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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848.

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[Spaltenumbruch] Briefes bestimmt habe, und pure Unwahrheit, daß ich den Darm-
städter Nationalverein bekämpfen will. Den Aufruf des Hrn.
Strecker zur Bildung eines Nationalvereins habe ich weiter nicht
beachtet, weil ich in Vereinen kein Heil für unsere Auswanderer
finden kann, und den Darmstädter habe ich den Nachrichten zu
Folge für bereits verschieden, wenigstens dem Verscheiden nahe
gehalten. Daß derselbe in Würtemberg schon einen Schritt gethan
und in Darmstadt nächstens den zweiten thun, daß er gehen
wird, davon lese ich das erste Wort. Es sollte mich fehr freuen,
wenn er zum Gehen kommt, und mit ihm auch die Auswande-
rung in einen geregelten Gang; allein ich wiederhole meine Be-
hauptung: es wird nichts, wenn das Parlament sich
nicht der Sache energisch annimmt.
Erfahrung wird's
ferner lehren, wie sie es bereits gelehrt hat. Es ist dieß nicht
leichtsinnig behauptet, es ist so.

Eine ebenso abgeschmackte und gehässige Voraussetzung des
Ungenannten ist es, daß die, welche nicht zu dem Darmstädter Natio-
nalvereine gehören, und der Auswanderer sich in Wort, Schrift
und That angenommen und für das Wohl derselben gekämpft
haben, keine Opfer gebracht, vielmehr von ihrem Streben sich
gemästet, von ihm gelebt hätten. Er nenne die Männer, damit
sie sich vertheidigen können. Jch gehöre nicht zu ihnen.

Bosheit ist es aber, daß der Ungenannte mir ganz falsche
Begriffe unterschiebt, als ob ich unter Praktikern die Agenten
verstände, und diese in meinen besondern Schutz und Schirm nähme.
Jch stehe jedem Agentenwesen, auch dem Auswanderungs=Bureau
in Rudolstadt gewiß ebenso fern, als der Ungenannte, wie mir
der Herausgeber der Allgemeinen Auswanderungszeitung bezeugen
muß, und erkläre hiermit zum letzten Mal, daß die Behauptung,
schon mehrmals erhoben, die genannten Mitarbeiter jener Zeitung
ständen mit dem Auswanderungs = Bureau in Verbindung, eine
grundfalsche* ) ist. Durch die Einrichtung, die ich im Auge
habe, soll ja das Agentenwesen gestürzt werden.** )

Der hämische Seitenhieb gegen den Schluß des Aufsatzes
sitzt leider nicht. Daß meine Bücher in den besten Journalen
und Zeitschriften Anerkennung und Lob gefunden haben, kann mir
[Spaltenumbruch] nur erfreulich sein. Weder zum Loben noch zum Tadeln derselben
habe ich irgend Jemanden aufgefordert. * )

Jn Summa: Der Ungenannte hat meinem Briefe nur
Verdächtigungen meines Strebens und meiner Person entgegen-
zusetzen gehabt, die gebrochene, ohnmächtige Waffe jeder unhalt-
baren Sache. Jch überlasse die Entscheidung** ) dieser Angelegen-
heit dem ruhigen und unbefangenen Urtheile meiner deutschen Brüder.

   Volkmannsdorf bei Schleiz, am Himmelfahrtsfeste 1848.
   Prof. Dr. Büttner, Pfarrer.

Einladung zur Theilnahme an einer
Ansiedelung in Texas.

Mit den gesellschaftlichen Krebsschäden der Zeit steht die
Auswanderung in enger Beziehung, und je mehr die Uebel um
sich greifen, und die Hungerpest ihre Opfer verschlingt, um so
mehr wird auch die Auswanderung ohne günstige Rückwirkung
auf das Mutterland in Zunahme begriffen sein.

Wer die socialen Zerwürfnisse, den krankhaften Zustand der
Gegenwart leugnen will, ist entweder blind oder ein Narr, und
indem wir die Unzurechnungsfähigen bei Seite lassen, und an
die gesunde Vernunft uns wenden, verlangen wir von dieser, daß
sie die Heilmittel zu einer Radikalcur auffinde und anwende.
Das Kolonisiren nach Jnnen und Außen wird unter den Heil-
mitteln inbegriffen sein müssen, denn er bildet einen Damm gegen
die Vermehrung des Proletariats. Selbstständige transatlantische
Kolonieen zu gründen, möchte nicht rathsam erscheinen; denn das
germanische Element bildet sich unter fremden Himmelsstrichen
meist sehr kräftig aus, und da in der natürlichen Kraft ein reger
Sinn für menschliche Freiheit wurzelt, so würde der Tochterstaat
binnen kurz oder lang jede Fessel zu sprengen wissen, womit natür-
lich die gebrachten Opfer des Mutterstaates verloren gingen.

Alles, was die alten Staaten zu thun haben, besteht darin,
daß sie die Auswanderung regeln und leiten, sie hier oder dort
vielleicht mit verzinslichen Darlehen unterstützen. Damit werden
in Amerika deutsche Staaten entstehen, die als Producenten für

* ) Vergl. die Abwehr des Hrn. von Roß in Nr. 9 dies. Z., S. 135.
Es schmerzt mich sehr, daß eine von mir allein gegründete und geführte
Anstalt, die, wie meine Acten beweisen können, lediglich im Jnteresse der sich ihr
Anvertrauenden, sich eine der mühevollsten und undankbarsten Aufgaben ge-
stellt, durch ihre Leistungen aber das Gegentheil von den Verdächtigungen
des "Auswanderers", genugsam bekundet hat, Männern, welche bei derselben
in keiner Weise betheiligt, wohl aber die geachtetsten Autoritäten der Aus-
wanderungszeitung sind, grund = und bodenlose Kränkungen zuzieht.
** ) Auch das Auswanderungsbureau wird seine nach dem Zeugniß der
geführten Acten bisher gewiß nicht überflüssige Thätigkeit mit Freuden einstellen,
sobald die Organisation der deutschen Auswanderung zu Stande gekommen
und an die Stelle der bisherigen Einrichtungen etwas Besseres getreten ist.
Daß jedoch durch Beamten = Anstellung statt der Agenten wenig oder nichts
gewonnen, vielmehr bloß der Name geändert sein dürfte, wurde in Nr. 53
der Ausw. Z. von 1847, S. 413 näher dargethan. Die Jnjurien aber,
womit der "Auswanderer" "die meisten Agenten" beschimpft, sind mittel-
bar auch gegen alle die achtbaren Firmen und Anstalten, welche solcher ver-
mittelnder Geschäftsstellen bedürfen, ja gegen alle Regierungen, welche sie
concessioniren und überwachen, gerichtet, und es fragt sich nur noch, ob
namentlich die ehrenhaftesten der zunächst betheiligten Agenten Notiz davon
nehmen oder, den "Auswanderer" für unzurechnungsfähig haltend, die
Sache auf sich beruhen lassen werden.
* ) Dasselbe gilt von der Auswanderungszeitung, es müßte denn die
Zusendung von Exemplaren "Behufs Besprechung" an die Redactionen der
geachtetsten Blätter zur ungebührlichen Aufforderung gestempelt werden.
Wenn aber der "Auswanderer" sich beklagt, daß seine Mitarbeiter "weniger
bekannt " wären, weil sie sich weder in den Anzeigen der Zeitungen annoncirt
( wirklich nicht?! ) , noch in "selbstgeschriebenen oder von Freundeshand ver-
faßten Lobeserhebungen den Ruhm ihres Namens ausgestceut, sondern be-
scheiden
geharrt hätten, bis sich die Zeit erfüllen werde: so verdient die
Harmlosigkeit, mit welcher der "Auswanderer" sich hier selbst verleugnet,
alle Anerkennung. Nöthigenfalls werden einige Pröbchen der " Bescheiden-
heit " des "Auswanderers" aus ihm selbst zusammengestellt und mitgetheilt
werden.
** ) Um dieselbe zu erleichtern, hätte ich den "Auswanderer" gern für sich
selbst sprechen lassen, weil die meisten geneigten Leser nähere Bekanntschaft mit
ihm noch nicht gemacht haben mögen; der sich unerwartet häufende Stoff
für gegenwärtige und die nächsten Numern aber verhinderte den vollständigen
Abdruck des Schmäh = Artikels.

[Spaltenumbruch] Briefes bestimmt habe, und pure Unwahrheit, daß ich den Darm-
städter Nationalverein bekämpfen will. Den Aufruf des Hrn.
Strecker zur Bildung eines Nationalvereins habe ich weiter nicht
beachtet, weil ich in Vereinen kein Heil für unsere Auswanderer
finden kann, und den Darmstädter habe ich den Nachrichten zu
Folge für bereits verschieden, wenigstens dem Verscheiden nahe
gehalten. Daß derselbe in Würtemberg schon einen Schritt gethan
und in Darmstadt nächstens den zweiten thun, daß er gehen
wird, davon lese ich das erste Wort. Es sollte mich fehr freuen,
wenn er zum Gehen kommt, und mit ihm auch die Auswande-
rung in einen geregelten Gang; allein ich wiederhole meine Be-
hauptung: es wird nichts, wenn das Parlament sich
nicht der Sache energisch annimmt.
Erfahrung wird's
ferner lehren, wie sie es bereits gelehrt hat. Es ist dieß nicht
leichtsinnig behauptet, es ist so.

Eine ebenso abgeschmackte und gehässige Voraussetzung des
Ungenannten ist es, daß die, welche nicht zu dem Darmstädter Natio-
nalvereine gehören, und der Auswanderer sich in Wort, Schrift
und That angenommen und für das Wohl derselben gekämpft
haben, keine Opfer gebracht, vielmehr von ihrem Streben sich
gemästet, von ihm gelebt hätten. Er nenne die Männer, damit
sie sich vertheidigen können. Jch gehöre nicht zu ihnen.

Bosheit ist es aber, daß der Ungenannte mir ganz falsche
Begriffe unterschiebt, als ob ich unter Praktikern die Agenten
verstände, und diese in meinen besondern Schutz und Schirm nähme.
Jch stehe jedem Agentenwesen, auch dem Auswanderungs=Bureau
in Rudolstadt gewiß ebenso fern, als der Ungenannte, wie mir
der Herausgeber der Allgemeinen Auswanderungszeitung bezeugen
muß, und erkläre hiermit zum letzten Mal, daß die Behauptung,
schon mehrmals erhoben, die genannten Mitarbeiter jener Zeitung
ständen mit dem Auswanderungs = Bureau in Verbindung, eine
grundfalsche* ) ist. Durch die Einrichtung, die ich im Auge
habe, soll ja das Agentenwesen gestürzt werden.** )

Der hämische Seitenhieb gegen den Schluß des Aufsatzes
sitzt leider nicht. Daß meine Bücher in den besten Journalen
und Zeitschriften Anerkennung und Lob gefunden haben, kann mir
[Spaltenumbruch] nur erfreulich sein. Weder zum Loben noch zum Tadeln derselben
habe ich irgend Jemanden aufgefordert. * )

Jn Summa: Der Ungenannte hat meinem Briefe nur
Verdächtigungen meines Strebens und meiner Person entgegen-
zusetzen gehabt, die gebrochene, ohnmächtige Waffe jeder unhalt-
baren Sache. Jch überlasse die Entscheidung** ) dieser Angelegen-
heit dem ruhigen und unbefangenen Urtheile meiner deutschen Brüder.

   Volkmannsdorf bei Schleiz, am Himmelfahrtsfeste 1848.
   Prof. Dr. Büttner, Pfarrer.

Einladung zur Theilnahme an einer
Ansiedelung in Texas.

Mit den gesellschaftlichen Krebsschäden der Zeit steht die
Auswanderung in enger Beziehung, und je mehr die Uebel um
sich greifen, und die Hungerpest ihre Opfer verschlingt, um so
mehr wird auch die Auswanderung ohne günstige Rückwirkung
auf das Mutterland in Zunahme begriffen sein.

Wer die socialen Zerwürfnisse, den krankhaften Zustand der
Gegenwart leugnen will, ist entweder blind oder ein Narr, und
indem wir die Unzurechnungsfähigen bei Seite lassen, und an
die gesunde Vernunft uns wenden, verlangen wir von dieser, daß
sie die Heilmittel zu einer Radikalcur auffinde und anwende.
Das Kolonisiren nach Jnnen und Außen wird unter den Heil-
mitteln inbegriffen sein müssen, denn er bildet einen Damm gegen
die Vermehrung des Proletariats. Selbstständige transatlantische
Kolonieen zu gründen, möchte nicht rathsam erscheinen; denn das
germanische Element bildet sich unter fremden Himmelsstrichen
meist sehr kräftig aus, und da in der natürlichen Kraft ein reger
Sinn für menschliche Freiheit wurzelt, so würde der Tochterstaat
binnen kurz oder lang jede Fessel zu sprengen wissen, womit natür-
lich die gebrachten Opfer des Mutterstaates verloren gingen.

Alles, was die alten Staaten zu thun haben, besteht darin,
daß sie die Auswanderung regeln und leiten, sie hier oder dort
vielleicht mit verzinslichen Darlehen unterstützen. Damit werden
in Amerika deutsche Staaten entstehen, die als Producenten für

* ) Vergl. die Abwehr des Hrn. von Roß in Nr. 9 dies. Z., S. 135.
Es schmerzt mich sehr, daß eine von mir allein gegründete und geführte
Anstalt, die, wie meine Acten beweisen können, lediglich im Jnteresse der sich ihr
Anvertrauenden, sich eine der mühevollsten und undankbarsten Aufgaben ge-
stellt, durch ihre Leistungen aber das Gegentheil von den Verdächtigungen
des „Auswanderers“, genugsam bekundet hat, Männern, welche bei derselben
in keiner Weise betheiligt, wohl aber die geachtetsten Autoritäten der Aus-
wanderungszeitung sind, grund = und bodenlose Kränkungen zuzieht.
** ) Auch das Auswanderungsbureau wird seine nach dem Zeugniß der
geführten Acten bisher gewiß nicht überflüssige Thätigkeit mit Freuden einstellen,
sobald die Organisation der deutschen Auswanderung zu Stande gekommen
und an die Stelle der bisherigen Einrichtungen etwas Besseres getreten ist.
Daß jedoch durch Beamten = Anstellung statt der Agenten wenig oder nichts
gewonnen, vielmehr bloß der Name geändert sein dürfte, wurde in Nr. 53
der Ausw. Z. von 1847, S. 413 näher dargethan. Die Jnjurien aber,
womit der „Auswanderer“ „die meisten Agenten“ beschimpft, sind mittel-
bar auch gegen alle die achtbaren Firmen und Anstalten, welche solcher ver-
mittelnder Geschäftsstellen bedürfen, ja gegen alle Regierungen, welche sie
concessioniren und überwachen, gerichtet, und es fragt sich nur noch, ob
namentlich die ehrenhaftesten der zunächst betheiligten Agenten Notiz davon
nehmen oder, den „Auswanderer“ für unzurechnungsfähig haltend, die
Sache auf sich beruhen lassen werden.
* ) Dasselbe gilt von der Auswanderungszeitung, es müßte denn die
Zusendung von Exemplaren „Behufs Besprechung“ an die Redactionen der
geachtetsten Blätter zur ungebührlichen Aufforderung gestempelt werden.
Wenn aber der „Auswanderer“ sich beklagt, daß seine Mitarbeiter „weniger
bekannt “ wären, weil sie sich weder in den Anzeigen der Zeitungen annoncirt
( wirklich nicht?! ) , noch in „selbstgeschriebenen oder von Freundeshand ver-
faßten Lobeserhebungen den Ruhm ihres Namens ausgestceut, sondern be-
scheiden
geharrt hätten, bis sich die Zeit erfüllen werde: so verdient die
Harmlosigkeit, mit welcher der „Auswanderer“ sich hier selbst verleugnet,
alle Anerkennung. Nöthigenfalls werden einige Pröbchen der „ Bescheiden-
heit “ des „Auswanderers“ aus ihm selbst zusammengestellt und mitgetheilt
werden.
** ) Um dieselbe zu erleichtern, hätte ich den „Auswanderer“ gern für sich
selbst sprechen lassen, weil die meisten geneigten Leser nähere Bekanntschaft mit
ihm noch nicht gemacht haben mögen; der sich unerwartet häufende Stoff
für gegenwärtige und die nächsten Numern aber verhinderte den vollständigen
Abdruck des Schmäh = Artikels.
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Eine ebenso abgeschmackte und gehässige Voraussetzung des Ungenannten ist es, daß die, welche nicht zu dem Darmstädter Natio- nalvereine gehören, und der Auswanderer sich in Wort, Schrift und That angenommen und für das Wohl derselben gekämpft haben, keine Opfer gebracht, vielmehr von ihrem Streben sich gemästet, von ihm gelebt hätten. Er nenne die Männer, damit sie sich vertheidigen können. Jch gehöre nicht zu ihnen. Bosheit ist es aber, daß der Ungenannte mir ganz falsche Begriffe unterschiebt, als ob ich unter Praktikern die Agenten verstände, und diese in meinen besondern Schutz und Schirm nähme. Jch stehe jedem Agentenwesen, auch dem Auswanderungs=Bureau in Rudolstadt gewiß ebenso fern, als der Ungenannte, wie mir der Herausgeber der Allgemeinen Auswanderungszeitung bezeugen muß, und erkläre hiermit zum letzten Mal, daß die Behauptung, schon mehrmals erhoben, die genannten Mitarbeiter jener Zeitung ständen mit dem Auswanderungs = Bureau in Verbindung, eine grundfalsche * ) ist. 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Mit den gesellschaftlichen Krebsschäden der Zeit steht die Auswanderung in enger Beziehung, und je mehr die Uebel um sich greifen, und die Hungerpest ihre Opfer verschlingt, um so mehr wird auch die Auswanderung ohne günstige Rückwirkung auf das Mutterland in Zunahme begriffen sein. Wer die socialen Zerwürfnisse, den krankhaften Zustand der Gegenwart leugnen will, ist entweder blind oder ein Narr, und indem wir die Unzurechnungsfähigen bei Seite lassen, und an die gesunde Vernunft uns wenden, verlangen wir von dieser, daß sie die Heilmittel zu einer Radikalcur auffinde und anwende. Das Kolonisiren nach Jnnen und Außen wird unter den Heil- mitteln inbegriffen sein müssen, denn er bildet einen Damm gegen die Vermehrung des Proletariats. 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Es schmerzt mich sehr, daß eine von mir allein gegründete und geführte Anstalt, die, wie meine Acten beweisen können, lediglich im Jnteresse der sich ihr Anvertrauenden, sich eine der mühevollsten und undankbarsten Aufgaben ge- stellt, durch ihre Leistungen aber das Gegentheil von den Verdächtigungen des „Auswanderers“, genugsam bekundet hat, Männern, welche bei derselben in keiner Weise betheiligt, wohl aber die geachtetsten Autoritäten der Aus- wanderungszeitung sind, grund = und bodenlose Kränkungen zuzieht. ** ) Auch das Auswanderungsbureau wird seine nach dem Zeugniß der geführten Acten bisher gewiß nicht überflüssige Thätigkeit mit Freuden einstellen, sobald die Organisation der deutschen Auswanderung zu Stande gekommen und an die Stelle der bisherigen Einrichtungen etwas Besseres getreten ist. Daß jedoch durch Beamten = Anstellung statt der Agenten wenig oder nichts gewonnen, vielmehr bloß der Name geändert sein dürfte, wurde in Nr. 53 der Ausw. Z. von 1847, S. 413 näher dargethan. Die Jnjurien aber, womit der „Auswanderer“ „die meisten Agenten“ beschimpft, sind mittel- bar auch gegen alle die achtbaren Firmen und Anstalten, welche solcher ver- mittelnder Geschäftsstellen bedürfen, ja gegen alle Regierungen, welche sie concessioniren und überwachen, gerichtet, und es fragt sich nur noch, ob namentlich die ehrenhaftesten der zunächst betheiligten Agenten Notiz davon nehmen oder, den „Auswanderer“ für unzurechnungsfähig haltend, die Sache auf sich beruhen lassen werden. * ) Dasselbe gilt von der Auswanderungszeitung, es müßte denn die Zusendung von Exemplaren „Behufs Besprechung“ an die Redactionen der geachtetsten Blätter zur ungebührlichen Aufforderung gestempelt werden. Wenn aber der „Auswanderer“ sich beklagt, daß seine Mitarbeiter „weniger bekannt “ wären, weil sie sich weder in den Anzeigen der Zeitungen annoncirt ( wirklich nicht?! ) , noch in „selbstgeschriebenen oder von Freundeshand ver- faßten Lobeserhebungen den Ruhm ihres Namens ausgestceut, sondern be- scheiden geharrt hätten, bis sich die Zeit erfüllen werde: so verdient die Harmlosigkeit, mit welcher der „Auswanderer“ sich hier selbst verleugnet, alle Anerkennung. Nöthigenfalls werden einige Pröbchen der „ Bescheiden- heit “ des „Auswanderers“ aus ihm selbst zusammengestellt und mitgetheilt werden. ** ) Um dieselbe zu erleichtern, hätte ich den „Auswanderer“ gern für sich selbst sprechen lassen, weil die meisten geneigten Leser nähere Bekanntschaft mit ihm noch nicht gemacht haben mögen; der sich unerwartet häufende Stoff für gegenwärtige und die nächsten Numern aber verhinderte den vollständigen Abdruck des Schmäh = Artikels.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer24_1848/2>, abgerufen am 29.03.2024.