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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Immer neuen,
Seltsamsten Tochter Jovis,
Seinem Schooßkinde,
Der Phantasie.

Denn ihr hat er
Alle Launen,
Die er sonst nur allein
Sich vorbehält,
Zugestanden,
Und hat seine Freude
An der Thörin.
Sie mag rosenbekränzt
Mit dem Lilienstängel
Blumenthäler betreten,
Sommervögeln gebieten,
Und leichtnährenden Thau
Mit Bienenlippen
Von Blüthen saugen:
Oder sie mag
Mit fliegendem Haar
Und düsterm Blicke
Im Winde sausen
Um Felsenwände,
Und tausendfarbig,
Wie Morgen und Abend,

Immer neuen,
Seltſamſten Tochter Jovis,
Seinem Schooßkinde,
Der Phantaſie.

Denn ihr hat er
Alle Launen,
Die er ſonſt nur allein
Sich vorbehaͤlt,
Zugeſtanden,
Und hat ſeine Freude
An der Thoͤrin.
Sie mag roſenbekraͤnzt
Mit dem Lilienſtaͤngel
Blumenthaͤler betreten,
Sommervoͤgeln gebieten,
Und leichtnaͤhrenden Thau
Mit Bienenlippen
Von Bluͤthen ſaugen:
Oder ſie mag
Mit fliegendem Haar
Und duͤſterm Blicke
Im Winde ſauſen
Um Felſenwaͤnde,
Und tauſendfarbig,
Wie Morgen und Abend,
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[10/0030] Immer neuen, Seltſamſten Tochter Jovis, Seinem Schooßkinde, Der Phantaſie. Denn ihr hat er Alle Launen, Die er ſonſt nur allein Sich vorbehaͤlt, Zugeſtanden, Und hat ſeine Freude An der Thoͤrin. Sie mag roſenbekraͤnzt Mit dem Lilienſtaͤngel Blumenthaͤler betreten, Sommervoͤgeln gebieten, Und leichtnaͤhrenden Thau Mit Bienenlippen Von Bluͤthen ſaugen: Oder ſie mag Mit fliegendem Haar Und duͤſterm Blicke Im Winde ſauſen Um Felſenwaͤnde, Und tauſendfarbig, Wie Morgen und Abend,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/30>, abgerufen am 18.04.2024.