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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848.

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bleiben würden. Man hat in neuerer Zeit vielfach die westlichen
Staaten von Nordamerika, als zur Wahrung des deutschen Ele-
ments und deutscher Jnteressen bezeichnet; ich kann diesen An-
sichten nicht beistimmen, weil ich überzeugt bin, daß ein deutscher
Staat nur da entstehen kann und blühen wird, wo sich die
Wogen des Meeres an der Küste des Landes brechen,
niemals aber hinter den compacten Vormauern des
Yankeethums. Jowa, Jllinois, Ohio, Missouri, Wis-
consin
sind demnach nicht die Staaten, wo unsere Jnteressen
gewahrt werden können, denn sie liegen außerhalb des möglichen
directen Verkehrs mit Deutschland; deßhalb stimme ich für Texas,
als ein Land, welches, am Meere gelegen, in unmittelbarem Ver-
kehr mit Deutschland bleiben kann, welches klimatisch der deut-
schen Natur zuträglich ist, und seinen Bodenverhältnissen nach Jahr-
hunderte hindurch ein ackerbautreibender Staat zu bleiben verspricht.* )

Ob Deutschland in seiner jetzigen Gestaltung die Aufgaben
der Zeit sich zu veranschaulichen suchen wird, dieß wird die nächste
Zukunft lehren. Zu erwarten steht, daß man, nach Uebersicht der
durch die Auswanderung entstandenen Verluste an Capital und
Arbeitskraft, zu anderen Maßregeln greifen werde; ich aber will
nicht bis zur Zeit der Erkenntniß und des Erwachens warten,
sondern sofort, durch die Association zum Anbau eines schon über-
wiegend deutschen Staates, mein Scherflein zum Guten beitragen.

Wer mit dem nachfolgenden Plan einverstanden sein sollte,
und als Gesellschaftsmitglied eintreten will, der möge sich indeß
bis Anfang Juli erklärt haben, da bis dahin ein bestimmtes
Resultat wünschenswerth erscheinen muß.

   
Freie Association
zum Ankauf einer, dem Texanischen General David J. Portes zugehörigen
Landstrecke von 35 engl. # Meilen, gelegen in der Austin-County des
Staates Texas, zwischen den Flüssen Brazos und Colorado.

Das Kolonisiren durch fremde Emigranten nahm im Jahre
1824 in Texas unter Stephan Austin -- einem damals
von Seiten Mexiko's damit beauftragten Amerikaner -- seinen
Anfang. Zu den ersten Einwanderern gehörte James W.
Cumings aus Pennsylvanien. Nach den bestehenden Koloni-
sations = Bestimmungen damaliger Zeit empfing er eine Land-
schenkung von 7 engl. # Meilen als Kopfrecht und, weil er sich
erboten hatte, eine Mühle zum Mehlmahlen und Bretterschneiden
auf dem Mil=Creek anzulegen, gleichzeitig eine Landschenkung,
bestehend in einem zusammenhängenden Areal von 22,400 Acres,
oder ca. 35,840 Magd. Morgen.

Dieses Gebiet liegt in der Wellenregion des Landes, zwischen
dem 29--30° n. Br. und 96--97° westl. L. nach Greenwich,
zunächst dem Flusse Brazos, und sowohl Cultur als Anbau haben
nicht allein darauf begonnen, sondern dehnen sich von hier viele
Meilen im Umkreise aus.

Dem Coloradoflusse zu wohnen fast nur Deutsche, und die
[Spaltenumbruch] dem Portes'schen Gebiete* ) zunächst lebenden Kolonisten gehören
mit nur geringer Ausnahme den gebildeten Ständen an.

Houston am Buffalo=Bayon, die zweite Handelsstadt
des Landes, liegt 10 Meilen von dem Süd = Ostwinkel des Ge-
biets entfernt; San Felipe 1 Meile, und das in diesem Jahre
gegründete Belle=ville, welches Hauptstadt der County werden
soll, und schon den Sitz des Gerichtshofes in sich faßt, befindet
sich in nur geringer Entfernung von dem Gebiete.

Der Mil=Creek, ein Nebenfluß des Brazos de Dios,
durchschneidet das Gebiet von Nordwest zu Südost und fällt ober-
halb San Felippe in den Brazos. Der Milcreek hat in seinem
Laufe durch das Gebiet eine Durchschnitttiefe von 5 Fuß, jedoch
bedarf er einzelner Verbesserungen, um für Fahrzeuge von solchem
Tiefgange durchweg schiffbar zu sein.

Bis über San Felipe hinaus ist der Brazos mit größeren
Dampfern zu beschiffen, und in seinem südöstlichen Laufe strömt
er eine deutsche Meile vom Gebiete vorüber, womit also auch
ohne den Milcreek sich eine größere Wasserstraße nach dem Meere
zur Hand befände.

Nahe der Ausmündung des Brazos in das Meer, und von
dem Städtchen Velasco ab, läßt jetzt eine Gesellschaft einen
1 1 / 4 Meile langen Canal, bis zur Westbucht von Galveston graben.
Hiermit ist also den Flußfahrzeugen eine Straße nach Galveston
und San Luis geöffnet, und das bisher nicht zu vermeidende
Hinaussteuern in das Meer aufgehoben. Mit dieser neuen Wasser-
straße gedenkt man indeß nicht den Verkehr mit Galveston zu
beleben, sondern aus San Luis, auf einer Zunge des Festlandes
der Galvestoninsel gegenüber gelegen, eine Handelsstadt zu machen,
welches auch gelingen wird, da das Städtchen einen guten Hafen
hat und die Ernten der Brazos = und Colorado=Gebiete über San
Luis einen bequemer gelegenen Ausgangspunkt finden, als über
Galveston.

Von dem Portes'schen Gebiete, bekannt unter dem Namen
der Cuming' schen Hacienda, sind bereits 2200 Acres in
andere Hände übergegangen, und es verbleiben nun noch 20,200
Acres oder 32,320 Morgen zum Verkauf.

Zu mehr als die Hälfte besteht das Gebiet aus Waldungen,
deren bekannte Holzarten, Eichen, Ulmen, Eschen, Maulbeer und
einige Nußarten sind. Unter den bekannten Holzarten sind Prikel-
esche, Dogwood, Japan, Wild = Lorbeer, Sicamore und Hickory
am vorherrschendsten. Das offene Land besteht aus Savannen,
mit durchweg süßen Gräsern bedeckt. Diese Savannen haben
mit unseren Wiesen nichts gemein, denn es sind Landflächen, welche
im Urzustande Blumen und Gräser und, wenn der Pflug
und die Egge darüber fortgegangen sind, jedes andere nutzbare
Gewächs treiben, ohne, wie es meist bei unserem Wiesenland der
Fall ist, Entwässerungsgräben zu bedürfen. Der Boden der Sa-
vannen ist verschieden und zerfällt in 5 Classen, vom schwersten
Alluvialboden abwärts, bis zum leichten fruchtbaren Sand-
boden. Bei dieser Verschiedenheit können Baumwolle, Zucker,

* ) Jn Berücksichtigung dieser Vorzüge des Staats Texas wird die Ausw.
Ztng. demnächst eine ganz neue Topographie desselben bringen.
* ) Ueber Empfehlungswürdigkeit dieser Gegend vergl. Nr. 60 dies. Z.
v. vor. J., S. 477.

[Spaltenumbruch] die heimische Jndustrie, natürliche Verbraucher deutscher Fabrikate
bleiben würden. Man hat in neuerer Zeit vielfach die westlichen
Staaten von Nordamerika, als zur Wahrung des deutschen Ele-
ments und deutscher Jnteressen bezeichnet; ich kann diesen An-
sichten nicht beistimmen, weil ich überzeugt bin, daß ein deutscher
Staat nur da entstehen kann und blühen wird, wo sich die
Wogen des Meeres an der Küste des Landes brechen,
niemals aber hinter den compacten Vormauern des
Yankeethums. Jowa, Jllinois, Ohio, Missouri, Wis-
consin
sind demnach nicht die Staaten, wo unsere Jnteressen
gewahrt werden können, denn sie liegen außerhalb des möglichen
directen Verkehrs mit Deutschland; deßhalb stimme ich für Texas,
als ein Land, welches, am Meere gelegen, in unmittelbarem Ver-
kehr mit Deutschland bleiben kann, welches klimatisch der deut-
schen Natur zuträglich ist, und seinen Bodenverhältnissen nach Jahr-
hunderte hindurch ein ackerbautreibender Staat zu bleiben verspricht.* )

Ob Deutschland in seiner jetzigen Gestaltung die Aufgaben
der Zeit sich zu veranschaulichen suchen wird, dieß wird die nächste
Zukunft lehren. Zu erwarten steht, daß man, nach Uebersicht der
durch die Auswanderung entstandenen Verluste an Capital und
Arbeitskraft, zu anderen Maßregeln greifen werde; ich aber will
nicht bis zur Zeit der Erkenntniß und des Erwachens warten,
sondern sofort, durch die Association zum Anbau eines schon über-
wiegend deutschen Staates, mein Scherflein zum Guten beitragen.

Wer mit dem nachfolgenden Plan einverstanden sein sollte,
und als Gesellschaftsmitglied eintreten will, der möge sich indeß
bis Anfang Juli erklärt haben, da bis dahin ein bestimmtes
Resultat wünschenswerth erscheinen muß.

   
Freie Association
zum Ankauf einer, dem Texanischen General David J. Portes zugehörigen
Landstrecke von 35 engl. □ Meilen, gelegen in der Austin-County des
Staates Texas, zwischen den Flüssen Brazos und Colorado.

Das Kolonisiren durch fremde Emigranten nahm im Jahre
1824 in Texas unter Stephan Austin -- einem damals
von Seiten Mexiko's damit beauftragten Amerikaner -- seinen
Anfang. Zu den ersten Einwanderern gehörte James W.
Cumings aus Pennsylvanien. Nach den bestehenden Koloni-
sations = Bestimmungen damaliger Zeit empfing er eine Land-
schenkung von 7 engl. □ Meilen als Kopfrecht und, weil er sich
erboten hatte, eine Mühle zum Mehlmahlen und Bretterschneiden
auf dem Mil=Creek anzulegen, gleichzeitig eine Landschenkung,
bestehend in einem zusammenhängenden Areal von 22,400 Acres,
oder ca. 35,840 Magd. Morgen.

Dieses Gebiet liegt in der Wellenregion des Landes, zwischen
dem 29--30° n. Br. und 96--97° westl. L. nach Greenwich,
zunächst dem Flusse Brazos, und sowohl Cultur als Anbau haben
nicht allein darauf begonnen, sondern dehnen sich von hier viele
Meilen im Umkreise aus.

Dem Coloradoflusse zu wohnen fast nur Deutsche, und die
[Spaltenumbruch] dem Portes'schen Gebiete* ) zunächst lebenden Kolonisten gehören
mit nur geringer Ausnahme den gebildeten Ständen an.

Houston am Buffalo=Bayon, die zweite Handelsstadt
des Landes, liegt 10 Meilen von dem Süd = Ostwinkel des Ge-
biets entfernt; San Felipe 1 Meile, und das in diesem Jahre
gegründete Belle=ville, welches Hauptstadt der County werden
soll, und schon den Sitz des Gerichtshofes in sich faßt, befindet
sich in nur geringer Entfernung von dem Gebiete.

Der Mil=Creek, ein Nebenfluß des Brazos de Dios,
durchschneidet das Gebiet von Nordwest zu Südost und fällt ober-
halb San Felippe in den Brazos. Der Milcreek hat in seinem
Laufe durch das Gebiet eine Durchschnitttiefe von 5 Fuß, jedoch
bedarf er einzelner Verbesserungen, um für Fahrzeuge von solchem
Tiefgange durchweg schiffbar zu sein.

Bis über San Felipe hinaus ist der Brazos mit größeren
Dampfern zu beschiffen, und in seinem südöstlichen Laufe strömt
er eine deutsche Meile vom Gebiete vorüber, womit also auch
ohne den Milcreek sich eine größere Wasserstraße nach dem Meere
zur Hand befände.

Nahe der Ausmündung des Brazos in das Meer, und von
dem Städtchen Velasco ab, läßt jetzt eine Gesellschaft einen
1 1 / 4 Meile langen Canal, bis zur Westbucht von Galveston graben.
Hiermit ist also den Flußfahrzeugen eine Straße nach Galveston
und San Luis geöffnet, und das bisher nicht zu vermeidende
Hinaussteuern in das Meer aufgehoben. Mit dieser neuen Wasser-
straße gedenkt man indeß nicht den Verkehr mit Galveston zu
beleben, sondern aus San Luis, auf einer Zunge des Festlandes
der Galvestoninsel gegenüber gelegen, eine Handelsstadt zu machen,
welches auch gelingen wird, da das Städtchen einen guten Hafen
hat und die Ernten der Brazos = und Colorado=Gebiete über San
Luis einen bequemer gelegenen Ausgangspunkt finden, als über
Galveston.

Von dem Portes'schen Gebiete, bekannt unter dem Namen
der Cuming' schen Hacienda, sind bereits 2200 Acres in
andere Hände übergegangen, und es verbleiben nun noch 20,200
Acres oder 32,320 Morgen zum Verkauf.

Zu mehr als die Hälfte besteht das Gebiet aus Waldungen,
deren bekannte Holzarten, Eichen, Ulmen, Eschen, Maulbeer und
einige Nußarten sind. Unter den bekannten Holzarten sind Prikel-
esche, Dogwood, Japan, Wild = Lorbeer, Sicamore und Hickory
am vorherrschendsten. Das offene Land besteht aus Savannen,
mit durchweg süßen Gräsern bedeckt. Diese Savannen haben
mit unseren Wiesen nichts gemein, denn es sind Landflächen, welche
im Urzustande Blumen und Gräser und, wenn der Pflug
und die Egge darüber fortgegangen sind, jedes andere nutzbare
Gewächs treiben, ohne, wie es meist bei unserem Wiesenland der
Fall ist, Entwässerungsgräben zu bedürfen. Der Boden der Sa-
vannen ist verschieden und zerfällt in 5 Classen, vom schwersten
Alluvialboden abwärts, bis zum leichten fruchtbaren Sand-
boden. Bei dieser Verschiedenheit können Baumwolle, Zucker,

* ) Jn Berücksichtigung dieser Vorzüge des Staats Texas wird die Ausw.
Ztng. demnächst eine ganz neue Topographie desselben bringen.
* ) Ueber Empfehlungswürdigkeit dieser Gegend vergl. Nr. 60 dies. Z.
v. vor. J., S. 477.
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Jowa, Jllinois, Ohio, Missouri, Wis- consin sind demnach nicht die Staaten, wo unsere Jnteressen gewahrt werden können, denn sie liegen außerhalb des möglichen directen Verkehrs mit Deutschland; deßhalb stimme ich für Texas, als ein Land, welches, am Meere gelegen, in unmittelbarem Ver- kehr mit Deutschland bleiben kann, welches klimatisch der deut- schen Natur zuträglich ist, und seinen Bodenverhältnissen nach Jahr- hunderte hindurch ein ackerbautreibender Staat zu bleiben verspricht. * ) Ob Deutschland in seiner jetzigen Gestaltung die Aufgaben der Zeit sich zu veranschaulichen suchen wird, dieß wird die nächste Zukunft lehren. Zu erwarten steht, daß man, nach Uebersicht der durch die Auswanderung entstandenen Verluste an Capital und Arbeitskraft, zu anderen Maßregeln greifen werde; ich aber will nicht bis zur Zeit der Erkenntniß und des Erwachens warten, sondern sofort, durch die Association zum Anbau eines schon über- wiegend deutschen Staates, mein Scherflein zum Guten beitragen. 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Houston am Buffalo=Bayon, die zweite Handelsstadt des Landes, liegt 10 Meilen von dem Süd = Ostwinkel des Ge- biets entfernt; San Felipe 1 Meile, und das in diesem Jahre gegründete Belle=ville, welches Hauptstadt der County werden soll, und schon den Sitz des Gerichtshofes in sich faßt, befindet sich in nur geringer Entfernung von dem Gebiete. Der Mil=Creek, ein Nebenfluß des Brazos de Dios, durchschneidet das Gebiet von Nordwest zu Südost und fällt ober- halb San Felippe in den Brazos. Der Milcreek hat in seinem Laufe durch das Gebiet eine Durchschnitttiefe von 5 Fuß, jedoch bedarf er einzelner Verbesserungen, um für Fahrzeuge von solchem Tiefgange durchweg schiffbar zu sein. Bis über San Felipe hinaus ist der Brazos mit größeren Dampfern zu beschiffen, und in seinem südöstlichen Laufe strömt er eine deutsche Meile vom Gebiete vorüber, womit also auch ohne den Milcreek sich eine größere Wasserstraße nach dem Meere zur Hand befände. Nahe der Ausmündung des Brazos in das Meer, und von dem Städtchen Velasco ab, läßt jetzt eine Gesellschaft einen 1 1 / 4 Meile langen Canal, bis zur Westbucht von Galveston graben. Hiermit ist also den Flußfahrzeugen eine Straße nach Galveston und San Luis geöffnet, und das bisher nicht zu vermeidende Hinaussteuern in das Meer aufgehoben. Mit dieser neuen Wasser- straße gedenkt man indeß nicht den Verkehr mit Galveston zu beleben, sondern aus San Luis, auf einer Zunge des Festlandes der Galvestoninsel gegenüber gelegen, eine Handelsstadt zu machen, welches auch gelingen wird, da das Städtchen einen guten Hafen hat und die Ernten der Brazos = und Colorado=Gebiete über San Luis einen bequemer gelegenen Ausgangspunkt finden, als über Galveston. Von dem Portes'schen Gebiete, bekannt unter dem Namen der Cuming' schen Hacienda, sind bereits 2200 Acres in andere Hände übergegangen, und es verbleiben nun noch 20,200 Acres oder 32,320 Morgen zum Verkauf. Zu mehr als die Hälfte besteht das Gebiet aus Waldungen, deren bekannte Holzarten, Eichen, Ulmen, Eschen, Maulbeer und einige Nußarten sind. Unter den bekannten Holzarten sind Prikel- esche, Dogwood, Japan, Wild = Lorbeer, Sicamore und Hickory am vorherrschendsten. Das offene Land besteht aus Savannen, mit durchweg süßen Gräsern bedeckt. Diese Savannen haben mit unseren Wiesen nichts gemein, denn es sind Landflächen, welche im Urzustande Blumen und Gräser und, wenn der Pflug und die Egge darüber fortgegangen sind, jedes andere nutzbare Gewächs treiben, ohne, wie es meist bei unserem Wiesenland der Fall ist, Entwässerungsgräben zu bedürfen. Der Boden der Sa- vannen ist verschieden und zerfällt in 5 Classen, vom schwersten Alluvialboden abwärts, bis zum leichten fruchtbaren Sand- boden. Bei dieser Verschiedenheit können Baumwolle, Zucker, * ) Jn Berücksichtigung dieser Vorzüge des Staats Texas wird die Ausw. Ztng. demnächst eine ganz neue Topographie desselben bringen. * ) Ueber Empfehlungswürdigkeit dieser Gegend vergl. Nr. 60 dies. Z. v. vor. J., S. 477.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer24_1848/3>, abgerufen am 25.04.2024.