Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

zwischen 55 und 41,5 mm. bewegend, beim Kaninchen (47 bei Sanson)
zwischen 60 und 37 mm. -- Relativ zur Basilarlänge bedeuten diese
Zahlen für den Hasen 0,69 und 0,59, für die Kaninchen 0,67 und 0,57.
Beim Hasen ist aber der betreffende Gesichtstheil entschieden kürzer, beim
Kaninchen länger; dies ergiebt sich nicht nur aus dem allgemeinen Bilde,
welches das Auge unmittelbar empfängt, sondern auch aus Messungen z. B.
der Zahnlücke (No. 14). Die Länge des ramus frontalis intermaxillae ist
demnach keine brauchbare Dimension für Vergleichungen, wie sie in
unserem Falle erforderlich sind. Ueberdem sind diese grätenförmigen
Fortsätze nicht selten asymetrisch (z. B. beim Kaninchenschädel No.
1266 rechts 60, links 57 mm., also ungefähr 5 Prozent ihrer Länge
verschieden) -- bei ältern Kaninchen auch zuweilen durch Knochen-
wucherungen am Stirnbein und Oberkiefer überwachsen (Tafel I, Fig. 4 a).

13. "Länge des Zwischenkiefers, von den Alveolen (welcher Zähne?)
bis zur Extremität seines untern Astes."

Dieses Mass ist, nach meiner Ansicht, nicht zu verwerthen. Ich
messe z. B. von dem hintern Alveolarrand eines der kleinen Schneide-
zähne an einem gesprengten Hasenschädel 17 mm. als Länge des be-
zeichneten Astes; die Schuppennaht aber, welche an dieser Stelle die
Verbindung mit dem Oberkiefer bildet, ist 12 mm. breit und es kommen
zu Tage liegende Nahtzähne von fast gleicher Länge vor. Wo soll ich
in diesem Falle den Zirkel ansetzen? Eine Naht von solcher Breite
und überdem so grosser Variabilität kann durchaus nicht als messbare
Gränze bei so kleinen Dimensionen gelten.

14. Dagegen bietet aber der Abstand der hintern Alveole eines
Schneidezahnes von dem vordern Alveolarrand des vordersten Zahns der
Backzahnreihe (prm. 3) eine messbare und vergleichbare Länge, und es
wird dies diejenige Dimension sein, welche Hr. Sanson "espace inter-
dentaire" nennt. Aber für diese Dimension besonders ist es unzulässig,
an je einem Individuum zu messen und das Ergebniss in absoluten
Zahlen anzugeben. Hr. Sanson giebt für seinen Hasenschädel 28 mm.
an -- es ist nicht von Bedeutung, von welchem der Schneidezähne aus
gemessen ist -- bei den mir vorliegenden Hasenschädeln schwankt die
Dimension zwischen 23,5 mm. bis 30 mm. Für das Kaninchen nennt
Hr. Sanson 27 mm., ich finde Differenzen zwischen 22 und 35 mm.
Wenn diese Zahlen durch Reduktion auf die Schädellänge vergleichbar
gemacht werden, dann ergiebt sich z. B. für die mir vorliegenden Hasen
(Basilarlänge = 1) für die Zahnlücke 0,35 bis 0,39, für die Kaninchen
0,37 bis 0,43. Demnach ist zwar im Allgemeinen die Zahnlücke beim
Hasen relativ kürzer als beim Kaninchen, jedoch innerhalb solcher indi-
vidueller Schwankungen, dass Schlüsse, auf einen einzigen Schädel ge-
gründet, unbrauchbar sind.

15. "Länge der Molarreihe", womit wohl die ganze Zahnreihe,
ohne präm. von mol. zu unterscheiden, gemeint sein wird. Die Unbrauch-

zwischen 55 und 41,5 mm. bewegend, beim Kaninchen (47 bei Sanson)
zwischen 60 und 37 mm. — Relativ zur Basilarlänge bedeuten diese
Zahlen für den Hasen 0,69 und 0,59, für die Kaninchen 0,67 und 0,57.
Beim Hasen ist aber der betreffende Gesichtstheil entschieden kürzer, beim
Kaninchen länger; dies ergiebt sich nicht nur aus dem allgemeinen Bilde,
welches das Auge unmittelbar empfängt, sondern auch aus Messungen z. B.
der Zahnlücke (No. 14). Die Länge des ramus frontalis intermaxillae ist
demnach keine brauchbare Dimension für Vergleichungen, wie sie in
unserem Falle erforderlich sind. Ueberdem sind diese grätenförmigen
Fortsätze nicht selten asymetrisch (z. B. beim Kaninchenschädel No.
1266 rechts 60, links 57 mm., also ungefähr 5 Prozent ihrer Länge
verschieden) — bei ältern Kaninchen auch zuweilen durch Knochen-
wucherungen am Stirnbein und Oberkiefer überwachsen (Tafel I, Fig. 4 a).

13. „Länge des Zwischenkiefers, von den Alveolen (welcher Zähne?)
bis zur Extremität seines untern Astes.“

Dieses Mass ist, nach meiner Ansicht, nicht zu verwerthen. Ich
messe z. B. von dem hintern Alveolarrand eines der kleinen Schneide-
zähne an einem gesprengten Hasenschädel 17 mm. als Länge des be-
zeichneten Astes; die Schuppennaht aber, welche an dieser Stelle die
Verbindung mit dem Oberkiefer bildet, ist 12 mm. breit und es kommen
zu Tage liegende Nahtzähne von fast gleicher Länge vor. Wo soll ich
in diesem Falle den Zirkel ansetzen? Eine Naht von solcher Breite
und überdem so grosser Variabilität kann durchaus nicht als messbare
Gränze bei so kleinen Dimensionen gelten.

14. Dagegen bietet aber der Abstand der hintern Alveole eines
Schneidezahnes von dem vordern Alveolarrand des vordersten Zahns der
Backzahnreihe (prm. 3) eine messbare und vergleichbare Länge, und es
wird dies diejenige Dimension sein, welche Hr. Sanson „espace inter-
dentaire“ nennt. Aber für diese Dimension besonders ist es unzulässig,
an je einem Individuum zu messen und das Ergebniss in absoluten
Zahlen anzugeben. Hr. Sanson giebt für seinen Hasenschädel 28 mm.
an — es ist nicht von Bedeutung, von welchem der Schneidezähne aus
gemessen ist — bei den mir vorliegenden Hasenschädeln schwankt die
Dimension zwischen 23,5 mm. bis 30 mm. Für das Kaninchen nennt
Hr. Sanson 27 mm., ich finde Differenzen zwischen 22 und 35 mm.
Wenn diese Zahlen durch Reduktion auf die Schädellänge vergleichbar
gemacht werden, dann ergiebt sich z. B. für die mir vorliegenden Hasen
(Basilarlänge = 1) für die Zahnlücke 0,35 bis 0,39, für die Kaninchen
0,37 bis 0,43. Demnach ist zwar im Allgemeinen die Zahnlücke beim
Hasen relativ kürzer als beim Kaninchen, jedoch innerhalb solcher indi-
vidueller Schwankungen, dass Schlüsse, auf einen einzigen Schädel ge-
gründet, unbrauchbar sind.

15. „Länge der Molarreihe“, womit wohl die ganze Zahnreihe,
ohne präm. von mol. zu unterscheiden, gemeint sein wird. Die Unbrauch-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0065" n="57"/>
zwischen 55 und 41,5 mm. bewegend, beim Kaninchen (47 bei <hi rendition="#g">Sanson</hi>)<lb/>
zwischen 60 und 37 mm. &#x2014; Relativ zur Basilarlänge bedeuten diese<lb/>
Zahlen für den Hasen 0,69 und 0,59, für die Kaninchen 0,67 und 0,57.<lb/>
Beim Hasen ist aber der betreffende Gesichtstheil entschieden kürzer, beim<lb/>
Kaninchen länger; dies ergiebt sich nicht nur aus dem allgemeinen Bilde,<lb/>
welches das Auge unmittelbar empfängt, sondern auch aus Messungen z. B.<lb/>
der Zahnlücke (No. 14). Die Länge des ramus frontalis intermaxillae ist<lb/>
demnach keine brauchbare Dimension für Vergleichungen, wie sie in<lb/>
unserem Falle erforderlich sind. Ueberdem sind diese grätenförmigen<lb/>
Fortsätze nicht selten asymetrisch (z. B. beim Kaninchenschädel No.<lb/>
1266 rechts 60, links 57 mm., also ungefähr 5 Prozent ihrer Länge<lb/>
verschieden) &#x2014; bei ältern Kaninchen auch zuweilen durch Knochen-<lb/>
wucherungen am Stirnbein und Oberkiefer überwachsen (Tafel I, Fig. 4 a).</p><lb/>
        <p>13. &#x201E;Länge des Zwischenkiefers, von den Alveolen (welcher Zähne?)<lb/>
bis zur Extremität seines untern Astes.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Dieses Mass ist, nach meiner Ansicht, nicht zu verwerthen. Ich<lb/>
messe z. B. von dem hintern Alveolarrand eines der kleinen Schneide-<lb/>
zähne an einem gesprengten Hasenschädel 17 mm. als Länge des be-<lb/>
zeichneten Astes; die Schuppennaht aber, welche an dieser Stelle die<lb/>
Verbindung mit dem Oberkiefer bildet, ist 12 mm. breit und es kommen<lb/>
zu Tage liegende Nahtzähne von fast gleicher Länge vor. Wo soll ich<lb/>
in diesem Falle den Zirkel ansetzen? Eine Naht von solcher Breite<lb/>
und überdem so grosser Variabilität kann durchaus nicht als messbare<lb/>
Gränze bei so kleinen Dimensionen gelten.</p><lb/>
        <p>14. Dagegen bietet aber der Abstand der hintern Alveole eines<lb/>
Schneidezahnes von dem vordern Alveolarrand des vordersten Zahns der<lb/>
Backzahnreihe (prm. 3) eine messbare und vergleichbare Länge, und es<lb/>
wird dies diejenige Dimension sein, welche Hr. <hi rendition="#g">Sanson</hi> &#x201E;espace inter-<lb/>
dentaire&#x201C; nennt. Aber für diese Dimension besonders ist es unzulässig,<lb/>
an je einem Individuum zu messen und das Ergebniss in absoluten<lb/>
Zahlen anzugeben. Hr. <hi rendition="#g">Sanson</hi> giebt für seinen Hasenschädel 28 mm.<lb/>
an &#x2014; es ist nicht von Bedeutung, von welchem der Schneidezähne aus<lb/>
gemessen ist &#x2014; bei den mir vorliegenden Hasenschädeln schwankt die<lb/>
Dimension zwischen 23,5 mm. bis 30 mm. Für das Kaninchen nennt<lb/>
Hr. <hi rendition="#g">Sanson</hi> 27 mm., ich finde Differenzen zwischen 22 und 35 mm.<lb/>
Wenn diese Zahlen durch Reduktion auf die Schädellänge vergleichbar<lb/>
gemacht werden, dann ergiebt sich z. B. für die mir vorliegenden Hasen<lb/>
(Basilarlänge = 1) für die Zahnlücke 0,35 bis 0,39, für die Kaninchen<lb/>
0,37 bis 0,43. Demnach ist zwar im Allgemeinen die Zahnlücke beim<lb/>
Hasen relativ kürzer als beim Kaninchen, jedoch innerhalb solcher indi-<lb/>
vidueller Schwankungen, dass Schlüsse, auf einen einzigen Schädel ge-<lb/>
gründet, unbrauchbar sind.</p><lb/>
        <p>15. &#x201E;Länge der Molarreihe&#x201C;, womit wohl die ganze Zahnreihe,<lb/>
ohne präm. von mol. zu unterscheiden, gemeint sein wird. Die Unbrauch-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0065] zwischen 55 und 41,5 mm. bewegend, beim Kaninchen (47 bei Sanson) zwischen 60 und 37 mm. — Relativ zur Basilarlänge bedeuten diese Zahlen für den Hasen 0,69 und 0,59, für die Kaninchen 0,67 und 0,57. Beim Hasen ist aber der betreffende Gesichtstheil entschieden kürzer, beim Kaninchen länger; dies ergiebt sich nicht nur aus dem allgemeinen Bilde, welches das Auge unmittelbar empfängt, sondern auch aus Messungen z. B. der Zahnlücke (No. 14). Die Länge des ramus frontalis intermaxillae ist demnach keine brauchbare Dimension für Vergleichungen, wie sie in unserem Falle erforderlich sind. Ueberdem sind diese grätenförmigen Fortsätze nicht selten asymetrisch (z. B. beim Kaninchenschädel No. 1266 rechts 60, links 57 mm., also ungefähr 5 Prozent ihrer Länge verschieden) — bei ältern Kaninchen auch zuweilen durch Knochen- wucherungen am Stirnbein und Oberkiefer überwachsen (Tafel I, Fig. 4 a). 13. „Länge des Zwischenkiefers, von den Alveolen (welcher Zähne?) bis zur Extremität seines untern Astes.“ Dieses Mass ist, nach meiner Ansicht, nicht zu verwerthen. Ich messe z. B. von dem hintern Alveolarrand eines der kleinen Schneide- zähne an einem gesprengten Hasenschädel 17 mm. als Länge des be- zeichneten Astes; die Schuppennaht aber, welche an dieser Stelle die Verbindung mit dem Oberkiefer bildet, ist 12 mm. breit und es kommen zu Tage liegende Nahtzähne von fast gleicher Länge vor. Wo soll ich in diesem Falle den Zirkel ansetzen? Eine Naht von solcher Breite und überdem so grosser Variabilität kann durchaus nicht als messbare Gränze bei so kleinen Dimensionen gelten. 14. Dagegen bietet aber der Abstand der hintern Alveole eines Schneidezahnes von dem vordern Alveolarrand des vordersten Zahns der Backzahnreihe (prm. 3) eine messbare und vergleichbare Länge, und es wird dies diejenige Dimension sein, welche Hr. Sanson „espace inter- dentaire“ nennt. Aber für diese Dimension besonders ist es unzulässig, an je einem Individuum zu messen und das Ergebniss in absoluten Zahlen anzugeben. Hr. Sanson giebt für seinen Hasenschädel 28 mm. an — es ist nicht von Bedeutung, von welchem der Schneidezähne aus gemessen ist — bei den mir vorliegenden Hasenschädeln schwankt die Dimension zwischen 23,5 mm. bis 30 mm. Für das Kaninchen nennt Hr. Sanson 27 mm., ich finde Differenzen zwischen 22 und 35 mm. Wenn diese Zahlen durch Reduktion auf die Schädellänge vergleichbar gemacht werden, dann ergiebt sich z. B. für die mir vorliegenden Hasen (Basilarlänge = 1) für die Zahnlücke 0,35 bis 0,39, für die Kaninchen 0,37 bis 0,43. Demnach ist zwar im Allgemeinen die Zahnlücke beim Hasen relativ kürzer als beim Kaninchen, jedoch innerhalb solcher indi- vidueller Schwankungen, dass Schlüsse, auf einen einzigen Schädel ge- gründet, unbrauchbar sind. 15. „Länge der Molarreihe“, womit wohl die ganze Zahnreihe, ohne präm. von mol. zu unterscheiden, gemeint sein wird. Die Unbrauch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_leporiden_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_leporiden_1876/65
Zitationshilfe: Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_leporiden_1876/65>, abgerufen am 19.04.2024.