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Der Arbeitgeber. Nr. 1049. Frankfurt a. M., 9. Juni 1877.

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* Fleischertag. Die deutschen Metzger tagen am 4. Juli in
Bremen. Tagesordnung: Trichinenschau, Fleischhandel, Schlacht-
steuer, Schlachthäuser, Arbeitbücher.

* Post. Am 1. Juni ist nun auch Japan dem Welt-
Postverein beigetreten. Das Porto ist für Briefe 40 Pf.,
Postkarten 20 Pf., Bänder 10 Pf.

* Eisenbahnen. Die neue Bahn von Frankfurt nach Mann-
heim wird die Orte Niederrad, Walldorf, Mörfelden, Dornberg,
Dornheim, Stockstadt berühren, von wo sie in die Riedbahn ( Bibers-
heim, Gernsheim, Rohrhein ) einmündet, diese bei Bieblis verläßt
und über Lampertheim, Waldhof und Wohlgelegen Mannheim er-
reicht. Von Lampertheim geht eine Zweigbahn nach Worms.

* Freizügigkeit. Jn der Schweiz will man nun auch
Freizügigkeit der Aerzte und Apotheker einführen, derart, daß die-
selben auf Grund einer im Ausland oder in der Schweiz bestan-
denen Prüfung in jedem Canton practiziren können.

* Hochschulen. Der Jahrgang 1877 des in Leipzig erschei-
nenden akademischen Jahrbuchs bringt die Personal= und Frequenz-
statistik von 29 deutschen Universitäten, von welchen 20 dem deut-
schen Reiche, 5 Oesterreich, 3 der Schweiz und 1 ( livländische )
Rußland angehören. Die Summe der Studirenden an diesen An-
stalten betrug im Sommer 1876 24,293. Auf den 21 Hoch-
schulen des deutschen Reiches waren im Winter 1874/75 16,461
Studirende immatrikulirt, im Sommer 1876 dagegen 16,816,
also im vorigen Sommer 2,15 pCt. mehr.

-- Diesen Herbst wird die schwedische Universität Upsala ihr
400jähriges Jubelfest feiern.

* Turnwesen. Zum dritten internationalen Wett-
turnen in Vicenza am 29. Juni bis 2. Juli 1877 sind bereits
über 100 Wettturner angemeldet; von Deutschland wird Frankfurt
a. M. und Breslau durch beste Turner vertreten sein; im Ganzen
rechnet man auf zwanzig deutsche Turner, während am vor-
jährigen Feste zu Venedig nur 9 derselben Theil genommen.

* Die Unfallversicherung hat in Folge des Reichsgesetzes be-
reits einen ziemlich großen Umfang erreicht. Außer der Magde-
burger Gesellschaft hat auch die Allgemeine Unfall=Ver-
sicherungsbank
in Leipzig eine sehr große Zahl von Fabriken
versichert. Jm Mai waren bei derselben 456 Unfälle angemeldet,
worunter 12 Todesfälle, 10 schwere Verletzungen und 434
leichte. Bei der Magdeburger Allgemein. Versicherungs-
Actiengesellschaft
kamen im April 337 Unfälle zur Anzeige,
wovon 6 den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, während
5 der Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, in 303 Fällen
trat nur vorübergehend Erwerbsunfähigkeit ein.

* Polizeiwesen. Man scheint mit dem bisherigen System,
alle untergeordneten Stellen im Staatsdienst mit ausgedienten Un-
teroffizieren zu besetzen, nicht mehr auszureichen. Sogar die
"Kreuzzeitung" empfiehlt, für den Polizeidienst besondere Beamte
heranzuziehen, weil die Soldaten sich meist als unbrauchbar
erweisen.

* Gesundheitspflege. Das Reichs=Gesundheitsamt hat die
zwangsweise Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen durch
ein Reichsgesetz beantragt.

* Uhrenfabrikation. Am 1. Juni ist die vom Staate be-
gründete Uhrmacherschule in Furtwangen eröffnet worden,
sowie eine Schnitzereischule, die mit jener eng zusammen-
hängt. -- Jn Dortmund fand im April eine Ausstellung von
Uhren, Uhrmacherwerkzeug u. s. w. statt, über welche die "Deutsche
Uhrmacher=Ztg." sehr günstig berichtet. -- Von neuen Erfindungen
ist eine Kalenderuhr von Theod. Weißer in Furtwangen her-
vorzuheben, welche außer den Stunden, auch den Tag und Monat
anzeigt. Das Kalenderwerk kann an jeder Standuhr leicht ange-
bracht und auch in der Form von Briefbeschwerern ec. hergestellt
werden.

* Schneiderakademie. Jn Berlin ist ähnlich der Dresdener
eine Bildungsanstalt für Schneider errichtet worden.

* Weinbau. Der Deutsche Weinbau=Verein tagt im Sep-
tember zu Freiburg i. B. Jn seinen jährlichen Versammlungen,
sowie durch die Vereins=Zeitschrift "Der Weinbau", welche im Ver-
lag des Herrn H. Killinger in Kitzingen a. M. ( Bayern ) er-
scheint, erstrebt der Verein die Wahrung der gemeinsamen Jn-
teressen des Weinhandels. Die Bekämpfung der Reblaus gehört
gegenwärtig zu seinen ersten Aufgaben. Eine ganz besondere
[Spaltenumbruch] Bedeutung hat der Verein noch dadurch, daß er gegen die Wein-
fälschung auftritt. Sämmtliche Mitglieder verpflichten sich bei ihrem
Eintritte, keinen fabricirten Wein als Naturwein in den Handel
zu bringen. Durch Untersuchung von Weinen, die von Mitgliedern
als Naturproduct bezogen und als der Verfälschung verdächtig an
das Präsidium eingesandt worden, bietet der Verein innerhalb des
derzeitigen Standpunktes der Wissenschaft die Garantie für Lieferung
reiner Weine; es ist zu diesem Behufe vom Präsidium und Aus-
schuß ein technischer Vereinsbeamter angestellt worden ( Bureau:
Schützenstraße 44 in Karlsruhe ) . Die Mitgliederzahl beträgt 840.

* Weinfälschung. Der "Pf. C." bringt folgende Mitthei-
lungen über künstliche Weinfabrikation en gros in dem
kleinen Dorfe Heinfeld bei Edenkoben. Die dortigen Wein-
fabrikanten zahlen jährlich die Summe von 9000 M. an Abgaben.
Wenn man bedenkt, daß das ganze Dorf nur etwa 800 Bewohner
zählt, so ist dieser Steuersatz für Fabrikation an Wein ein ganz
kolossaler und es läßt sich darnach die Quantität der künstlichen
Production bemessen. Aus genannter Gemarkung wird in vorzüg-
lichen Jahrgängen höchstens ein Quantum von 800--1000 Fuder
natürlichen Weins erzielt, während die fünffache Menge künstlich
erzeugt wird; diese Zustände sind seit sechs Jahren in Schwung und
es wird dabei folgendermaßen verfahren: auf 100 Liter sogenannten
Wein kommen 800 Liter Wasser, 100 Liter fuselfreier Weingeist
und der Rest wird mit natürlichem Wein ergänzt. Der Verlust
an Farbe, Süße, Säure u. s. w. wird ersetzt durch Zusätze von
Karamel, Zucker, Glycerin, Syrup, Tannin u. A. m. Die künst-
liche Fabrikation ist besagten Fabrikanten patentirt und kann
also, so lange kein Betrug und der Gesundheit schädliche Mittel
nachgewiesen werden, vom Gesetz durchaus nicht beanstandet werden.

* Die Sprengung von Hell=Gate bei New=York scheint
nicht auszureichen. Wider alles Erwarten hat man gefunden, daß
die Felsblöcke keineswegs zu kleinen Brocken zerschmettert wurden,
sondern daß die Zerstörung sich hauptsächlich auf den Umsturz der
stehen gelassenen Felspfeiler und den Einbruch der dieselben über-
lagernden Felsdecke beschränkte. Die zur Hebung der Trümmer in
Aussicht genommenen Mittel sind daher unzureichend und man ist
genöthigt, zu neuen Sprengungen unter Wasser seine Zu-
flucht zu nehmen.

* Der erste Maschinenmarkt zu Leipzig soll von so durch-
schlagendem Erfolg begleitet gewesen sein, daß die kühnsten Erwar-
tungen durch die Wirklichkeit weit überholt wurden; der Maschinen-
markt soll der größte der bisher in Deutschland abgehaltenen ge-
wesen sein.

* Dampfkessel. Das Platzen des Dampfkessels eines der
größten französischen Kriegsschiffe hat allgemeines Aufsehen in der
technischen Welt erregt und von Neuem die Aufmerksamkeit auf die
Mittel zur Beseitigung des Kesselsteins, dieser Hauptursache der
Explosionen hingelenkt. Ein einfaches und sicher das Wasser
reinigendes Mittel, welches keine umständlichen Apparate erfordert,
wäre in der That eine große Wohlthat.

* Bücherschau. Geld und Credit von Prof. Karl
Knies
( Verlag der Weidmann' schen Buchhdlg. in Berlin ) . Von
diesem berühmten Werke, wovon der erste Theil ( das Geld ) im
Jahre 1873 erschien, ist nun auch die erste Hälfte des zweiten
Theils ( der Credit ) ausgegeben worden. Während der erste Capital
und Geld und den immer noch nicht recht begriffenen Unterschied
zwischen beiden erläutert, handelt der zweite vom Credit, dessen
Wesen ausführlich entwickelt wird. Es wäre im Jnteresse des
Volkes zu wünschen, daß das Werk von Allen, die mit volkswirth-
schaftlichen Dingen zu thun haben, eingehend studirt werde. --
Compendium des Bankwesens mit der Lehre vom Bank-
wesen von Alois Bischof ( Verlag von K. Heymann in Berlin ) ,
eine handl. Anleitung zum Selbstudium. -- Oesterr. Aus-
stellungsbericht,
Heft VI, die Holzbearbeitungs=Maschinen in
Philadelphia ( Verlag von Fäßy & Frick in Wien ) . Die tech-
nischen Blätter haben schon Auszüge aus diesem trefflichen Hefte
gebracht, das eine so ausführliche, durch viele Jllustrationen erläu-
terte Schilderung der amerikan. Holzbearbeitung enthält, wie sie
wahrscheinlich noch nicht da ist.

-- Jm Verlage von Robert Oppenheim in Berlin er-
schien soeben: Rückblick auf die Fortschritte der chemi-
schen Großindustrie
im Jahre 1876, von Dr. Jul. Post,
Privatdocent in Göttingen, und Dr. Jos. Landgraf in Stutt-

[Spaltenumbruch]

* Fleischertag. Die deutschen Metzger tagen am 4. Juli in
Bremen. Tagesordnung: Trichinenschau, Fleischhandel, Schlacht-
steuer, Schlachthäuser, Arbeitbücher.

* Post. Am 1. Juni ist nun auch Japan dem Welt-
Postverein beigetreten. Das Porto ist für Briefe 40 Pf.,
Postkarten 20 Pf., Bänder 10 Pf.

* Eisenbahnen. Die neue Bahn von Frankfurt nach Mann-
heim wird die Orte Niederrad, Walldorf, Mörfelden, Dornberg,
Dornheim, Stockstadt berühren, von wo sie in die Riedbahn ( Bibers-
heim, Gernsheim, Rohrhein ) einmündet, diese bei Bieblis verläßt
und über Lampertheim, Waldhof und Wohlgelegen Mannheim er-
reicht. Von Lampertheim geht eine Zweigbahn nach Worms.

* Freizügigkeit. Jn der Schweiz will man nun auch
Freizügigkeit der Aerzte und Apotheker einführen, derart, daß die-
selben auf Grund einer im Ausland oder in der Schweiz bestan-
denen Prüfung in jedem Canton practiziren können.

* Hochschulen. Der Jahrgang 1877 des in Leipzig erschei-
nenden akademischen Jahrbuchs bringt die Personal= und Frequenz-
statistik von 29 deutschen Universitäten, von welchen 20 dem deut-
schen Reiche, 5 Oesterreich, 3 der Schweiz und 1 ( livländische )
Rußland angehören. Die Summe der Studirenden an diesen An-
stalten betrug im Sommer 1876 24,293. Auf den 21 Hoch-
schulen des deutschen Reiches waren im Winter 1874/75 16,461
Studirende immatrikulirt, im Sommer 1876 dagegen 16,816,
also im vorigen Sommer 2,15 pCt. mehr.

-- Diesen Herbst wird die schwedische Universität Upsala ihr
400jähriges Jubelfest feiern.

* Turnwesen. Zum dritten internationalen Wett-
turnen in Vicenza am 29. Juni bis 2. Juli 1877 sind bereits
über 100 Wettturner angemeldet; von Deutschland wird Frankfurt
a. M. und Breslau durch beste Turner vertreten sein; im Ganzen
rechnet man auf zwanzig deutsche Turner, während am vor-
jährigen Feste zu Venedig nur 9 derselben Theil genommen.

* Die Unfallversicherung hat in Folge des Reichsgesetzes be-
reits einen ziemlich großen Umfang erreicht. Außer der Magde-
burger Gesellschaft hat auch die Allgemeine Unfall=Ver-
sicherungsbank
in Leipzig eine sehr große Zahl von Fabriken
versichert. Jm Mai waren bei derselben 456 Unfälle angemeldet,
worunter 12 Todesfälle, 10 schwere Verletzungen und 434
leichte. Bei der Magdeburger Allgemein. Versicherungs-
Actiengesellschaft
kamen im April 337 Unfälle zur Anzeige,
wovon 6 den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, während
5 der Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, in 303 Fällen
trat nur vorübergehend Erwerbsunfähigkeit ein.

* Polizeiwesen. Man scheint mit dem bisherigen System,
alle untergeordneten Stellen im Staatsdienst mit ausgedienten Un-
teroffizieren zu besetzen, nicht mehr auszureichen. Sogar die
„Kreuzzeitung“ empfiehlt, für den Polizeidienst besondere Beamte
heranzuziehen, weil die Soldaten sich meist als unbrauchbar
erweisen.

* Gesundheitspflege. Das Reichs=Gesundheitsamt hat die
zwangsweise Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen durch
ein Reichsgesetz beantragt.

* Uhrenfabrikation. Am 1. Juni ist die vom Staate be-
gründete Uhrmacherschule in Furtwangen eröffnet worden,
sowie eine Schnitzereischule, die mit jener eng zusammen-
hängt. -- Jn Dortmund fand im April eine Ausstellung von
Uhren, Uhrmacherwerkzeug u. s. w. statt, über welche die „Deutsche
Uhrmacher=Ztg.“ sehr günstig berichtet. -- Von neuen Erfindungen
ist eine Kalenderuhr von Theod. Weißer in Furtwangen her-
vorzuheben, welche außer den Stunden, auch den Tag und Monat
anzeigt. Das Kalenderwerk kann an jeder Standuhr leicht ange-
bracht und auch in der Form von Briefbeschwerern ec. hergestellt
werden.

* Schneiderakademie. Jn Berlin ist ähnlich der Dresdener
eine Bildungsanstalt für Schneider errichtet worden.

* Weinbau. Der Deutsche Weinbau=Verein tagt im Sep-
tember zu Freiburg i. B. Jn seinen jährlichen Versammlungen,
sowie durch die Vereins=Zeitschrift „Der Weinbau“, welche im Ver-
lag des Herrn H. Killinger in Kitzingen a. M. ( Bayern ) er-
scheint, erstrebt der Verein die Wahrung der gemeinsamen Jn-
teressen des Weinhandels. Die Bekämpfung der Reblaus gehört
gegenwärtig zu seinen ersten Aufgaben. Eine ganz besondere
[Spaltenumbruch] Bedeutung hat der Verein noch dadurch, daß er gegen die Wein-
fälschung auftritt. Sämmtliche Mitglieder verpflichten sich bei ihrem
Eintritte, keinen fabricirten Wein als Naturwein in den Handel
zu bringen. Durch Untersuchung von Weinen, die von Mitgliedern
als Naturproduct bezogen und als der Verfälschung verdächtig an
das Präsidium eingesandt worden, bietet der Verein innerhalb des
derzeitigen Standpunktes der Wissenschaft die Garantie für Lieferung
reiner Weine; es ist zu diesem Behufe vom Präsidium und Aus-
schuß ein technischer Vereinsbeamter angestellt worden ( Bureau:
Schützenstraße 44 in Karlsruhe ) . Die Mitgliederzahl beträgt 840.

* Weinfälschung. Der „Pf. C.“ bringt folgende Mitthei-
lungen über künstliche Weinfabrikation en gros in dem
kleinen Dorfe Heinfeld bei Edenkoben. Die dortigen Wein-
fabrikanten zahlen jährlich die Summe von 9000 M. an Abgaben.
Wenn man bedenkt, daß das ganze Dorf nur etwa 800 Bewohner
zählt, so ist dieser Steuersatz für Fabrikation an Wein ein ganz
kolossaler und es läßt sich darnach die Quantität der künstlichen
Production bemessen. Aus genannter Gemarkung wird in vorzüg-
lichen Jahrgängen höchstens ein Quantum von 800--1000 Fuder
natürlichen Weins erzielt, während die fünffache Menge künstlich
erzeugt wird; diese Zustände sind seit sechs Jahren in Schwung und
es wird dabei folgendermaßen verfahren: auf 100 Liter sogenannten
Wein kommen 800 Liter Wasser, 100 Liter fuselfreier Weingeist
und der Rest wird mit natürlichem Wein ergänzt. Der Verlust
an Farbe, Süße, Säure u. s. w. wird ersetzt durch Zusätze von
Karamel, Zucker, Glycerin, Syrup, Tannin u. A. m. Die künst-
liche Fabrikation ist besagten Fabrikanten patentirt und kann
also, so lange kein Betrug und der Gesundheit schädliche Mittel
nachgewiesen werden, vom Gesetz durchaus nicht beanstandet werden.

* Die Sprengung von Hell=Gate bei New=York scheint
nicht auszureichen. Wider alles Erwarten hat man gefunden, daß
die Felsblöcke keineswegs zu kleinen Brocken zerschmettert wurden,
sondern daß die Zerstörung sich hauptsächlich auf den Umsturz der
stehen gelassenen Felspfeiler und den Einbruch der dieselben über-
lagernden Felsdecke beschränkte. Die zur Hebung der Trümmer in
Aussicht genommenen Mittel sind daher unzureichend und man ist
genöthigt, zu neuen Sprengungen unter Wasser seine Zu-
flucht zu nehmen.

* Der erste Maschinenmarkt zu Leipzig soll von so durch-
schlagendem Erfolg begleitet gewesen sein, daß die kühnsten Erwar-
tungen durch die Wirklichkeit weit überholt wurden; der Maschinen-
markt soll der größte der bisher in Deutschland abgehaltenen ge-
wesen sein.

* Dampfkessel. Das Platzen des Dampfkessels eines der
größten französischen Kriegsschiffe hat allgemeines Aufsehen in der
technischen Welt erregt und von Neuem die Aufmerksamkeit auf die
Mittel zur Beseitigung des Kesselsteins, dieser Hauptursache der
Explosionen hingelenkt. Ein einfaches und sicher das Wasser
reinigendes Mittel, welches keine umständlichen Apparate erfordert,
wäre in der That eine große Wohlthat.

* Bücherschau. Geld und Credit von Prof. Karl
Knies
( Verlag der Weidmann' schen Buchhdlg. in Berlin ) . Von
diesem berühmten Werke, wovon der erste Theil ( das Geld ) im
Jahre 1873 erschien, ist nun auch die erste Hälfte des zweiten
Theils ( der Credit ) ausgegeben worden. Während der erste Capital
und Geld und den immer noch nicht recht begriffenen Unterschied
zwischen beiden erläutert, handelt der zweite vom Credit, dessen
Wesen ausführlich entwickelt wird. Es wäre im Jnteresse des
Volkes zu wünschen, daß das Werk von Allen, die mit volkswirth-
schaftlichen Dingen zu thun haben, eingehend studirt werde. --
Compendium des Bankwesens mit der Lehre vom Bank-
wesen von Alois Bischof ( Verlag von K. Heymann in Berlin ) ,
eine handl. Anleitung zum Selbstudium. -- Oesterr. Aus-
stellungsbericht,
Heft VI, die Holzbearbeitungs=Maschinen in
Philadelphia ( Verlag von Fäßy & Frick in Wien ) . Die tech-
nischen Blätter haben schon Auszüge aus diesem trefflichen Hefte
gebracht, das eine so ausführliche, durch viele Jllustrationen erläu-
terte Schilderung der amerikan. Holzbearbeitung enthält, wie sie
wahrscheinlich noch nicht da ist.

-- Jm Verlage von Robert Oppenheim in Berlin er-
schien soeben: Rückblick auf die Fortschritte der chemi-
schen Großindustrie
im Jahre 1876, von Dr. Jul. Post,
Privatdocent in Göttingen, und Dr. Jos. Landgraf in Stutt-

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[0004] * Fleischertag. Die deutschen Metzger tagen am 4. Juli in Bremen. Tagesordnung: Trichinenschau, Fleischhandel, Schlacht- steuer, Schlachthäuser, Arbeitbücher. * Post. Am 1. Juni ist nun auch Japan dem Welt- Postverein beigetreten. Das Porto ist für Briefe 40 Pf., Postkarten 20 Pf., Bänder 10 Pf. * Eisenbahnen. Die neue Bahn von Frankfurt nach Mann- heim wird die Orte Niederrad, Walldorf, Mörfelden, Dornberg, Dornheim, Stockstadt berühren, von wo sie in die Riedbahn ( Bibers- heim, Gernsheim, Rohrhein ) einmündet, diese bei Bieblis verläßt und über Lampertheim, Waldhof und Wohlgelegen Mannheim er- reicht. Von Lampertheim geht eine Zweigbahn nach Worms. * Freizügigkeit. Jn der Schweiz will man nun auch Freizügigkeit der Aerzte und Apotheker einführen, derart, daß die- selben auf Grund einer im Ausland oder in der Schweiz bestan- denen Prüfung in jedem Canton practiziren können. * Hochschulen. Der Jahrgang 1877 des in Leipzig erschei- nenden akademischen Jahrbuchs bringt die Personal= und Frequenz- statistik von 29 deutschen Universitäten, von welchen 20 dem deut- schen Reiche, 5 Oesterreich, 3 der Schweiz und 1 ( livländische ) Rußland angehören. Die Summe der Studirenden an diesen An- stalten betrug im Sommer 1876 24,293. Auf den 21 Hoch- schulen des deutschen Reiches waren im Winter 1874/75 16,461 Studirende immatrikulirt, im Sommer 1876 dagegen 16,816, also im vorigen Sommer 2,15 pCt. mehr. -- Diesen Herbst wird die schwedische Universität Upsala ihr 400jähriges Jubelfest feiern. * Turnwesen. Zum dritten internationalen Wett- turnen in Vicenza am 29. Juni bis 2. Juli 1877 sind bereits über 100 Wettturner angemeldet; von Deutschland wird Frankfurt a. M. und Breslau durch beste Turner vertreten sein; im Ganzen rechnet man auf zwanzig deutsche Turner, während am vor- jährigen Feste zu Venedig nur 9 derselben Theil genommen. * Die Unfallversicherung hat in Folge des Reichsgesetzes be- reits einen ziemlich großen Umfang erreicht. Außer der Magde- burger Gesellschaft hat auch die Allgemeine Unfall=Ver- sicherungsbank in Leipzig eine sehr große Zahl von Fabriken versichert. Jm Mai waren bei derselben 456 Unfälle angemeldet, worunter 12 Todesfälle, 10 schwere Verletzungen und 434 leichte. Bei der Magdeburger Allgemein. Versicherungs- Actiengesellschaft kamen im April 337 Unfälle zur Anzeige, wovon 6 den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, während 5 der Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, in 303 Fällen trat nur vorübergehend Erwerbsunfähigkeit ein. * Polizeiwesen. Man scheint mit dem bisherigen System, alle untergeordneten Stellen im Staatsdienst mit ausgedienten Un- teroffizieren zu besetzen, nicht mehr auszureichen. Sogar die „Kreuzzeitung“ empfiehlt, für den Polizeidienst besondere Beamte heranzuziehen, weil die Soldaten sich meist als unbrauchbar erweisen. * Gesundheitspflege. Das Reichs=Gesundheitsamt hat die zwangsweise Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen durch ein Reichsgesetz beantragt. * Uhrenfabrikation. Am 1. Juni ist die vom Staate be- gründete Uhrmacherschule in Furtwangen eröffnet worden, sowie eine Schnitzereischule, die mit jener eng zusammen- hängt. -- Jn Dortmund fand im April eine Ausstellung von Uhren, Uhrmacherwerkzeug u. s. w. statt, über welche die „Deutsche Uhrmacher=Ztg.“ sehr günstig berichtet. -- Von neuen Erfindungen ist eine Kalenderuhr von Theod. Weißer in Furtwangen her- vorzuheben, welche außer den Stunden, auch den Tag und Monat anzeigt. Das Kalenderwerk kann an jeder Standuhr leicht ange- bracht und auch in der Form von Briefbeschwerern ec. hergestellt werden. * Schneiderakademie. Jn Berlin ist ähnlich der Dresdener eine Bildungsanstalt für Schneider errichtet worden. * Weinbau. Der Deutsche Weinbau=Verein tagt im Sep- tember zu Freiburg i. B. Jn seinen jährlichen Versammlungen, sowie durch die Vereins=Zeitschrift „Der Weinbau“, welche im Ver- lag des Herrn H. Killinger in Kitzingen a. M. ( Bayern ) er- scheint, erstrebt der Verein die Wahrung der gemeinsamen Jn- teressen des Weinhandels. Die Bekämpfung der Reblaus gehört gegenwärtig zu seinen ersten Aufgaben. Eine ganz besondere Bedeutung hat der Verein noch dadurch, daß er gegen die Wein- fälschung auftritt. Sämmtliche Mitglieder verpflichten sich bei ihrem Eintritte, keinen fabricirten Wein als Naturwein in den Handel zu bringen. Durch Untersuchung von Weinen, die von Mitgliedern als Naturproduct bezogen und als der Verfälschung verdächtig an das Präsidium eingesandt worden, bietet der Verein innerhalb des derzeitigen Standpunktes der Wissenschaft die Garantie für Lieferung reiner Weine; es ist zu diesem Behufe vom Präsidium und Aus- schuß ein technischer Vereinsbeamter angestellt worden ( Bureau: Schützenstraße 44 in Karlsruhe ) . Die Mitgliederzahl beträgt 840. * Weinfälschung. Der „Pf. C.“ bringt folgende Mitthei- lungen über künstliche Weinfabrikation en gros in dem kleinen Dorfe Heinfeld bei Edenkoben. Die dortigen Wein- fabrikanten zahlen jährlich die Summe von 9000 M. an Abgaben. Wenn man bedenkt, daß das ganze Dorf nur etwa 800 Bewohner zählt, so ist dieser Steuersatz für Fabrikation an Wein ein ganz kolossaler und es läßt sich darnach die Quantität der künstlichen Production bemessen. Aus genannter Gemarkung wird in vorzüg- lichen Jahrgängen höchstens ein Quantum von 800--1000 Fuder natürlichen Weins erzielt, während die fünffache Menge künstlich erzeugt wird; diese Zustände sind seit sechs Jahren in Schwung und es wird dabei folgendermaßen verfahren: auf 100 Liter sogenannten Wein kommen 800 Liter Wasser, 100 Liter fuselfreier Weingeist und der Rest wird mit natürlichem Wein ergänzt. Der Verlust an Farbe, Süße, Säure u. s. w. wird ersetzt durch Zusätze von Karamel, Zucker, Glycerin, Syrup, Tannin u. A. m. Die künst- liche Fabrikation ist besagten Fabrikanten patentirt und kann also, so lange kein Betrug und der Gesundheit schädliche Mittel nachgewiesen werden, vom Gesetz durchaus nicht beanstandet werden. * Die Sprengung von Hell=Gate bei New=York scheint nicht auszureichen. Wider alles Erwarten hat man gefunden, daß die Felsblöcke keineswegs zu kleinen Brocken zerschmettert wurden, sondern daß die Zerstörung sich hauptsächlich auf den Umsturz der stehen gelassenen Felspfeiler und den Einbruch der dieselben über- lagernden Felsdecke beschränkte. Die zur Hebung der Trümmer in Aussicht genommenen Mittel sind daher unzureichend und man ist genöthigt, zu neuen Sprengungen unter Wasser seine Zu- flucht zu nehmen. * Der erste Maschinenmarkt zu Leipzig soll von so durch- schlagendem Erfolg begleitet gewesen sein, daß die kühnsten Erwar- tungen durch die Wirklichkeit weit überholt wurden; der Maschinen- markt soll der größte der bisher in Deutschland abgehaltenen ge- wesen sein. * Dampfkessel. Das Platzen des Dampfkessels eines der größten französischen Kriegsschiffe hat allgemeines Aufsehen in der technischen Welt erregt und von Neuem die Aufmerksamkeit auf die Mittel zur Beseitigung des Kesselsteins, dieser Hauptursache der Explosionen hingelenkt. Ein einfaches und sicher das Wasser reinigendes Mittel, welches keine umständlichen Apparate erfordert, wäre in der That eine große Wohlthat. * Bücherschau. Geld und Credit von Prof. Karl Knies ( Verlag der Weidmann' schen Buchhdlg. in Berlin ) . Von diesem berühmten Werke, wovon der erste Theil ( das Geld ) im Jahre 1873 erschien, ist nun auch die erste Hälfte des zweiten Theils ( der Credit ) ausgegeben worden. Während der erste Capital und Geld und den immer noch nicht recht begriffenen Unterschied zwischen beiden erläutert, handelt der zweite vom Credit, dessen Wesen ausführlich entwickelt wird. Es wäre im Jnteresse des Volkes zu wünschen, daß das Werk von Allen, die mit volkswirth- schaftlichen Dingen zu thun haben, eingehend studirt werde. -- Compendium des Bankwesens mit der Lehre vom Bank- wesen von Alois Bischof ( Verlag von K. Heymann in Berlin ) , eine handl. Anleitung zum Selbstudium. -- Oesterr. Aus- stellungsbericht, Heft VI, die Holzbearbeitungs=Maschinen in Philadelphia ( Verlag von Fäßy & Frick in Wien ) . Die tech- nischen Blätter haben schon Auszüge aus diesem trefflichen Hefte gebracht, das eine so ausführliche, durch viele Jllustrationen erläu- terte Schilderung der amerikan. Holzbearbeitung enthält, wie sie wahrscheinlich noch nicht da ist. -- Jm Verlage von Robert Oppenheim in Berlin er- schien soeben: Rückblick auf die Fortschritte der chemi- schen Großindustrie im Jahre 1876, von Dr. Jul. Post, Privatdocent in Göttingen, und Dr. Jos. Landgraf in Stutt-

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Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1049. Frankfurt a. M., 9. Juni 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1049_1877/4>, abgerufen am 16.04.2024.