Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

Bild:
<< vorherige Seite

der Spiegel ihres Lebensstromes nur durch eine schwache, aber feststehende Welle dessen Daseyn anzeigte. In ihrem ganzen Wesen lag eine Art von stillem Trotz gegen das Unglück, der mich fürchten ließ, daß für den äußersten Fall ihre Parthie genommen seyn möchte.

Der Doctor Rebhahn lachte über das Urthel. "Man muß gestehen," sagte er: "daß die Herren ihre Zweifelsgründe verteufelt wohlfeil eingekauft haben. Sie hätten eben so gut darüber zweifeln können, ob Albus nicht etwa auf den Scheiterhaufen gehöre, weil er Feuer eingeworfen, nemlich in die Pfanne des Terzerols. Desto leichter hätten sie die Widerlegung gehabt, welche ihnen die Entscheidungs-Gründe liefern sollte. Der beste wäre dann gewesen: Wo das Feuer nicht anwendbar ist, da nimmt man das Eisen, wie Hypokrates gesagt hat, oder Galenus, oder Gott weiß, welcher alte Arzt."

der Spiegel ihres Lebensstromes nur durch eine schwache, aber feststehende Welle dessen Daseyn anzeigte. In ihrem ganzen Wesen lag eine Art von stillem Trotz gegen das Unglück, der mich fürchten ließ, daß für den äußersten Fall ihre Parthie genommen seyn möchte.

Der Doctor Rebhahn lachte über das Urthel. „Man muß gestehen,“ sagte er: „daß die Herren ihre Zweifelsgründe verteufelt wohlfeil eingekauft haben. Sie hätten eben so gut darüber zweifeln können, ob Albus nicht etwa auf den Scheiterhaufen gehöre, weil er Feuer eingeworfen, nemlich in die Pfanne des Terzerols. Desto leichter hätten sie die Widerlegung gehabt, welche ihnen die Entscheidungs-Gründe liefern sollte. Der beste wäre dann gewesen: Wo das Feuer nicht anwendbar ist, da nimmt man das Eisen, wie Hypokrates gesagt hat, oder Galenus, oder Gott weiß, welcher alte Arzt.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0177" n="157"/>
der Spiegel ihres Lebensstromes nur durch eine schwache, aber feststehende Welle dessen Daseyn anzeigte. In ihrem ganzen Wesen lag eine Art von stillem Trotz gegen das Unglück, der mich fürchten ließ, daß für den äußersten Fall ihre Parthie genommen seyn möchte.</p>
          <p>Der Doctor Rebhahn lachte über das Urthel. &#x201E;Man muß gestehen,&#x201C; sagte er: &#x201E;daß die Herren ihre <hi rendition="#g">Zweifels</hi>gründe verteufelt wohlfeil eingekauft haben. Sie hätten eben so gut <hi rendition="#g">darüber</hi> zweifeln können, ob Albus nicht etwa auf den Scheiterhaufen gehöre, weil er <hi rendition="#g">Feuer</hi> eingeworfen, nemlich in die Pfanne des Terzerols. Desto leichter hätten sie die <hi rendition="#g">Widerlegung</hi> gehabt, welche ihnen die <hi rendition="#g">Entscheidungs</hi>-Gründe liefern sollte. Der beste wäre dann gewesen: Wo das Feuer nicht anwendbar ist, da nimmt man das Eisen, wie Hypokrates gesagt hat, oder Galenus, oder Gott weiß, welcher alte Arzt.&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0177] der Spiegel ihres Lebensstromes nur durch eine schwache, aber feststehende Welle dessen Daseyn anzeigte. In ihrem ganzen Wesen lag eine Art von stillem Trotz gegen das Unglück, der mich fürchten ließ, daß für den äußersten Fall ihre Parthie genommen seyn möchte. Der Doctor Rebhahn lachte über das Urthel. „Man muß gestehen,“ sagte er: „daß die Herren ihre Zweifelsgründe verteufelt wohlfeil eingekauft haben. Sie hätten eben so gut darüber zweifeln können, ob Albus nicht etwa auf den Scheiterhaufen gehöre, weil er Feuer eingeworfen, nemlich in die Pfanne des Terzerols. Desto leichter hätten sie die Widerlegung gehabt, welche ihnen die Entscheidungs-Gründe liefern sollte. Der beste wäre dann gewesen: Wo das Feuer nicht anwendbar ist, da nimmt man das Eisen, wie Hypokrates gesagt hat, oder Galenus, oder Gott weiß, welcher alte Arzt.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-02T10:45:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
GDZ Göttingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-02T10:45:31Z)
UB Leipzig: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. 38-0-637:15785; Bilder 0107 bis 0110) (2013-01-02T10:45:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-02T10:45:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/177
Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/177>, abgerufen am 28.03.2024.