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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 23. Rudolstadt, 5. Juni 1848.

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[Spaltenumbruch] San Saba ihr Jagdrevier besitzen, und wozu auch die Häupt-
linge Buffalo Hump und Santa Ana gerechnet werden, bei
uns anzufragen, weßhalb wir in ihr Gebiet vordrängen, und uns
davon abzurathen, das alte Fort zu besuchen, da dort, in der
Gegend der großen Kriegsstraße nach Mexiko hin, unsere Pferde
leicht durch Diebstahl verloren gehen könnten. Während der
Unterredung mit diesem Abgeordneten, der 70 M. an diesem Tage
zurückgelegt hatte und sich eine sehr wichtige Miene gab, kam es
mir äußerst lächerlich an, den Quadromingo mit einem Muskit-
Baume auf das Feuer zuschreitend die obscönen Worte mit me-
rikanischem Accent abfingen zu hören, die in Deutschland auf
einen bekannten Walzer componirt wurden, wovon einige Spaß-
vögel ihm gesagt hatten, es sei ein schönes Lied. Einige Tage
vorher hatte mit hinsterbender Stimme, einem kirchlichen Trauer-
gesange ähnlich, Felipe ein anderes, von den Merikanern die Le-
gende von dem Untergange des alten Forts genannte, wirklich geist-
volle Composition, was Dichtung betrifft, abgeleiert. Ueberhaupt
trugen die Merikaner nicht wenig zur allgemeinen Belustigung
bei. Dieß war die 4. Nacht nach einander mit starkem Frost.

Am 13. ward gerastet. Fast alle Sorten Wild wurden ins
Lager geschleppt, Fische gefangen und ein reicher Honigbaum seines
Schatzes beraubt. Es war ein wundervoller, etwas heißer Tag.
Auch heute besuchten uns Comanches, denen in der Nacht das
Zelt abgebrannt war, ein guter Vorwand, sich eine Gabe zu
erbitten.

Am 14., nachdem die Gesellschaft sich in 2 Theile getrennt
hatte, ging ich mit den Wagen und dem größten Theil der Mann-
schaft nach dem Llano wieder ab. Die übrigen blieben zurück,
um, mit Packthieren versehen, das alte Fort und von da den
Lagerplatz der Comanchen=Häupter zu besuchen. Der Häuptling
in jener von uns gesehenen Stadt war nur ein Unterhäuptling.
Major Neighbors theilte mir mit, daß die Comanches, welche ein
ungeheures Gebiet einnehmen und sich selten oder nie vereinigen,
sich in 5 Haupt = Banden zersplittern, und im Ganzen ungefähr
12,000 Seelen begreifen, wovon bei weitem der größte Theil im
nördlichen Texas und jenseits der Wichetaw oder Washitta-
Gebirge sich aufhält. Jch halte jedoch diese Angabe nach ande-
ren Erkundigungen für sehr übertrieben. Mag dem sein wie ihm
wolle, sie sind ein zahlreicher Stamm. Jhr Hauptdurchzug ist
nach der merikanischen Grenze, wo sie unaufhörlich brandschatzen,
plündern, morden und jede Art von Greuelthaten begehen. An
diesem Tage machten wir noch auf directem Wege nach dem San
Saba = Thor, 13 M., und lagerten etwa 100 Schritt unterhalb
des früher schon bezogenen Lagers der Kickapu's. Abends hatten
wir eine gänzlich erfolglose Stampede. Ein panischer Schrecken
bemächtigte sich urplötzlich sämmtlicher Pferde und Maulthiere,
von denen mehrere die dicksten Stränge durchrissen und schnau-
bend davon jagten. Noch in der Nacht gelang es, diese
Thiere wieder einzufangen, mit Ausnahme eines einzigen, welches
am Morgen von selbst wiederkam. Wir hatten sämmtlich die
Waffen bereit gehalten. Nach einer Weile erholten wir uns von
der Ueberraschung, und die Herren Amerikaner luden zur Beruhigung
[Spaltenumbruch] der Gemüther ihre bis dahin ungeladenen Gewehre. Jn der
Nacht erfolgte keine weitere Störung.

Am 15. Morgens erfolgte ein leichter Regen mit Westwind.
Das Wetter wurde jedoch wieder klar, und so zogen wir auf
dem linken Ufer des Goldbaches etwa 12 Meilen weit auf den
Llano weiter zu.

Am 16. legten wir noch 6 M. zurück, um den Llano zu er-
reichen, überschritten denselben und lagerten in der Mitte zwischen
den beiden früheren Lagern an diesem Strome. Von der San
Saba nach dem Llano rechne ich auf diesem näheren Wege nur
31. M. guten Weg. Gegen Abend fing es an zu donnern und
zu blitzen. Viele Puter ließen sich in der Nachbarschaft hören.
Ein Amerikaner fing gegen Abend in einer halben Stunde mehr
als 30 P Katfisch, ungefähr ein Dutzend in einem durch das
Wasser des Llano gebildeten Teiche. Nachts hatten wir einen
ziemlich starken Regen mit Donner, jedoch kein ernstliches Gewitter.

Am 17. verließen einige Mann als Wagenbedeckung die
nun am Llano gebildete Station. Auch ich gesellte mich zu den
Wagen. Lorenzo führte uns einen näheren Weg, so daß wir
nach zurückgelegten 13 M. uns bereits in dem Lager vom 27.
Januar befanden, wo uns der erste Regen betroffen hatte. Das
Wetter klärte sich vollständig auf und wurde kühl. Wir kamen
1 M. vom Ziel unserer Reise an dem Lager der von Meriko
zurückgekehrten Mescaleros und Lipans vorbei, welche vor
Kurzem Friedrichsburg wieder besucht und dort Tauschhandel ge-
trieben hatten. Zwei Leute von unserer Abtheilung überraschten diese
Leute, indem sie sich plötzlich mitten in ihr Lager begaben und
sie einluden, unser Lager aufzusuchen. Die Pferde dieser Jndianer
waren sehr mager.

Am 18. hatte es wieder einmal Eis gefroren. Während
des Tages bewölkte sich aber der Himmel wieder. Die Jagd
lieferte am Zuflusse des Piedernales, 10 M. weiter, wo wieder
gelagert wurde, nichts als 1 Puter und 1 Gans. Diese ward
am Spieß gebraten. Jn der Nacht wurde es wieder ziemlich kühl.

Am 19. wurde bei regendrohendem Wetter die letzte Strecke
von etwa 11 M. bis an den Life oak Creek von den Wagen
zurückgelegt. Unterwegs fanden wir einen halben Hirsch, wovon
Abends vortreffliche Beefsteaks bereitet wurden, weil es ein ganz
junges Thier war. Jn dem beim Heraufzuge verbrannten Lager
am Fuß der Berge, fanden wir die vom Verein zum Schutze der
Kolonisten für den Llano heraufgesandte Fußcompagnie, welche,
etwa 30 Mann stark, einstweilen die Station am Llano ver-
stärken und unverzüglich ein Blockhaus dort bauen sollte. An
einem Baume hatten sie eine große Bärin aufgespannt, welche
am vorhergehenden Tage von ihnen erlegt worden war und zwar
auf dem unmittelbar ans Lager stoßenden Hügel, wo früher die
unglückliche Büffeljagd stattgefunden hatte. 4 ganz kleine Junge
mit geschlossenen Augen waren gefangen worden, die sie gerade
gesäugt hatte; trotzdem hatte auch dieses Thier ungefähr einen
halben Fuß dickes Fett auf dem Rücken. Unterwegs ward ein
Opossum verfolgt, welches sich in einen Baum verkroch. Viel
Wild war angetroffen worden, jedoch blieb die Jagd erfolglos.

[Spaltenumbruch] San Saba ihr Jagdrevier besitzen, und wozu auch die Häupt-
linge Buffalo Hump und Santa Ana gerechnet werden, bei
uns anzufragen, weßhalb wir in ihr Gebiet vordrängen, und uns
davon abzurathen, das alte Fort zu besuchen, da dort, in der
Gegend der großen Kriegsstraße nach Mexiko hin, unsere Pferde
leicht durch Diebstahl verloren gehen könnten. Während der
Unterredung mit diesem Abgeordneten, der 70 M. an diesem Tage
zurückgelegt hatte und sich eine sehr wichtige Miene gab, kam es
mir äußerst lächerlich an, den Quadromingo mit einem Muskit-
Baume auf das Feuer zuschreitend die obscönen Worte mit me-
rikanischem Accent abfingen zu hören, die in Deutschland auf
einen bekannten Walzer componirt wurden, wovon einige Spaß-
vögel ihm gesagt hatten, es sei ein schönes Lied. Einige Tage
vorher hatte mit hinsterbender Stimme, einem kirchlichen Trauer-
gesange ähnlich, Felipe ein anderes, von den Merikanern die Le-
gende von dem Untergange des alten Forts genannte, wirklich geist-
volle Composition, was Dichtung betrifft, abgeleiert. Ueberhaupt
trugen die Merikaner nicht wenig zur allgemeinen Belustigung
bei. Dieß war die 4. Nacht nach einander mit starkem Frost.

Am 13. ward gerastet. Fast alle Sorten Wild wurden ins
Lager geschleppt, Fische gefangen und ein reicher Honigbaum seines
Schatzes beraubt. Es war ein wundervoller, etwas heißer Tag.
Auch heute besuchten uns Comanches, denen in der Nacht das
Zelt abgebrannt war, ein guter Vorwand, sich eine Gabe zu
erbitten.

Am 14., nachdem die Gesellschaft sich in 2 Theile getrennt
hatte, ging ich mit den Wagen und dem größten Theil der Mann-
schaft nach dem Llano wieder ab. Die übrigen blieben zurück,
um, mit Packthieren versehen, das alte Fort und von da den
Lagerplatz der Comanchen=Häupter zu besuchen. Der Häuptling
in jener von uns gesehenen Stadt war nur ein Unterhäuptling.
Major Neighbors theilte mir mit, daß die Comanches, welche ein
ungeheures Gebiet einnehmen und sich selten oder nie vereinigen,
sich in 5 Haupt = Banden zersplittern, und im Ganzen ungefähr
12,000 Seelen begreifen, wovon bei weitem der größte Theil im
nördlichen Texas und jenseits der Wichetaw oder Washitta-
Gebirge sich aufhält. Jch halte jedoch diese Angabe nach ande-
ren Erkundigungen für sehr übertrieben. Mag dem sein wie ihm
wolle, sie sind ein zahlreicher Stamm. Jhr Hauptdurchzug ist
nach der merikanischen Grenze, wo sie unaufhörlich brandschatzen,
plündern, morden und jede Art von Greuelthaten begehen. An
diesem Tage machten wir noch auf directem Wege nach dem San
Saba = Thor, 13 M., und lagerten etwa 100 Schritt unterhalb
des früher schon bezogenen Lagers der Kickapu's. Abends hatten
wir eine gänzlich erfolglose Stampede. Ein panischer Schrecken
bemächtigte sich urplötzlich sämmtlicher Pferde und Maulthiere,
von denen mehrere die dicksten Stränge durchrissen und schnau-
bend davon jagten. Noch in der Nacht gelang es, diese
Thiere wieder einzufangen, mit Ausnahme eines einzigen, welches
am Morgen von selbst wiederkam. Wir hatten sämmtlich die
Waffen bereit gehalten. Nach einer Weile erholten wir uns von
der Ueberraschung, und die Herren Amerikaner luden zur Beruhigung
[Spaltenumbruch] der Gemüther ihre bis dahin ungeladenen Gewehre. Jn der
Nacht erfolgte keine weitere Störung.

Am 15. Morgens erfolgte ein leichter Regen mit Westwind.
Das Wetter wurde jedoch wieder klar, und so zogen wir auf
dem linken Ufer des Goldbaches etwa 12 Meilen weit auf den
Llano weiter zu.

Am 16. legten wir noch 6 M. zurück, um den Llano zu er-
reichen, überschritten denselben und lagerten in der Mitte zwischen
den beiden früheren Lagern an diesem Strome. Von der San
Saba nach dem Llano rechne ich auf diesem näheren Wege nur
31. M. guten Weg. Gegen Abend fing es an zu donnern und
zu blitzen. Viele Puter ließen sich in der Nachbarschaft hören.
Ein Amerikaner fing gegen Abend in einer halben Stunde mehr
als 30 P Katfisch, ungefähr ein Dutzend in einem durch das
Wasser des Llano gebildeten Teiche. Nachts hatten wir einen
ziemlich starken Regen mit Donner, jedoch kein ernstliches Gewitter.

Am 17. verließen einige Mann als Wagenbedeckung die
nun am Llano gebildete Station. Auch ich gesellte mich zu den
Wagen. Lorenzo führte uns einen näheren Weg, so daß wir
nach zurückgelegten 13 M. uns bereits in dem Lager vom 27.
Januar befanden, wo uns der erste Regen betroffen hatte. Das
Wetter klärte sich vollständig auf und wurde kühl. Wir kamen
1 M. vom Ziel unserer Reise an dem Lager der von Meriko
zurückgekehrten Mescaleros und Lipans vorbei, welche vor
Kurzem Friedrichsburg wieder besucht und dort Tauschhandel ge-
trieben hatten. Zwei Leute von unserer Abtheilung überraschten diese
Leute, indem sie sich plötzlich mitten in ihr Lager begaben und
sie einluden, unser Lager aufzusuchen. Die Pferde dieser Jndianer
waren sehr mager.

Am 18. hatte es wieder einmal Eis gefroren. Während
des Tages bewölkte sich aber der Himmel wieder. Die Jagd
lieferte am Zuflusse des Piedernales, 10 M. weiter, wo wieder
gelagert wurde, nichts als 1 Puter und 1 Gans. Diese ward
am Spieß gebraten. Jn der Nacht wurde es wieder ziemlich kühl.

Am 19. wurde bei regendrohendem Wetter die letzte Strecke
von etwa 11 M. bis an den Life oak Creek von den Wagen
zurückgelegt. Unterwegs fanden wir einen halben Hirsch, wovon
Abends vortreffliche Beefsteaks bereitet wurden, weil es ein ganz
junges Thier war. Jn dem beim Heraufzuge verbrannten Lager
am Fuß der Berge, fanden wir die vom Verein zum Schutze der
Kolonisten für den Llano heraufgesandte Fußcompagnie, welche,
etwa 30 Mann stark, einstweilen die Station am Llano ver-
stärken und unverzüglich ein Blockhaus dort bauen sollte. An
einem Baume hatten sie eine große Bärin aufgespannt, welche
am vorhergehenden Tage von ihnen erlegt worden war und zwar
auf dem unmittelbar ans Lager stoßenden Hügel, wo früher die
unglückliche Büffeljagd stattgefunden hatte. 4 ganz kleine Junge
mit geschlossenen Augen waren gefangen worden, die sie gerade
gesäugt hatte; trotzdem hatte auch dieses Thier ungefähr einen
halben Fuß dickes Fett auf dem Rücken. Unterwegs ward ein
Opossum verfolgt, welches sich in einen Baum verkroch. Viel
Wild war angetroffen worden, jedoch blieb die Jagd erfolglos.

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Einige Tage vorher hatte mit hinsterbender Stimme, einem kirchlichen Trauer- gesange ähnlich, Felipe ein anderes, von den Merikanern die Le- gende von dem Untergange des alten Forts genannte, wirklich geist- volle Composition, was Dichtung betrifft, abgeleiert. Ueberhaupt trugen die Merikaner nicht wenig zur allgemeinen Belustigung bei. Dieß war die 4. Nacht nach einander mit starkem Frost. Am 13. ward gerastet. Fast alle Sorten Wild wurden ins Lager geschleppt, Fische gefangen und ein reicher Honigbaum seines Schatzes beraubt. Es war ein wundervoller, etwas heißer Tag. Auch heute besuchten uns Comanches, denen in der Nacht das Zelt abgebrannt war, ein guter Vorwand, sich eine Gabe zu erbitten. Am 14., nachdem die Gesellschaft sich in 2 Theile getrennt hatte, ging ich mit den Wagen und dem größten Theil der Mann- schaft nach dem Llano wieder ab. Die übrigen blieben zurück, um, mit Packthieren versehen, das alte Fort und von da den Lagerplatz der Comanchen=Häupter zu besuchen. Der Häuptling in jener von uns gesehenen Stadt war nur ein Unterhäuptling. Major Neighbors theilte mir mit, daß die Comanches, welche ein ungeheures Gebiet einnehmen und sich selten oder nie vereinigen, sich in 5 Haupt = Banden zersplittern, und im Ganzen ungefähr 12,000 Seelen begreifen, wovon bei weitem der größte Theil im nördlichen Texas und jenseits der Wichetaw oder Washitta- Gebirge sich aufhält. Jch halte jedoch diese Angabe nach ande- ren Erkundigungen für sehr übertrieben. Mag dem sein wie ihm wolle, sie sind ein zahlreicher Stamm. Jhr Hauptdurchzug ist nach der merikanischen Grenze, wo sie unaufhörlich brandschatzen, plündern, morden und jede Art von Greuelthaten begehen. An diesem Tage machten wir noch auf directem Wege nach dem San Saba = Thor, 13 M., und lagerten etwa 100 Schritt unterhalb des früher schon bezogenen Lagers der Kickapu's. Abends hatten wir eine gänzlich erfolglose Stampede. Ein panischer Schrecken bemächtigte sich urplötzlich sämmtlicher Pferde und Maulthiere, von denen mehrere die dicksten Stränge durchrissen und schnau- bend davon jagten. Noch in der Nacht gelang es, diese Thiere wieder einzufangen, mit Ausnahme eines einzigen, welches am Morgen von selbst wiederkam. Wir hatten sämmtlich die Waffen bereit gehalten. Nach einer Weile erholten wir uns von der Ueberraschung, und die Herren Amerikaner luden zur Beruhigung der Gemüther ihre bis dahin ungeladenen Gewehre. Jn der Nacht erfolgte keine weitere Störung. Am 15. Morgens erfolgte ein leichter Regen mit Westwind. Das Wetter wurde jedoch wieder klar, und so zogen wir auf dem linken Ufer des Goldbaches etwa 12 Meilen weit auf den Llano weiter zu. Am 16. legten wir noch 6 M. zurück, um den Llano zu er- reichen, überschritten denselben und lagerten in der Mitte zwischen den beiden früheren Lagern an diesem Strome. Von der San Saba nach dem Llano rechne ich auf diesem näheren Wege nur 31. M. guten Weg. Gegen Abend fing es an zu donnern und zu blitzen. Viele Puter ließen sich in der Nachbarschaft hören. Ein Amerikaner fing gegen Abend in einer halben Stunde mehr als 30 P Katfisch, ungefähr ein Dutzend in einem durch das Wasser des Llano gebildeten Teiche. Nachts hatten wir einen ziemlich starken Regen mit Donner, jedoch kein ernstliches Gewitter. Am 17. verließen einige Mann als Wagenbedeckung die nun am Llano gebildete Station. Auch ich gesellte mich zu den Wagen. Lorenzo führte uns einen näheren Weg, so daß wir nach zurückgelegten 13 M. uns bereits in dem Lager vom 27. Januar befanden, wo uns der erste Regen betroffen hatte. Das Wetter klärte sich vollständig auf und wurde kühl. Wir kamen 1 M. vom Ziel unserer Reise an dem Lager der von Meriko zurückgekehrten Mescaleros und Lipans vorbei, welche vor Kurzem Friedrichsburg wieder besucht und dort Tauschhandel ge- trieben hatten. 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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 23. Rudolstadt, 5. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer23_1848/4>, abgerufen am 25.04.2024.