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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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und Räsonniren das Leben der Besseren allmäh-
lich auszufüllen anfängt; wenn der Werth der
Menschen mehr nach Werken der Hand und des
Geistes, als nach lebendiger That und Hand-
lung abgeschätzt wird: -- dann rüstet sich schon
ein Stärkerer. -- -- --

Die Erde hat Eisen genug in ihrem Schooß,
sie hat Gebirge genug, um die alte Riesenkraft
des Menschen zu erhalten und zu bewassnen;
und dieselbe einseitige Cultur der Aufklärung
und Humanität, die schon das Feldgeschrei der
letzten Alexandrinischen Griechen gewesen, und
die mit Hohn auf die Macht des Arms herab-
sieht, ruft und reitzt die physische Kraft her-
bei. --

Friedensgeist und Waffen, deren inniger Bund,
deren Vermählung unter der Obhut einer und
derselben göttlichen Idee, wie ich gezeigt habe,
das Wesen des Staates ausmacht, wenn sie
einmal getrennt sind, friedliche und kriegerische
Staaten neben und außer einander, gerathen
in Kampf auf Tod und Leben. Der energische
Krieg, außer der Verbindung mit dem lebendigen
Frieden, also abgesondert für sich, verwildert;
der Friede, ohne die Begleitung und Allgegenwart
der Waffen, erschlafft. Beide Elemente, die sich,
verbunden, zu einer herrlichen Lebenserscheinung

und Raͤſonniren das Leben der Beſſeren allmaͤh-
lich auszufuͤllen anfaͤngt; wenn der Werth der
Menſchen mehr nach Werken der Hand und des
Geiſtes, als nach lebendiger That und Hand-
lung abgeſchaͤtzt wird: — dann ruͤſtet ſich ſchon
ein Staͤrkerer. — — —

Die Erde hat Eiſen genug in ihrem Schooß,
ſie hat Gebirge genug, um die alte Rieſenkraft
des Menſchen zu erhalten und zu bewaſſnen;
und dieſelbe einſeitige Cultur der Aufklaͤrung
und Humanitaͤt, die ſchon das Feldgeſchrei der
letzten Alexandriniſchen Griechen geweſen, und
die mit Hohn auf die Macht des Arms herab-
ſieht, ruft und reitzt die phyſiſche Kraft her-
bei. —

Friedensgeiſt und Waffen, deren inniger Bund,
deren Vermaͤhlung unter der Obhut einer und
derſelben goͤttlichen Idee, wie ich gezeigt habe,
das Weſen des Staates ausmacht, wenn ſie
einmal getrennt ſind, friedliche und kriegeriſche
Staaten neben und außer einander, gerathen
in Kampf auf Tod und Leben. Der energiſche
Krieg, außer der Verbindung mit dem lebendigen
Frieden, alſo abgeſondert fuͤr ſich, verwildert;
der Friede, ohne die Begleitung und Allgegenwart
der Waffen, erſchlafft. Beide Elemente, die ſich,
verbunden, zu einer herrlichen Lebenserſcheinung

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[47/0055] und Raͤſonniren das Leben der Beſſeren allmaͤh- lich auszufuͤllen anfaͤngt; wenn der Werth der Menſchen mehr nach Werken der Hand und des Geiſtes, als nach lebendiger That und Hand- lung abgeſchaͤtzt wird: — dann ruͤſtet ſich ſchon ein Staͤrkerer. — — — Die Erde hat Eiſen genug in ihrem Schooß, ſie hat Gebirge genug, um die alte Rieſenkraft des Menſchen zu erhalten und zu bewaſſnen; und dieſelbe einſeitige Cultur der Aufklaͤrung und Humanitaͤt, die ſchon das Feldgeſchrei der letzten Alexandriniſchen Griechen geweſen, und die mit Hohn auf die Macht des Arms herab- ſieht, ruft und reitzt die phyſiſche Kraft her- bei. — Friedensgeiſt und Waffen, deren inniger Bund, deren Vermaͤhlung unter der Obhut einer und derſelben goͤttlichen Idee, wie ich gezeigt habe, das Weſen des Staates ausmacht, wenn ſie einmal getrennt ſind, friedliche und kriegeriſche Staaten neben und außer einander, gerathen in Kampf auf Tod und Leben. Der energiſche Krieg, außer der Verbindung mit dem lebendigen Frieden, alſo abgeſondert fuͤr ſich, verwildert; der Friede, ohne die Begleitung und Allgegenwart der Waffen, erſchlafft. Beide Elemente, die ſich, verbunden, zu einer herrlichen Lebenserſcheinung

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/55>, abgerufen am 25.04.2024.