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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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auch wieder 2) das Bedürfniß von Zweien seyn
kann. Sie hat Einerseits einen individuellen
Werth
, durch das, was sie im unmittelbaren
Gebrauch oder im directen Genuß ist, andrer-
seits einen geselligen Werth, durch das, was
sie im mittelbaren Gebrauch ist, oder im Tausch
und im Handel. Jede Sache ist zuerst un-
mittelbar an ihren Eigenthümer gebunden, und
dann ist sie auch wieder ein Band zwischen dem
Eigenthümer und seinen Nebenmenschen. Jede
Sache ist, weil sie gebraucht, verzehrt und ge-
nossen werden kann, dem einzelnen Menschen
unterworfen, sie ist Gegenstand des Privat-
Eigenthums; aber die, auch gegen Sachen gerechte
Natur, hat ihr eine andre Eigenschaft gegeben:
die nehmlich, daß sie von Mehreren begehrt
werden kann, kraft deren sie gewissermaßen frei
und persönlich zu nennen ist; sie ist Gegenstand
des National-Eigenthums, und nicht bloß des
Privat-Eigenthums. --

Die Distinction dieser beiden Eigenschaften,
so wichtig und folgenreich sie für die Finanz-Lehre
auch seyn mag, klingt in unserem Zeitalter höchst
spitzfindig; und dennoch wurde sie von allen Ge-
setzgebungen, welche der Natur der menschlichen
und gesellschaftlichen Verhältnisse treu geblieben
sind, anerkannt. Jene Holländischen Kaufleute,

auch wieder 2) das Beduͤrfniß von Zweien ſeyn
kann. Sie hat Einerſeits einen individuellen
Werth
, durch das, was ſie im unmittelbaren
Gebrauch oder im directen Genuß iſt, andrer-
ſeits einen geſelligen Werth, durch das, was
ſie im mittelbaren Gebrauch iſt, oder im Tauſch
und im Handel. Jede Sache iſt zuerſt un-
mittelbar an ihren Eigenthuͤmer gebunden, und
dann iſt ſie auch wieder ein Band zwiſchen dem
Eigenthuͤmer und ſeinen Nebenmenſchen. Jede
Sache iſt, weil ſie gebraucht, verzehrt und ge-
noſſen werden kann, dem einzelnen Menſchen
unterworfen, ſie iſt Gegenſtand des Privat-
Eigenthums; aber die, auch gegen Sachen gerechte
Natur, hat ihr eine andre Eigenſchaft gegeben:
die nehmlich, daß ſie von Mehreren begehrt
werden kann, kraft deren ſie gewiſſermaßen frei
und perſoͤnlich zu nennen iſt; ſie iſt Gegenſtand
des National-Eigenthums, und nicht bloß des
Privat-Eigenthums. —

Die Diſtinction dieſer beiden Eigenſchaften,
ſo wichtig und folgenreich ſie fuͤr die Finanz-Lehre
auch ſeyn mag, klingt in unſerem Zeitalter hoͤchſt
ſpitzfindig; und dennoch wurde ſie von allen Ge-
ſetzgebungen, welche der Natur der menſchlichen
und geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe treu geblieben
ſind, anerkannt. Jene Hollaͤndiſchen Kaufleute,

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[182/0190] auch wieder 2) das Beduͤrfniß von Zweien ſeyn kann. Sie hat Einerſeits einen individuellen Werth, durch das, was ſie im unmittelbaren Gebrauch oder im directen Genuß iſt, andrer- ſeits einen geſelligen Werth, durch das, was ſie im mittelbaren Gebrauch iſt, oder im Tauſch und im Handel. Jede Sache iſt zuerſt un- mittelbar an ihren Eigenthuͤmer gebunden, und dann iſt ſie auch wieder ein Band zwiſchen dem Eigenthuͤmer und ſeinen Nebenmenſchen. Jede Sache iſt, weil ſie gebraucht, verzehrt und ge- noſſen werden kann, dem einzelnen Menſchen unterworfen, ſie iſt Gegenſtand des Privat- Eigenthums; aber die, auch gegen Sachen gerechte Natur, hat ihr eine andre Eigenſchaft gegeben: die nehmlich, daß ſie von Mehreren begehrt werden kann, kraft deren ſie gewiſſermaßen frei und perſoͤnlich zu nennen iſt; ſie iſt Gegenſtand des National-Eigenthums, und nicht bloß des Privat-Eigenthums. — Die Diſtinction dieſer beiden Eigenſchaften, ſo wichtig und folgenreich ſie fuͤr die Finanz-Lehre auch ſeyn mag, klingt in unſerem Zeitalter hoͤchſt ſpitzfindig; und dennoch wurde ſie von allen Ge- ſetzgebungen, welche der Natur der menſchlichen und geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe treu geblieben ſind, anerkannt. Jene Hollaͤndiſchen Kaufleute,

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/190>, abgerufen am 28.03.2024.