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Die Bayerische Presse. Nr. 131. Würzburg, 1. Juni 1850.

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[Spaltenumbruch] Hand im Spiele hat? so fragen sich die Besser-
gesinnten. Der englische Premierminister scheint
den wachsenden Einfluß Oesterreichs nicht ver-
schmerzen zu können, und benutzt daher die von
Carl Albert auf den jetzigen König übergangene
Schwäche, König von Oberitalien und vielleicht
auch ganz Jtalien zu werden, um durch seine
Agenten in Piemont nach Belieben zu schalten
und zu walten. Das Turiner Kabinet unter-
nimmt nichts mehr, ohne die Rathschläge des eng-
lischen Gesandten entgegengenommen zu haben.
Den Organen der Rothen könnte nichts erwünsch-
ter sein. Jn Folge dessen haben sie ihre An-
griffe auf den König eingestellt, ihre Spalten mit
Lobhudeleien angefüllt und können nicht genug
von dem glänzenden Empfang sprechen, der dem
König in Chambery und auf seiner Reise durch
Savoyen zu Theil geworden wäre. "Es lebe
der König! es lebe das Gesetz Siccardi," soll
man gerufen haben. -- Wenn ersteres auch theil-
weise, so kann letzteres nur von einem sehr klei-
nen Theile der Bevölkerung gesagt werden, wie
zuverlässige Nachrichten aus Chambery melden.

   
Vermischte Nachrichten.

Nach der "Elberfelder Zeitung" ist der jetzige
österreichische Handelsminister von Bruck, in
Elberfeld in der Schönengasse geboren, der Sohn
eines Buchbinders. Er trat in der Büschler'schen
Verlagsbuchhandlung in die Lehre und siedelte
nach Bonn über, als Herr Büschler dort ein
Haus etablirte. Von da kam er nach manchen
Hin= und Herzügen nach Triest in die Dienste
der bekannten Handelsgesellschaft des Lloyd, wo
er von Stufe zu Stufe stieg, bis er in das Ministerium
berufen wurde. So ist Elberfeld die Vaterstadt
von drei gegenwärtig am Ruder stehenden Mini-
stern; indem außer v. Bruck auch die preußischen
Minister des Handels und der Justiz, Herr v. d.
Heidt und Herr Simons, dort geboren sind.

Neuestes.

München, 30. Mai. Heute Vormittag fand
dahier, begünstigt vom schönsten Wetter, die Frohn-
leichnamsprozession feierlichst statt. Das Sanc-
tissimum wurde vom Hrn. Erzbischof getragen,
diesem unmittelbar unter dem Traghimmel folgte
König Mar, die k. Prinzen Luipold und Adalbert,
Herzog Maximilian, der große Cortege, die höch-
sten Staatsstellen und die ihnen untergeordneten
Branchen und der Stadtmagistrat mit dem Colle-
gium der Gemeindebevollmächtigten.

Frankfurt, 29. Mai. Die fürstl. thurn= und
taxis'sche Generalpost=Direktion läßt vom 1. Juni
an auf ihrem Postgebiete eine Ermäßigung des
Briefporto eintreten.

Frankfurt, 31. Mai. Morgen früh um fünf
Uhr rückt die gesammte hiesige Besatzung, das
k. preuß. Militär mit inbegriffen, zu einem ge-
meinschaftlichen Manövre aus. Die Truppen
marschiren über Bornheim, Seckbach nach Bergen
und manövriren von dort nach Vilbel zu, wo ein
Theil des Frankfurter Bataillons den Feind vor-
stellt. Da es wohl spät Nachmittag werden wird,
bis die Truppen wieder zurückkehren, so nehmen
sie Mundvorrath mit. Die österr. Kavallerie und
das Jägerbataillon bilden die Avantgarde, die
bayer. Jäger, die österr. und preuß. Artiklerie, die
beiden Compagnien Erzherzog Rainer und ein
preuß. Bataillon das Gros, die preuß. Kürassiere
und ein Bataillon preuß. Jnfanterie das Hinter-
treffen.

Karlsruhe, 30. Mai. Das so eben ausge-
gebene Regierungsblatt bringt die abermalige Ver-
längerung des Kriegszustandes und des Stand-
rechts auf weitere 4 Wochen.

Koblenz, 29. Mai. So eben ist der Befehl
eingegangen, sofort die dritte hiesige Abtheilung
des 8. Artillerie=Regiments, nebst zwei Munitions-
Colonnen, mobil zu machen. Dieselben brechen
nach dem Hunsrücken auf. Die Kriegsreserven
[Spaltenumbruch] der Gardejäger sind nach Wetzlar zusammenbe-
rufen.

Berlin, 29. Mai. Die Befehle zur Mobil-
machung des Garde=Corps sind heute ausgefertigt
worden.

Berlin, 29. Mai. Jch beeile mich, Jhnen
eine Aeusserung, die der Prinz unmittelbar vor
seiner Abreise vor einem Kreise von Männern
that, mitzutheilen: "Jch gehe nach Warschau,
sagte er, um den Versuch zu machen, die Politik
des Kaisers von Rußland, die bisher der unseri-
gen diametral entgegenlief, umzustimmen und den
preuß. Absichten in der deutschen Frage conform
zu gestalten. Sollte aber dies nicht der Fall sein,
so wird Preußen mit aller Consequenz auf dem
eingeschlagenen Weg weiter gehen, unbekümmert
um alle entgegenstehenden Ansichten. Jch autori-
sire sie, meine Herren, diesen meinen Worten eine
weitere Verbreitung zu geben!"

Breslau, 27. Mai. Gestern Abend ist der
Prinz von Preußen hier eingetroffen. Er äusserte
sich über die ihm erwiesene Aufmerksamkeit beim
Empfang in einigen freundlichen Worten. Seine
Stimmung wurde indeß bald eine sehr ernste, als
er in Bezug auf die von dem Bürgermeister
Bartsch ausgesprochene Condolenz über das At-
tentat der Stimmung und der Leiden des Königs
gedachte. "Er ehre, sagte er, die Gesinnung, die
er hier finde. Se. Maj. hätten vielen Schmerz
zu leiden. Gern würden sie aber diesen Schmerz
ertragen, könnten sie dadurch die Schmach von
Preußen abwender. Ja, mit der Gesinnung wäre
es jetzt nicht abgethan. Thaten müßten jetzt ge-
zeigt werden. Es komme eine Zeit schwerer Prü-
fung. Dinge würden offenbar werden, von denen
man sich keine Vorstellung gemacht habe. Darum
müsse jetzt gehandelt werden, und man werde
handeln."

Münster, 29. Mai. So eben erhielt die
hiesige Artillerie die Ordre zur Mobilmachung.

C Paris, 29. Mai. Der 3te Artikel, der
wichtigste des Gesetzes, wurde mit 410 gegen
178 Stimmen angenommen.

C Paris, 29. Mai. Der Stand der Diffe-
renz mit England ist, wie wir aus bester Quelle
wissen, ein solcher, daß demnächst eine neue An-
nahme der Londoner Convention von Seite Pal-
merstons zu erwarten ist. England wird erklären,
daß es das Wyse'sche. Arrangement als ungültig
betrachte, auf die in London angenommenen Ver-
gleichspunkte wieder zurückkomme und Griechen-
land die Wahl überlasse, welche der beiden Lö-
sungen es vorziehe.

Paris, 29. Mai. Man behauptet, daß L.
Napoleon gleich nach Beendigung der Wahlreform-
Debatte eine Botschaft an die Nationalversamm-
lung richten und darin den Entschluß ankündigen
werde, stets mit der Majorität Hand in Hand
zu gehen. -- Die Besorgnisse vor einem Auf-
stande der Rothen in gewissen Departements ha-
ben noch nicht aufgehört, und die Vorsichtsmaß-
regeln der Behörden dauern daher fort. Zu Lyon
ist ein Kaffeehaus, wo die Ultra = Demagogen zu-
sammen kamen, auf Befehl des Präfekten ge-
schlossen worden. Ebendaselbst hat man zwei
Theilnehmer an den neulichen sozialistischen Exces-
sen verhaftet eingebracht. -- Der Präfect des
Departements Saone u. Loire hat alle politischen
Versammlungen und Bankette im ganzen Depar-
tement verboten. -- Auf Anstehen unserer Re-
gierung haben die belgischen Behörden dieser Tage
die zwei vom 13. Juni her flüchtigen Repräsen-
tanten Considerant und Cantagrel aus Bouillon
an unserer Grenze in das Jnnere von Belgien
verwiesen.

Schwurgerichtsverhandlung.
VIII.

   

Verhandlungen über den Orber Tumult.
( Fortsetzung. )

Grätz wird vom Präsidenten ermahnt die
Wahrheit auszusagen, indem er sich in Wider-
[Spaltenumbruch] sprüche verwickelte; er will Schließmann weit von
Orb gesehen haben. -- M. Ehmer, Dienstmagd
viele Jahre bei Heßberger, am 1. März sei
Heßberger krank zu Hause gelegen. -- Scheide-
mantel, er habe den Hofacker, Mack, und Heß-
berger auf dem Markt gesehen. -- Brukbräu er-
klärt auf Ansuchen eines Assisen, wer zuerst ge-
schossen habe, daß er ganz nahe gestanden wäre,
und müsse erklären, daß die Orber nicht zuerst
geschossen hätten. -- Oberlieutenant v. Helling-
rath: Auf ihn selbst sei der erste Schuß gefallen,
und ein Soldat sei vor dem Feuer des Militärs
von hinten verwundet worden. Es wird noch die
hieher bezügliche Jnstruktion verlesen, die dem Mi-
litär, wenn es mit Stöcken, Steinen u. dgl. an-
gegriffen wird, allerdingst erlaubt, unter Umstän-
den selbst ohne vorausgehende Warnung Feuer zu
geben. Hierauf wird das Verhör der Entlastungs-
zeugen fortgesetzt. -- Weißbecker: A. Metzler sei
beim Sturmläuten nach Hause gegangen. -- Her-
denzen: Acker habe einen Säbel angehabt. --
Stock und Wolf, Engel und die beiden Metzler
wären den ganzen Tag im Wirthshause gewesen.
-- Vom Angeklagten Welzenbacher sagen zwei
Zeugen aus, daß er vor dem Sturmläuten nicht
aus seiner Werkstätte gekommen wäre. Welzen-
bacher gibt Dies zu und behauptet, er sei auf die
Wache gegangen, um Unruhe zu verhüten. Den
Anton Metzler hat ein Zeuge beim Sturmläuten
ohne Waffe im Roßwirthshaus getroffen: sie beide
seien mit einander nach Hause gegangen. Ueber
den Angeklagten Johann Heim kann der von die-
sem beigebrachte Entlastungszeuge nur so viel sa-
gen, daß er vor dem Stürmen nicht aus seiner
Werkstätte gekommen, daß er dann mit ihm ( Zeu-
gen ) an's Rathhaus gegangen sei. Dort habe
er ihn aus den Augen verloren. Vom Angeklag-
ten Adam Acker sagen die Zeugen Schreiber und
Wolff nochmals auf das Bestimmteste aus, daß
er damals nicht die von den Soldaten beschrie-
bene Kleidung ( grüner Hut und grüner Spenser ) ,
sondern eine Kappe und ein blaues Wamms ge-
tragen habe. Hierauf wurde zur Verlesung der
Leumunds= und Vermögenszeugnisse geschritten. Die
Meisten der Angeklagten haben nur einige hundert
Gulden Vermögen. Das Leumundzeugniß von
vielen ist sehr getrübt; die beiden Mack waren
schon früher 5 Jahre in Plassenburg. -- Ph.
Häußer, Hofmann und Hofacker werden als
Wilderer und Feldfrevler geschildert. -- Heßber-
ger wird als der gefährlichste genannt, denn er
war schon wegen Mordes, Mordversuchs und
Raubes in Untersuchung, die aber kein Resultat
lieferte.

( Fortsetzung folgt. )



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 31. Mai 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......10641069
   "   5% Metallique....77 1 / 877 3 / 8
   "   4%   "   ....59 1 / 260
   "   3%   "   ....45 1 / 845 5 / 8
   "   2 1 / 2 %   "   ....41 1 / 441 1 / 2
   "   4 1 / 2 % Bethmann...7374
   "   4%   "   ...--68 1 / 2
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.91 1 / 292
   "   " 500   " "   1834.146 1 / 2147
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 486 3 / 4
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.102 1 / 2--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...82 1 / 2 83
   "   4%   "   ....87 3 / 488 1 / 4
   "   5%   "   ....100 3 / 4101 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % "   ....81 3 / 482 1 / 4
   "   4 1 / 2    "   ....95 1 / 895 3 / 8
Baden3 1 / 2 %   "   ....78 1 / 8 78 5 / 8
   "   fl. 35 Loose......31 1 / 4 31 1 / 2
   "   "   50   "   ......51 1 / 252
Nassau fl. 25 "   ......23 5 / 8 23 7 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose...7272 1 / 2
   "   "   " 25 "   ...25 5 / 825 3 / 4
Polen fl. 300   "   ...126 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36   "...31 3 / 4 32 1 / 4
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 43.

[Spaltenumbruch] Hand im Spiele hat? so fragen sich die Besser-
gesinnten. Der englische Premierminister scheint
den wachsenden Einfluß Oesterreichs nicht ver-
schmerzen zu können, und benutzt daher die von
Carl Albert auf den jetzigen König übergangene
Schwäche, König von Oberitalien und vielleicht
auch ganz Jtalien zu werden, um durch seine
Agenten in Piemont nach Belieben zu schalten
und zu walten. Das Turiner Kabinet unter-
nimmt nichts mehr, ohne die Rathschläge des eng-
lischen Gesandten entgegengenommen zu haben.
Den Organen der Rothen könnte nichts erwünsch-
ter sein. Jn Folge dessen haben sie ihre An-
griffe auf den König eingestellt, ihre Spalten mit
Lobhudeleien angefüllt und können nicht genug
von dem glänzenden Empfang sprechen, der dem
König in Chambery und auf seiner Reise durch
Savoyen zu Theil geworden wäre. „Es lebe
der König! es lebe das Gesetz Siccardi,“ soll
man gerufen haben. -- Wenn ersteres auch theil-
weise, so kann letzteres nur von einem sehr klei-
nen Theile der Bevölkerung gesagt werden, wie
zuverlässige Nachrichten aus Chambery melden.

   
Vermischte Nachrichten.

Nach der „Elberfelder Zeitung“ ist der jetzige
österreichische Handelsminister von Bruck, in
Elberfeld in der Schönengasse geboren, der Sohn
eines Buchbinders. Er trat in der Büschler'schen
Verlagsbuchhandlung in die Lehre und siedelte
nach Bonn über, als Herr Büschler dort ein
Haus etablirte. Von da kam er nach manchen
Hin= und Herzügen nach Triest in die Dienste
der bekannten Handelsgesellschaft des Lloyd, wo
er von Stufe zu Stufe stieg, bis er in das Ministerium
berufen wurde. So ist Elberfeld die Vaterstadt
von drei gegenwärtig am Ruder stehenden Mini-
stern; indem außer v. Bruck auch die preußischen
Minister des Handels und der Justiz, Herr v. d.
Heidt und Herr Simons, dort geboren sind.

Neuestes.

München, 30. Mai. Heute Vormittag fand
dahier, begünstigt vom schönsten Wetter, die Frohn-
leichnamsprozession feierlichst statt. Das Sanc-
tissimum wurde vom Hrn. Erzbischof getragen,
diesem unmittelbar unter dem Traghimmel folgte
König Mar, die k. Prinzen Luipold und Adalbert,
Herzog Maximilian, der große Cortège, die höch-
sten Staatsstellen und die ihnen untergeordneten
Branchen und der Stadtmagistrat mit dem Colle-
gium der Gemeindebevollmächtigten.

Frankfurt, 29. Mai. Die fürstl. thurn= und
taxis'sche Generalpost=Direktion läßt vom 1. Juni
an auf ihrem Postgebiete eine Ermäßigung des
Briefporto eintreten.

Frankfurt, 31. Mai. Morgen früh um fünf
Uhr rückt die gesammte hiesige Besatzung, das
k. preuß. Militär mit inbegriffen, zu einem ge-
meinschaftlichen Manövre aus. Die Truppen
marschiren über Bornheim, Seckbach nach Bergen
und manövriren von dort nach Vilbel zu, wo ein
Theil des Frankfurter Bataillons den Feind vor-
stellt. Da es wohl spät Nachmittag werden wird,
bis die Truppen wieder zurückkehren, so nehmen
sie Mundvorrath mit. Die österr. Kavallerie und
das Jägerbataillon bilden die Avantgarde, die
bayer. Jäger, die österr. und preuß. Artiklerie, die
beiden Compagnien Erzherzog Rainer und ein
preuß. Bataillon das Gros, die preuß. Kürassiere
und ein Bataillon preuß. Jnfanterie das Hinter-
treffen.

Karlsruhe, 30. Mai. Das so eben ausge-
gebene Regierungsblatt bringt die abermalige Ver-
längerung des Kriegszustandes und des Stand-
rechts auf weitere 4 Wochen.

Koblenz, 29. Mai. So eben ist der Befehl
eingegangen, sofort die dritte hiesige Abtheilung
des 8. Artillerie=Regiments, nebst zwei Munitions-
Colonnen, mobil zu machen. Dieselben brechen
nach dem Hunsrücken auf. Die Kriegsreserven
[Spaltenumbruch] der Gardejäger sind nach Wetzlar zusammenbe-
rufen.

Berlin, 29. Mai. Die Befehle zur Mobil-
machung des Garde=Corps sind heute ausgefertigt
worden.

Berlin, 29. Mai. Jch beeile mich, Jhnen
eine Aeusserung, die der Prinz unmittelbar vor
seiner Abreise vor einem Kreise von Männern
that, mitzutheilen: „Jch gehe nach Warschau,
sagte er, um den Versuch zu machen, die Politik
des Kaisers von Rußland, die bisher der unseri-
gen diametral entgegenlief, umzustimmen und den
preuß. Absichten in der deutschen Frage conform
zu gestalten. Sollte aber dies nicht der Fall sein,
so wird Preußen mit aller Consequenz auf dem
eingeschlagenen Weg weiter gehen, unbekümmert
um alle entgegenstehenden Ansichten. Jch autori-
sire sie, meine Herren, diesen meinen Worten eine
weitere Verbreitung zu geben!“

Breslau, 27. Mai. Gestern Abend ist der
Prinz von Preußen hier eingetroffen. Er äusserte
sich über die ihm erwiesene Aufmerksamkeit beim
Empfang in einigen freundlichen Worten. Seine
Stimmung wurde indeß bald eine sehr ernste, als
er in Bezug auf die von dem Bürgermeister
Bartsch ausgesprochene Condolenz über das At-
tentat der Stimmung und der Leiden des Königs
gedachte. „Er ehre, sagte er, die Gesinnung, die
er hier finde. Se. Maj. hätten vielen Schmerz
zu leiden. Gern würden sie aber diesen Schmerz
ertragen, könnten sie dadurch die Schmach von
Preußen abwender. Ja, mit der Gesinnung wäre
es jetzt nicht abgethan. Thaten müßten jetzt ge-
zeigt werden. Es komme eine Zeit schwerer Prü-
fung. Dinge würden offenbar werden, von denen
man sich keine Vorstellung gemacht habe. Darum
müsse jetzt gehandelt werden, und man werde
handeln.“

Münster, 29. Mai. So eben erhielt die
hiesige Artillerie die Ordre zur Mobilmachung.

C Paris, 29. Mai. Der 3te Artikel, der
wichtigste des Gesetzes, wurde mit 410 gegen
178 Stimmen angenommen.

C Paris, 29. Mai. Der Stand der Diffe-
renz mit England ist, wie wir aus bester Quelle
wissen, ein solcher, daß demnächst eine neue An-
nahme der Londoner Convention von Seite Pal-
merstons zu erwarten ist. England wird erklären,
daß es das Wyse'sche. Arrangement als ungültig
betrachte, auf die in London angenommenen Ver-
gleichspunkte wieder zurückkomme und Griechen-
land die Wahl überlasse, welche der beiden Lö-
sungen es vorziehe.

Paris, 29. Mai. Man behauptet, daß L.
Napoleon gleich nach Beendigung der Wahlreform-
Debatte eine Botschaft an die Nationalversamm-
lung richten und darin den Entschluß ankündigen
werde, stets mit der Majorität Hand in Hand
zu gehen. -- Die Besorgnisse vor einem Auf-
stande der Rothen in gewissen Departements ha-
ben noch nicht aufgehört, und die Vorsichtsmaß-
regeln der Behörden dauern daher fort. Zu Lyon
ist ein Kaffeehaus, wo die Ultra = Demagogen zu-
sammen kamen, auf Befehl des Präfekten ge-
schlossen worden. Ebendaselbst hat man zwei
Theilnehmer an den neulichen sozialistischen Exces-
sen verhaftet eingebracht. -- Der Präfect des
Departements Saone u. Loire hat alle politischen
Versammlungen und Bankette im ganzen Depar-
tement verboten. -- Auf Anstehen unserer Re-
gierung haben die belgischen Behörden dieser Tage
die zwei vom 13. Juni her flüchtigen Repräsen-
tanten Considerant und Cantagrel aus Bouillon
an unserer Grenze in das Jnnere von Belgien
verwiesen.

Schwurgerichtsverhandlung.
VIII.

   

Verhandlungen über den Orber Tumult.
( Fortsetzung. )

Grätz wird vom Präsidenten ermahnt die
Wahrheit auszusagen, indem er sich in Wider-
[Spaltenumbruch] sprüche verwickelte; er will Schließmann weit von
Orb gesehen haben. -- M. Ehmer, Dienstmagd
viele Jahre bei Heßberger, am 1. März sei
Heßberger krank zu Hause gelegen. -- Scheide-
mantel, er habe den Hofacker, Mack, und Heß-
berger auf dem Markt gesehen. -- Brukbräu er-
klärt auf Ansuchen eines Assisen, wer zuerst ge-
schossen habe, daß er ganz nahe gestanden wäre,
und müsse erklären, daß die Orber nicht zuerst
geschossen hätten. -- Oberlieutenant v. Helling-
rath: Auf ihn selbst sei der erste Schuß gefallen,
und ein Soldat sei vor dem Feuer des Militärs
von hinten verwundet worden. Es wird noch die
hieher bezügliche Jnstruktion verlesen, die dem Mi-
litär, wenn es mit Stöcken, Steinen u. dgl. an-
gegriffen wird, allerdingst erlaubt, unter Umstän-
den selbst ohne vorausgehende Warnung Feuer zu
geben. Hierauf wird das Verhör der Entlastungs-
zeugen fortgesetzt. -- Weißbecker: A. Metzler sei
beim Sturmläuten nach Hause gegangen. -- Her-
denzen: Acker habe einen Säbel angehabt. --
Stock und Wolf, Engel und die beiden Metzler
wären den ganzen Tag im Wirthshause gewesen.
-- Vom Angeklagten Welzenbacher sagen zwei
Zeugen aus, daß er vor dem Sturmläuten nicht
aus seiner Werkstätte gekommen wäre. Welzen-
bacher gibt Dies zu und behauptet, er sei auf die
Wache gegangen, um Unruhe zu verhüten. Den
Anton Metzler hat ein Zeuge beim Sturmläuten
ohne Waffe im Roßwirthshaus getroffen: sie beide
seien mit einander nach Hause gegangen. Ueber
den Angeklagten Johann Heim kann der von die-
sem beigebrachte Entlastungszeuge nur so viel sa-
gen, daß er vor dem Stürmen nicht aus seiner
Werkstätte gekommen, daß er dann mit ihm ( Zeu-
gen ) an's Rathhaus gegangen sei. Dort habe
er ihn aus den Augen verloren. Vom Angeklag-
ten Adam Acker sagen die Zeugen Schreiber und
Wolff nochmals auf das Bestimmteste aus, daß
er damals nicht die von den Soldaten beschrie-
bene Kleidung ( grüner Hut und grüner Spenser ) ,
sondern eine Kappe und ein blaues Wamms ge-
tragen habe. Hierauf wurde zur Verlesung der
Leumunds= und Vermögenszeugnisse geschritten. Die
Meisten der Angeklagten haben nur einige hundert
Gulden Vermögen. Das Leumundzeugniß von
vielen ist sehr getrübt; die beiden Mack waren
schon früher 5 Jahre in Plassenburg. -- Ph.
Häußer, Hofmann und Hofacker werden als
Wilderer und Feldfrevler geschildert. -- Heßber-
ger wird als der gefährlichste genannt, denn er
war schon wegen Mordes, Mordversuchs und
Raubes in Untersuchung, die aber kein Resultat
lieferte.

( Fortsetzung folgt. )



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 31. Mai 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......10641069
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Polen fl. 300   „   ...126 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36   „...31 3 / 4 32 1 / 4
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 43.
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[0004] Hand im Spiele hat? so fragen sich die Besser- gesinnten. Der englische Premierminister scheint den wachsenden Einfluß Oesterreichs nicht ver- schmerzen zu können, und benutzt daher die von Carl Albert auf den jetzigen König übergangene Schwäche, König von Oberitalien und vielleicht auch ganz Jtalien zu werden, um durch seine Agenten in Piemont nach Belieben zu schalten und zu walten. Das Turiner Kabinet unter- nimmt nichts mehr, ohne die Rathschläge des eng- lischen Gesandten entgegengenommen zu haben. Den Organen der Rothen könnte nichts erwünsch- ter sein. Jn Folge dessen haben sie ihre An- griffe auf den König eingestellt, ihre Spalten mit Lobhudeleien angefüllt und können nicht genug von dem glänzenden Empfang sprechen, der dem König in Chambery und auf seiner Reise durch Savoyen zu Theil geworden wäre. „Es lebe der König! es lebe das Gesetz Siccardi,“ soll man gerufen haben. -- Wenn ersteres auch theil- weise, so kann letzteres nur von einem sehr klei- nen Theile der Bevölkerung gesagt werden, wie zuverlässige Nachrichten aus Chambery melden. ( D. Volksh. ) Vermischte Nachrichten. Nach der „Elberfelder Zeitung“ ist der jetzige österreichische Handelsminister von Bruck, in Elberfeld in der Schönengasse geboren, der Sohn eines Buchbinders. Er trat in der Büschler'schen Verlagsbuchhandlung in die Lehre und siedelte nach Bonn über, als Herr Büschler dort ein Haus etablirte. Von da kam er nach manchen Hin= und Herzügen nach Triest in die Dienste der bekannten Handelsgesellschaft des Lloyd, wo er von Stufe zu Stufe stieg, bis er in das Ministerium berufen wurde. So ist Elberfeld die Vaterstadt von drei gegenwärtig am Ruder stehenden Mini- stern; indem außer v. Bruck auch die preußischen Minister des Handels und der Justiz, Herr v. d. Heidt und Herr Simons, dort geboren sind. Neuestes. München, 30. Mai. Heute Vormittag fand dahier, begünstigt vom schönsten Wetter, die Frohn- leichnamsprozession feierlichst statt. Das Sanc- tissimum wurde vom Hrn. Erzbischof getragen, diesem unmittelbar unter dem Traghimmel folgte König Mar, die k. Prinzen Luipold und Adalbert, Herzog Maximilian, der große Cortège, die höch- sten Staatsstellen und die ihnen untergeordneten Branchen und der Stadtmagistrat mit dem Colle- gium der Gemeindebevollmächtigten. Frankfurt, 29. Mai. Die fürstl. thurn= und taxis'sche Generalpost=Direktion läßt vom 1. Juni an auf ihrem Postgebiete eine Ermäßigung des Briefporto eintreten. Frankfurt, 31. Mai. Morgen früh um fünf Uhr rückt die gesammte hiesige Besatzung, das k. preuß. Militär mit inbegriffen, zu einem ge- meinschaftlichen Manövre aus. Die Truppen marschiren über Bornheim, Seckbach nach Bergen und manövriren von dort nach Vilbel zu, wo ein Theil des Frankfurter Bataillons den Feind vor- stellt. Da es wohl spät Nachmittag werden wird, bis die Truppen wieder zurückkehren, so nehmen sie Mundvorrath mit. Die österr. Kavallerie und das Jägerbataillon bilden die Avantgarde, die bayer. Jäger, die österr. und preuß. Artiklerie, die beiden Compagnien Erzherzog Rainer und ein preuß. Bataillon das Gros, die preuß. Kürassiere und ein Bataillon preuß. Jnfanterie das Hinter- treffen. Karlsruhe, 30. Mai. Das so eben ausge- gebene Regierungsblatt bringt die abermalige Ver- längerung des Kriegszustandes und des Stand- rechts auf weitere 4 Wochen. Koblenz, 29. Mai. So eben ist der Befehl eingegangen, sofort die dritte hiesige Abtheilung des 8. Artillerie=Regiments, nebst zwei Munitions- Colonnen, mobil zu machen. Dieselben brechen nach dem Hunsrücken auf. Die Kriegsreserven der Gardejäger sind nach Wetzlar zusammenbe- rufen. Berlin, 29. Mai. Die Befehle zur Mobil- machung des Garde=Corps sind heute ausgefertigt worden. Berlin, 29. Mai. Jch beeile mich, Jhnen eine Aeusserung, die der Prinz unmittelbar vor seiner Abreise vor einem Kreise von Männern that, mitzutheilen: „Jch gehe nach Warschau, sagte er, um den Versuch zu machen, die Politik des Kaisers von Rußland, die bisher der unseri- gen diametral entgegenlief, umzustimmen und den preuß. Absichten in der deutschen Frage conform zu gestalten. Sollte aber dies nicht der Fall sein, so wird Preußen mit aller Consequenz auf dem eingeschlagenen Weg weiter gehen, unbekümmert um alle entgegenstehenden Ansichten. Jch autori- sire sie, meine Herren, diesen meinen Worten eine weitere Verbreitung zu geben!“ Breslau, 27. Mai. Gestern Abend ist der Prinz von Preußen hier eingetroffen. Er äusserte sich über die ihm erwiesene Aufmerksamkeit beim Empfang in einigen freundlichen Worten. Seine Stimmung wurde indeß bald eine sehr ernste, als er in Bezug auf die von dem Bürgermeister Bartsch ausgesprochene Condolenz über das At- tentat der Stimmung und der Leiden des Königs gedachte. „Er ehre, sagte er, die Gesinnung, die er hier finde. Se. Maj. hätten vielen Schmerz zu leiden. Gern würden sie aber diesen Schmerz ertragen, könnten sie dadurch die Schmach von Preußen abwender. Ja, mit der Gesinnung wäre es jetzt nicht abgethan. Thaten müßten jetzt ge- zeigt werden. Es komme eine Zeit schwerer Prü- fung. Dinge würden offenbar werden, von denen man sich keine Vorstellung gemacht habe. Darum müsse jetzt gehandelt werden, und man werde handeln.“ Münster, 29. Mai. So eben erhielt die hiesige Artillerie die Ordre zur Mobilmachung. C Paris, 29. Mai. Der 3te Artikel, der wichtigste des Gesetzes, wurde mit 410 gegen 178 Stimmen angenommen. C Paris, 29. Mai. Der Stand der Diffe- renz mit England ist, wie wir aus bester Quelle wissen, ein solcher, daß demnächst eine neue An- nahme der Londoner Convention von Seite Pal- merstons zu erwarten ist. England wird erklären, daß es das Wyse'sche. Arrangement als ungültig betrachte, auf die in London angenommenen Ver- gleichspunkte wieder zurückkomme und Griechen- land die Wahl überlasse, welche der beiden Lö- sungen es vorziehe. Paris, 29. Mai. Man behauptet, daß L. Napoleon gleich nach Beendigung der Wahlreform- Debatte eine Botschaft an die Nationalversamm- lung richten und darin den Entschluß ankündigen werde, stets mit der Majorität Hand in Hand zu gehen. -- Die Besorgnisse vor einem Auf- stande der Rothen in gewissen Departements ha- ben noch nicht aufgehört, und die Vorsichtsmaß- regeln der Behörden dauern daher fort. Zu Lyon ist ein Kaffeehaus, wo die Ultra = Demagogen zu- sammen kamen, auf Befehl des Präfekten ge- schlossen worden. Ebendaselbst hat man zwei Theilnehmer an den neulichen sozialistischen Exces- sen verhaftet eingebracht. -- Der Präfect des Departements Saone u. Loire hat alle politischen Versammlungen und Bankette im ganzen Depar- tement verboten. -- Auf Anstehen unserer Re- gierung haben die belgischen Behörden dieser Tage die zwei vom 13. Juni her flüchtigen Repräsen- tanten Considerant und Cantagrel aus Bouillon an unserer Grenze in das Jnnere von Belgien verwiesen. Schwurgerichtsverhandlung. VIII. Würzburg, 28. Mai. Verhandlungen über den Orber Tumult. ( Fortsetzung. ) Grätz wird vom Präsidenten ermahnt die Wahrheit auszusagen, indem er sich in Wider- sprüche verwickelte; er will Schließmann weit von Orb gesehen haben. -- M. Ehmer, Dienstmagd viele Jahre bei Heßberger, am 1. März sei Heßberger krank zu Hause gelegen. -- Scheide- mantel, er habe den Hofacker, Mack, und Heß- berger auf dem Markt gesehen. -- Brukbräu er- klärt auf Ansuchen eines Assisen, wer zuerst ge- schossen habe, daß er ganz nahe gestanden wäre, und müsse erklären, daß die Orber nicht zuerst geschossen hätten. -- Oberlieutenant v. Helling- rath: Auf ihn selbst sei der erste Schuß gefallen, und ein Soldat sei vor dem Feuer des Militärs von hinten verwundet worden. Es wird noch die hieher bezügliche Jnstruktion verlesen, die dem Mi- litär, wenn es mit Stöcken, Steinen u. dgl. an- gegriffen wird, allerdingst erlaubt, unter Umstän- den selbst ohne vorausgehende Warnung Feuer zu geben. Hierauf wird das Verhör der Entlastungs- zeugen fortgesetzt. -- Weißbecker: A. Metzler sei beim Sturmläuten nach Hause gegangen. -- Her- denzen: Acker habe einen Säbel angehabt. -- Stock und Wolf, Engel und die beiden Metzler wären den ganzen Tag im Wirthshause gewesen. -- Vom Angeklagten Welzenbacher sagen zwei Zeugen aus, daß er vor dem Sturmläuten nicht aus seiner Werkstätte gekommen wäre. Welzen- bacher gibt Dies zu und behauptet, er sei auf die Wache gegangen, um Unruhe zu verhüten. Den Anton Metzler hat ein Zeuge beim Sturmläuten ohne Waffe im Roßwirthshaus getroffen: sie beide seien mit einander nach Hause gegangen. Ueber den Angeklagten Johann Heim kann der von die- sem beigebrachte Entlastungszeuge nur so viel sa- gen, daß er vor dem Stürmen nicht aus seiner Werkstätte gekommen, daß er dann mit ihm ( Zeu- gen ) an's Rathhaus gegangen sei. Dort habe er ihn aus den Augen verloren. Vom Angeklag- ten Adam Acker sagen die Zeugen Schreiber und Wolff nochmals auf das Bestimmteste aus, daß er damals nicht die von den Soldaten beschrie- bene Kleidung ( grüner Hut und grüner Spenser ) , sondern eine Kappe und ein blaues Wamms ge- tragen habe. Hierauf wurde zur Verlesung der Leumunds= und Vermögenszeugnisse geschritten. Die Meisten der Angeklagten haben nur einige hundert Gulden Vermögen. Das Leumundzeugniß von vielen ist sehr getrübt; die beiden Mack waren schon früher 5 Jahre in Plassenburg. -- Ph. Häußer, Hofmann und Hofacker werden als Wilderer und Feldfrevler geschildert. -- Heßber- ger wird als der gefährlichste genannt, denn er war schon wegen Mordes, Mordversuchs und Raubes in Untersuchung, die aber kein Resultat lieferte. ( Fortsetzung folgt. ) Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 31. Mai 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1064 1069 „ 5% Metallique.... 77 1 / 8 77 3 / 8 „ 4% „ .... 59 1 / 2 60 „ 3% „ .... 45 1 / 8 45 5 / 8 „ 2 1 / 2 % „ .... 41 1 / 4 41 1 / 2 „ 4 1 / 2 % Bethmann... 73 74 „ 4% „ ... -- 68 1 / 2 „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 91 1 / 2 92 „ „ 500 „ „ 1834. 146 1 / 2 147 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 1 / 4 86 3 / 4 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. 102 1 / 2 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 82 1 / 2 83 „ 4% „ .... 87 3 / 4 88 1 / 4 „ 5% „ .... 100 3 / 4 101 1 / 4 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 81 3 / 4 82 1 / 4 „ 4 1 / 2 „ .... 95 1 / 8 95 3 / 8 Baden3 1 / 2 % „ .... 78 1 / 8 78 5 / 8 „ fl. 35 Loose...... 31 1 / 4 31 1 / 2 „ „ 50 „ ...... 51 1 / 2 52 Nassau fl. 25 „ ...... 23 5 / 8 23 7 / 8 Hessen Darmst. fl. 50 Loose... 72 72 1 / 2 „ „ „ 25 „ ... 25 5 / 8 25 3 / 4 Polen fl. 300 „ ... 126 1 / 2 -- Sardinien Fcs. 36 „... 31 3 / 4 32 1 / 4 Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 43.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 131. Würzburg, 1. Juni 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische131_1850/4>, abgerufen am 20.04.2024.