6. Juni 1850. Kronprinz: Dr. Schulz v. Deidesh. Arnold, Oberl. v. Coblenz. Frau Direkt. Müller v. Unna. Alioll, Stub. v. Amberg. Kflte.: Frank u. Gabel v. Frkft. Russ. Hof: Frank, Gastw. u. Kraus, Priv. v. Hei- delberg. Widmann, Priv. v. Mannheim. Schwan: Priv.: Zeltner v. Ansb., Bengebauer v. Ett- ling, Bernaus v. Paris. Kflte.: Seufferling v. Fürth, Stein- brenner v. Frkft., Röhrig v. Prag. Wittelsbacherhof: Baron v. Scheller m. Frau u. Bed. v. Berlin. Holzmann, Fabrik. v. Nürnb. Klining, Ad- vokat v. Fürth. Kflte.: Derrer v. Kulmbach, Seelig v. Ha- nau. Württembergerhof: Graf Passanowsky m Gefolge v. Moskau. Dr. Witterelli m. Frau und Bed. v. Botzen. Loos, Postsekretär m. Fam. v. Aschffbg. Müller, Priv. v. Tübing= Lindemann, Commissär v. Künzelsau. Frl. Roth v. Reutlingen. Frau Buchner m. Frl. Tocht. v. Fürth. Kflte.: Mattner v. Cöln, Koll v. Aachen, Pieler v. Dessau. Gestorben: Den 7. Juni. Friedrich, Eva, Pfründnerin, 58 J. alt. Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 45.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 137. Würzburg, 8. Juni 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische137_1850/4>, abgerufen am 19.04.2024.