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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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über fast täglich vom Denken zum Empfinden, vom Empfinden wiederum zum Denken und Handeln übergegangen, und so habe ich mich auch durch die Dornen des Lebens gedrängt, ich weiß nicht wie.

Manches reine und edle Vergnügen haben mir meine Berufsgeschäfte gewährt, und wenn eine trübe Stunde kam, so hab ich doch immer wieder Muth gefaßt, und gedacht, es wird sich wieder aufklären, und das that es denn auch.

Mög' es nur so bleiben, wie es jetzt ist, so will ich zufrieden seyn.

Mittwoch den 12. December.

Warum sollte ich mir denn selbst unwichtig seyn? Was bin ich und hab' ich dann, als mich selber? Kann ich meine Persönlichkeit ablegen, und ein anderes Wesen seyn, wenn ich will?

Trübe Tage! trübe Stunden! lästige Zeit! Und das alles, weil mir das Gegenwärtige wieder so klein, so nichtswürdig vorkömmt. --

Aengstlich Streben hilft dir nichts, und macht dich elend! --

Aber ach, wenn ich nun ewig zurückbleibe im Staube, wenn ich am Ende allen Muth verliere -- o wehe, wehe mir! --

Jch werfe mich zu sehr weg -- das ist es, was mich jetzt unglücklich macht -- ich achte mich selber nicht mehr --

Lebe wieder auf mein Muth, sonst wirds zu spät!



uͤber fast taͤglich vom Denken zum Empfinden, vom Empfinden wiederum zum Denken und Handeln uͤbergegangen, und so habe ich mich auch durch die Dornen des Lebens gedraͤngt, ich weiß nicht wie.

Manches reine und edle Vergnuͤgen haben mir meine Berufsgeschaͤfte gewaͤhrt, und wenn eine truͤbe Stunde kam, so hab ich doch immer wieder Muth gefaßt, und gedacht, es wird sich wieder aufklaͤren, und das that es denn auch.

Moͤg' es nur so bleiben, wie es jetzt ist, so will ich zufrieden seyn.

Mittwoch den 12. December.

Warum sollte ich mir denn selbst unwichtig seyn? Was bin ich und hab' ich dann, als mich selber? Kann ich meine Persoͤnlichkeit ablegen, und ein anderes Wesen seyn, wenn ich will?

Truͤbe Tage! truͤbe Stunden! laͤstige Zeit! Und das alles, weil mir das Gegenwaͤrtige wieder so klein, so nichtswuͤrdig vorkoͤmmt. —

Aengstlich Streben hilft dir nichts, und macht dich elend! —

Aber ach, wenn ich nun ewig zuruͤckbleibe im Staube, wenn ich am Ende allen Muth verliere — o wehe, wehe mir! —

Jch werfe mich zu sehr weg — das ist es, was mich jetzt ungluͤcklich macht — ich achte mich selber nicht mehr —

Lebe wieder auf mein Muth, sonst wirds zu spaͤt!


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[50/0050] uͤber fast taͤglich vom Denken zum Empfinden, vom Empfinden wiederum zum Denken und Handeln uͤbergegangen, und so habe ich mich auch durch die Dornen des Lebens gedraͤngt, ich weiß nicht wie. Manches reine und edle Vergnuͤgen haben mir meine Berufsgeschaͤfte gewaͤhrt, und wenn eine truͤbe Stunde kam, so hab ich doch immer wieder Muth gefaßt, und gedacht, es wird sich wieder aufklaͤren, und das that es denn auch. Moͤg' es nur so bleiben, wie es jetzt ist, so will ich zufrieden seyn. Mittwoch den 12. December. Warum sollte ich mir denn selbst unwichtig seyn? Was bin ich und hab' ich dann, als mich selber? Kann ich meine Persoͤnlichkeit ablegen, und ein anderes Wesen seyn, wenn ich will? Truͤbe Tage! truͤbe Stunden! laͤstige Zeit! Und das alles, weil mir das Gegenwaͤrtige wieder so klein, so nichtswuͤrdig vorkoͤmmt. — Aengstlich Streben hilft dir nichts, und macht dich elend! — Aber ach, wenn ich nun ewig zuruͤckbleibe im Staube, wenn ich am Ende allen Muth verliere — o wehe, wehe mir! — Jch werfe mich zu sehr weg — das ist es, was mich jetzt ungluͤcklich macht — ich achte mich selber nicht mehr — Lebe wieder auf mein Muth, sonst wirds zu spaͤt!

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/50>, abgerufen am 29.03.2024.