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Badener Zeitung. Nr. 86, Baden (Niederösterreich), 26.10.1904.

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Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. Nr. 86.

[Spaltenumbruch]

hiebei nicht unterstützte. Diese Verstimmung wurde
dann durch die Reise des Ministerpräsidenten
behoben, der sich in Polen an Ort und Stelle mit
den Schlachzizen aussöhnte und ihnen so weit-
gehende Konzessionen machte, daß die Polen aus
Erkenntlichkeit wieder an die Vermittlungsaktion
schreiten. Sie haben vorerst nur mit den Tschechen
unterhandelt und es bleibt erst abzuwarten, ob
sie sich auch mit den Deutschen in Verbindung
setzen werden. Für alle Fälle ist und bleibt dieser
Vermittler höchst anrüchig und verdächtig, weil
man aus dem, was man jetzt schon über die Ab-
sichten der Polen erfährt, schließen kann, wohin
sie eigentlich hinaus wollen. Sie wollen einfach
die Tschechen zum Aufgeben der Obstruktion be-
wegen und dann eine Reform der Geschäftsordnung
des Reichsrates durchführen, welche nach unga-
rischem Muster zugeschnitten ist und jede Mino-
rität dem Belieben der Majorität ausliefern
würde. Ist diese Geschäftsordnung dann einmal
Gesetz, so wäre die Bildung einer Koalition
zwischen Polen, Tschechen, Südslaven und Kleri-
kalen nur mehr eine Frage ganz kurzer Zeit und
die Deutschen wären dann für immer und gründ-
lich an die Wand gedrückt. Es ist daher für die
Deutschen der Augenblick gekommen, wo sie wach-
samer sein müssen als je, wollen sie nicht ihre
nationale Existenz für immer der Schlachta und
ihren Verbündeten ausliefern. So wünschenswert
demnach auch die Herbeiführung geordneter Zu-
stände im Parlamente wäre, unter Führung der
Polen ist sie für die Deutschen einfach unmöglich
Es bereitet sich unstreitig eine Wendung in unserem
innerpolitischen Leben vor; daß sie nicht zum
Schaden der Deutschen ausfalle, dafür gibt es
angesichts der polnischen Vermittlungsaktion nur
ein Mittel: Augen auf, Taschen zu!




Politische Uebersicht.

Eine bemerkenswerte Entscheidung ist ver-
gangenen Montag von dem Reichsgerichte gefällt
worden, nämlich bezüglich der Errichtung
tschechischer Schulen in Wien.
Die Tschechen
in Wien, denen unter der stillen Patronanz des
"Herrn von Wien" gewaltig der Kamm zu schwellen
beginnt, haben bekanntlich an die Schulbehörden das
Ansuchen um Errichtung öffentlicher Schulen in den
einzelnen Bezirken mit tschechischer Unterrichtssprache
gestellt, mit Ausnahme des vierten Bezirkes. Der
niederösterreichische Landesschulrat teilte den Petenten
mit, daß er sich nicht bestimmt finde, die Eingabe
in Verhandlung zu nehmen, weil die Gesuchsteller
nicht legitimiert erschienen, das Unterrichtsministerium
teilte diese Anschauung, worauf die Beschwerde an
den Verwaltungsgerichtshof ergriffen wurde und
nach einem Kompetenzstreite das Ansuchen dem
Reichsgerichte zur Austragung überantwortet wurde.


[Spaltenumbruch]

Montag, den 17. d. M., fand hierüber die
Verhandlung statt und gestern Montag wurde die
Entscheidung publiziert. Das Erkenntnis lautete:
"Durch die angefochtene Entscheidung des Unterrichts-
ministeriums, womit konform dem Erlasse des
Landesschulrates die Eingaben der Beschwerdeführer
um Errichtung czechischer Schulen zurückgewiesen
wurden, hat eine Verletzung des staatsgrund-
gesetzlich gewährleisteten Rechtes der Beschwerdeführer
auf Wahrung ihrer Nationalität und Sprache, sowie
auf dementsprechende Errichtung der öffentlichen
Lehranstaltung nicht stattgefunden."

Das Erkenntnis stützt sich auf folgende Be-
gründung:
Den Tschechen in Niederösterreich und
Wien kann keineswegs der Charakter eines Volks-
stammes zugesprochen werden und infolgedessen ist
auch die tschechische Sprache in Wien und Nieder-
österreich nicht landesüblich. Es fehlen daher
die Voraussetzungen, unter welchen nach Artikel 19
des Staatsgrundgesetzes den Mitgliedern eines Volks-
stammes das politische Recht auf derartige Einrich-
tungen, wie es öffentliche Volksschulen sind, einge-
räumt werden kann. Anlangend die Frage, ob die
Tschechen in Niederösterreich einen Volksstamm bilden,
ist zwar durch die Volkszählung nachgewiesen, daß
in manchen Gemeinden Niederösterreichs, besonders
an der Grenze von Mähren und Böhmen, die Tschechen
in großer Anzahl wohnen und auch in Wien eine
nicht unbeträchtliche Zahl von Angehörigen der tsche-
chischen Nation wohnhaft ist. Daraus ist jedoch noch
nicht zu schließen, daß hier diese Einwohnerschaft
als nationale Individualität besteht. Wenn
gesagt wird, daß die Tschechen in Wien Blätter,
Theater, Vereine etc. erhalten, so ist das ein Charak-
teristikum, welches neben den Tschechen noch Ange-
hörigen zahlreicher anderer Nationalitäten zukommt.
Das Vorhandensein der Tschechen in Wien ist haupt-
sächlich jener Anziehungskraft zuzuschreiben,
welche von einer Großstadt nicht nur auf die
Tschechen, sondern auch auf Angehörige an-
derer Nationalitäten
ausgeübt wird und
hauptsächlich in Erwerbsrücksichten begründet
ist. Hiebei ist es ohne Bedeutung, wie groß die Zahl
der Tschechen in einem oder dem anderen Wiener
Bezirke ist. Was die Frage betrifft, ob die tschechische
Sprache in Wien und Niederösterreich landesüblich
ist, so war auch diese zu verneinen, da hiefür die
gleichen Kriterien mangeln wie für das Vorhandensein
eines tschechischen Volksstammes in Wien und Nieder-
österreich.

Für diesmal also wäre der Sturm
abgeschlagen und dieses verluegerte und
vertschechte Wien glücklich gerettet worden,
was aber in der Zukunft Schoß verborgen
liegen mag, ist nicht schwer zu erraten. Es
werden andere Zeiten kommen und andere
Männer und dann Gnade Gott dir, du
"deutsches Wien"!


[Spaltenumbruch]

Anläßlich des im Landtage vorgelegten neuen
Gehaltsregulierungsgesetzes der Lehrerschaft und der
damit verbundenen neuen Schulgesetzvorlagen macht
sich eine mächtige Gegenströmung bemerkbar, sowohl
gegen die eine, wie die andere Vorlage. Ein Blick
in die Gehaltsansätze der neuen "Gehaltsregulierung"
läßt erkennen, daß dieselbe bloß für jene Personen
günstig erscheint, die in der Reihe der herrschenden
Partei ihre Freunde haben, ganz abgesehen hiebei von
den Avanzementverhältnissen. Der Löwenanteil an
dieser Aufbesserung fällt den Direktoren und Ober-
lehrern zu, jenen Herren, welche in der Regel mit
ihren immerhin annehmbar dotierten Stellungen noch
Benefizien, z. B. an den Gewerbeschulen, zugewiesen
erhalten. Diese Lockspeise ist keineswegs geeignet,
auf den Charakter derjenigen Lehrer, welchen diese
Regulierung nur bittere Enttäuschung brachte, ferner
der provisorischen Unterlehrer, welche überhaupt dabei
leer ausgingen, und auf denjenigen der Lehrerinnen,
denen die Vorlage das finstere Zölibat auferlegt,
günstig einzuwirken.

Mehr noch als diese neue Gehaltsvorlage sind
es die neuen Schulvorlagen, welche eine gewaltige
Gährung verursachen, und bereits haben eine Anzahl
von Körperschaften und Gemeinden kräftige Kund-
gebungen veranstaltet und ohne Zweifel dürften diese
im ganzen Lande Wiederhall finden. Die Schmälerung
der Vertretung der Gemeinden in den Bezirks- und
Ortsschulräten, die Entziehung des Einflusses auf
die Besetzung der Lehrerstellen, die Uebertragung des
Bestätigungsrechtes vom Landesschulrate an den
Landesausschuß, die Aenderung der Zusammensetzung
des Landesschulrates, sind Dinge, welche selbst
manchem behäbigen "Spießer" über die Hutschnur
gehen. Dennoch ist zu gewärtigen, daß der Landtag
in seiner heutigen Beratung diese Vorlagen in Bausch
und Bogen annehmen und dem "Herrn von Wien"
damit ein Geburtstaggeschenk bereiten wird, ob sie
aber die kaiserliche Sanktion erhalten werden, ist
denn doch fraglich. Man wird sich doch an leitender
Stelle der Erkenntnis nicht verschließen können, daß
es nicht angeht, die Schule in Niederösterreich als
Agitationswerkzeug in den Dienst einer eben herr-
schenden Partei zu stellen.

Oder sollte es wahr sein, was diese Hyperklugen
sich zuraunen, daß unser Ministerpräsident das
Mittel schon bereit hält, Lueger die Waffen aus den
Händen zu winden und ihm Genugtuung für den
untersagten Fackelzug zu bieten? Möglich immerhin.




Gemeinde-Ausschuß-Sitzung
der Stadt Baden.

Öffentliche Sitzung vom 24. Oktober 1904.

Anwesend: Bürgermeister Zöllner, die Gemeinde-
räte Grab, Kaiser, Laschitz, Rampl, Schmid, Trenner,
die Gemeindeausschüsse Arens, Delavilla, Dr. Dellisch,




[Spaltenumbruch]

Und dort erzählte der Sepp mit großer Um-
ständlichkeit von der Liebschaft der Kathl und des
Hofbauern-Toni und erlaubte sich auch so manchen
Uebergriff, denn das was er wußte, war ja nicht
viel, und er hatte der Bäuerin doch eine lange
Geschichte versprochen. Sie nickte beim Zuhören recht
beifällig mit dem Kopfe und lauschte mit unver-
minderter Aufmerksamkeit den Worten des alten
Sepp, selbst wenn dieser schon zum soundsovielten
Male von vorne anhub und immer wieder dasselbe
erzählte. Dabei vergaß sie sich ganz und leerte selbst
auch ein Glas um das andere. Als es dann zum
Zahlen kam, da waren gerade zwei Liter beisammen.

Vor dem Tiroler trennten sich dann die beiden.
Die Leitnerin hatte noch Einkäufe zu machen; die
Erzählung des Sepp zum Teile, vielleicht auch der
genossene Wein, hatten sie in eine so ausgezeichnete
Laune versetzt, daß sie Sachen zusammenkaufte, die
sie wohl andere Male mit Verachtung von sich ge-
wiesen hätte und die auch den gesamten Leitenbauern-
hof in gerechtes Erstaunen versetzten -- er hatte ja
Aehnliches noch nie gesehen.




Die Leitenbäuerin stand gerade in ihrer besseren
Stube, um ihr Feiertagsgewand mit einem anderen
zu vertauschen, als ihre Tochter hereintrat.

"Ah, da bist -- du soakrisches Deandl!" rief
sie ihr in bester Laune entgegen, wie sie heute über-
haupt in sehr aufgeräumter Stimmung von der Kirche
nachhause kam.

"Du Falsche, du! D' oag'ne Muatter muaß es
erscht in der Stadt unt'n derfrag'n, daß 's Deandl
a Liabschaft hat!"


[Spaltenumbruch]

Kathl erschrack, daß sie die Farbe wechselte und
blieb wie angewurzelt stehen. Kein Zweifel -- die
Mutter wußte bereits alles, nur der neckende Ton
der Alten erfüllte das Mädchen mit großem Be-
fremden.

"Muatter, i versteah' enk net!"

"Na ja! Vielleicht willst's gar no leug'n? Du
Adrahte *), du!" Die Alte drohte ihr dabei zärtlich
mit dem Finger. "Hiazt woaß i scho all's -- der
Seppl vo drenten, der hat mer's verzählt. J ver-
gunn's na der Schwarzböckin, weil's g'moant hat,
sie hiat scho'n Toni zan Schwiegersuhn -- i han
mer's aber allerweil scho denkt, der müaßert na d'
Aug'n verdraht hab'n, wann eahm d'Thres besser
g'fall'n tat wia du. Hiazt kann sie's 'n Franzl aufi-
häng'n, daß s' was Hofbäuerisches kriagt, weil's mit
der Alten gar a so -- wia g'sott'n und brat'n is".
Und die Leitnerin lachte selbst über ihren guten Witz.

"Was, 'n Franzl -- die Thres?"

"Na freili, was denn! D' reiche Hofbäuerin
hat ja selber g'moant, wann sie a Tochter hiat,
gabert sie s' glei ihr'n Großknecht, weil er gar a
so a braver Bursch war, der Franzl. Aber i han
ihr a guate Antwort d'rauf geb'n, dö g'freut mi
no heunt".

"Was habt's ihr denn g'sagt, Muatter?" fragte
das Mädchen mechanisch.

"Wann mer so oaner wia der um mei Kathl
ins Haus kam, den schmeißert i scho außi, daß er
sie's G'nack bricht, han i ihr z'Antwort geb'n. Und
selb'n han i no koan Gedank'n net g'habt, was dir für
a Glück bevürsteaht, du mei herzig's -- scheas Kind!"


[Spaltenumbruch]

Kathl sagte nichts, sie ging hinaus, es war ihr
so unbehaglich zumute wie noch nie in ihrem Leben.
Sie schloß sich die Tenne auf, setzte sich dort auf
ein Bündel Stroh und dachte über das jüngste Er-
eignis nach. Seit der Stunde, in der sie mit Franzl
das Herzensbündnis geschlossen hatte, dachte sie mit
Angst und Schaudern an den Moment, an welchem
die Mutter davon erfuhr; heute wäre es ihr tausend
Mal lieber gewesen, wenn dieselbe beim Kirchgang
die volle Wahrheit erfahren, wenn es auch selbst die
häßlichste Szene gegeben hätte. Tausend Mal lieber
als das ungewohnte, zärtliche Getue der Alten, die
in ihrer Tochter schon heute die reiche Hofbäuerin
erblickte.

Das wußte Kathl nur zu gut, wenn die Mutter
aus ihrem verhängnisvollen Irrtum erwachte; denn
das war ja unausbleiblich, dann konnte es einen
Sturm geben, wie ihn der Leitenbauernhof wohl
noch nie gesehen hatte. Vielleicht wäre es besser,
wenn sie noch heute der Mutter die volle Wahrheit
bekennen würde, aber nein -- sie hatte nicht den
Mut dazu. Bei dem bloßen Gedanken daran pochte
ihr schon das Herz zum Zerspringen. Kathl preßte
die gefalteten Hände an die bedrängte Brust: "Heilige
Muatter Gottes, steah mer bei!"

Die Stimme der Mutter ließ sich im Hofe ver-
nehmen, das Mädchen huschte aus der Tenne heraus
und machte sich an der Türe derselben etwas zu
schaffen.

"Na, Katherl! Kimm do zan Ess'n! Oder
brauchst leicht nix? Speist di scho gar ganz d'Liab?"
rief ihr die Bäuerin mit großer Anzüglichkeit und
sehr lauter Stimme entgegen, indem sie dabei
lächelnd in den Nachbarhof hinüberblickte. Kathl er-


*) Adrahte = Durchtriebene.
Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. Nr. 86.

[Spaltenumbruch]

hiebei nicht unterſtützte. Dieſe Verſtimmung wurde
dann durch die Reiſe des Miniſterpräſidenten
behoben, der ſich in Polen an Ort und Stelle mit
den Schlachzizen ausſöhnte und ihnen ſo weit-
gehende Konzeſſionen machte, daß die Polen aus
Erkenntlichkeit wieder an die Vermittlungsaktion
ſchreiten. Sie haben vorerſt nur mit den Tſchechen
unterhandelt und es bleibt erſt abzuwarten, ob
ſie ſich auch mit den Deutſchen in Verbindung
ſetzen werden. Für alle Fälle iſt und bleibt dieſer
Vermittler höchſt anrüchig und verdächtig, weil
man aus dem, was man jetzt ſchon über die Ab-
ſichten der Polen erfährt, ſchließen kann, wohin
ſie eigentlich hinaus wollen. Sie wollen einfach
die Tſchechen zum Aufgeben der Obſtruktion be-
wegen und dann eine Reform der Geſchäftsordnung
des Reichsrates durchführen, welche nach unga-
riſchem Muſter zugeſchnitten iſt und jede Mino-
rität dem Belieben der Majorität ausliefern
würde. Iſt dieſe Geſchäftsordnung dann einmal
Geſetz, ſo wäre die Bildung einer Koalition
zwiſchen Polen, Tſchechen, Südſlaven und Kleri-
kalen nur mehr eine Frage ganz kurzer Zeit und
die Deutſchen wären dann für immer und gründ-
lich an die Wand gedrückt. Es iſt daher für die
Deutſchen der Augenblick gekommen, wo ſie wach-
ſamer ſein müſſen als je, wollen ſie nicht ihre
nationale Exiſtenz für immer der Schlachta und
ihren Verbündeten ausliefern. So wünſchenswert
demnach auch die Herbeiführung geordneter Zu-
ſtände im Parlamente wäre, unter Führung der
Polen iſt ſie für die Deutſchen einfach unmöglich
Es bereitet ſich unſtreitig eine Wendung in unſerem
innerpolitiſchen Leben vor; daß ſie nicht zum
Schaden der Deutſchen ausfalle, dafür gibt es
angeſichts der polniſchen Vermittlungsaktion nur
ein Mittel: Augen auf, Taſchen zu!




Politiſche Ueberſicht.

Eine bemerkenswerte Entſcheidung iſt ver-
gangenen Montag von dem Reichsgerichte gefällt
worden, nämlich bezüglich der Errichtung
tſchechiſcher Schulen in Wien.
Die Tſchechen
in Wien, denen unter der ſtillen Patronanz des
„Herrn von Wien“ gewaltig der Kamm zu ſchwellen
beginnt, haben bekanntlich an die Schulbehörden das
Anſuchen um Errichtung öffentlicher Schulen in den
einzelnen Bezirken mit tſchechiſcher Unterrichtsſprache
geſtellt, mit Ausnahme des vierten Bezirkes. Der
niederöſterreichiſche Landesſchulrat teilte den Petenten
mit, daß er ſich nicht beſtimmt finde, die Eingabe
in Verhandlung zu nehmen, weil die Geſuchſteller
nicht legitimiert erſchienen, das Unterrichtsminiſterium
teilte dieſe Anſchauung, worauf die Beſchwerde an
den Verwaltungsgerichtshof ergriffen wurde und
nach einem Kompetenzſtreite das Anſuchen dem
Reichsgerichte zur Austragung überantwortet wurde.


[Spaltenumbruch]

Montag, den 17. d. M., fand hierüber die
Verhandlung ſtatt und geſtern Montag wurde die
Entſcheidung publiziert. Das Erkenntnis lautete:
„Durch die angefochtene Entſcheidung des Unterrichts-
miniſteriums, womit konform dem Erlaſſe des
Landesſchulrates die Eingaben der Beſchwerdeführer
um Errichtung czechiſcher Schulen zurückgewieſen
wurden, hat eine Verletzung des ſtaatsgrund-
geſetzlich gewährleiſteten Rechtes der Beſchwerdeführer
auf Wahrung ihrer Nationalität und Sprache, ſowie
auf dementſprechende Errichtung der öffentlichen
Lehranſtaltung nicht ſtattgefunden.“

Das Erkenntnis ſtützt ſich auf folgende Be-
gründung:
Den Tſchechen in Niederöſterreich und
Wien kann keineswegs der Charakter eines Volks-
ſtammes zugeſprochen werden und infolgedeſſen iſt
auch die tſchechiſche Sprache in Wien und Nieder-
öſterreich nicht landesüblich. Es fehlen daher
die Vorausſetzungen, unter welchen nach Artikel 19
des Staatsgrundgeſetzes den Mitgliedern eines Volks-
ſtammes das politiſche Recht auf derartige Einrich-
tungen, wie es öffentliche Volksſchulen ſind, einge-
räumt werden kann. Anlangend die Frage, ob die
Tſchechen in Niederöſterreich einen Volksſtamm bilden,
iſt zwar durch die Volkszählung nachgewieſen, daß
in manchen Gemeinden Niederöſterreichs, beſonders
an der Grenze von Mähren und Böhmen, die Tſchechen
in großer Anzahl wohnen und auch in Wien eine
nicht unbeträchtliche Zahl von Angehörigen der tſche-
chiſchen Nation wohnhaft iſt. Daraus iſt jedoch noch
nicht zu ſchließen, daß hier dieſe Einwohnerſchaft
als nationale Individualität beſteht. Wenn
geſagt wird, daß die Tſchechen in Wien Blätter,
Theater, Vereine ꝛc. erhalten, ſo iſt das ein Charak-
teriſtikum, welches neben den Tſchechen noch Ange-
hörigen zahlreicher anderer Nationalitäten zukommt.
Das Vorhandenſein der Tſchechen in Wien iſt haupt-
ſächlich jener Anziehungskraft zuzuſchreiben,
welche von einer Großſtadt nicht nur auf die
Tſchechen, ſondern auch auf Angehörige an-
derer Nationalitäten
ausgeübt wird und
hauptſächlich in Erwerbsrückſichten begründet
iſt. Hiebei iſt es ohne Bedeutung, wie groß die Zahl
der Tſchechen in einem oder dem anderen Wiener
Bezirke iſt. Was die Frage betrifft, ob die tſchechiſche
Sprache in Wien und Niederöſterreich landesüblich
iſt, ſo war auch dieſe zu verneinen, da hiefür die
gleichen Kriterien mangeln wie für das Vorhandenſein
eines tſchechiſchen Volksſtammes in Wien und Nieder-
öſterreich.

Für diesmal alſo wäre der Sturm
abgeſchlagen und dieſes verluegerte und
vertſchechte Wien glücklich gerettet worden,
was aber in der Zukunft Schoß verborgen
liegen mag, iſt nicht ſchwer zu erraten. Es
werden andere Zeiten kommen und andere
Männer und dann Gnade Gott dir, du
„deutſches Wien“!


[Spaltenumbruch]

Anläßlich des im Landtage vorgelegten neuen
Gehaltsregulierungsgeſetzes der Lehrerſchaft und der
damit verbundenen neuen Schulgeſetzvorlagen macht
ſich eine mächtige Gegenſtrömung bemerkbar, ſowohl
gegen die eine, wie die andere Vorlage. Ein Blick
in die Gehaltsanſätze der neuen „Gehaltsregulierung“
läßt erkennen, daß dieſelbe bloß für jene Perſonen
günſtig erſcheint, die in der Reihe der herrſchenden
Partei ihre Freunde haben, ganz abgeſehen hiebei von
den Avanzementverhältniſſen. Der Löwenanteil an
dieſer Aufbeſſerung fällt den Direktoren und Ober-
lehrern zu, jenen Herren, welche in der Regel mit
ihren immerhin annehmbar dotierten Stellungen noch
Benefizien, z. B. an den Gewerbeſchulen, zugewieſen
erhalten. Dieſe Lockſpeiſe iſt keineswegs geeignet,
auf den Charakter derjenigen Lehrer, welchen dieſe
Regulierung nur bittere Enttäuſchung brachte, ferner
der proviſoriſchen Unterlehrer, welche überhaupt dabei
leer ausgingen, und auf denjenigen der Lehrerinnen,
denen die Vorlage das finſtere Zölibat auferlegt,
günſtig einzuwirken.

Mehr noch als dieſe neue Gehaltsvorlage ſind
es die neuen Schulvorlagen, welche eine gewaltige
Gährung verurſachen, und bereits haben eine Anzahl
von Körperſchaften und Gemeinden kräftige Kund-
gebungen veranſtaltet und ohne Zweifel dürften dieſe
im ganzen Lande Wiederhall finden. Die Schmälerung
der Vertretung der Gemeinden in den Bezirks- und
Ortsſchulräten, die Entziehung des Einfluſſes auf
die Beſetzung der Lehrerſtellen, die Uebertragung des
Beſtätigungsrechtes vom Landesſchulrate an den
Landesausſchuß, die Aenderung der Zuſammenſetzung
des Landesſchulrates, ſind Dinge, welche ſelbſt
manchem behäbigen „Spießer“ über die Hutſchnur
gehen. Dennoch iſt zu gewärtigen, daß der Landtag
in ſeiner heutigen Beratung dieſe Vorlagen in Bauſch
und Bogen annehmen und dem „Herrn von Wien“
damit ein Geburtstaggeſchenk bereiten wird, ob ſie
aber die kaiſerliche Sanktion erhalten werden, iſt
denn doch fraglich. Man wird ſich doch an leitender
Stelle der Erkenntnis nicht verſchließen können, daß
es nicht angeht, die Schule in Niederöſterreich als
Agitationswerkzeug in den Dienſt einer eben herr-
ſchenden Partei zu ſtellen.

Oder ſollte es wahr ſein, was dieſe Hyperklugen
ſich zuraunen, daß unſer Miniſterpräſident das
Mittel ſchon bereit hält, Lueger die Waffen aus den
Händen zu winden und ihm Genugtuung für den
unterſagten Fackelzug zu bieten? Möglich immerhin.




Gemeinde-Ausſchuß-Sitzung
der Stadt Baden.

Öffentliche Sitzung vom 24. Oktober 1904.

Anweſend: Bürgermeiſter Zöllner, die Gemeinde-
räte Grab, Kaiſer, Laſchitz, Rampl, Schmid, Trenner,
die Gemeindeausſchüſſe Arens, Delavilla, Dr. Delliſch,




[Spaltenumbruch]

Und dort erzählte der Sepp mit großer Um-
ſtändlichkeit von der Liebſchaft der Kathl und des
Hofbauern-Toni und erlaubte ſich auch ſo manchen
Uebergriff, denn das was er wußte, war ja nicht
viel, und er hatte der Bäuerin doch eine lange
Geſchichte verſprochen. Sie nickte beim Zuhören recht
beifällig mit dem Kopfe und lauſchte mit unver-
minderter Aufmerkſamkeit den Worten des alten
Sepp, ſelbſt wenn dieſer ſchon zum ſoundſovielten
Male von vorne anhub und immer wieder dasſelbe
erzählte. Dabei vergaß ſie ſich ganz und leerte ſelbſt
auch ein Glas um das andere. Als es dann zum
Zahlen kam, da waren gerade zwei Liter beiſammen.

Vor dem Tiroler trennten ſich dann die beiden.
Die Leitnerin hatte noch Einkäufe zu machen; die
Erzählung des Sepp zum Teile, vielleicht auch der
genoſſene Wein, hatten ſie in eine ſo ausgezeichnete
Laune verſetzt, daß ſie Sachen zuſammenkaufte, die
ſie wohl andere Male mit Verachtung von ſich ge-
wieſen hätte und die auch den geſamten Leitenbauern-
hof in gerechtes Erſtaunen verſetzten — er hatte ja
Aehnliches noch nie geſehen.




Die Leitenbäuerin ſtand gerade in ihrer beſſeren
Stube, um ihr Feiertagsgewand mit einem anderen
zu vertauſchen, als ihre Tochter hereintrat.

„Ah, da biſt — du ſoakriſches Deandl!“ rief
ſie ihr in beſter Laune entgegen, wie ſie heute über-
haupt in ſehr aufgeräumter Stimmung von der Kirche
nachhauſe kam.

„Du Falſche, du! D’ oag’ne Muatter muaß es
erſcht in der Stadt unt’n derfrag’n, daß ’s Deandl
a Liabſchaft hat!“


[Spaltenumbruch]

Kathl erſchrack, daß ſie die Farbe wechſelte und
blieb wie angewurzelt ſtehen. Kein Zweifel — die
Mutter wußte bereits alles, nur der neckende Ton
der Alten erfüllte das Mädchen mit großem Be-
fremden.

„Muatter, i verſteah’ enk net!“

„Na ja! Vielleicht willſt’s gar no leug’n? Du
Adrahte *), du!“ Die Alte drohte ihr dabei zärtlich
mit dem Finger. „Hiazt woaß i ſcho all’s — der
Seppl vo drenten, der hat mer’s verzählt. J ver-
gunn’s na der Schwarzböckin, weil’s g’moant hat,
ſie hiat ſcho’n Toni zan Schwiegerſuhn — i han
mer’s aber allerweil ſcho denkt, der müaßert na d’
Aug’n verdraht hab’n, wann eahm d’Thres beſſer
g’fall’n tat wia du. Hiazt kann ſie’s ’n Franzl aufi-
häng’n, daß ſ’ was Hofbäueriſches kriagt, weil’s mit
der Alten gar a ſo — wia g’ſott’n und brat’n is“.
Und die Leitnerin lachte ſelbſt über ihren guten Witz.

„Was, ’n Franzl — die Thres?“

„Na freili, was denn! D’ reiche Hofbäuerin
hat ja ſelber g’moant, wann ſie a Tochter hiat,
gabert ſie ſ’ glei ihr’n Großknecht, weil er gar a
ſo a braver Burſch war, der Franzl. Aber i han
ihr a guate Antwort d’rauf geb’n, dö g’freut mi
no heunt“.

„Was habt’s ihr denn g’ſagt, Muatter?“ fragte
das Mädchen mechaniſch.

„Wann mer ſo oaner wia der um mei Kathl
ins Haus kam, den ſchmeißert i ſcho außi, daß er
ſie’s G’nack bricht, han i ihr z’Antwort geb’n. Und
ſelb’n han i no koan Gedank’n net g’habt, was dir für
a Glück bevürſteaht, du mei herzig’s — ſcheas Kind!“


[Spaltenumbruch]

Kathl ſagte nichts, ſie ging hinaus, es war ihr
ſo unbehaglich zumute wie noch nie in ihrem Leben.
Sie ſchloß ſich die Tenne auf, ſetzte ſich dort auf
ein Bündel Stroh und dachte über das jüngſte Er-
eignis nach. Seit der Stunde, in der ſie mit Franzl
das Herzensbündnis geſchloſſen hatte, dachte ſie mit
Angſt und Schaudern an den Moment, an welchem
die Mutter davon erfuhr; heute wäre es ihr tauſend
Mal lieber geweſen, wenn dieſelbe beim Kirchgang
die volle Wahrheit erfahren, wenn es auch ſelbſt die
häßlichſte Szene gegeben hätte. Tauſend Mal lieber
als das ungewohnte, zärtliche Getue der Alten, die
in ihrer Tochter ſchon heute die reiche Hofbäuerin
erblickte.

Das wußte Kathl nur zu gut, wenn die Mutter
aus ihrem verhängnisvollen Irrtum erwachte; denn
das war ja unausbleiblich, dann konnte es einen
Sturm geben, wie ihn der Leitenbauernhof wohl
noch nie geſehen hatte. Vielleicht wäre es beſſer,
wenn ſie noch heute der Mutter die volle Wahrheit
bekennen würde, aber nein — ſie hatte nicht den
Mut dazu. Bei dem bloßen Gedanken daran pochte
ihr ſchon das Herz zum Zerſpringen. Kathl preßte
die gefalteten Hände an die bedrängte Bruſt: „Heilige
Muatter Gottes, ſteah mer bei!“

Die Stimme der Mutter ließ ſich im Hofe ver-
nehmen, das Mädchen huſchte aus der Tenne heraus
und machte ſich an der Türe derſelben etwas zu
ſchaffen.

„Na, Katherl! Kimm do zan Eſſ’n! Oder
brauchſt leicht nix? Speiſt di ſcho gar ganz d’Liab?“
rief ihr die Bäuerin mit großer Anzüglichkeit und
ſehr lauter Stimme entgegen, indem ſie dabei
lächelnd in den Nachbarhof hinüberblickte. Kathl er-


*) Adrahte = Durchtriebene.
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[2/0002] Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. Nr. 86. hiebei nicht unterſtützte. Dieſe Verſtimmung wurde dann durch die Reiſe des Miniſterpräſidenten behoben, der ſich in Polen an Ort und Stelle mit den Schlachzizen ausſöhnte und ihnen ſo weit- gehende Konzeſſionen machte, daß die Polen aus Erkenntlichkeit wieder an die Vermittlungsaktion ſchreiten. Sie haben vorerſt nur mit den Tſchechen unterhandelt und es bleibt erſt abzuwarten, ob ſie ſich auch mit den Deutſchen in Verbindung ſetzen werden. Für alle Fälle iſt und bleibt dieſer Vermittler höchſt anrüchig und verdächtig, weil man aus dem, was man jetzt ſchon über die Ab- ſichten der Polen erfährt, ſchließen kann, wohin ſie eigentlich hinaus wollen. Sie wollen einfach die Tſchechen zum Aufgeben der Obſtruktion be- wegen und dann eine Reform der Geſchäftsordnung des Reichsrates durchführen, welche nach unga- riſchem Muſter zugeſchnitten iſt und jede Mino- rität dem Belieben der Majorität ausliefern würde. Iſt dieſe Geſchäftsordnung dann einmal Geſetz, ſo wäre die Bildung einer Koalition zwiſchen Polen, Tſchechen, Südſlaven und Kleri- kalen nur mehr eine Frage ganz kurzer Zeit und die Deutſchen wären dann für immer und gründ- lich an die Wand gedrückt. Es iſt daher für die Deutſchen der Augenblick gekommen, wo ſie wach- ſamer ſein müſſen als je, wollen ſie nicht ihre nationale Exiſtenz für immer der Schlachta und ihren Verbündeten ausliefern. So wünſchenswert demnach auch die Herbeiführung geordneter Zu- ſtände im Parlamente wäre, unter Führung der Polen iſt ſie für die Deutſchen einfach unmöglich Es bereitet ſich unſtreitig eine Wendung in unſerem innerpolitiſchen Leben vor; daß ſie nicht zum Schaden der Deutſchen ausfalle, dafür gibt es angeſichts der polniſchen Vermittlungsaktion nur ein Mittel: Augen auf, Taſchen zu! Politiſche Ueberſicht. Eine bemerkenswerte Entſcheidung iſt ver- gangenen Montag von dem Reichsgerichte gefällt worden, nämlich bezüglich der Errichtung tſchechiſcher Schulen in Wien. Die Tſchechen in Wien, denen unter der ſtillen Patronanz des „Herrn von Wien“ gewaltig der Kamm zu ſchwellen beginnt, haben bekanntlich an die Schulbehörden das Anſuchen um Errichtung öffentlicher Schulen in den einzelnen Bezirken mit tſchechiſcher Unterrichtsſprache geſtellt, mit Ausnahme des vierten Bezirkes. Der niederöſterreichiſche Landesſchulrat teilte den Petenten mit, daß er ſich nicht beſtimmt finde, die Eingabe in Verhandlung zu nehmen, weil die Geſuchſteller nicht legitimiert erſchienen, das Unterrichtsminiſterium teilte dieſe Anſchauung, worauf die Beſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof ergriffen wurde und nach einem Kompetenzſtreite das Anſuchen dem Reichsgerichte zur Austragung überantwortet wurde. Montag, den 17. d. M., fand hierüber die Verhandlung ſtatt und geſtern Montag wurde die Entſcheidung publiziert. Das Erkenntnis lautete: „Durch die angefochtene Entſcheidung des Unterrichts- miniſteriums, womit konform dem Erlaſſe des Landesſchulrates die Eingaben der Beſchwerdeführer um Errichtung czechiſcher Schulen zurückgewieſen wurden, hat eine Verletzung des ſtaatsgrund- geſetzlich gewährleiſteten Rechtes der Beſchwerdeführer auf Wahrung ihrer Nationalität und Sprache, ſowie auf dementſprechende Errichtung der öffentlichen Lehranſtaltung nicht ſtattgefunden.“ Das Erkenntnis ſtützt ſich auf folgende Be- gründung: Den Tſchechen in Niederöſterreich und Wien kann keineswegs der Charakter eines Volks- ſtammes zugeſprochen werden und infolgedeſſen iſt auch die tſchechiſche Sprache in Wien und Nieder- öſterreich nicht landesüblich. Es fehlen daher die Vorausſetzungen, unter welchen nach Artikel 19 des Staatsgrundgeſetzes den Mitgliedern eines Volks- ſtammes das politiſche Recht auf derartige Einrich- tungen, wie es öffentliche Volksſchulen ſind, einge- räumt werden kann. Anlangend die Frage, ob die Tſchechen in Niederöſterreich einen Volksſtamm bilden, iſt zwar durch die Volkszählung nachgewieſen, daß in manchen Gemeinden Niederöſterreichs, beſonders an der Grenze von Mähren und Böhmen, die Tſchechen in großer Anzahl wohnen und auch in Wien eine nicht unbeträchtliche Zahl von Angehörigen der tſche- chiſchen Nation wohnhaft iſt. Daraus iſt jedoch noch nicht zu ſchließen, daß hier dieſe Einwohnerſchaft als nationale Individualität beſteht. Wenn geſagt wird, daß die Tſchechen in Wien Blätter, Theater, Vereine ꝛc. erhalten, ſo iſt das ein Charak- teriſtikum, welches neben den Tſchechen noch Ange- hörigen zahlreicher anderer Nationalitäten zukommt. Das Vorhandenſein der Tſchechen in Wien iſt haupt- ſächlich jener Anziehungskraft zuzuſchreiben, welche von einer Großſtadt nicht nur auf die Tſchechen, ſondern auch auf Angehörige an- derer Nationalitäten ausgeübt wird und hauptſächlich in Erwerbsrückſichten begründet iſt. Hiebei iſt es ohne Bedeutung, wie groß die Zahl der Tſchechen in einem oder dem anderen Wiener Bezirke iſt. Was die Frage betrifft, ob die tſchechiſche Sprache in Wien und Niederöſterreich landesüblich iſt, ſo war auch dieſe zu verneinen, da hiefür die gleichen Kriterien mangeln wie für das Vorhandenſein eines tſchechiſchen Volksſtammes in Wien und Nieder- öſterreich. Für diesmal alſo wäre der Sturm abgeſchlagen und dieſes verluegerte und vertſchechte Wien glücklich gerettet worden, was aber in der Zukunft Schoß verborgen liegen mag, iſt nicht ſchwer zu erraten. Es werden andere Zeiten kommen und andere Männer und dann Gnade Gott dir, du „deutſches Wien“! Anläßlich des im Landtage vorgelegten neuen Gehaltsregulierungsgeſetzes der Lehrerſchaft und der damit verbundenen neuen Schulgeſetzvorlagen macht ſich eine mächtige Gegenſtrömung bemerkbar, ſowohl gegen die eine, wie die andere Vorlage. Ein Blick in die Gehaltsanſätze der neuen „Gehaltsregulierung“ läßt erkennen, daß dieſelbe bloß für jene Perſonen günſtig erſcheint, die in der Reihe der herrſchenden Partei ihre Freunde haben, ganz abgeſehen hiebei von den Avanzementverhältniſſen. Der Löwenanteil an dieſer Aufbeſſerung fällt den Direktoren und Ober- lehrern zu, jenen Herren, welche in der Regel mit ihren immerhin annehmbar dotierten Stellungen noch Benefizien, z. B. an den Gewerbeſchulen, zugewieſen erhalten. Dieſe Lockſpeiſe iſt keineswegs geeignet, auf den Charakter derjenigen Lehrer, welchen dieſe Regulierung nur bittere Enttäuſchung brachte, ferner der proviſoriſchen Unterlehrer, welche überhaupt dabei leer ausgingen, und auf denjenigen der Lehrerinnen, denen die Vorlage das finſtere Zölibat auferlegt, günſtig einzuwirken. Mehr noch als dieſe neue Gehaltsvorlage ſind es die neuen Schulvorlagen, welche eine gewaltige Gährung verurſachen, und bereits haben eine Anzahl von Körperſchaften und Gemeinden kräftige Kund- gebungen veranſtaltet und ohne Zweifel dürften dieſe im ganzen Lande Wiederhall finden. Die Schmälerung der Vertretung der Gemeinden in den Bezirks- und Ortsſchulräten, die Entziehung des Einfluſſes auf die Beſetzung der Lehrerſtellen, die Uebertragung des Beſtätigungsrechtes vom Landesſchulrate an den Landesausſchuß, die Aenderung der Zuſammenſetzung des Landesſchulrates, ſind Dinge, welche ſelbſt manchem behäbigen „Spießer“ über die Hutſchnur gehen. Dennoch iſt zu gewärtigen, daß der Landtag in ſeiner heutigen Beratung dieſe Vorlagen in Bauſch und Bogen annehmen und dem „Herrn von Wien“ damit ein Geburtstaggeſchenk bereiten wird, ob ſie aber die kaiſerliche Sanktion erhalten werden, iſt denn doch fraglich. Man wird ſich doch an leitender Stelle der Erkenntnis nicht verſchließen können, daß es nicht angeht, die Schule in Niederöſterreich als Agitationswerkzeug in den Dienſt einer eben herr- ſchenden Partei zu ſtellen. Oder ſollte es wahr ſein, was dieſe Hyperklugen ſich zuraunen, daß unſer Miniſterpräſident das Mittel ſchon bereit hält, Lueger die Waffen aus den Händen zu winden und ihm Genugtuung für den unterſagten Fackelzug zu bieten? Möglich immerhin. Gemeinde-Ausſchuß-Sitzung der Stadt Baden. Öffentliche Sitzung vom 24. Oktober 1904. Anweſend: Bürgermeiſter Zöllner, die Gemeinde- räte Grab, Kaiſer, Laſchitz, Rampl, Schmid, Trenner, die Gemeindeausſchüſſe Arens, Delavilla, Dr. Delliſch, Und dort erzählte der Sepp mit großer Um- ſtändlichkeit von der Liebſchaft der Kathl und des Hofbauern-Toni und erlaubte ſich auch ſo manchen Uebergriff, denn das was er wußte, war ja nicht viel, und er hatte der Bäuerin doch eine lange Geſchichte verſprochen. Sie nickte beim Zuhören recht beifällig mit dem Kopfe und lauſchte mit unver- minderter Aufmerkſamkeit den Worten des alten Sepp, ſelbſt wenn dieſer ſchon zum ſoundſovielten Male von vorne anhub und immer wieder dasſelbe erzählte. Dabei vergaß ſie ſich ganz und leerte ſelbſt auch ein Glas um das andere. Als es dann zum Zahlen kam, da waren gerade zwei Liter beiſammen. Vor dem Tiroler trennten ſich dann die beiden. Die Leitnerin hatte noch Einkäufe zu machen; die Erzählung des Sepp zum Teile, vielleicht auch der genoſſene Wein, hatten ſie in eine ſo ausgezeichnete Laune verſetzt, daß ſie Sachen zuſammenkaufte, die ſie wohl andere Male mit Verachtung von ſich ge- wieſen hätte und die auch den geſamten Leitenbauern- hof in gerechtes Erſtaunen verſetzten — er hatte ja Aehnliches noch nie geſehen. Die Leitenbäuerin ſtand gerade in ihrer beſſeren Stube, um ihr Feiertagsgewand mit einem anderen zu vertauſchen, als ihre Tochter hereintrat. „Ah, da biſt — du ſoakriſches Deandl!“ rief ſie ihr in beſter Laune entgegen, wie ſie heute über- haupt in ſehr aufgeräumter Stimmung von der Kirche nachhauſe kam. „Du Falſche, du! D’ oag’ne Muatter muaß es erſcht in der Stadt unt’n derfrag’n, daß ’s Deandl a Liabſchaft hat!“ Kathl erſchrack, daß ſie die Farbe wechſelte und blieb wie angewurzelt ſtehen. Kein Zweifel — die Mutter wußte bereits alles, nur der neckende Ton der Alten erfüllte das Mädchen mit großem Be- fremden. „Muatter, i verſteah’ enk net!“ „Na ja! Vielleicht willſt’s gar no leug’n? Du Adrahte *), du!“ Die Alte drohte ihr dabei zärtlich mit dem Finger. „Hiazt woaß i ſcho all’s — der Seppl vo drenten, der hat mer’s verzählt. J ver- gunn’s na der Schwarzböckin, weil’s g’moant hat, ſie hiat ſcho’n Toni zan Schwiegerſuhn — i han mer’s aber allerweil ſcho denkt, der müaßert na d’ Aug’n verdraht hab’n, wann eahm d’Thres beſſer g’fall’n tat wia du. Hiazt kann ſie’s ’n Franzl aufi- häng’n, daß ſ’ was Hofbäueriſches kriagt, weil’s mit der Alten gar a ſo — wia g’ſott’n und brat’n is“. Und die Leitnerin lachte ſelbſt über ihren guten Witz. „Was, ’n Franzl — die Thres?“ „Na freili, was denn! D’ reiche Hofbäuerin hat ja ſelber g’moant, wann ſie a Tochter hiat, gabert ſie ſ’ glei ihr’n Großknecht, weil er gar a ſo a braver Burſch war, der Franzl. Aber i han ihr a guate Antwort d’rauf geb’n, dö g’freut mi no heunt“. „Was habt’s ihr denn g’ſagt, Muatter?“ fragte das Mädchen mechaniſch. „Wann mer ſo oaner wia der um mei Kathl ins Haus kam, den ſchmeißert i ſcho außi, daß er ſie’s G’nack bricht, han i ihr z’Antwort geb’n. Und ſelb’n han i no koan Gedank’n net g’habt, was dir für a Glück bevürſteaht, du mei herzig’s — ſcheas Kind!“ Kathl ſagte nichts, ſie ging hinaus, es war ihr ſo unbehaglich zumute wie noch nie in ihrem Leben. Sie ſchloß ſich die Tenne auf, ſetzte ſich dort auf ein Bündel Stroh und dachte über das jüngſte Er- eignis nach. Seit der Stunde, in der ſie mit Franzl das Herzensbündnis geſchloſſen hatte, dachte ſie mit Angſt und Schaudern an den Moment, an welchem die Mutter davon erfuhr; heute wäre es ihr tauſend Mal lieber geweſen, wenn dieſelbe beim Kirchgang die volle Wahrheit erfahren, wenn es auch ſelbſt die häßlichſte Szene gegeben hätte. Tauſend Mal lieber als das ungewohnte, zärtliche Getue der Alten, die in ihrer Tochter ſchon heute die reiche Hofbäuerin erblickte. Das wußte Kathl nur zu gut, wenn die Mutter aus ihrem verhängnisvollen Irrtum erwachte; denn das war ja unausbleiblich, dann konnte es einen Sturm geben, wie ihn der Leitenbauernhof wohl noch nie geſehen hatte. Vielleicht wäre es beſſer, wenn ſie noch heute der Mutter die volle Wahrheit bekennen würde, aber nein — ſie hatte nicht den Mut dazu. Bei dem bloßen Gedanken daran pochte ihr ſchon das Herz zum Zerſpringen. Kathl preßte die gefalteten Hände an die bedrängte Bruſt: „Heilige Muatter Gottes, ſteah mer bei!“ Die Stimme der Mutter ließ ſich im Hofe ver- nehmen, das Mädchen huſchte aus der Tenne heraus und machte ſich an der Türe derſelben etwas zu ſchaffen. „Na, Katherl! Kimm do zan Eſſ’n! Oder brauchſt leicht nix? Speiſt di ſcho gar ganz d’Liab?“ rief ihr die Bäuerin mit großer Anzüglichkeit und ſehr lauter Stimme entgegen, indem ſie dabei lächelnd in den Nachbarhof hinüberblickte. Kathl er- *) Adrahte = Durchtriebene.

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 86, Baden (Niederösterreich), 26.10.1904, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener086_1904/2>, abgerufen am 20.04.2024.