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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 39. Rudolstadt, 28. Juni 1847.

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dung, zu höheren Genüssen und höherem Dasein, wovon nur
nach und nach an Ort und Stelle Mittheilungen gemacht
werden können, die Umrisse davon aber in des Verfassers Werk,
betitelt "das Paradies" enthalten sind."

Das Paradies! und dieses Paradies gibt nur die Umrisse
der "viel besseren Dinge," die sich dem auswandernden Proleta-
rier und Krösus in spe am Ziele seiner Wanderung offenbaren
werden, die ihm aber nur "nach und nach" und erst an Ort
und Stelle mitgetheilt werden sollen. Wenn das nicht zur
Auswanderung verführen
heißt, so wissen wir wahrlich
nicht, welcher Verfahrungsweise diese Bezeichnung gebührt! --
Und doch scheint man zu fürchten, daß alle diese Lockspeisen noch
nicht verführerisch genug seien; man greift daher zu dem Hülfs-
mittel, dessen sich nur die gemeinsten Lobhudler und Prahler zu
bedienen pflegen, zu verleumderischer Herabsetzung des gefährlichen
Nebenbuhlers; am Schlusse der Einleitung wird nämlich gesagt:

"Bisher war der Strom der Auswanderung nach Nordamerika
gerichtet, wo jetzt Millionen Deutsche wohnen, die nicht wieder
zurückzukehren wünschen. Was aber auch die Vortheile jenes
Landes sein mögen -- der Verfasser lebte selbst 16 Jahre
dort -- so stehen sie doch in Rücksicht des Klimas und der
Erzeugungsfähigkeit des Bodens den tropischen Ländern ebenso
weit nach als Deutschland, und in Beziehung auf Re-
ligionsfreiheit und sichern Schutz
stehen sie nicht
nur der Republik Venezuela, sondern auch Deutschland nach,
wie die jüngsten zahlreichen Empörungen, Religionsverfolgun-
gen des Pöbels und unsinnige Barbareien der Gesetze gegen
Religionsfreiheit und Freiwerdung von 200,000 schwarzer Scla-
ven in den Vereinigten Staaten zur Genüge beweisen."

Vor solchem frechen Lügengewebe wie dieses, da muß selbst
die Kritik verstummen. "Gesetze gegen Religionsfreiheit!" -- es
ist Gesetz, daß Jeder glauben und lehren kann, was er will,
sofern es nicht gegen die Sicherheit des Staates, oder gegen die
Sittlichkeit verstößt: "Gesetze gegen Freiwerdung der Sclaven!" --
die Vereinigten Staaten haben bewiesen und beweisen täglich,
stündlich, immerwährend, daß sie rastlos bemüht sind, die ihnen
von den Engländern schmählich aufgebürdete Sclavenlast so schnell
wie möglich abzuschütteln; -- und gegen solche " Thatsachen "
wagt es der Herausgeber einer verderblichen Flugschrift seine
unsaubere Stimme zu erheben! --

Mit dieser Einleitung, so kurz sie ist, ist zugleich der größte
Theil unserer Augiasarbeit vollbracht, denn das Vorwort hat
schon aus dem Werke selbst das wirksamste Gift herausgezogen
und es, freilich sehr ungeschickt und plump überzuckert, als Entree
zu dem nachfolgenden Tollkirschenmahle aufgetischt.

Jn der Schrift selbst sind die wunderbarsten Berechnungen über
die Ertragsfähigkeit des Bodens tropischer Länder aufgestellt, z. B.

"Es ( Mais oder türkischer Weizen ) kann bei gehöriger
Cultur in Reihen 3 Fuß von einander, in Löchern ebenfalls
3 Fuß von einander geflanzt werden; in jedem Loche wachsen
3 Pflanzen, jede Pflanze kann im Durchschnitt 2 Aehren hervor-
bringen, jede Aehre 5 bis 800 Körner enthaltend, 100 Aehren
geben etwas mehr als einen ( engl. ) Scheffel -- Bushel --
welcher etwa 60 Pfund wiegt, folglich kann jede Quadratruthe
wenigstens 5 Reihen enthalten, jede Reihe 5 Löcher, jedes Loch
3 Pflanzen, jede Pflanze im Durchschnitt 2 Aehren, welches gleich
ist 5 mal 5 mal 3 mal 2, gleich 150 Aehren, oder etwas mehr
als1 1 / 2 Scheffel Korn. Dieß wird für einen Morgen ( 160 Qua-
dratruthen ) über 240 oder wenigstens 250 Scheffel ausmachen."

Der Verfasser rechnet dem Himmel auf's Härchen vor,
was er wachsen lassen muß, und ist dabei recht tüchtig unver-
schämt in seinen Forderungen. 250 Bushels wachsen auf keinem
[Spaltenumbruch] Acker -- Morgen -- Land, das Land mag liegen, wo es will; weil
es eine Unmöglichkeit ist; Mais auf 3 und 3 Fuß Entfer-
nung und zu je 3 Pflanzen auf ein Loch gepflanzt, erstickt und
trägt keine Aehren, deren 6, wie der Verf. berechnet, 10 Pfund
Körner geben! Eine so reiche Aehre ist überall eine Selten-
heit,
geschweige gar Aecker mit keinen anderen als 3 / 5 Pfund
schweren Aehren. -- Es kommt aber noch besser:

"Jn tropischen Ländern können, bei gehöriger Bewässerung und
Cultur jedes Jahr vier Ernten erzeugt werden, folglich kann
ein Morgen 4 mal 250, oder 1000 Scheffel Mais hervorbringen."

Der Unsinn liegt zu klar zu Tage, als daß wir darüber
ein Wort zu verlieren brauchen. Lassen wir den Verfasser, den
von der Ulmer Gesellschaft empfohlenen Weisen des Tropenlan-
des, weiter reden:

"Man hat gefunden, daß im Durchschnitt 10 Scheffel
( Bushels, also 600 Pfund ) Mais allen wesentlichen Nahrungs-
stoff für einen Menschen ( auf ein Jahr ) gewähren und es
erzeugt demnach 1 Morgen alle Nahrung für 100 Menschen." ( ! )
"Aber dieß ist noch nicht Alles. Zwischen dem Mais kann man
Melonen, Kürbisse und andere Kriechpflanzen bauen. Kürbisse
können für jedes Loch Mais 10 Pfund Masse liefern, was für
25 Löcher einer Ruthe 250 Pfund und für einen Morgen, oder
160 Ruthen, 160 mal 250 oder 40,000 Pfund, und die 4 Ernten
160,000 Pfund beträgt."

Die Kürbisse sollen theils eingemacht, theils in Zucker ver-
wandelt werden; mit dem Saamen will der Verfasser das Feder-
vieh füttern und auch Oel bereiten. -- Außer Mais und Kür-
bissen, Melonen und andern Kriechpflanzen soll dasselbe Land auch
noch Palmen tragen, wodurch der Mais nicht beeinträchtigt wird.

Bei der ungeheuren Masse Mais, welche die Gesellschaft,
nach des Verfassers Calculation erzeugen würde, würde natürlich
der Absatz stocken. Wo wären die Consumenten dafür zu finden!
Es geht daher an eine neue Berechnung, der er, als erwiesen,
zu Grunde legt, daß ein Bushel, also 60 Pfund Mais, 20 Pfund
Zucker gibt -- er scheint überhaupt ein Freund von Süßigkeiten
zu sein -- und aus dieser wie aus seiner früher erwähnten, fal-
schen, ja unsinnigen Annahme: daß 1 Morgen Landes jährlich
1000 Bushels Mais liefert, erhält er das Facit, daß 1 Morgen
20,000 Pfund Zucker erzeugen könne!

"So kann man, durch verständige Anwendung der dem
Menschengeschlechte bereits bekannten Wissenschaften, auf einem
Morgen so vielen Nahrungsstoff hervorbringen, als seither selbst
in den civilisirtesten Ländern Europas auf einer Quadratmeile
gewonnen wurde, und wo jetzt kaum 100 civilisirte Menschen
leben können, mögen 10,000 vernünftige Menschen leben, indem sie
von ihren Sinnen und den Wissenschaften guten Gebrauch machen."

Man sollte meinen, der Verfasser werde sich mit so großartigen
Plänen begnügen; doch nein, selbst den Ocean will er bevölkern:

"Der Wald muß niedergehauen und die Bäume entfernt
werden; diese mögen dann zum Theil zu Flößen dienen; die Flöße
bedeckt man einige Zoll hoch mit Erde, die, wenn sie gehörig mit
Cultur und Samen versehen wird, Pflanzen erzeugt, und einen
Garten mit allerlei Arten Gewächsen und bester Erzeugungs-
fähigkeit, so gut als auf dem Lande, bildet." -- "Eine andere,
höchst nützliche Anwendung der Flöße wird sein, daß sie die Stelle
der jetzt üblichen, hohlen und zerbrechlichen Schiffe versehen, die
so sehr dem Schiffbruch, vielen Beschwerlichkeiten und Lebensge-
fahr unterworfen sind."

"Für gesellige Vergnügungen," heißt es später, "braucht
eine Gesellschaft gar nichts auszugeben, die Leute können auf
freien Plätzen, unter Zelten oder schattigen Bäumen sich versam-
meln, wo sie spielen, theatralische oder musikalische Vorstellungen
geben können; -- schönes Wetter und Muße ( wie lockend wieder

[Spaltenumbruch] Einrichtung ist nur die Vorbereitungsschule zu sicherer Ausbil-
dung, zu höheren Genüssen und höherem Dasein, wovon nur
nach und nach an Ort und Stelle Mittheilungen gemacht
werden können, die Umrisse davon aber in des Verfassers Werk,
betitelt „das Paradies“ enthalten sind.“

Das Paradies! und dieses Paradies gibt nur die Umrisse
der „viel besseren Dinge,“ die sich dem auswandernden Proleta-
rier und Krösus in spe am Ziele seiner Wanderung offenbaren
werden, die ihm aber nur „nach und nach“ und erst an Ort
und Stelle mitgetheilt werden sollen. Wenn das nicht zur
Auswanderung verführen
heißt, so wissen wir wahrlich
nicht, welcher Verfahrungsweise diese Bezeichnung gebührt! --
Und doch scheint man zu fürchten, daß alle diese Lockspeisen noch
nicht verführerisch genug seien; man greift daher zu dem Hülfs-
mittel, dessen sich nur die gemeinsten Lobhudler und Prahler zu
bedienen pflegen, zu verleumderischer Herabsetzung des gefährlichen
Nebenbuhlers; am Schlusse der Einleitung wird nämlich gesagt:

„Bisher war der Strom der Auswanderung nach Nordamerika
gerichtet, wo jetzt Millionen Deutsche wohnen, die nicht wieder
zurückzukehren wünschen. Was aber auch die Vortheile jenes
Landes sein mögen -- der Verfasser lebte selbst 16 Jahre
dort -- so stehen sie doch in Rücksicht des Klimas und der
Erzeugungsfähigkeit des Bodens den tropischen Ländern ebenso
weit nach als Deutschland, und in Beziehung auf Re-
ligionsfreiheit und sichern Schutz
stehen sie nicht
nur der Republik Venezuela, sondern auch Deutschland nach,
wie die jüngsten zahlreichen Empörungen, Religionsverfolgun-
gen des Pöbels und unsinnige Barbareien der Gesetze gegen
Religionsfreiheit und Freiwerdung von 200,000 schwarzer Scla-
ven in den Vereinigten Staaten zur Genüge beweisen.“

Vor solchem frechen Lügengewebe wie dieses, da muß selbst
die Kritik verstummen. „Gesetze gegen Religionsfreiheit!“ -- es
ist Gesetz, daß Jeder glauben und lehren kann, was er will,
sofern es nicht gegen die Sicherheit des Staates, oder gegen die
Sittlichkeit verstößt: „Gesetze gegen Freiwerdung der Sclaven!“ --
die Vereinigten Staaten haben bewiesen und beweisen täglich,
stündlich, immerwährend, daß sie rastlos bemüht sind, die ihnen
von den Engländern schmählich aufgebürdete Sclavenlast so schnell
wie möglich abzuschütteln; -- und gegen solche „ Thatsachen
wagt es der Herausgeber einer verderblichen Flugschrift seine
unsaubere Stimme zu erheben! --

Mit dieser Einleitung, so kurz sie ist, ist zugleich der größte
Theil unserer Augiasarbeit vollbracht, denn das Vorwort hat
schon aus dem Werke selbst das wirksamste Gift herausgezogen
und es, freilich sehr ungeschickt und plump überzuckert, als Entrée
zu dem nachfolgenden Tollkirschenmahle aufgetischt.

Jn der Schrift selbst sind die wunderbarsten Berechnungen über
die Ertragsfähigkeit des Bodens tropischer Länder aufgestellt, z. B.

„Es ( Mais oder türkischer Weizen ) kann bei gehöriger
Cultur in Reihen 3 Fuß von einander, in Löchern ebenfalls
3 Fuß von einander geflanzt werden; in jedem Loche wachsen
3 Pflanzen, jede Pflanze kann im Durchschnitt 2 Aehren hervor-
bringen, jede Aehre 5 bis 800 Körner enthaltend, 100 Aehren
geben etwas mehr als einen ( engl. ) Scheffel -- Bushel --
welcher etwa 60 Pfund wiegt, folglich kann jede Quadratruthe
wenigstens 5 Reihen enthalten, jede Reihe 5 Löcher, jedes Loch
3 Pflanzen, jede Pflanze im Durchschnitt 2 Aehren, welches gleich
ist 5 mal 5 mal 3 mal 2, gleich 150 Aehren, oder etwas mehr
als1 1 / 2 Scheffel Korn. Dieß wird für einen Morgen ( 160 Qua-
dratruthen ) über 240 oder wenigstens 250 Scheffel ausmachen.“

Der Verfasser rechnet dem Himmel auf's Härchen vor,
was er wachsen lassen muß, und ist dabei recht tüchtig unver-
schämt in seinen Forderungen. 250 Bushels wachsen auf keinem
[Spaltenumbruch] Acker -- Morgen -- Land, das Land mag liegen, wo es will; weil
es eine Unmöglichkeit ist; Mais auf 3 und 3 Fuß Entfer-
nung und zu je 3 Pflanzen auf ein Loch gepflanzt, erstickt und
trägt keine Aehren, deren 6, wie der Verf. berechnet, 10 Pfund
Körner geben! Eine so reiche Aehre ist überall eine Selten-
heit,
geschweige gar Aecker mit keinen anderen als 3 / 5 Pfund
schweren Aehren. -- Es kommt aber noch besser:

„Jn tropischen Ländern können, bei gehöriger Bewässerung und
Cultur jedes Jahr vier Ernten erzeugt werden, folglich kann
ein Morgen 4 mal 250, oder 1000 Scheffel Mais hervorbringen.“

Der Unsinn liegt zu klar zu Tage, als daß wir darüber
ein Wort zu verlieren brauchen. Lassen wir den Verfasser, den
von der Ulmer Gesellschaft empfohlenen Weisen des Tropenlan-
des, weiter reden:

„Man hat gefunden, daß im Durchschnitt 10 Scheffel
( Bushels, also 600 Pfund ) Mais allen wesentlichen Nahrungs-
stoff für einen Menschen ( auf ein Jahr ) gewähren und es
erzeugt demnach 1 Morgen alle Nahrung für 100 Menschen.“ ( ! )
„Aber dieß ist noch nicht Alles. Zwischen dem Mais kann man
Melonen, Kürbisse und andere Kriechpflanzen bauen. Kürbisse
können für jedes Loch Mais 10 Pfund Masse liefern, was für
25 Löcher einer Ruthe 250 Pfund und für einen Morgen, oder
160 Ruthen, 160 mal 250 oder 40,000 Pfund, und die 4 Ernten
160,000 Pfund beträgt.“

Die Kürbisse sollen theils eingemacht, theils in Zucker ver-
wandelt werden; mit dem Saamen will der Verfasser das Feder-
vieh füttern und auch Oel bereiten. -- Außer Mais und Kür-
bissen, Melonen und andern Kriechpflanzen soll dasselbe Land auch
noch Palmen tragen, wodurch der Mais nicht beeinträchtigt wird.

Bei der ungeheuren Masse Mais, welche die Gesellschaft,
nach des Verfassers Calculation erzeugen würde, würde natürlich
der Absatz stocken. Wo wären die Consumenten dafür zu finden!
Es geht daher an eine neue Berechnung, der er, als erwiesen,
zu Grunde legt, daß ein Bushel, also 60 Pfund Mais, 20 Pfund
Zucker gibt -- er scheint überhaupt ein Freund von Süßigkeiten
zu sein -- und aus dieser wie aus seiner früher erwähnten, fal-
schen, ja unsinnigen Annahme: daß 1 Morgen Landes jährlich
1000 Bushels Mais liefert, erhält er das Facit, daß 1 Morgen
20,000 Pfund Zucker erzeugen könne!

„So kann man, durch verständige Anwendung der dem
Menschengeschlechte bereits bekannten Wissenschaften, auf einem
Morgen so vielen Nahrungsstoff hervorbringen, als seither selbst
in den civilisirtesten Ländern Europas auf einer Quadratmeile
gewonnen wurde, und wo jetzt kaum 100 civilisirte Menschen
leben können, mögen 10,000 vernünftige Menschen leben, indem sie
von ihren Sinnen und den Wissenschaften guten Gebrauch machen.“

Man sollte meinen, der Verfasser werde sich mit so großartigen
Plänen begnügen; doch nein, selbst den Ocean will er bevölkern:

„Der Wald muß niedergehauen und die Bäume entfernt
werden; diese mögen dann zum Theil zu Flößen dienen; die Flöße
bedeckt man einige Zoll hoch mit Erde, die, wenn sie gehörig mit
Cultur und Samen versehen wird, Pflanzen erzeugt, und einen
Garten mit allerlei Arten Gewächsen und bester Erzeugungs-
fähigkeit, so gut als auf dem Lande, bildet.“ -- „Eine andere,
höchst nützliche Anwendung der Flöße wird sein, daß sie die Stelle
der jetzt üblichen, hohlen und zerbrechlichen Schiffe versehen, die
so sehr dem Schiffbruch, vielen Beschwerlichkeiten und Lebensge-
fahr unterworfen sind.“

„Für gesellige Vergnügungen,“ heißt es später, „braucht
eine Gesellschaft gar nichts auszugeben, die Leute können auf
freien Plätzen, unter Zelten oder schattigen Bäumen sich versam-
meln, wo sie spielen, theatralische oder musikalische Vorstellungen
geben können; -- schönes Wetter und Muße ( wie lockend wieder

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Wenn das nicht zur Auswanderung verführen heißt, so wissen wir wahrlich nicht, welcher Verfahrungsweise diese Bezeichnung gebührt! -- Und doch scheint man zu fürchten, daß alle diese Lockspeisen noch nicht verführerisch genug seien; man greift daher zu dem Hülfs- mittel, dessen sich nur die gemeinsten Lobhudler und Prahler zu bedienen pflegen, zu verleumderischer Herabsetzung des gefährlichen Nebenbuhlers; am Schlusse der Einleitung wird nämlich gesagt: „Bisher war der Strom der Auswanderung nach Nordamerika gerichtet, wo jetzt Millionen Deutsche wohnen, die nicht wieder zurückzukehren wünschen. Was aber auch die Vortheile jenes Landes sein mögen -- der Verfasser lebte selbst 16 Jahre dort -- so stehen sie doch in Rücksicht des Klimas und der Erzeugungsfähigkeit des Bodens den tropischen Ländern ebenso weit nach als Deutschland, und in Beziehung auf Re- ligionsfreiheit und sichern Schutz stehen sie nicht nur der Republik Venezuela, sondern auch Deutschland nach, wie die jüngsten zahlreichen Empörungen, Religionsverfolgun- gen des Pöbels und unsinnige Barbareien der Gesetze gegen Religionsfreiheit und Freiwerdung von 200,000 schwarzer Scla- ven in den Vereinigten Staaten zur Genüge beweisen.“ Vor solchem frechen Lügengewebe wie dieses, da muß selbst die Kritik verstummen. „Gesetze gegen Religionsfreiheit!“ -- es ist Gesetz, daß Jeder glauben und lehren kann, was er will, sofern es nicht gegen die Sicherheit des Staates, oder gegen die Sittlichkeit verstößt: „Gesetze gegen Freiwerdung der Sclaven!“ -- die Vereinigten Staaten haben bewiesen und beweisen täglich, stündlich, immerwährend, daß sie rastlos bemüht sind, die ihnen von den Engländern schmählich aufgebürdete Sclavenlast so schnell wie möglich abzuschütteln; -- und gegen solche „ Thatsachen “ wagt es der Herausgeber einer verderblichen Flugschrift seine unsaubere Stimme zu erheben! -- Mit dieser Einleitung, so kurz sie ist, ist zugleich der größte Theil unserer Augiasarbeit vollbracht, denn das Vorwort hat schon aus dem Werke selbst das wirksamste Gift herausgezogen und es, freilich sehr ungeschickt und plump überzuckert, als Entrée zu dem nachfolgenden Tollkirschenmahle aufgetischt. Jn der Schrift selbst sind die wunderbarsten Berechnungen über die Ertragsfähigkeit des Bodens tropischer Länder aufgestellt, z. B. „Es ( Mais oder türkischer Weizen ) kann bei gehöriger Cultur in Reihen 3 Fuß von einander, in Löchern ebenfalls 3 Fuß von einander geflanzt werden; in jedem Loche wachsen 3 Pflanzen, jede Pflanze kann im Durchschnitt 2 Aehren hervor- bringen, jede Aehre 5 bis 800 Körner enthaltend, 100 Aehren geben etwas mehr als einen ( engl. ) Scheffel -- Bushel -- welcher etwa 60 Pfund wiegt, folglich kann jede Quadratruthe wenigstens 5 Reihen enthalten, jede Reihe 5 Löcher, jedes Loch 3 Pflanzen, jede Pflanze im Durchschnitt 2 Aehren, welches gleich ist 5 mal 5 mal 3 mal 2, gleich 150 Aehren, oder etwas mehr als1 1 / 2 Scheffel Korn. Dieß wird für einen Morgen ( 160 Qua- dratruthen ) über 240 oder wenigstens 250 Scheffel ausmachen.“ Der Verfasser rechnet dem Himmel auf's Härchen vor, was er wachsen lassen muß, und ist dabei recht tüchtig unver- schämt in seinen Forderungen. 250 Bushels wachsen auf keinem Acker -- Morgen -- Land, das Land mag liegen, wo es will; weil es eine Unmöglichkeit ist; Mais auf 3 und 3 Fuß Entfer- nung und zu je 3 Pflanzen auf ein Loch gepflanzt, erstickt und trägt keine Aehren, deren 6, wie der Verf. berechnet, 10 Pfund Körner geben! Eine so reiche Aehre ist überall eine Selten- heit, geschweige gar Aecker mit keinen anderen als 3 / 5 Pfund schweren Aehren. -- Es kommt aber noch besser: „Jn tropischen Ländern können, bei gehöriger Bewässerung und Cultur jedes Jahr vier Ernten erzeugt werden, folglich kann ein Morgen 4 mal 250, oder 1000 Scheffel Mais hervorbringen.“ Der Unsinn liegt zu klar zu Tage, als daß wir darüber ein Wort zu verlieren brauchen. Lassen wir den Verfasser, den von der Ulmer Gesellschaft empfohlenen Weisen des Tropenlan- des, weiter reden: „Man hat gefunden, daß im Durchschnitt 10 Scheffel ( Bushels, also 600 Pfund ) Mais allen wesentlichen Nahrungs- stoff für einen Menschen ( auf ein Jahr ) gewähren und es erzeugt demnach 1 Morgen alle Nahrung für 100 Menschen.“ ( ! ) „Aber dieß ist noch nicht Alles. Zwischen dem Mais kann man Melonen, Kürbisse und andere Kriechpflanzen bauen. Kürbisse können für jedes Loch Mais 10 Pfund Masse liefern, was für 25 Löcher einer Ruthe 250 Pfund und für einen Morgen, oder 160 Ruthen, 160 mal 250 oder 40,000 Pfund, und die 4 Ernten 160,000 Pfund beträgt.“ Die Kürbisse sollen theils eingemacht, theils in Zucker ver- wandelt werden; mit dem Saamen will der Verfasser das Feder- vieh füttern und auch Oel bereiten. -- Außer Mais und Kür- bissen, Melonen und andern Kriechpflanzen soll dasselbe Land auch noch Palmen tragen, wodurch der Mais nicht beeinträchtigt wird. Bei der ungeheuren Masse Mais, welche die Gesellschaft, nach des Verfassers Calculation erzeugen würde, würde natürlich der Absatz stocken. Wo wären die Consumenten dafür zu finden! Es geht daher an eine neue Berechnung, der er, als erwiesen, zu Grunde legt, daß ein Bushel, also 60 Pfund Mais, 20 Pfund Zucker gibt -- er scheint überhaupt ein Freund von Süßigkeiten zu sein -- und aus dieser wie aus seiner früher erwähnten, fal- schen, ja unsinnigen Annahme: daß 1 Morgen Landes jährlich 1000 Bushels Mais liefert, erhält er das Facit, daß 1 Morgen 20,000 Pfund Zucker erzeugen könne! „So kann man, durch verständige Anwendung der dem Menschengeschlechte bereits bekannten Wissenschaften, auf einem Morgen so vielen Nahrungsstoff hervorbringen, als seither selbst in den civilisirtesten Ländern Europas auf einer Quadratmeile gewonnen wurde, und wo jetzt kaum 100 civilisirte Menschen leben können, mögen 10,000 vernünftige Menschen leben, indem sie von ihren Sinnen und den Wissenschaften guten Gebrauch machen.“ Man sollte meinen, der Verfasser werde sich mit so großartigen Plänen begnügen; doch nein, selbst den Ocean will er bevölkern: „Der Wald muß niedergehauen und die Bäume entfernt werden; diese mögen dann zum Theil zu Flößen dienen; die Flöße bedeckt man einige Zoll hoch mit Erde, die, wenn sie gehörig mit Cultur und Samen versehen wird, Pflanzen erzeugt, und einen Garten mit allerlei Arten Gewächsen und bester Erzeugungs- fähigkeit, so gut als auf dem Lande, bildet.“ -- „Eine andere, höchst nützliche Anwendung der Flöße wird sein, daß sie die Stelle der jetzt üblichen, hohlen und zerbrechlichen Schiffe versehen, die so sehr dem Schiffbruch, vielen Beschwerlichkeiten und Lebensge- fahr unterworfen sind.“ „Für gesellige Vergnügungen,“ heißt es später, „braucht eine Gesellschaft gar nichts auszugeben, die Leute können auf freien Plätzen, unter Zelten oder schattigen Bäumen sich versam- meln, wo sie spielen, theatralische oder musikalische Vorstellungen geben können; -- schönes Wetter und Muße ( wie lockend wieder

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 39. Rudolstadt, 28. Juni 1847, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer39_1847/4>, abgerufen am 29.03.2024.