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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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wir dieses letzte Haupt-Product übersehen, so ist
unsre ganze übrige Production sehr wenig werth:
sie ist ohne Garantie, abhängig von jeder Luft
der Zeit und von jeder Laune des Schicksals.
Erwägen wir, wie das Steigen und Fallen der
Güterpreise (also einer der wichtigsten ökonomi-
schen Werthe) von den Schwankungen der gro-
ßen Weltbegebenheiten abhängt, denen man durch
keine gemeine ökonomische Maßregel begegnen kann
und die sich durch keine Assecuranz verhüten las-
sen, denen nichts widerstehet, als jene gediegene,
organische Ganzheit, welche der Staat seinen
Stürmen entgegensetzen muß, wie die Eiche den
ihrigen: soll diese organische Ganzheit, von wel-
cher alle unsere unsicheren Berechnungen abhan-
gen, nicht in die ökonomische Theorie hinein ge-
zogen werden? soll sie nicht auch, und vorzüg-
lich, neben den übrigen Producten als ein öko-
nomisches Product betrachtet werden, wie ja
jeder gemeine Speculant wenigstens ein dunkles
Gefühl von der so genannten politischen Lage
der Dinge in seine Rechnung zieht? -- Aber an
dem Güterpreise wird der unmittelbare Einfluß
der politischen Ganzheit auf die Oekonomie noch
nicht so sichtbar, weil alle von außen her kom-
menden Veränderungen solcher Art nicht so leicht
und unmittelbar den Güterbesitzer anzutasten ver-

wir dieſes letzte Haupt-Product uͤberſehen, ſo iſt
unſre ganze uͤbrige Production ſehr wenig werth:
ſie iſt ohne Garantie, abhaͤngig von jeder Luft
der Zeit und von jeder Laune des Schickſals.
Erwaͤgen wir, wie das Steigen und Fallen der
Guͤterpreiſe (alſo einer der wichtigſten oͤkonomi-
ſchen Werthe) von den Schwankungen der gro-
ßen Weltbegebenheiten abhaͤngt, denen man durch
keine gemeine oͤkonomiſche Maßregel begegnen kann
und die ſich durch keine Aſſecuranz verhuͤten laſ-
ſen, denen nichts widerſtehet, als jene gediegene,
organiſche Ganzheit, welche der Staat ſeinen
Stuͤrmen entgegenſetzen muß, wie die Eiche den
ihrigen: ſoll dieſe organiſche Ganzheit, von wel-
cher alle unſere unſicheren Berechnungen abhan-
gen, nicht in die oͤkonomiſche Theorie hinein ge-
zogen werden? ſoll ſie nicht auch, und vorzuͤg-
lich, neben den uͤbrigen Producten als ein oͤko-
nomiſches Product betrachtet werden, wie ja
jeder gemeine Speculant wenigſtens ein dunkles
Gefuͤhl von der ſo genannten politiſchen Lage
der Dinge in ſeine Rechnung zieht? — Aber an
dem Guͤterpreiſe wird der unmittelbare Einfluß
der politiſchen Ganzheit auf die Oekonomie noch
nicht ſo ſichtbar, weil alle von außen her kom-
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[203/0211] wir dieſes letzte Haupt-Product uͤberſehen, ſo iſt unſre ganze uͤbrige Production ſehr wenig werth: ſie iſt ohne Garantie, abhaͤngig von jeder Luft der Zeit und von jeder Laune des Schickſals. Erwaͤgen wir, wie das Steigen und Fallen der Guͤterpreiſe (alſo einer der wichtigſten oͤkonomi- ſchen Werthe) von den Schwankungen der gro- ßen Weltbegebenheiten abhaͤngt, denen man durch keine gemeine oͤkonomiſche Maßregel begegnen kann und die ſich durch keine Aſſecuranz verhuͤten laſ- ſen, denen nichts widerſtehet, als jene gediegene, organiſche Ganzheit, welche der Staat ſeinen Stuͤrmen entgegenſetzen muß, wie die Eiche den ihrigen: ſoll dieſe organiſche Ganzheit, von wel- cher alle unſere unſicheren Berechnungen abhan- gen, nicht in die oͤkonomiſche Theorie hinein ge- zogen werden? ſoll ſie nicht auch, und vorzuͤg- lich, neben den uͤbrigen Producten als ein oͤko- nomiſches Product betrachtet werden, wie ja jeder gemeine Speculant wenigſtens ein dunkles Gefuͤhl von der ſo genannten politiſchen Lage der Dinge in ſeine Rechnung zieht? — Aber an dem Guͤterpreiſe wird der unmittelbare Einfluß der politiſchen Ganzheit auf die Oekonomie noch nicht ſo ſichtbar, weil alle von außen her kom- menden Veraͤnderungen ſolcher Art nicht ſo leicht und unmittelbar den Guͤterbeſitzer anzutaſten ver-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/211>, abgerufen am 19.04.2024.