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Allgemeine Zeitung. Nr. 71. Augsburg (Bayern), 12. März 1871.

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[Spaltenumbruch]

Nach den Erzählungen verschiedener Deputirten welche Thiers von
Bordeaux nach Paris begleiteten, ist der Hergang bei den Unterhandlungen
folgender gewesen: Die Conferenz vom 20 Febr. war der Discussion des
Waffenstillstandes, seiner Dauer, seinen möglichen Folgen vollstän-
dig gewidmet. Diese Sitzung dauerte beinahe drei Stunden, und man
trennte sich ohne die Frage berührt zu haben von welcher das Schicksal
Frankreichs abhieng. Am Dienstag entrollte Graf Bismarck vor den Augen
unseres Unterhändlers die Karte unserer Gränze, von welcher das Elsaß
und ein großer Theil Lothringens, seine Hauptstadt Nancy mitinbegriffen,
losgetrennt war. Die Geldentschädigung betrug sechs Milliarden. Die
lebhafteste Discussion erhob sich über die unmöglichen Bedingungen, dictirt,
wie es scheint, von der deutschen Militärpartei, welche unter ihren Führern
die HH. v. Moltke und v. Roon zählt. Der Reichskanzler vertheidigte diese
übermäßigen Forderungen mit der Geschicklichkeit und Hartnäckigkeit deren
er fähig ist, und nach fünfstündiger Discussion trennte man sich ohne etwas
beschlossen zu haben. Das nämliche war am Mittwoch der Fall, und man
kam überein am Donnerstag einen Ruhetag zu halten. Die Unterhand-
lungen wurden am Freitag wieder aufgenommen. Dießmal dauerten sie
bis 10 Uhr Abends. Als die HH. Thiers und Favre die preußischen Linien
durchschreiten wollten, ließ man sie in Anbetracht der späten Stunde nicht
durch, und man war genöthigt eine Estafette nach Versailles zu senden um
einen speciellen Befehl zu erlangen. Hr. Thiers hatte endlich die gegen-
wärtigen Gränzen des Vertrags erlangt welche uns Nancy und vier Fünf-
tel von Lothringen lassen; außerdem war die Entschädigung von 6 auf 5
Milliarden reducirt worden. Nach dem Ministerium des Aeußern zurück-
gekommen, wo die Commission der Fünfzehn seiner wartete, theilte Hr.
Thiers denselben den Vertrag mit, und brach in Thränen aus. Er errang
einen großen Sieg, indem er dem Feind einen Theil seiner Beute entriß,
gegen den man nicht mehr mit den Waffen kämpfen konnte; aber wie pein-
lich und betrübend war dieser Sieg! Am Sonntag Morgen wurde der
Vertrag endlich in Versailles unterzeichnet. Hr. Thiers, gebrochen durch
Ermüdung und Schmerz, hatte sich kaum zu Bette gelegt, als man ihn
weckte um ihm von den bedauernswerthen Scenen an der Bastille Kennt-
niß zu geben. Der Chef der Executivgewalt blieb die Nacht über auf um
über die Ruhe von Paris zu wachen; am Montag Abends konnte er nach
Bordeaux abreisen, und nach einer weitern ruhelosen Nacht trat er vor die
Versammlung um sie um ihr Votum zu bitten.

Aus Versailles, 7 März, meldet der "Daily Tel.:" "Die Abreise des
Kaisers fand in aller Stille statt. Die Stunde war den französischen Behörden
gegenüber geheim gehalten worden, und nur ein paar hundert Einwohner
von Versailles hatten sich vor der Nouvelle Prefecture versammelt, um den
Monarchen scheiden zu sehen, der seit fünf Monaten unter ihnen gelebt hat.
Eine Menge deutsche Officiere jedoch hatten sich eingefunden, und als der
Kaiser mit seinem Wagen unter dem Bogengang hervorkam, wurde er
mit begeistertem Hoch empfangen. Die Officiere, in voller Gala=Uniform,
schwenkten ihre Helme und Federbüsche in der Luft, und riefen "Es lebe
unser Kaiser, hoch!" Von der Präfectur bis zum Stadtthore waren die
Straßen von Truppen, die mit ihren Seitengewehren bewaffnet, einge-
faßt. Der Kaiser, in einfacher Feldmütze und Pelzrock, stieg Punkt8 3 / 4
Uhr in den offenen von vier Pferden gezogenen Wagen, und sobald er
die Stadt verlassen, wurde die deutsche Flagge auf dem Präfecturgebäude
eingezogen; bald darauf wurde die französische Flagge an ihrer Statt
aufgehißt. Eine Abtheilung deutscher Soldaten gieng indessen sofort
um die Tricolore einzuziehen, und diese verschwand denn auch bald, nach-
dem sie etwa eine halbe Stunde lang über dem Gebäude geweht hatte.
Ein Besuch in den Räumen welche der Kaiser, sein zahlreicher Stab
und die Mitglieder des Hofhaltes so lange Zeit innegehabt hatten, zeigte keinen
sehr glänzenden Anblick. Mit Ausnahme der drei Zimmer welche der Kaiser
selbst innegehabt hatte -- ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und ein An-
spruchszimmer, alle im linken Flügel, die in guter Ordnung waren -- sah
es in den kostbaren Räumlichkeiten, die erst kurze Zeit vorher mit einem
Kostenaufwand von 20,000 Pf. St. restaurirt worden waren, sehr traurig
aus. Zerstört war kaum etwas worden, aber fast alles war ganz verdorben.
Die Bewohner von Versailles zeigen nur wenig Jubel ob der Abreise des
Kaisers und des Kronprinzen, welche beide von allen Classen der Bevölke-
rung in hohem Ansehen gehalten wurden. Auch scheint der bevorstehende
Abzug der Garnison sie nicht sonderlich zu erbauen, denn diese hat während
der Besetzung ungeheuer viel Geld in der Stadt verzehrt."

General Cremer, von dem seiner Zeit viel die Rede war, hat nun
von seinen Truppen mit folgenden Worten Abschied genommen: " Sol-
daten! Lothringer und Elsäßer! Jch sage euch Lebewohl, ich bin nicht
mehr euer General. Der berühmte General Lefl o, Minister dessen was
man sonst den Krieg nennt, hat mich so eben durch den berühmten General
de Polhes, einen der Sieger von Mentana, ersetzt. Jch bin das Opfer
bonapartischer, klerikaler und legitimistischer Jntriguen. Man hat mich
verurtheilt ohne mich zu hören. Eure Brüder, eure Kinder werden die
preußischen Zeichen und Borten tragen, die Vettern Bismarcks werden
euren Schwestern zulächeln. Wir müssen bleiben was wir sind. Lebt
wohl, nein, nicht lebt wohl, sondern nur auf Wiedersehen! Wie ihr, bin
ich Republicaner, ich habe einen Carabiner, ihr habt die eurigen. Jm
Augenblick der Gefahr werdet ihr mich an eurer Seite finden um den Ein-
brecher zu bekämpfen, wenn nicht als euer Befehlshaber, so doch als Sol-
dat. Brüder! man verläßt uns, nur wir können uns allein vertheidigen
[Spaltenumbruch] Schwören wir alle Tod den Preußen, Tod den Verräthern und den Feigen
welche uns verrathen und preisgegeben haben. Es lebe die Republik!
Tod den Preußen und den Feigen!"

Aus Bordeaux wird dem "Rappel" von einem ernstlichen Streite
berichtet der zwischen dem Kriegsminister Lefl o und dem General Ducrot
in einer der Abtheilungen stattgefunden haben soll. "Anlaß dazu," schreibt
man dem radicalen Pariser Blatt, "gaben die Unordnungen in Paris.
Lefl o, deßhalb interpellirt, erklärte daß sie viel weniger ernsthaft seien als
man in Bordeaux glaube. General Vinoy habe indeß Verstärkungen ver-
langt um jeden Jnsurrectionsversuch unterdrücken zu können. Der General
habe diese auch erhalten; man habe ihm aber vorgeschrieben sich streng auf
der Defensive zu verhalten, und nur im äußersten Nothfall von der Gewalt
Gebrauch zu machen. Die Rathschläge zur Mäßigung, welche von der
Mehrheit der Bureaux gutgeheißen wurden, waren jedoch nicht nach dem
Geschmack des Generals Ducrot, der sich mit Wuth erhob um gegen die
Sprache des Ministers zu protestiren. Jhm zufolge hat die Regierung
keine Schonung gegen die unregierbare Pariser Bevölkerung zu beobachten.
Er drückte sich mit höchster Verachtung über die 300,000 Pariser National-
garden aus, und verlangte daß man ganz Frankreich von den unverbesser-
lichen Revolutionären, den Meuterern von Profession und den Barricaden-
helden reinige. "Es ist Zeit" -- so schloß Ducrot -- "daß man diesem
unerträglichen Zustand ein Ziel setzt. Man sollte es nicht glauben, aber
das Departement welches mich gewählt hat einen ehemaligen Transpor-
tirten als Präfecten." Peyrat ( Redacteur des "Avenir National" ) warf
hier ein daß die Eigenschaft eines ehemaligen Transportirten ein Ehrentitel
sei, und ruft dabei das Zeugniß des Hrn. Lefl o ( Kriegsministers ) und Baze
( Quästor ) an, welche alle beide der Staatsstreich aus Frankreich verbannt
habe. Baze machte ein verlegenes Gesicht. Lefl o aber sagte: er rechne es
sich zum Ruhm an daß das Kaiserreich ihn in die Acht erklärte. Was die
Worte Ducrots anbelangt, so bedauert der Kriegsminister dieselben, und
zwar um so mehr als er die Absicht gehabt ihm das Obercommando
über die Lyoner Armee anzuvertrauen. Ducrot sprang bei diesen Worten in
die Höhe und, mit der Faust auf den Tisch schlagend, erklärte er: daß er einer
Regierung nicht dienen werde in welcher sich Jules Simon, Jules Favre
und General Lefl o befänden. Nach diesen Worten verließ er den Saal.
Jn Bordeaux machte die Sache Aufsehen, und das große Publicum ist
sehr aufgebracht über den General Ducrot. Man glaubt außerdem daß
dieser General, der bekanntlich auf seine Eide keine großen Stücke hält,
nur so reactionär auftritt um sich bei der Mehrheit in der Absicht populär
zu machen eine Rolle zu spielen, wenn diese die Republik über den Haufen
werfen will."

*[unleserliches Material]Sitzung der Nationalversammlung vom 7 März
Präsident Hr. Grevy. Die Sitzung wird um2 3 / 4 Uhr eröffnet. Nach
Verlesung des Protokolls verliest der Präsident ein Schreiben Jules
Favre's, wonach er für die Rhone annimmt. Benoist d'Azy nimmt für
Nievre an. Der Präsident verliest hierauf folgendes Schreiben von Glais-
Bizoin: "Hr. Präsident! Jn der Sitzung vom 4 März hat Hr. Lorgeril
erklärt daß er einen Antrag einbringen werde, dahin gehend die Mitglieder
der Regierungsdelegation von Bordeaux in Anklagestand zu versetzen. Es
darf keinem Abgeordneten gestattet sein unwahres zu sagen. Jm Namen
der Ehre fordere ich Hrn. Lorgeril auf sein Wort zu halten, das er ver-
gessen zu haben scheint. Gez. Glais=Bizoin." Hr. Lorgeril: Hr. Glais-
Bizoin, welchen ich gut kenne, muß wissen daß ich nie zurückweiche wenn
ich einen Schritt vorwärts gemacht habe. Der fragliche Antrag wird ein-
gebracht werden, und in diesem Augenblick beschäftige ich mich mit der
Abfassung desselben; da aber die Liste der Unregelmäßigkeiten lang ist,
so verlange ich einen kleinen Aufschub. Hr. Germain lenkt die Auf-
merksamkeit der Kammer auf den unregelmäßigen Vorgang kraft dessen
die Regierung Geld bei der Bank entlehnt, und verlangt daß man
zum gesetzlichen Zustand zurückkehrte. Er verlangt ferner daß die Regierung
keine 3procentige Rente mehr verkaufe ohne Ermächtigung der Kammer,
da dieß den Credit des Landes schwäche. Hr. Jules Simon sagt daß die
Regierung gegenwärtig damit beschäftigt sei alle Dinge in den regelmäßi-
gen Stand zurückzuführen. Er verlangt daß die Minister von nun an
über die Fragen in Kenntniß gesetzt werden welche man an sie stellen wolle.
Ein Mitglied legt einen Gesetzentwurf über möglichst schnelle Reorgani-
sation der städtischen Verwaltung vor. Es werden noch Entwürfe über
Unterdrückung der von Gambetta eingesetzten städtischen Commissionen,
über möglichst schnelle Vergütung der Kriegsschäden und Contributionen,
über Schöpfung eines Ackerbauministeriums eingebracht. Es folgen sodann
Wahlprüfungen, welche kein weiteres Jnteresse bieten.

Wie der "Soir" mittheilt, wird in nächster Woche eine Broschüre von
Gambetta erscheinen, worin er sämmtliche vertrauliche Depeschen veröffent-
licht die zwischen ihm und der Pariser Regierung gewechselt wurden.

Niederland.

.//. Haag, 8 März. Kürzlich erwähnte ich eine von der Amsterda-
mer Handelskammer an die Regierung gerichtete Adresse, in welcher die-
selbe gebeten wurde bei der Londoner Conferenz die Frage des Privat-
eigenthums zur See, beziehungsweise der Kriegscontrebande, anzuregen.
Die betreffende Handelskammer verlangte nämlich die Conferenz solle das
Princip der Unverletzbarkeit des Privateigenthums in Kriegszeiten auf-
stellen, und zugleich ausdrücklich bezeichnen was unter Kriegscontrebande

[Spaltenumbruch]

Nach den Erzählungen verschiedener Deputirten welche Thiers von
Bordeaux nach Paris begleiteten, ist der Hergang bei den Unterhandlungen
folgender gewesen: Die Conferenz vom 20 Febr. war der Discussion des
Waffenstillstandes, seiner Dauer, seinen möglichen Folgen vollstän-
dig gewidmet. Diese Sitzung dauerte beinahe drei Stunden, und man
trennte sich ohne die Frage berührt zu haben von welcher das Schicksal
Frankreichs abhieng. Am Dienstag entrollte Graf Bismarck vor den Augen
unseres Unterhändlers die Karte unserer Gränze, von welcher das Elsaß
und ein großer Theil Lothringens, seine Hauptstadt Nancy mitinbegriffen,
losgetrennt war. Die Geldentschädigung betrug sechs Milliarden. Die
lebhafteste Discussion erhob sich über die unmöglichen Bedingungen, dictirt,
wie es scheint, von der deutschen Militärpartei, welche unter ihren Führern
die HH. v. Moltke und v. Roon zählt. Der Reichskanzler vertheidigte diese
übermäßigen Forderungen mit der Geschicklichkeit und Hartnäckigkeit deren
er fähig ist, und nach fünfstündiger Discussion trennte man sich ohne etwas
beschlossen zu haben. Das nämliche war am Mittwoch der Fall, und man
kam überein am Donnerstag einen Ruhetag zu halten. Die Unterhand-
lungen wurden am Freitag wieder aufgenommen. Dießmal dauerten sie
bis 10 Uhr Abends. Als die HH. Thiers und Favre die preußischen Linien
durchschreiten wollten, ließ man sie in Anbetracht der späten Stunde nicht
durch, und man war genöthigt eine Estafette nach Versailles zu senden um
einen speciellen Befehl zu erlangen. Hr. Thiers hatte endlich die gegen-
wärtigen Gränzen des Vertrags erlangt welche uns Nancy und vier Fünf-
tel von Lothringen lassen; außerdem war die Entschädigung von 6 auf 5
Milliarden reducirt worden. Nach dem Ministerium des Aeußern zurück-
gekommen, wo die Commission der Fünfzehn seiner wartete, theilte Hr.
Thiers denselben den Vertrag mit, und brach in Thränen aus. Er errang
einen großen Sieg, indem er dem Feind einen Theil seiner Beute entriß,
gegen den man nicht mehr mit den Waffen kämpfen konnte; aber wie pein-
lich und betrübend war dieser Sieg! Am Sonntag Morgen wurde der
Vertrag endlich in Versailles unterzeichnet. Hr. Thiers, gebrochen durch
Ermüdung und Schmerz, hatte sich kaum zu Bette gelegt, als man ihn
weckte um ihm von den bedauernswerthen Scenen an der Bastille Kennt-
niß zu geben. Der Chef der Executivgewalt blieb die Nacht über auf um
über die Ruhe von Paris zu wachen; am Montag Abends konnte er nach
Bordeaux abreisen, und nach einer weitern ruhelosen Nacht trat er vor die
Versammlung um sie um ihr Votum zu bitten.

Aus Versailles, 7 März, meldet der „Daily Tel.:“ „Die Abreise des
Kaisers fand in aller Stille statt. Die Stunde war den französischen Behörden
gegenüber geheim gehalten worden, und nur ein paar hundert Einwohner
von Versailles hatten sich vor der Nouvelle Préfecture versammelt, um den
Monarchen scheiden zu sehen, der seit fünf Monaten unter ihnen gelebt hat.
Eine Menge deutsche Officiere jedoch hatten sich eingefunden, und als der
Kaiser mit seinem Wagen unter dem Bogengang hervorkam, wurde er
mit begeistertem Hoch empfangen. Die Officiere, in voller Gala=Uniform,
schwenkten ihre Helme und Federbüsche in der Luft, und riefen „Es lebe
unser Kaiser, hoch!“ Von der Präfectur bis zum Stadtthore waren die
Straßen von Truppen, die mit ihren Seitengewehren bewaffnet, einge-
faßt. Der Kaiser, in einfacher Feldmütze und Pelzrock, stieg Punkt8 3 / 4
Uhr in den offenen von vier Pferden gezogenen Wagen, und sobald er
die Stadt verlassen, wurde die deutsche Flagge auf dem Präfecturgebäude
eingezogen; bald darauf wurde die französische Flagge an ihrer Statt
aufgehißt. Eine Abtheilung deutscher Soldaten gieng indessen sofort
um die Tricolore einzuziehen, und diese verschwand denn auch bald, nach-
dem sie etwa eine halbe Stunde lang über dem Gebäude geweht hatte.
Ein Besuch in den Räumen welche der Kaiser, sein zahlreicher Stab
und die Mitglieder des Hofhaltes so lange Zeit innegehabt hatten, zeigte keinen
sehr glänzenden Anblick. Mit Ausnahme der drei Zimmer welche der Kaiser
selbst innegehabt hatte -- ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und ein An-
spruchszimmer, alle im linken Flügel, die in guter Ordnung waren -- sah
es in den kostbaren Räumlichkeiten, die erst kurze Zeit vorher mit einem
Kostenaufwand von 20,000 Pf. St. restaurirt worden waren, sehr traurig
aus. Zerstört war kaum etwas worden, aber fast alles war ganz verdorben.
Die Bewohner von Versailles zeigen nur wenig Jubel ob der Abreise des
Kaisers und des Kronprinzen, welche beide von allen Classen der Bevölke-
rung in hohem Ansehen gehalten wurden. Auch scheint der bevorstehende
Abzug der Garnison sie nicht sonderlich zu erbauen, denn diese hat während
der Besetzung ungeheuer viel Geld in der Stadt verzehrt.“

General Cremer, von dem seiner Zeit viel die Rede war, hat nun
von seinen Truppen mit folgenden Worten Abschied genommen: „ Sol-
daten! Lothringer und Elsäßer! Jch sage euch Lebewohl, ich bin nicht
mehr euer General. Der berühmte General Lefl ô, Minister dessen was
man sonst den Krieg nennt, hat mich so eben durch den berühmten General
de Polhès, einen der Sieger von Mentana, ersetzt. Jch bin das Opfer
bonapartischer, klerikaler und legitimistischer Jntriguen. Man hat mich
verurtheilt ohne mich zu hören. Eure Brüder, eure Kinder werden die
preußischen Zeichen und Borten tragen, die Vettern Bismarcks werden
euren Schwestern zulächeln. Wir müssen bleiben was wir sind. Lebt
wohl, nein, nicht lebt wohl, sondern nur auf Wiedersehen! Wie ihr, bin
ich Republicaner, ich habe einen Carabiner, ihr habt die eurigen. Jm
Augenblick der Gefahr werdet ihr mich an eurer Seite finden um den Ein-
brecher zu bekämpfen, wenn nicht als euer Befehlshaber, so doch als Sol-
dat. Brüder! man verläßt uns, nur wir können uns allein vertheidigen
[Spaltenumbruch] Schwören wir alle Tod den Preußen, Tod den Verräthern und den Feigen
welche uns verrathen und preisgegeben haben. Es lebe die Republik!
Tod den Preußen und den Feigen!“

Aus Bordeaux wird dem „Rappel“ von einem ernstlichen Streite
berichtet der zwischen dem Kriegsminister Lefl ô und dem General Ducrot
in einer der Abtheilungen stattgefunden haben soll. „Anlaß dazu,“ schreibt
man dem radicalen Pariser Blatt, „gaben die Unordnungen in Paris.
Lefl ô, deßhalb interpellirt, erklärte daß sie viel weniger ernsthaft seien als
man in Bordeaux glaube. General Vinoy habe indeß Verstärkungen ver-
langt um jeden Jnsurrectionsversuch unterdrücken zu können. Der General
habe diese auch erhalten; man habe ihm aber vorgeschrieben sich streng auf
der Defensive zu verhalten, und nur im äußersten Nothfall von der Gewalt
Gebrauch zu machen. Die Rathschläge zur Mäßigung, welche von der
Mehrheit der Bureaux gutgeheißen wurden, waren jedoch nicht nach dem
Geschmack des Generals Ducrot, der sich mit Wuth erhob um gegen die
Sprache des Ministers zu protestiren. Jhm zufolge hat die Regierung
keine Schonung gegen die unregierbare Pariser Bevölkerung zu beobachten.
Er drückte sich mit höchster Verachtung über die 300,000 Pariser National-
garden aus, und verlangte daß man ganz Frankreich von den unverbesser-
lichen Revolutionären, den Meuterern von Profession und den Barricaden-
helden reinige. „Es ist Zeit“ -- so schloß Ducrot -- „daß man diesem
unerträglichen Zustand ein Ziel setzt. Man sollte es nicht glauben, aber
das Departement welches mich gewählt hat einen ehemaligen Transpor-
tirten als Präfecten.“ Peyrat ( Redacteur des „Avenir National“ ) warf
hier ein daß die Eigenschaft eines ehemaligen Transportirten ein Ehrentitel
sei, und ruft dabei das Zeugniß des Hrn. Lefl ô ( Kriegsministers ) und Baze
( Quästor ) an, welche alle beide der Staatsstreich aus Frankreich verbannt
habe. Baze machte ein verlegenes Gesicht. Lefl ô aber sagte: er rechne es
sich zum Ruhm an daß das Kaiserreich ihn in die Acht erklärte. Was die
Worte Ducrots anbelangt, so bedauert der Kriegsminister dieselben, und
zwar um so mehr als er die Absicht gehabt ihm das Obercommando
über die Lyoner Armee anzuvertrauen. Ducrot sprang bei diesen Worten in
die Höhe und, mit der Faust auf den Tisch schlagend, erklärte er: daß er einer
Regierung nicht dienen werde in welcher sich Jules Simon, Jules Favre
und General Lefl ô befänden. Nach diesen Worten verließ er den Saal.
Jn Bordeaux machte die Sache Aufsehen, und das große Publicum ist
sehr aufgebracht über den General Ducrot. Man glaubt außerdem daß
dieser General, der bekanntlich auf seine Eide keine großen Stücke hält,
nur so reactionär auftritt um sich bei der Mehrheit in der Absicht populär
zu machen eine Rolle zu spielen, wenn diese die Republik über den Haufen
werfen will.“

*[unleserliches Material]Sitzung der Nationalversammlung vom 7 März
Präsident Hr. Grévy. Die Sitzung wird um2 3 / 4 Uhr eröffnet. Nach
Verlesung des Protokolls verliest der Präsident ein Schreiben Jules
Favre's, wonach er für die Rhone annimmt. Bénoist d'Azy nimmt für
Nièvre an. Der Präsident verliest hierauf folgendes Schreiben von Glais-
Bizoin: „Hr. Präsident! Jn der Sitzung vom 4 März hat Hr. Lorgeril
erklärt daß er einen Antrag einbringen werde, dahin gehend die Mitglieder
der Regierungsdelegation von Bordeaux in Anklagestand zu versetzen. Es
darf keinem Abgeordneten gestattet sein unwahres zu sagen. Jm Namen
der Ehre fordere ich Hrn. Lorgeril auf sein Wort zu halten, das er ver-
gessen zu haben scheint. Gez. Glais=Bizoin.“ Hr. Lorgeril: Hr. Glais-
Bizoin, welchen ich gut kenne, muß wissen daß ich nie zurückweiche wenn
ich einen Schritt vorwärts gemacht habe. Der fragliche Antrag wird ein-
gebracht werden, und in diesem Augenblick beschäftige ich mich mit der
Abfassung desselben; da aber die Liste der Unregelmäßigkeiten lang ist,
so verlange ich einen kleinen Aufschub. Hr. Germain lenkt die Auf-
merksamkeit der Kammer auf den unregelmäßigen Vorgang kraft dessen
die Regierung Geld bei der Bank entlehnt, und verlangt daß man
zum gesetzlichen Zustand zurückkehrte. Er verlangt ferner daß die Regierung
keine 3procentige Rente mehr verkaufe ohne Ermächtigung der Kammer,
da dieß den Credit des Landes schwäche. Hr. Jules Simon sagt daß die
Regierung gegenwärtig damit beschäftigt sei alle Dinge in den regelmäßi-
gen Stand zurückzuführen. Er verlangt daß die Minister von nun an
über die Fragen in Kenntniß gesetzt werden welche man an sie stellen wolle.
Ein Mitglied legt einen Gesetzentwurf über möglichst schnelle Reorgani-
sation der städtischen Verwaltung vor. Es werden noch Entwürfe über
Unterdrückung der von Gambetta eingesetzten städtischen Commissionen,
über möglichst schnelle Vergütung der Kriegsschäden und Contributionen,
über Schöpfung eines Ackerbauministeriums eingebracht. Es folgen sodann
Wahlprüfungen, welche kein weiteres Jnteresse bieten.

Wie der „Soir“ mittheilt, wird in nächster Woche eine Broschüre von
Gambetta erscheinen, worin er sämmtliche vertrauliche Depeschen veröffent-
licht die zwischen ihm und der Pariser Regierung gewechselt wurden.

Niederland.

.//. Haag, 8 März. Kürzlich erwähnte ich eine von der Amsterda-
mer Handelskammer an die Regierung gerichtete Adresse, in welcher die-
selbe gebeten wurde bei der Londoner Conferenz die Frage des Privat-
eigenthums zur See, beziehungsweise der Kriegscontrebande, anzuregen.
Die betreffende Handelskammer verlangte nämlich die Conferenz solle das
Princip der Unverletzbarkeit des Privateigenthums in Kriegszeiten auf-
stellen, und zugleich ausdrücklich bezeichnen was unter Kriegscontrebande

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[1201/0005] Nach den Erzählungen verschiedener Deputirten welche Thiers von Bordeaux nach Paris begleiteten, ist der Hergang bei den Unterhandlungen folgender gewesen: Die Conferenz vom 20 Febr. war der Discussion des Waffenstillstandes, seiner Dauer, seinen möglichen Folgen vollstän- dig gewidmet. Diese Sitzung dauerte beinahe drei Stunden, und man trennte sich ohne die Frage berührt zu haben von welcher das Schicksal Frankreichs abhieng. Am Dienstag entrollte Graf Bismarck vor den Augen unseres Unterhändlers die Karte unserer Gränze, von welcher das Elsaß und ein großer Theil Lothringens, seine Hauptstadt Nancy mitinbegriffen, losgetrennt war. Die Geldentschädigung betrug sechs Milliarden. Die lebhafteste Discussion erhob sich über die unmöglichen Bedingungen, dictirt, wie es scheint, von der deutschen Militärpartei, welche unter ihren Führern die HH. v. Moltke und v. Roon zählt. Der Reichskanzler vertheidigte diese übermäßigen Forderungen mit der Geschicklichkeit und Hartnäckigkeit deren er fähig ist, und nach fünfstündiger Discussion trennte man sich ohne etwas beschlossen zu haben. Das nämliche war am Mittwoch der Fall, und man kam überein am Donnerstag einen Ruhetag zu halten. Die Unterhand- lungen wurden am Freitag wieder aufgenommen. Dießmal dauerten sie bis 10 Uhr Abends. Als die HH. Thiers und Favre die preußischen Linien durchschreiten wollten, ließ man sie in Anbetracht der späten Stunde nicht durch, und man war genöthigt eine Estafette nach Versailles zu senden um einen speciellen Befehl zu erlangen. Hr. Thiers hatte endlich die gegen- wärtigen Gränzen des Vertrags erlangt welche uns Nancy und vier Fünf- tel von Lothringen lassen; außerdem war die Entschädigung von 6 auf 5 Milliarden reducirt worden. Nach dem Ministerium des Aeußern zurück- gekommen, wo die Commission der Fünfzehn seiner wartete, theilte Hr. Thiers denselben den Vertrag mit, und brach in Thränen aus. Er errang einen großen Sieg, indem er dem Feind einen Theil seiner Beute entriß, gegen den man nicht mehr mit den Waffen kämpfen konnte; aber wie pein- lich und betrübend war dieser Sieg! Am Sonntag Morgen wurde der Vertrag endlich in Versailles unterzeichnet. Hr. Thiers, gebrochen durch Ermüdung und Schmerz, hatte sich kaum zu Bette gelegt, als man ihn weckte um ihm von den bedauernswerthen Scenen an der Bastille Kennt- niß zu geben. Der Chef der Executivgewalt blieb die Nacht über auf um über die Ruhe von Paris zu wachen; am Montag Abends konnte er nach Bordeaux abreisen, und nach einer weitern ruhelosen Nacht trat er vor die Versammlung um sie um ihr Votum zu bitten. Aus Versailles, 7 März, meldet der „Daily Tel.:“ „Die Abreise des Kaisers fand in aller Stille statt. Die Stunde war den französischen Behörden gegenüber geheim gehalten worden, und nur ein paar hundert Einwohner von Versailles hatten sich vor der Nouvelle Préfecture versammelt, um den Monarchen scheiden zu sehen, der seit fünf Monaten unter ihnen gelebt hat. Eine Menge deutsche Officiere jedoch hatten sich eingefunden, und als der Kaiser mit seinem Wagen unter dem Bogengang hervorkam, wurde er mit begeistertem Hoch empfangen. Die Officiere, in voller Gala=Uniform, schwenkten ihre Helme und Federbüsche in der Luft, und riefen „Es lebe unser Kaiser, hoch!“ Von der Präfectur bis zum Stadtthore waren die Straßen von Truppen, die mit ihren Seitengewehren bewaffnet, einge- faßt. Der Kaiser, in einfacher Feldmütze und Pelzrock, stieg Punkt8 3 / 4 Uhr in den offenen von vier Pferden gezogenen Wagen, und sobald er die Stadt verlassen, wurde die deutsche Flagge auf dem Präfecturgebäude eingezogen; bald darauf wurde die französische Flagge an ihrer Statt aufgehißt. Eine Abtheilung deutscher Soldaten gieng indessen sofort um die Tricolore einzuziehen, und diese verschwand denn auch bald, nach- dem sie etwa eine halbe Stunde lang über dem Gebäude geweht hatte. Ein Besuch in den Räumen welche der Kaiser, sein zahlreicher Stab und die Mitglieder des Hofhaltes so lange Zeit innegehabt hatten, zeigte keinen sehr glänzenden Anblick. Mit Ausnahme der drei Zimmer welche der Kaiser selbst innegehabt hatte -- ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und ein An- spruchszimmer, alle im linken Flügel, die in guter Ordnung waren -- sah es in den kostbaren Räumlichkeiten, die erst kurze Zeit vorher mit einem Kostenaufwand von 20,000 Pf. St. restaurirt worden waren, sehr traurig aus. Zerstört war kaum etwas worden, aber fast alles war ganz verdorben. Die Bewohner von Versailles zeigen nur wenig Jubel ob der Abreise des Kaisers und des Kronprinzen, welche beide von allen Classen der Bevölke- rung in hohem Ansehen gehalten wurden. Auch scheint der bevorstehende Abzug der Garnison sie nicht sonderlich zu erbauen, denn diese hat während der Besetzung ungeheuer viel Geld in der Stadt verzehrt.“ General Cremer, von dem seiner Zeit viel die Rede war, hat nun von seinen Truppen mit folgenden Worten Abschied genommen: „ Sol- daten! Lothringer und Elsäßer! Jch sage euch Lebewohl, ich bin nicht mehr euer General. Der berühmte General Lefl ô, Minister dessen was man sonst den Krieg nennt, hat mich so eben durch den berühmten General de Polhès, einen der Sieger von Mentana, ersetzt. Jch bin das Opfer bonapartischer, klerikaler und legitimistischer Jntriguen. Man hat mich verurtheilt ohne mich zu hören. Eure Brüder, eure Kinder werden die preußischen Zeichen und Borten tragen, die Vettern Bismarcks werden euren Schwestern zulächeln. Wir müssen bleiben was wir sind. Lebt wohl, nein, nicht lebt wohl, sondern nur auf Wiedersehen! Wie ihr, bin ich Republicaner, ich habe einen Carabiner, ihr habt die eurigen. Jm Augenblick der Gefahr werdet ihr mich an eurer Seite finden um den Ein- brecher zu bekämpfen, wenn nicht als euer Befehlshaber, so doch als Sol- dat. Brüder! man verläßt uns, nur wir können uns allein vertheidigen Schwören wir alle Tod den Preußen, Tod den Verräthern und den Feigen welche uns verrathen und preisgegeben haben. Es lebe die Republik! Tod den Preußen und den Feigen!“ Aus Bordeaux wird dem „Rappel“ von einem ernstlichen Streite berichtet der zwischen dem Kriegsminister Lefl ô und dem General Ducrot in einer der Abtheilungen stattgefunden haben soll. „Anlaß dazu,“ schreibt man dem radicalen Pariser Blatt, „gaben die Unordnungen in Paris. Lefl ô, deßhalb interpellirt, erklärte daß sie viel weniger ernsthaft seien als man in Bordeaux glaube. General Vinoy habe indeß Verstärkungen ver- langt um jeden Jnsurrectionsversuch unterdrücken zu können. Der General habe diese auch erhalten; man habe ihm aber vorgeschrieben sich streng auf der Defensive zu verhalten, und nur im äußersten Nothfall von der Gewalt Gebrauch zu machen. Die Rathschläge zur Mäßigung, welche von der Mehrheit der Bureaux gutgeheißen wurden, waren jedoch nicht nach dem Geschmack des Generals Ducrot, der sich mit Wuth erhob um gegen die Sprache des Ministers zu protestiren. Jhm zufolge hat die Regierung keine Schonung gegen die unregierbare Pariser Bevölkerung zu beobachten. Er drückte sich mit höchster Verachtung über die 300,000 Pariser National- garden aus, und verlangte daß man ganz Frankreich von den unverbesser- lichen Revolutionären, den Meuterern von Profession und den Barricaden- helden reinige. „Es ist Zeit“ -- so schloß Ducrot -- „daß man diesem unerträglichen Zustand ein Ziel setzt. Man sollte es nicht glauben, aber das Departement welches mich gewählt hat einen ehemaligen Transpor- tirten als Präfecten.“ Peyrat ( Redacteur des „Avenir National“ ) warf hier ein daß die Eigenschaft eines ehemaligen Transportirten ein Ehrentitel sei, und ruft dabei das Zeugniß des Hrn. Lefl ô ( Kriegsministers ) und Baze ( Quästor ) an, welche alle beide der Staatsstreich aus Frankreich verbannt habe. Baze machte ein verlegenes Gesicht. Lefl ô aber sagte: er rechne es sich zum Ruhm an daß das Kaiserreich ihn in die Acht erklärte. Was die Worte Ducrots anbelangt, so bedauert der Kriegsminister dieselben, und zwar um so mehr als er die Absicht gehabt ihm das Obercommando über die Lyoner Armee anzuvertrauen. Ducrot sprang bei diesen Worten in die Höhe und, mit der Faust auf den Tisch schlagend, erklärte er: daß er einer Regierung nicht dienen werde in welcher sich Jules Simon, Jules Favre und General Lefl ô befänden. Nach diesen Worten verließ er den Saal. Jn Bordeaux machte die Sache Aufsehen, und das große Publicum ist sehr aufgebracht über den General Ducrot. Man glaubt außerdem daß dieser General, der bekanntlich auf seine Eide keine großen Stücke hält, nur so reactionär auftritt um sich bei der Mehrheit in der Absicht populär zu machen eine Rolle zu spielen, wenn diese die Republik über den Haufen werfen will.“ *_ Sitzung der Nationalversammlung vom 7 März Präsident Hr. Grévy. Die Sitzung wird um2 3 / 4 Uhr eröffnet. Nach Verlesung des Protokolls verliest der Präsident ein Schreiben Jules Favre's, wonach er für die Rhone annimmt. Bénoist d'Azy nimmt für Nièvre an. Der Präsident verliest hierauf folgendes Schreiben von Glais- Bizoin: „Hr. Präsident! Jn der Sitzung vom 4 März hat Hr. Lorgeril erklärt daß er einen Antrag einbringen werde, dahin gehend die Mitglieder der Regierungsdelegation von Bordeaux in Anklagestand zu versetzen. Es darf keinem Abgeordneten gestattet sein unwahres zu sagen. Jm Namen der Ehre fordere ich Hrn. Lorgeril auf sein Wort zu halten, das er ver- gessen zu haben scheint. Gez. Glais=Bizoin.“ Hr. Lorgeril: Hr. Glais- Bizoin, welchen ich gut kenne, muß wissen daß ich nie zurückweiche wenn ich einen Schritt vorwärts gemacht habe. Der fragliche Antrag wird ein- gebracht werden, und in diesem Augenblick beschäftige ich mich mit der Abfassung desselben; da aber die Liste der Unregelmäßigkeiten lang ist, so verlange ich einen kleinen Aufschub. Hr. Germain lenkt die Auf- merksamkeit der Kammer auf den unregelmäßigen Vorgang kraft dessen die Regierung Geld bei der Bank entlehnt, und verlangt daß man zum gesetzlichen Zustand zurückkehrte. Er verlangt ferner daß die Regierung keine 3procentige Rente mehr verkaufe ohne Ermächtigung der Kammer, da dieß den Credit des Landes schwäche. Hr. Jules Simon sagt daß die Regierung gegenwärtig damit beschäftigt sei alle Dinge in den regelmäßi- gen Stand zurückzuführen. Er verlangt daß die Minister von nun an über die Fragen in Kenntniß gesetzt werden welche man an sie stellen wolle. Ein Mitglied legt einen Gesetzentwurf über möglichst schnelle Reorgani- sation der städtischen Verwaltung vor. Es werden noch Entwürfe über Unterdrückung der von Gambetta eingesetzten städtischen Commissionen, über möglichst schnelle Vergütung der Kriegsschäden und Contributionen, über Schöpfung eines Ackerbauministeriums eingebracht. Es folgen sodann Wahlprüfungen, welche kein weiteres Jnteresse bieten. Wie der „Soir“ mittheilt, wird in nächster Woche eine Broschüre von Gambetta erscheinen, worin er sämmtliche vertrauliche Depeschen veröffent- licht die zwischen ihm und der Pariser Regierung gewechselt wurden. Niederland. .//. Haag, 8 März. Kürzlich erwähnte ich eine von der Amsterda- mer Handelskammer an die Regierung gerichtete Adresse, in welcher die- selbe gebeten wurde bei der Londoner Conferenz die Frage des Privat- eigenthums zur See, beziehungsweise der Kriegscontrebande, anzuregen. Die betreffende Handelskammer verlangte nämlich die Conferenz solle das Princip der Unverletzbarkeit des Privateigenthums in Kriegszeiten auf- stellen, und zugleich ausdrücklich bezeichnen was unter Kriegscontrebande

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 71. Augsburg (Bayern), 12. März 1871, S. 1201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_augsburg71_1871/5>, abgerufen am 28.03.2024.