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Badener Zeitung. Nr. 88, Baden (Niederösterreich), 02.11.1904.

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Mittwoch Badener Zeitung 2. November 1904. Nr. 88.

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Wirtin in "Rüders Gasthaus" und strenge Tante
erscheint auf der Bildfläche. Da diese zwei bekannten
Personen aus dem Meyer-Förster'schen Schauspiele
etwas sentimental wirken, sind sie eben nur episodisch
bedacht und Karl Heinz, des Fürsten, Sohn Erich
steht nun im Mittelpunkte. Er und sein Leibfuchs,
der immer fidele, zu den tollsten Streichen aufgelegte
Student und Reserve-Lieutenant von Vogel. Eine
bekannte Liebesgeschichte, in der Prinz Erich seine
Angebetete für eine Hofdame und sie ebenfalls seinen
hohen Rang nicht kennt, kommt selbstverständlich zum
befriedigenden Abschluß, denn die holde Unbekannte ist
ja auch eine Erbprinzessin. Ein zweites Liebespaar,
der strengen Tante Käthe's Nichte Liese und der
studentische Stiefelputzer Strumpf, ein bärbeißiger
General und zwei einfältige schwäbische Bauern,
Vater und Sohn, sind die weiteren Personen der
Handlung, die nichts neues bietet, aber mit dem
Alten in geschmackvoller Form und Fassung wirkt.

Ueber die exakte Aufführumg kann auch nur
das Beste gesagt werden. Die gute Einstudierung,
jedes der Mitwirkenden war mit Lust und Liebe bei
der Sache, die hübsche Ausstattung, namentlich der
zweite Akt bot durch seinem Personenreichtum ein
prächtiges Bild, Orchester, Chöre, Regie, alles klappte,
daß es eine Freude war. Auch mit der neuen Deko-
ration -- der erste Akt spielt, wie erwähnt, in Rüders
Gasthaus, und zwar zeigte dieselbe wieder Heidelberg,
nur mit dem alten und neuen Schloß und den
Neckar -- wurde viel Effekt erzielt.

Nun zu den Sängern. Vor allen sind Fräulein
Kramm-Wallisch und Herr Schütz zu nennen.
Sie eine reizende, blonde Prinzeß, er ein eleganter
Fürstensohn. Das klangschöne Duett "Es war ein-
mal", eine der besten Gesangsnummern, sangen sie
einfach entzückend. Auch das Abschiedslied im ersten
und das Lied an die Freundschaft im letzten Akte
brachte dem tüchtigen Sänger rauschenden Beifall.

Ein drolliges Studentlein und Leutnantchen
von Vogel war Frl. Körner. Der Diminutiv kann
hier wohl angebracht werden. Mit Humor und
Lebendigkeit spielte die Sängerin diesen allzeit fidelen
Schlingel und sind aus ihrer Partie ein Couplet
mit dem Refrain "Ich dreh' ihm eine Nase" und
ein Tanzduett mit dem unausbleiblichen "Wien-
Huldigungslied" von ihr und Frl. Steininger
(Liese) -- die Rolle letzterer weist ein flottes Entree
mit Chor auf -- exekutiert, besonders zu erwähnen.

Einen prächtigen Wichsier Strumpf lieferte Herr
Roland. Gesanglich hat er wenig zu tun, dafür
wirkt er mit seiner schauspielerischen Gewandtheit,
ungemein auf die Lachmuskeln seiner Zuhörer.

Dem alten General von Basedow, einen Kant-
schukoff in gekürzter Auflage, gab Herr Löscher die
richtige Färbung und mit den beiden Höfelmann,
Vater und Sohn, schufen die Herren Clement und
Cisowsky zwei gelungene Typen dupierter Schwaben.

Unter den Studenten ragte ferner noch der
Bariton Herr Weiß (Möbius) in einer undankbaren
Partie durch sein kräftiges Organ und Herr Oester-
reicher
als der die Dauer seiner Studienzeit schon
durch Jubiläen feiern könnende Student Moppel hervor.

Die Chöre funktionierten vorzüglich. Und sie
haben viel zu tun. Sogar einen Ansichtskarten-Chor
gibt es. Herz, was begehrst du noch mehr! Das
Publikum nähm die Novität sehr freundlich auf und
rief die Darsteller sowohl unter der Szene, als nach
den Aktschlüssen wiederholt vor die Rampe. Doch halt,
einer wäre beinahe vergessen worden. Auf sein
Konto kommt ja auch ein Teil des Erfolges. Der
"Lazarus". Sein erstes Auftreten hat jedenfalls den
günstigsten Eindruck zurückgelassen.

Sonntag, den 30. v. M. "Jung-Heidelberg."
Wiederholung bei ausverkauftem Hause und stürmischem
Beifall. Direktor Schreiber und Kapellmeister
Wallner mußten vor die Rampe.




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Eingesendet.



Bitte an edle Menschen.

Der Bezirksarmenrat Baden hat nächst Pfaff-
stätten ein Armenhaus im größerem Maßstabe, u.
zw. für 250 Arme erbauen lassen.

In diesem Armenhause sollen bereits im April
1905 sämtliche der geschlossenen Armenpflege bedürf-
tige Personen unseres Gerichtsbezirkes Aufnahme
finden. Die Kosten des Baues belaufen sich auf
zirka 450.000 K, welche teils aus dem Armen-
vermögen des Armenfondes Baden per ca. 150.000 K
größtenteils aber durch ein aufgenommenes Darlehen
per 300.000 K gedeckt werden.

Diese Summen reichen aber nicht, um alle mit
diesem Baue in Verbindung stehenden Kosten zu
decken, es kommen noch jene der ersten Einrichtung,
als: Betten, Kästen, Tische, Bett- und Leibwäsche etc.
sowie jene der Gartenanlage und Garten-Umfriedung
hinzu. Es wird sich demnach die Notwendigkeit der
Aufnahme noch eines weiteren Darlehens ergeben.
In dem genannten Gebäude befindet sich auch eine
Kapelle, welche besonders den infolge Alters und
Gebrechlichkeit mühselig gewordenen Armen Gelegen-
heit bieten wird, ihre Andacht verrichten zu können,
woran dieselben wegen der immerhin beträchtlichen
Entfernung anderer Gotteshäuser gehindert wären.

In Betreff der Einrichtung und Ausschmückung
dieser Kapelle hat der Bezirksarmenrat beschlossen,
an den Wohltätigkeitssinn der Bevölkerung zu appel-
lieren. Der Bezirksarmenrat richtet somit an alle
edlen Menschen und Wohltäter die Bitte, durch
Spenden welcher Größe immer behufs Erreichung
des gedachten Zweckes mitzuwirken. Jede noch so
geringe Gabe wird mit größtem Danke entgegen-
genommen und öffentlich ausgewiesen.

Spenden werden entgegengenomen: Im Rathause
Baden von Herrn Rudolf Zöllner, Bürgermeister
und Obmann, ferner in der Kanzlei des Bezirks-
armenrates Baden, Antonsgasse 25, und von Herrn
Professor Kainz, Obmann-Stellvertreter desselben.




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Mittwoch Badener Zeitung 2. November 1904. Nr. 88.

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Wirtin in „Rüders Gaſthaus“ und ſtrenge Tante
erſcheint auf der Bildfläche. Da dieſe zwei bekannten
Perſonen aus dem Meyer-Förſter’ſchen Schauſpiele
etwas ſentimental wirken, ſind ſie eben nur epiſodiſch
bedacht und Karl Heinz, des Fürſten, Sohn Erich
ſteht nun im Mittelpunkte. Er und ſein Leibfuchs,
der immer fidele, zu den tollſten Streichen aufgelegte
Student und Reſerve-Lieutenant von Vogel. Eine
bekannte Liebesgeſchichte, in der Prinz Erich ſeine
Angebetete für eine Hofdame und ſie ebenfalls ſeinen
hohen Rang nicht kennt, kommt ſelbſtverſtändlich zum
befriedigenden Abſchluß, denn die holde Unbekannte iſt
ja auch eine Erbprinzeſſin. Ein zweites Liebespaar,
der ſtrengen Tante Käthe’s Nichte Lieſe und der
ſtudentiſche Stiefelputzer Strumpf, ein bärbeißiger
General und zwei einfältige ſchwäbiſche Bauern,
Vater und Sohn, ſind die weiteren Perſonen der
Handlung, die nichts neues bietet, aber mit dem
Alten in geſchmackvoller Form und Faſſung wirkt.

Ueber die exakte Aufführumg kann auch nur
das Beſte geſagt werden. Die gute Einſtudierung,
jedes der Mitwirkenden war mit Luſt und Liebe bei
der Sache, die hübſche Ausſtattung, namentlich der
zweite Akt bot durch ſeinem Perſonenreichtum ein
prächtiges Bild, Orcheſter, Chöre, Regie, alles klappte,
daß es eine Freude war. Auch mit der neuen Deko-
ration — der erſte Akt ſpielt, wie erwähnt, in Rüders
Gaſthaus, und zwar zeigte dieſelbe wieder Heidelberg,
nur mit dem alten und neuen Schloß und den
Neckar — wurde viel Effekt erzielt.

Nun zu den Sängern. Vor allen ſind Fräulein
Kramm-Walliſch und Herr Schütz zu nennen.
Sie eine reizende, blonde Prinzeß, er ein eleganter
Fürſtenſohn. Das klangſchöne Duett „Es war ein-
mal“, eine der beſten Geſangsnummern, ſangen ſie
einfach entzückend. Auch das Abſchiedslied im erſten
und das Lied an die Freundſchaft im letzten Akte
brachte dem tüchtigen Sänger rauſchenden Beifall.

Ein drolliges Studentlein und Leutnantchen
von Vogel war Frl. Körner. Der Diminutiv kann
hier wohl angebracht werden. Mit Humor und
Lebendigkeit ſpielte die Sängerin dieſen allzeit fidelen
Schlingel und ſind aus ihrer Partie ein Couplet
mit dem Refrain „Ich dreh’ ihm eine Naſe“ und
ein Tanzduett mit dem unausbleiblichen „Wien-
Huldigungslied“ von ihr und Frl. Steininger
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mit Chor auf — exekutiert, beſonders zu erwähnen.

Einen prächtigen Wichſier Strumpf lieferte Herr
Roland. Geſanglich hat er wenig zu tun, dafür
wirkt er mit ſeiner ſchauſpieleriſchen Gewandtheit,
ungemein auf die Lachmuskeln ſeiner Zuhörer.

Dem alten General von Baſedow, einen Kant-
ſchukoff in gekürzter Auflage, gab Herr Löſcher die
richtige Färbung und mit den beiden Höfelmann,
Vater und Sohn, ſchufen die Herren Clement und
Ciſowsky zwei gelungene Typen dupierter Schwaben.

Unter den Studenten ragte ferner noch der
Bariton Herr Weiß (Möbius) in einer undankbaren
Partie durch ſein kräftiges Organ und Herr Oeſter-
reicher
als der die Dauer ſeiner Studienzeit ſchon
durch Jubiläen feiern könnende Student Moppel hervor.

Die Chöre funktionierten vorzüglich. Und ſie
haben viel zu tun. Sogar einen Anſichtskarten-Chor
gibt es. Herz, was begehrſt du noch mehr! Das
Publikum nähm die Novität ſehr freundlich auf und
rief die Darſteller ſowohl unter der Szene, als nach
den Aktſchlüſſen wiederholt vor die Rampe. Doch halt,
einer wäre beinahe vergeſſen worden. Auf ſein
Konto kommt ja auch ein Teil des Erfolges. Der
„Lazarus“. Sein erſtes Auftreten hat jedenfalls den
günſtigſten Eindruck zurückgelaſſen.

Sonntag, den 30. v. M. „Jung-Heidelberg.“
Wiederholung bei ausverkauftem Hauſe und ſtürmiſchem
Beifall. Direktor Schreiber und Kapellmeiſter
Wallner mußten vor die Rampe.




[Spaltenumbruch]
Eingeſendet.



Bitte an edle Menſchen.

Der Bezirksarmenrat Baden hat nächſt Pfaff-
ſtätten ein Armenhaus im größerem Maßſtabe, u.
zw. für 250 Arme erbauen laſſen.

In dieſem Armenhauſe ſollen bereits im April
1905 ſämtliche der geſchloſſenen Armenpflege bedürf-
tige Perſonen unſeres Gerichtsbezirkes Aufnahme
finden. Die Koſten des Baues belaufen ſich auf
zirka 450.000 K, welche teils aus dem Armen-
vermögen des Armenfondes Baden per ca. 150.000 K
größtenteils aber durch ein aufgenommenes Darlehen
per 300.000 K gedeckt werden.

Dieſe Summen reichen aber nicht, um alle mit
dieſem Baue in Verbindung ſtehenden Koſten zu
decken, es kommen noch jene der erſten Einrichtung,
als: Betten, Käſten, Tiſche, Bett- und Leibwäſche ꝛc.
ſowie jene der Gartenanlage und Garten-Umfriedung
hinzu. Es wird ſich demnach die Notwendigkeit der
Aufnahme noch eines weiteren Darlehens ergeben.
In dem genannten Gebäude befindet ſich auch eine
Kapelle, welche beſonders den infolge Alters und
Gebrechlichkeit mühſelig gewordenen Armen Gelegen-
heit bieten wird, ihre Andacht verrichten zu können,
woran dieſelben wegen der immerhin beträchtlichen
Entfernung anderer Gotteshäuſer gehindert wären.

In Betreff der Einrichtung und Ausſchmückung
dieſer Kapelle hat der Bezirksarmenrat beſchloſſen,
an den Wohltätigkeitsſinn der Bevölkerung zu appel-
lieren. Der Bezirksarmenrat richtet ſomit an alle
edlen Menſchen und Wohltäter die Bitte, durch
Spenden welcher Größe immer behufs Erreichung
des gedachten Zweckes mitzuwirken. Jede noch ſo
geringe Gabe wird mit größtem Danke entgegen-
genommen und öffentlich ausgewieſen.

Spenden werden entgegengenomen: Im Rathauſe
Baden von Herrn Rudolf Zöllner, Bürgermeiſter
und Obmann, ferner in der Kanzlei des Bezirks-
armenrates Baden, Antonsgaſſe 25, und von Herrn
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Ein zweites Liebespaar, der ſtrengen Tante Käthe’s Nichte Lieſe und der ſtudentiſche Stiefelputzer Strumpf, ein bärbeißiger General und zwei einfältige ſchwäbiſche Bauern, Vater und Sohn, ſind die weiteren Perſonen der Handlung, die nichts neues bietet, aber mit dem Alten in geſchmackvoller Form und Faſſung wirkt. Ueber die exakte Aufführumg kann auch nur das Beſte geſagt werden. Die gute Einſtudierung, jedes der Mitwirkenden war mit Luſt und Liebe bei der Sache, die hübſche Ausſtattung, namentlich der zweite Akt bot durch ſeinem Perſonenreichtum ein prächtiges Bild, Orcheſter, Chöre, Regie, alles klappte, daß es eine Freude war. Auch mit der neuen Deko- ration — der erſte Akt ſpielt, wie erwähnt, in Rüders Gaſthaus, und zwar zeigte dieſelbe wieder Heidelberg, nur mit dem alten und neuen Schloß und den Neckar — wurde viel Effekt erzielt. Nun zu den Sängern. Vor allen ſind Fräulein Kramm-Walliſch und Herr Schütz zu nennen. Sie eine reizende, blonde Prinzeß, er ein eleganter Fürſtenſohn. Das klangſchöne Duett „Es war ein- mal“, eine der beſten Geſangsnummern, ſangen ſie einfach entzückend. Auch das Abſchiedslied im erſten und das Lied an die Freundſchaft im letzten Akte brachte dem tüchtigen Sänger rauſchenden Beifall. Ein drolliges Studentlein und Leutnantchen von Vogel war Frl. Körner. Der Diminutiv kann hier wohl angebracht werden. Mit Humor und Lebendigkeit ſpielte die Sängerin dieſen allzeit fidelen Schlingel und ſind aus ihrer Partie ein Couplet mit dem Refrain „Ich dreh’ ihm eine Naſe“ und ein Tanzduett mit dem unausbleiblichen „Wien- Huldigungslied“ von ihr und Frl. Steininger (Lieſe) — die Rolle letzterer weiſt ein flottes Entree mit Chor auf — exekutiert, beſonders zu erwähnen. Einen prächtigen Wichſier Strumpf lieferte Herr Roland. Geſanglich hat er wenig zu tun, dafür wirkt er mit ſeiner ſchauſpieleriſchen Gewandtheit, ungemein auf die Lachmuskeln ſeiner Zuhörer. Dem alten General von Baſedow, einen Kant- ſchukoff in gekürzter Auflage, gab Herr Löſcher die richtige Färbung und mit den beiden Höfelmann, Vater und Sohn, ſchufen die Herren Clement und Ciſowsky zwei gelungene Typen dupierter Schwaben. Unter den Studenten ragte ferner noch der Bariton Herr Weiß (Möbius) in einer undankbaren Partie durch ſein kräftiges Organ und Herr Oeſter- reicher als der die Dauer ſeiner Studienzeit ſchon durch Jubiläen feiern könnende Student Moppel hervor. Die Chöre funktionierten vorzüglich. Und ſie haben viel zu tun. Sogar einen Anſichtskarten-Chor gibt es. Herz, was begehrſt du noch mehr! Das Publikum nähm die Novität ſehr freundlich auf und rief die Darſteller ſowohl unter der Szene, als nach den Aktſchlüſſen wiederholt vor die Rampe. Doch halt, einer wäre beinahe vergeſſen worden. Auf ſein Konto kommt ja auch ein Teil des Erfolges. Der „Lazarus“. Sein erſtes Auftreten hat jedenfalls den günſtigſten Eindruck zurückgelaſſen. Sonntag, den 30. v. M. „Jung-Heidelberg.“ Wiederholung bei ausverkauftem Hauſe und ſtürmiſchem Beifall. Direktor Schreiber und Kapellmeiſter Wallner mußten vor die Rampe. G. Calliano. Eingeſendet. Bitte an edle Menſchen. Der Bezirksarmenrat Baden hat nächſt Pfaff- ſtätten ein Armenhaus im größerem Maßſtabe, u. zw. für 250 Arme erbauen laſſen. In dieſem Armenhauſe ſollen bereits im April 1905 ſämtliche der geſchloſſenen Armenpflege bedürf- tige Perſonen unſeres Gerichtsbezirkes Aufnahme finden. Die Koſten des Baues belaufen ſich auf zirka 450.000 K, welche teils aus dem Armen- vermögen des Armenfondes Baden per ca. 150.000 K größtenteils aber durch ein aufgenommenes Darlehen per 300.000 K gedeckt werden. Dieſe Summen reichen aber nicht, um alle mit dieſem Baue in Verbindung ſtehenden Koſten zu decken, es kommen noch jene der erſten Einrichtung, als: Betten, Käſten, Tiſche, Bett- und Leibwäſche ꝛc. ſowie jene der Gartenanlage und Garten-Umfriedung hinzu. Es wird ſich demnach die Notwendigkeit der Aufnahme noch eines weiteren Darlehens ergeben. In dem genannten Gebäude befindet ſich auch eine Kapelle, welche beſonders den infolge Alters und Gebrechlichkeit mühſelig gewordenen Armen Gelegen- heit bieten wird, ihre Andacht verrichten zu können, woran dieſelben wegen der immerhin beträchtlichen Entfernung anderer Gotteshäuſer gehindert wären. In Betreff der Einrichtung und Ausſchmückung dieſer Kapelle hat der Bezirksarmenrat beſchloſſen, an den Wohltätigkeitsſinn der Bevölkerung zu appel- lieren. Der Bezirksarmenrat richtet ſomit an alle edlen Menſchen und Wohltäter die Bitte, durch Spenden welcher Größe immer behufs Erreichung des gedachten Zweckes mitzuwirken. Jede noch ſo geringe Gabe wird mit größtem Danke entgegen- genommen und öffentlich ausgewieſen. Spenden werden entgegengenomen: Im Rathauſe Baden von Herrn Rudolf Zöllner, Bürgermeiſter und Obmann, ferner in der Kanzlei des Bezirks- armenrates Baden, Antonsgaſſe 25, und von Herrn Profeſſor Kainz, Obmann-Stellvertreter desſelben. _

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 88, Baden (Niederösterreich), 02.11.1904, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener088_1904/6>, abgerufen am 29.03.2024.