Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Und wenn du Recht hättest, -- sagt man das
mir so in's Gesicht! Aber nun sprich doch auch von
deiner Weisheit!"

Ach, und nun machtest du wieder dein Auge auf,
oh geliebtes Leben! Und in's Unergründliche schien
ich mir wieder zu sinken. --

Also sang Zarathustra. Als aber der Tanz zu
Ende und die Mädchen fortgegangen waren, wurde er
traurig.

"Die Sonne ist lange schon hinunter, sagte er
endlich; die Wiese ist feucht, von den Wäldern
her kommt Kühle.

Ein Unbekanntes ist um mich und blickt nach¬
denklich. Was! Du lebst noch, Zarathustra?

Warum? Wofür? Wodurch? Wohin? Wo? Wie?
Ist es nicht Thorheit, noch zu leben? --

Ach, meine Freunde, der Abend ist es, der so aus
mir fragt. Vergebt mir meine Traurigkeit!

Abend ward es: vergebt mir, dass es Abend ward!

Also sprach Zarathustra.


Und wenn du Recht hättest, — sagt man das
mir so in's Gesicht! Aber nun sprich doch auch von
deiner Weisheit!“

Ach, und nun machtest du wieder dein Auge auf,
oh geliebtes Leben! Und in's Unergründliche schien
ich mir wieder zu sinken. —

Also sang Zarathustra. Als aber der Tanz zu
Ende und die Mädchen fortgegangen waren, wurde er
traurig.

„Die Sonne ist lange schon hinunter, sagte er
endlich; die Wiese ist feucht, von den Wäldern
her kommt Kühle.

Ein Unbekanntes ist um mich und blickt nach¬
denklich. Was! Du lebst noch, Zarathustra?

Warum? Wofür? Wodurch? Wohin? Wo? Wie?
Ist es nicht Thorheit, noch zu leben? —

Ach, meine Freunde, der Abend ist es, der so aus
mir fragt. Vergebt mir meine Traurigkeit!

Abend ward es: vergebt mir, dass es Abend ward!

Also sprach Zarathustra.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0051" n="41"/>
        <p>Und wenn du Recht hättest, &#x2014; sagt man das<lb/>
mir so in's Gesicht! Aber nun sprich doch auch von<lb/>
deiner Weisheit!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ach, und nun machtest du wieder dein Auge auf,<lb/>
oh geliebtes Leben! Und in's Unergründliche schien<lb/>
ich mir wieder zu sinken. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Also sang Zarathustra. Als aber der Tanz zu<lb/>
Ende und die Mädchen fortgegangen waren, wurde er<lb/>
traurig.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Sonne ist lange schon hinunter, sagte er<lb/>
endlich; die Wiese ist feucht, von den Wäldern<lb/>
her kommt Kühle.</p><lb/>
        <p>Ein Unbekanntes ist um mich und blickt nach¬<lb/>
denklich. Was! Du lebst noch, Zarathustra?</p><lb/>
        <p>Warum? Wofür? Wodurch? Wohin? Wo? Wie?<lb/>
Ist es nicht Thorheit, noch zu leben? &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ach, meine Freunde, der Abend ist es, der so aus<lb/>
mir fragt. Vergebt mir meine Traurigkeit!</p><lb/>
        <p>Abend ward es: vergebt mir, dass es Abend ward!</p><lb/>
        <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0051] Und wenn du Recht hättest, — sagt man das mir so in's Gesicht! Aber nun sprich doch auch von deiner Weisheit!“ Ach, und nun machtest du wieder dein Auge auf, oh geliebtes Leben! Und in's Unergründliche schien ich mir wieder zu sinken. — Also sang Zarathustra. Als aber der Tanz zu Ende und die Mädchen fortgegangen waren, wurde er traurig. „Die Sonne ist lange schon hinunter, sagte er endlich; die Wiese ist feucht, von den Wäldern her kommt Kühle. Ein Unbekanntes ist um mich und blickt nach¬ denklich. Was! Du lebst noch, Zarathustra? Warum? Wofür? Wodurch? Wohin? Wo? Wie? Ist es nicht Thorheit, noch zu leben? — Ach, meine Freunde, der Abend ist es, der so aus mir fragt. Vergebt mir meine Traurigkeit! Abend ward es: vergebt mir, dass es Abend ward! Also sprach Zarathustra.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/51
Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/51>, abgerufen am 28.03.2024.