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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848.

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[Spaltenumbruch] Mais, Raps, Kartoffeln, Bohnen, Bergreis ec., sowie Garten-
früchte darauf gebaut werden und auch Weizen und andere Halm-
früchte kommen gut darauf fort, sobald dem Boden durch An-
bau von Raps oder Tabak die erste Geilheit entzogen ward.

Nach James Cumings Tod fiel die Hacienda seiner Schwester
Rebecca, verehl. Generalin Portes, und deren Ehemann, dem
David J. Portes erblich zu. Diese Familie wohnt seit langen
Jahren auf dem linken Ufer des Flusses, und treibt Ackerbau und
Viehzucht.

Portes bot mir während meiner Reiserüstungen nach Europa
den Rest seiner Hacienda mit 20,000 Dollars an, ein Preis,
den ich ausschlug, und wir verständigten uns zum Preise von
18,360 Dollars, zahlbar bis zum 17. März 1849 oder früher,
jedoch ohne alle und jede Verbindlichkeit für den einen oder den
anderen Theil, falls die Summe bis dahin nicht gezahlt würde.

Brauchbares Land kostet bis zum Colorado hinauf 2 Doll.
in einzelnen Parcellen, und hiernach muß es nun dem Ermessen
eines Jeden überlassen bleiben, ob er die Betheiligung am Vereine
für rathsam hält oder nicht.

Nach meinem Urtheile bietet die Association dreierlei wesent-
liche Vortheile: 1 ) wird durch den Ankauf großer Landstrecken
die Parcelle des Einzelnen am billigsten erworben. 2 ) Steigt
der Bodenwerth da, wo sich viele Farmen auf einmal bilden,
nicht allmälich, sondern sofort, und wie es die Erfahrung gelehrt
hat, oft bis auf das Dreifache. 3 ) Liegt in der Association,
fast die sichere Bürgschaft für das Gedeihen eines jeden Einzelnen
namentlich wenn die Jntelligenz mit dem guten Willen Hand in
Hand gehen, wohingegen durch das Vereinzeln schon viele Tau-
sende in Amerika zu Grunde gingen.

Bevor ich nun zu dein Statut übergehe, schicke ich voraus,
daß es meine und der Gesellschaft Absicht sein soll, durch unseren
dauernden Verkehr mit Deutschland aus Texas einen möglichst
deutschen Staat zu machen, und daß sich somit nur gebildete Leute
dem Verein anschließen können. Leute von rein demokratischer
Gesinnung werden die Sache am meisten fördern und sich in dem
Lande am wohlsten fühlen, wohingegen andere sich in dieser rein
demokratischen Republik nicht heimisch fühlen können.

    ( Schluß folgt. )

Correspondenz.

   

Bei dem ungeheuren Umschwunge in allen Verhältnissen, bei der
bestehenden Arbeitslosigkeit, durch die ein bestehendes großes Arbeits-
capital unthätig liegt, ja störend wirkt, glaubten manche Menschen-
freunde, in den höhern Verwaltungen würden neue Ansichten freiere
Thätigkeit, auch die geregelte Auswanderung als ein heilbringendes
Mittel für die jetzt so trüben Umstände ansehen lehren, und es würde
bald, recht bald das schon früher gesammelte Material zusammenge-
stellt und für jetzige Verhältnisse nützlich gemacht werden.

Auch der Unterzeichnete war in diesem kindlichen Wahne befangen,
und in diesem wandte er sich bittend an den vortrefflichen Minister
Hansemann: er möchte einen kleinen Theil seiner Aufmerksamkeit
diesem wichtigen Punkte zuwenden, bittend für die Wandernden, bittend
für die Bleibenden, andeutend, ob nicht unsere vielangefeindete See-
[Spaltenumbruch] handlung auf diesem Felde sich wieder einen bessern Ruf erwerben,
eine ihres Namens würdige Thätigkeit entwickeln könne.

Am 26. Mai, 4 Wochen nach der Eingabe, erhielt ich vom
Handelsminister folgendes Schreiben, und überlasse die Beurtheilung
desselben einem Jeden; ich lese aber darin eine im alten Regimen sich
gut bewährte Gründlichkeit, mit allen möglichen Aussichten auf recht
weit entfernten Erfolg, lese ferner darin, daß unser Minister der
National = Versammlung Deutschlands und deren Thuen eine große
Aufgabe und Lösung anheimstellt, und ich fordere somit die Auswan-
derungsfreunde auf, Materialien dorthin zu senden, wo wir im Dr.
Büttner und vielen Andern bessere Vertreter finden werden als im
Minister v. Patow.

   
A. Gerhardy.

( Abschrift ) . Ew. Wohlgeboren haben unter dem 25. v. M. an den
Herrn Finanz = Minister ein Schreiben gerichtet, welches von demselben zur
ressortmäßigen Veranlassung an das unterzeichnete Ministerium abgegeben
worden ist. Der darin angeregten, die Auswanderung betreffenden, Frage
wird erst dann näher getreten werden können, wenn für die Behandlung
derselben von dem allgemeinen deutschen Standpunkte aus, in der Regulirung
der deutschen Handels = und Schiffahrts = Angelegenheiten eine Grundlage
gewonnen sein wird. Dieser Zeitpunkt ist hoffentlich nicht entfernt und
wird jener wichtigen Angelegenheit dann die besondere Aufmerksamkeit
der deutschen Regierungen zugewendet werden.


    Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
   gez. v. Patow.
Literatur.

Soeben geht uns eine kleine, höchst interessante Broschüre unter
folgendem Titel zu:

Das Auswanderungswesen in Deutschland.
Bericht an den deutschen Volksverein zu New = York, von dessen erstem
Vice=Präsidenten Hermann E. Ludewig erstattet in der
Generalversammlung vom 2. März 1848.

" Für kein Volk Europa's ( sagt der geehrte Verf., der sich bei
mehr als einer Gelegenheit um das deutsche Auswanderungswesen
verdient gemacht hat ) ist die Auswanderung so zur Lebensfrage
geworden, wie für das deutsche, dessen Wanderlust wirklich uner-
schöpflich zu sein scheint, zumal da so viele Umstände der alten Heimath
sich vereinigen, diese Lust stets in ihm rege zu erhalten. Dieß hat
denn unsere lieben Landsleute nach und nach in den Ruf gebracht, daß
sie stets bereit sind, überall hin, wo man nur Arbeiter und Ansiedler
braucht, jedweder Lockung zu folgen, und so ist Deutschland zum Heerde
aller Auswanderungsunternehmungen, gleichzeitig aber auch aller Specu-
lationen geworden, in denen der Gewissenlosigkeit auf der einen durch
ehrliche Leichtgläubigkeit auf der andern Seite die Wage gehalten wer-
den soll. Der Blick auf das deutsche Auswanderungswesen bietet
daher dem Beobachter ein Bild voll regen Lebens, und ist dieser Blick
auch oft weniger erfreulich, so ist er doch jedenfalls belehrend, namentlich
in geographischer Hinsicht, denn die deutsche Auswanderung geht so
ziemlich nach allen fünf Welttheilen, und es dürfte nicht leicht sein,
irgend einen, nur halbwege bedeutenden Ort auf der Erdoberfläche zu
finden, wo nicht auch Deutsche wären und -- was bei den Deutschen
beinahe ganz gleichbedeutend ist -- arbeiteten."

" Man hat in der Zerstreuung der Deutschen über den Erdball
eine große Zukunft des deutschen Volksstammes in der dereinstigen
Weltgeschichte sehen wollen und sich hierüber in vielfache, mehr oder
weniger gelehrte Träumereien verloren. Es ist auch wohl gar nicht zu
verkennen, daß diese, in demokratischer Weise ausgeführten Ansiedlungen
der Deutschen in den fernsten Welttheilen eine eben so neue als wichtige
Epoche der Geschichte des Kolonisationswesens bilden, und daß sie, sei

[Spaltenumbruch] Mais, Raps, Kartoffeln, Bohnen, Bergreis ec., sowie Garten-
früchte darauf gebaut werden und auch Weizen und andere Halm-
früchte kommen gut darauf fort, sobald dem Boden durch An-
bau von Raps oder Tabak die erste Geilheit entzogen ward.

Nach James Cumings Tod fiel die Hacienda seiner Schwester
Rebecca, verehl. Generalin Portes, und deren Ehemann, dem
David J. Portes erblich zu. Diese Familie wohnt seit langen
Jahren auf dem linken Ufer des Flusses, und treibt Ackerbau und
Viehzucht.

Portes bot mir während meiner Reiserüstungen nach Europa
den Rest seiner Hacienda mit 20,000 Dollars an, ein Preis,
den ich ausschlug, und wir verständigten uns zum Preise von
18,360 Dollars, zahlbar bis zum 17. März 1849 oder früher,
jedoch ohne alle und jede Verbindlichkeit für den einen oder den
anderen Theil, falls die Summe bis dahin nicht gezahlt würde.

Brauchbares Land kostet bis zum Colorado hinauf 2 Doll.
in einzelnen Parcellen, und hiernach muß es nun dem Ermessen
eines Jeden überlassen bleiben, ob er die Betheiligung am Vereine
für rathsam hält oder nicht.

Nach meinem Urtheile bietet die Association dreierlei wesent-
liche Vortheile: 1 ) wird durch den Ankauf großer Landstrecken
die Parcelle des Einzelnen am billigsten erworben. 2 ) Steigt
der Bodenwerth da, wo sich viele Farmen auf einmal bilden,
nicht allmälich, sondern sofort, und wie es die Erfahrung gelehrt
hat, oft bis auf das Dreifache. 3 ) Liegt in der Association,
fast die sichere Bürgschaft für das Gedeihen eines jeden Einzelnen
namentlich wenn die Jntelligenz mit dem guten Willen Hand in
Hand gehen, wohingegen durch das Vereinzeln schon viele Tau-
sende in Amerika zu Grunde gingen.

Bevor ich nun zu dein Statut übergehe, schicke ich voraus,
daß es meine und der Gesellschaft Absicht sein soll, durch unseren
dauernden Verkehr mit Deutschland aus Texas einen möglichst
deutschen Staat zu machen, und daß sich somit nur gebildete Leute
dem Verein anschließen können. Leute von rein demokratischer
Gesinnung werden die Sache am meisten fördern und sich in dem
Lande am wohlsten fühlen, wohingegen andere sich in dieser rein
demokratischen Republik nicht heimisch fühlen können.

    ( Schluß folgt. )

Correspondenz.

   

Bei dem ungeheuren Umschwunge in allen Verhältnissen, bei der
bestehenden Arbeitslosigkeit, durch die ein bestehendes großes Arbeits-
capital unthätig liegt, ja störend wirkt, glaubten manche Menschen-
freunde, in den höhern Verwaltungen würden neue Ansichten freiere
Thätigkeit, auch die geregelte Auswanderung als ein heilbringendes
Mittel für die jetzt so trüben Umstände ansehen lehren, und es würde
bald, recht bald das schon früher gesammelte Material zusammenge-
stellt und für jetzige Verhältnisse nützlich gemacht werden.

Auch der Unterzeichnete war in diesem kindlichen Wahne befangen,
und in diesem wandte er sich bittend an den vortrefflichen Minister
Hansemann: er möchte einen kleinen Theil seiner Aufmerksamkeit
diesem wichtigen Punkte zuwenden, bittend für die Wandernden, bittend
für die Bleibenden, andeutend, ob nicht unsere vielangefeindete See-
[Spaltenumbruch] handlung auf diesem Felde sich wieder einen bessern Ruf erwerben,
eine ihres Namens würdige Thätigkeit entwickeln könne.

Am 26. Mai, 4 Wochen nach der Eingabe, erhielt ich vom
Handelsminister folgendes Schreiben, und überlasse die Beurtheilung
desselben einem Jeden; ich lese aber darin eine im alten Regimen sich
gut bewährte Gründlichkeit, mit allen möglichen Aussichten auf recht
weit entfernten Erfolg, lese ferner darin, daß unser Minister der
National = Versammlung Deutschlands und deren Thuen eine große
Aufgabe und Lösung anheimstellt, und ich fordere somit die Auswan-
derungsfreunde auf, Materialien dorthin zu senden, wo wir im Dr.
Büttner und vielen Andern bessere Vertreter finden werden als im
Minister v. Patow.

   
A. Gerhardy.

( Abschrift ) . Ew. Wohlgeboren haben unter dem 25. v. M. an den
Herrn Finanz = Minister ein Schreiben gerichtet, welches von demselben zur
ressortmäßigen Veranlassung an das unterzeichnete Ministerium abgegeben
worden ist. Der darin angeregten, die Auswanderung betreffenden, Frage
wird erst dann näher getreten werden können, wenn für die Behandlung
derselben von dem allgemeinen deutschen Standpunkte aus, in der Regulirung
der deutschen Handels = und Schiffahrts = Angelegenheiten eine Grundlage
gewonnen sein wird. Dieser Zeitpunkt ist hoffentlich nicht entfernt und
wird jener wichtigen Angelegenheit dann die besondere Aufmerksamkeit
der deutschen Regierungen zugewendet werden.


    Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
   gez. v. Patow.
Literatur.

Soeben geht uns eine kleine, höchst interessante Broschüre unter
folgendem Titel zu:

Das Auswanderungswesen in Deutschland.
Bericht an den deutschen Volksverein zu New = York, von dessen erstem
Vice=Präsidenten Hermann E. Ludewig erstattet in der
Generalversammlung vom 2. März 1848.

„ Für kein Volk Europa's ( sagt der geehrte Verf., der sich bei
mehr als einer Gelegenheit um das deutsche Auswanderungswesen
verdient gemacht hat ) ist die Auswanderung so zur Lebensfrage
geworden, wie für das deutsche, dessen Wanderlust wirklich uner-
schöpflich zu sein scheint, zumal da so viele Umstände der alten Heimath
sich vereinigen, diese Lust stets in ihm rege zu erhalten. Dieß hat
denn unsere lieben Landsleute nach und nach in den Ruf gebracht, daß
sie stets bereit sind, überall hin, wo man nur Arbeiter und Ansiedler
braucht, jedweder Lockung zu folgen, und so ist Deutschland zum Heerde
aller Auswanderungsunternehmungen, gleichzeitig aber auch aller Specu-
lationen geworden, in denen der Gewissenlosigkeit auf der einen durch
ehrliche Leichtgläubigkeit auf der andern Seite die Wage gehalten wer-
den soll. Der Blick auf das deutsche Auswanderungswesen bietet
daher dem Beobachter ein Bild voll regen Lebens, und ist dieser Blick
auch oft weniger erfreulich, so ist er doch jedenfalls belehrend, namentlich
in geographischer Hinsicht, denn die deutsche Auswanderung geht so
ziemlich nach allen fünf Welttheilen, und es dürfte nicht leicht sein,
irgend einen, nur halbwege bedeutenden Ort auf der Erdoberfläche zu
finden, wo nicht auch Deutsche wären und -- was bei den Deutschen
beinahe ganz gleichbedeutend ist -- arbeiteten.“

„ Man hat in der Zerstreuung der Deutschen über den Erdball
eine große Zukunft des deutschen Volksstammes in der dereinstigen
Weltgeschichte sehen wollen und sich hierüber in vielfache, mehr oder
weniger gelehrte Träumereien verloren. Es ist auch wohl gar nicht zu
verkennen, daß diese, in demokratischer Weise ausgeführten Ansiedlungen
der Deutschen in den fernsten Welttheilen eine eben so neue als wichtige
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Brauchbares Land kostet bis zum Colorado hinauf 2 Doll. in einzelnen Parcellen, und hiernach muß es nun dem Ermessen eines Jeden überlassen bleiben, ob er die Betheiligung am Vereine für rathsam hält oder nicht. Nach meinem Urtheile bietet die Association dreierlei wesent- liche Vortheile: 1 ) wird durch den Ankauf großer Landstrecken die Parcelle des Einzelnen am billigsten erworben. 2 ) Steigt der Bodenwerth da, wo sich viele Farmen auf einmal bilden, nicht allmälich, sondern sofort, und wie es die Erfahrung gelehrt hat, oft bis auf das Dreifache. 3 ) Liegt in der Association, fast die sichere Bürgschaft für das Gedeihen eines jeden Einzelnen namentlich wenn die Jntelligenz mit dem guten Willen Hand in Hand gehen, wohingegen durch das Vereinzeln schon viele Tau- sende in Amerika zu Grunde gingen. 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Der darin angeregten, die Auswanderung betreffenden, Frage wird erst dann näher getreten werden können, wenn für die Behandlung derselben von dem allgemeinen deutschen Standpunkte aus, in der Regulirung der deutschen Handels = und Schiffahrts = Angelegenheiten eine Grundlage gewonnen sein wird. Dieser Zeitpunkt ist hoffentlich nicht entfernt und wird jener wichtigen Angelegenheit dann die besondere Aufmerksamkeit der deutschen Regierungen zugewendet werden. Berlin, den 25. Mai 1848. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. gez. v. Patow. Literatur. Soeben geht uns eine kleine, höchst interessante Broschüre unter folgendem Titel zu: Das Auswanderungswesen in Deutschland. Bericht an den deutschen Volksverein zu New = York, von dessen erstem Vice=Präsidenten Hermann E. Ludewig erstattet in der Generalversammlung vom 2. März 1848. „ Für kein Volk Europa's ( sagt der geehrte Verf., der sich bei mehr als einer Gelegenheit um das deutsche Auswanderungswesen verdient gemacht hat ) ist die Auswanderung so zur Lebensfrage geworden, wie für das deutsche, dessen Wanderlust wirklich uner- schöpflich zu sein scheint, zumal da so viele Umstände der alten Heimath sich vereinigen, diese Lust stets in ihm rege zu erhalten. Dieß hat denn unsere lieben Landsleute nach und nach in den Ruf gebracht, daß sie stets bereit sind, überall hin, wo man nur Arbeiter und Ansiedler braucht, jedweder Lockung zu folgen, und so ist Deutschland zum Heerde aller Auswanderungsunternehmungen, gleichzeitig aber auch aller Specu- lationen geworden, in denen der Gewissenlosigkeit auf der einen durch ehrliche Leichtgläubigkeit auf der andern Seite die Wage gehalten wer- den soll. Der Blick auf das deutsche Auswanderungswesen bietet daher dem Beobachter ein Bild voll regen Lebens, und ist dieser Blick auch oft weniger erfreulich, so ist er doch jedenfalls belehrend, namentlich in geographischer Hinsicht, denn die deutsche Auswanderung geht so ziemlich nach allen fünf Welttheilen, und es dürfte nicht leicht sein, irgend einen, nur halbwege bedeutenden Ort auf der Erdoberfläche zu finden, wo nicht auch Deutsche wären und -- was bei den Deutschen beinahe ganz gleichbedeutend ist -- arbeiteten.“ „ Man hat in der Zerstreuung der Deutschen über den Erdball eine große Zukunft des deutschen Volksstammes in der dereinstigen Weltgeschichte sehen wollen und sich hierüber in vielfache, mehr oder weniger gelehrte Träumereien verloren. Es ist auch wohl gar nicht zu verkennen, daß diese, in demokratischer Weise ausgeführten Ansiedlungen der Deutschen in den fernsten Welttheilen eine eben so neue als wichtige Epoche der Geschichte des Kolonisationswesens bilden, und daß sie, sei

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer24_1848/4>, abgerufen am 25.04.2024.