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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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von den alten, in gewöhnlichen Berechnungen
so wichtigen, Zahlen verschwinden und unrich-
tig befunden werden: so tritt dafür nun für
unsre Resultate eine neue und höhere Sicherheit
ein, als die gemeine Arithmetik, in der Anwen-
dung auf den ganzen Menschen und auf den
ganzen Staat, in ihrer unbestimmten Bestimmt-
heit gewähren kann; es treten andre Bürgen
ein, als Rechenmeister, nehmlich das Gesetz der
Natur und der Zeit.

Freilich wird auch hier wieder der ökonomi-
schen Kunst, die wir beschreiben und ausüben
wollen, das ökonomische Handwerk in den Weg
gestellt werden müssen, wie oben das juristische
Handwerk der gesetzerzeugenden, echt juristischen
Kunst manche Schwierigkeiten erregte; indeß wer-
den auch hier, wie dort, diese Schwierigkeiten
gerade unsern Lauf befördern, und dem ewigen
Sinne unseres Unternehmens -- durch den Con-
trast, durch eine untergelegte Folie -- die klaren
Umrisse zu geben dienen, welche jede große
Absicht erst von der sie antastenden und bespöt-
telnden Gewöhnlichkeit erhält. -- Man kann die
Wahrheit nicht besser verklären als indem man
mancherlei Formen des Irrthums sich gegen sie
dramatisch auflehnen und sprechen läßt. --

Wie oben in der Betrachtung des Rechtes,

von den alten, in gewoͤhnlichen Berechnungen
ſo wichtigen, Zahlen verſchwinden und unrich-
tig befunden werden: ſo tritt dafuͤr nun fuͤr
unſre Reſultate eine neue und hoͤhere Sicherheit
ein, als die gemeine Arithmetik, in der Anwen-
dung auf den ganzen Menſchen und auf den
ganzen Staat, in ihrer unbeſtimmten Beſtimmt-
heit gewaͤhren kann; es treten andre Buͤrgen
ein, als Rechenmeiſter, nehmlich das Geſetz der
Natur und der Zeit.

Freilich wird auch hier wieder der oͤkonomi-
ſchen Kunſt, die wir beſchreiben und ausuͤben
wollen, das oͤkonomiſche Handwerk in den Weg
geſtellt werden muͤſſen, wie oben das juriſtiſche
Handwerk der geſetzerzeugenden, echt juriſtiſchen
Kunſt manche Schwierigkeiten erregte; indeß wer-
den auch hier, wie dort, dieſe Schwierigkeiten
gerade unſern Lauf befoͤrdern, und dem ewigen
Sinne unſeres Unternehmens — durch den Con-
traſt, durch eine untergelegte Folie — die klaren
Umriſſe zu geben dienen, welche jede große
Abſicht erſt von der ſie antaſtenden und beſpoͤt-
telnden Gewoͤhnlichkeit erhaͤlt. — Man kann die
Wahrheit nicht beſſer verklaͤren als indem man
mancherlei Formen des Irrthums ſich gegen ſie
dramatiſch auflehnen und ſprechen laͤßt. —

Wie oben in der Betrachtung des Rechtes,

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[190/0198] von den alten, in gewoͤhnlichen Berechnungen ſo wichtigen, Zahlen verſchwinden und unrich- tig befunden werden: ſo tritt dafuͤr nun fuͤr unſre Reſultate eine neue und hoͤhere Sicherheit ein, als die gemeine Arithmetik, in der Anwen- dung auf den ganzen Menſchen und auf den ganzen Staat, in ihrer unbeſtimmten Beſtimmt- heit gewaͤhren kann; es treten andre Buͤrgen ein, als Rechenmeiſter, nehmlich das Geſetz der Natur und der Zeit. Freilich wird auch hier wieder der oͤkonomi- ſchen Kunſt, die wir beſchreiben und ausuͤben wollen, das oͤkonomiſche Handwerk in den Weg geſtellt werden muͤſſen, wie oben das juriſtiſche Handwerk der geſetzerzeugenden, echt juriſtiſchen Kunſt manche Schwierigkeiten erregte; indeß wer- den auch hier, wie dort, dieſe Schwierigkeiten gerade unſern Lauf befoͤrdern, und dem ewigen Sinne unſeres Unternehmens — durch den Con- traſt, durch eine untergelegte Folie — die klaren Umriſſe zu geben dienen, welche jede große Abſicht erſt von der ſie antaſtenden und beſpoͤt- telnden Gewoͤhnlichkeit erhaͤlt. — Man kann die Wahrheit nicht beſſer verklaͤren als indem man mancherlei Formen des Irrthums ſich gegen ſie dramatiſch auflehnen und ſprechen laͤßt. — Wie oben in der Betrachtung des Rechtes,

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/198>, abgerufen am 20.04.2024.