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Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876.

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kiefers verbinden. (Fig. 6 und 7, Seite 41, und Taf. I. Fig. 1 a bis
4 a.) An dieser Stelle ist auch die Nase am breitesten.

Die Differenz zwischen Hase und Kaninchen, welche sich auf den
ersten Blick darbietet, ist augenfällig; stellt man aber einen Vergleich
an, dann ergeben sich Zahlen, welche zur Vorsicht mahnen.

Im Allgemeinen ist die Breite an der von mir bezeichneten Stelle
relativ grösser als in der ungefähren Mitte; Hrn. Zürn's Messungen
ergaben für die Nasenbreite des Hasen zu der des Kaninchens das Ver-
hältniss von 1 : 0,6.

Ich finde bei 22 Hasenschädeln das Verhältniss der Basilarlänge zur
grössten Nasenbreite im Durchschnitt = 1 : 0,29 (Maximum 1 : 0,32,
Minimum 1 : 0,26);

bei 15 Kaninchenschädeln im Durchschnitt = 1 : 0,24 (Maximum
1 : 0,256, Minimum 1 : 0,22).

So different demnach die durchschnittliche Breite und die Maxima
und Minima sind, so ergiebt sich doch, dass auf der Gränze zwischen
Minimum des Hasen und Maximum des Kaninchens beide Zahlenreihen
sich nahezu treffen, dass es Fälle giebt, in denen die Breite der Hasen-
nase kaum grösser ist als die der Kaninchennase im Vergleich zur
Grösse des Schädels.

Demnach ist auch in dieser Beziehung bis jetzt der Ausdruck nicht
gerechtfertigt, dass der sogenannte Leporide in der Nasenbreite mitten
zwischen den Stammältern steht.

Für die relative, grösste Nasenbreite ergeben die bisher angestellten
Messungen:

DurchschnittMaximumMinimum
Hase1 : 0,291 : 0,321 : 0,264
Kaninchen1 : 0,241 : 0,2561 : 0,22

Es ist möglich, dass bei reichlicherem Material sich ergeben wird, dass
das Maximum bei dem Kaninchen dem Minimum beim Hasen gleich sein
wird, wenn nicht vielleicht gar die Zahlenreihen übereinander greifen
werden. Die Differenz in den Gleichungen 0,008 ist eine solche, dass
der Werth der der Rechnung zu Grunde liegenden Zahlen durch unver-
meidliche Beobachtungsfehler innerhalb jener Differenz, und darüber
hinaus, unsicher ist. Demnach ist der Fall denkbar, dass bei Vergleich
einzelner Individuen (wie es Hr. Sanson gethan) die im Allgemeinen
vorhandene spezifische Differenz nicht erkennbar sein kann. Es würde
in diesem Fall eintreten, dass nicht ein einzelnes Merkmal, sondern
ein Komplex von Erscheinungen die Differenz bestimmt.

Ich habe zur klareren Auffassung in Figur 6 und 7 nebeneinander
die schmalste Hasennase und die breiteste Kaninchennase abgebildet,
welche mir bisher vorgekommen sind, also das oben bezeichnete Minimum
des Hasen und das Maximum des Kaninchens, zwischen denen die so
geringe Differenz von 0,008 liegt; unter den betreffenden Kopftheilen ist

kiefers verbinden. (Fig. 6 und 7, Seite 41, und Taf. I. Fig. 1 a bis
4 a.) An dieser Stelle ist auch die Nase am breitesten.

Die Differenz zwischen Hase und Kaninchen, welche sich auf den
ersten Blick darbietet, ist augenfällig; stellt man aber einen Vergleich
an, dann ergeben sich Zahlen, welche zur Vorsicht mahnen.

Im Allgemeinen ist die Breite an der von mir bezeichneten Stelle
relativ grösser als in der ungefähren Mitte; Hrn. Zürn’s Messungen
ergaben für die Nasenbreite des Hasen zu der des Kaninchens das Ver-
hältniss von 1 : 0,6.

Ich finde bei 22 Hasenschädeln das Verhältniss der Basilarlänge zur
grössten Nasenbreite im Durchschnitt = 1 : 0,29 (Maximum 1 : 0,32,
Minimum 1 : 0,26);

bei 15 Kaninchenschädeln im Durchschnitt = 1 : 0,24 (Maximum
1 : 0,256, Minimum 1 : 0,22).

So different demnach die durchschnittliche Breite und die Maxima
und Minima sind, so ergiebt sich doch, dass auf der Gränze zwischen
Minimum des Hasen und Maximum des Kaninchens beide Zahlenreihen
sich nahezu treffen, dass es Fälle giebt, in denen die Breite der Hasen-
nase kaum grösser ist als die der Kaninchennase im Vergleich zur
Grösse des Schädels.

Demnach ist auch in dieser Beziehung bis jetzt der Ausdruck nicht
gerechtfertigt, dass der sogenannte Leporide in der Nasenbreite mitten
zwischen den Stammältern steht.

Für die relative, grösste Nasenbreite ergeben die bisher angestellten
Messungen:

DurchschnittMaximumMinimum
Hase1 : 0,291 : 0,321 : 0,264
Kaninchen1 : 0,241 : 0,2561 : 0,22

Es ist möglich, dass bei reichlicherem Material sich ergeben wird, dass
das Maximum bei dem Kaninchen dem Minimum beim Hasen gleich sein
wird, wenn nicht vielleicht gar die Zahlenreihen übereinander greifen
werden. Die Differenz in den Gleichungen 0,008 ist eine solche, dass
der Werth der der Rechnung zu Grunde liegenden Zahlen durch unver-
meidliche Beobachtungsfehler innerhalb jener Differenz, und darüber
hinaus, unsicher ist. Demnach ist der Fall denkbar, dass bei Vergleich
einzelner Individuen (wie es Hr. Sanson gethan) die im Allgemeinen
vorhandene spezifische Differenz nicht erkennbar sein kann. Es würde
in diesem Fall eintreten, dass nicht ein einzelnes Merkmal, sondern
ein Komplex von Erscheinungen die Differenz bestimmt.

Ich habe zur klareren Auffassung in Figur 6 und 7 nebeneinander
die schmalste Hasennase und die breiteste Kaninchennase abgebildet,
welche mir bisher vorgekommen sind, also das oben bezeichnete Minimum
des Hasen und das Maximum des Kaninchens, zwischen denen die so
geringe Differenz von 0,008 liegt; unter den betreffenden Kopftheilen ist

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[40/0048] kiefers verbinden. (Fig. 6 und 7, Seite 41, und Taf. I. Fig. 1 a bis 4 a.) An dieser Stelle ist auch die Nase am breitesten. Die Differenz zwischen Hase und Kaninchen, welche sich auf den ersten Blick darbietet, ist augenfällig; stellt man aber einen Vergleich an, dann ergeben sich Zahlen, welche zur Vorsicht mahnen. Im Allgemeinen ist die Breite an der von mir bezeichneten Stelle relativ grösser als in der ungefähren Mitte; Hrn. Zürn’s Messungen ergaben für die Nasenbreite des Hasen zu der des Kaninchens das Ver- hältniss von 1 : 0,6. Ich finde bei 22 Hasenschädeln das Verhältniss der Basilarlänge zur grössten Nasenbreite im Durchschnitt = 1 : 0,29 (Maximum 1 : 0,32, Minimum 1 : 0,26); bei 15 Kaninchenschädeln im Durchschnitt = 1 : 0,24 (Maximum 1 : 0,256, Minimum 1 : 0,22). So different demnach die durchschnittliche Breite und die Maxima und Minima sind, so ergiebt sich doch, dass auf der Gränze zwischen Minimum des Hasen und Maximum des Kaninchens beide Zahlenreihen sich nahezu treffen, dass es Fälle giebt, in denen die Breite der Hasen- nase kaum grösser ist als die der Kaninchennase im Vergleich zur Grösse des Schädels. Demnach ist auch in dieser Beziehung bis jetzt der Ausdruck nicht gerechtfertigt, dass der sogenannte Leporide in der Nasenbreite mitten zwischen den Stammältern steht. Für die relative, grösste Nasenbreite ergeben die bisher angestellten Messungen: Durchschnitt Maximum Minimum Hase 1 : 0,29 1 : 0,32 1 : 0,264 Kaninchen 1 : 0,24 1 : 0,256 1 : 0,22 Es ist möglich, dass bei reichlicherem Material sich ergeben wird, dass das Maximum bei dem Kaninchen dem Minimum beim Hasen gleich sein wird, wenn nicht vielleicht gar die Zahlenreihen übereinander greifen werden. Die Differenz in den Gleichungen 0,008 ist eine solche, dass der Werth der der Rechnung zu Grunde liegenden Zahlen durch unver- meidliche Beobachtungsfehler innerhalb jener Differenz, und darüber hinaus, unsicher ist. Demnach ist der Fall denkbar, dass bei Vergleich einzelner Individuen (wie es Hr. Sanson gethan) die im Allgemeinen vorhandene spezifische Differenz nicht erkennbar sein kann. Es würde in diesem Fall eintreten, dass nicht ein einzelnes Merkmal, sondern ein Komplex von Erscheinungen die Differenz bestimmt. Ich habe zur klareren Auffassung in Figur 6 und 7 nebeneinander die schmalste Hasennase und die breiteste Kaninchennase abgebildet, welche mir bisher vorgekommen sind, also das oben bezeichnete Minimum des Hasen und das Maximum des Kaninchens, zwischen denen die so geringe Differenz von 0,008 liegt; unter den betreffenden Kopftheilen ist

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Zitationshilfe: Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_leporiden_1876/48>, abgerufen am 28.03.2024.