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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Buchhandlung

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
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Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK:
Helmich & Co., 421 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
[Ende Spaltensatz]

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl == 2 fl 6 Xr.
[Spaltenumbruch]
Nro 24.
Montag, 12. Juni 1848.
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Jnhalt: Händel mit dem Darmstädter "Auswanderer": Replik des Hrn. Dr. Büttner.
-- Einladung zur Theilnahme an dem Constant' schen Ansiedelunfgsproject. -- Petition des
Hrn. Dr Gerhardy, nebst Bescheid des Königl. Preuß. Ministeriums. -- Bericht über
das deutsche Auswanderungswesen, erstattet im Volksverein zu Newyork, vom Vicepräsi-
denten, Hrn. H. E. Ludewig. -- Kräftige Handhabung des Gesetzes zum Schutze der Ein-
wanderer in N.=Y. -- Vermessung der Staatsländereien; billiges Soldatenland ( warrants ) .




Erwiederung
auf den ersten Artikel in Nr. 22 des "Deutschen Auswanderers ":
" Dr. Büttner's offener Brief an das deutsche Parlament ".
Mit Anmerkungen des Herausgebers.

Ein Ungenannter hat in No. 22 des "deutschen Aus-
wanderers " meinen offenen Brief an das deutsche Parlament einer
Begutachtung zu unterwerfen geruht, dabei aber arge Böcke ge-
schossen und, was noch schlimmer ist, große Leidenschaftlichkeit an
den Tag gelegt, die ihn sogar zu Verdächtigungen meiner Person
und meines Strebens, die Auswanderung auf die meiner Ansicht
nach einzig mögliche Weise zu ordnen und zu regeln, und dem
Proletariate vorzubeugen, hingerissen hat. Den hämischen Angriffen
und Verdächtigungen habe ich einfach Folgendes entgegenzusetzen.

Mit der Auswanderungsfrage habe ich mich seit dem Jahre
1834, in welchem ich mit einer Predigerfamilie nach den Ver-
einigten Staaten auswanderte, beschäftigt, und nicht etwa aus
Dilettantismus, wie es bei Vielen in neuester Zeit der Fall
ist, sondern aus der festen Ueberzeugung, daß sie für Deutschland
eine Hauptfrage, und ihre richtige Lösung dringend nothwendig ist.
Dort in den Vereinigten Staaten, in welchen ich fast sieben
Jahre theils im Amte als Prediger und öffentlicher Lehrer, theils
auf Reisen zugebracht, habe ich keine Gelegenheit verabsäumt,
die zu jener Lösung nöthigen Einsichten und Kenntnisse, so weit
sie jene Staaten betrifft, mir zu erwerben. Nach Deutschland
zurückgekehrt, habe ich die dort erworbenen Erfahrungen und An-
sichten in den von mir herausgegebenen Büchern niedergelegt, in
der guten Absicht, auch mein Scherflein zum Besten meiner deut-
[Spaltenumbruch] schen Brüder darzubringen. Je mehr ich mich aber mit der Frage
beschäftigte, desto wichtiger und lieber wurde sie mir, und diese
Wichtigkeit und Liebe habe ich denn auch von Hamburg, wo ich
genug Gelegenheit hatte, die Unkenntniß und Rathlosigkeit der
Auswanderer kennen zu lernen, mit in meine Landpfarre genommen,
so daß ich die Stunde, die Amt und Fortbildung in demselben
mir frei lassen, dieser deutschen Lebensfrage widme. Deßhalb
arbeite ich auch mit an der Allgemeinen Auswanderungszeitung,
und bedaure nur, daß ich für sie nicht so thätig sein kann, als
ich wünsche. Jn meinen Aufsätzen, die Jedem zur Einsicht offen
liegen, habe ich mich, wie schon früher auch in meinem Buche:
"Briefe aus und über Nordamerika", stets dahin ausgesprochen,
daß die Regierungen der Auswanderer sich annehmen und die
Auswanderung regeln und ordnen müssen; Preußen sollte sich an
die Spitze stellen, wenn der Bundestag die Sache von sich weisen
würde. Es ist nichts gethan worden, es muß aber etwas, wenn
möglich, viel gethan werden. Von wem jetzt aber? Von dem
deutschen Parlamente. Daher mein offener Brief an dasselbe, aus
Liebe zu meinen deutschen Brüdern und Schwestern hervorgegangen.

Es ist also eine höchst abgeschmackte Voraussetzung des Un-
genannten, daß plötzlicher Aerger gegen einen Nationalverein, wie
ihn Hr. Dr. Strecker vorgeschlagen* ), mich zu dem Schreiben des

* ) Hier scheint Hr. Dr. B. den "Auswanderer" mißverstanden zu haben,
indem letzterer uns ja vorwirft, daß wir durch Aufnahme des Strecker'schen
Aufrufs gleichsam Partei für diesen projectirten Verein, und nur auf den
Darmstädter einen Aerger hätten. Dr. Streckers Aufruf wurde, mit dem
Ersuchen um Jnsertion, eingesendet, und war hier auch ganz am rechten
Platze. Ebenso bereitwillige Aufnahme würden die Erlasse des National-
vereins gefunden haben, wenn derselbe es je der Mühe werth gehalten hätte,
der Auswanderungszeitung dieselben mitzutheilen. Daß wir dessenungeachtet
die Einladung des Nationalvereins vom 10. Juli vor. J. aus anderen Blättern
entlehnten ( Ausw. Ztug. 1847, Nr. 43 ) und unsere Spalten, obgleich sich
dieß von selbst verstand, doch ausdrücklich als auch ihm geöffnet bezeichneten,
-- davon erwähnt hier der "Auswanderer" kein Wort. Welchen Namen
verdient eine solche Taktik?
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Buchhandlung

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
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Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK:
Helmich & Co., 421 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl == 2 fl 6 Xr.
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Nro 24.
Montag, 12. Juni 1848.
[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz]

Jnhalt: Händel mit dem Darmstädter „Auswanderer“: Replik des Hrn. Dr. Büttner.
-- Einladung zur Theilnahme an dem Constant' schen Ansiedelunfgsproject. -- Petition des
Hrn. Dr Gerhardy, nebst Bescheid des Königl. Preuß. Ministeriums. -- Bericht über
das deutsche Auswanderungswesen, erstattet im Volksverein zu Newyork, vom Vicepräsi-
denten, Hrn. H. E. Ludewig. -- Kräftige Handhabung des Gesetzes zum Schutze der Ein-
wanderer in N.=Y. -- Vermessung der Staatsländereien; billiges Soldatenland ( warrants ) .




Erwiederung
auf den ersten Artikel in Nr. 22 des „Deutschen Auswanderers “:
Dr. Büttner's offener Brief an das deutsche Parlament “.
Mit Anmerkungen des Herausgebers.

Ein Ungenannter hat in No. 22 des „deutschen Aus-
wanderers “ meinen offenen Brief an das deutsche Parlament einer
Begutachtung zu unterwerfen geruht, dabei aber arge Böcke ge-
schossen und, was noch schlimmer ist, große Leidenschaftlichkeit an
den Tag gelegt, die ihn sogar zu Verdächtigungen meiner Person
und meines Strebens, die Auswanderung auf die meiner Ansicht
nach einzig mögliche Weise zu ordnen und zu regeln, und dem
Proletariate vorzubeugen, hingerissen hat. Den hämischen Angriffen
und Verdächtigungen habe ich einfach Folgendes entgegenzusetzen.

Mit der Auswanderungsfrage habe ich mich seit dem Jahre
1834, in welchem ich mit einer Predigerfamilie nach den Ver-
einigten Staaten auswanderte, beschäftigt, und nicht etwa aus
Dilettantismus, wie es bei Vielen in neuester Zeit der Fall
ist, sondern aus der festen Ueberzeugung, daß sie für Deutschland
eine Hauptfrage, und ihre richtige Lösung dringend nothwendig ist.
Dort in den Vereinigten Staaten, in welchen ich fast sieben
Jahre theils im Amte als Prediger und öffentlicher Lehrer, theils
auf Reisen zugebracht, habe ich keine Gelegenheit verabsäumt,
die zu jener Lösung nöthigen Einsichten und Kenntnisse, so weit
sie jene Staaten betrifft, mir zu erwerben. Nach Deutschland
zurückgekehrt, habe ich die dort erworbenen Erfahrungen und An-
sichten in den von mir herausgegebenen Büchern niedergelegt, in
der guten Absicht, auch mein Scherflein zum Besten meiner deut-
[Spaltenumbruch] schen Brüder darzubringen. Je mehr ich mich aber mit der Frage
beschäftigte, desto wichtiger und lieber wurde sie mir, und diese
Wichtigkeit und Liebe habe ich denn auch von Hamburg, wo ich
genug Gelegenheit hatte, die Unkenntniß und Rathlosigkeit der
Auswanderer kennen zu lernen, mit in meine Landpfarre genommen,
so daß ich die Stunde, die Amt und Fortbildung in demselben
mir frei lassen, dieser deutschen Lebensfrage widme. Deßhalb
arbeite ich auch mit an der Allgemeinen Auswanderungszeitung,
und bedaure nur, daß ich für sie nicht so thätig sein kann, als
ich wünsche. Jn meinen Aufsätzen, die Jedem zur Einsicht offen
liegen, habe ich mich, wie schon früher auch in meinem Buche:
„Briefe aus und über Nordamerika“, stets dahin ausgesprochen,
daß die Regierungen der Auswanderer sich annehmen und die
Auswanderung regeln und ordnen müssen; Preußen sollte sich an
die Spitze stellen, wenn der Bundestag die Sache von sich weisen
würde. Es ist nichts gethan worden, es muß aber etwas, wenn
möglich, viel gethan werden. Von wem jetzt aber? Von dem
deutschen Parlamente. Daher mein offener Brief an dasselbe, aus
Liebe zu meinen deutschen Brüdern und Schwestern hervorgegangen.

Es ist also eine höchst abgeschmackte Voraussetzung des Un-
genannten, daß plötzlicher Aerger gegen einen Nationalverein, wie
ihn Hr. Dr. Strecker vorgeschlagen* ), mich zu dem Schreiben des

* ) Hier scheint Hr. Dr. B. den „Auswanderer“ mißverstanden zu haben,
indem letzterer uns ja vorwirft, daß wir durch Aufnahme des Strecker'schen
Aufrufs gleichsam Partei für diesen projectirten Verein, und nur auf den
Darmstädter einen Aerger hätten. Dr. Streckers Aufruf wurde, mit dem
Ersuchen um Jnsertion, eingesendet, und war hier auch ganz am rechten
Platze. Ebenso bereitwillige Aufnahme würden die Erlasse des National-
vereins gefunden haben, wenn derselbe es je der Mühe werth gehalten hätte,
der Auswanderungszeitung dieselben mitzutheilen. Daß wir dessenungeachtet
die Einladung des Nationalvereins vom 10. Juli vor. J. aus anderen Blättern
entlehnten ( Ausw. Ztug. 1847, Nr. 43 ) und unsere Spalten, obgleich sich
dieß von selbst verstand, doch ausdrücklich als auch ihm geöffnet bezeichneten,
-- davon erwähnt hier der „Auswanderer“ kein Wort. Welchen Namen
verdient eine solche Taktik?
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Von wem jetzt aber? Von dem deutschen Parlamente. Daher mein offener Brief an dasselbe, aus Liebe zu meinen deutschen Brüdern und Schwestern hervorgegangen. Es ist also eine höchst abgeschmackte Voraussetzung des Un- genannten, daß plötzlicher Aerger gegen einen Nationalverein, wie ihn Hr. Dr. Strecker vorgeschlagen * ), mich zu dem Schreiben des * ) Hier scheint Hr. Dr. B. den „Auswanderer“ mißverstanden zu haben, indem letzterer uns ja vorwirft, daß wir durch Aufnahme des Strecker'schen Aufrufs gleichsam Partei für diesen projectirten Verein, und nur auf den Darmstädter einen Aerger hätten. Dr. Streckers Aufruf wurde, mit dem Ersuchen um Jnsertion, eingesendet, und war hier auch ganz am rechten Platze. Ebenso bereitwillige Aufnahme würden die Erlasse des National- vereins gefunden haben, wenn derselbe es je der Mühe werth gehalten hätte, der Auswanderungszeitung dieselben mitzutheilen. Daß wir dessenungeachtet die Einladung des Nationalvereins vom 10. Juli vor. J. aus anderen Blättern entlehnten ( Ausw. Ztug. 1847, Nr. 43 ) und unsere Spalten, obgleich sich dieß von selbst verstand, doch ausdrücklich als auch ihm geöffnet bezeichneten, -- davon erwähnt hier der „Auswanderer“ kein Wort. Welchen Namen verdient eine solche Taktik?

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 12. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer24_1848/1>, abgerufen am 19.04.2024.