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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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Speise sind uns auch nöthig, um der Schwachheit unserer Seele willen. Daher wir es in Demuth annehmen müssen, aber auch diese Speise der Tröstungen nicht länger behalten wollen, als Gott sie uns läßt, um unsern Weg in der Reinigung fortzusetzen.

Noch weniger aber müssen Sie verlangen, etwas deutliches in sich wahrzunehmen oder zu empfinden, oder eine große Veränderung zu erfahren; das erste ist ganz und gar wider Jhren Stand, dann Sie sollen keinen Lichtsweg gehen, sondern im dunkeln Glauben, in der dunkeln Glaubenswüste wandeln. Das letzte aber, eine große Veränderung zu erfahren, das ist, das würklich verborgene Leben mit Christo in Gott, darzu ist bei Jhnen die Zeit noch lange nicht. Sie werden aber nach und nach, und wann Sie in allem, wie ich oben gemeldet, getreu seyn werden, dahin geführet werden, daß Sie, obschon unter unzähligem Elend, das Zeugniß der Kindschaft Gottes in sich fühlen und empfinden werden.

Dieses sey für diesmal genug, zur Beantwortung dessen, was Sie von mir zu wissen verlangt haben. Die eigne Erfahrung und M. G. Schriften, werden Jhnen künftig, und nach und nach, mehreres aufschließen.



Speise sind uns auch noͤthig, um der Schwachheit unserer Seele willen. Daher wir es in Demuth annehmen muͤssen, aber auch diese Speise der Troͤstungen nicht laͤnger behalten wollen, als Gott sie uns laͤßt, um unsern Weg in der Reinigung fortzusetzen.

Noch weniger aber muͤssen Sie verlangen, etwas deutliches in sich wahrzunehmen oder zu empfinden, oder eine große Veraͤnderung zu erfahren; das erste ist ganz und gar wider Jhren Stand, dann Sie sollen keinen Lichtsweg gehen, sondern im dunkeln Glauben, in der dunkeln Glaubenswuͤste wandeln. Das letzte aber, eine große Veraͤnderung zu erfahren, das ist, das wuͤrklich verborgene Leben mit Christo in Gott, darzu ist bei Jhnen die Zeit noch lange nicht. Sie werden aber nach und nach, und wann Sie in allem, wie ich oben gemeldet, getreu seyn werden, dahin gefuͤhret werden, daß Sie, obschon unter unzaͤhligem Elend, das Zeugniß der Kindschaft Gottes in sich fuͤhlen und empfinden werden.

Dieses sey fuͤr diesmal genug, zur Beantwortung dessen, was Sie von mir zu wissen verlangt haben. Die eigne Erfahrung und M. G. Schriften, werden Jhnen kuͤnftig, und nach und nach, mehreres aufschließen.


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[73/0073] Speise sind uns auch noͤthig, um der Schwachheit unserer Seele willen. Daher wir es in Demuth annehmen muͤssen, aber auch diese Speise der Troͤstungen nicht laͤnger behalten wollen, als Gott sie uns laͤßt, um unsern Weg in der Reinigung fortzusetzen. Noch weniger aber muͤssen Sie verlangen, etwas deutliches in sich wahrzunehmen oder zu empfinden, oder eine große Veraͤnderung zu erfahren; das erste ist ganz und gar wider Jhren Stand, dann Sie sollen keinen Lichtsweg gehen, sondern im dunkeln Glauben, in der dunkeln Glaubenswuͤste wandeln. Das letzte aber, eine große Veraͤnderung zu erfahren, das ist, das wuͤrklich verborgene Leben mit Christo in Gott, darzu ist bei Jhnen die Zeit noch lange nicht. Sie werden aber nach und nach, und wann Sie in allem, wie ich oben gemeldet, getreu seyn werden, dahin gefuͤhret werden, daß Sie, obschon unter unzaͤhligem Elend, das Zeugniß der Kindschaft Gottes in sich fuͤhlen und empfinden werden. Dieses sey fuͤr diesmal genug, zur Beantwortung dessen, was Sie von mir zu wissen verlangt haben. Die eigne Erfahrung und M. G. Schriften, werden Jhnen kuͤnftig, und nach und nach, mehreres aufschließen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/73>, abgerufen am 18.04.2024.