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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Den 30. Sept. haben wir den Berg 6. bey Corinthus, da-
hin S. Paulus zwey Episteln geschrieben/ gesehen und haben
an diesem Orthe nicht geringe Gefahr wegen der Meer-Räu-
ber gehabt/ wiewol uns der Allerhöchste noch in Gnaden
durchgeholffen/ denn eben diese Nacht/ als wir auß dem Port
von Zante auffgebrochen/ haben drey Englische Schiffe/ deren
eins nacher Venedig/ das andere nach Constantinopel/ das
dritte aber in die Jnsul Cypern segeln wollen/ mit zwey grossen
Türckischen Meerräuberischen Schiffen hart geschlagen/ ie-
doch haben nach langem Gefechte die Englischen die Oberhand
behalten und sind glücklich davon kommen/ welches zwischen
dem Castell Cerigo und Xlaverino geschehen.

Den 1. Octobr. st.n. haben wir unsern Curs nach Cerigo
auß Furcht der Cursaren zunehmen wollen/ haben aber wegen
Contrari Windes darzu nicht gelangen können und also zwey
Tage und drey Nachte mit grosser Furcht und Gefahr zuge-
bracht. Denn indem wir uns nicht wenig geängstet/ wie wir
den Türckischen Seeräubern entkommen mongten und uns das
Schiff zu fördern gemartert/ sind wir den z. Octobr. früh
Morgens von einem unverbofften plötzlichen Sturmwind auf
einen im Meer liegenden sehr hohen Steinfelsen/ Civo duro ge-
nannt nahe am Castell auf die rechte Hand mit solcher Hefftig-
keit zweymal aneinander zugetrieben worden/ daß wir anders
nicht vermeinet/ als daß uns die Macht deß Windes/ welche
uns stets der Klippen zugetrieben/ diesen Augenblick an
den Felsen schlagen und wir elendiglich würden untergehen
müssen/ sintemal uns die Strenge deß Windes nicht zulassen
wolte/ die Segel/ so voller Wind/ so bald/ als von nöthen war/
zurichten/ gleichwol aber das Schiff/ als ein Pfeil/ in deß den
Felsen zuschosse/ worbey ich mir denn schon vorgenommen/ der
Augenscheinlichen Gefahr zuentwerden/ da das Schiff wie-

der
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Den 30. Sept. haben wir den Berg 6. bey Corinthus, da-
hin S. Paulus zwey Epiſteln geſchrieben/ geſehen und haben
an dieſem Orthe nicht geringe Gefahr wegen der Meer-Raͤu-
ber gehabt/ wiewol uns der Allerhoͤchſte noch in Gnaden
durchgeholffen/ denn eben dieſe Nacht/ als wir auß dem Port
von Zante auffgebrochen/ haben drey Engliſche Schiffe/ deren
eins nacher Venedig/ das andere nach Conſtantinopel/ das
dritte aber in die Jnſul Cypern ſegeln wollen/ mit zwey groſſen
Tuͤrckiſchen Meerraͤuberiſchen Schiffen hart geſchlagen/ ie-
doch haben nach langem Gefechte die Engliſchen die Oberhand
behalten und ſind gluͤcklich davon kommen/ welches zwiſchen
dem Caſtell Cerigo und Xlaverino geſchehen.

Den 1. Octobr. ſt.n. haben wir unſern Curs nach Cerigo
auß Furcht der Curſaren zunehmen wollen/ haben aber wegen
Contrari Windes darzu nicht gelangen koͤnnen und alſo zwey
Tage und drey Nachte mit groſſer Furcht und Gefahr zuge-
bracht. Denn indem wir uns nicht wenig geaͤngſtet/ wie wir
den Tuͤrckiſchen Seeraͤubern entkommen mōgten und uns das
Schiff zu foͤrdern gemartert/ ſind wir den z. Octobr. fruͤh
Morgens von einem unverbofften ploͤtzlichen Sturmwind auf
einen im Meer liegenden ſehr hohen Steinfelſen/ Civo duro ge-
nannt nahe am Caſtell auf die rechte Hand mit ſolcher Hefftig-
keit zweymal aneinander zugetrieben worden/ daß wir anders
nicht vermeinet/ als daß uns die Macht deß Windes/ welche
uns ſtets der Klippen zugetrieben/ dieſen Augenblick an
den Felſen ſchlagen und wir elendiglich wuͤrden untergehen
muͤſſen/ ſintemal uns die Strenge deß Windes nicht zulaſſen
wolte/ die Segel/ ſo voller Wind/ ſo bald/ als von noͤthen war/
zurichten/ gleichwol aber das Schiff/ als ein Pfeil/ in deß den
Felſen zuſchoſſe/ worbey ich mir denn ſchon vorgenommen/ der
Augenſcheinlichen Gefahr zuentwerden/ da das Schiff wie-

der
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[32/0038] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Den 30. Sept. haben wir den Berg 6. bey Corinthus, da- hin S. Paulus zwey Epiſteln geſchrieben/ geſehen und haben an dieſem Orthe nicht geringe Gefahr wegen der Meer-Raͤu- ber gehabt/ wiewol uns der Allerhoͤchſte noch in Gnaden durchgeholffen/ denn eben dieſe Nacht/ als wir auß dem Port von Zante auffgebrochen/ haben drey Engliſche Schiffe/ deren eins nacher Venedig/ das andere nach Conſtantinopel/ das dritte aber in die Jnſul Cypern ſegeln wollen/ mit zwey groſſen Tuͤrckiſchen Meerraͤuberiſchen Schiffen hart geſchlagen/ ie- doch haben nach langem Gefechte die Engliſchen die Oberhand behalten und ſind gluͤcklich davon kommen/ welches zwiſchen dem Caſtell Cerigo und Xlaverino geſchehen. Den 1. Octobr. ſt.n. haben wir unſern Curs nach Cerigo auß Furcht der Curſaren zunehmen wollen/ haben aber wegen Contrari Windes darzu nicht gelangen koͤnnen und alſo zwey Tage und drey Nachte mit groſſer Furcht und Gefahr zuge- bracht. Denn indem wir uns nicht wenig geaͤngſtet/ wie wir den Tuͤrckiſchen Seeraͤubern entkommen mōgten und uns das Schiff zu foͤrdern gemartert/ ſind wir den z. Octobr. fruͤh Morgens von einem unverbofften ploͤtzlichen Sturmwind auf einen im Meer liegenden ſehr hohen Steinfelſen/ Civo duro ge- nannt nahe am Caſtell auf die rechte Hand mit ſolcher Hefftig- keit zweymal aneinander zugetrieben worden/ daß wir anders nicht vermeinet/ als daß uns die Macht deß Windes/ welche uns ſtets der Klippen zugetrieben/ dieſen Augenblick an den Felſen ſchlagen und wir elendiglich wuͤrden untergehen muͤſſen/ ſintemal uns die Strenge deß Windes nicht zulaſſen wolte/ die Segel/ ſo voller Wind/ ſo bald/ als von noͤthen war/ zurichten/ gleichwol aber das Schiff/ als ein Pfeil/ in deß den Felſen zuſchoſſe/ worbey ich mir denn ſchon vorgenommen/ der Augenſcheinlichen Gefahr zuentwerden/ da das Schiff wie- der

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/38>, abgerufen am 20.04.2024.