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Der Arbeitgeber. Nr. 705. Frankfurt a. M., 5. November 1870.

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* Truppenverpflegung. Man schreibt aus Spandau: Nach
verschiedenen Versuchen ist es dem Bäckermeister Däumichen zu Span-
dau gelungen, ein Brod herzustellen, welches sich 8 Wochen und
länger hält, so daß es nunmehr möglich ist, die Armee neben der
Erbswurst auch mit gutem nahrhaften Brode zu [unleserliches Material - 8 Zeichen fehlen]versehen. Herr
Däumichen ist bereits auf Ordre nach Bingen behufs Uebernahme
einer Feldbäckerei abgereist und wird jetzt wohl bald der Mangel an
eßbarem Brode bei den Truppen aufhören. Es ist dies eine Erfin-
dung, welche dem Staate nicht nur einen pekuniären Vortheil bringt,
sondern auch den Truppen zu Gute kommt.

* Rinderpest. Die Entschädigungen, welche in der bayerischen
Rheinpfalz die Staatskasse für Rindvieh bezahlt hat, das in Folge
der Rinderpest geschlachtet werden mußte, belaufen sich bereits auf
150,000 fl.

Handel und Verkehr.

* Zoll= und Handels=Einigung Oestreichs mit Deutsch-
land.
Der "volkswirthschaftliche Verein" in Wien hat kürzlich die
Resolution angenommen: "Jn der Ueberzeugung, daß eine künftige
Zoll= und Handelseinigung Oestreichs mit Deutschland unserer volks-
wirthschaftlichen Entwicklung zum Vortheil gereichen würde, spricht
der Verein die Erwartung aus, daß Regierung und Volksvertretung
es als ihre Pflicht erkennen, diese Einigung mit allen Kräften zu
erstreben." Die Valutazustände, das Verhältniß Oestreichs zu Ungarn
wie zu -- Preußen und verschiedene andere nicht minder unwichtige
Dinge lassen diese Resolution als einen frommen Wunsch erscheinen.

* Französisch = deutscher Handelsvertrag. Auch die Nürn-
berger
Handels= und Gewerbekammer beantragt die Abänderungen
mehrerer Bestimmungen des französisch = deutschen Handelsvertrags,
welche die dortige Jndustrie schädigen.

* Bundesoberhandelsgericht. Man meldet aus München,
daß nach Verabredungen mit der Regierung des Norddeutschen Bundes
die Kompetenz des seit Kurzem ins Leben getretenen Bundesober-
handelsgerichts in Leipzig auch auf Bayern und Würtemberg ausge-
dehnt werden soll.

* Bankwesen. Zu den in München befindlichen vier Bank-
anstalten kommt noch eine fünfte, eine Filiale der badischen Bank,
und ist für dieselbe bereits eine Lokalität gemiethet worden.

* Eisenbahnwesen. Die 1,04 Meilen lange Reststrecke der
Armsheim=Alzey ( Hess. Ludwigs= ) Bahn ist am 1. November dem
öffentlichen Verkehr übergeben worden. Durch die Vollendung der
Bingen=Alzeyer Bahn ist eine neue Eisenbahnverbindung zwischen
Bingen und Worms hergestellt worden.

-- Die Linie Kolin=Jungbunzlau der östreich. Nordwest-
bahn wurde für den Personen= und Frachten=Transport am 27. Okt.,
die Strecke Trautenau=Parschnitz derselben Bahn am 25. Okt.
vorläufig aber blos für den Frachten=Verkehr eröffnet.

-- Die Mont=Cenisbahn gibt bekannt, daß während der
Dauer der schlechten Jahreszeit, d. i. vom 15. Okt. bis 15. April
1871 die Lieferungsfrist für Fracht= und Eilgüter, Geld= und Werth-
sachen, Pretiosen ec. aufgehoben ist. Während der Dauer dieser Zeit-
periode werden die Waaren auf Risiko und Gefahr der Absender und
Empfänger befördert, da die Gesellschaft nicht für Schäden haften
kann. -- Soeben ist der Bahnbetrieb ganz eingestellt worden

* Telegraphenwesen. Aus dem letzten Rechenschaftsberichte des
Schweizer Bundesrathes über die Schweizerische Telegraphie geht
hervor, daß die im Jahre 1866 angeordnete Herabsetzung der Taxe
auf 50 Centime keine Minder=Einnahme, sondern das Gegentheil
verursacht hat. Jm Jahr 1866 ( alte Taxe ) war der Reingewinn
40,225 Frcs., im Jahr 1869 war er dagegen 130,246 Frcs. --
Folgende Stelle des Rechenschaftsberichtes möchten wir warm unter-
stützen: "Nicht nur sollte gestattet werden, daß ein Privater, wie es
jetzt geschieht, zwischen zwei verschiedenen Besitzungen, Werkstätte und
Bureau ec., Linien erstellen kann, sondern man sollte auch die Er-
richtung von Privatdrähten begünstigen, welche in das allgemeine
Netz auslaufen, und zwar nicht nur für Gasthöfe, Pensionen ec.,
sondern auch im Jnnern der Städte für die großen Kaufleute, welche
so direkt in ihren Bureaus ihre Depeschen expediren und empfangen
[Spaltenumbruch] könnten, anstatt genöthigt zu sein, sich an die gewöhnlichen Beför-
derungsmittel zu halten. Die nämliche Erleichterung sollte auch den
industriellen Etablissementen gewährt werden, welche in einer gewissen
Entfernung von den Bureaus befindlich sind. Es wird die Zeit
kommen, wo man, wenigstens in den großen Städten, den Telegraphen
in seinem Hause wird haben wollen, wie es heute mit dem Gas und
dem Wasser der Fall ist." -- Bis jetzt sind 15 Privatlinien der
erstbezeichneten Art concedirt und meistens schon im Betriebe.

* Postwesen. Jm Oberpostdirektionsbezirk Elsaß sind fol-
gende deutsche Postanstalten eröffnet: Barr, Bennfeld, Bischweiler,
Brumat, Buxweiler, Erstein, Geispolsheim, Hagenau, Hatten, Hoch-
felden, Jllkirch=Grafenstaden, Jngweiler, Lauterburg, Mauermünster
( Marmoutier ) , Molsheim, Mutzig, Niederbronn, Ober=Ehnheim ( Ober-
nay ) , Pfaffenhofen, Reichshofen, Rheinau, Roeschwoog, Saarwerden
( Saar=Union ) , Salmbach, Schiltigheim, Seltz, Straßburg, Suffeln-
heim, Saltz a. Wald, Walburg, Wanzenau, Wasselnheim, Weißen-
burg, Wendenheim, Wörth und Zabern. Jn den nächsten Tagen
treten Colmar und Mühlhausen dazu. Bei sämmtlichen in Betrieb
gesetzten Postanstalten ist zugleich die regelmäßige Landbriefbestellung
hergestellt.

* Revision der Postverträge. Von Seiten der Bundes=Ober-
Post=Direktion in Berlin ist an mehrere Regierungen, namentlich jene
von England, Spanien, Portugal, Jtalien, Frankreich und Rußland,
die Anfrage ergangen, ob dieselben nicht vorzugsweise im Jnteresse
des Handels= und Gewerbestandes zu einer Revision der gegenwärtig
zwischen den verschiedenen Staaten bestehenden Postverträge geneigt
wären, welche Revision eine allgemeine Herabsetzung der Portotarife
für Brief= und Fahrpostsendungen, Erhöhung der Maximalgewichte
und Erleichterungen im Zollverfahren bei zollpflichtigen Postsendungen,
dann bei Beförderung der Druck=, Waaren= und Mustersendungen zum
Zwecke hätte. Einzelne der genannten Regierungen haben zu den
gemachten Propositionen bereits ihre Zustimmung ertheilt.

* Die Norddeutsche Paketgesellschaft hielt vor Kurzem eine
Versammlung mit ihren Agenten ab, in welcher beschlossen werden
sollte: ob Liquidation oder Weiterführung. Trotzdem man beträcht-
liche Verluste zugeben mußte, beschloß die Versammlung die Gesell-
schaft nicht aufzulösen, vielmehr fortbestehen zu lassen und die theueren
Erfahrungen bei dem künftigen Betrieb zu benutzen, um bessere Re-
sultate zu erzielen.

Gewerbe.

* Bergwerksbetrieb im preußischen Staate im Jahr 1869.
Die gesammte Steinkohlenproduktion hat 475,221,881 Centner mit
44,795,325 Thlr. Werth betragen. Die absolut stärkste Zunahme
zeigen die westfälischen Steinkohlenwerke. Die Braunkohlenproduktion
ist von 112,046,463 Ctr. im Werthe von 5,166,250 Thlr. in
1868 auf 120,293,754 Ctr. im Werthe von 5,525,270 Thlr. ge-
stiegen. Diese bemerkenswerthe Steigerung fand hauptsächlich in der
Provinz Sachsen statt. Die Eisenerzförderung hat wieder eine be-
trächtliche Zunahme aufzuweisen. Sie belief sich auf 57,911,389 Ctr.
im Werthe von 6,418,273 Thlr. und hat sich gegen die des Vor-
jahres um 3,652,649 Ctr. und dem Werthe nach um 817,320 Thlr.
vermehrt. An Zinkerzen sind 8,010,706 Ctr. im Betrage von
2,826,546 Thlr. producirt worden. Die Bleierzförderung betrug
1,902,033 Ctr. im Werthe von 5,098,295 Thlr. Der Kupfererz-
bergbau producirte 4,290,142 Ctr. im Werthe von 1,677,755 Thlr.
Die Manganerzförderung lieferte 361,357 Ctr. im Werthe von
232,027 Thlr. Schwefelkies und Vitriolerze wurden 1,477,458 Ctr.
im Werthe von 322,123 Thlr. producirt. An Silbererzen sind
530 Ctr. mit 74,270 Thlr. Werth, an Quecksilbererzen 239 Ctr.
mit 300 Thlr. Werth, an Cobalterzen 543 Ctr. mit 9019 Thlr.
Werth, an Nickelerzen 744 Ctr. mit 3902 Thlr. Werth, an Arsenik-
erzen 22,621 Ctr. mit 6248 Thlr. Werth, an Antimonerzen 465 Ctr.
mit 777 Thlr. Werth, an Alaunerzen 358,373 Ctr. mit 12,458 Thlr.
Werth, an Graphit 1011 Ctr. mit 1348 Thlr. Werth, an Fluß-
spath 54,665 Ctr. mit 7260 Thlr. Werth und an Schwerspath
57,809 Ctr. mit 4292 Thlr. Werth gewonnen worden. Der Werth
der Dachschieferförderung belief sich auf 417,347 Thlr. Die Phos-
phoritgewinnung, welche auf den Regierungsbezirk Wiesbaden beschränkt

[Spaltenumbruch]

* Truppenverpflegung. Man schreibt aus Spandau: Nach
verschiedenen Versuchen ist es dem Bäckermeister Däumichen zu Span-
dau gelungen, ein Brod herzustellen, welches sich 8 Wochen und
länger hält, so daß es nunmehr möglich ist, die Armee neben der
Erbswurst auch mit gutem nahrhaften Brode zu [unleserliches Material – 8 Zeichen fehlen]versehen. Herr
Däumichen ist bereits auf Ordre nach Bingen behufs Uebernahme
einer Feldbäckerei abgereist und wird jetzt wohl bald der Mangel an
eßbarem Brode bei den Truppen aufhören. Es ist dies eine Erfin-
dung, welche dem Staate nicht nur einen pekuniären Vortheil bringt,
sondern auch den Truppen zu Gute kommt.

* Rinderpest. Die Entschädigungen, welche in der bayerischen
Rheinpfalz die Staatskasse für Rindvieh bezahlt hat, das in Folge
der Rinderpest geschlachtet werden mußte, belaufen sich bereits auf
150,000 fl.

Handel und Verkehr.

* Zoll= und Handels=Einigung Oestreichs mit Deutsch-
land.
Der „volkswirthschaftliche Verein“ in Wien hat kürzlich die
Resolution angenommen: „Jn der Ueberzeugung, daß eine künftige
Zoll= und Handelseinigung Oestreichs mit Deutschland unserer volks-
wirthschaftlichen Entwicklung zum Vortheil gereichen würde, spricht
der Verein die Erwartung aus, daß Regierung und Volksvertretung
es als ihre Pflicht erkennen, diese Einigung mit allen Kräften zu
erstreben.“ Die Valutazustände, das Verhältniß Oestreichs zu Ungarn
wie zu -- Preußen und verschiedene andere nicht minder unwichtige
Dinge lassen diese Resolution als einen frommen Wunsch erscheinen.

* Französisch = deutscher Handelsvertrag. Auch die Nürn-
berger
Handels= und Gewerbekammer beantragt die Abänderungen
mehrerer Bestimmungen des französisch = deutschen Handelsvertrags,
welche die dortige Jndustrie schädigen.

* Bundesoberhandelsgericht. Man meldet aus München,
daß nach Verabredungen mit der Regierung des Norddeutschen Bundes
die Kompetenz des seit Kurzem ins Leben getretenen Bundesober-
handelsgerichts in Leipzig auch auf Bayern und Würtemberg ausge-
dehnt werden soll.

* Bankwesen. Zu den in München befindlichen vier Bank-
anstalten kommt noch eine fünfte, eine Filiale der badischen Bank,
und ist für dieselbe bereits eine Lokalität gemiethet worden.

* Eisenbahnwesen. Die 1,04 Meilen lange Reststrecke der
Armsheim=Alzey ( Hess. Ludwigs= ) Bahn ist am 1. November dem
öffentlichen Verkehr übergeben worden. Durch die Vollendung der
Bingen=Alzeyer Bahn ist eine neue Eisenbahnverbindung zwischen
Bingen und Worms hergestellt worden.

-- Die Linie Kolin=Jungbunzlau der östreich. Nordwest-
bahn wurde für den Personen= und Frachten=Transport am 27. Okt.,
die Strecke Trautenau=Parschnitz derselben Bahn am 25. Okt.
vorläufig aber blos für den Frachten=Verkehr eröffnet.

-- Die Mont=Cenisbahn gibt bekannt, daß während der
Dauer der schlechten Jahreszeit, d. i. vom 15. Okt. bis 15. April
1871 die Lieferungsfrist für Fracht= und Eilgüter, Geld= und Werth-
sachen, Pretiosen ec. aufgehoben ist. Während der Dauer dieser Zeit-
periode werden die Waaren auf Risiko und Gefahr der Absender und
Empfänger befördert, da die Gesellschaft nicht für Schäden haften
kann. -- Soeben ist der Bahnbetrieb ganz eingestellt worden

* Telegraphenwesen. Aus dem letzten Rechenschaftsberichte des
Schweizer Bundesrathes über die Schweizerische Telegraphie geht
hervor, daß die im Jahre 1866 angeordnete Herabsetzung der Taxe
auf 50 Centime keine Minder=Einnahme, sondern das Gegentheil
verursacht hat. Jm Jahr 1866 ( alte Taxe ) war der Reingewinn
40,225 Frcs., im Jahr 1869 war er dagegen 130,246 Frcs. --
Folgende Stelle des Rechenschaftsberichtes möchten wir warm unter-
stützen: „Nicht nur sollte gestattet werden, daß ein Privater, wie es
jetzt geschieht, zwischen zwei verschiedenen Besitzungen, Werkstätte und
Bureau ec., Linien erstellen kann, sondern man sollte auch die Er-
richtung von Privatdrähten begünstigen, welche in das allgemeine
Netz auslaufen, und zwar nicht nur für Gasthöfe, Pensionen ec.,
sondern auch im Jnnern der Städte für die großen Kaufleute, welche
so direkt in ihren Bureaus ihre Depeschen expediren und empfangen
[Spaltenumbruch] könnten, anstatt genöthigt zu sein, sich an die gewöhnlichen Beför-
derungsmittel zu halten. Die nämliche Erleichterung sollte auch den
industriellen Etablissementen gewährt werden, welche in einer gewissen
Entfernung von den Bureaus befindlich sind. Es wird die Zeit
kommen, wo man, wenigstens in den großen Städten, den Telegraphen
in seinem Hause wird haben wollen, wie es heute mit dem Gas und
dem Wasser der Fall ist.“ -- Bis jetzt sind 15 Privatlinien der
erstbezeichneten Art concedirt und meistens schon im Betriebe.

* Postwesen. Jm Oberpostdirektionsbezirk Elsaß sind fol-
gende deutsche Postanstalten eröffnet: Barr, Bennfeld, Bischweiler,
Brumat, Buxweiler, Erstein, Geispolsheim, Hagenau, Hatten, Hoch-
felden, Jllkirch=Grafenstaden, Jngweiler, Lauterburg, Mauermünster
( Marmoutier ) , Molsheim, Mutzig, Niederbronn, Ober=Ehnheim ( Ober-
nay ) , Pfaffenhofen, Reichshofen, Rheinau, Roeschwoog, Saarwerden
( Saar=Union ) , Salmbach, Schiltigheim, Seltz, Straßburg, Suffeln-
heim, Saltz a. Wald, Walburg, Wanzenau, Wasselnheim, Weißen-
burg, Wendenheim, Wörth und Zabern. Jn den nächsten Tagen
treten Colmar und Mühlhausen dazu. Bei sämmtlichen in Betrieb
gesetzten Postanstalten ist zugleich die regelmäßige Landbriefbestellung
hergestellt.

* Revision der Postverträge. Von Seiten der Bundes=Ober-
Post=Direktion in Berlin ist an mehrere Regierungen, namentlich jene
von England, Spanien, Portugal, Jtalien, Frankreich und Rußland,
die Anfrage ergangen, ob dieselben nicht vorzugsweise im Jnteresse
des Handels= und Gewerbestandes zu einer Revision der gegenwärtig
zwischen den verschiedenen Staaten bestehenden Postverträge geneigt
wären, welche Revision eine allgemeine Herabsetzung der Portotarife
für Brief= und Fahrpostsendungen, Erhöhung der Maximalgewichte
und Erleichterungen im Zollverfahren bei zollpflichtigen Postsendungen,
dann bei Beförderung der Druck=, Waaren= und Mustersendungen zum
Zwecke hätte. Einzelne der genannten Regierungen haben zu den
gemachten Propositionen bereits ihre Zustimmung ertheilt.

* Die Norddeutsche Paketgesellschaft hielt vor Kurzem eine
Versammlung mit ihren Agenten ab, in welcher beschlossen werden
sollte: ob Liquidation oder Weiterführung. Trotzdem man beträcht-
liche Verluste zugeben mußte, beschloß die Versammlung die Gesell-
schaft nicht aufzulösen, vielmehr fortbestehen zu lassen und die theueren
Erfahrungen bei dem künftigen Betrieb zu benutzen, um bessere Re-
sultate zu erzielen.

Gewerbe.

* Bergwerksbetrieb im preußischen Staate im Jahr 1869.
Die gesammte Steinkohlenproduktion hat 475,221,881 Centner mit
44,795,325 Thlr. Werth betragen. Die absolut stärkste Zunahme
zeigen die westfälischen Steinkohlenwerke. Die Braunkohlenproduktion
ist von 112,046,463 Ctr. im Werthe von 5,166,250 Thlr. in
1868 auf 120,293,754 Ctr. im Werthe von 5,525,270 Thlr. ge-
stiegen. Diese bemerkenswerthe Steigerung fand hauptsächlich in der
Provinz Sachsen statt. Die Eisenerzförderung hat wieder eine be-
trächtliche Zunahme aufzuweisen. Sie belief sich auf 57,911,389 Ctr.
im Werthe von 6,418,273 Thlr. und hat sich gegen die des Vor-
jahres um 3,652,649 Ctr. und dem Werthe nach um 817,320 Thlr.
vermehrt. An Zinkerzen sind 8,010,706 Ctr. im Betrage von
2,826,546 Thlr. producirt worden. Die Bleierzförderung betrug
1,902,033 Ctr. im Werthe von 5,098,295 Thlr. Der Kupfererz-
bergbau producirte 4,290,142 Ctr. im Werthe von 1,677,755 Thlr.
Die Manganerzförderung lieferte 361,357 Ctr. im Werthe von
232,027 Thlr. Schwefelkies und Vitriolerze wurden 1,477,458 Ctr.
im Werthe von 322,123 Thlr. producirt. An Silbererzen sind
530 Ctr. mit 74,270 Thlr. Werth, an Quecksilbererzen 239 Ctr.
mit 300 Thlr. Werth, an Cobalterzen 543 Ctr. mit 9019 Thlr.
Werth, an Nickelerzen 744 Ctr. mit 3902 Thlr. Werth, an Arsenik-
erzen 22,621 Ctr. mit 6248 Thlr. Werth, an Antimonerzen 465 Ctr.
mit 777 Thlr. Werth, an Alaunerzen 358,373 Ctr. mit 12,458 Thlr.
Werth, an Graphit 1011 Ctr. mit 1348 Thlr. Werth, an Fluß-
spath 54,665 Ctr. mit 7260 Thlr. Werth und an Schwerspath
57,809 Ctr. mit 4292 Thlr. Werth gewonnen worden. Der Werth
der Dachschieferförderung belief sich auf 417,347 Thlr. Die Phos-
phoritgewinnung, welche auf den Regierungsbezirk Wiesbaden beschränkt

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[0004] * Truppenverpflegung. Man schreibt aus Spandau: Nach verschiedenen Versuchen ist es dem Bäckermeister Däumichen zu Span- dau gelungen, ein Brod herzustellen, welches sich 8 Wochen und länger hält, so daß es nunmehr möglich ist, die Armee neben der Erbswurst auch mit gutem nahrhaften Brode zu ________versehen. Herr Däumichen ist bereits auf Ordre nach Bingen behufs Uebernahme einer Feldbäckerei abgereist und wird jetzt wohl bald der Mangel an eßbarem Brode bei den Truppen aufhören. Es ist dies eine Erfin- dung, welche dem Staate nicht nur einen pekuniären Vortheil bringt, sondern auch den Truppen zu Gute kommt. * Rinderpest. Die Entschädigungen, welche in der bayerischen Rheinpfalz die Staatskasse für Rindvieh bezahlt hat, das in Folge der Rinderpest geschlachtet werden mußte, belaufen sich bereits auf 150,000 fl. Handel und Verkehr. * Zoll= und Handels=Einigung Oestreichs mit Deutsch- land. Der „volkswirthschaftliche Verein“ in Wien hat kürzlich die Resolution angenommen: „Jn der Ueberzeugung, daß eine künftige Zoll= und Handelseinigung Oestreichs mit Deutschland unserer volks- wirthschaftlichen Entwicklung zum Vortheil gereichen würde, spricht der Verein die Erwartung aus, daß Regierung und Volksvertretung es als ihre Pflicht erkennen, diese Einigung mit allen Kräften zu erstreben.“ Die Valutazustände, das Verhältniß Oestreichs zu Ungarn wie zu -- Preußen und verschiedene andere nicht minder unwichtige Dinge lassen diese Resolution als einen frommen Wunsch erscheinen. * Französisch = deutscher Handelsvertrag. Auch die Nürn- berger Handels= und Gewerbekammer beantragt die Abänderungen mehrerer Bestimmungen des französisch = deutschen Handelsvertrags, welche die dortige Jndustrie schädigen. * Bundesoberhandelsgericht. Man meldet aus München, daß nach Verabredungen mit der Regierung des Norddeutschen Bundes die Kompetenz des seit Kurzem ins Leben getretenen Bundesober- handelsgerichts in Leipzig auch auf Bayern und Würtemberg ausge- dehnt werden soll. * Bankwesen. Zu den in München befindlichen vier Bank- anstalten kommt noch eine fünfte, eine Filiale der badischen Bank, und ist für dieselbe bereits eine Lokalität gemiethet worden. * Eisenbahnwesen. Die 1,04 Meilen lange Reststrecke der Armsheim=Alzey ( Hess. Ludwigs= ) Bahn ist am 1. November dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. Durch die Vollendung der Bingen=Alzeyer Bahn ist eine neue Eisenbahnverbindung zwischen Bingen und Worms hergestellt worden. -- Die Linie Kolin=Jungbunzlau der östreich. Nordwest- bahn wurde für den Personen= und Frachten=Transport am 27. Okt., die Strecke Trautenau=Parschnitz derselben Bahn am 25. Okt. vorläufig aber blos für den Frachten=Verkehr eröffnet. -- Die Mont=Cenisbahn gibt bekannt, daß während der Dauer der schlechten Jahreszeit, d. i. vom 15. Okt. bis 15. April 1871 die Lieferungsfrist für Fracht= und Eilgüter, Geld= und Werth- sachen, Pretiosen ec. aufgehoben ist. Während der Dauer dieser Zeit- periode werden die Waaren auf Risiko und Gefahr der Absender und Empfänger befördert, da die Gesellschaft nicht für Schäden haften kann. -- Soeben ist der Bahnbetrieb ganz eingestellt worden * Telegraphenwesen. Aus dem letzten Rechenschaftsberichte des Schweizer Bundesrathes über die Schweizerische Telegraphie geht hervor, daß die im Jahre 1866 angeordnete Herabsetzung der Taxe auf 50 Centime keine Minder=Einnahme, sondern das Gegentheil verursacht hat. Jm Jahr 1866 ( alte Taxe ) war der Reingewinn 40,225 Frcs., im Jahr 1869 war er dagegen 130,246 Frcs. -- Folgende Stelle des Rechenschaftsberichtes möchten wir warm unter- stützen: „Nicht nur sollte gestattet werden, daß ein Privater, wie es jetzt geschieht, zwischen zwei verschiedenen Besitzungen, Werkstätte und Bureau ec., Linien erstellen kann, sondern man sollte auch die Er- richtung von Privatdrähten begünstigen, welche in das allgemeine Netz auslaufen, und zwar nicht nur für Gasthöfe, Pensionen ec., sondern auch im Jnnern der Städte für die großen Kaufleute, welche so direkt in ihren Bureaus ihre Depeschen expediren und empfangen könnten, anstatt genöthigt zu sein, sich an die gewöhnlichen Beför- derungsmittel zu halten. Die nämliche Erleichterung sollte auch den industriellen Etablissementen gewährt werden, welche in einer gewissen Entfernung von den Bureaus befindlich sind. Es wird die Zeit kommen, wo man, wenigstens in den großen Städten, den Telegraphen in seinem Hause wird haben wollen, wie es heute mit dem Gas und dem Wasser der Fall ist.“ -- Bis jetzt sind 15 Privatlinien der erstbezeichneten Art concedirt und meistens schon im Betriebe. * Postwesen. Jm Oberpostdirektionsbezirk Elsaß sind fol- gende deutsche Postanstalten eröffnet: Barr, Bennfeld, Bischweiler, Brumat, Buxweiler, Erstein, Geispolsheim, Hagenau, Hatten, Hoch- felden, Jllkirch=Grafenstaden, Jngweiler, Lauterburg, Mauermünster ( Marmoutier ) , Molsheim, Mutzig, Niederbronn, Ober=Ehnheim ( Ober- nay ) , Pfaffenhofen, Reichshofen, Rheinau, Roeschwoog, Saarwerden ( Saar=Union ) , Salmbach, Schiltigheim, Seltz, Straßburg, Suffeln- heim, Saltz a. Wald, Walburg, Wanzenau, Wasselnheim, Weißen- burg, Wendenheim, Wörth und Zabern. Jn den nächsten Tagen treten Colmar und Mühlhausen dazu. Bei sämmtlichen in Betrieb gesetzten Postanstalten ist zugleich die regelmäßige Landbriefbestellung hergestellt. * Revision der Postverträge. Von Seiten der Bundes=Ober- Post=Direktion in Berlin ist an mehrere Regierungen, namentlich jene von England, Spanien, Portugal, Jtalien, Frankreich und Rußland, die Anfrage ergangen, ob dieselben nicht vorzugsweise im Jnteresse des Handels= und Gewerbestandes zu einer Revision der gegenwärtig zwischen den verschiedenen Staaten bestehenden Postverträge geneigt wären, welche Revision eine allgemeine Herabsetzung der Portotarife für Brief= und Fahrpostsendungen, Erhöhung der Maximalgewichte und Erleichterungen im Zollverfahren bei zollpflichtigen Postsendungen, dann bei Beförderung der Druck=, Waaren= und Mustersendungen zum Zwecke hätte. Einzelne der genannten Regierungen haben zu den gemachten Propositionen bereits ihre Zustimmung ertheilt. * Die Norddeutsche Paketgesellschaft hielt vor Kurzem eine Versammlung mit ihren Agenten ab, in welcher beschlossen werden sollte: ob Liquidation oder Weiterführung. Trotzdem man beträcht- liche Verluste zugeben mußte, beschloß die Versammlung die Gesell- schaft nicht aufzulösen, vielmehr fortbestehen zu lassen und die theueren Erfahrungen bei dem künftigen Betrieb zu benutzen, um bessere Re- sultate zu erzielen. Gewerbe. * Bergwerksbetrieb im preußischen Staate im Jahr 1869. Die gesammte Steinkohlenproduktion hat 475,221,881 Centner mit 44,795,325 Thlr. Werth betragen. Die absolut stärkste Zunahme zeigen die westfälischen Steinkohlenwerke. Die Braunkohlenproduktion ist von 112,046,463 Ctr. im Werthe von 5,166,250 Thlr. in 1868 auf 120,293,754 Ctr. im Werthe von 5,525,270 Thlr. ge- stiegen. Diese bemerkenswerthe Steigerung fand hauptsächlich in der Provinz Sachsen statt. Die Eisenerzförderung hat wieder eine be- trächtliche Zunahme aufzuweisen. Sie belief sich auf 57,911,389 Ctr. im Werthe von 6,418,273 Thlr. und hat sich gegen die des Vor- jahres um 3,652,649 Ctr. und dem Werthe nach um 817,320 Thlr. vermehrt. An Zinkerzen sind 8,010,706 Ctr. im Betrage von 2,826,546 Thlr. producirt worden. Die Bleierzförderung betrug 1,902,033 Ctr. im Werthe von 5,098,295 Thlr. Der Kupfererz- bergbau producirte 4,290,142 Ctr. im Werthe von 1,677,755 Thlr. Die Manganerzförderung lieferte 361,357 Ctr. im Werthe von 232,027 Thlr. Schwefelkies und Vitriolerze wurden 1,477,458 Ctr. im Werthe von 322,123 Thlr. producirt. An Silbererzen sind 530 Ctr. mit 74,270 Thlr. Werth, an Quecksilbererzen 239 Ctr. mit 300 Thlr. Werth, an Cobalterzen 543 Ctr. mit 9019 Thlr. Werth, an Nickelerzen 744 Ctr. mit 3902 Thlr. Werth, an Arsenik- erzen 22,621 Ctr. mit 6248 Thlr. Werth, an Antimonerzen 465 Ctr. mit 777 Thlr. Werth, an Alaunerzen 358,373 Ctr. mit 12,458 Thlr. Werth, an Graphit 1011 Ctr. mit 1348 Thlr. Werth, an Fluß- spath 54,665 Ctr. mit 7260 Thlr. Werth und an Schwerspath 57,809 Ctr. mit 4292 Thlr. Werth gewonnen worden. Der Werth der Dachschieferförderung belief sich auf 417,347 Thlr. Die Phos- phoritgewinnung, welche auf den Regierungsbezirk Wiesbaden beschränkt

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 705. Frankfurt a. M., 5. November 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0705_1870/4>, abgerufen am 18.04.2024.