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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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Stoff einer Vorstellung; dasjenige, wodurch ihre Beziehung auf das Gemüth (§. IV.) im Bewußtseyn möglich wird, und was also durch eine Handlung des Gemüthes müßte bestimmt worden seyn -- ihre Form. Weder die Eine, noch die Andere ist für sich allein im Bewußtseyn möglich und eine Vorstellung.

Aber was heißt das: etwas in der Vorstellung wird durch etwas von ihr und dem Gemüthe verschiedenes, oder durch etwas von ihr und dem Gegenstande verschiedenes bestimmt und hervorgebracht? Soll dieses heißen: dieses Etwas in der Vorstellung ist eine Realwirkung vom Gegenstande oder Subjekte, als ihrer Ursache? Dies kann nicht seyn, weil das Verhältniß von Ursache und Wirkung nur zwischen reellen Objekten der Erfahrung (Wahrnehmungen) statt finden kann; nicht aber zwischen diesen und den Jdeen von Subjekt und Objekt überhaupt.

Es kann also nichts anders heißen, als: zur innern Möglichkeit einer Vorstellung gehören zwei heterogene Bestandtheile: ein Stoff und eine Form; jener ist dasjenige in der Vorstellung, wodurch sie nicht bloß Vorstellung überhaupt, sondern eine bestimmte Vorstellung ist.

Diese ist dasjenige, wodurch die Vorstellung überhaupt, und das ihr mit andern ihrer Art ge-


Stoff einer Vorstellung; dasjenige, wodurch ihre Beziehung auf das Gemuͤth (§. IV.) im Bewußtseyn moͤglich wird, und was also durch eine Handlung des Gemuͤthes muͤßte bestimmt worden seyn — ihre Form. Weder die Eine, noch die Andere ist fuͤr sich allein im Bewußtseyn moͤglich und eine Vorstellung.

Aber was heißt das: etwas in der Vorstellung wird durch etwas von ihr und dem Gemuͤthe verschiedenes, oder durch etwas von ihr und dem Gegenstande verschiedenes bestimmt und hervorgebracht? Soll dieses heißen: dieses Etwas in der Vorstellung ist eine Realwirkung vom Gegenstande oder Subjekte, als ihrer Ursache? Dies kann nicht seyn, weil das Verhaͤltniß von Ursache und Wirkung nur zwischen reellen Objekten der Erfahrung (Wahrnehmungen) statt finden kann; nicht aber zwischen diesen und den Jdeen von Subjekt und Objekt uͤberhaupt.

Es kann also nichts anders heißen, als: zur innern Moͤglichkeit einer Vorstellung gehoͤren zwei heterogene Bestandtheile: ein Stoff und eine Form; jener ist dasjenige in der Vorstellung, wodurch sie nicht bloß Vorstellung uͤberhaupt, sondern eine bestimmte Vorstellung ist.

Diese ist dasjenige, wodurch die Vorstellung uͤberhaupt, und das ihr mit andern ihrer Art ge-

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[13/0013] Stoff einer Vorstellung; dasjenige, wodurch ihre Beziehung auf das Gemuͤth (§. IV.) im Bewußtseyn moͤglich wird, und was also durch eine Handlung des Gemuͤthes muͤßte bestimmt worden seyn — ihre Form. Weder die Eine, noch die Andere ist fuͤr sich allein im Bewußtseyn moͤglich und eine Vorstellung. Aber was heißt das: etwas in der Vorstellung wird durch etwas von ihr und dem Gemuͤthe verschiedenes, oder durch etwas von ihr und dem Gegenstande verschiedenes bestimmt und hervorgebracht? Soll dieses heißen: dieses Etwas in der Vorstellung ist eine Realwirkung vom Gegenstande oder Subjekte, als ihrer Ursache? Dies kann nicht seyn, weil das Verhaͤltniß von Ursache und Wirkung nur zwischen reellen Objekten der Erfahrung (Wahrnehmungen) statt finden kann; nicht aber zwischen diesen und den Jdeen von Subjekt und Objekt uͤberhaupt. Es kann also nichts anders heißen, als: zur innern Moͤglichkeit einer Vorstellung gehoͤren zwei heterogene Bestandtheile: ein Stoff und eine Form; jener ist dasjenige in der Vorstellung, wodurch sie nicht bloß Vorstellung uͤberhaupt, sondern eine bestimmte Vorstellung ist. Diese ist dasjenige, wodurch die Vorstellung uͤberhaupt, und das ihr mit andern ihrer Art ge-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/13>, abgerufen am 20.04.2024.