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Allgemeine Zeitung. Nr. 74. Augsburg (Bayern), 15. März 1871.

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[Spaltenumbruch] mit mir nehmen zu müssen, und ich hoffe daß meine Administrirten in mir
die Gerechtigkeit und Loyalität gefunden haben welche sie zu erwarten
das Recht hatten. Tours, 7 März 1871. Der Präfect: Graf v. Königs-
marck.
"

*Sitzung der Nationalversammlung vom 9 März.
( Fortsetzung. ) Costa de Beaure gard ( Nizza ) will das Wort ergreifen; von
allen Seiten der Ruf: Zur Abstimmung! Es gelingt ihm aber sich Gehör
zu verschaffen. Ungeachtet er der französischen Sprache vollständig mäch-
tig ist, empfindet er doch eine gewisse Verlegenheit, eine gewisse Furcht
zum erstenmal vor der imposantesten Versammlung der Welt zu sprechen.
Er will gegen das Trennungsproject protestiren welches man Nizza zu-
schreibt. Jhm zufolge hat Nizza seine Sympathien für das Haus Sa-
voyen und Jtalien bewahrt, aber diese Sympathien würde es auch für
Frankreich empfinden, wenn man es von demselben trennen sollte. ( Bewe-
gung. ) Der Redner selbst ist gegen die Trennung. Wenn eine solche
Partei sich in Nizza zur Geltung habe bringen können, so habe man dieß
dem willkürlichen Auftreten der Vorgänger von Marc Dufraisse und diesem
selbst zu verdanken. Was die Wahl des letzteren anbelangt, so bekämpft
der Redner dieselbe. Gavini eilt nach der Tribüne. Er behauptet das
Recht zu haben zu sprechen, da er das Departement zehn Jahre lang ver-
waltet habe. Er erklärt daß, wenn man das Departement nicht gut ver-
walte, es italienisch bleiben werde. Ein anderes Mitglied will
sprechen. Man verlangt mit Ungestüm den Schluß der Debatte. Schließ-
lich wird dann die Wahl Marc Dufraisse's annullirt. Beul e legt
auf den Tisch des Hauses den Bericht über die Verlegung der Na-
tionalversammlung nieder. Der Bericht erinnert daran wie sehr der
Chef der Executivgewalt auf der Lösung dieser Frage bestanden habe. Hr.
Thiers habe übrigens nicht über diese Frage im voraus aburtheilen
wollen, und sie der Beurtheilung der Versammlung anheimgestellt. Die
Commission glaubt daß eine der Expedition der Geschäfte schädliche Ent-
fernung aufhören müsse. Drei Städte seien bezeichnet worden: Versailles,
Fontainebleau und Orleans. Die Commission habe Versailles, ungeachtet
des Wunsches der Regierung, mit 10 gegen 5 Stimmen beseitigt, da dieß
auf eine Anbahnung nach Paris schließen lasse. Orleans würde die mei-
sten Stimmen erhalten haben, aber Hr. Thiers habe sich widersetzt. Man
habe sich alsdann für Fontainebleau entschlossen. Die Versammlung werde
jedoch Bordeaux nicht verlassen, wenn nicht festgestellt sei daß alle Jn-
stallationsarbeiten beendet und alle Sanitätsbedingungen verwirklicht seien.
Ein Amendement des Hrn. de Mornay, welcher beantrage daß die Ver-
sammlung Bordeaux nicht verlasse ehe der Feind das Land geräumt, sei
auch angenommen, wie das Project darthue, welches folgendermaßen
laute: Art. 1 ) Der Sitz der Nationalversammlung ist nach Fontainebleau
verlegt. ( Brisson: Man muß der französischen Nationalität Lebewohl
sagen. ) Art. 2 ) Die Nationalversammlung wird Bordeaux erst dann ver-
lassen wenn aus den Berichten hervorgeht daß die Deutschen das Land
verlassen haben, und wenn die Jnstallationsarbeiten beendet sind. Lan-
glois:
Es lebe die Republik! ( Gelächter auf der Rechten. ) Thiers
verlangt daß die Discussion über das Project auf morgen vertagt werde.
Er fügt hinzu daß die Regierung dabei bleibe nach Versailles zu gehen.

Sitzung vom 10 März. Die Sitzung wird um12 1 / 2 Uhr Mittags
eröffnet. Bergondi verlangt die Regierung zu interpelliren über die
gegen die Freiheit der Presse und der Person in den See=Alpen ergriffenen
Maßregeln. Dufaure will antworten wenn das Gesetz über die Unab-
setzbarkeit der Richter berathen sei. Jules Simon ermahnt zuerst Be-
schluß über Verlegung der Versammlung zu fassen. Greppo: Jch ver-
lange daß das Kaiserreich und seine Mitschuldigen in Anklagestand versetzt
werden. Die Versammlung nimmt ohne Debatte das Gesetz über Ver-
längerung der Verfallzeit der Handelseffecten an. Es folgt Berathung
des Gesetzentwurfs über Verlegung der Versammlung. Zwei Amende-
ments schlagen Paris und Versailles vor. Louis Blanc erklärt mit tiefer
Erregung das Wort zu ergreifen, er wünscht ein neues Unglück vermieden
zu sehen. Bleiben wir in Bordeaux, oder, wenn es nothwendig ist zu
gehen, warum nicht nach Paris, warum nicht nach Orleans? Warum Ver-
sailles, wo eben noch eine preußische Majestät thronte? Warum der Na-
tion das Schauspiel einer herumirrenden Versammlung, die einen Zufluchts-
ort sucht, geben? Flößt etwa Paris Furcht ein? Stimmen rechts:
Nein, nein! Blanc: Sehr gut, ich würde diese Furcht nicht verstehen. Redner
citirt eine Stelle aus Machiavelli, worin er sagt: wenn man eine Stadt zu
regieren habe vor der man sich fürchte, so sei es das beste sich dahin zu be-
geben. Er schildert sodann die Ruhe in Paris, das nur Trauer und ge-
schlossene Fenster für den Feind gehabt, der Zorn von Paris sei ein stum-
mer Zorn gewesen. Paris habe nichts furchterregendes, keine Stadt sei
ruhiger. Auch die preußischen Kanonen seien kein Hinderniß, die Ver-
sammlung habe für ihre Würde nicht nöthig sich in größerer oder geringe-
rer Entfernung davon zu halten, die Würde erheische vielmehr diese Nach-
barschaft zu verachten. Ueberall, in Bordeaux wie in Paris, verfolge sie
die Erniedrigung und der Schmerz über die Besetzung der Forts von
Paris. Glaube man nicht daß die Würde der Versammlung besser in Fontaine-
bleau als in Paris geschützt sei. Auch die Regierung sei der Verlegung
nach Paris nicht durchaus entgegen. Die Regierung möge sich über diesen
Punkt bestimmt aussprechen. Möge man lieber heute die Frage vertagen,
und aussprechen daß Paris die Hauptstadt Frankreichs bleibt. Verdäch-
[Spaltenumbruch] tigen wir nicht die Würde von Paris, von Paris welches der Graf
v. Chambord selbst seine gute Stadt Paris nannte, die Stadt seiner
Geburt ebenso wie die seiner Vorfahren; es ist unmöglich zu glau-
ben daß Paris ohne Erregung bleiben werde vor einem solchen
Angriff auf seine politische Würde, und das würde schreckliche Leiden-
schaften aufregen. Jch zittere an einen so verhängnißvollen Jrrthum
nur zu denken. Paris den Titel der Hauptstadt nehmen würde die Provinz
gegen Paris in Aufruhr setzen, würde durch französische Hände die Zer-
stückelung unseres Landes vollenden, und die Schrecken des Bürgerkriegs
auferstehen lassen -- schrecklicher noch als der Krieg gegen den Feind. Redner
erinnert an die Geschichte von Paris. Können wir vergessen daß Paris
die geborne Hauptstadt von Frankreich ist durch seinen Herd, seine Einsicht,
sein Prästigium, seine Tradition, seine Majestät? Können wir vergessen daß
Paris das Centrum der Provinz ist, daß alle Departements ihre Wogen
dahin senden? Und jetzt verdächtigt man Paris. Am Tage nachdem die
ganze Bevölkerung ein Beispiel so patriotischen Muthes gegeben hat, Män-
ner, Greise, Weiber und Kinder; nachdem die Frauen sich so bewundernswerth
gezeigt haben wie die Frauen von Sparta; nachdem sie noch bewunderns-
werther gewesen sind, denn sie haben ohne Klage, ohne Murren gelitten, was
man unmöglich gehalten hätte daß es die Menschheit leiden könnte. Am
Tage nach diesem Augenblick, wo Paris das Beispiel aller Tugenden ge-
geben hat, sollte eine französische Nationalversammlung erklären daß Paris
verdient nicht mehr die Hauptstadt zu sein welche es so viele Jahrhun-
derte hindurch gewesen ist? Nein, Paris wird nicht seiner Krone beraubt,
und wir müssen dahin gehen, weil es die einzige mögliche Hauptstadt unseres
Landes ist. Giraud: Es handle sich nicht um eine endgültige Maßregel, son-
dern vor allem um die Sicherheit der Versammlung. Das Mandat welches
sie erhalten, könnte die Versammlung am besten erfüllen wenn sie weder
unter den preußischen Kanonen noch auf dem Pflaster der Emeute berathe.
Redner weist das Citat aus Machiavelli zurück, der einen Cäsar Borgia
gemacht. Paris empfange seine Gesetze von der stürmischen Minderheit.
Die Nationalversammlung sei der letzte Zufluchtsort. die letzte Planke
des Heils von Frankreich. Wenn wir erdrosselt sind, wird nichts mehr
bleiben! Wir müssen eine Stadt frei wählen, die uns in Uebereinstimmung
mit der Regierung bringen kann. Redner ist für Versailles, nachdem es
geräumt sei von den Preußen. Sylvain ( Savoyen ) spricht sich energisch
für Paris aus, wohin das Jnteresse der Versammlung und das Jnteresse
Frankreichs rufen. Ein Mitglied der Rechten bekämpft die Verlegung
nach Paris, es erinnert an den Juni 1848, den 31 Oct., Frankreich wolle
und könne sich nicht mehr so in Aufregung bringen lassen. Paris sei der
Mittelpunkt der organisirten Revolte, die Hauptstadt der revolutionären
Jdeen. Uebrigens handle es sich heute gar nicht um die Frage nach der
Hauptstadt, diese Frage sei vorbehalten. Heute die Versammlung nach
Paris verlegen, wäre die Drohung mit einem nationalen Unglück, vor dem
die Regierung nicht schützen könne und wofür die Versammlung die Ver-
antwortlichkeit vor dem Land auf sich nehmen müsse. Milliere sucht
die vorgebrachten Einwürfe zu widerlegen. Die Sitzung dauert fort.

Vor Paris, 8 März. Ueber die Bestimmungen der kaiserlichen
Kriegsverwaltung in Berlin bezüglich der in den wiedererworbenen Pro-
vinzen Elsaß=Lothringen zu haltenden Garnisonen und deren Stärke kann
ich Jhnen folgende authentische Angaben machen. Als Garnisonen sind be-
stimmt: Diedenhofen mit 2 Bataillonen Jnfanterie, 5 Escadronen Cavallerie,
2 Festungs=Artillerie=Compagnien; Metz: 12 Bat. Jnf. ( darunter eine
bayerische Jnf.=Brigade ) , 5 Escadr., 4 Batt., 8 Fuß=Art.=Comp., 1 Pionier-
Bat.; St. Avold: 2 Escadr. ( Bayern ) ; Saargemünd: 2 Escadr. ( Bayern ) ;
Hagenau: 3 reitende Batterien; Weißenburg: 1 Bat. Jnf.; Bitsch: 1 Bat.
Jnf.; Dieuze=Marsal: 1 Bat. Jnf.; Pfalzburg: 2 Bat. Jnf.; Saarburg:
1 Bat. Jnf.; Straßburg: 9 Bat. Jnf., 5 Escadr., 4 Batt., 4 Festungs-
Comp., 1 Pionier=Bat.; Schlettstadt: 2 Bat. Jnf., 5 Escadr.; Colmar:
2 Bat. Jnf., 3 Escadr.; Neu=Breisach: 2 Bat. Jnf., 2 Escadr., 1 Festungs-
Comp.; endlich Mülhausen: 2 Bat. Jnf.

Jtalien.

== Rom, 10 März. Jn dem Verzeichniß der am Montag bestätig-
ten Bischöfe begegnen wir, außer einer Versetzung von drei Cardinälen auf
ebenso viele Suburbicarsitze, keinem italienischen, obwohl 18 vacante Pfrün-
den zu versehen gewesen wären, und man in Florenz nicht undeutlich hatte
merken lassen daß man, auf jederlei Beaufsichtigung oder Reserve dießmal
verzichtend, Sr. Heiligkeit völlige Freiheit dabei zu lassen gewillt sei.
Unter diesen Aussichten war ein Theil der Ernennungen vorbereitet, das
Consistorium selber aber wollte der Papst mit einer auf die gegenwärtige
Lage der Kirche in ihrer Hauptstadt eingehenden Ansprache an das Cardinal-
collegium eröffnen. Doch die auf der andern Seite inzwischen gestiegene
Verstimmung über die klerikalen Provocationen und eine ruhige Revision
des Concepts der Allocution ließen schlimme Folgen voraussehen, die sie mit
den angedrohten Strafgerichten hervorrufen würde, so daß es räthlicher
schien, ungeachtet sie den voraufgegangenen Andeutungen nach allgemein
erwartet wurde, sie für jetzt beiseite zu lassen. Der thatsächliche Protest
wider die Lage ist die Unterlassung der Wiederbesetzung der vacanten ita-
lienischen Bisthümer, und er wird nicht weniger wirksam sein als Worte

[Spaltenumbruch] mit mir nehmen zu müssen, und ich hoffe daß meine Administrirten in mir
die Gerëchtigkeit und Loyalität gefunden haben welche sie zu erwarten
das Recht hatten. Tours, 7 März 1871. Der Präfect: Graf v. Königs-
marck.

*Sitzung der Nationalversammlung vom 9 März.
( Fortsetzung. ) Costa de Beaure gard ( Nizza ) will das Wort ergreifen; von
allen Seiten der Ruf: Zur Abstimmung! Es gelingt ihm aber sich Gehör
zu verschaffen. Ungeachtet er der französischen Sprache vollständig mäch-
tig ist, empfindet er doch eine gewisse Verlegenheit, eine gewisse Furcht
zum erstenmal vor der imposantesten Versammlung der Welt zu sprechen.
Er will gegen das Trennungsproject protestiren welches man Nizza zu-
schreibt. Jhm zufolge hat Nizza seine Sympathien für das Haus Sa-
voyen und Jtalien bewahrt, aber diese Sympathien würde es auch für
Frankreich empfinden, wenn man es von demselben trennen sollte. ( Bewe-
gung. ) Der Redner selbst ist gegen die Trennung. Wenn eine solche
Partei sich in Nizza zur Geltung habe bringen können, so habe man dieß
dem willkürlichen Auftreten der Vorgänger von Marc Dufraisse und diesem
selbst zu verdanken. Was die Wahl des letzteren anbelangt, so bekämpft
der Redner dieselbe. Gavini eilt nach der Tribüne. Er behauptet das
Recht zu haben zu sprechen, da er das Departement zehn Jahre lang ver-
waltet habe. Er erklärt daß, wenn man das Departement nicht gut ver-
walte, es italienisch bleiben werde. Ein anderes Mitglied will
sprechen. Man verlangt mit Ungestüm den Schluß der Debatte. Schließ-
lich wird dann die Wahl Marc Dufraisse's annullirt. Beul é legt
auf den Tisch des Hauses den Bericht über die Verlegung der Na-
tionalversammlung nieder. Der Bericht erinnert daran wie sehr der
Chef der Executivgewalt auf der Lösung dieser Frage bestanden habe. Hr.
Thiers habe übrigens nicht über diese Frage im voraus aburtheilen
wollen, und sie der Beurtheilung der Versammlung anheimgestellt. Die
Commission glaubt daß eine der Expedition der Geschäfte schädliche Ent-
fernung aufhören müsse. Drei Städte seien bezeichnet worden: Versailles,
Fontainebleau und Orleans. Die Commission habe Versailles, ungeachtet
des Wunsches der Regierung, mit 10 gegen 5 Stimmen beseitigt, da dieß
auf eine Anbahnung nach Paris schließen lasse. Orleans würde die mei-
sten Stimmen erhalten haben, aber Hr. Thiers habe sich widersetzt. Man
habe sich alsdann für Fontainebleau entschlossen. Die Versammlung werde
jedoch Bordeaux nicht verlassen, wenn nicht festgestellt sei daß alle Jn-
stallationsarbeiten beendet und alle Sanitätsbedingungen verwirklicht seien.
Ein Amendement des Hrn. de Mornay, welcher beantrage daß die Ver-
sammlung Bordeaux nicht verlasse ehe der Feind das Land geräumt, sei
auch angenommen, wie das Project darthue, welches folgendermaßen
laute: Art. 1 ) Der Sitz der Nationalversammlung ist nach Fontainebleau
verlegt. ( Brisson: Man muß der französischen Nationalität Lebewohl
sagen. ) Art. 2 ) Die Nationalversammlung wird Bordeaux erst dann ver-
lassen wenn aus den Berichten hervorgeht daß die Deutschen das Land
verlassen haben, und wenn die Jnstallationsarbeiten beendet sind. Lan-
glois:
Es lebe die Republik! ( Gelächter auf der Rechten. ) Thiers
verlangt daß die Discussion über das Project auf morgen vertagt werde.
Er fügt hinzu daß die Regierung dabei bleibe nach Versailles zu gehen.

Sitzung vom 10 März. Die Sitzung wird um12 1 / 2 Uhr Mittags
eröffnet. Bergondi verlangt die Regierung zu interpelliren über die
gegen die Freiheit der Presse und der Person in den See=Alpen ergriffenen
Maßregeln. Dufaure will antworten wenn das Gesetz über die Unab-
setzbarkeit der Richter berathen sei. Jules Simon ermahnt zuerst Be-
schluß über Verlegung der Versammlung zu fassen. Greppo: Jch ver-
lange daß das Kaiserreich und seine Mitschuldigen in Anklagestand versetzt
werden. Die Versammlung nimmt ohne Debatte das Gesetz über Ver-
längerung der Verfallzeit der Handelseffecten an. Es folgt Berathung
des Gesetzentwurfs über Verlegung der Versammlung. Zwei Amende-
ments schlagen Paris und Versailles vor. Louis Blanc erklärt mit tiefer
Erregung das Wort zu ergreifen, er wünscht ein neues Unglück vermieden
zu sehen. Bleiben wir in Bordeaux, oder, wenn es nothwendig ist zu
gehen, warum nicht nach Paris, warum nicht nach Orleans? Warum Ver-
sailles, wo eben noch eine preußische Majestät thronte? Warum der Na-
tion das Schauspiel einer herumirrenden Versammlung, die einen Zufluchts-
ort sucht, geben? Flößt etwa Paris Furcht ein? Stimmen rechts:
Nein, nein! Blanc: Sehr gut, ich würde diese Furcht nicht verstehen. Redner
citirt eine Stelle aus Machiavelli, worin er sagt: wenn man eine Stadt zu
regieren habe vor der man sich fürchte, so sei es das beste sich dahin zu be-
geben. Er schildert sodann die Ruhe in Paris, das nur Trauer und ge-
schlossene Fenster für den Feind gehabt, der Zorn von Paris sei ein stum-
mer Zorn gewesen. Paris habe nichts furchterregendes, keine Stadt sei
ruhiger. Auch die preußischen Kanonen seien kein Hinderniß, die Ver-
sammlung habe für ihre Würde nicht nöthig sich in größerer oder geringe-
rer Entfernung davon zu halten, die Würde erheische vielmehr diese Nach-
barschaft zu verachten. Ueberall, in Bordeaux wie in Paris, verfolge sie
die Erniedrigung und der Schmerz über die Besetzung der Forts von
Paris. Glaube man nicht daß die Würde der Versammlung besser in Fontaine-
bleau als in Paris geschützt sei. Auch die Regierung sei der Verlegung
nach Paris nicht durchaus entgegen. Die Regierung möge sich über diesen
Punkt bestimmt aussprechen. Möge man lieber heute die Frage vertagen,
und aussprechen daß Paris die Hauptstadt Frankreichs bleibt. Verdäch-
[Spaltenumbruch] tigen wir nicht die Würde von Paris, von Paris welches der Graf
v. Chambord selbst seine gute Stadt Paris nannte, die Stadt seiner
Geburt ebenso wie die seiner Vorfahren; es ist unmöglich zu glau-
ben daß Paris ohne Erregung bleiben werde vor einem solchen
Angriff auf seine politische Würde, und das würde schreckliche Leiden-
schaften aufregen. Jch zittere an einen so verhängnißvollen Jrrthum
nur zu denken. Paris den Titel der Hauptstadt nehmen würde die Provinz
gegen Paris in Aufruhr setzen, würde durch französische Hände die Zer-
stückelung unseres Landes vollenden, und die Schrecken des Bürgerkriegs
auferstehen lassen -- schrecklicher noch als der Krieg gegen den Feind. Redner
erinnert an die Geschichte von Paris. Können wir vergessen daß Paris
die geborne Hauptstadt von Frankreich ist durch seinen Herd, seine Einsicht,
sein Prästigium, seine Tradition, seine Majestät? Können wir vergessen daß
Paris das Centrum der Provinz ist, daß alle Departements ihre Wogen
dahin senden? Und jetzt verdächtigt man Paris. Am Tage nachdem die
ganze Bevölkerung ein Beispiel so patriotischen Muthes gegeben hat, Män-
ner, Greise, Weiber und Kinder; nachdem die Frauen sich so bewundernswerth
gezeigt haben wie die Frauen von Sparta; nachdem sie noch bewunderns-
werther gewesen sind, denn sie haben ohne Klage, ohne Murren gelitten, was
man unmöglich gehalten hätte daß es die Menschheit leiden könnte. Am
Tage nach diesem Augenblick, wo Paris das Beispiel aller Tugenden ge-
geben hat, sollte eine französische Nationalversammlung erklären daß Paris
verdient nicht mehr die Hauptstadt zu sein welche es so viele Jahrhun-
derte hindurch gewesen ist? Nein, Paris wird nicht seiner Krone beraubt,
und wir müssen dahin gehen, weil es die einzige mögliche Hauptstadt unseres
Landes ist. Giraud: Es handle sich nicht um eine endgültige Maßregel, son-
dern vor allem um die Sicherheit der Versammlung. Das Mandat welches
sie erhalten, könnte die Versammlung am besten erfüllen wenn sie weder
unter den preußischen Kanonen noch auf dem Pflaster der Emeute berathe.
Redner weist das Citat aus Machiavelli zurück, der einen Cäsar Borgia
gemacht. Paris empfange seine Gesetze von der stürmischen Minderheit.
Die Nationalversammlung sei der letzte Zufluchtsort. die letzte Planke
des Heils von Frankreich. Wenn wir erdrosselt sind, wird nichts mehr
bleiben! Wir müssen eine Stadt frei wählen, die uns in Uebereinstimmung
mit der Regierung bringen kann. Redner ist für Versailles, nachdem es
geräumt sei von den Preußen. Sylvain ( Savoyen ) spricht sich energisch
für Paris aus, wohin das Jnteresse der Versammlung und das Jnteresse
Frankreichs rufen. Ein Mitglied der Rechten bekämpft die Verlegung
nach Paris, es erinnert an den Juni 1848, den 31 Oct., Frankreich wolle
und könne sich nicht mehr so in Aufregung bringen lassen. Paris sei der
Mittelpunkt der organisirten Revolte, die Hauptstadt der revolutionären
Jdeen. Uebrigens handle es sich heute gar nicht um die Frage nach der
Hauptstadt, diese Frage sei vorbehalten. Heute die Versammlung nach
Paris verlegen, wäre die Drohung mit einem nationalen Unglück, vor dem
die Regierung nicht schützen könne und wofür die Versammlung die Ver-
antwortlichkeit vor dem Land auf sich nehmen müsse. Millière sucht
die vorgebrachten Einwürfe zu widerlegen. Die Sitzung dauert fort.

⁑ Vor Paris, 8 März. Ueber die Bestimmungen der kaiserlichen
Kriegsverwaltung in Berlin bezüglich der in den wiedererworbenen Pro-
vinzen Elsaß=Lothringen zu haltenden Garnisonen und deren Stärke kann
ich Jhnen folgende authentische Angaben machen. Als Garnisonen sind be-
stimmt: Diedenhofen mit 2 Bataillonen Jnfanterie, 5 Escadronen Cavallerie,
2 Festungs=Artillerie=Compagnien; Metz: 12 Bat. Jnf. ( darunter eine
bayerische Jnf.=Brigade ) , 5 Escadr., 4 Batt., 8 Fuß=Art.=Comp., 1 Pionier-
Bat.; St. Avold: 2 Escadr. ( Bayern ) ; Saargemünd: 2 Escadr. ( Bayern ) ;
Hagenau: 3 reitende Batterien; Weißenburg: 1 Bat. Jnf.; Bitsch: 1 Bat.
Jnf.; Dieuze=Marsal: 1 Bat. Jnf.; Pfalzburg: 2 Bat. Jnf.; Saarburg:
1 Bat. Jnf.; Straßburg: 9 Bat. Jnf., 5 Escadr., 4 Batt., 4 Festungs-
Comp., 1 Pionier=Bat.; Schlettstadt: 2 Bat. Jnf., 5 Escadr.; Colmar:
2 Bat. Jnf., 3 Escadr.; Neu=Breisach: 2 Bat. Jnf., 2 Escadr., 1 Festungs-
Comp.; endlich Mülhausen: 2 Bat. Jnf.

Jtalien.

== Rom, 10 März. Jn dem Verzeichniß der am Montag bestätig-
ten Bischöfe begegnen wir, außer einer Versetzung von drei Cardinälen auf
ebenso viele Suburbicarsitze, keinem italienischen, obwohl 18 vacante Pfrün-
den zu versehen gewesen wären, und man in Florenz nicht undeutlich hatte
merken lassen daß man, auf jederlei Beaufsichtigung oder Reserve dießmal
verzichtend, Sr. Heiligkeit völlige Freiheit dabei zu lassen gewillt sei.
Unter diesen Aussichten war ein Theil der Ernennungen vorbereitet, das
Consistorium selber aber wollte der Papst mit einer auf die gegenwärtige
Lage der Kirche in ihrer Hauptstadt eingehenden Ansprache an das Cardinal-
collegium eröffnen. Doch die auf der andern Seite inzwischen gestiegene
Verstimmung über die klerikalen Provocationen und eine ruhige Revision
des Concepts der Allocution ließen schlimme Folgen voraussehen, die sie mit
den angedrohten Strafgerichten hervorrufen würde, so daß es räthlicher
schien, ungeachtet sie den voraufgegangenen Andeutungen nach allgemein
erwartet wurde, sie für jetzt beiseite zu lassen. Der thatsächliche Protest
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[1247/0007] mit mir nehmen zu müssen, und ich hoffe daß meine Administrirten in mir die Gerëchtigkeit und Loyalität gefunden haben welche sie zu erwarten das Recht hatten. Tours, 7 März 1871. Der Präfect: Graf v. Königs- marck. “ *Sitzung der Nationalversammlung vom 9 März. ( Fortsetzung. ) Costa de Beaure gard ( Nizza ) will das Wort ergreifen; von allen Seiten der Ruf: Zur Abstimmung! Es gelingt ihm aber sich Gehör zu verschaffen. Ungeachtet er der französischen Sprache vollständig mäch- tig ist, empfindet er doch eine gewisse Verlegenheit, eine gewisse Furcht zum erstenmal vor der imposantesten Versammlung der Welt zu sprechen. Er will gegen das Trennungsproject protestiren welches man Nizza zu- schreibt. Jhm zufolge hat Nizza seine Sympathien für das Haus Sa- voyen und Jtalien bewahrt, aber diese Sympathien würde es auch für Frankreich empfinden, wenn man es von demselben trennen sollte. ( Bewe- gung. ) Der Redner selbst ist gegen die Trennung. Wenn eine solche Partei sich in Nizza zur Geltung habe bringen können, so habe man dieß dem willkürlichen Auftreten der Vorgänger von Marc Dufraisse und diesem selbst zu verdanken. Was die Wahl des letzteren anbelangt, so bekämpft der Redner dieselbe. Gavini eilt nach der Tribüne. Er behauptet das Recht zu haben zu sprechen, da er das Departement zehn Jahre lang ver- waltet habe. Er erklärt daß, wenn man das Departement nicht gut ver- walte, es italienisch bleiben werde. Ein anderes Mitglied will sprechen. Man verlangt mit Ungestüm den Schluß der Debatte. Schließ- lich wird dann die Wahl Marc Dufraisse's annullirt. Beul é legt auf den Tisch des Hauses den Bericht über die Verlegung der Na- tionalversammlung nieder. Der Bericht erinnert daran wie sehr der Chef der Executivgewalt auf der Lösung dieser Frage bestanden habe. Hr. Thiers habe übrigens nicht über diese Frage im voraus aburtheilen wollen, und sie der Beurtheilung der Versammlung anheimgestellt. Die Commission glaubt daß eine der Expedition der Geschäfte schädliche Ent- fernung aufhören müsse. Drei Städte seien bezeichnet worden: Versailles, Fontainebleau und Orleans. Die Commission habe Versailles, ungeachtet des Wunsches der Regierung, mit 10 gegen 5 Stimmen beseitigt, da dieß auf eine Anbahnung nach Paris schließen lasse. Orleans würde die mei- sten Stimmen erhalten haben, aber Hr. Thiers habe sich widersetzt. Man habe sich alsdann für Fontainebleau entschlossen. Die Versammlung werde jedoch Bordeaux nicht verlassen, wenn nicht festgestellt sei daß alle Jn- stallationsarbeiten beendet und alle Sanitätsbedingungen verwirklicht seien. Ein Amendement des Hrn. de Mornay, welcher beantrage daß die Ver- sammlung Bordeaux nicht verlasse ehe der Feind das Land geräumt, sei auch angenommen, wie das Project darthue, welches folgendermaßen laute: Art. 1 ) Der Sitz der Nationalversammlung ist nach Fontainebleau verlegt. ( Brisson: Man muß der französischen Nationalität Lebewohl sagen. ) Art. 2 ) Die Nationalversammlung wird Bordeaux erst dann ver- lassen wenn aus den Berichten hervorgeht daß die Deutschen das Land verlassen haben, und wenn die Jnstallationsarbeiten beendet sind. Lan- glois: Es lebe die Republik! ( Gelächter auf der Rechten. ) Thiers verlangt daß die Discussion über das Project auf morgen vertagt werde. Er fügt hinzu daß die Regierung dabei bleibe nach Versailles zu gehen. Sitzung vom 10 März. Die Sitzung wird um12 1 / 2 Uhr Mittags eröffnet. Bergondi verlangt die Regierung zu interpelliren über die gegen die Freiheit der Presse und der Person in den See=Alpen ergriffenen Maßregeln. Dufaure will antworten wenn das Gesetz über die Unab- setzbarkeit der Richter berathen sei. Jules Simon ermahnt zuerst Be- schluß über Verlegung der Versammlung zu fassen. Greppo: Jch ver- lange daß das Kaiserreich und seine Mitschuldigen in Anklagestand versetzt werden. Die Versammlung nimmt ohne Debatte das Gesetz über Ver- längerung der Verfallzeit der Handelseffecten an. Es folgt Berathung des Gesetzentwurfs über Verlegung der Versammlung. Zwei Amende- ments schlagen Paris und Versailles vor. Louis Blanc erklärt mit tiefer Erregung das Wort zu ergreifen, er wünscht ein neues Unglück vermieden zu sehen. Bleiben wir in Bordeaux, oder, wenn es nothwendig ist zu gehen, warum nicht nach Paris, warum nicht nach Orleans? Warum Ver- sailles, wo eben noch eine preußische Majestät thronte? Warum der Na- tion das Schauspiel einer herumirrenden Versammlung, die einen Zufluchts- ort sucht, geben? Flößt etwa Paris Furcht ein? Stimmen rechts: Nein, nein! Blanc: Sehr gut, ich würde diese Furcht nicht verstehen. Redner citirt eine Stelle aus Machiavelli, worin er sagt: wenn man eine Stadt zu regieren habe vor der man sich fürchte, so sei es das beste sich dahin zu be- geben. Er schildert sodann die Ruhe in Paris, das nur Trauer und ge- schlossene Fenster für den Feind gehabt, der Zorn von Paris sei ein stum- mer Zorn gewesen. Paris habe nichts furchterregendes, keine Stadt sei ruhiger. Auch die preußischen Kanonen seien kein Hinderniß, die Ver- sammlung habe für ihre Würde nicht nöthig sich in größerer oder geringe- rer Entfernung davon zu halten, die Würde erheische vielmehr diese Nach- barschaft zu verachten. Ueberall, in Bordeaux wie in Paris, verfolge sie die Erniedrigung und der Schmerz über die Besetzung der Forts von Paris. Glaube man nicht daß die Würde der Versammlung besser in Fontaine- bleau als in Paris geschützt sei. Auch die Regierung sei der Verlegung nach Paris nicht durchaus entgegen. Die Regierung möge sich über diesen Punkt bestimmt aussprechen. Möge man lieber heute die Frage vertagen, und aussprechen daß Paris die Hauptstadt Frankreichs bleibt. Verdäch- tigen wir nicht die Würde von Paris, von Paris welches der Graf v. Chambord selbst seine gute Stadt Paris nannte, die Stadt seiner Geburt ebenso wie die seiner Vorfahren; es ist unmöglich zu glau- ben daß Paris ohne Erregung bleiben werde vor einem solchen Angriff auf seine politische Würde, und das würde schreckliche Leiden- schaften aufregen. Jch zittere an einen so verhängnißvollen Jrrthum nur zu denken. Paris den Titel der Hauptstadt nehmen würde die Provinz gegen Paris in Aufruhr setzen, würde durch französische Hände die Zer- stückelung unseres Landes vollenden, und die Schrecken des Bürgerkriegs auferstehen lassen -- schrecklicher noch als der Krieg gegen den Feind. Redner erinnert an die Geschichte von Paris. Können wir vergessen daß Paris die geborne Hauptstadt von Frankreich ist durch seinen Herd, seine Einsicht, sein Prästigium, seine Tradition, seine Majestät? Können wir vergessen daß Paris das Centrum der Provinz ist, daß alle Departements ihre Wogen dahin senden? Und jetzt verdächtigt man Paris. Am Tage nachdem die ganze Bevölkerung ein Beispiel so patriotischen Muthes gegeben hat, Män- ner, Greise, Weiber und Kinder; nachdem die Frauen sich so bewundernswerth gezeigt haben wie die Frauen von Sparta; nachdem sie noch bewunderns- werther gewesen sind, denn sie haben ohne Klage, ohne Murren gelitten, was man unmöglich gehalten hätte daß es die Menschheit leiden könnte. Am Tage nach diesem Augenblick, wo Paris das Beispiel aller Tugenden ge- geben hat, sollte eine französische Nationalversammlung erklären daß Paris verdient nicht mehr die Hauptstadt zu sein welche es so viele Jahrhun- derte hindurch gewesen ist? Nein, Paris wird nicht seiner Krone beraubt, und wir müssen dahin gehen, weil es die einzige mögliche Hauptstadt unseres Landes ist. Giraud: Es handle sich nicht um eine endgültige Maßregel, son- dern vor allem um die Sicherheit der Versammlung. Das Mandat welches sie erhalten, könnte die Versammlung am besten erfüllen wenn sie weder unter den preußischen Kanonen noch auf dem Pflaster der Emeute berathe. Redner weist das Citat aus Machiavelli zurück, der einen Cäsar Borgia gemacht. Paris empfange seine Gesetze von der stürmischen Minderheit. Die Nationalversammlung sei der letzte Zufluchtsort. die letzte Planke des Heils von Frankreich. Wenn wir erdrosselt sind, wird nichts mehr bleiben! Wir müssen eine Stadt frei wählen, die uns in Uebereinstimmung mit der Regierung bringen kann. Redner ist für Versailles, nachdem es geräumt sei von den Preußen. Sylvain ( Savoyen ) spricht sich energisch für Paris aus, wohin das Jnteresse der Versammlung und das Jnteresse Frankreichs rufen. Ein Mitglied der Rechten bekämpft die Verlegung nach Paris, es erinnert an den Juni 1848, den 31 Oct., Frankreich wolle und könne sich nicht mehr so in Aufregung bringen lassen. Paris sei der Mittelpunkt der organisirten Revolte, die Hauptstadt der revolutionären Jdeen. Uebrigens handle es sich heute gar nicht um die Frage nach der Hauptstadt, diese Frage sei vorbehalten. Heute die Versammlung nach Paris verlegen, wäre die Drohung mit einem nationalen Unglück, vor dem die Regierung nicht schützen könne und wofür die Versammlung die Ver- antwortlichkeit vor dem Land auf sich nehmen müsse. Millière sucht die vorgebrachten Einwürfe zu widerlegen. Die Sitzung dauert fort. ⁑ Vor Paris, 8 März. Ueber die Bestimmungen der kaiserlichen Kriegsverwaltung in Berlin bezüglich der in den wiedererworbenen Pro- vinzen Elsaß=Lothringen zu haltenden Garnisonen und deren Stärke kann ich Jhnen folgende authentische Angaben machen. Als Garnisonen sind be- stimmt: Diedenhofen mit 2 Bataillonen Jnfanterie, 5 Escadronen Cavallerie, 2 Festungs=Artillerie=Compagnien; Metz: 12 Bat. Jnf. ( darunter eine bayerische Jnf.=Brigade ) , 5 Escadr., 4 Batt., 8 Fuß=Art.=Comp., 1 Pionier- Bat.; St. Avold: 2 Escadr. ( Bayern ) ; Saargemünd: 2 Escadr. ( Bayern ) ; Hagenau: 3 reitende Batterien; Weißenburg: 1 Bat. Jnf.; Bitsch: 1 Bat. Jnf.; Dieuze=Marsal: 1 Bat. Jnf.; Pfalzburg: 2 Bat. Jnf.; Saarburg: 1 Bat. Jnf.; Straßburg: 9 Bat. Jnf., 5 Escadr., 4 Batt., 4 Festungs- Comp., 1 Pionier=Bat.; Schlettstadt: 2 Bat. Jnf., 5 Escadr.; Colmar: 2 Bat. Jnf., 3 Escadr.; Neu=Breisach: 2 Bat. Jnf., 2 Escadr., 1 Festungs- Comp.; endlich Mülhausen: 2 Bat. Jnf. Jtalien. == Rom, 10 März. Jn dem Verzeichniß der am Montag bestätig- ten Bischöfe begegnen wir, außer einer Versetzung von drei Cardinälen auf ebenso viele Suburbicarsitze, keinem italienischen, obwohl 18 vacante Pfrün- den zu versehen gewesen wären, und man in Florenz nicht undeutlich hatte merken lassen daß man, auf jederlei Beaufsichtigung oder Reserve dießmal verzichtend, Sr. Heiligkeit völlige Freiheit dabei zu lassen gewillt sei. Unter diesen Aussichten war ein Theil der Ernennungen vorbereitet, das Consistorium selber aber wollte der Papst mit einer auf die gegenwärtige Lage der Kirche in ihrer Hauptstadt eingehenden Ansprache an das Cardinal- collegium eröffnen. Doch die auf der andern Seite inzwischen gestiegene Verstimmung über die klerikalen Provocationen und eine ruhige Revision des Concepts der Allocution ließen schlimme Folgen voraussehen, die sie mit den angedrohten Strafgerichten hervorrufen würde, so daß es räthlicher schien, ungeachtet sie den voraufgegangenen Andeutungen nach allgemein erwartet wurde, sie für jetzt beiseite zu lassen. Der thatsächliche Protest wider die Lage ist die Unterlassung der Wiederbesetzung der vacanten ita- lienischen Bisthümer, und er wird nicht weniger wirksam sein als Worte

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 74. Augsburg (Bayern), 15. März 1871, S. 1247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_augsburg74_1871/7>, abgerufen am 29.03.2024.