Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
Und that einen Schwur
So lange mein Auge noch Thränen weint,
Zu trauren um diesen einen Freund,
Denn diesen einen Freund hatt' ich nur. --

Um diese Zeit machte er nun auch durch den
Sohn des Kantors W. . . eine sehr interessante
Bekanntschaft mit dem philosophischen Essig¬
brauer, womit ihn dieser schon vor einem halben
Jahre hatte bekannt machen wollen, und immer
nicht dazu gekommen war. --

W. . . hohlte ihn also eines Abends ab, und
Reiser war voller Erwartung -- unterwegs un¬
terrichtete ihn W. . ., wie er sich bei dem Essig¬
brauer nehmen, daß er nicht guten Abend, und
wenn er wegginge nicht gute Nacht sagen solle.
-- Dann kamen sie auf der langen Osterstraße
die voller altfränkischen Häuser ist, durch den
großen Thorweg über einen langen Hof in das
Brauhaus, wo der Essigbrauer hinten hinaus
sein abgesondertes Revier hatte, in welchem die
Fässer in einem großen Verschlage, wo beständig
eingeheitzt ist, Reihenweise nebeneinanderstanden,

Und that einen Schwur
So lange mein Auge noch Thraͤnen weint,
Zu trauren um dieſen einen Freund,
Denn dieſen einen Freund hatt' ich nur. —

Um dieſe Zeit machte er nun auch durch den
Sohn des Kantors W. . . eine ſehr intereſſante
Bekanntſchaft mit dem philoſophiſchen Eſſig¬
brauer, womit ihn dieſer ſchon vor einem halben
Jahre hatte bekannt machen wollen, und immer
nicht dazu gekommen war. —

W. . . hohlte ihn alſo eines Abends ab, und
Reiſer war voller Erwartung — unterwegs un¬
terrichtete ihn W. . ., wie er ſich bei dem Eſſig¬
brauer nehmen, daß er nicht guten Abend, und
wenn er wegginge nicht gute Nacht ſagen ſolle.
— Dann kamen ſie auf der langen Oſterſtraße
die voller altfraͤnkiſchen Haͤuſer iſt, durch den
großen Thorweg uͤber einen langen Hof in das
Brauhaus, wo der Eſſigbrauer hinten hinaus
ſein abgeſondertes Revier hatte, in welchem die
Faͤſſer in einem großen Verſchlage, wo beſtaͤndig
eingeheitzt iſt, Reihenweiſe nebeneinanderſtanden‚

<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <pb facs="#f0136" n="126"/>
        <lg n="4">
          <l>Und that einen Schwur</l><lb/>
          <l>So lange mein Auge noch Thra&#x0364;nen weint,</l><lb/>
          <l>Zu trauren um die&#x017F;en einen Freund,</l><lb/>
          <l>Denn die&#x017F;en einen Freund hatt' ich nur. &#x2014;</l><lb/>
        </lg>
      </lg>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <p>Um die&#x017F;e Zeit machte er nun auch durch den<lb/>
Sohn des Kantors W. . . eine &#x017F;ehr intere&#x017F;&#x017F;ante<lb/>
Bekannt&#x017F;chaft mit dem philo&#x017F;ophi&#x017F;chen E&#x017F;&#x017F;ig¬<lb/>
brauer, womit ihn die&#x017F;er &#x017F;chon vor einem halben<lb/>
Jahre hatte bekannt machen wollen, und immer<lb/>
nicht dazu gekommen war. &#x2014;</p><lb/>
      <p>W. . . hohlte ihn al&#x017F;o eines Abends ab, und<lb/>
Rei&#x017F;er war voller Erwartung &#x2014; unterwegs un¬<lb/>
terrichtete ihn W. . ., wie er &#x017F;ich bei dem E&#x017F;&#x017F;ig¬<lb/>
brauer nehmen, daß er nicht guten Abend, und<lb/>
wenn er wegginge nicht gute Nacht &#x017F;agen &#x017F;olle.<lb/>
&#x2014; Dann kamen &#x017F;ie auf der langen O&#x017F;ter&#x017F;traße<lb/>
die voller altfra&#x0364;nki&#x017F;chen Ha&#x0364;u&#x017F;er i&#x017F;t, durch den<lb/>
großen Thorweg u&#x0364;ber einen langen Hof in das<lb/>
Brauhaus, wo der E&#x017F;&#x017F;igbrauer hinten hinaus<lb/>
&#x017F;ein abge&#x017F;ondertes Revier hatte, in welchem die<lb/>
Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er in einem großen Ver&#x017F;chlage, wo be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
eingeheitzt i&#x017F;t, Reihenwei&#x017F;e nebeneinander&#x017F;tanden&#x201A;<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0136] Und that einen Schwur So lange mein Auge noch Thraͤnen weint, Zu trauren um dieſen einen Freund, Denn dieſen einen Freund hatt' ich nur. — Um dieſe Zeit machte er nun auch durch den Sohn des Kantors W. . . eine ſehr intereſſante Bekanntſchaft mit dem philoſophiſchen Eſſig¬ brauer, womit ihn dieſer ſchon vor einem halben Jahre hatte bekannt machen wollen, und immer nicht dazu gekommen war. — W. . . hohlte ihn alſo eines Abends ab, und Reiſer war voller Erwartung — unterwegs un¬ terrichtete ihn W. . ., wie er ſich bei dem Eſſig¬ brauer nehmen, daß er nicht guten Abend, und wenn er wegginge nicht gute Nacht ſagen ſolle. — Dann kamen ſie auf der langen Oſterſtraße die voller altfraͤnkiſchen Haͤuſer iſt, durch den großen Thorweg uͤber einen langen Hof in das Brauhaus, wo der Eſſigbrauer hinten hinaus ſein abgeſondertes Revier hatte, in welchem die Faͤſſer in einem großen Verſchlage, wo beſtaͤndig eingeheitzt iſt, Reihenweiſe nebeneinanderſtanden‚

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/136
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/136>, abgerufen am 29.03.2024.