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Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870.

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* Niveaumeter von Gustav Bofinger in Weingarten,
Würtemberg. Jm Prinzip beruht dieser Apparat auf einem mit dem

[Abbildung]
Niveau des im Kessel befindlichen sich bewegendem kupfernen Schwim-
mer, der mittelst Stahlspindel mit einem Zeiger auf der äußeren
Seite in Verbindung steht, und so wie das Wasser steigt oder sinkt
auf einer Skala dies genau anzeigt. Vermöge einer weiteren Vor-
richtung lößt sich ein mit einer Pfeife in Verbindung stehender Hahn
aus, wenn das Niveau zu hoch oder zu nieder ist. Diese Pfeife
alarmirt so lange bis der Wärter den Hahn wieder schließt; es findet
somit ein Ueberfüllen und ebensowenig ein zu niedriger Wasserstand
nie statt. Der Apparat geht sicher und ist nach dem Gutachten
Sachverständiger die Anwendung desselben weit mehr empfehlenswerth
als die bisherigen Wasserstandsgläser, da dieselben dem Zerspringen
nur zu sehr ausgesetzt sind. Bei neuen Kesseln wird derselbe direkt
am Kessel angebracht, bei gebrauchten wird derselbe in die vorhandenen
Zuführungsröhren eingesetzt. Solche Apparate werden je nach Größe
für 20 bis 40 Thaler franco geliefert, und sind die Entfernungen
der Zuführungsröhren in Millimeter anzugeben. Bei neuen Kesseln
ist nur der Diameter des ganzen Kessels erforderlich.

^ Entschwefelung der Coaks nach dem Verfahren von
Grandidier und Rue. I. Die gegenwärtigen Anforderungen an
die Metallurgie führen natürlich auf das Studium der Probleme,
wie die Kosten der Produktion zu verringern seien, ohne daß das
Produkt ein geringeres werde, oder wie Verbesserung der Qualität zu
erzielen sei, ohne die Produktionskosten zu erhöhen. Die Erzeugung
des Holzkohleneisens wird von Tag zu Tag theuerer mit dem steigen-
den Preise der Holzkohlen, während der Bedarf eines reinen, bisher
nur mittelst Holzkohlen zu erblasenden Eisens, stets größer und für
einzelne Zweige der Jndustrie immer unentbehrlicher wird.

Die Erze würden, obschon so verschieden in ihrer Qualität, ein
ziemlich analoges Eisen ergeben, wenn sie mit einer Coake erblasen
[Spaltenumbruch] würden, deren chemische Zusammensetzung der der Holzkohle ähnlich
wäre. Die Coakseisen unterscheiden sich von dem Holzkohleneisen nur
durch die Gegenwart von mehr oder weniger Schwefel, der im All-
gemeinen die Ursache der Erzeugung eines kristallinischen, weißen,
spröden und schwer zu verarbeitenden Eisens ist.

Gelingt es daher, den Coaks ihren schädlichen Schwefelgehalt
zu entziehen, so wird man mit denselben ein Eisen erzeugen können,
welches dem mit Holzkohlen erblasenen in der Qualität nicht nachsteht.

Das Verfahren von Grandidier und Rue hat den Zweck, die
Schwefelverbindungen in der Coake, welche darin als Kiese existiren
theils in schwefliche Säure zu verwandeln, welche in gasförmigem
Zustande entweicht, theils in schwefelsaure Thonerde, welche in die
Schlacke geht, ohne wieder Schwefel an das Eisen abzugeben.

Die Jdee, die Coake zu entschwefeln, hat schon früher die Me-
tallurgen beschäftigt, namentlich war es Calvert in Manchester, der
die Kiese der Coaks zuerst in Chlorure verwandelte, und letztere
dann mit Wasserdampf zersetzte. So ingeniös die Jdee auch war,
so hat sie sich in der Praxis nicht bewährt, doch hat er konstatirt,
daß ein mit so gereinigter Coake erzeugtes Eisen von vorzüglicher
Qualität ist.

Grandidier und Rue haben nun die Coake auf eine Weise ge-
reinigt und entschwefelt, deren Gestehungskosten nicht allein sehr gering,
sondern auch der Coake noch andere sehr wichtige Eigenschaften
ertheilen.

Ehe wir das Verfahren näher beschreiben, wollen wir einige
Thatsachen ins Gedächtniß rufen.

Das Eisen ist eine Kohlenstoffverbindung, welches noch andere
einfache, seine Eigenschaften bedingenden, Stoffe in sich schließt. Diese
Stoffe sind theils Metalloide ( freier Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor,
Arsen Silicium ) , theils sind es Metalle ( Magnesium, Aluminium,
Titan, Chrom ec. ) .

Die Rolle der Metalle darin ist wenig studirt. Oft wirken sie
günstig auf die Qualität des Eisens oder des daraus bereiteten Stah-
les, oft maskiren sie den Einfluß der Metalloide, ohne ihn zu zerstören.

Der Kohlenstoff ist, je nach der Menge in der er in dem Eisen
vorhanden ist, die Ursache der Produktion von grauem oder weißem
Eisen. Ersteres ist weicher, leichter zu verarbeiten und im Allge-
meinen schwerer zu erzeugen als letzteres, welches zumeist durch die
schlechte Qualität der Coaks gegeben ist, oft aber auch durch einen
schlechten Hohofengang verursacht wird. Obschon für manche Zwecke
das weiße Eisen wegen seiner größeren Flüssigkeit gerne erzeugt wird,
so ist es in den meisten Fällen von großer Wichtigkeit, die Ent-
stehung eines weißen Eisens zu verhindern. Arsen ist selten in be-
deutender Quantität im Eisen enthalten. Ein sehr arsenhaltiges
Eisen taugt zu weiter nichts als zu Projektilen.

Der Phosphor ist sehr schädlich. Er vermehrt zwar die Leicht-
flüssigkeit, gibt aber Ursache zur Entstehung eines rothbrüchigen Eisens.
Bis heute kennt man keine sicheren Mittel zur Entphosphorung des
Eisens.

Der Schwefel ist das schädlichste Element im Eisen, und alle
Prozesse, welche den Zweck haben, ihn aus demselben zu entfernen,
bewirken dies nur unvollkommen. Er ist die Ursache des Unterschiedes
des Coakseisens vor dem Holzkohleneisen. Die Holzkohle enthält nur
schwefelsaure Verbindungen, namentlich schwefelsauren Kalk, während
Coaks Schwefelverbindungen enthält, und während die ersteren in die
Schlacke gehen, geben die letzteren ihren Schwefel an das Eisen ab.

Was das Silicium betrifft, so können wir uns damit nicht be-
schäftigen, seine Gegenwart ist durch die Erzeugung im Hohofen bedingt.

Es ist nicht ohne Jnteresse hier zu zeigen, wie groß der Schwefel-
gehalt der verschiedenen Coaks zuweilen ist. Dabei bemerken wir,
daß die Methoden zur quantitativen Bestimmung des Schwefels keine
ganz befriedigenden Resultate geben, da sie nicht allen Schwefel nachweisen.

Nach Analysen von Caron enthalten Schwefel in Prozenten
Coaks vom südlichen Frankreich..1,19 bis 2,03
   "   von Creuzot ungefähr...1,03
   "   " la grand Combe...1,26
   "   " Couillet und Mareinelle.0,90 bis 1,48
   "   " Seraing ungefähr...0,90.

Diese Proportion nimmt oft eine ganz bedeutende Ziffer ein,
manche preußische Coaks enthalten bis zu 7,33 ( ? ) Prozent Schwefel.

Dieser Schwefel geht beinahe alle in das Eisen und nur mittelst
sehr kostspieliger Prozesse ist es möglich, den Schwefelgehalt nicht zu
vernichten, sondern nur zu vermindern. Während daher die Holz-

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* Niveaumeter von Gustav Bofinger in Weingarten,
Würtemberg. Jm Prinzip beruht dieser Apparat auf einem mit dem

[Abbildung]
Niveau des im Kessel befindlichen sich bewegendem kupfernen Schwim-
mer, der mittelst Stahlspindel mit einem Zeiger auf der äußeren
Seite in Verbindung steht, und so wie das Wasser steigt oder sinkt
auf einer Skala dies genau anzeigt. Vermöge einer weiteren Vor-
richtung lößt sich ein mit einer Pfeife in Verbindung stehender Hahn
aus, wenn das Niveau zu hoch oder zu nieder ist. Diese Pfeife
alarmirt so lange bis der Wärter den Hahn wieder schließt; es findet
somit ein Ueberfüllen und ebensowenig ein zu niedriger Wasserstand
nie statt. Der Apparat geht sicher und ist nach dem Gutachten
Sachverständiger die Anwendung desselben weit mehr empfehlenswerth
als die bisherigen Wasserstandsgläser, da dieselben dem Zerspringen
nur zu sehr ausgesetzt sind. Bei neuen Kesseln wird derselbe direkt
am Kessel angebracht, bei gebrauchten wird derselbe in die vorhandenen
Zuführungsröhren eingesetzt. Solche Apparate werden je nach Größe
für 20 bis 40 Thaler franco geliefert, und sind die Entfernungen
der Zuführungsröhren in Millimeter anzugeben. Bei neuen Kesseln
ist nur der Diameter des ganzen Kessels erforderlich.

△ Entschwefelung der Coaks nach dem Verfahren von
Grandidier und Rue. I. Die gegenwärtigen Anforderungen an
die Metallurgie führen natürlich auf das Studium der Probleme,
wie die Kosten der Produktion zu verringern seien, ohne daß das
Produkt ein geringeres werde, oder wie Verbesserung der Qualität zu
erzielen sei, ohne die Produktionskosten zu erhöhen. Die Erzeugung
des Holzkohleneisens wird von Tag zu Tag theuerer mit dem steigen-
den Preise der Holzkohlen, während der Bedarf eines reinen, bisher
nur mittelst Holzkohlen zu erblasenden Eisens, stets größer und für
einzelne Zweige der Jndustrie immer unentbehrlicher wird.

Die Erze würden, obschon so verschieden in ihrer Qualität, ein
ziemlich analoges Eisen ergeben, wenn sie mit einer Coake erblasen
[Spaltenumbruch] würden, deren chemische Zusammensetzung der der Holzkohle ähnlich
wäre. Die Coakseisen unterscheiden sich von dem Holzkohleneisen nur
durch die Gegenwart von mehr oder weniger Schwefel, der im All-
gemeinen die Ursache der Erzeugung eines kristallinischen, weißen,
spröden und schwer zu verarbeitenden Eisens ist.

Gelingt es daher, den Coaks ihren schädlichen Schwefelgehalt
zu entziehen, so wird man mit denselben ein Eisen erzeugen können,
welches dem mit Holzkohlen erblasenen in der Qualität nicht nachsteht.

Das Verfahren von Grandidier und Rue hat den Zweck, die
Schwefelverbindungen in der Coake, welche darin als Kiese existiren
theils in schwefliche Säure zu verwandeln, welche in gasförmigem
Zustande entweicht, theils in schwefelsaure Thonerde, welche in die
Schlacke geht, ohne wieder Schwefel an das Eisen abzugeben.

Die Jdee, die Coake zu entschwefeln, hat schon früher die Me-
tallurgen beschäftigt, namentlich war es Calvert in Manchester, der
die Kiese der Coaks zuerst in Chlorure verwandelte, und letztere
dann mit Wasserdampf zersetzte. So ingeniös die Jdee auch war,
so hat sie sich in der Praxis nicht bewährt, doch hat er konstatirt,
daß ein mit so gereinigter Coake erzeugtes Eisen von vorzüglicher
Qualität ist.

Grandidier und Rue haben nun die Coake auf eine Weise ge-
reinigt und entschwefelt, deren Gestehungskosten nicht allein sehr gering,
sondern auch der Coake noch andere sehr wichtige Eigenschaften
ertheilen.

Ehe wir das Verfahren näher beschreiben, wollen wir einige
Thatsachen ins Gedächtniß rufen.

Das Eisen ist eine Kohlenstoffverbindung, welches noch andere
einfache, seine Eigenschaften bedingenden, Stoffe in sich schließt. Diese
Stoffe sind theils Metalloïde ( freier Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor,
Arsen Silicium ) , theils sind es Metalle ( Magnesium, Aluminium,
Titan, Chrom ec. ) .

Die Rolle der Metalle darin ist wenig studirt. Oft wirken sie
günstig auf die Qualität des Eisens oder des daraus bereiteten Stah-
les, oft maskiren sie den Einfluß der Metalloïde, ohne ihn zu zerstören.

Der Kohlenstoff ist, je nach der Menge in der er in dem Eisen
vorhanden ist, die Ursache der Produktion von grauem oder weißem
Eisen. Ersteres ist weicher, leichter zu verarbeiten und im Allge-
meinen schwerer zu erzeugen als letzteres, welches zumeist durch die
schlechte Qualität der Coaks gegeben ist, oft aber auch durch einen
schlechten Hohofengang verursacht wird. Obschon für manche Zwecke
das weiße Eisen wegen seiner größeren Flüssigkeit gerne erzeugt wird,
so ist es in den meisten Fällen von großer Wichtigkeit, die Ent-
stehung eines weißen Eisens zu verhindern. Arsen ist selten in be-
deutender Quantität im Eisen enthalten. Ein sehr arsenhaltiges
Eisen taugt zu weiter nichts als zu Projektilen.

Der Phosphor ist sehr schädlich. Er vermehrt zwar die Leicht-
flüssigkeit, gibt aber Ursache zur Entstehung eines rothbrüchigen Eisens.
Bis heute kennt man keine sicheren Mittel zur Entphosphorung des
Eisens.

Der Schwefel ist das schädlichste Element im Eisen, und alle
Prozesse, welche den Zweck haben, ihn aus demselben zu entfernen,
bewirken dies nur unvollkommen. Er ist die Ursache des Unterschiedes
des Coakseisens vor dem Holzkohleneisen. Die Holzkohle enthält nur
schwefelsaure Verbindungen, namentlich schwefelsauren Kalk, während
Coaks Schwefelverbindungen enthält, und während die ersteren in die
Schlacke gehen, geben die letzteren ihren Schwefel an das Eisen ab.

Was das Silicium betrifft, so können wir uns damit nicht be-
schäftigen, seine Gegenwart ist durch die Erzeugung im Hohofen bedingt.

Es ist nicht ohne Jnteresse hier zu zeigen, wie groß der Schwefel-
gehalt der verschiedenen Coaks zuweilen ist. Dabei bemerken wir,
daß die Methoden zur quantitativen Bestimmung des Schwefels keine
ganz befriedigenden Resultate geben, da sie nicht allen Schwefel nachweisen.

Nach Analysen von Caron enthalten Schwefel in Prozenten
Coaks vom südlichen Frankreich..1,19 bis 2,03
   „   von Creuzot ungefähr...1,03
   „   „ la grand Combe...1,26
   „   „ Couillet und Mareinelle.0,90 bis 1,48
   „   „ Seraing ungefähr...0,90.

Diese Proportion nimmt oft eine ganz bedeutende Ziffer ein,
manche preußische Coaks enthalten bis zu 7,33 ( ? ) Prozent Schwefel.

Dieser Schwefel geht beinahe alle in das Eisen und nur mittelst
sehr kostspieliger Prozesse ist es möglich, den Schwefelgehalt nicht zu
vernichten, sondern nur zu vermindern. Während daher die Holz-

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Diese Stoffe sind theils Metalloïde ( freier Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor, Arsen Silicium ) , theils sind es Metalle ( Magnesium, Aluminium, Titan, Chrom ec. ) . Die Rolle der Metalle darin ist wenig studirt. Oft wirken sie günstig auf die Qualität des Eisens oder des daraus bereiteten Stah- les, oft maskiren sie den Einfluß der Metalloïde, ohne ihn zu zerstören. Der Kohlenstoff ist, je nach der Menge in der er in dem Eisen vorhanden ist, die Ursache der Produktion von grauem oder weißem Eisen. Ersteres ist weicher, leichter zu verarbeiten und im Allge- meinen schwerer zu erzeugen als letzteres, welches zumeist durch die schlechte Qualität der Coaks gegeben ist, oft aber auch durch einen schlechten Hohofengang verursacht wird. Obschon für manche Zwecke das weiße Eisen wegen seiner größeren Flüssigkeit gerne erzeugt wird, so ist es in den meisten Fällen von großer Wichtigkeit, die Ent- stehung eines weißen Eisens zu verhindern. Arsen ist selten in be- deutender Quantität im Eisen enthalten. Ein sehr arsenhaltiges Eisen taugt zu weiter nichts als zu Projektilen. Der Phosphor ist sehr schädlich. Er vermehrt zwar die Leicht- flüssigkeit, gibt aber Ursache zur Entstehung eines rothbrüchigen Eisens. Bis heute kennt man keine sicheren Mittel zur Entphosphorung des Eisens. Der Schwefel ist das schädlichste Element im Eisen, und alle Prozesse, welche den Zweck haben, ihn aus demselben zu entfernen, bewirken dies nur unvollkommen. Er ist die Ursache des Unterschiedes des Coakseisens vor dem Holzkohleneisen. Die Holzkohle enthält nur schwefelsaure Verbindungen, namentlich schwefelsauren Kalk, während Coaks Schwefelverbindungen enthält, und während die ersteren in die Schlacke gehen, geben die letzteren ihren Schwefel an das Eisen ab. Was das Silicium betrifft, so können wir uns damit nicht be- schäftigen, seine Gegenwart ist durch die Erzeugung im Hohofen bedingt. Es ist nicht ohne Jnteresse hier zu zeigen, wie groß der Schwefel- gehalt der verschiedenen Coaks zuweilen ist. Dabei bemerken wir, daß die Methoden zur quantitativen Bestimmung des Schwefels keine ganz befriedigenden Resultate geben, da sie nicht allen Schwefel nachweisen. Nach Analysen von Caron enthalten Schwefel in Prozenten Coaks vom südlichen Frankreich.. 1,19 bis 2,03 „ von Creuzot ungefähr... 1,03 „ „ la grand Combe... 1,26 „ „ Couillet und Mareinelle. 0,90 bis 1,48 „ „ Seraing ungefähr... 0,90. Diese Proportion nimmt oft eine ganz bedeutende Ziffer ein, manche preußische Coaks enthalten bis zu 7,33 ( ? ) Prozent Schwefel. Dieser Schwefel geht beinahe alle in das Eisen und nur mittelst sehr kostspieliger Prozesse ist es möglich, den Schwefelgehalt nicht zu vernichten, sondern nur zu vermindern. Während daher die Holz-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0698_1870/5>, abgerufen am 25.04.2024.