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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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erkannte Zweck der ganzen vermeintlichen Wis-
senschaft.

Daß indeß eine tiefere Rechnung dazu erfor-
dert wird, als eine einfache arithmetische, wer-
den Sie Alle aus meinen Prämissen ahnden. Die
Wissenschaft der National-Oekonomie liegt in
derselben Corruption, wie die andere größere,
welche wir mit dem erhabenen Nahmen "Ma-
thematik
" bezeichnen. Auch die Mathematik
hat es mit drei Ständen zu thun: mit der Ma-
thematik der Ideen, mit der Mathematik des
Stetigen (welche die Alten sehr bezeichnend
Geometrie nannten, indem sie dem Grundei-
genthume entspricht), und mit der Mathematik
der Zahlen, welche dem beweglichen Besitze ent-
spricht. Hier, wie in der National-Oekonomie,
(wie denn überhaupt alle Wissenschaften nach
einer und derselben Regel corrumpirt werden)
wird der erste Stand gar nicht, der zweite
Stand, der geometrische, nur halb und nach arith-
metischer Manier, der dritte Stand hingegen
absolut und ausschließlich betrachtet und bearbei-
tet. -- Auch die Mathematik ist zertrümmert, wie
der Staat; kein Schicksal kann diesen treffen,
welches die Wissenschaften verschonte, deren Na-
tionalität oder wahrer, concentrischer Zusammen-
hang Eins ist mit der Nationalität, oder dem

Zu-

erkannte Zweck der ganzen vermeintlichen Wiſ-
ſenſchaft.

Daß indeß eine tiefere Rechnung dazu erfor-
dert wird, als eine einfache arithmetiſche, wer-
den Sie Alle aus meinen Praͤmiſſen ahnden. Die
Wiſſenſchaft der National-Oekonomie liegt in
derſelben Corruption, wie die andere groͤßere,
welche wir mit dem erhabenen Nahmen „Ma-
thematik
” bezeichnen. Auch die Mathematik
hat es mit drei Staͤnden zu thun: mit der Ma-
thematik der Ideen, mit der Mathematik des
Stetigen (welche die Alten ſehr bezeichnend
Geometrie nannten, indem ſie dem Grundei-
genthume entſpricht), und mit der Mathematik
der Zahlen, welche dem beweglichen Beſitze ent-
ſpricht. Hier, wie in der National-Oekonomie,
(wie denn uͤberhaupt alle Wiſſenſchaften nach
einer und derſelben Regel corrumpirt werden)
wird der erſte Stand gar nicht, der zweite
Stand, der geometriſche, nur halb und nach arith-
metiſcher Manier, der dritte Stand hingegen
abſolut und ausſchließlich betrachtet und bearbei-
tet. — Auch die Mathematik iſt zertruͤmmert, wie
der Staat; kein Schickſal kann dieſen treffen,
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[224/0232] erkannte Zweck der ganzen vermeintlichen Wiſ- ſenſchaft. Daß indeß eine tiefere Rechnung dazu erfor- dert wird, als eine einfache arithmetiſche, wer- den Sie Alle aus meinen Praͤmiſſen ahnden. Die Wiſſenſchaft der National-Oekonomie liegt in derſelben Corruption, wie die andere groͤßere, welche wir mit dem erhabenen Nahmen „Ma- thematik” bezeichnen. Auch die Mathematik hat es mit drei Staͤnden zu thun: mit der Ma- thematik der Ideen, mit der Mathematik des Stetigen (welche die Alten ſehr bezeichnend Geometrie nannten, indem ſie dem Grundei- genthume entſpricht), und mit der Mathematik der Zahlen, welche dem beweglichen Beſitze ent- ſpricht. Hier, wie in der National-Oekonomie, (wie denn uͤberhaupt alle Wiſſenſchaften nach einer und derſelben Regel corrumpirt werden) wird der erſte Stand gar nicht, der zweite Stand, der geometriſche, nur halb und nach arith- metiſcher Manier, der dritte Stand hingegen abſolut und ausſchließlich betrachtet und bearbei- tet. — Auch die Mathematik iſt zertruͤmmert, wie der Staat; kein Schickſal kann dieſen treffen, welches die Wiſſenſchaften verſchonte, deren Na- tionalitaͤt oder wahrer, concentriſcher Zuſammen- hang Eins iſt mit der Nationalitaͤt, oder dem Zu-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/232>, abgerufen am 18.04.2024.