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Die Bayerische Presse. Nr. 121. Würzburg, 21. Mai 1850.

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[Spaltenumbruch] Ausdruck in der Berner Zeitung findet, wird
wahrhaftig zur Raserei, und ist vortrefflich geeig-
net, die schwindende Zahl ihrer Anhänger immer
mehr zu reduciren. Dieß ist besonders der Fall
mit den Protestationen gegen mißbeliebige Wahl-
verhandlungen, die bis heute gegen 56 conserva-
tive Großräthe gerichtet sind. Die Cassations-
gründe sind bis jetzt ziemlich geheim, und es ist
uns gut bekannt, daß der größte Theil dieser
Wahlen mit der gewissenhaftesten Unparteilichkeit
und durchaus streng nach den vorgeschriebenen
Formen geleitet worden sind, während bei den 27
Wahlen, welche conservativerseits angegriffen wer-
den, die willkürlichsten Verstöße gegen die For-
men und offenbare Fälschungen statthatten. Ueber-
all wo es möglich war, daß die Conservati-
ven gleich anfangs ihre Mehrheit geltend ma-
chen konnten, wurden die Büreaux in gleicher
Zahl von Leuten beider Parteien bestellt; wo sich
aber die Radikalen durch freches Schreien und
terroristisches Auftreten der Wahl des Büreau be-
mächtigen konnten, wurde dasselbe mit der größten
Ausschließlichkeit zusammengesetzt. Natürlich wird
die Anfechtung so vieler Wahlen die Bürger
ganzer Gemeinden zu erbitterten Gegnern der
Regierungspartei machen, indem selbst die meisten
Radikalen sich darüber mit großem Unwillen aus-
sprechen. Die Berner Zeitung hat sich mit ihrer
Lügnerei bereits so großartig compromittirt, daß
sie nur noch bei einem kleinen einfältigen Theil
ihrer Anhänger Glauben findet, ja daß ihre im-
mer gesteigerten persönlichen Verleumdungen we-
der bei Freund noch Feind Berücksichtigung finden.

   

Bern, 16. Mai. Die heutige sehr stark be-
suchte Extrasitzung des Großen Rathes wurde
von dem Präsidenten Niggeler eröffnet, welcher
als Ursache der Truppenaufgebote Ruhestörungen
angab, sich aber so weit vergaß, die letztern als
von den Reactionären absichtlich angelegte und
organisirtet zu verurtheilen und die Gemeindepoli-
zei als mit diesen unter einer Decke steckend dar-
zustellen.

Vermischte Nachrichten.

( Deutsche Demokratie. ) Es ist gut,
sagen die "Grenzboten" wenn man von Zeit zu
Zeit in die Evangelien unserer Demokratie einen
Blick thut, so sauer es wird. Es ist uns näm-
lich ein in Kassel erscheinendes radikales Journal
in die Hände gefallen: "Die Hornisse". Jn die-
sem werden in einer Reihe leitender Artikel die
Prinzipien der reinsten Demokratie vertreten, die
so weit geht, daß sie nicht mehr Demokratie sein
will. Der ganze Artikel wäre würdig mit Jl-
lustrationen in die "Fliegenden Blätter" aufge-
nommen zu werden; wir beschränken uns hier nur
auf Eins. Der Verfasser ( ich glaube, Hr. Bayr-
hoffer ) stellt die politischen, religiösen und socia-
len Grundvorstellungen in Parallele. Jn den
einen herrscht die Monarchie, in den andern der
Monotheismus, in den letztern das Monopol:
Einer herrscht, Einer ist Gott, nur Einer ( soll
wohl heißen: nur Einige ) können verkaufen. Nur
ist man in politischer und religiösen Beziehung
auf halbem Wege stehen geblieben, man hat aus
der Monarchie eine Panarchie ( ==Demokratie, der
Zustand, wo Alle herrschen ) gemacht eben so aus dem
Monotheismus den Pantheismus ( Alles ist Gott ) .
Das ist ungenügend und führt auf einem Umwege
in's Alte zurück. Um vollständig frei zu sein,
muß man die Anarchie herstellen und den Atheis-
mus: kein Herrscher, kein Gott. -- So weit ist
Alles verständlich. Aber nun die socialen Ver-
hältnisse. Aus dem Monopolismus macht das
Justemilien den Panpolismus ( wo Alle verkau-
fen ) , das ist eine Halbheit, die wieder zum Mo-
nopol führt. Statt dessen empfiehlt Hr. Bayr-
hoffer den Apolismus ( wo nicht verkauft wird ) .
-- Wir möchten zwar mit Hrn. v. Vincke sagen:
Mir wird bei alle dem so dumm, als ging mir
ein Mühlrad im Kopfe herum; aber es freut uns
[Spaltenumbruch] doch, daß die Demokratie nun ihren reinsten Aus-
druck gefunden hat, und daß der apolistische Ma-
rat seine demokratischen, socialistischen und com-
munistischen Verbündeten, die nicht auf der Höhe
des Prinzips stehen, mit leichter Mühe zu Boden
werfen wird.

Neuestes.

Dresden, 16. Mai. Dem Vernehmen nach
wird sich der König von Sachsen nach Warschau
zu dem Fürstencongresse begeben, der dort unter
den Auspicien des russischen Kaisers stattfinden soll.

Kassel, 18. Mai. S. k. H. der Kurfürst sind
gestern in Begleitung des Hrn. Hassenpflug von
Berlin wieder hier eingetroffen.

Wien, 14. Mai. F.=M. Radetzky konnte in
Folge einer Fußverletzung Se. Majestät nicht nach
Triest begleiten und ist in Laibach zurückgeblieben.
-- Zwischen Warschau und Danzig fährt nun ein
russisches eisernes Dampfschiff, der "Copernicus";
es ist sehr lang und schmal, hat weder Masten
noch Bugspriet und gewahrt so dem Aeußern nach
keinen schönen Anblick.

Wien, 17. Mai. Nach der Reichszeitung
würden die ungarischen Angelegenheiten durch drei
wichtige Acte der Regierung bald eine andere
Gestalt annehmen. Als demnächst bevorstehend
wird eine ausgedehnte kaiserliche Begnadigung,
die Aufhebung der Zwischenzollschranken, endlich
ein Gesetz über Entschädigung der Grundherren
angekündigt.

Ueber Triest trifft die Nachricht vom Tode
des Kaisers von China ein.

Berlin, 17. Mai. Die Protokolle der Be-
schlüsse des hiesigen Fürstencongresses werden mor-
gen im Drucke vollendet sein. Der Veröffentli-
chung der Protokolle wird aber die Mittheilung
derselben an die einzelnen Unionsregierungen vor-
angehen.

Berlin, 17. Mai. Sämmtliche preuß. Trup-
pen im Großherzogthum Baden haben am 12. d.
Ordre erhalten, sich fortwährend fertig zum Ab-
marsch zu halten, um im Falle einer französischen
Revolution die Rheinübergangspunkte zu besetzen.

London, 16. Mai. Jn der heutigen Sitzung
des Hauses der Lords nahm Lord Brougham das
Wort zu einer Jnterpellation an die Regierung:
"Jch lenke die Aufmerksamkeit des Hauses auf die
plötzliche Abreise des französ. Botschafters, wel-
cher England am Jahrestage der Geburt der Kö-
nigin verlassen hat. Jch habe mit Bedauern die
Abreise dieses Botschafters vernommen, weil ich
es als vom höchsten Belange erachte, daß die
größte Herzlichkeit zwischen England und Frank-
reich bestehe, um so mehr, da Frankreich gegen-
wärtig fast das einzige Land in Europa ist, mit
dem wir in der letzteren Zeit herzliche Beziehun-
gen unterhalten konnten." Lord Lansdowne er-
widerte: "Auch ich bedaure die plötzliche Abreise
des französ. Botschasters. Aber ich kann meinem
edlen Freunde die Versicherung geben, daß dieser
Vorgang nicht die große Wichtigkeit hat, welche
er ihm beizulegen scheint. Die Abreise des fran-
zösischen Botschafters ist lediglich Umständen zu-
zuschreiben, welche seine Anwesenheit in Paris
nothwendig gemacht haben. Meinem Dafürhalten
nach wird seine Anwesenheit in Paris der Verbin-
dung zwischen den beiden Ländern nützlicher sein,
als sie es gegenwärtig hier sein könnte." Lord
Brougham: "Jch erwartete eine solche Antwort,
und ich wünsche blos, daß eine ebenso gute Er-
klärung in Bezug auf die Abwesenheit des russi-
schen Botschafters gegeben werden könnte."

   

Die Taufe des neugebornen Prinzen von Eng-
land ist auf Samstag den 22. Juni festgesetzt.

Das "Univers" enthält die Einzelheiten der
auf Anordnung des heil. Vaters am 7. Mai in
Rom stattgehabten Trauerfeier für die Verun-
glückten in Angers. Am Tage Christi Himmel-
fahrt hat von der Basilica des Laterans herab
[Spaltenumbruch] die Benedictio urbi et orbi seit zwei Jahren
zum ersten Male wieder stattgefunden. Der große
Platz nebst der Allee bis zur Kirche di S. Croce
in Gerusalemme
war mit Menschen bedeckt; die
Feier erhebend und großartig. -- Auf die Nach-
richt von Eugene Sue's Wahl haben Gassenbu-
ben auf ein paar Plätzen der Stadt Rom ben-
galisches Feuer angezündet, welches die Demago-
gen vorbereitet hatten. Wir geben wahrheitsge-
treu diese Nachricht, weil wir fest überzeugt sind,
daß viele Blätter von einer großen und vielleicht
einer allgemeinen Jllumination des "römischen
Volkes" zu Ehren des Socialisten Sue berichten
werden.

Jn Constantinopel hat sich ein in der
Geschichte des Jslams unerhörter Fall ereignet.
Der Sultan hat acht griechischen Erzbischöfen zum
Beweis seiner Zufriedenheit mit dem Eifer, den
sie bei Erfüllung ihrer Pflichten an den Tag leg-
ten, einen Orden verliehen.



Verantwortlicher Redakieur u. Verleger:
v. Faber.




Mittelpreise hiesiger Schraune vom 18. Mai.

Weizen 11 fl. 22 kr. Korn 7 fl. 6 kr.
Gerste 6 fl. 55 kr. Haber 4 fl. 12 kr.

Frankfurter Cours.
Den 20. Mai 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......1035 1040
   "   5% Metallique....76 7 / 877 1 / 8
   "   4%   "   .... 5959 1 / 2
   "   3%   "   ....44 1 / 444 3 / 4
   "   2 1 / 2 %   "   ....41 1 / 841 3 / 8
   "   4 1 / 2 % Bethmann...--74 1 / 4
   "   4%   "   ...--68
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.89 7 / 890 3 / 8
   "   " 500   "   "   1834.142 3 / 4143 1 / 4
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 486 3 / 4
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.103--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...83 1 / 284
   "   4%   "   ....8888 1 / 2
   "   5%   "   ....100 3 / 4 101 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % "   ....81 1 / 881 5 / 8
   "   4 1 / 2    "   ....95 1 / 895 3 / 8
Baden   3 1 / 2 %   "   ....78 1 / 8 78 5 / 8
   "   fl. 35 Loose   ......31 1 / 431 1 / 2
   "   "   50   "   ......51 1 / 252
Nassau fl. 25 "   ......23 5 / 823 7 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ... 7272 1 / 2
   "   "   "   25   "   ...25 3 / 825 3 / 4
Polen fl. 300   "   ... 123   --
Sardinien Fes. 36   "...
31 1 / 4 31 3 / 4
Bekanntmachung.

Das zur Verlassenschaft der ledigen Katha-
rina Binder dahier gehörige Mobiliarvermögen,
worunter mehrere Gold= und Silbergeräthe, unter
andern eine goldene Tabaksdose, goldene Ringe,
silberne Leuchter, Löffel, Messer und Gabel ec.
wird am

Donnerstag den 13. Juni d. Js.
Vormittags 8 Uhr anfangend

gegen gleich baare Zahlung im Sterbhause dahier
öffentlich versteigert, wozu Strichsliebhaber ein-
geladen werden.


Fremden=Anzeige.

Adler: Hellingrath k. b. Oberlieut. u. [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]Bau der Vei-
der k. b. Lieut. v. Landau. v. Zerzog, Forstmeister v. Eli-
mann. Kflt.: Herold v. Hanau. Zwicker v. Bremen.

Russ. Hof: Kflt.: Blumenthal und Ochs v. Frankf.,
Biaswanger v. Lpzg.

Schwan: Scheibler, Ldg. = Ger. = Assessor v. Aachen.
Baumann, Oekonom v. Buchen. Kflt.: Christ u. Köhler
v. Aschaffenb. [unleserliches Material - 11 Zeichen fehlen]Senfferitng v. Münster. Heck v. Prag.

Wittelsbacherhof: Kflte.: Rheiner v. Augsburg,
Dysecken v. Dresden, Bäcker v. Braunschweig, Cartung v.
Heilbronn, Wassermann v. Ulm.

Württembergerhof: Graf Pekany v. Wien. Schu-
chardt, Prof. v. München. Frl. Kiesner v. Wiesbaden. Adel,
Firnhaber, Speidel und Camerer, Beamte v. Mergentheim.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib

[Spaltenumbruch] Ausdruck in der Berner Zeitung findet, wird
wahrhaftig zur Raserei, und ist vortrefflich geeig-
net, die schwindende Zahl ihrer Anhänger immer
mehr zu reduciren. Dieß ist besonders der Fall
mit den Protestationen gegen mißbeliebige Wahl-
verhandlungen, die bis heute gegen 56 conserva-
tive Großräthe gerichtet sind. Die Cassations-
gründe sind bis jetzt ziemlich geheim, und es ist
uns gut bekannt, daß der größte Theil dieser
Wahlen mit der gewissenhaftesten Unparteilichkeit
und durchaus streng nach den vorgeschriebenen
Formen geleitet worden sind, während bei den 27
Wahlen, welche conservativerseits angegriffen wer-
den, die willkürlichsten Verstöße gegen die For-
men und offenbare Fälschungen statthatten. Ueber-
all wo es möglich war, daß die Conservati-
ven gleich anfangs ihre Mehrheit geltend ma-
chen konnten, wurden die Büreaux in gleicher
Zahl von Leuten beider Parteien bestellt; wo sich
aber die Radikalen durch freches Schreien und
terroristisches Auftreten der Wahl des Büreau be-
mächtigen konnten, wurde dasselbe mit der größten
Ausschließlichkeit zusammengesetzt. Natürlich wird
die Anfechtung so vieler Wahlen die Bürger
ganzer Gemeinden zu erbitterten Gegnern der
Regierungspartei machen, indem selbst die meisten
Radikalen sich darüber mit großem Unwillen aus-
sprechen. Die Berner Zeitung hat sich mit ihrer
Lügnerei bereits so großartig compromittirt, daß
sie nur noch bei einem kleinen einfältigen Theil
ihrer Anhänger Glauben findet, ja daß ihre im-
mer gesteigerten persönlichen Verleumdungen we-
der bei Freund noch Feind Berücksichtigung finden.

   

Bern, 16. Mai. Die heutige sehr stark be-
suchte Extrasitzung des Großen Rathes wurde
von dem Präsidenten Niggeler eröffnet, welcher
als Ursache der Truppenaufgebote Ruhestörungen
angab, sich aber so weit vergaß, die letztern als
von den Reactionären absichtlich angelegte und
organisirtet zu verurtheilen und die Gemeindepoli-
zei als mit diesen unter einer Decke steckend dar-
zustellen.

Vermischte Nachrichten.

( Deutsche Demokratie. ) Es ist gut,
sagen die „Grenzboten“ wenn man von Zeit zu
Zeit in die Evangelien unserer Demokratie einen
Blick thut, so sauer es wird. Es ist uns näm-
lich ein in Kassel erscheinendes radikales Journal
in die Hände gefallen: „Die Hornisse“. Jn die-
sem werden in einer Reihe leitender Artikel die
Prinzipien der reinsten Demokratie vertreten, die
so weit geht, daß sie nicht mehr Demokratie sein
will. Der ganze Artikel wäre würdig mit Jl-
lustrationen in die „Fliegenden Blätter“ aufge-
nommen zu werden; wir beschränken uns hier nur
auf Eins. Der Verfasser ( ich glaube, Hr. Bayr-
hoffer ) stellt die politischen, religiösen und socia-
len Grundvorstellungen in Parallele. Jn den
einen herrscht die Monarchie, in den andern der
Monotheismus, in den letztern das Monopol:
Einer herrscht, Einer ist Gott, nur Einer ( soll
wohl heißen: nur Einige ) können verkaufen. Nur
ist man in politischer und religiösen Beziehung
auf halbem Wege stehen geblieben, man hat aus
der Monarchie eine Panarchie ( ==Demokratie, der
Zustand, wo Alle herrschen ) gemacht eben so aus dem
Monotheismus den Pantheismus ( Alles ist Gott ) .
Das ist ungenügend und führt auf einem Umwege
in's Alte zurück. Um vollständig frei zu sein,
muß man die Anarchie herstellen und den Atheis-
mus: kein Herrscher, kein Gott. -- So weit ist
Alles verständlich. Aber nun die socialen Ver-
hältnisse. Aus dem Monopolismus macht das
Justemilien den Panpolismus ( wo Alle verkau-
fen ) , das ist eine Halbheit, die wieder zum Mo-
nopol führt. Statt dessen empfiehlt Hr. Bayr-
hoffer den Apolismus ( wo nicht verkauft wird ) .
-- Wir möchten zwar mit Hrn. v. Vincke sagen:
Mir wird bei alle dem so dumm, als ging mir
ein Mühlrad im Kopfe herum; aber es freut uns
[Spaltenumbruch] doch, daß die Demokratie nun ihren reinsten Aus-
druck gefunden hat, und daß der apolistische Ma-
rat seine demokratischen, socialistischen und com-
munistischen Verbündeten, die nicht auf der Höhe
des Prinzips stehen, mit leichter Mühe zu Boden
werfen wird.

Neuestes.

Dresden, 16. Mai. Dem Vernehmen nach
wird sich der König von Sachsen nach Warschau
zu dem Fürstencongresse begeben, der dort unter
den Auspicien des russischen Kaisers stattfinden soll.

Kassel, 18. Mai. S. k. H. der Kurfürst sind
gestern in Begleitung des Hrn. Hassenpflug von
Berlin wieder hier eingetroffen.

Wien, 14. Mai. F.=M. Radetzky konnte in
Folge einer Fußverletzung Se. Majestät nicht nach
Triest begleiten und ist in Laibach zurückgeblieben.
-- Zwischen Warschau und Danzig fährt nun ein
russisches eisernes Dampfschiff, der „Copernicus“;
es ist sehr lang und schmal, hat weder Masten
noch Bugspriet und gewahrt so dem Aeußern nach
keinen schönen Anblick.

Wien, 17. Mai. Nach der Reichszeitung
würden die ungarischen Angelegenheiten durch drei
wichtige Acte der Regierung bald eine andere
Gestalt annehmen. Als demnächst bevorstehend
wird eine ausgedehnte kaiserliche Begnadigung,
die Aufhebung der Zwischenzollschranken, endlich
ein Gesetz über Entschädigung der Grundherren
angekündigt.

Ueber Triest trifft die Nachricht vom Tode
des Kaisers von China ein.

Berlin, 17. Mai. Die Protokolle der Be-
schlüsse des hiesigen Fürstencongresses werden mor-
gen im Drucke vollendet sein. Der Veröffentli-
chung der Protokolle wird aber die Mittheilung
derselben an die einzelnen Unionsregierungen vor-
angehen.

Berlin, 17. Mai. Sämmtliche preuß. Trup-
pen im Großherzogthum Baden haben am 12. d.
Ordre erhalten, sich fortwährend fertig zum Ab-
marsch zu halten, um im Falle einer französischen
Revolution die Rheinübergangspunkte zu besetzen.

London, 16. Mai. Jn der heutigen Sitzung
des Hauses der Lords nahm Lord Brougham das
Wort zu einer Jnterpellation an die Regierung:
„Jch lenke die Aufmerksamkeit des Hauses auf die
plötzliche Abreise des französ. Botschafters, wel-
cher England am Jahrestage der Geburt der Kö-
nigin verlassen hat. Jch habe mit Bedauern die
Abreise dieses Botschafters vernommen, weil ich
es als vom höchsten Belange erachte, daß die
größte Herzlichkeit zwischen England und Frank-
reich bestehe, um so mehr, da Frankreich gegen-
wärtig fast das einzige Land in Europa ist, mit
dem wir in der letzteren Zeit herzliche Beziehun-
gen unterhalten konnten.“ Lord Lansdowne er-
widerte: „Auch ich bedaure die plötzliche Abreise
des französ. Botschasters. Aber ich kann meinem
edlen Freunde die Versicherung geben, daß dieser
Vorgang nicht die große Wichtigkeit hat, welche
er ihm beizulegen scheint. Die Abreise des fran-
zösischen Botschafters ist lediglich Umständen zu-
zuschreiben, welche seine Anwesenheit in Paris
nothwendig gemacht haben. Meinem Dafürhalten
nach wird seine Anwesenheit in Paris der Verbin-
dung zwischen den beiden Ländern nützlicher sein,
als sie es gegenwärtig hier sein könnte.“ Lord
Brougham: „Jch erwartete eine solche Antwort,
und ich wünsche blos, daß eine ebenso gute Er-
klärung in Bezug auf die Abwesenheit des russi-
schen Botschafters gegeben werden könnte.“

   

Die Taufe des neugebornen Prinzen von Eng-
land ist auf Samstag den 22. Juni festgesetzt.

Das „Univers“ enthält die Einzelheiten der
auf Anordnung des heil. Vaters am 7. Mai in
Rom stattgehabten Trauerfeier für die Verun-
glückten in Angers. Am Tage Christi Himmel-
fahrt hat von der Basilica des Laterans herab
[Spaltenumbruch] die Benedictio urbi et orbi seit zwei Jahren
zum ersten Male wieder stattgefunden. Der große
Platz nebst der Allee bis zur Kirche di S. Croce
in Gerusalemme
war mit Menschen bedeckt; die
Feier erhebend und großartig. -- Auf die Nach-
richt von Eugene Sue's Wahl haben Gassenbu-
ben auf ein paar Plätzen der Stadt Rom ben-
galisches Feuer angezündet, welches die Demago-
gen vorbereitet hatten. Wir geben wahrheitsge-
treu diese Nachricht, weil wir fest überzeugt sind,
daß viele Blätter von einer großen und vielleicht
einer allgemeinen Jllumination des „römischen
Volkes“ zu Ehren des Socialisten Sue berichten
werden.

Jn Constantinopel hat sich ein in der
Geschichte des Jslams unerhörter Fall ereignet.
Der Sultan hat acht griechischen Erzbischöfen zum
Beweis seiner Zufriedenheit mit dem Eifer, den
sie bei Erfüllung ihrer Pflichten an den Tag leg-
ten, einen Orden verliehen.



Verantwortlicher Redakieur u. Verleger:
v. Faber.




Mittelpreise hiesiger Schraune vom 18. Mai.

Weizen 11 fl. 22 kr. Korn 7 fl. 6 kr.
Gerste 6 fl. 55 kr. Haber 4 fl. 12 kr.

Frankfurter Cours.
Den 20. Mai 1850.
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Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ... 7272 1 / 2
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Polen fl. 300   „   ... 123   --
Sardinien Fes. 36   „...
31 1 / 4 31 3 / 4
Bekanntmachung.

Das zur Verlassenschaft der ledigen Katha-
rina Binder dahier gehörige Mobiliarvermögen,
worunter mehrere Gold= und Silbergeräthe, unter
andern eine goldene Tabaksdose, goldene Ringe,
silberne Leuchter, Löffel, Messer und Gabel ec.
wird am

Donnerstag den 13. Juni d. Js.
Vormittags 8 Uhr anfangend

gegen gleich baare Zahlung im Sterbhause dahier
öffentlich versteigert, wozu Strichsliebhaber ein-
geladen werden.


Fremden=Anzeige.

Adler: Hellingrath k. b. Oberlieut. u. [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]Bau der Vei-
der k. b. Lieut. v. Landau. v. Zerzog, Forstmeister v. Eli-
mann. Kflt.: Herold v. Hanau. Zwicker v. Bremen.

Russ. Hof: Kflt.: Blumenthal und Ochs v. Frankf.,
Biaswanger v. Lpzg.

Schwan: Scheibler, Ldg. = Ger. = Assessor v. Aachen.
Baumann, Oekonom v. Buchen. Kflt.: Christ u. Köhler
v. Aschaffenb. [unleserliches Material – 11 Zeichen fehlen]Senfferitng v. Münster. Heck v. Prag.

Wittelsbacherhof: Kflte.: Rheiner v. Augsburg,
Dysecken v. Dresden, Bäcker v. Braunschweig, Cartung v.
Heilbronn, Wassermann v. Ulm.

Württembergerhof: Graf Pekany v. Wien. Schu-
chardt, Prof. v. München. Frl. Kiesner v. Wiesbaden. Adel,
Firnhaber, Speidel und Camerer, Beamte v. Mergentheim.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib

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[0004] Ausdruck in der Berner Zeitung findet, wird wahrhaftig zur Raserei, und ist vortrefflich geeig- net, die schwindende Zahl ihrer Anhänger immer mehr zu reduciren. Dieß ist besonders der Fall mit den Protestationen gegen mißbeliebige Wahl- verhandlungen, die bis heute gegen 56 conserva- tive Großräthe gerichtet sind. Die Cassations- gründe sind bis jetzt ziemlich geheim, und es ist uns gut bekannt, daß der größte Theil dieser Wahlen mit der gewissenhaftesten Unparteilichkeit und durchaus streng nach den vorgeschriebenen Formen geleitet worden sind, während bei den 27 Wahlen, welche conservativerseits angegriffen wer- den, die willkürlichsten Verstöße gegen die For- men und offenbare Fälschungen statthatten. Ueber- all wo es möglich war, daß die Conservati- ven gleich anfangs ihre Mehrheit geltend ma- chen konnten, wurden die Büreaux in gleicher Zahl von Leuten beider Parteien bestellt; wo sich aber die Radikalen durch freches Schreien und terroristisches Auftreten der Wahl des Büreau be- mächtigen konnten, wurde dasselbe mit der größten Ausschließlichkeit zusammengesetzt. Natürlich wird die Anfechtung so vieler Wahlen die Bürger ganzer Gemeinden zu erbitterten Gegnern der Regierungspartei machen, indem selbst die meisten Radikalen sich darüber mit großem Unwillen aus- sprechen. Die Berner Zeitung hat sich mit ihrer Lügnerei bereits so großartig compromittirt, daß sie nur noch bei einem kleinen einfältigen Theil ihrer Anhänger Glauben findet, ja daß ihre im- mer gesteigerten persönlichen Verleumdungen we- der bei Freund noch Feind Berücksichtigung finden. ( A. Z ) Bern, 16. Mai. Die heutige sehr stark be- suchte Extrasitzung des Großen Rathes wurde von dem Präsidenten Niggeler eröffnet, welcher als Ursache der Truppenaufgebote Ruhestörungen angab, sich aber so weit vergaß, die letztern als von den Reactionären absichtlich angelegte und organisirtet zu verurtheilen und die Gemeindepoli- zei als mit diesen unter einer Decke steckend dar- zustellen. Vermischte Nachrichten. ( Deutsche Demokratie. ) Es ist gut, sagen die „Grenzboten“ wenn man von Zeit zu Zeit in die Evangelien unserer Demokratie einen Blick thut, so sauer es wird. Es ist uns näm- lich ein in Kassel erscheinendes radikales Journal in die Hände gefallen: „Die Hornisse“. Jn die- sem werden in einer Reihe leitender Artikel die Prinzipien der reinsten Demokratie vertreten, die so weit geht, daß sie nicht mehr Demokratie sein will. Der ganze Artikel wäre würdig mit Jl- lustrationen in die „Fliegenden Blätter“ aufge- nommen zu werden; wir beschränken uns hier nur auf Eins. Der Verfasser ( ich glaube, Hr. Bayr- hoffer ) stellt die politischen, religiösen und socia- len Grundvorstellungen in Parallele. Jn den einen herrscht die Monarchie, in den andern der Monotheismus, in den letztern das Monopol: Einer herrscht, Einer ist Gott, nur Einer ( soll wohl heißen: nur Einige ) können verkaufen. Nur ist man in politischer und religiösen Beziehung auf halbem Wege stehen geblieben, man hat aus der Monarchie eine Panarchie ( ==Demokratie, der Zustand, wo Alle herrschen ) gemacht eben so aus dem Monotheismus den Pantheismus ( Alles ist Gott ) . Das ist ungenügend und führt auf einem Umwege in's Alte zurück. Um vollständig frei zu sein, muß man die Anarchie herstellen und den Atheis- mus: kein Herrscher, kein Gott. -- So weit ist Alles verständlich. Aber nun die socialen Ver- hältnisse. Aus dem Monopolismus macht das Justemilien den Panpolismus ( wo Alle verkau- fen ) , das ist eine Halbheit, die wieder zum Mo- nopol führt. Statt dessen empfiehlt Hr. Bayr- hoffer den Apolismus ( wo nicht verkauft wird ) . -- Wir möchten zwar mit Hrn. v. Vincke sagen: Mir wird bei alle dem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum; aber es freut uns doch, daß die Demokratie nun ihren reinsten Aus- druck gefunden hat, und daß der apolistische Ma- rat seine demokratischen, socialistischen und com- munistischen Verbündeten, die nicht auf der Höhe des Prinzips stehen, mit leichter Mühe zu Boden werfen wird. Neuestes. Dresden, 16. Mai. Dem Vernehmen nach wird sich der König von Sachsen nach Warschau zu dem Fürstencongresse begeben, der dort unter den Auspicien des russischen Kaisers stattfinden soll. Kassel, 18. Mai. S. k. H. der Kurfürst sind gestern in Begleitung des Hrn. Hassenpflug von Berlin wieder hier eingetroffen. Wien, 14. Mai. F.=M. Radetzky konnte in Folge einer Fußverletzung Se. Majestät nicht nach Triest begleiten und ist in Laibach zurückgeblieben. -- Zwischen Warschau und Danzig fährt nun ein russisches eisernes Dampfschiff, der „Copernicus“; es ist sehr lang und schmal, hat weder Masten noch Bugspriet und gewahrt so dem Aeußern nach keinen schönen Anblick. Wien, 17. Mai. Nach der Reichszeitung würden die ungarischen Angelegenheiten durch drei wichtige Acte der Regierung bald eine andere Gestalt annehmen. Als demnächst bevorstehend wird eine ausgedehnte kaiserliche Begnadigung, die Aufhebung der Zwischenzollschranken, endlich ein Gesetz über Entschädigung der Grundherren angekündigt. Ueber Triest trifft die Nachricht vom Tode des Kaisers von China ein. Berlin, 17. Mai. Die Protokolle der Be- schlüsse des hiesigen Fürstencongresses werden mor- gen im Drucke vollendet sein. Der Veröffentli- chung der Protokolle wird aber die Mittheilung derselben an die einzelnen Unionsregierungen vor- angehen. Berlin, 17. Mai. Sämmtliche preuß. Trup- pen im Großherzogthum Baden haben am 12. d. Ordre erhalten, sich fortwährend fertig zum Ab- marsch zu halten, um im Falle einer französischen Revolution die Rheinübergangspunkte zu besetzen. London, 16. Mai. Jn der heutigen Sitzung des Hauses der Lords nahm Lord Brougham das Wort zu einer Jnterpellation an die Regierung: „Jch lenke die Aufmerksamkeit des Hauses auf die plötzliche Abreise des französ. Botschafters, wel- cher England am Jahrestage der Geburt der Kö- nigin verlassen hat. Jch habe mit Bedauern die Abreise dieses Botschafters vernommen, weil ich es als vom höchsten Belange erachte, daß die größte Herzlichkeit zwischen England und Frank- reich bestehe, um so mehr, da Frankreich gegen- wärtig fast das einzige Land in Europa ist, mit dem wir in der letzteren Zeit herzliche Beziehun- gen unterhalten konnten.“ Lord Lansdowne er- widerte: „Auch ich bedaure die plötzliche Abreise des französ. Botschasters. Aber ich kann meinem edlen Freunde die Versicherung geben, daß dieser Vorgang nicht die große Wichtigkeit hat, welche er ihm beizulegen scheint. Die Abreise des fran- zösischen Botschafters ist lediglich Umständen zu- zuschreiben, welche seine Anwesenheit in Paris nothwendig gemacht haben. Meinem Dafürhalten nach wird seine Anwesenheit in Paris der Verbin- dung zwischen den beiden Ländern nützlicher sein, als sie es gegenwärtig hier sein könnte.“ Lord Brougham: „Jch erwartete eine solche Antwort, und ich wünsche blos, daß eine ebenso gute Er- klärung in Bezug auf die Abwesenheit des russi- schen Botschafters gegeben werden könnte.“ ( Frkf. J. ) Die Taufe des neugebornen Prinzen von Eng- land ist auf Samstag den 22. Juni festgesetzt. Das „Univers“ enthält die Einzelheiten der auf Anordnung des heil. Vaters am 7. Mai in Rom stattgehabten Trauerfeier für die Verun- glückten in Angers. Am Tage Christi Himmel- fahrt hat von der Basilica des Laterans herab die Benedictio urbi et orbi seit zwei Jahren zum ersten Male wieder stattgefunden. Der große Platz nebst der Allee bis zur Kirche di S. Croce in Gerusalemme war mit Menschen bedeckt; die Feier erhebend und großartig. -- Auf die Nach- richt von Eugene Sue's Wahl haben Gassenbu- ben auf ein paar Plätzen der Stadt Rom ben- galisches Feuer angezündet, welches die Demago- gen vorbereitet hatten. Wir geben wahrheitsge- treu diese Nachricht, weil wir fest überzeugt sind, daß viele Blätter von einer großen und vielleicht einer allgemeinen Jllumination des „römischen Volkes“ zu Ehren des Socialisten Sue berichten werden. Jn Constantinopel hat sich ein in der Geschichte des Jslams unerhörter Fall ereignet. Der Sultan hat acht griechischen Erzbischöfen zum Beweis seiner Zufriedenheit mit dem Eifer, den sie bei Erfüllung ihrer Pflichten an den Tag leg- ten, einen Orden verliehen. Verantwortlicher Redakieur u. Verleger: v. Faber. Mittelpreise hiesiger Schraune vom 18. Mai. Weizen 11 fl. 22 kr. Korn 7 fl. 6 kr. Gerste 6 fl. 55 kr. Haber 4 fl. 12 kr. Frankfurter Cours. Den 20. Mai 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1035 1040 „ 5% Metallique.... 76 7 / 8 77 1 / 8 „ 4% „ .... 59 59 1 / 2 „ 3% „ .... 44 1 / 4 44 3 / 4 „ 2 1 / 2 % „ .... 41 1 / 8 41 3 / 8 „ 4 1 / 2 % Bethmann... -- 74 1 / 4 „ 4% „ ... -- 68 „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 89 7 / 8 90 3 / 8 „ „ 500 „ „ 1834. 142 3 / 4 143 1 / 4 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 1 / 4 86 3 / 4 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. 103 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 83 1 / 2 84 „ 4% „ .... 88 88 1 / 2 „ 5% „ .... 100 3 / 4 101 1 / 4 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 81 1 / 8 81 5 / 8 „ 4 1 / 2 „ .... 95 1 / 8 95 3 / 8 Baden 3 1 / 2 % „ .... 78 1 / 8 78 5 / 8 „ fl. 35 Loose ...... 31 1 / 4 31 1 / 2 „ „ 50 „ ...... 51 1 / 2 52 Nassau fl. 25 „ ...... 23 5 / 8 23 7 / 8 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 72 72 1 / 2 „ „ „ 25 „ ... 25 3 / 8 25 3 / 4 Polen fl. 300 „ ... 123 -- Sardinien Fes. 36 „... 31 1 / 4 31 3 / 4 Bekanntmachung. Das zur Verlassenschaft der ledigen Katha- rina Binder dahier gehörige Mobiliarvermögen, worunter mehrere Gold= und Silbergeräthe, unter andern eine goldene Tabaksdose, goldene Ringe, silberne Leuchter, Löffel, Messer und Gabel ec. wird am Donnerstag den 13. Juni d. Js. Vormittags 8 Uhr anfangend gegen gleich baare Zahlung im Sterbhause dahier öffentlich versteigert, wozu Strichsliebhaber ein- geladen werden. Neustadt a. S., den 15. Mai 1850. Königliches Landgericht. Welsch, Ldr. Fremden=Anzeige. Den 20. Mai 1850. Adler: Hellingrath k. b. Oberlieut. u. ___Bau der Vei- der k. b. Lieut. v. Landau. v. Zerzog, Forstmeister v. Eli- mann. Kflt.: Herold v. Hanau. Zwicker v. Bremen. Russ. Hof: Kflt.: Blumenthal und Ochs v. Frankf., Biaswanger v. Lpzg. Schwan: Scheibler, Ldg. = Ger. = Assessor v. Aachen. Baumann, Oekonom v. Buchen. Kflt.: Christ u. Köhler v. Aschaffenb. ___________Senfferitng v. Münster. Heck v. Prag. Wittelsbacherhof: Kflte.: Rheiner v. Augsburg, Dysecken v. Dresden, Bäcker v. Braunschweig, Cartung v. Heilbronn, Wassermann v. Ulm. Württembergerhof: Graf Pekany v. Wien. Schu- chardt, Prof. v. München. Frl. Kiesner v. Wiesbaden. Adel, Firnhaber, Speidel und Camerer, Beamte v. Mergentheim. Druck von Joseph Steib

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 121. Würzburg, 21. Mai 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische121_1850/4>, abgerufen am 20.04.2024.