Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

weiterer Beweise bedürfte, an Adam Smith's
System in den neueren Angriffen von Lord Lau-
derdale und Brougham deutlich zeigt, so wenig
diese beiden Autoren auch in dem wahren Stand-
punkte stehen, vielmehr in der System-Sucht viel-
leicht noch tiefer befangen sind, als Adam
Smith. --

Die Systeme unsrer Staatswirthe streben
danach, die Production der Sachen für sich zu
vermehren und zu vervielfältigen; und da ihnen
Adam Smith bewiesen hat, daß dies um so mehr
erreicht wird, je mehr man die Production sich
selbst überläßt, je mehr man alle Hindernisse aus
dem Wege räumt, und jeder Production ihre
Freiheit giebt, je mehr man sich nur darauf
beschränkt, den Verkehr durch Canäle, Landstra-
ßen, prompte Justiz etc. zu erleichtern: so sind
sie jetzt an mehreren Orten damit beschäftigt,
alle so genannten Hindernisse der Gewerbe und
des Reichthums, als da sind Unveräußerlichkeits-
gesetze, Adelsrechte, Zünfte, Innungen etc. aufzu-
heben und dergestalt alle Schranken fortzuschaf-
fen, welche der Vermehrung und der Verviel-
fältigung der Sachen-Production, worauf jenen
Staatswirthen die Welt zu ruhen scheint, hin-
derlich sind. Da entsteht nun -- natürlicher Weise
in der Theorie -- ein Reichthum, der sich nicht

weiterer Beweiſe beduͤrfte, an Adam Smith’s
Syſtem in den neueren Angriffen von Lord Lau-
derdale und Brougham deutlich zeigt, ſo wenig
dieſe beiden Autoren auch in dem wahren Stand-
punkte ſtehen, vielmehr in der Syſtem-Sucht viel-
leicht noch tiefer befangen ſind, als Adam
Smith. —

Die Syſteme unſrer Staatswirthe ſtreben
danach, die Production der Sachen fuͤr ſich zu
vermehren und zu vervielfaͤltigen; und da ihnen
Adam Smith bewieſen hat, daß dies um ſo mehr
erreicht wird, je mehr man die Production ſich
ſelbſt uͤberlaͤßt, je mehr man alle Hinderniſſe aus
dem Wege raͤumt, und jeder Production ihre
Freiheit giebt, je mehr man ſich nur darauf
beſchraͤnkt, den Verkehr durch Canaͤle, Landſtra-
ßen, prompte Juſtiz ꝛc. zu erleichtern: ſo ſind
ſie jetzt an mehreren Orten damit beſchaͤftigt,
alle ſo genannten Hinderniſſe der Gewerbe und
des Reichthums, als da ſind Unveraͤußerlichkeits-
geſetze, Adelsrechte, Zuͤnfte, Innungen ꝛc. aufzu-
heben und dergeſtalt alle Schranken fortzuſchaf-
fen, welche der Vermehrung und der Verviel-
faͤltigung der Sachen-Production, worauf jenen
Staatswirthen die Welt zu ruhen ſcheint, hin-
derlich ſind. Da entſteht nun — natuͤrlicher Weiſe
in der Theorie — ein Reichthum, der ſich nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0209" n="201"/>
weiterer Bewei&#x017F;e bedu&#x0364;rfte, an Adam Smith&#x2019;s<lb/>
Sy&#x017F;tem in den neueren Angriffen von Lord Lau-<lb/>
derdale und Brougham deutlich zeigt, &#x017F;o wenig<lb/>
die&#x017F;e beiden Autoren auch in dem wahren Stand-<lb/>
punkte &#x017F;tehen, vielmehr in der Sy&#x017F;tem-Sucht viel-<lb/>
leicht noch tiefer befangen &#x017F;ind, als Adam<lb/>
Smith. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Die Sy&#x017F;teme un&#x017F;rer Staatswirthe &#x017F;treben<lb/>
danach, die Production der Sachen fu&#x0364;r &#x017F;ich zu<lb/>
vermehren und zu vervielfa&#x0364;ltigen; und da ihnen<lb/>
Adam Smith bewie&#x017F;en hat, daß dies um &#x017F;o mehr<lb/>
erreicht wird, je mehr man die Production &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;berla&#x0364;ßt, je mehr man alle Hinderni&#x017F;&#x017F;e aus<lb/>
dem Wege ra&#x0364;umt, und jeder Production ihre<lb/>
Freiheit giebt, je mehr man &#x017F;ich nur darauf<lb/>
be&#x017F;chra&#x0364;nkt, den Verkehr durch Cana&#x0364;le, Land&#x017F;tra-<lb/>
ßen, prompte Ju&#x017F;tiz &#xA75B;c. zu erleichtern: &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie jetzt an mehreren Orten damit be&#x017F;cha&#x0364;ftigt,<lb/>
alle &#x017F;o genannten Hinderni&#x017F;&#x017F;e der Gewerbe und<lb/>
des Reichthums, als da &#x017F;ind Unvera&#x0364;ußerlichkeits-<lb/>
ge&#x017F;etze, Adelsrechte, Zu&#x0364;nfte, Innungen &#xA75B;c. aufzu-<lb/>
heben <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> derge&#x017F;talt alle Schranken fortzu&#x017F;chaf-<lb/>
fen, welche der Vermehrung und der Verviel-<lb/>
fa&#x0364;ltigung der Sachen-Production, worauf jenen<lb/>
Staatswirthen die Welt zu ruhen &#x017F;cheint, hin-<lb/>
derlich &#x017F;ind. Da ent&#x017F;teht nun &#x2014; natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e<lb/>
in der Theorie &#x2014; ein Reichthum, der &#x017F;ich nicht<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0209] weiterer Beweiſe beduͤrfte, an Adam Smith’s Syſtem in den neueren Angriffen von Lord Lau- derdale und Brougham deutlich zeigt, ſo wenig dieſe beiden Autoren auch in dem wahren Stand- punkte ſtehen, vielmehr in der Syſtem-Sucht viel- leicht noch tiefer befangen ſind, als Adam Smith. — Die Syſteme unſrer Staatswirthe ſtreben danach, die Production der Sachen fuͤr ſich zu vermehren und zu vervielfaͤltigen; und da ihnen Adam Smith bewieſen hat, daß dies um ſo mehr erreicht wird, je mehr man die Production ſich ſelbſt uͤberlaͤßt, je mehr man alle Hinderniſſe aus dem Wege raͤumt, und jeder Production ihre Freiheit giebt, je mehr man ſich nur darauf beſchraͤnkt, den Verkehr durch Canaͤle, Landſtra- ßen, prompte Juſtiz ꝛc. zu erleichtern: ſo ſind ſie jetzt an mehreren Orten damit beſchaͤftigt, alle ſo genannten Hinderniſſe der Gewerbe und des Reichthums, als da ſind Unveraͤußerlichkeits- geſetze, Adelsrechte, Zuͤnfte, Innungen ꝛc. aufzu- heben und dergeſtalt alle Schranken fortzuſchaf- fen, welche der Vermehrung und der Verviel- faͤltigung der Sachen-Production, worauf jenen Staatswirthen die Welt zu ruhen ſcheint, hin- derlich ſind. Da entſteht nun — natuͤrlicher Weiſe in der Theorie — ein Reichthum, der ſich nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/209
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/209>, abgerufen am 20.04.2024.