Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


ein Vergnügen, welches man sich wohl unter dem Umgange der Seeligen und mit Gott selbst, im Himmel, zu gedenken pflegt. Und dies war es, was er, da er nun durch Mühe, Arbeit, und ausserordentliche Einschränkung und Entbehrung aus seinen Schulden gekommen war, noch vor seinem Tode zu erlangen wünschte.

Hiezu hatte er aber fürs erste noch keine Aussicht, und das frohe Wohlbehagen nun außer Schulden zu seyn, welches ihm um desto angenehmer seyn mußte, je fataler es ihm gewesen war in Schulden zu stecken, und je mehr er daher gewünscht hatte, daraus befreit zu werden, wurde ihm durch diesen Wunsch wirklich in etwas verleidet.

Seine Lektüre machte ihm unterdessen das größte Vergnügen, vermehrte aber auch zugleich seinen Wunsch, mit einem vorzüglichen Schriftsteller bekannt zu werden.

Unter den vielerlei pädagogischen Schriften die er las, bekam er auch die Schriften eines gewissen Gelehrten zu lesen, welcher damals durch seine Schriften, in Ansehung der Menschen, eine ganz neue Welt formen zu wollen schien.

Diese Schriften stimmten völlig mit seiner gegenwärtigen Denkungsart überein. -- Er hatte auch schon eher eine der Schriften dieses Verfassers gelesen, und durch deren Übereinstimmung mit seinem Plane, vorzüglich sich entschlossen, und die Kraft und den Muth bekommen, durch Mühe, Ar-


ein Vergnuͤgen, welches man sich wohl unter dem Umgange der Seeligen und mit Gott selbst, im Himmel, zu gedenken pflegt. Und dies war es, was er, da er nun durch Muͤhe, Arbeit, und ausserordentliche Einschraͤnkung und Entbehrung aus seinen Schulden gekommen war, noch vor seinem Tode zu erlangen wuͤnschte.

Hiezu hatte er aber fuͤrs erste noch keine Aussicht, und das frohe Wohlbehagen nun außer Schulden zu seyn, welches ihm um desto angenehmer seyn mußte, je fataler es ihm gewesen war in Schulden zu stecken, und je mehr er daher gewuͤnscht hatte, daraus befreit zu werden, wurde ihm durch diesen Wunsch wirklich in etwas verleidet.

Seine Lektuͤre machte ihm unterdessen das groͤßte Vergnuͤgen, vermehrte aber auch zugleich seinen Wunsch, mit einem vorzuͤglichen Schriftsteller bekannt zu werden.

Unter den vielerlei paͤdagogischen Schriften die er las, bekam er auch die Schriften eines gewissen Gelehrten zu lesen, welcher damals durch seine Schriften, in Ansehung der Menschen, eine ganz neue Welt formen zu wollen schien.

Diese Schriften stimmten voͤllig mit seiner gegenwaͤrtigen Denkungsart uͤberein. — Er hatte auch schon eher eine der Schriften dieses Verfassers gelesen, und durch deren Übereinstimmung mit seinem Plane, vorzuͤglich sich entschlossen, und die Kraft und den Muth bekommen, durch Muͤhe, Ar-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0087" n="87"/><lb/>
ein                         Vergnu&#x0364;gen, welches man sich wohl unter dem Umgange der Seeligen und mit Gott                         selbst, im Himmel, zu gedenken pflegt. Und dies war es, was er, da er nun                         durch Mu&#x0364;he, Arbeit, und ausserordentliche Einschra&#x0364;nkung und Entbehrung aus                         seinen Schulden gekommen war, noch vor seinem Tode zu erlangen wu&#x0364;nschte. </p>
            <p>Hiezu hatte er aber fu&#x0364;rs erste noch keine Aussicht, und das frohe Wohlbehagen                         nun außer Schulden zu seyn, welches ihm um desto angenehmer seyn mußte, je                         fataler es ihm gewesen war in Schulden zu stecken, und je mehr er daher                         gewu&#x0364;nscht hatte, daraus befreit zu werden, wurde ihm durch diesen Wunsch                         wirklich in etwas verleidet. </p>
            <p>Seine Lektu&#x0364;re machte ihm unterdessen das gro&#x0364;ßte Vergnu&#x0364;gen, vermehrte aber                         auch zugleich seinen Wunsch, mit einem vorzu&#x0364;glichen Schriftsteller bekannt                         zu werden. </p>
            <p>Unter den vielerlei pa&#x0364;dagogischen Schriften die er las, bekam er auch die                         Schriften eines gewissen Gelehrten zu lesen, welcher damals durch seine                         Schriften, in Ansehung der Menschen, eine ganz neue Welt formen zu wollen                         schien. </p>
            <p>Diese Schriften stimmten vo&#x0364;llig mit seiner gegenwa&#x0364;rtigen Denkungsart u&#x0364;berein.                         &#x2014; Er hatte auch schon eher eine der Schriften dieses Verfassers gelesen, und                         durch deren Übereinstimmung mit seinem Plane, vorzu&#x0364;glich sich entschlossen,                         und die Kraft und den Muth bekommen, durch Mu&#x0364;he, Ar-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0087] ein Vergnuͤgen, welches man sich wohl unter dem Umgange der Seeligen und mit Gott selbst, im Himmel, zu gedenken pflegt. Und dies war es, was er, da er nun durch Muͤhe, Arbeit, und ausserordentliche Einschraͤnkung und Entbehrung aus seinen Schulden gekommen war, noch vor seinem Tode zu erlangen wuͤnschte. Hiezu hatte er aber fuͤrs erste noch keine Aussicht, und das frohe Wohlbehagen nun außer Schulden zu seyn, welches ihm um desto angenehmer seyn mußte, je fataler es ihm gewesen war in Schulden zu stecken, und je mehr er daher gewuͤnscht hatte, daraus befreit zu werden, wurde ihm durch diesen Wunsch wirklich in etwas verleidet. Seine Lektuͤre machte ihm unterdessen das groͤßte Vergnuͤgen, vermehrte aber auch zugleich seinen Wunsch, mit einem vorzuͤglichen Schriftsteller bekannt zu werden. Unter den vielerlei paͤdagogischen Schriften die er las, bekam er auch die Schriften eines gewissen Gelehrten zu lesen, welcher damals durch seine Schriften, in Ansehung der Menschen, eine ganz neue Welt formen zu wollen schien. Diese Schriften stimmten voͤllig mit seiner gegenwaͤrtigen Denkungsart uͤberein. — Er hatte auch schon eher eine der Schriften dieses Verfassers gelesen, und durch deren Übereinstimmung mit seinem Plane, vorzuͤglich sich entschlossen, und die Kraft und den Muth bekommen, durch Muͤhe, Ar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/87
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/87>, abgerufen am 20.04.2024.