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Der Arbeitgeber. Nr. 1049. Frankfurt a. M., 9. Juni 1877.

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[Spaltenumbruch] gart. Abdruck aus der Zeitschrift für das chemische Großgewerbe,
gr. 8 0[unleserliches Material] , 40 Seiten. Preis 75 Pf. Dieser Rückblick bildet nämlich nur
einen Theil eines bedeutsamen neuen Unternehmens der gen. Zeitschrift.

Neue Erfindungen.

< Neues aus Amerika. Als nichtleitenden Ueberzug
für Dampfröhren
empfiehlt Cary in Philadelphia eine Com-
position aus feiner Holzasche, gedämpftem Sägemehl, Manilafaser,
Gyps, weißem Leim und gelöschtem Kalk. Bei einem Feder-
halter mit Tintenreservoir
von Croß in Providence wird
die Tinte durch ein kleines Röhrchen zugeleitet, dessen Mündung sich
fest gegen die beiden elastischen Spitzen der Feder anlegt und nur
während des Schreibens Tinte hervortreten läßt, weil alsdann die
beiden Spitzen etwas von dem Röhrchen weggedrückt, bezw. von
einander entfernt werden und die Mündung hierdurch zeitweise frei-
legen. -- Laflin in Chicago empfiehlt als schützenden Ueber-
zug für Fässer
und andere Gefäße eine Composition aus Pa-
raffin und Harz; ein solcher Ueberzug soll auch Eier vor dem
Verderben schützen. -- Ein neues Verfahren von Elliot in Chicago
zum Amalgamiren von Gold= und Silbererzen besteht darin,
daß die erhitzten pulverisirten Erze unter stetem Umrühren mit ge-
schmolzenem Blei in Berührung gebracht werden. Ein besonders
construirter Apparat dient zur Erzielung einer solchen möglichst in-
nigen Berührung. -- Bierkühlapparate, auf welche Beau-
delot
in Harancourt amerikanische Patente genommen hat, bestehen
aus einer verticalen Reihe horizontal laufender und durch Stutzen
mit einander verbundener Röhren, in deren Jnnern zickzack= oder
schraubenförmige Wände angebracht sind und in denen kaltes
Wasser circulirt. Das zu kühlende Bier läuft zwischen diesen
Röhren abwärts. Die im Jnnern der Röhren angebrachten
Wände dienen dazu, das kalte Wasser einen möglichst weiten
Weg durch die Röhren machen und hindurch die Außenwände
der letzteren möglichst vollkommen abkühlen zu lassen. --
Als künstlichen Brennstoff empfiehlt Ziegler in Phila-
delphia ein Gemenge von Kohlenklein, Thon, Kohlentheer, Petro-
leum und Wasser ( ! ) . -- Ein Verfahren zum Reinigen von
Zucker,
auf welches Schwartz in Newtown ( England ) ein
amerikanisches Patent genommen hat, besteht darin, daß der zu
reinigende Zucker einem Sprühregen von Wasser von beinahe
0=Grad ausgesetzt wird. Das aufgesprühte Wasser wird alsdann
durch Centrifugalkraft durch den Zucker hindurch getrieben, und
zwar -- seiner Kälte halber -- ohne die Kristalle des Zuckers
auflösen zu können. -- Wilson in Beckedt hat ein Gerbver-
fahren
erfunden, bei welchem die Häute nach der Enthaarung
mit einer Composition behandelt werden, die aus gemahlener
Gerste, Chlornatrium, Salpeter, schwefelsaurer Magnesia ( Bitter-
salz ) , Schwefelsäure und Wasser besteht.

* Windmühlen. Merkwürdigerweise wird die unentgeltliche
und einen großen Theil des Jahres hindurch sehr bedeutende Kraft
des Windes im Süden fast gar nicht benutzt. Jm Norden und
allen ebenen Ländern, wo die Wassergefälle nicht verwendet werden
können, zwingt die Noth dazu, und der Erfolg ist ein ziemlich
guter. Jn Holland werden transportable Windmühlen zum Ent-
wässern und Bewässern benutzt. Weshalb thut man das nicht auch
bei uns und erhöht dadurch die Fruchtbarkeit des Bodens? Weite
Strecken Landes könnte man vor der Dürre des Sommers schützen,
wenn man ein kleines Windrad aufstellte und das Wasser aus den
Flüssen pumpte. -- Jngenieur Frankenbach in Bistritz hat nun
ein neues Windrad construirt, das vielleicht zur Erreichung dieses
Zieles beiträgt. Dasselbe hat gegen die bisherigen Windmühlen
folgende Vortheile: 1 ) functionirt dasselbe bei jeder Windrichtung,
ohne daß es vorher verstellt zu werden braucht, und entfällt daher
der zu diesem Zwecke nothwendige, kostspielige Mechanismus; 2 ) be-
sitzt es eine noch zureichende Leistungsfähigkeit bei ganz schwacher
Luftströmung, und kann auch beim heftigen Wind im Betrieb er-
halten werden, wo bekanntlich das jetzige Windrad nichts zu leisten
vermag; durch diese Eigenschaft ist eine bessere Ausnützung des
während eines Jahres herrschenden Windstriches zulässig und mit-
hin der Nutzeffect der Maschine ein bedeutend größerer; 3 ) bedarf
es keiner Bremse und es kann das Arbeitsmoment der Flügel auf
eine ganz einfache Weise, nach der jeweiligen Windgeschwindigkeit,
vom inneren Mühlenraume aus regulirt werden; 4 ) stellen sich
[Spaltenumbruch] die Baukosten, ungeachtet der größeren Leistungsfähigkeit um ein
Drittel billiger als bei einer holländischen Windmühle z. B. und es
kann das Mühlenhaus ohne irgend welche Beeinträchtigung des
regelmäßigen Ganges der Maschine auch aus Holz gebaut sein;
5 ) endlich ist es leicht möglich die Potenz des Motors so zu stei-
gern, daß vier und auch mehr Mahlgänge durch denselben getrieben
werden können, und ebenso leicht ist es, eine jede bestehende Wind-
mühle bei mäßigen Kosten nach dem neuen System umzugestalten
und dadurch ihre Rentabilität beträchtlich zu erhöhen. -- Der Er-
finder wünscht wegen Verwerthung seiner Erfindung mit Capita-
listen und Fabriken in Verbindung zu treten.

* Das Hartglas scheint sich nun doch einzubürgern. Wie
"St. Jng." mittheilt, würde das deutsche Heer demnächst Feld-
flaschen aus Hartglas bekommen, die nach einem besonderen Ver-
fahren hergestellt seien. Der Verschluß besteht aus einer Metall-
kapsel mit Gummi, die wie die neuen Flaschenverschlüsse mittels
eines Drahtbügels und Hebels auf= und zugemacht werden kann.

Verschiedenes.

-- Reiche Leute. Die "Fr. Ztg." meldet, daß der Pariser
Rothschild 1000 Millionen Franken hinterlassen habe. Schon
früher sind von Zeit zu Zeit Angaben über den Reichthum der
Rothschild'schen Familie gemacht, die aber doch etwas wahrschein-
licher waren, als diese offenbar ganz aus der Luft gegriffene
Summe. Gelegentlich eines Familienrathes zu Frankfurt a. M.
wurde das Vermögen der Familie auf 40 Millionen fl. angegeben,
und das liegt wenigstens im Bereiche der Möglichkeit; allein 1000
Millionen für einen Zweig der Familie allein, die bekanntlich
Häuser in Frankfurt a. M., Paris, London, Wien und Neapel
hat, also im Ganzen 4--5000 Millionen reich sein müßte, ist ein
Ding der Unmöglichkeit. Der Pariser Rothschild müßte seit dem
Bestehen seiner Bankthätigkeit jährlich 20 Millionen verdient haben,
was wohl Niemand so naiv sein wird zu glauben. -- Ebenso über-
trieben sind die beigefügten Schätzungen der Einnahme des Mark-
grafen
von Westminster ( 800,000 Lst. jährlich ) , des Sena-
tors Jones in Nevada ( 5 Mill. Doll. ) , J. W. Waskay in
Nevada ( 2 3 / 4 Mill. Lst. ) .

-- Die "New.=Yorker Hdlsztg." meldet als Curiosität, daß
der Dampfer "Elysia" am 28. April für 1020 Ballen Manu-
facturwaaren von Amerika nach England mitgenommen hat.

-- Die Trockenlegung von 157,500 Hektaren des
südlichen Theils der Zuydersee erfordert eine Arbeitszeit
von 16 Jahren und einen Kostenaufwand von 118 Mill. Gulden
holl.; es würden dadurch 137,280 Hektare für Privatzwecke ge-
wonnen werden.

-- Aus Westphalen meldet man, daß die Ausfuhr deutscher
Steinkohlen sehr zugenommen hat; in diesem Jahre sind allein
aus Papenburg 15 Kohlenschiffe nach Rußland abgegangen.

-- Jn Siegen will man den dreihundertsten Geburtstag
Peter Paul Ruben's am 29. Juni festlich begehen, da
Siegen unter den Städten, welche um die Ehre, der Geburtsort
des Meisters zu sein, streiten, den Sieg behauptet.

-- Bei Hemsworth in England ist ein neues Kohlenfeld
entdeckt worden, das täglich 7--800 Tonnen liefern kann.

-- Das "Olivenblatt" von Potoni e bringt in Nummer 3
einen Aufsatz über die Politik der Völker, Anführungen berühmter
Männer über den Ruhm und eine köstliche Satyre über die sog.
großen Männer.

-- Der Gewerbeverein für Hannover hat um 220,000 M.
ein eigenes Vereinshaus erworben.

-- Beinahe jeder Tag bringt uns den Fall eines Selbst-
mordes,
schreibt der "Schw. Merkur". Die Vermehrung der
Selbstmorde zeit dem französischen Krieg ist allerdings auffallend.

-- Die schweiz. Gasthöfe fangen an, dem guten Beispiel,
das Frankfurt gegeben, nachzufolgen und die Trinkgelder abzuschaffen.
Die Kellner Londons, welche alljährlich eine ansehnliche Mannschaft
zur Schweizer Hotelkampagne stellen, haben nun, wie die "Deutsche
Badezeitung" meldet einen geharnischten Protest dagegen im "Bund"
erlassen und erklären die betreffenden Reform=Hotels in Blokade, in
soferne sie jene Maßregel nicht zuücknehmen! Dabei wird gleich-
zeitig ein bezauberndes Bild von dem durch Trinkgelder elektrisirten
und zu höchster Dienstfertigkeit entflammten Kellner entworfen.

[Spaltenumbruch] gart. Abdruck aus der Zeitschrift für das chemische Großgewerbe,
gr. 8 0[unleserliches Material] , 40 Seiten. Preis 75 Pf. Dieser Rückblick bildet nämlich nur
einen Theil eines bedeutsamen neuen Unternehmens der gen. Zeitschrift.

Neue Erfindungen.

◁ Neues aus Amerika. Als nichtleitenden Ueberzug
für Dampfröhren
empfiehlt Cary in Philadelphia eine Com-
position aus feiner Holzasche, gedämpftem Sägemehl, Manilafaser,
Gyps, weißem Leim und gelöschtem Kalk. Bei einem Feder-
halter mit Tintenreservoir
von Croß in Providence wird
die Tinte durch ein kleines Röhrchen zugeleitet, dessen Mündung sich
fest gegen die beiden elastischen Spitzen der Feder anlegt und nur
während des Schreibens Tinte hervortreten läßt, weil alsdann die
beiden Spitzen etwas von dem Röhrchen weggedrückt, bezw. von
einander entfernt werden und die Mündung hierdurch zeitweise frei-
legen. -- Laflin in Chicago empfiehlt als schützenden Ueber-
zug für Fässer
und andere Gefäße eine Composition aus Pa-
raffin und Harz; ein solcher Ueberzug soll auch Eier vor dem
Verderben schützen. -- Ein neues Verfahren von Elliot in Chicago
zum Amalgamiren von Gold= und Silbererzen besteht darin,
daß die erhitzten pulverisirten Erze unter stetem Umrühren mit ge-
schmolzenem Blei in Berührung gebracht werden. Ein besonders
construirter Apparat dient zur Erzielung einer solchen möglichst in-
nigen Berührung. -- Bierkühlapparate, auf welche Beau-
delot
in Harancourt amerikanische Patente genommen hat, bestehen
aus einer verticalen Reihe horizontal laufender und durch Stutzen
mit einander verbundener Röhren, in deren Jnnern zickzack= oder
schraubenförmige Wände angebracht sind und in denen kaltes
Wasser circulirt. Das zu kühlende Bier läuft zwischen diesen
Röhren abwärts. Die im Jnnern der Röhren angebrachten
Wände dienen dazu, das kalte Wasser einen möglichst weiten
Weg durch die Röhren machen und hindurch die Außenwände
der letzteren möglichst vollkommen abkühlen zu lassen. --
Als künstlichen Brennstoff empfiehlt Ziegler in Phila-
delphia ein Gemenge von Kohlenklein, Thon, Kohlentheer, Petro-
leum und Wasser ( ! ) . -- Ein Verfahren zum Reinigen von
Zucker,
auf welches Schwartz in Newtown ( England ) ein
amerikanisches Patent genommen hat, besteht darin, daß der zu
reinigende Zucker einem Sprühregen von Wasser von beinahe
0=Grad ausgesetzt wird. Das aufgesprühte Wasser wird alsdann
durch Centrifugalkraft durch den Zucker hindurch getrieben, und
zwar -- seiner Kälte halber -- ohne die Kristalle des Zuckers
auflösen zu können. -- Wilson in Beckedt hat ein Gerbver-
fahren
erfunden, bei welchem die Häute nach der Enthaarung
mit einer Composition behandelt werden, die aus gemahlener
Gerste, Chlornatrium, Salpeter, schwefelsaurer Magnesia ( Bitter-
salz ) , Schwefelsäure und Wasser besteht.

* Windmühlen. Merkwürdigerweise wird die unentgeltliche
und einen großen Theil des Jahres hindurch sehr bedeutende Kraft
des Windes im Süden fast gar nicht benutzt. Jm Norden und
allen ebenen Ländern, wo die Wassergefälle nicht verwendet werden
können, zwingt die Noth dazu, und der Erfolg ist ein ziemlich
guter. Jn Holland werden transportable Windmühlen zum Ent-
wässern und Bewässern benutzt. Weshalb thut man das nicht auch
bei uns und erhöht dadurch die Fruchtbarkeit des Bodens? Weite
Strecken Landes könnte man vor der Dürre des Sommers schützen,
wenn man ein kleines Windrad aufstellte und das Wasser aus den
Flüssen pumpte. -- Jngenieur Frankenbach in Bistritz hat nun
ein neues Windrad construirt, das vielleicht zur Erreichung dieses
Zieles beiträgt. Dasselbe hat gegen die bisherigen Windmühlen
folgende Vortheile: 1 ) functionirt dasselbe bei jeder Windrichtung,
ohne daß es vorher verstellt zu werden braucht, und entfällt daher
der zu diesem Zwecke nothwendige, kostspielige Mechanismus; 2 ) be-
sitzt es eine noch zureichende Leistungsfähigkeit bei ganz schwacher
Luftströmung, und kann auch beim heftigen Wind im Betrieb er-
halten werden, wo bekanntlich das jetzige Windrad nichts zu leisten
vermag; durch diese Eigenschaft ist eine bessere Ausnützung des
während eines Jahres herrschenden Windstriches zulässig und mit-
hin der Nutzeffect der Maschine ein bedeutend größerer; 3 ) bedarf
es keiner Bremse und es kann das Arbeitsmoment der Flügel auf
eine ganz einfache Weise, nach der jeweiligen Windgeschwindigkeit,
vom inneren Mühlenraume aus regulirt werden; 4 ) stellen sich
[Spaltenumbruch] die Baukosten, ungeachtet der größeren Leistungsfähigkeit um ein
Drittel billiger als bei einer holländischen Windmühle z. B. und es
kann das Mühlenhaus ohne irgend welche Beeinträchtigung des
regelmäßigen Ganges der Maschine auch aus Holz gebaut sein;
5 ) endlich ist es leicht möglich die Potenz des Motors so zu stei-
gern, daß vier und auch mehr Mahlgänge durch denselben getrieben
werden können, und ebenso leicht ist es, eine jede bestehende Wind-
mühle bei mäßigen Kosten nach dem neuen System umzugestalten
und dadurch ihre Rentabilität beträchtlich zu erhöhen. -- Der Er-
finder wünscht wegen Verwerthung seiner Erfindung mit Capita-
listen und Fabriken in Verbindung zu treten.

* Das Hartglas scheint sich nun doch einzubürgern. Wie
„St. Jng.“ mittheilt, würde das deutsche Heer demnächst Feld-
flaschen aus Hartglas bekommen, die nach einem besonderen Ver-
fahren hergestellt seien. Der Verschluß besteht aus einer Metall-
kapsel mit Gummi, die wie die neuen Flaschenverschlüsse mittels
eines Drahtbügels und Hebels auf= und zugemacht werden kann.

Verschiedenes.

-- Reiche Leute. Die „Fr. Ztg.“ meldet, daß der Pariser
Rothschild 1000 Millionen Franken hinterlassen habe. Schon
früher sind von Zeit zu Zeit Angaben über den Reichthum der
Rothschild'schen Familie gemacht, die aber doch etwas wahrschein-
licher waren, als diese offenbar ganz aus der Luft gegriffene
Summe. Gelegentlich eines Familienrathes zu Frankfurt a. M.
wurde das Vermögen der Familie auf 40 Millionen fl. angegeben,
und das liegt wenigstens im Bereiche der Möglichkeit; allein 1000
Millionen für einen Zweig der Familie allein, die bekanntlich
Häuser in Frankfurt a. M., Paris, London, Wien und Neapel
hat, also im Ganzen 4--5000 Millionen reich sein müßte, ist ein
Ding der Unmöglichkeit. Der Pariser Rothschild müßte seit dem
Bestehen seiner Bankthätigkeit jährlich 20 Millionen verdient haben,
was wohl Niemand so naiv sein wird zu glauben. -- Ebenso über-
trieben sind die beigefügten Schätzungen der Einnahme des Mark-
grafen
von Westminster ( 800,000 Lst. jährlich ) , des Sena-
tors Jones in Nevada ( 5 Mill. Doll. ) , J. W. Waskay in
Nevada ( 2 3 / 4 Mill. Lst. ) .

-- Die „New.=Yorker Hdlsztg.“ meldet als Curiosität, daß
der Dampfer „Elysia“ am 28. April für 1020 Ballen Manu-
facturwaaren von Amerika nach England mitgenommen hat.

-- Die Trockenlegung von 157,500 Hektaren des
südlichen Theils der Zuydersee erfordert eine Arbeitszeit
von 16 Jahren und einen Kostenaufwand von 118 Mill. Gulden
holl.; es würden dadurch 137,280 Hektare für Privatzwecke ge-
wonnen werden.

-- Aus Westphalen meldet man, daß die Ausfuhr deutscher
Steinkohlen sehr zugenommen hat; in diesem Jahre sind allein
aus Papenburg 15 Kohlenschiffe nach Rußland abgegangen.

-- Jn Siegen will man den dreihundertsten Geburtstag
Peter Paul Ruben's am 29. Juni festlich begehen, da
Siegen unter den Städten, welche um die Ehre, der Geburtsort
des Meisters zu sein, streiten, den Sieg behauptet.

-- Bei Hemsworth in England ist ein neues Kohlenfeld
entdeckt worden, das täglich 7--800 Tonnen liefern kann.

-- Das „Olivenblatt“ von Potoni é bringt in Nummer 3
einen Aufsatz über die Politik der Völker, Anführungen berühmter
Männer über den Ruhm und eine köstliche Satyre über die sog.
großen Männer.

-- Der Gewerbeverein für Hannover hat um 220,000 M.
ein eigenes Vereinshaus erworben.

-- Beinahe jeder Tag bringt uns den Fall eines Selbst-
mordes,
schreibt der „Schw. Merkur“. Die Vermehrung der
Selbstmorde zeit dem französischen Krieg ist allerdings auffallend.

-- Die schweiz. Gasthöfe fangen an, dem guten Beispiel,
das Frankfurt gegeben, nachzufolgen und die Trinkgelder abzuschaffen.
Die Kellner Londons, welche alljährlich eine ansehnliche Mannschaft
zur Schweizer Hotelkampagne stellen, haben nun, wie die „Deutsche
Badezeitung“ meldet einen geharnischten Protest dagegen im „Bund“
erlassen und erklären die betreffenden Reform=Hotels in Blokade, in
soferne sie jene Maßregel nicht zuücknehmen! Dabei wird gleich-
zeitig ein bezauberndes Bild von dem durch Trinkgelder elektrisirten
und zu höchster Dienstfertigkeit entflammten Kellner entworfen.

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[0005] gart. Abdruck aus der Zeitschrift für das chemische Großgewerbe, gr. 8 0_ , 40 Seiten. Preis 75 Pf. Dieser Rückblick bildet nämlich nur einen Theil eines bedeutsamen neuen Unternehmens der gen. Zeitschrift. Neue Erfindungen. ◁ Neues aus Amerika. Als nichtleitenden Ueberzug für Dampfröhren empfiehlt Cary in Philadelphia eine Com- position aus feiner Holzasche, gedämpftem Sägemehl, Manilafaser, Gyps, weißem Leim und gelöschtem Kalk. Bei einem Feder- halter mit Tintenreservoir von Croß in Providence wird die Tinte durch ein kleines Röhrchen zugeleitet, dessen Mündung sich fest gegen die beiden elastischen Spitzen der Feder anlegt und nur während des Schreibens Tinte hervortreten läßt, weil alsdann die beiden Spitzen etwas von dem Röhrchen weggedrückt, bezw. von einander entfernt werden und die Mündung hierdurch zeitweise frei- legen. -- Laflin in Chicago empfiehlt als schützenden Ueber- zug für Fässer und andere Gefäße eine Composition aus Pa- raffin und Harz; ein solcher Ueberzug soll auch Eier vor dem Verderben schützen. -- Ein neues Verfahren von Elliot in Chicago zum Amalgamiren von Gold= und Silbererzen besteht darin, daß die erhitzten pulverisirten Erze unter stetem Umrühren mit ge- schmolzenem Blei in Berührung gebracht werden. Ein besonders construirter Apparat dient zur Erzielung einer solchen möglichst in- nigen Berührung. -- Bierkühlapparate, auf welche Beau- delot in Harancourt amerikanische Patente genommen hat, bestehen aus einer verticalen Reihe horizontal laufender und durch Stutzen mit einander verbundener Röhren, in deren Jnnern zickzack= oder schraubenförmige Wände angebracht sind und in denen kaltes Wasser circulirt. Das zu kühlende Bier läuft zwischen diesen Röhren abwärts. Die im Jnnern der Röhren angebrachten Wände dienen dazu, das kalte Wasser einen möglichst weiten Weg durch die Röhren machen und hindurch die Außenwände der letzteren möglichst vollkommen abkühlen zu lassen. -- Als künstlichen Brennstoff empfiehlt Ziegler in Phila- delphia ein Gemenge von Kohlenklein, Thon, Kohlentheer, Petro- leum und Wasser ( ! ) . -- Ein Verfahren zum Reinigen von Zucker, auf welches Schwartz in Newtown ( England ) ein amerikanisches Patent genommen hat, besteht darin, daß der zu reinigende Zucker einem Sprühregen von Wasser von beinahe 0=Grad ausgesetzt wird. Das aufgesprühte Wasser wird alsdann durch Centrifugalkraft durch den Zucker hindurch getrieben, und zwar -- seiner Kälte halber -- ohne die Kristalle des Zuckers auflösen zu können. -- Wilson in Beckedt hat ein Gerbver- fahren erfunden, bei welchem die Häute nach der Enthaarung mit einer Composition behandelt werden, die aus gemahlener Gerste, Chlornatrium, Salpeter, schwefelsaurer Magnesia ( Bitter- salz ) , Schwefelsäure und Wasser besteht. * Windmühlen. Merkwürdigerweise wird die unentgeltliche und einen großen Theil des Jahres hindurch sehr bedeutende Kraft des Windes im Süden fast gar nicht benutzt. Jm Norden und allen ebenen Ländern, wo die Wassergefälle nicht verwendet werden können, zwingt die Noth dazu, und der Erfolg ist ein ziemlich guter. Jn Holland werden transportable Windmühlen zum Ent- wässern und Bewässern benutzt. Weshalb thut man das nicht auch bei uns und erhöht dadurch die Fruchtbarkeit des Bodens? Weite Strecken Landes könnte man vor der Dürre des Sommers schützen, wenn man ein kleines Windrad aufstellte und das Wasser aus den Flüssen pumpte. -- Jngenieur Frankenbach in Bistritz hat nun ein neues Windrad construirt, das vielleicht zur Erreichung dieses Zieles beiträgt. Dasselbe hat gegen die bisherigen Windmühlen folgende Vortheile: 1 ) functionirt dasselbe bei jeder Windrichtung, ohne daß es vorher verstellt zu werden braucht, und entfällt daher der zu diesem Zwecke nothwendige, kostspielige Mechanismus; 2 ) be- sitzt es eine noch zureichende Leistungsfähigkeit bei ganz schwacher Luftströmung, und kann auch beim heftigen Wind im Betrieb er- halten werden, wo bekanntlich das jetzige Windrad nichts zu leisten vermag; durch diese Eigenschaft ist eine bessere Ausnützung des während eines Jahres herrschenden Windstriches zulässig und mit- hin der Nutzeffect der Maschine ein bedeutend größerer; 3 ) bedarf es keiner Bremse und es kann das Arbeitsmoment der Flügel auf eine ganz einfache Weise, nach der jeweiligen Windgeschwindigkeit, vom inneren Mühlenraume aus regulirt werden; 4 ) stellen sich die Baukosten, ungeachtet der größeren Leistungsfähigkeit um ein Drittel billiger als bei einer holländischen Windmühle z. B. und es kann das Mühlenhaus ohne irgend welche Beeinträchtigung des regelmäßigen Ganges der Maschine auch aus Holz gebaut sein; 5 ) endlich ist es leicht möglich die Potenz des Motors so zu stei- gern, daß vier und auch mehr Mahlgänge durch denselben getrieben werden können, und ebenso leicht ist es, eine jede bestehende Wind- mühle bei mäßigen Kosten nach dem neuen System umzugestalten und dadurch ihre Rentabilität beträchtlich zu erhöhen. -- Der Er- finder wünscht wegen Verwerthung seiner Erfindung mit Capita- listen und Fabriken in Verbindung zu treten. * Das Hartglas scheint sich nun doch einzubürgern. Wie „St. Jng.“ mittheilt, würde das deutsche Heer demnächst Feld- flaschen aus Hartglas bekommen, die nach einem besonderen Ver- fahren hergestellt seien. Der Verschluß besteht aus einer Metall- kapsel mit Gummi, die wie die neuen Flaschenverschlüsse mittels eines Drahtbügels und Hebels auf= und zugemacht werden kann. Verschiedenes. -- Reiche Leute. Die „Fr. Ztg.“ meldet, daß der Pariser Rothschild 1000 Millionen Franken hinterlassen habe. Schon früher sind von Zeit zu Zeit Angaben über den Reichthum der Rothschild'schen Familie gemacht, die aber doch etwas wahrschein- licher waren, als diese offenbar ganz aus der Luft gegriffene Summe. Gelegentlich eines Familienrathes zu Frankfurt a. M. wurde das Vermögen der Familie auf 40 Millionen fl. angegeben, und das liegt wenigstens im Bereiche der Möglichkeit; allein 1000 Millionen für einen Zweig der Familie allein, die bekanntlich Häuser in Frankfurt a. M., Paris, London, Wien und Neapel hat, also im Ganzen 4--5000 Millionen reich sein müßte, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Der Pariser Rothschild müßte seit dem Bestehen seiner Bankthätigkeit jährlich 20 Millionen verdient haben, was wohl Niemand so naiv sein wird zu glauben. -- Ebenso über- trieben sind die beigefügten Schätzungen der Einnahme des Mark- grafen von Westminster ( 800,000 Lst. jährlich ) , des Sena- tors Jones in Nevada ( 5 Mill. Doll. ) , J. W. Waskay in Nevada ( 2 3 / 4 Mill. Lst. ) . -- Die „New.=Yorker Hdlsztg.“ meldet als Curiosität, daß der Dampfer „Elysia“ am 28. April für 1020 Ballen Manu- facturwaaren von Amerika nach England mitgenommen hat. -- Die Trockenlegung von 157,500 Hektaren des südlichen Theils der Zuydersee erfordert eine Arbeitszeit von 16 Jahren und einen Kostenaufwand von 118 Mill. Gulden holl.; es würden dadurch 137,280 Hektare für Privatzwecke ge- wonnen werden. -- Aus Westphalen meldet man, daß die Ausfuhr deutscher Steinkohlen sehr zugenommen hat; in diesem Jahre sind allein aus Papenburg 15 Kohlenschiffe nach Rußland abgegangen. -- Jn Siegen will man den dreihundertsten Geburtstag Peter Paul Ruben's am 29. Juni festlich begehen, da Siegen unter den Städten, welche um die Ehre, der Geburtsort des Meisters zu sein, streiten, den Sieg behauptet. -- Bei Hemsworth in England ist ein neues Kohlenfeld entdeckt worden, das täglich 7--800 Tonnen liefern kann. -- Das „Olivenblatt“ von Potoni é bringt in Nummer 3 einen Aufsatz über die Politik der Völker, Anführungen berühmter Männer über den Ruhm und eine köstliche Satyre über die sog. großen Männer. -- Der Gewerbeverein für Hannover hat um 220,000 M. ein eigenes Vereinshaus erworben. -- Beinahe jeder Tag bringt uns den Fall eines Selbst- mordes, schreibt der „Schw. Merkur“. Die Vermehrung der Selbstmorde zeit dem französischen Krieg ist allerdings auffallend. -- Die schweiz. Gasthöfe fangen an, dem guten Beispiel, das Frankfurt gegeben, nachzufolgen und die Trinkgelder abzuschaffen. Die Kellner Londons, welche alljährlich eine ansehnliche Mannschaft zur Schweizer Hotelkampagne stellen, haben nun, wie die „Deutsche Badezeitung“ meldet einen geharnischten Protest dagegen im „Bund“ erlassen und erklären die betreffenden Reform=Hotels in Blokade, in soferne sie jene Maßregel nicht zuücknehmen! Dabei wird gleich- zeitig ein bezauberndes Bild von dem durch Trinkgelder elektrisirten und zu höchster Dienstfertigkeit entflammten Kellner entworfen.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1049. Frankfurt a. M., 9. Juni 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1049_1877/5>, abgerufen am 28.03.2024.