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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 37. Rudolstadt, 14. Juni 1847.

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schen nach Philadelphia's nahrungverheißendem Hafen.

Jetzt änderte sich aber die Scene; die Sonne einer jugend-
lichen Freiheit begann die Wälder und Fluren Nordamerika's zu
vergolden; trotz allen Niederhaltens von Seiten Englands, hatte
sich geräuschlos, im stillen Gedeihen von Geschlecht zu Geschlecht
das Land an Menschenzahl, Reichthum und Selbstgefühl erhoben;
Ackerbau, Künste, Fleiß und Geistesbildung gingen dort Hand
in Hand, nur der Handel seufzte unter harten Gesetzen; jenseits
des Oceans war man mündig geworden, ohne daß Europa dieses
geahnt hatte, und als man die Ballen des verhaßten Stempel-
papiers in die See geschleudert hatte, spritzte der Schaum des
Meeres hoch auf und gebar nicht die Venus, wohl aber die
von Sternen umstralte reine Jungfrau: die Freiheit!

Boston brach 1773 die Bahn und die übrigen Städte, das
ganze, weite Land folgte; bei Bunkershill krachten die ersten
Kanonen und Washington entrollte das Banner der Unab-
hängigkeit in mancher blutigen Schlacht. Was Großbritannien
nicht allein vermochte, sollten deutsche Fäuste vollenden; man er-
kaufte, um 30 Thaler für den Mann, ein Heer aus deutschen
Gauen: Hessen, Anspacher, Waldecker, Anhalter und Braun-
schweiger.

Jch muß die Feder fortlegen, um von diesem Nachtbilde
nicht den Schleier zu ziehen, den Zeit und Vergangenheit mildernd
darüber gewebt.

Es mußten 29,166 Krieger hinziehen, um Nordamerika be-
kämpfen zu helfen; von diesen blieben 11,835 Mann; aber nicht
alle fielen sie in den Schlachten und unter dem Tomahawk; bei
weitem die größte Zahl ging zu den Amerikanern, und sie wurden
die ersten Ansiedler aus den nördlichen Gegenden Deutschlands
in den freigefochtenen Staaten. Bisher hatte Deutschlands Nor-
den keinen Antheil gehabt an den Auswanderungen; jetzt 1846
hat sich dieses aber ganz anders gestaltet!

Mit jenem Kriege verlor sich auf geraume Zeit Nordamerika
aus den Blicken deutscher Auswanderer, und sein Strom nahm
eine durchaus andere Richtung, bis solcher 1783 beendigt war.

Es ist so häufig in der Geschichte der Völker der Fall, daß
rasch auf einander die fremdartigsten Principe sich die Hand bieten;
das Ersehnte verlassen, das Gehaßte gesucht wird. Nach Ame-
rika wanderte man, um alten Druck zu vergessen, in Slavi-
sche Länder zog nun der Deutsche, um neuen zu finden; seine
Wege gingen nun nach Rußland, Galizien und Ungarn und zwar
aus der Mitte Deutschlands so stark, daß 1787 sieben Dörfer
bei Fulda gänzlich verlassen wurden, deren Bewohner sich nach
dem Temeswarer Bannate gewandt hatten, und der Zudrang
nach diesen Gegenden war derartig, daß oft in Wien 12,000
Kolonisten lagerten, welche von der Pfalz und Würtemberg den
einladenden Strichen Ungarns und Galiziens zueilten. Jn dem
letzteren Lande zählte man 1811 schon 186 deutsche Kolonieen
mit 9143 Lutheranern, 5628 Katholiken, 1599 Reformirten und
1268 gemischter Religion. Nach Ungarn und Siebenbürgen
hatten sich besonders Sächsische Protestanten gewandt, deren Ge-
sammtzahl 1829 schon auf 480,000 Seelen angeschlagen ward.
Größer noch waren im Laufe des vorigen Jahrhunderts und im
Anfange des jetzigen die Auswanderungen nach Rußland, das
ebenso wie Oestreich seine uncultivirten Länder durch deutsche Acker-
bauer empor zu bringen suchte. Nach Petersburg zogen schon
bei der Stadtgründung die Deutschen, welche jetzt daselbst beinahe
die Hälfte aller Ausländer bilden. Schon im Jahre 1797 schätzte
man die Deutschen in Rußland auf 100,000 Seelen. Unter
heiterem Himmel bot man ihnen große Grünländer dort an, wo
Richelieu Odessa gegründet, und namentlich ist es die Schaaf-
zucht, womit die eingewanderten Deutschen sich im südlichen Ruß-
[Spaltenumbruch] land beschäftigen. Die Zahl der Einwanderer wuchs von Jahr
zu Jahr und 1817 lebten schon 600,000 Deutsche im Reiche des
sarmatischen Fürsten; bloß in den Niederlassungen, die vom Jahr
1814 bis 1818 am Kopilnik in Bessarabien errichtet waren,
wohnten 1825 schon 2409 Preußen, 2633 Würtemberger und
viele Baiern und Sachsen.

Die bewegten Zeiten der Kriegsstürme im Anfange des gegen-
wärtigen Jahrhunderts waren den deutschen Auswanderungen
nicht günstig, die Häfen waren geschlossen und die Schlachten
fraßen die Menschen weg. Nur eine ansehnliche Uebersiedelung
fand zu Anfange statt, als der Bauer und Leinweber Johann
Georg Rapp von Jpptingen im Würtembergischen mit der
Harmonie = Gesellschaft, einer Separatisten = Gemeinde, nach dem
großen Conaquenessing in Pennsylvanien zog, wo 1805 eine
deutsche Niederlassung gebildet ward, die sich des besten Flors
noch immer erfreut, und bis Jndiana vorgedrungen ist, gegen-
wärtig aber am fruchtbaren Ohio wohnt.

Dann entrollte der Krieg mit Frankreichs Eroberer seine
Adler über die deutschen Gauen, lichtete die germanischen Stämme
in den mörderischen Schlachten von Marengo, Wagram, Austerlitz
Jena, rafften die junge Mannschaft zusammen zu dem Kampfe
auf Spaniens Halbinsel und streckte Hunderttausende nieder auf
den Schneegefilden Rußlands; Krieg der Befreiung ward die
Losung für ganz Deutschland und alles, was friedlich Aus-
wanderung hieß, drängte [unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen]sichin den Hintergrund und in Ver-
gessenheit.* )

Texas.** )

Vor Kurzem hat die Erzählung von einem Aufstande in New-
Braunfels in den Zeitungen die Runde gemacht. Das Wahre an der
ganzen Geschichte ist Folgendes. Einige deutsche Ansiedler daselbst
kommen den 31. Decbr. 1846 zum General = Commissär des Texas-
Vereins, Herrn v. Meusebach, aufgereizt durch den Amerikaner
Henry Fischer, der nach völliger Abfindung gar kein Recht mehr
an den Verein hat, aber solche gerne wieder erlangen möchte, und
verlangten verschiedene Concessionen, zunächst die Erklärung, ob der
Wald bei New=Braunfels vom Prinzen Solms der Stadt geschenkt,
oder nur zur Nutznießung überlassen sei; ferner daß Hr. v. M. sein
Amt als General = Commissär niederlege. Nachdem sie einen Akt
darüber aufgenommen und unterzeichnet hatten, sandten sie sofort einen
Boten an den schon früher zur Regulirung der wechselseitigen Ange-
legenheiten vom Verein hinüber geschickten Commissär Hrn. Cappes,
in Jndianpoint sich befindend, mit den folgenden Depeschen:

* ) Die Seewege waren gesperrt, und was in der französischen Zeit wan-
dern wollte aus der deutschen Heimath, nahm seinen Weg gen Osten auf
Landwegen. So zogen unendlich viele Deutsche nach Rußland, um die Steppen-
länder am schwarzen und caspischen Meere anzubauen, selbst an den
Gränzen zwischen Persien und Rußland erhoben sich schwäbische Dörfer, und
der Süden dieses unermeßlichen Kaiserstaats zählt Hunderttausende von Deutschen,
deren Geschichte uns bis jetzt unbekannt ist, die uns aber gerade jetzt 1847,
in diesem Nothjahre, über Odessa die reichen Kornvorräthe senden, zur Stillung
des Hungers im deutschen Vaterlande!
** ) Wir eröffnen mit gegenwärtiger Darstellung eine Reihe actenmäßi-
ger
und daher völlig glaubwürdiger Berichte und hoffen dadurch Jedermann
aus dem Labyrinthe widersprechender Ansichten auf den Standpunkt zu erheben,
von welchem aus eine unbefangene und richtige Auffassung der Verhältnisse
möglich ist. Unsere Aufgabe besteht ebensowohl in rückhaltloser Aufdeckung
und Beleuchtung von Uebelständen und Mißgriffen, in Warnungen und Winken,
als darin, daß wir böswillige Anfeindung, ungerechte Beschuldigungen und
übertriebene oder entstellte Thatsachen gebührend würdigen helfen, dem Ver-
dienste unsere Anerkennung nicht versagen, und ehrenwerthen Bestrebungen
Gerechtigkeit wiederfahren lassen.   D. Red.

[Spaltenumbruch] von England, steuerten alle Jahre 20 bis 24 Schiffe mit Deut-
schen nach Philadelphia's nahrungverheißendem Hafen.

Jetzt änderte sich aber die Scene; die Sonne einer jugend-
lichen Freiheit begann die Wälder und Fluren Nordamerika's zu
vergolden; trotz allen Niederhaltens von Seiten Englands, hatte
sich geräuschlos, im stillen Gedeihen von Geschlecht zu Geschlecht
das Land an Menschenzahl, Reichthum und Selbstgefühl erhoben;
Ackerbau, Künste, Fleiß und Geistesbildung gingen dort Hand
in Hand, nur der Handel seufzte unter harten Gesetzen; jenseits
des Oceans war man mündig geworden, ohne daß Europa dieses
geahnt hatte, und als man die Ballen des verhaßten Stempel-
papiers in die See geschleudert hatte, spritzte der Schaum des
Meeres hoch auf und gebar nicht die Venus, wohl aber die
von Sternen umstralte reine Jungfrau: die Freiheit!

Boston brach 1773 die Bahn und die übrigen Städte, das
ganze, weite Land folgte; bei Bunkershill krachten die ersten
Kanonen und Washington entrollte das Banner der Unab-
hängigkeit in mancher blutigen Schlacht. Was Großbritannien
nicht allein vermochte, sollten deutsche Fäuste vollenden; man er-
kaufte, um 30 Thaler für den Mann, ein Heer aus deutschen
Gauen: Hessen, Anspacher, Waldecker, Anhalter und Braun-
schweiger.

Jch muß die Feder fortlegen, um von diesem Nachtbilde
nicht den Schleier zu ziehen, den Zeit und Vergangenheit mildernd
darüber gewebt.

Es mußten 29,166 Krieger hinziehen, um Nordamerika be-
kämpfen zu helfen; von diesen blieben 11,835 Mann; aber nicht
alle fielen sie in den Schlachten und unter dem Tomahawk; bei
weitem die größte Zahl ging zu den Amerikanern, und sie wurden
die ersten Ansiedler aus den nördlichen Gegenden Deutschlands
in den freigefochtenen Staaten. Bisher hatte Deutschlands Nor-
den keinen Antheil gehabt an den Auswanderungen; jetzt 1846
hat sich dieses aber ganz anders gestaltet!

Mit jenem Kriege verlor sich auf geraume Zeit Nordamerika
aus den Blicken deutscher Auswanderer, und sein Strom nahm
eine durchaus andere Richtung, bis solcher 1783 beendigt war.

Es ist so häufig in der Geschichte der Völker der Fall, daß
rasch auf einander die fremdartigsten Principe sich die Hand bieten;
das Ersehnte verlassen, das Gehaßte gesucht wird. Nach Ame-
rika wanderte man, um alten Druck zu vergessen, in Slavi-
sche Länder zog nun der Deutsche, um neuen zu finden; seine
Wege gingen nun nach Rußland, Galizien und Ungarn und zwar
aus der Mitte Deutschlands so stark, daß 1787 sieben Dörfer
bei Fulda gänzlich verlassen wurden, deren Bewohner sich nach
dem Temeswarer Bannate gewandt hatten, und der Zudrang
nach diesen Gegenden war derartig, daß oft in Wien 12,000
Kolonisten lagerten, welche von der Pfalz und Würtemberg den
einladenden Strichen Ungarns und Galiziens zueilten. Jn dem
letzteren Lande zählte man 1811 schon 186 deutsche Kolonieen
mit 9143 Lutheranern, 5628 Katholiken, 1599 Reformirten und
1268 gemischter Religion. Nach Ungarn und Siebenbürgen
hatten sich besonders Sächsische Protestanten gewandt, deren Ge-
sammtzahl 1829 schon auf 480,000 Seelen angeschlagen ward.
Größer noch waren im Laufe des vorigen Jahrhunderts und im
Anfange des jetzigen die Auswanderungen nach Rußland, das
ebenso wie Oestreich seine uncultivirten Länder durch deutsche Acker-
bauer empor zu bringen suchte. Nach Petersburg zogen schon
bei der Stadtgründung die Deutschen, welche jetzt daselbst beinahe
die Hälfte aller Ausländer bilden. Schon im Jahre 1797 schätzte
man die Deutschen in Rußland auf 100,000 Seelen. Unter
heiterem Himmel bot man ihnen große Grünländer dort an, wo
Richelieu Odessa gegründet, und namentlich ist es die Schaaf-
zucht, womit die eingewanderten Deutschen sich im südlichen Ruß-
[Spaltenumbruch] land beschäftigen. Die Zahl der Einwanderer wuchs von Jahr
zu Jahr und 1817 lebten schon 600,000 Deutsche im Reiche des
sarmatischen Fürsten; bloß in den Niederlassungen, die vom Jahr
1814 bis 1818 am Kopilnik in Bessarabien errichtet waren,
wohnten 1825 schon 2409 Preußen, 2633 Würtemberger und
viele Baiern und Sachsen.

Die bewegten Zeiten der Kriegsstürme im Anfange des gegen-
wärtigen Jahrhunderts waren den deutschen Auswanderungen
nicht günstig, die Häfen waren geschlossen und die Schlachten
fraßen die Menschen weg. Nur eine ansehnliche Uebersiedelung
fand zu Anfange statt, als der Bauer und Leinweber Johann
Georg Rapp von Jpptingen im Würtembergischen mit der
Harmonie = Gesellschaft, einer Separatisten = Gemeinde, nach dem
großen Conaquenessing in Pennsylvanien zog, wo 1805 eine
deutsche Niederlassung gebildet ward, die sich des besten Flors
noch immer erfreut, und bis Jndiana vorgedrungen ist, gegen-
wärtig aber am fruchtbaren Ohio wohnt.

Dann entrollte der Krieg mit Frankreichs Eroberer seine
Adler über die deutschen Gauen, lichtete die germanischen Stämme
in den mörderischen Schlachten von Marengo, Wagram, Austerlitz
Jena, rafften die junge Mannschaft zusammen zu dem Kampfe
auf Spaniens Halbinsel und streckte Hunderttausende nieder auf
den Schneegefilden Rußlands; Krieg der Befreiung ward die
Losung für ganz Deutschland und alles, was friedlich Aus-
wanderung hieß, drängte [unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen]sichin den Hintergrund und in Ver-
gessenheit.* )

Texas.** )

Vor Kurzem hat die Erzählung von einem Aufstande in New-
Braunfels in den Zeitungen die Runde gemacht. Das Wahre an der
ganzen Geschichte ist Folgendes. Einige deutsche Ansiedler daselbst
kommen den 31. Decbr. 1846 zum General = Commissär des Texas-
Vereins, Herrn v. Meusebach, aufgereizt durch den Amerikaner
Henry Fischer, der nach völliger Abfindung gar kein Recht mehr
an den Verein hat, aber solche gerne wieder erlangen möchte, und
verlangten verschiedene Concessionen, zunächst die Erklärung, ob der
Wald bei New=Braunfels vom Prinzen Solms der Stadt geschenkt,
oder nur zur Nutznießung überlassen sei; ferner daß Hr. v. M. sein
Amt als General = Commissär niederlege. Nachdem sie einen Akt
darüber aufgenommen und unterzeichnet hatten, sandten sie sofort einen
Boten an den schon früher zur Regulirung der wechselseitigen Ange-
legenheiten vom Verein hinüber geschickten Commissär Hrn. Cappès,
in Jndianpoint sich befindend, mit den folgenden Depeschen:

* ) Die Seewege waren gesperrt, und was in der französischen Zeit wan-
dern wollte aus der deutschen Heimath, nahm seinen Weg gen Osten auf
Landwegen. So zogen unendlich viele Deutsche nach Rußland, um die Steppen-
länder am schwarzen und caspischen Meere anzubauen, selbst an den
Gränzen zwischen Persien und Rußland erhoben sich schwäbische Dörfer, und
der Süden dieses unermeßlichen Kaiserstaats zählt Hunderttausende von Deutschen,
deren Geschichte uns bis jetzt unbekannt ist, die uns aber gerade jetzt 1847,
in diesem Nothjahre, über Odessa die reichen Kornvorräthe senden, zur Stillung
des Hungers im deutschen Vaterlande!
** ) Wir eröffnen mit gegenwärtiger Darstellung eine Reihe actenmäßi-
ger
und daher völlig glaubwürdiger Berichte und hoffen dadurch Jedermann
aus dem Labyrinthe widersprechender Ansichten auf den Standpunkt zu erheben,
von welchem aus eine unbefangene und richtige Auffassung der Verhältnisse
möglich ist. Unsere Aufgabe besteht ebensowohl in rückhaltloser Aufdeckung
und Beleuchtung von Uebelständen und Mißgriffen, in Warnungen und Winken,
als darin, daß wir böswillige Anfeindung, ungerechte Beschuldigungen und
übertriebene oder entstellte Thatsachen gebührend würdigen helfen, dem Ver-
dienste unsere Anerkennung nicht versagen, und ehrenwerthen Bestrebungen
Gerechtigkeit wiederfahren lassen.   D. Red.
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Boston brach 1773 die Bahn und die übrigen Städte, das ganze, weite Land folgte; bei Bunkershill krachten die ersten Kanonen und Washington entrollte das Banner der Unab- hängigkeit in mancher blutigen Schlacht. Was Großbritannien nicht allein vermochte, sollten deutsche Fäuste vollenden; man er- kaufte, um 30 Thaler für den Mann, ein Heer aus deutschen Gauen: Hessen, Anspacher, Waldecker, Anhalter und Braun- schweiger. Jch muß die Feder fortlegen, um von diesem Nachtbilde nicht den Schleier zu ziehen, den Zeit und Vergangenheit mildernd darüber gewebt. Es mußten 29,166 Krieger hinziehen, um Nordamerika be- kämpfen zu helfen; von diesen blieben 11,835 Mann; aber nicht alle fielen sie in den Schlachten und unter dem Tomahawk; bei weitem die größte Zahl ging zu den Amerikanern, und sie wurden die ersten Ansiedler aus den nördlichen Gegenden Deutschlands in den freigefochtenen Staaten. Bisher hatte Deutschlands Nor- den keinen Antheil gehabt an den Auswanderungen; jetzt 1846 hat sich dieses aber ganz anders gestaltet! Mit jenem Kriege verlor sich auf geraume Zeit Nordamerika aus den Blicken deutscher Auswanderer, und sein Strom nahm eine durchaus andere Richtung, bis solcher 1783 beendigt war. Es ist so häufig in der Geschichte der Völker der Fall, daß rasch auf einander die fremdartigsten Principe sich die Hand bieten; das Ersehnte verlassen, das Gehaßte gesucht wird. Nach Ame- rika wanderte man, um alten Druck zu vergessen, in Slavi- sche Länder zog nun der Deutsche, um neuen zu finden; seine Wege gingen nun nach Rußland, Galizien und Ungarn und zwar aus der Mitte Deutschlands so stark, daß 1787 sieben Dörfer bei Fulda gänzlich verlassen wurden, deren Bewohner sich nach dem Temeswarer Bannate gewandt hatten, und der Zudrang nach diesen Gegenden war derartig, daß oft in Wien 12,000 Kolonisten lagerten, welche von der Pfalz und Würtemberg den einladenden Strichen Ungarns und Galiziens zueilten. Jn dem letzteren Lande zählte man 1811 schon 186 deutsche Kolonieen mit 9143 Lutheranern, 5628 Katholiken, 1599 Reformirten und 1268 gemischter Religion. Nach Ungarn und Siebenbürgen hatten sich besonders Sächsische Protestanten gewandt, deren Ge- sammtzahl 1829 schon auf 480,000 Seelen angeschlagen ward. Größer noch waren im Laufe des vorigen Jahrhunderts und im Anfange des jetzigen die Auswanderungen nach Rußland, das ebenso wie Oestreich seine uncultivirten Länder durch deutsche Acker- bauer empor zu bringen suchte. Nach Petersburg zogen schon bei der Stadtgründung die Deutschen, welche jetzt daselbst beinahe die Hälfte aller Ausländer bilden. Schon im Jahre 1797 schätzte man die Deutschen in Rußland auf 100,000 Seelen. Unter heiterem Himmel bot man ihnen große Grünländer dort an, wo Richelieu Odessa gegründet, und namentlich ist es die Schaaf- zucht, womit die eingewanderten Deutschen sich im südlichen Ruß- land beschäftigen. Die Zahl der Einwanderer wuchs von Jahr zu Jahr und 1817 lebten schon 600,000 Deutsche im Reiche des sarmatischen Fürsten; bloß in den Niederlassungen, die vom Jahr 1814 bis 1818 am Kopilnik in Bessarabien errichtet waren, wohnten 1825 schon 2409 Preußen, 2633 Würtemberger und viele Baiern und Sachsen. Die bewegten Zeiten der Kriegsstürme im Anfange des gegen- wärtigen Jahrhunderts waren den deutschen Auswanderungen nicht günstig, die Häfen waren geschlossen und die Schlachten fraßen die Menschen weg. Nur eine ansehnliche Uebersiedelung fand zu Anfange statt, als der Bauer und Leinweber Johann Georg Rapp von Jpptingen im Würtembergischen mit der Harmonie = Gesellschaft, einer Separatisten = Gemeinde, nach dem großen Conaquenessing in Pennsylvanien zog, wo 1805 eine deutsche Niederlassung gebildet ward, die sich des besten Flors noch immer erfreut, und bis Jndiana vorgedrungen ist, gegen- wärtig aber am fruchtbaren Ohio wohnt. Dann entrollte der Krieg mit Frankreichs Eroberer seine Adler über die deutschen Gauen, lichtete die germanischen Stämme in den mörderischen Schlachten von Marengo, Wagram, Austerlitz Jena, rafften die junge Mannschaft zusammen zu dem Kampfe auf Spaniens Halbinsel und streckte Hunderttausende nieder auf den Schneegefilden Rußlands; Krieg der Befreiung ward die Losung für ganz Deutschland und alles, was friedlich Aus- wanderung hieß, drängte ______sichin den Hintergrund und in Ver- gessenheit. * ) Texas. ** ) Vor Kurzem hat die Erzählung von einem Aufstande in New- Braunfels in den Zeitungen die Runde gemacht. Das Wahre an der ganzen Geschichte ist Folgendes. Einige deutsche Ansiedler daselbst kommen den 31. Decbr. 1846 zum General = Commissär des Texas- Vereins, Herrn v. Meusebach, aufgereizt durch den Amerikaner Henry Fischer, der nach völliger Abfindung gar kein Recht mehr an den Verein hat, aber solche gerne wieder erlangen möchte, und verlangten verschiedene Concessionen, zunächst die Erklärung, ob der Wald bei New=Braunfels vom Prinzen Solms der Stadt geschenkt, oder nur zur Nutznießung überlassen sei; ferner daß Hr. v. M. sein Amt als General = Commissär niederlege. Nachdem sie einen Akt darüber aufgenommen und unterzeichnet hatten, sandten sie sofort einen Boten an den schon früher zur Regulirung der wechselseitigen Ange- legenheiten vom Verein hinüber geschickten Commissär Hrn. Cappès, in Jndianpoint sich befindend, mit den folgenden Depeschen: * ) Die Seewege waren gesperrt, und was in der französischen Zeit wan- dern wollte aus der deutschen Heimath, nahm seinen Weg gen Osten auf Landwegen. So zogen unendlich viele Deutsche nach Rußland, um die Steppen- länder am schwarzen und caspischen Meere anzubauen, selbst an den Gränzen zwischen Persien und Rußland erhoben sich schwäbische Dörfer, und der Süden dieses unermeßlichen Kaiserstaats zählt Hunderttausende von Deutschen, deren Geschichte uns bis jetzt unbekannt ist, die uns aber gerade jetzt 1847, in diesem Nothjahre, über Odessa die reichen Kornvorräthe senden, zur Stillung des Hungers im deutschen Vaterlande! ** ) Wir eröffnen mit gegenwärtiger Darstellung eine Reihe actenmäßi- ger und daher völlig glaubwürdiger Berichte und hoffen dadurch Jedermann aus dem Labyrinthe widersprechender Ansichten auf den Standpunkt zu erheben, von welchem aus eine unbefangene und richtige Auffassung der Verhältnisse möglich ist. Unsere Aufgabe besteht ebensowohl in rückhaltloser Aufdeckung und Beleuchtung von Uebelständen und Mißgriffen, in Warnungen und Winken, als darin, daß wir böswillige Anfeindung, ungerechte Beschuldigungen und übertriebene oder entstellte Thatsachen gebührend würdigen helfen, dem Ver- dienste unsere Anerkennung nicht versagen, und ehrenwerthen Bestrebungen Gerechtigkeit wiederfahren lassen. D. Red.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 37. Rudolstadt, 14. Juni 1847, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer37_1847/3>, abgerufen am 20.04.2024.