Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


sen Kindern, und freuete sich bei dieser Vorstellung schon im Voraus darauf, wie er seine Beleidiger alsdann, nach dem Beispiele seines Schulmeisters, recht züchtigen wollte. Diese Jdee, ein Schulmeister zu werden, verdrängte also die Jdee, ein Kuhhirte zu werden, und daß um so eher und stärker, da sie sowohl bei seinen Eltern, als auch bei seinem Lehrer den größten Beifall erhielt. --

Hierzu wurde nun aber auch erfordert, Singen zu lernen. Sobald er nun in der Schule so weit gekommen war, daß er mit im Gesangbuche las, wurden zu Hause auch hierin Uebungen von ihm vorgenommen; da er sich denn besonders die Gesänge von der Beschreibung des Himmels und der dortigen Herrlichkeiten aufsuchte, und sie auf seine eigene Weise, nach seiner jedesmaligen Empfindung, jedoch immer mehr wegen des Beispiels seines Lehrers mit tiefen als hohen Tönen durchsang. Dies war eine angenehme Sache für ihn; denn in der Jdeenverbindung, in welcher hier oftmals der Name Christus vorkam, dachte er sich Christum immer als den ihm von seiner Mutter unter dem Namen Heiliger Christ so sehr gerühmten Weihnachtsmann, mit den von denselben herrührenden herrlichen Weihnachtsgaben; und bei dem Worte Himmel schwebte ihm immer wieder die Erleuchtung auf dem P. Brunnen


sen Kindern, und freuete sich bei dieser Vorstellung schon im Voraus darauf, wie er seine Beleidiger alsdann, nach dem Beispiele seines Schulmeisters, recht zuͤchtigen wollte. Diese Jdee, ein Schulmeister zu werden, verdraͤngte also die Jdee, ein Kuhhirte zu werden, und daß um so eher und staͤrker, da sie sowohl bei seinen Eltern, als auch bei seinem Lehrer den groͤßten Beifall erhielt. —

Hierzu wurde nun aber auch erfordert, Singen zu lernen. Sobald er nun in der Schule so weit gekommen war, daß er mit im Gesangbuche las, wurden zu Hause auch hierin Uebungen von ihm vorgenommen; da er sich denn besonders die Gesaͤnge von der Beschreibung des Himmels und der dortigen Herrlichkeiten aufsuchte, und sie auf seine eigene Weise, nach seiner jedesmaligen Empfindung, jedoch immer mehr wegen des Beispiels seines Lehrers mit tiefen als hohen Toͤnen durchsang. Dies war eine angenehme Sache fuͤr ihn; denn in der Jdeenverbindung, in welcher hier oftmals der Name Christus vorkam, dachte er sich Christum immer als den ihm von seiner Mutter unter dem Namen Heiliger Christ so sehr geruͤhmten Weihnachtsmann, mit den von denselben herruͤhrenden herrlichen Weihnachtsgaben; und bei dem Worte Himmel schwebte ihm immer wieder die Erleuchtung auf dem P. Brunnen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0110" n="110"/><lb/>
sen                         Kindern, und freuete sich bei dieser Vorstellung schon im Voraus darauf, wie                         er seine Beleidiger alsdann, nach dem Beispiele seines Schulmeisters, recht                         zu&#x0364;chtigen wollte. Diese Jdee, ein Schulmeister zu werden, verdra&#x0364;ngte also                         die Jdee, ein Kuhhirte zu werden, und daß um so eher und sta&#x0364;rker, da sie                         sowohl bei seinen Eltern, als auch bei seinem Lehrer den gro&#x0364;ßten Beifall                         erhielt. &#x2014; </p>
            <p>Hierzu wurde nun aber auch erfordert, Singen zu lernen. Sobald er nun in der                         Schule so weit gekommen war, daß er mit im Gesangbuche las, wurden zu Hause                         auch hierin Uebungen von ihm vorgenommen; da er sich denn besonders die                         Gesa&#x0364;nge von der Beschreibung des Himmels und der dortigen Herrlichkeiten                         aufsuchte, und sie auf seine eigene Weise, nach seiner jedesmaligen                         Empfindung, jedoch immer mehr wegen des Beispiels seines Lehrers mit tiefen                         als hohen To&#x0364;nen durchsang. Dies war eine angenehme Sache fu&#x0364;r ihn; denn in                         der Jdeenverbindung, in welcher hier oftmals der Name Christus vorkam,                         dachte er sich Christum immer als den ihm von seiner Mutter unter dem Namen                         Heiliger Christ so sehr geru&#x0364;hmten Weihnachtsmann, mit den von denselben                         herru&#x0364;hrenden herrlichen Weihnachtsgaben; und bei dem Worte Himmel schwebte                         ihm immer wieder die Erleuchtung auf dem P. Brunnen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0110] sen Kindern, und freuete sich bei dieser Vorstellung schon im Voraus darauf, wie er seine Beleidiger alsdann, nach dem Beispiele seines Schulmeisters, recht zuͤchtigen wollte. Diese Jdee, ein Schulmeister zu werden, verdraͤngte also die Jdee, ein Kuhhirte zu werden, und daß um so eher und staͤrker, da sie sowohl bei seinen Eltern, als auch bei seinem Lehrer den groͤßten Beifall erhielt. — Hierzu wurde nun aber auch erfordert, Singen zu lernen. Sobald er nun in der Schule so weit gekommen war, daß er mit im Gesangbuche las, wurden zu Hause auch hierin Uebungen von ihm vorgenommen; da er sich denn besonders die Gesaͤnge von der Beschreibung des Himmels und der dortigen Herrlichkeiten aufsuchte, und sie auf seine eigene Weise, nach seiner jedesmaligen Empfindung, jedoch immer mehr wegen des Beispiels seines Lehrers mit tiefen als hohen Toͤnen durchsang. Dies war eine angenehme Sache fuͤr ihn; denn in der Jdeenverbindung, in welcher hier oftmals der Name Christus vorkam, dachte er sich Christum immer als den ihm von seiner Mutter unter dem Namen Heiliger Christ so sehr geruͤhmten Weihnachtsmann, mit den von denselben herruͤhrenden herrlichen Weihnachtsgaben; und bei dem Worte Himmel schwebte ihm immer wieder die Erleuchtung auf dem P. Brunnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/110
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/110>, abgerufen am 23.04.2024.