Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 5. Rudolstadt, 27. Oktober 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] tert wären, und bemerkten ihm, daß nur unter den oben an-
gegebenen Bedingungen, durch Nährung des Sectengeistes und
strenger Abgeschlossenheit ein Zusammenhalten möglich wäre, und
ihm Rapp als Beispiel anführend. Nun, so zu handeln, habe
er auch im Sinne, sagte er, er sei der Ergebenheit und des un-
bedingten Gehorsams seiner Gemeinde gewiß, zumal da er die
räudigen Schaafe ausgemerzt habe. Arme Ehrenströmianer! Wel-
cher vernünftige, selbstständige Mann aber will ein solcher Ko-
lonist werden? --

Wir kehren nun zu unserem Schriftchen zurück, und bitten
den Leser, es nicht übel aufzunehmen, daß wir über dasselbe so
viel schreiben. Der Gegenstand verlangt es; denn des Elends
und Unglücks ist wahrlich genug gewesen, das die armen irre-
geleiteten Auswanderer erduldet haben, und es ist hohe Zeit, daß
man sich ihrer aus Liebe und mit der That annimmt.

Der Verfasser ist mit diesen vereinten Niederlassungen, wie
die Rapp'sche eine ist, noch nicht zufrieden, so glücklich sie auch
ausschlagen mögen, weil für das deutsche Vaterland damit wie-
der nichts gewonnen ist. Die von Deutschen gegründeten Nieder-
lassungen in fremden Ländern sollen ein Nutzen und Segen für
Deutschland werden. Allerwärts, wo Raum und Boden ist für
deutschen Fleiß und deutsches Leben, soll ein neues Deutsch-
land
aufblühen, und die Auswanderung müsse eins der sichersten
Mittel werden, Schifffahrt, Handel und Gewerbe blühend zu
machen und hunderttausend Brodlosen Arbeit und Wohlstand
zu verschaffen. Der Verfasser rechnet im Geiste aus, wie viele
Menschen beschäftigt werden könnten bei dem Bau und der Aus-
rüstung der Schiffe, sowie bei dem Seehandel und schließt seinen
ersten Theil mit den schönen Worten: "So müßte ein auswär-
tiger Seehandel ins Leben treten, der unserem Vaterlande zur
fortwährenden Hebung der Gewerbsthätigkeit verhelfen und ihm
die Macht und Bedeutung verschaffen würde, die dem theuren
Vaterlande im Herzen Europa's gebührt."

Herrliche Träume! nur schade, daß es eben bloß Träume
sind. Deutschland und eine Flotte! Ein einziges Kriegsschiff
von 74 Kanonen kostet nach des Verfassers Berechnung allein
750,000 Gulden. Woher das Geld nehmen? Woher die Hä-
fen, so lange Deutschland nicht einig ist? Wer nach Amerika,
wir wiederholen es, einerlei nach welchem Staate,
auswandern will, der wandere auf
eigene Faust oder
in Gesellschaft einiger Freunde aus und lasse sich nicht
in die Zwangsjacke irgend einer Kolonie stecken!

    ( Schluß folgt. )

Verhaltungsregeln für Auswanderer
nach überseeischen Ländern.

Unterwirft man die seit einigen Jahren zur Oeffentlichkeit
gelangten Nachrichten über die Leistungen der Transport-
unternehmer
in Bezug auf Auswanderung einer prüfenden
Vergleichung, so läßt sich nicht leugnen, daß der Ruhm einer
sorgsamen, gewissenhaften Erfüllung eingegangener Verpflichtungen
[Spaltenumbruch] vorzugsweise der deutschen Rhederei zu Theil geworden, und
Klagen, wie sie häufig genug über das Passagewesen in Havre
und Dünkirchen, Antwerpen und Rotterdam laut ge-
worden, nur selten auch gegen Hamburg und Bremen ge-
richtet waren. Der Menschenfreund hält es kaum für möglich,
und doch ist es nur zu wahr, daß der arme Auswanderer in den
Augen gewisser Speculanten eine nicht viel bessere Rolle als die
eines Waarenballens spielt. Von habsüchtigen Winkelagenten
angelockt, durch zweideutige Vorspiegelungen getäuscht, ja durch
offenbare Ränke sogar an der Geltendmachung seiner gerechten
Ansprüche verhindert, sehen wir ihn bald auf Fahrzeugen, welche
zu nichts weniger als zum Passagedienst erbaut und geeignet,
der jammervollsten Lage und rohesten Behandlung, bald schon vor
der Einschiffung, zumal wenn er hinsichtlich der nöthigen Geldmittel
die Rechnung ohne den Wirth gemacht, dem größten Elende preis-
gegeben. Die Auswanderungszeitung hält sich daher ganz speciell
verpflichtet, ihre Spalten nicht nur den bezüglichen Beschwerden
zu öffnen, und dadurch eine sehr lobenswerthe Einrichtung der Post-
anstalten auch auf die Seereisen anzuwenden, sondern auch diejenigen
Schiffserpeditionen, welche die Passagierbeförderung vom humanen
Standpunkte aus betreiben und mit vorzüglicher Umsicht und strenger
Gewissenhaftigkeit die zweckdienlichsten Vorkehrungen treffen, näher
zu schildern. "Arbeiten Sie doch," ruft, unser Unternehmen freu-
dig begrüßend, ein durch seine großartigen patriotischen Bestre-
bungen hochverdienter Mann dem Heraus geber zu, "arbeiten
Sie doch der Seelenverkäufer=Pest in ihrem Blatte rück-
sichtslos entgegen! Sie werden sich dadurch den Dank aller
Rechtlichen und der Tausende verdienen, die, ohne Warnung,
dem Teufel in den Rachen laufen würden!"

Jndem wir uns vorbehalten, auf das Agenten wesen bei an-
derer Gelegenheit ausführlicher zurückzukommen, beginnen wir un-
sere auf die Passagierbeförderung bezügliche Rundschau
mit den umfassenden Winken, Belehrungen und Zusagen, welche
unter obigem Titel von dem Hause Schroeder & Comp. in
Hamburg mit vorzüglicher Berücksichtigung der Auswanderung
in Gesellschaften, den bei ihm zur Ueberfahrt sich Anmel-
denden in die Hände gegeben werden.

1 ) Vereinigung mehrerer Familien in Gesellschaften.

Zu allen Zeiten ist es für Auswanderer nach transatlanti-
schen Ländern nachtheilig gewesen, den heimathlichen Heerd ver-
einzelt oder selbst familienweise zu verlassen, weil Zersplitterung
überall größere Auslagen nach sich zieht. Deshalb ist es gut,
wenn je 20 bis 50 Familien in geordnete Gesellschaften sich ver-
einigen, aus ihrer Mitte einen rechtschaffenen und tüchtigen Füh-
rer
oder Vorstand wählen und ihm die Leitung der Angelegen-
heit übertragen.

2 ) Verzeichniß der Auswanderer.

Nach geschehener Wahl des Führers hat dieser sogleich
zur Ausfertigung eines genauen Verzeichnisses der Gesellschaft zu
schreiten, worin folgende Angaben enthalten sind: Namen der
Familien; Taufnamen, männlich, weiblich; Wohn

[Spaltenumbruch] tert wären, und bemerkten ihm, daß nur unter den oben an-
gegebenen Bedingungen, durch Nährung des Sectengeistes und
strenger Abgeschlossenheit ein Zusammenhalten möglich wäre, und
ihm Rapp als Beispiel anführend. Nun, so zu handeln, habe
er auch im Sinne, sagte er, er sei der Ergebenheit und des un-
bedingten Gehorsams seiner Gemeinde gewiß, zumal da er die
räudigen Schaafe ausgemerzt habe. Arme Ehrenströmianer! Wel-
cher vernünftige, selbstständige Mann aber will ein solcher Ko-
lonist werden? --

Wir kehren nun zu unserem Schriftchen zurück, und bitten
den Leser, es nicht übel aufzunehmen, daß wir über dasselbe so
viel schreiben. Der Gegenstand verlangt es; denn des Elends
und Unglücks ist wahrlich genug gewesen, das die armen irre-
geleiteten Auswanderer erduldet haben, und es ist hohe Zeit, daß
man sich ihrer aus Liebe und mit der That annimmt.

Der Verfasser ist mit diesen vereinten Niederlassungen, wie
die Rapp'sche eine ist, noch nicht zufrieden, so glücklich sie auch
ausschlagen mögen, weil für das deutsche Vaterland damit wie-
der nichts gewonnen ist. Die von Deutschen gegründeten Nieder-
lassungen in fremden Ländern sollen ein Nutzen und Segen für
Deutschland werden. Allerwärts, wo Raum und Boden ist für
deutschen Fleiß und deutsches Leben, soll ein neues Deutsch-
land
aufblühen, und die Auswanderung müsse eins der sichersten
Mittel werden, Schifffahrt, Handel und Gewerbe blühend zu
machen und hunderttausend Brodlosen Arbeit und Wohlstand
zu verschaffen. Der Verfasser rechnet im Geiste aus, wie viele
Menschen beschäftigt werden könnten bei dem Bau und der Aus-
rüstung der Schiffe, sowie bei dem Seehandel und schließt seinen
ersten Theil mit den schönen Worten: „So müßte ein auswär-
tiger Seehandel ins Leben treten, der unserem Vaterlande zur
fortwährenden Hebung der Gewerbsthätigkeit verhelfen und ihm
die Macht und Bedeutung verschaffen würde, die dem theuren
Vaterlande im Herzen Europa's gebührt.“

Herrliche Träume! nur schade, daß es eben bloß Träume
sind. Deutschland und eine Flotte! Ein einziges Kriegsschiff
von 74 Kanonen kostet nach des Verfassers Berechnung allein
750,000 Gulden. Woher das Geld nehmen? Woher die Hä-
fen, so lange Deutschland nicht einig ist? Wer nach Amerika,
wir wiederholen es, einerlei nach welchem Staate,
auswandern will, der wandere auf
eigene Faust oder
in Gesellschaft einiger Freunde aus und lasse sich nicht
in die Zwangsjacke irgend einer Kolonie stecken!

    ( Schluß folgt. )

Verhaltungsregeln für Auswanderer
nach überseeischen Ländern.

Unterwirft man die seit einigen Jahren zur Oeffentlichkeit
gelangten Nachrichten über die Leistungen der Transport-
unternehmer
in Bezug auf Auswanderung einer prüfenden
Vergleichung, so läßt sich nicht leugnen, daß der Ruhm einer
sorgsamen, gewissenhaften Erfüllung eingegangener Verpflichtungen
[Spaltenumbruch] vorzugsweise der deutschen Rhederei zu Theil geworden, und
Klagen, wie sie häufig genug über das Passagewesen in Havre
und Dünkirchen, Antwerpen und Rotterdam laut ge-
worden, nur selten auch gegen Hamburg und Bremen ge-
richtet waren. Der Menschenfreund hält es kaum für möglich,
und doch ist es nur zu wahr, daß der arme Auswanderer in den
Augen gewisser Speculanten eine nicht viel bessere Rolle als die
eines Waarenballens spielt. Von habsüchtigen Winkelagenten
angelockt, durch zweideutige Vorspiegelungen getäuscht, ja durch
offenbare Ränke sogar an der Geltendmachung seiner gerechten
Ansprüche verhindert, sehen wir ihn bald auf Fahrzeugen, welche
zu nichts weniger als zum Passagedienst erbaut und geeignet,
der jammervollsten Lage und rohesten Behandlung, bald schon vor
der Einschiffung, zumal wenn er hinsichtlich der nöthigen Geldmittel
die Rechnung ohne den Wirth gemacht, dem größten Elende preis-
gegeben. Die Auswanderungszeitung hält sich daher ganz speciell
verpflichtet, ihre Spalten nicht nur den bezüglichen Beschwerden
zu öffnen, und dadurch eine sehr lobenswerthe Einrichtung der Post-
anstalten auch auf die Seereisen anzuwenden, sondern auch diejenigen
Schiffserpeditionen, welche die Passagierbeförderung vom humanen
Standpunkte aus betreiben und mit vorzüglicher Umsicht und strenger
Gewissenhaftigkeit die zweckdienlichsten Vorkehrungen treffen, näher
zu schildern. „Arbeiten Sie doch,“ ruft, unser Unternehmen freu-
dig begrüßend, ein durch seine großartigen patriotischen Bestre-
bungen hochverdienter Mann dem Heraus geber zu, „arbeiten
Sie doch der Seelenverkäufer=Pest in ihrem Blatte rück-
sichtslos entgegen! Sie werden sich dadurch den Dank aller
Rechtlichen und der Tausende verdienen, die, ohne Warnung,
dem Teufel in den Rachen laufen würden!“

Jndem wir uns vorbehalten, auf das Agenten wesen bei an-
derer Gelegenheit ausführlicher zurückzukommen, beginnen wir un-
sere auf die Passagierbeförderung bezügliche Rundschau
mit den umfassenden Winken, Belehrungen und Zusagen, welche
unter obigem Titel von dem Hause Schroeder & Comp. in
Hamburg mit vorzüglicher Berücksichtigung der Auswanderung
in Gesellschaften, den bei ihm zur Ueberfahrt sich Anmel-
denden in die Hände gegeben werden.

1 ) Vereinigung mehrerer Familien in Gesellschaften.

Zu allen Zeiten ist es für Auswanderer nach transatlanti-
schen Ländern nachtheilig gewesen, den heimathlichen Heerd ver-
einzelt oder selbst familienweise zu verlassen, weil Zersplitterung
überall größere Auslagen nach sich zieht. Deshalb ist es gut,
wenn je 20 bis 50 Familien in geordnete Gesellschaften sich ver-
einigen, aus ihrer Mitte einen rechtschaffenen und tüchtigen Füh-
rer
oder Vorstand wählen und ihm die Leitung der Angelegen-
heit übertragen.

2 ) Verzeichniß der Auswanderer.

Nach geschehener Wahl des Führers hat dieser sogleich
zur Ausfertigung eines genauen Verzeichnisses der Gesellschaft zu
schreiten, worin folgende Angaben enthalten sind: Namen der
Familien; Taufnamen, männlich, weiblich; Wohn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jPoliticalNews">
          <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0003" n="31"/><cb/>
tert wären,</hi> und bemerkten ihm, daß nur unter den oben an-<lb/>
gegebenen Bedingungen, durch Nährung des Sectengeistes und<lb/>
strenger Abgeschlossenheit ein Zusammenhalten möglich wäre, und<lb/>
ihm Rapp als Beispiel anführend. Nun, so zu handeln, habe<lb/>
er auch im Sinne, sagte er, er sei der Ergebenheit und des un-<lb/>
bedingten Gehorsams seiner Gemeinde gewiß, zumal da er die<lb/>
räudigen Schaafe ausgemerzt habe. Arme Ehrenströmianer! Wel-<lb/>
cher vernünftige, selbstständige Mann aber will ein solcher Ko-<lb/>
lonist werden? --</p><lb/>
          <p>Wir kehren nun zu unserem Schriftchen zurück, und bitten<lb/>
den Leser, es nicht übel aufzunehmen, daß wir über dasselbe so<lb/>
viel schreiben. Der Gegenstand verlangt es; denn des Elends<lb/>
und Unglücks ist wahrlich genug gewesen, das die armen irre-<lb/>
geleiteten Auswanderer erduldet haben, und es ist hohe Zeit, daß<lb/>
man sich ihrer aus Liebe und mit der That annimmt.</p><lb/>
          <p>Der Verfasser ist mit diesen vereinten Niederlassungen, wie<lb/>
die Rapp'sche eine ist, noch nicht zufrieden, so glücklich sie auch<lb/>
ausschlagen mögen, weil für das deutsche Vaterland damit wie-<lb/>
der nichts gewonnen ist. Die von Deutschen gegründeten Nieder-<lb/>
lassungen in fremden Ländern sollen ein Nutzen und Segen für<lb/>
Deutschland werden. Allerwärts, wo Raum und Boden ist für<lb/>
deutschen Fleiß und deutsches Leben, soll ein <hi rendition="#g">neues Deutsch-<lb/>
land </hi> aufblühen, und die Auswanderung müsse eins der sichersten<lb/>
Mittel werden, Schifffahrt, Handel und Gewerbe blühend zu<lb/>
machen und hunderttausend Brodlosen Arbeit und Wohlstand<lb/>
zu verschaffen. Der Verfasser rechnet im Geiste aus, wie viele<lb/>
Menschen beschäftigt werden könnten bei dem Bau und der Aus-<lb/>
rüstung der Schiffe, sowie bei dem Seehandel und schließt seinen<lb/>
ersten Theil mit den schönen Worten: &#x201E;So müßte ein auswär-<lb/>
tiger Seehandel ins Leben treten, der unserem Vaterlande zur<lb/>
fortwährenden Hebung der Gewerbsthätigkeit verhelfen und ihm<lb/>
die Macht und Bedeutung verschaffen würde, die dem theuren<lb/>
Vaterlande im Herzen Europa's gebührt.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Herrliche Träume! nur schade, daß es eben bloß Träume<lb/>
sind. Deutschland und eine Flotte! Ein einziges Kriegsschiff<lb/>
von 74 Kanonen kostet nach des Verfassers Berechnung allein<lb/>
750,000 Gulden. Woher das Geld nehmen? Woher die Hä-<lb/>
fen, so lange Deutschland nicht einig ist? <hi rendition="#g">Wer nach Amerika,<lb/>
wir wiederholen es, einerlei nach welchem Staate,<lb/>
auswandern will, der wandere auf</hi> eigene Faust <hi rendition="#g">oder<lb/>
in Gesellschaft einiger Freunde aus und lasse sich nicht<lb/>
in die Zwangsjacke irgend einer Kolonie stecken!</hi> </p><lb/>
          <p><space dim="horizontal"/> ( Schluß folgt. ) </p>
        </div><lb/>
        <div type="jPoliticalNews">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Verhaltungsregeln für Auswanderer</hi><lb/><hi rendition="#g">nach überseeischen Ländern</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Unterwirft man die seit einigen Jahren zur Oeffentlichkeit<lb/>
gelangten Nachrichten über die Leistungen der <hi rendition="#g">Transport-<lb/>
unternehmer </hi> in Bezug auf Auswanderung einer prüfenden<lb/>
Vergleichung, so läßt sich nicht leugnen, daß der Ruhm einer<lb/>
sorgsamen, gewissenhaften Erfüllung eingegangener Verpflichtungen<lb/><cb/>
vorzugsweise der <hi rendition="#g">deutschen</hi> Rhederei zu Theil geworden, und<lb/>
Klagen, wie sie häufig genug über das Passagewesen in <hi rendition="#g">Havre</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Dünkirchen, Antwerpen</hi> und <hi rendition="#g">Rotterdam</hi> laut ge-<lb/>
worden, nur selten auch gegen <hi rendition="#g">Hamburg</hi> und <hi rendition="#g">Bremen</hi> ge-<lb/>
richtet waren. Der Menschenfreund hält es kaum für möglich,<lb/>
und doch ist es nur zu wahr, daß der arme Auswanderer in den<lb/>
Augen gewisser Speculanten eine nicht viel bessere Rolle als die<lb/>
eines Waarenballens spielt. Von habsüchtigen Winkelagenten<lb/>
angelockt, durch zweideutige Vorspiegelungen getäuscht, ja durch<lb/>
offenbare Ränke sogar an der Geltendmachung seiner gerechten<lb/>
Ansprüche verhindert, sehen wir ihn bald auf Fahrzeugen, welche<lb/>
zu nichts weniger als zum Passagedienst erbaut und geeignet,<lb/>
der jammervollsten Lage und rohesten Behandlung, bald schon vor<lb/>
der Einschiffung, zumal wenn er hinsichtlich der nöthigen Geldmittel<lb/>
die Rechnung ohne den Wirth gemacht, dem größten Elende preis-<lb/>
gegeben. Die Auswanderungszeitung hält sich daher ganz speciell<lb/>
verpflichtet, ihre Spalten nicht nur den bezüglichen <hi rendition="#g">Beschwerden</hi><lb/>
zu öffnen, und dadurch eine sehr lobenswerthe Einrichtung der Post-<lb/>
anstalten auch auf die Seereisen anzuwenden, sondern auch diejenigen<lb/>
Schiffserpeditionen, welche die Passagierbeförderung vom humanen<lb/>
Standpunkte aus betreiben und mit vorzüglicher Umsicht und strenger<lb/>
Gewissenhaftigkeit die zweckdienlichsten Vorkehrungen treffen, näher<lb/>
zu schildern. &#x201E;Arbeiten Sie doch,&#x201C; ruft, unser Unternehmen freu-<lb/>
dig begrüßend, ein durch seine großartigen patriotischen Bestre-<lb/>
bungen hochverdienter Mann dem Heraus geber zu, &#x201E;arbeiten<lb/>
Sie doch der <hi rendition="#g">Seelenverkäufer=Pest</hi> in ihrem Blatte rück-<lb/>
sichtslos <hi rendition="#g">entgegen!</hi> Sie werden sich dadurch den Dank aller<lb/>
Rechtlichen und der Tausende verdienen, die, ohne Warnung,<lb/>
dem Teufel in den Rachen laufen würden!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Jndem wir uns vorbehalten, auf das <hi rendition="#g">Agenten</hi> wesen bei an-<lb/>
derer Gelegenheit ausführlicher zurückzukommen, beginnen wir un-<lb/>
sere auf die <hi rendition="#g">Passagierbeförderung</hi> bezügliche Rundschau<lb/>
mit den umfassenden Winken, Belehrungen und Zusagen, welche<lb/>
unter obigem Titel von dem Hause Schroeder &amp; Comp. in<lb/>
Hamburg mit vorzüglicher Berücksichtigung der Auswanderung<lb/><hi rendition="#g">in Gesellschaften,</hi> den bei ihm zur Ueberfahrt sich Anmel-<lb/>
denden in die Hände gegeben werden.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">1 ) <hi rendition="#g #c">Vereinigung mehrerer Familien in Gesellschaften</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Zu allen Zeiten ist es für Auswanderer nach transatlanti-<lb/>
schen Ländern nachtheilig gewesen, den heimathlichen Heerd ver-<lb/>
einzelt oder selbst familienweise zu verlassen, weil Zersplitterung<lb/>
überall größere Auslagen nach sich zieht. Deshalb ist es gut,<lb/>
wenn je 20 bis 50 Familien in geordnete Gesellschaften sich ver-<lb/>
einigen, aus ihrer Mitte einen rechtschaffenen und tüchtigen <hi rendition="#g">Füh-<lb/>
rer </hi> oder <hi rendition="#g">Vorstand</hi> wählen und ihm die Leitung der Angelegen-<lb/>
heit übertragen.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">2 ) <hi rendition="#g #c">Verzeichniß der Auswanderer</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Nach geschehener Wahl des <hi rendition="#g">Führers</hi> hat dieser sogleich<lb/>
zur Ausfertigung eines genauen Verzeichnisses der Gesellschaft zu<lb/>
schreiten, worin folgende Angaben enthalten sind: <hi rendition="#g">Namen der<lb/>
Familien; Taufnamen, männlich, weiblich; Wohn<lb/></hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0003] tert wären, und bemerkten ihm, daß nur unter den oben an- gegebenen Bedingungen, durch Nährung des Sectengeistes und strenger Abgeschlossenheit ein Zusammenhalten möglich wäre, und ihm Rapp als Beispiel anführend. Nun, so zu handeln, habe er auch im Sinne, sagte er, er sei der Ergebenheit und des un- bedingten Gehorsams seiner Gemeinde gewiß, zumal da er die räudigen Schaafe ausgemerzt habe. Arme Ehrenströmianer! Wel- cher vernünftige, selbstständige Mann aber will ein solcher Ko- lonist werden? -- Wir kehren nun zu unserem Schriftchen zurück, und bitten den Leser, es nicht übel aufzunehmen, daß wir über dasselbe so viel schreiben. Der Gegenstand verlangt es; denn des Elends und Unglücks ist wahrlich genug gewesen, das die armen irre- geleiteten Auswanderer erduldet haben, und es ist hohe Zeit, daß man sich ihrer aus Liebe und mit der That annimmt. Der Verfasser ist mit diesen vereinten Niederlassungen, wie die Rapp'sche eine ist, noch nicht zufrieden, so glücklich sie auch ausschlagen mögen, weil für das deutsche Vaterland damit wie- der nichts gewonnen ist. Die von Deutschen gegründeten Nieder- lassungen in fremden Ländern sollen ein Nutzen und Segen für Deutschland werden. Allerwärts, wo Raum und Boden ist für deutschen Fleiß und deutsches Leben, soll ein neues Deutsch- land aufblühen, und die Auswanderung müsse eins der sichersten Mittel werden, Schifffahrt, Handel und Gewerbe blühend zu machen und hunderttausend Brodlosen Arbeit und Wohlstand zu verschaffen. Der Verfasser rechnet im Geiste aus, wie viele Menschen beschäftigt werden könnten bei dem Bau und der Aus- rüstung der Schiffe, sowie bei dem Seehandel und schließt seinen ersten Theil mit den schönen Worten: „So müßte ein auswär- tiger Seehandel ins Leben treten, der unserem Vaterlande zur fortwährenden Hebung der Gewerbsthätigkeit verhelfen und ihm die Macht und Bedeutung verschaffen würde, die dem theuren Vaterlande im Herzen Europa's gebührt.“ Herrliche Träume! nur schade, daß es eben bloß Träume sind. Deutschland und eine Flotte! Ein einziges Kriegsschiff von 74 Kanonen kostet nach des Verfassers Berechnung allein 750,000 Gulden. Woher das Geld nehmen? Woher die Hä- fen, so lange Deutschland nicht einig ist? Wer nach Amerika, wir wiederholen es, einerlei nach welchem Staate, auswandern will, der wandere auf eigene Faust oder in Gesellschaft einiger Freunde aus und lasse sich nicht in die Zwangsjacke irgend einer Kolonie stecken! ( Schluß folgt. ) Verhaltungsregeln für Auswanderer nach überseeischen Ländern. Unterwirft man die seit einigen Jahren zur Oeffentlichkeit gelangten Nachrichten über die Leistungen der Transport- unternehmer in Bezug auf Auswanderung einer prüfenden Vergleichung, so läßt sich nicht leugnen, daß der Ruhm einer sorgsamen, gewissenhaften Erfüllung eingegangener Verpflichtungen vorzugsweise der deutschen Rhederei zu Theil geworden, und Klagen, wie sie häufig genug über das Passagewesen in Havre und Dünkirchen, Antwerpen und Rotterdam laut ge- worden, nur selten auch gegen Hamburg und Bremen ge- richtet waren. Der Menschenfreund hält es kaum für möglich, und doch ist es nur zu wahr, daß der arme Auswanderer in den Augen gewisser Speculanten eine nicht viel bessere Rolle als die eines Waarenballens spielt. Von habsüchtigen Winkelagenten angelockt, durch zweideutige Vorspiegelungen getäuscht, ja durch offenbare Ränke sogar an der Geltendmachung seiner gerechten Ansprüche verhindert, sehen wir ihn bald auf Fahrzeugen, welche zu nichts weniger als zum Passagedienst erbaut und geeignet, der jammervollsten Lage und rohesten Behandlung, bald schon vor der Einschiffung, zumal wenn er hinsichtlich der nöthigen Geldmittel die Rechnung ohne den Wirth gemacht, dem größten Elende preis- gegeben. Die Auswanderungszeitung hält sich daher ganz speciell verpflichtet, ihre Spalten nicht nur den bezüglichen Beschwerden zu öffnen, und dadurch eine sehr lobenswerthe Einrichtung der Post- anstalten auch auf die Seereisen anzuwenden, sondern auch diejenigen Schiffserpeditionen, welche die Passagierbeförderung vom humanen Standpunkte aus betreiben und mit vorzüglicher Umsicht und strenger Gewissenhaftigkeit die zweckdienlichsten Vorkehrungen treffen, näher zu schildern. „Arbeiten Sie doch,“ ruft, unser Unternehmen freu- dig begrüßend, ein durch seine großartigen patriotischen Bestre- bungen hochverdienter Mann dem Heraus geber zu, „arbeiten Sie doch der Seelenverkäufer=Pest in ihrem Blatte rück- sichtslos entgegen! Sie werden sich dadurch den Dank aller Rechtlichen und der Tausende verdienen, die, ohne Warnung, dem Teufel in den Rachen laufen würden!“ Jndem wir uns vorbehalten, auf das Agenten wesen bei an- derer Gelegenheit ausführlicher zurückzukommen, beginnen wir un- sere auf die Passagierbeförderung bezügliche Rundschau mit den umfassenden Winken, Belehrungen und Zusagen, welche unter obigem Titel von dem Hause Schroeder & Comp. in Hamburg mit vorzüglicher Berücksichtigung der Auswanderung in Gesellschaften, den bei ihm zur Ueberfahrt sich Anmel- denden in die Hände gegeben werden. 1 ) Vereinigung mehrerer Familien in Gesellschaften. Zu allen Zeiten ist es für Auswanderer nach transatlanti- schen Ländern nachtheilig gewesen, den heimathlichen Heerd ver- einzelt oder selbst familienweise zu verlassen, weil Zersplitterung überall größere Auslagen nach sich zieht. Deshalb ist es gut, wenn je 20 bis 50 Familien in geordnete Gesellschaften sich ver- einigen, aus ihrer Mitte einen rechtschaffenen und tüchtigen Füh- rer oder Vorstand wählen und ihm die Leitung der Angelegen- heit übertragen. 2 ) Verzeichniß der Auswanderer. Nach geschehener Wahl des Führers hat dieser sogleich zur Ausfertigung eines genauen Verzeichnisses der Gesellschaft zu schreiten, worin folgende Angaben enthalten sind: Namen der Familien; Taufnamen, männlich, weiblich; Wohn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer05_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer05_1846/3
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 5. Rudolstadt, 27. Oktober 1846, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer05_1846/3>, abgerufen am 24.04.2024.