Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Immer wird es eben so sehr darauf ankommen, daß die
gewonnenen Sachen wieder die productive Kraft der Personen
erhöhen, also könnte man eben so einseitig, jedoch mit nicht
minderem Rechte die Productionskraft der Personen zum
Zweck der Nationalökonomie erheben. Wir wollen also dem
am Ende des ersten Kapitels aufgestellten Grundsatze gemäß,
die Nationalökonomie so definiren, daß sie die Wissenschaft
der Erhaltung, Belebung, Verinnigung, erstlich, des Ver-
hältnisses der Personen und Sachen zu einander, zweytens,
des Verhältnisses der Personen und Sachen zu dem Staate
sey.

Es kann nicht fehlen, daß wir wegen dieser Erklärung
den Vorwurf hören werden, was wir meinten, sey die
Staatslehre überhaupt, und unsere Definition könnte eben so
gut für die Wissenschaft des Rechtes, als für die National-
ökonomie gelten. Darauf erwiedern wir: die Oekonomie, das
Recht, ja auch die militärische Vertheidigung des Ganzen,
und die Religion wie die Erziehung, treffen alle in höchster
Instanz zusammen. Nur in wie fern der Gelehrte oder der
Staatsmann sich auf den Standpunct hin begibt, wo sie
alle zusammen treffen, und wo sich eine abgesonderte Defini-
tion einer von ihnen nicht weiter geben läßt, kann er das
ökonomische, juristische, militärische, diplomatische Interesse
des Ganzen wahrhaft übersehen und besorgen, nur in so fern
kann er das religiöse Band, welches alle diese Interessen un-
auflöslich verknüpft, festhalten und schützen.

Das Recht und die Waffen, haben wir oben gesagt,
müssen als integrirende Theile des Staatsvermögens angesehen

Theoret. Theil B

Immer wird es eben ſo ſehr darauf ankommen, daß die
gewonnenen Sachen wieder die productive Kraft der Perſonen
erhoͤhen, alſo koͤnnte man eben ſo einſeitig, jedoch mit nicht
minderem Rechte die Productionskraft der Perſonen zum
Zweck der Nationaloͤkonomie erheben. Wir wollen alſo dem
am Ende des erſten Kapitels aufgeſtellten Grundſatze gemaͤß,
die Nationaloͤkonomie ſo definiren, daß ſie die Wiſſenſchaft
der Erhaltung, Belebung, Verinnigung, erſtlich, des Ver-
haͤltniſſes der Perſonen und Sachen zu einander, zweytens,
des Verhaͤltniſſes der Perſonen und Sachen zu dem Staate
ſey.

Es kann nicht fehlen, daß wir wegen dieſer Erklaͤrung
den Vorwurf hoͤren werden, was wir meinten, ſey die
Staatslehre uͤberhaupt, und unſere Definition koͤnnte eben ſo
gut fuͤr die Wiſſenſchaft des Rechtes, als fuͤr die National-
oͤkonomie gelten. Darauf erwiedern wir: die Oekonomie, das
Recht, ja auch die militaͤriſche Vertheidigung des Ganzen,
und die Religion wie die Erziehung, treffen alle in hoͤchſter
Inſtanz zuſammen. Nur in wie fern der Gelehrte oder der
Staatsmann ſich auf den Standpunct hin begibt, wo ſie
alle zuſammen treffen, und wo ſich eine abgeſonderte Defini-
tion einer von ihnen nicht weiter geben laͤßt, kann er das
oͤkonomiſche, juriſtiſche, militaͤriſche, diplomatiſche Intereſſe
des Ganzen wahrhaft uͤberſehen und beſorgen, nur in ſo fern
kann er das religioͤſe Band, welches alle dieſe Intereſſen un-
aufloͤslich verknuͤpft, feſthalten und ſchuͤtzen.

Das Recht und die Waffen, haben wir oben geſagt,
muͤſſen als integrirende Theile des Staatsvermoͤgens angeſehen

Theoret. Theil B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0031" n="17"/>
          <p>Immer wird es eben &#x017F;o &#x017F;ehr darauf ankommen, daß die<lb/>
gewonnenen Sachen wieder die productive Kraft der Per&#x017F;onen<lb/>
erho&#x0364;hen, al&#x017F;o ko&#x0364;nnte man eben &#x017F;o ein&#x017F;eitig, jedoch mit nicht<lb/>
minderem Rechte die Productionskraft der Per&#x017F;onen zum<lb/>
Zweck der Nationalo&#x0364;konomie erheben. Wir wollen al&#x017F;o dem<lb/>
am Ende des er&#x017F;ten Kapitels aufge&#x017F;tellten Grund&#x017F;atze gema&#x0364;ß,<lb/>
die Nationalo&#x0364;konomie &#x017F;o definiren, daß &#x017F;ie die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
der Erhaltung, Belebung, Verinnigung, <hi rendition="#g">er&#x017F;tlich,</hi> des Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es der Per&#x017F;onen und Sachen zu einander, <hi rendition="#g">zweytens,</hi><lb/>
des Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es der Per&#x017F;onen und Sachen zu dem Staate<lb/>
&#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Es kann nicht fehlen, daß wir wegen die&#x017F;er Erkla&#x0364;rung<lb/>
den Vorwurf ho&#x0364;ren werden, was wir meinten, &#x017F;ey die<lb/>
Staatslehre u&#x0364;berhaupt, und un&#x017F;ere Definition ko&#x0364;nnte eben &#x017F;o<lb/>
gut fu&#x0364;r die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft des Rechtes, als fu&#x0364;r die National-<lb/>
o&#x0364;konomie gelten. Darauf erwiedern wir: die Oekonomie, das<lb/>
Recht, ja auch die milita&#x0364;ri&#x017F;che Vertheidigung des Ganzen,<lb/>
und die Religion wie die Erziehung, treffen alle in ho&#x0364;ch&#x017F;ter<lb/>
In&#x017F;tanz zu&#x017F;ammen. Nur in wie fern der Gelehrte oder der<lb/>
Staatsmann &#x017F;ich auf den Standpunct hin begibt, wo &#x017F;ie<lb/>
alle zu&#x017F;ammen treffen, und wo &#x017F;ich eine abge&#x017F;onderte Defini-<lb/>
tion einer von ihnen nicht weiter geben la&#x0364;ßt, kann er das<lb/>
o&#x0364;konomi&#x017F;che, juri&#x017F;ti&#x017F;che, milita&#x0364;ri&#x017F;che, diplomati&#x017F;che Intere&#x017F;&#x017F;e<lb/>
des Ganzen wahrhaft u&#x0364;ber&#x017F;ehen und be&#x017F;orgen, nur in &#x017F;o fern<lb/>
kann er das religio&#x0364;&#x017F;e Band, welches alle die&#x017F;e Intere&#x017F;&#x017F;en un-<lb/>
auflo&#x0364;slich verknu&#x0364;pft, fe&#x017F;thalten und &#x017F;chu&#x0364;tzen.</p><lb/>
          <p>Das Recht und die Waffen, haben wir oben ge&#x017F;agt,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en als integrirende Theile des Staatsvermo&#x0364;gens ange&#x017F;ehen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Theoret. Theil B</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0031] Immer wird es eben ſo ſehr darauf ankommen, daß die gewonnenen Sachen wieder die productive Kraft der Perſonen erhoͤhen, alſo koͤnnte man eben ſo einſeitig, jedoch mit nicht minderem Rechte die Productionskraft der Perſonen zum Zweck der Nationaloͤkonomie erheben. Wir wollen alſo dem am Ende des erſten Kapitels aufgeſtellten Grundſatze gemaͤß, die Nationaloͤkonomie ſo definiren, daß ſie die Wiſſenſchaft der Erhaltung, Belebung, Verinnigung, erſtlich, des Ver- haͤltniſſes der Perſonen und Sachen zu einander, zweytens, des Verhaͤltniſſes der Perſonen und Sachen zu dem Staate ſey. Es kann nicht fehlen, daß wir wegen dieſer Erklaͤrung den Vorwurf hoͤren werden, was wir meinten, ſey die Staatslehre uͤberhaupt, und unſere Definition koͤnnte eben ſo gut fuͤr die Wiſſenſchaft des Rechtes, als fuͤr die National- oͤkonomie gelten. Darauf erwiedern wir: die Oekonomie, das Recht, ja auch die militaͤriſche Vertheidigung des Ganzen, und die Religion wie die Erziehung, treffen alle in hoͤchſter Inſtanz zuſammen. Nur in wie fern der Gelehrte oder der Staatsmann ſich auf den Standpunct hin begibt, wo ſie alle zuſammen treffen, und wo ſich eine abgeſonderte Defini- tion einer von ihnen nicht weiter geben laͤßt, kann er das oͤkonomiſche, juriſtiſche, militaͤriſche, diplomatiſche Intereſſe des Ganzen wahrhaft uͤberſehen und beſorgen, nur in ſo fern kann er das religioͤſe Band, welches alle dieſe Intereſſen un- aufloͤslich verknuͤpft, feſthalten und ſchuͤtzen. Das Recht und die Waffen, haben wir oben geſagt, muͤſſen als integrirende Theile des Staatsvermoͤgens angeſehen Theoret. Theil B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/31
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/31>, abgerufen am 28.03.2024.