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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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halten können; daß Maschinerie und Theilung
der Arbeit so weit getrieben sind, daß sie die
größtmögliche Güte und Fülle der Waaren mit
dem geringsten Aufwande von Zeit und Kraft
liefern; ferner, daß die Brittischen Handels-Ca-
pitale und der Markt dieser Nation so groß sind,
daß sie mit den geringsten Vortheilen zufrie-
den seyn können." Dies ist ein sehr einfacher,
Kindern begreiflicher, Grund; ob er aber genü-
gend sey, ist eine andre Frage.

Zuvörderst ist in den Englischen Waaren,
außer der individuellen Güte und dem verhält-
nißmäßig geringen Preise, noch etwas zu beach-
ten, was jeder Nicht-Engländer fühlt, und was,
da es bei dem ersten Blick auf bloßem, dunklem
Gefühle zu beruhen scheint, unsre abstinenten
und engherzigen Wissenschaften bis jetzt nicht
haben beachten wollen. Wie der Markt der Eng-
lischen Waaren in Europa größer geworden ist,
hat zugleich eine sogenannte Anglomanie, mit
den Englischen Sitten, der Englischen Sprache,
ja der Brittischen Staatsverfassung, um sich ge-
griffen, die sich eben so wenig ausschließend aus
der Popularität der Waaren, als diese aus der
Anglomanie der Sitten erklären läßt.

Es concurrirt nehmlich auf dem Weltmarkte,
außer den Metallgeldpreisen, noch ein höherer

halten koͤnnen; daß Maſchinerie und Theilung
der Arbeit ſo weit getrieben ſind, daß ſie die
groͤßtmoͤgliche Guͤte und Fuͤlle der Waaren mit
dem geringſten Aufwande von Zeit und Kraft
liefern; ferner, daß die Brittiſchen Handels-Ca-
pitale und der Markt dieſer Nation ſo groß ſind,
daß ſie mit den geringſten Vortheilen zufrie-
den ſeyn koͤnnen.” Dies iſt ein ſehr einfacher,
Kindern begreiflicher, Grund; ob er aber genuͤ-
gend ſey, iſt eine andre Frage.

Zuvoͤrderſt iſt in den Engliſchen Waaren,
außer der individuellen Guͤte und dem verhaͤlt-
nißmaͤßig geringen Preiſe, noch etwas zu beach-
ten, was jeder Nicht-Englaͤnder fuͤhlt, und was,
da es bei dem erſten Blick auf bloßem, dunklem
Gefuͤhle zu beruhen ſcheint, unſre abſtinenten
und engherzigen Wiſſenſchaften bis jetzt nicht
haben beachten wollen. Wie der Markt der Eng-
liſchen Waaren in Europa groͤßer geworden iſt,
hat zugleich eine ſogenannte Anglomanie, mit
den Engliſchen Sitten, der Engliſchen Sprache,
ja der Brittiſchen Staatsverfaſſung, um ſich ge-
griffen, die ſich eben ſo wenig ausſchließend aus
der Popularitaͤt der Waaren, als dieſe aus der
Anglomanie der Sitten erklaͤren laͤßt.

Es concurrirt nehmlich auf dem Weltmarkte,
außer den Metallgeldpreiſen, noch ein hoͤherer

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[237/0245] halten koͤnnen; daß Maſchinerie und Theilung der Arbeit ſo weit getrieben ſind, daß ſie die groͤßtmoͤgliche Guͤte und Fuͤlle der Waaren mit dem geringſten Aufwande von Zeit und Kraft liefern; ferner, daß die Brittiſchen Handels-Ca- pitale und der Markt dieſer Nation ſo groß ſind, daß ſie mit den geringſten Vortheilen zufrie- den ſeyn koͤnnen.” Dies iſt ein ſehr einfacher, Kindern begreiflicher, Grund; ob er aber genuͤ- gend ſey, iſt eine andre Frage. Zuvoͤrderſt iſt in den Engliſchen Waaren, außer der individuellen Guͤte und dem verhaͤlt- nißmaͤßig geringen Preiſe, noch etwas zu beach- ten, was jeder Nicht-Englaͤnder fuͤhlt, und was, da es bei dem erſten Blick auf bloßem, dunklem Gefuͤhle zu beruhen ſcheint, unſre abſtinenten und engherzigen Wiſſenſchaften bis jetzt nicht haben beachten wollen. Wie der Markt der Eng- liſchen Waaren in Europa groͤßer geworden iſt, hat zugleich eine ſogenannte Anglomanie, mit den Engliſchen Sitten, der Engliſchen Sprache, ja der Brittiſchen Staatsverfaſſung, um ſich ge- griffen, die ſich eben ſo wenig ausſchließend aus der Popularitaͤt der Waaren, als dieſe aus der Anglomanie der Sitten erklaͤren laͤßt. Es concurrirt nehmlich auf dem Weltmarkte, außer den Metallgeldpreiſen, noch ein hoͤherer

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/245>, abgerufen am 25.04.2024.